Drücke „Enter”, um zum Inhalt zu springen.

Ticker 1/25

CBG Redaktion

Ticker Beilage zu  Stichwort Bayer 1/25

AKTION & KRITIK

Bhopal mahnt

Am 3. Dezember 1984 ereignete sich die Chemie-Katastrophe von Bhopal. In einer Pestizid-Fabrik des US-Unternehmens UNION CARBIDE explodierte ein mit Methylisocyanat gefüllter Tank. Allein in den ersten drei Tagen nach der Detonation starben 2.500 bis 3.000 Menschen; den Spätfolgen erlagen rund 20.000. Und noch heute bedrohen die damals freigesetzten Chemikalien die AnwohnerInnen, denn eine Sanierung des Geländes fand nie statt. Zum 40. Jahrestag erschienen viele Presseberichte. Aber sie behandelten das Unglück allesamt als ein singuläres Ereignis ohne Vor- und Nachgeschichte. Die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN hingegen hielt am 3. Dezember 2024 eine Mahnwache ab, um auf die permanente Gefahr aufmerksam zu machen, die durch die Chemie-Produktion droht. Aus gegebenem Anlass tat sie das in Leverkusen, denn im dortigen Chem„park“ der CURRENTA flog am 27. Juli 2021 ebenfalls ein Tank in die Luft, was sieben Menschen das Leben kostete. 

Es gibt jedoch direkte Bezüge von Bhopal zu BAYER. Der Konzern hatte im Jahr 2001 nämlich vom neuen UNION-CARBIDE-Besitzer DOW CHEMICAL das in Institute, West Virginia stehende Schwester-Werk von Bhopal übernommen. Über diese MIC-Produktionsstätte hatte es immer geheißen, der Herstellungsprozess laufe ganz anders ab als in Indien, aber es gab offenbar doch noch genug Familien-Ähnlichkeiten, wie sich am 28. August 2008 erweisen sollte. Da ging eine Anlage zur Fertigung des Ackergifts Methomyl hoch. Zwei Beschäftigte starben, acht erlitten Verletzungen. Von „Schockwellen wie bei einem Erdbeben“ sprachen AugenzeugInnen.

Die CBG-Jahrestagung 2024

Am 12. Oktober fand die Jahrestagung der COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) statt. Zum Thema „BAYER und die Bauern-Frage – Profite, Proteste und Perspektiven“ referierten Aktive aus den verschiedenen Feldern der konzernkritischen Bewegung. Jan Pehrke von der CBG sprach zu der Rolle, die BAYER im globalen Agro-Business spielt.  Tina Marie Jahn vom INKOTA-Netzwerk steuerte einen Vortrag zur Agrarökologie bei und Bernd Schmitz von der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) durchleuchtete kenntnisreich die Hintergründe der Bauernproteste, die im vergangenen Jahr ganz Europa durchzogen. 

Immer wieder wurde an dem Tag nicht nur von Pehrke Bezug auf die Agrar-Riesen im Allgemeinen und den Leverkusener Multi im Besonderen genommen, die die LandwirtInnen zu finanzieller Not verdammen, den globalen Süden ausplündern und ohne Rücksicht auf Mensch und Natur den kurzfristigen Maximalprofit aus allem herauszuholen suchen. CBG-Geschäftsführer Marius Stelzmann resümierte dann am Ende auch: „Diese Konzerne müssen unter demokratische Kontrolle gestellt werden, und daran arbeiten wir mit langem Atem!“

CBG beim Klimastreik

Über drei Millionen Tonnen CO2-Äquivalente hat der BAYER-Konzern 2023 in die Luft gefeuert. Der Methan-Ausstoß, den die Internationale Energieagentur für fast ein Drittel des globalen Temperatur-Anstiegs verantwortlich macht, ist seit 2019 sogar von 2.000 auf 3.000 Tonnen gestiegen. Darum beteiligte sich die Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) auch am 20. September 2024 wieder am Klimastreik. Aus gegebenem Anlass ging sie am Leverkusener Stammsitz des Agro-Riesen mit auf die Straße und nahm an der Kundgebung teil, die die Ortgruppe der PARENTS FOR FUTURE organisiert hatte. 

CBG schreibt der FAZ

In der FAZ erschien Mitte September ein Artikel, der Leverkusen als Boomtown beschreibt. BAYER & Co. üben dem Autor Michael Theil zufolge eine solche Anziehungskraft aus, dass sich die Stadt an die „Spitze der gründungsstärksten Regionen“ setzte. Der exorbitant niedrige Gewerbesteuer-Satz als Ergebnis des Unterbietungswettbewerbs, den sich Leverkusen mit Monheim und Langenfeld lieferte, tat dann ein Übriges. „Auch im vergangenen Jahr habe die Stadt hohe Einnahmen über Gewerbesteuern erzielt“, gibt Theil die Worte von Bürgermeister Uwe Richrath (SPD) wieder. 

Nur ist ihm eines irgendwie durchgerutscht: Die Kommune hat im August eine Haushaltssperre verhängt. Deshalb hat die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN diese Information in einem Leserbrief nachgereicht: „Der Autor beschreibt Leverkusen als boomende Stadt, deren starke Chemie-Industrie eine Sog-Wirkung entfalte und für neue Industrie-Ansiedlungen sorge. Er zitiert dazu auch den Bürgermeister Uwe Richrath, der auf die hohen Gewerbesteuer-Einnahmen im letzten Jahr verweist. Dabei hat die Kommune erst im letzten Monat eine Haushaltssperre verhängt. Die Kommune finanziert nur noch das, wozu sie gesetzlich verpflichtet ist. Alles Übrige, beispielsweise Ausgaben für Kultur, Sport oder Karneval, kommt auf den Prüfstand. Und verantwortlich dafür ist gerade die Chemie-Industrie, wie die Stadt selbst einräumt. ‚Aus Sicht der Stadtspitze sind die geringer ausgefallenen Gewerbesteuer-Einnahmen im Wesentlichen auf die Belastungen für die chemische Industrie zurückzuführen‘, heißt es in der entsprechenden Pressemitteilung. Diese „Belastungen“ lassen im Fall von BAYER zwar immer noch eine Gewinn-Prognose von zehn Milliarden Euro für das laufende Jahr zu und bei COVESTRO eine von bis zu 1,4 Milliarden Euro, aber für die Stammsitz-Stadt bleibt davon aus unerfindlichen Gründen kaum etwas übrig, obwohl diese die Multis mit unschlagbar niedrigen Gewerbesteuer-Hebesätzen gnädig stimmen wollte. Und dann haben die Konzerne auch noch die Chuzpe, sich über mangelnde Investitionen der öffentlichen Hand in die Infrastruktur zu beklagen!“

CBG beteiligt sich an SLAPP-Umfrage

Immer wieder versuchen Unternehmen und mächtige Einzelpersonen, KritikerInnen mundtot zu machen, indem sie juristische Auseinandersetzungen entfachen und den Streitwert immens hoch ansetzen. Zuletzt sah sich das UMWELTINSTITUT MÜNCHEN mit einer solchen Einschüchterungsklage – auch SLAPP-Klage genannt – konfrontiert. Die Initiative musste sich wegen übler Nachrede vor Gericht verantworten, weil sie die Risiken und Nebenwirkungen des massiven Pestizid-Einsatzes im Südtiroler Apfelanbau-Gebiet aufgezeigt hatte. 

Um die Systematik hinter solchen Operationen freizulegen, hat das UMWELTINSTITUT nun gemeinsam mit der Otto Brenner Stiftung, der Gesellschaft für Freiheitsrechte, und der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union in ver.di eine Studie zu dem Thema in Auftrag gegeben. Dazu gab auch die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN Input. Sie musste sich in der Vergangenheit nämlich einer Verleumdungsklage von Seiten BAYERs erwehren. 1987 zerrte der Leverkusener Multi die CBG wegen einer Passage in einem Aufruf vor Gericht, in dem es geheißen hatte: „In seiner grenzenlosen Sucht nach Gewinnen und Profiten verletzt BAYER demokratische Prinzipien, Menschenrechte und politische Fairness. Missliebige Kritiker werden bespitzelt und unter Druck gesetzt, rechte und willfährige Politiker werden unterstützt und finanziert“. Dafür forderte der Konzern unter Strafandrohung „von Ordnungshaft bis zu sechs Monaten bzw. einer Geldstrafe von bis zu DM 500.000“ eine Unterlassungserklärung.

Die Sache ging bis vor das Bundesverfassungsgericht und endete 1992 schließlich mit einem Freispruch. Die VerfassungsrichterInnen – unter ihnen der spätere Bundespräsident Roman Herzog – hoben die früheren RichterInnen-Sprüche auf, da diese „auf einer grundsätzlichen Verkennung der Grundrechte auf Meinungsäußerung und Pressefreiheit“ basierten. Der Spiegel maß dem Urteil damals eine große Bedeutung zu. „Es wird Folgen haben, weit über den BAYER-Fall hinaus“, schrieb das Blatt. Und in der Tat hat es für nachfolgende juristische Auseinandersetzungen um die Freiheit des Wortes eine große Bedeutung gewonnen. Die Kosten des Verfahrens hätten die Coordination jedoch fast in den Ruin getrieben, was ja auch Sinn der Übung war. Aber zum Glück fanden sich viele UnterstützerInnen, die der CBG halfen, sich des Angriffs zu erwehren.

CBG wandert zu Studienzwecken

Eine Geographie-Studentin aus Leverkusen untersuchte für ihre Bachelor-Arbeit, wie Menschen den Carl-Duisberg-Park gleich neben der BAYER-Zentrale wahrnehmen. Dabei wandte sie sich auch an die AktivistInnen der COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG), in der Erwartung, dass diese eine ganz eigene Perspektive auf die Grünanlage des Global Players haben, die seit 1931 nach seinem ehemaligen Generaldirektor Carl Duisberg benannt ist. 

Und darin täuschte sie sich nicht. Die CBGlerInnen konnten die grüne Lunge nur im Zusammenhang mit den Umweltsünden sehen, die der Konzern seit seiner Entstehung begeht. 

Ähnlich wie der Agro-Riese heute einen Teil seiner Kohlendioxid-Emissionen mit der Unterstützung von Wiederaufforstungsprojekten verrechnet, wollte er bereits damals die Verseuchung von Wasser, Boden und Luft durch das Unternehmen mit ein bisschen künstlich geschaffener Natur ausgleichen – und so ganz nebenbei setzte sich Carl Duisburg selbst noch ein Denkmal. Im Zentrum des Parks, den die Stadt Leverkusen den TouristInnen mit den Worten „ein spannender Kontrast zum direkt benachbarten Chempark“ zur Erkundung empfiehlt, steht ein im wilhelminischen Kitsch-Stil gehaltenes monumentales Grabmal für ihn und seine Gattin. Auch sonst ließ der Manager sich nicht lumpen. Ein paar Grünflächen, Bäume und vielleicht ein See – all das reichte ihm nicht: Es musste gleich ein japanischer Garten her, der mit reichlich Exotischem auftrumpft.

Eine aristokratische Grundhaltung spricht aus alldem, im Gegensatz etwa zum Düsseldorfer Volksgarten, der nicht umsonst so heißt und nicht nur etwas zum Bestaunen ist, sondern auch zum Nutzen mit seinen vielfältigen Angeboten für Jung und Alt wie etwa Kinderzoo, Minigolf, Schachfelder, Grillanlagen, Gastronomie und Spielplätzen.

CBG bei „Musik am Park“

Vom 30. August bis zum 1. September 2024 hatte die Leverkusener Karl-Liebknecht-Schule zu dem Festival „Musik am Park“ eingeladen. Die Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) war an allen drei Tagen mit einem Stand vertreten. Wer Interesse hatte, konnte sich im Gespräch über die Coordination informieren und entsprechendes Material mitnehmen.  Das Musikprogramm hatte mit fünf Bands für jeden Geschmack etwas zu bieten, und so ist es für die VeranstalterInnen schon jetzt klar, dass es auch im kommenden Jahr wieder ein Festival „Musik am Park“ geben wird.

Kritik an Treffen mit BAYER & Co.

Im Februar 2024 trafen sich auf Initiative des Europäischen Chemieverbandes CEFIC rund 60 Industrie-VertreterInnen mit der EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Am symbolträchtigen Ort des Antwerpener BASF-Werkes schworen die ManagerInnen die Christdemokratin hinter verschlossenen Türen auf eine Kehrtwende der EU-Politik ein. „Industrial Deal“ statt „Green Deal“ hieß die Devise. 

Europäische Umweltgruppen und andere Initiativen hatten die Zusammenkunft im Vorfeld scharf kritisiert. Da Belgien zu der Zeit die EU-Ratspräsidentschaft innehatte, schrieben die AktivistInnen einen Offenen Brief an den belgischen Ministerpräsidenten Alexander De Croo. „Wir fordern Sie und alle anderen anwesenden Politiker auf, der Industrie, die für ihre schädlichen Produkte und Praktiken sowie für ihre Lobbyarbeit gegen Maßnahmen für eine Stärkung der Gesundheit der Menschen, für widerstandsfähige Ökosysteme und eine echte CO2-Reduzierung bekannt ist, keinen solch privilegierten Zugang zu gewähren“, hieß es darin. 

Stattdessen verlangten die Organisationen von den MandatsträgerInnen, „dem Schutz der Bürger und der Umwelt, die unter der Verschmutzung durch Chemikalien, Pestizide und fossile Brennstoffe leiden, Vorrang einzuräumen und sich für eine ehrgeizige Umsetzung der Chemikalienstrategie für Nachhaltigkeit, der Strategie „Vom Bauernhof bis zum Teller“ sowie für Maßnahmen einzusetzen, die sicherstellen, dass sich die großen Umweltverschmutzer nicht länger der Verantwortung für die Klimakrise entziehen können“. Auch die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) gehörte zu den Unterzeichnern des Schreibens.

Sozialcourage interviewt die CBG

In den 1950er und 1960er Jahren hat BAYER Psychopharmaka und andere Medikamente an Heimkindern testen lassen, ohne dass Einverständnis-Erklärungen zu den Erprobungen vorlagen. An den Folgen leiden die ehemaligen Versuchskaninchen teilweise bis heute. Darum fordern sie vom Leverkusener Multi eine Entschuldigung und Entschädigungszahlungen. Die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) begleitet ihren Kampf um Anerkennung seit Jahren. Darauf wurde jetzt auch das Caritas-Magazin Sozialcourage aufmerksam. Es interviewte CBG-Geschäftsführer Marius Stelzmann zum Thema „Arznei-Versuche“.

DUOGYNON-Gutachten beauftragt

Ein hormoneller Schwangerschaftstest der heute zu BAYER gehörenden Firma SCHERING hat ab den 1950er Jahren zu tausenden Totgeburten geführt. Darüber hinaus kamen durch das unter den Namen DUOGYNON und PRIMODOS vertriebene Medizin-Produkt bis zum Vermarktungsstopp Anfang der 1980er Jahre unzählige Kinder mit schweren Fehlbildungen zur Welt. 

Geschädigte oder deren Eltern fordern den Leverkusener Multi seit Jahren auf, dafür die Verantwortung zu übernehmen, bislang allerdings vergeblich. „BAYER schließt DUOGYNON als Ursache für Missbildungen aus“, erklärt der Global Player immer wieder. Die Bundesregierungen jedweder Couleur sahen lange ebenfalls keinen Handlungsbedarf, obwohl der im ehemaligen Bundesgesundheitsamt zuständige Referatsleiter Klaus-Wolf von Eickstedt früher in Diensten SCHERINGs stand und in alter Verbundenheit alles dafür tat, das Mittel auf dem Markt zu halten. 

Eine Anfang der 2020er Jahre vom damaligen Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) bei dem Historiker Dr. Niklas Lenhard-Schramm in Auftrag gegebene Expertise mochte da kein Behörden-Versagen erkennen; sie stellte der Einrichtung einen Persilschein aus. Die Geschädigten kritisierten das Werk scharf, weil Lenhard-Schramm keine juristische Bewertung des Sachverhalts leistete. 

Diese Meinung teilt Spahn-Nachfolger Karl Lauterbach (SPD). Er lässt den Marburger Rechtswissenschaftler Wolfgang Voit nun ein Rechtsgutachten zu der Causa erstellen. Allerdings hat er ihm so einige Vorgaben gemacht, die das Feststellen von Amtspflichtsverletzungen verhindern könnten. Von einem „Vertuschungsversuch“ spricht der Anwalt der Betroffenen deshalb. 

Offener Brief in Sachen „PFAS“

Unter den Oberbegriff „PFAS“ fallen rund 12.000 verschiedene Substanzen mit einer äußerst stabilen Struktur. Sie halten Hitze ebenso stand wie den Effekten von aggressiven Stoffen und sind quasi unkaputtbar. Das verschafft ihnen zahlreiche Einsatz-Möglichkeiten. Von Antibeschlagmitteln bis zu Zahnseide reicht die Liste der Anwendungen. Bei BAYER finden sich die Erzeugnisse hauptsächlich in Pestiziden wieder. 

Gerade aber die Eigenschaften, die BAYER & Co. an den PFAS so schätzen, ihre Vielseitigkeit und ihre stabile chemische Struktur, bereiten auch die meisten Probleme. Der menschliche Organismus kriegt die Substanzen kaum klein, und auch in der Umwelt halten sie sich lange. Wie Asbest und PCB gelten sie deshalb als Ewigkeitschemikalien. Die US-amerikanische Umweltbehörde „Environmental Protection Agency“ (EPA) stuft PFAS schon in geringsten Mengen als extrem gefährlich ein: „Die EPA hält jeden PFAS-Gehalt für potenziell toxikologisch signifikant.“ 

Darum liegt der EU ein von Deutschland, Norwegen, den Niederlanden, Dänemark und Schweden eingereichter Vorschlag zu umfassenden Anwendungsbeschränkungen vor. Gegen diesen machen die Konzerne allerdings mit aller Kraft mobil. Darum appellierten zahlreiche Umweltgruppen und andere Initiativen in einem Offenen Brief an Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, nicht vor der Industrie-Lobby einzuknicken: „Gemeinsam mit allen unterzeichnenden Gruppen und zivilgesellschaftlichen Organisationen bitten wir Sie, eine ungestörte Fortsetzung der Evaluierung des sehr weitgehenden PFAS-Beschränkungsvorschlags in unveränderter Form zu unterstützen, damit eine deutliche und zeitnahe Reduzierung der PFAS-Emissionen erreicht werden kann.“ Auch die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) gehört zu den UnterzeichnerInnen des Schreibens, das der BUND und das Europäische Umweltbüro (EBB) initiiert haben.

In Sachen „doppelte Standards“

Diverse Rechtsvorschriften der Europäischen Union untersagen die Vermarktung von Produkten, die Mensch, Tier und Umwelt gefährden wie z. B. bestimmte Pestizide, Plastikspielzeuge und Einweg-Bestecke, -Teller oder -Behälter aus Kunststoff. Diese Bestimmungen gelten allerdings nur für das In-Verkehr-bringen innerhalb der der EU. Exporte bleiben erlaubt. Gegen diese doppelten Standards wendete sich – initiiert von GREENPEACE – ein breites Bündnis, dem auch die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) angehörte. Als „nicht hinnehmbar“ bezeichneten es die Gruppen, derart mit zweierlei Maß zu messen.  Sie forderten Brüssel dagegen zu einer einheitlichen Rechtspraxis auf.

Erklärung zum Mercosur-Deal

Im Vorfeld des Gipfels der Mercosur-Staaten Brasilien, Argentinien, Uruguay und Paraguay in Montevideo, bei dem eine politische Einigung mit der EU über einen umfassenden Handelsvertrag zu erwarten stand – und dann auch zustande kam (siehe Nord & Süd) –, veröffentlichten 495 Initiativen aus Europa und Lateinamerika eine Erklärung. Darin appellierten die Gruppen, unter ihnen die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN, noch einmal eindringlich an die Verantwortlichen, ihre Verpflichtungen zum Schutz von Klima, Menschenrechten und sozialer Gerechtigkeit ernst zu nehmen und das Abkommen abzulehnen. Unter anderem heißt es in dem Dokument: „Die Stärkung der gegenseitigen Beziehungen, die zweifellos notwendig ist, erfordert Solidarität, Gerechtigkeit, Kooperation, Nachhaltigkeit und Demokratie – nicht die Vertiefung der Handelsasymmetrien.“ 

Das Europäische Parlament und eine qualifizierte Mehrheit der EU-Länder müssen dem Kontrakt noch zustimmen. Das Bündnis wird im Verlaufe des Jahres hart daran arbeiten, dass sie das nicht tun.

Druck auf Biodiversitätsabgabe

Auf der Biodiversitätskonferenz der Vereinten Nationen im kolumbianischen Cali kam keine Einigung über die Einrichtung eines Fonds zustande, in den BAYER & Co. einzahlen müssen, wenn sie den Artenreichtum des Globalen Südens zur Entwicklung profitträchtiger Arzneien, Kulturpflanzen oder anderer Produkte nutzen (siehe auch POLITIK & EINFLUSS). Der Leverkusener Multi braucht nun z. B. für die Vermarktung einer Soja-Art auf der Basis eines Patentes, das ihm den Zugriff auf hunderte Gen-Varianten von wilden und kultivierten Soja-Pflanzen aus Australien und Asien sichert (siehe auch RECHT & UNBILLIG), kein Geld zu entrichten. Dank des Lobby-Einflusses der Industrie bleibt das „benefit sharing“ freiwillig. 

Dem Vernehmen nach will Bundesumweltministerin Steffi Lemke da ein wenig nachhelfen. „Überlegungen dazu, wie Beteiligungen und Beiträge deutscher Unternehmen gefördert werden können, laufen“, verlautet aus dem Ministerium. Die Initiative CAMPAIGN FOR NATURE schlägt dazu vor, dass die Bundesregierung eine Liste mit den nach den Cali-Kriterien zahlungspflichtigen Firmen erstellt und diese dann in die Pflicht nimmt, sich ihrer Verantwortung zu stellen. 

Lea Reitmeier vom Londoner „Grantham Research Institute on Climate Change and the Environment” tritt indessen dafür ein, von nicht zahlungswilligen Konzernen einen Nachweis darüber zu verlangen, bei ihren Produktionsprozessen nicht auf genetische Ressourcen oder biologische Daten zurückgegriffen zu haben. Auch könnten die Kriterien für nachhaltige Investments die Bereitschaft zu Cali-Abgaben umfassen, so Reitmeier.

Museumsreife Rhein-Verschmutzung

Der bekannte Künstler Hans Haacke machte 1972 das Krefelder Museum „Haus Lange“ zu einem Laboratorium, das die Verunreinigung des Rheins durch BAYER und andere Umweltsünder untersucht. 

Auf einem meterlangen Diagramm listete Haacke damals die kommunalen und industriellen Umweltverschmutzer von Bonn bis Kleve auf. Und an Rhein-Kilometer 766,3 findet sich der Eintrag zu den „FARBEN-FABRIKEN BAYER, Krefeld, Uerdingen“. Zur Art des Abfalls ist in der Aufstellung vermerkt: „industriell (chem.)“, zur Menge pro Tag: „450.000 Kubikmeter“, zur Technik der Abwasser-Behandlung: „mechanisch, Säure-Verschiffung“ und schließlich zum Zustand des Rheins unterhalb der Einleitung: „übermäßig verunreinigt“. Gegenüber an der Stirn-Seite des Raumes hatte der Künstler die Fotografie „Rhein-Ufer in der Nähe einer Verlade-Vorrichtung der Farben-Fabrik BAYER AG“ in einem großen Format platziert. Sie zeigt Steine, die durch Pigment-Rückstände aus der Farben-Produktion mit einer roten Schicht überzogen sind.

Im Jahr 2020 rekonstruierte das Mönchengladbacher Museum Abteiberg diese Schau (siehe SWB 4/20). Und nun zeigt auch die Frankfurter „Schirn Kunsthalle“ im Rahmen ihrer Hans Haacke gewidmeten Retrospektive Teile davon. Sie präsentiert die von Haacke selbst konstruierte „Rheinwasser-Aufbereitungsanlage“.

KAPITAL & ARBEIT

Lieferketten: 1.345 Verstöße

Das Lieferkettensorgfaltspflichten-Gesetz schreibt BAYER & Co. vor, Verstößen gegen Menschenrechte, Arbeitsrechte und Umweltschutz-Anforderungen innerhalb ihres weltumspannenden Produktionsnetzwerkes nachzugehen und das in einem Bericht zu dokumentieren. 

Derjenige vom Leverkusener Multi für das Jahr 2023 lehrt das Grauen. Nicht weniger als 1.345 Meldungen über Verfehlungen aus Zuliefer-Betrieben erhielt der Konzern. Sie reichen von Kinderarbeit und Behinderung gewerkschaftlicher Tätigkeit über gesundheitsgefährdende Arbeitsbedingungen und andere Arbeitsschutz-Verletzungen bis hin zum Vorenthalten eines gerechten Lohnes und zu Diskriminierung am Arbeitsplatz. Kein anderes deutsches Unternehmen kommt auf solch eine hohe Zahl. Anlass zur Klage gab allerdings nicht nur die Situation bei den Geschäftspartnern. 64 Beschwerden über die Missachtung von Arbeitsschutz und arbeitsbedingte Gesundheitsgefahren betrafen BAYER selbst. Konsequenzen hat der Global Player vorerst jedoch nicht zu befürchten. Bundeskanzler Olaf Scholz versprach den Konzernen auf dem Arbeitgebertag im Oktober 2024 nämlich, das Paragraphen-Werk wieder abzuschaffen: „Das haben wir ja gesagt, das kommt weg.“ Und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck drückte sich noch unmissverständlicher aus. Die Politik wäre in Sachen „Lieferketten“ „völlig falsch abgebogen“, sie müsse jetzt „die Kettensäge ansetzen und das ganze Ding wegbolzen“, so der grüne Kanzlerkandidat. 

Zunächst hat das „Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle“ aber einstweilen „nur“ die Berichtspflichten aufgehoben, bis 2027 die erste Stufe der Lieferketten-Richtlinie der EU in Kraft tritt. „Die zuvor für 2023 erstellten Dokumentationen erhalten damit rückwirkend den Rang einer Generalprobe“, stellt das Handelsblatt erleichtert fest. Nach Informationen der Zeitung kam es bisher zu über 50 Bußgeld-Verfahren wegen möglicher Verstöße gegen das Lieferketten-Gesetz. Mit der Verhängung einer Strafe endete noch keines – es blieb bei Verwarnungen. 

Nord & Süd

Einigung bei MERCOSUR-Deal

Anfang Dezember 2024 schlossen die EU und die MERCOSUR-Staaten Brasilien, Argentinien, Uruguay und Paraguay die Neuverhandlungen über einen Handelsvertrag ab. Allerdings müssen das Europäische Parlament und eine qualifizierte Mehrheit der EU-Länder noch zustimmen, was keine ausgemachte Sache ist. Als Plan B existieren bei der EU-Kommission Überlegungen, den demokratischen Prozess durch ein Splitting des Abkommens in einen zustimmungspflichtigen und einen nicht-zustimmungspflichtigen Teil zu umgehen. 

Einstweilen wurde jedoch die politische Einigung gefeiert. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sprach von einem „historischen Meilenstein“. Der „Bundesverband der deutschen Industrie“ (BDI) zeigte sich ebenfalls erfreut. „Das Abkommen setzt einen dringend notwendigen Wachstumsimpuls für die deutsche und europäische Wirtschaft und ist eine sehr gute Nachricht für unsere Unternehmen. Mit dem Handelsabkommen fallen für sie hohe Handelsbeschränkungen weg. Allein auf europäischer Seite sparen sie rund vier Milliarden Euro jährlich an Zöllen ein“, erklärte die Lobby-Organisation. 

„Endlich ein positives Signal“, erklärte derweil der „Verband der Chemischen Industrie“ (VCI), zählen seine Mitgliedsfirmen doch zu den Hauptprofiteuren des Handelsvertrages. Die von den Mercosur-Ländern vorgesehene Abschaffung der Import-Zölle für mehr als 90 Prozent aller Waren verschafft ihnen bessere Absatz-Möglichkeiten, denn bisher beliefen sich die Sätze für Chemikalien auf bis zu 18 Prozent und für Pharmazeutika und Pestizide auf bis zu 14 Prozent. Der BAYER-Konzern darf sich zudem auch von den Vergünstigungen, die Brüssel im Gegenzug gewährt – der EU-Forschungsdienst rechnet mit einer Steigerung des Anteils der Mercosur-Staaten an den Lebensmittel-Importen der Europäischen Union von derzeit 17 auf 25 Prozent – so einiges versprechen. Es ist nämlich ein höherer Genpflanzen- und Pestizid-Absatz zu erwarten, wenn insbesondere das brasilianische und das argentinische Agro-Business besseren Geschäften auf dem alten Kontinent entgegensieht. 

Die Monokulturen dürften sich dadurch noch weiter in die Regenwälder reinfressen und zu Vertreibungen von Indigenen führen. Zudem verstärkt die Übereinkunft die bestehenden Ungleichgewichte im Handel zwischen Lateinamerika und Europa, weil sie die Rolle der Staaten des Kontinents als Lieferanten billiger Rohstoffe ohne großen Wertschöpfungsanteil verfestigt und die wegfallenden Handelsbarrieren für veredelte Güter aus Europa es den MERCOSUR-Industrien noch schwerer machen, die Rückstände aufzuholen.

POLITIK & EINFLUSS

Extrem-Lobbyismus in Cali

Die Biodiversitätskonferenz der Vereinten Nationen im kolumbianischen Cali endete Anfang November 2024 ohne konkrete Ergebnisse. Es kam keine Einigung über die finanzielle Unterstützung der ärmeren Länder bei Naturschutz-Maßnahmen zustande. Auch die Einrichtung eines Fonds, in den BAYER & Co. einzahlen müssen, wenn sie den Artenreichtum des Globalen Südens zur Entwicklung profitträchtiger Arzneien, Kulturpflanzen oder anderer Produkte nutzen, scheiterte. BAYER braucht nun z. B. für die Vermarktung einer Soja-Art auf der Basis eines Patentes, das dem Leverkusener Multi den Zugriff den Zugriff auf hunderte Gen-Varianten von wilden und kultivierten Soja-Pflanzen aus Australien und Asien sichert (siehe auch RECHT & UNBILLIG), kein Geld zu entrichten. Dank des Lobby-Einflusses der Industrie bleibt das „benefit sharing“ freiwillig.

Für die Erträge, die solche Gewächse abwerfen, Zwangsabgaben zu erheben, würde zu einem Anstieg der Lebensmittelpreise führen, gab die bei BAYER für die Verwertung genetischer Ressourcen zuständige Jasmina Muminovic zu bedenken. „Es ist die Wertschöpfungskette, die Sie mitberücksichtigen müssen“, sagte sie der Financial Times: „Es endet nicht damit, dass wir Saatgut produzieren und verkaufen. Jemand kauft das Saatgut und zahlt mehr.“ 

Der internationale Agrarindustrie-Verband CropLife sah durch die Regelung gleich die Nahrungsmittelsicherheit gefährdet. Darüber hinaus würde eine finanzielle Belastung der Branche deren Innovationskraft schwächen, behauptete die Lobby-Organisation. Überdies warnte sie unisono mit dem internationalen Pharma-Verband IFPMA vor einem unübersichtlichen Patchwork von Regularien. Damit nicht genug, beschworen VertreterInnen europäischer Unternehmen die Gefahr einer Wettbewerbsverzerrung herauf, weil die Vereinigten Staaten das Biodiversitätsabkommen nicht unterschrieben hätten und die US-amerikanische Firmen deshalb von Zahlungen ausgenommen wären. 

„Der BAYER-Konzern hat vor allem durch seine Pestizide einen erheblichen Anteil am Artensterben. Zudem plündert er als Biopirat auch noch den Planeten aus, um aus der Natur Profit zu schlagen. Ihn dafür nicht zu Kasse zu bitten, ist ein unverzeihliches Versäumnis“, mit diesen Worten reagierte die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) auf das Scheitern der Konferenz. 

Lobbykarussell

Lars Lindemann, seines Zeichens nicht nur ehemaliger FDP-Bundestagsabgeordneter und Apothekenberichterstatter, sondern auch Jurist und Hauptgeschäftsführer des „Spitzenverbands Fachärzte Deutschland“ (dort nicht zuletzt Türöffner für den Online-Apotheker DocMorris), hat offensichtlich eine Vorliebe für berufliche Abwechslung. 

Darum wechselte er zum 1. November 2024 zum Pharmagiganten BAYER. Beim Leverkusener Multi wird er als „Global Principal Public Affairs Pharma“ die internationale „Öffentlichkeitsarbeit“ der Pillen-Sparte leiten. Das trifft sich gut, immerhin war er insgesamt sieben Jahre lang nicht nur Bundestagsabgeordneter, sondern auch Mitglied des Gesundheitsausschusses, während die Anwaltskanzlei, in der er arbeitete, sich auf Mandanten aus der Gesundheitsbranche spezialisiert hatte. Ein Interessenskonflikt, der so groß ist, dass er sogar den Jungen Liberalen kritikwürdig erschien. Lindemanns Kontakte dürften für seine künftige Beschäftigung im Dienst des Chemie-Multis nichtsdestotrotz ausgesprochen nützlich sein.

PROPAGANDA & MEDIEN

Neuer Spionage-Skandal

Im Jahr 2019 flog der Skandal um die sogenannten MONSANTO-Listen auf. Der US-amerikanische Agrar-Riese hatte – noch bis kurz vor der Übernahme durch BAYER – von der PR-Agentur Fleishman-Hillard Freund und Feind bespitzeln und die Ziel-Personen in Kategorien wie „Verbündeter“, „möglicher Verbündeter“, „zu erziehen“ und „beobachten“ einordnen lassen. Der Leverkusener Multi entschuldigte sich dafür und distanzierte sich von derartigen Methoden. Sein oberster Öffentlichkeitsarbeiter Matthias Berninger bekundete: „Das ist nicht die Art, wie BAYER den Dialog mit unterschiedlichen Interessengruppen und der Gesellschaft suchen würde.“ 

Offenbar aber doch, wie jetzt Recherchen eines Medien-Verbundes enthüllten. So gehört der Global Player zu den Kunden der PR-Agentur V-Fluence. Zu den Angeboten des 2002 von MONSANTOs ehemaligem Kommunikationschef Jay Byrne mitgegründeten Unternehmens gehört unter anderem das Portal „Bonus Eventus“, das interessierten Kreisen den Zugang zu über 3.000 Namen von PolitikerInnen, AktivistInnen, KritikerInnen, WissenschaftlerInnen und Initiativen aus aller Welt bietet. Die Zeitung Le Monde, die damals mit dafür gesorgt hatte, dass die MONSANTO-Listen an die Öffentlichkeit gelangten und auch an der Aufdeckung der neuen Machenschaften beteiligt war, nannte die Dossiers umfassender und detailreicher als die von Fleishman-Hillard.

Seinen Nutzen stellte „Bonus Eventus“ etwa im Winter 2019 unter Beweis. Da informierte der Newsletter über eine Konferenz des „World Food Preservation Center“ in Nairobi, auf der auch „wissenschaftsfeindliche Kritiker der konventionellen Landwirtschaft“ auftreten sollten, und sogleich lief das Netzwerk heiß. Der Manager Jimmy Kiberu aus BAYERs Niederlassung in Kenia schlug umgehend ein Treffen zur Planung von Gegenstrategien vor. Und am Ende griffen diese. Die Konferenz fand nicht statt, weil die Afrikanische Entwicklungsbank ihre Förderzusage zurückgezogen hatte. 

Aber auch sonst erweist sich V-Fluence als nützlich für die Konzerne. So organisierte die Firma etwa eine Zusammenkunft von BAYER- und SYNGENTA-RepräsentantInnen sowie anderen Branchen-VertreterInnen mit US-amerikanischen Handelsbeauftragten, „um die Pestizid-Handelspolitik für das Jahr 2018 zu erörtern“. 

Der Agro-Riese will jedoch von all dem nichts wissen. Er streitet Geschäftsbeziehungen zu V-FLUENCE ab.

BAYER geht gegen Studie vor

Jahrzehntelang gab es nur vage Angaben zur Zahl der akuten Pestizid-Vergiftungen, die sich jährlich ereignen. Die letzte Studie dazu stammte aus dem Jahr 1990. Darum ging ein fünfköpfiges AutorInnen-Team um den Mathematiker Wolfgang Bödeker und den Toxikologen Peter Clausing vom PESTIZID AKTIONS-NETZWERK (PAN) der Frage noch einmal nach. Es machte sich an die Mammutaufgabe, 157 Untersuchungen und die Datenbank der Weltgesundheitsorganisation auszuwerten. 2020 erschien das Ergebnis dann unter dem Titel „The global distribution of acute unintentional pesticide poisoning“ in der Fachzeitschrift BMC Public Health. Der Befund der Arbeit war alarmierend. Sie zählte 385 Millionen Pestizid-Vergiftungen von LandwirtInnen und LandarbeiterInnen per anno. Am stärksten betroffen sind Entwicklungs- und Schwellenländer. Die meisten Fälle traten in Süd- und Südost-Asien sowie in Ostafrika auf. Auch südamerikanische Staaten wie Kolumbien, Venezuela und Argentinien kommen auf beunruhigend hohe Raten. 

Die VerfasserInnen schufen mit ihrer Veröffentlichung eine neue Fakten-Basis, was einen großen Einfluss auf die Diskussion über die Gefahren von Agro-Chemikalien hatte. Das passte BAYER & Co. natürlich gar nicht. Sie intervenierten bei BMC Public Health. In einem Brief, zu deren UnterzeichnerInnen zwei BAYER-Beschäftigte und ein Mitarbeiter des Lobby-Verbandes CropLife gehörten, zweifelten sie die Resultate von Bödeker & Co. an. Die Zeitschrift reagierte prompt und nahm den Text von ihrer Webseite.

Konkret entzündete sich der Disput am Umgang mit den Zahlen. Nicht alle Studien zu gesundheitsschädlichen Pestizid-Effekten erstrecken sich über einen bestimmten Zeithorizont. Die Forscher-Innen berücksichtigten sie trotzdem, um eine bessere Daten-Grundlage zu haben, und werteten alle Angaben zu Vergiftungen als jährliche Vergiftungen. Das vermerkten sie auch deutlich, was die GutachterInnen nicht daran hinderte, die Untersuchung zur Veröffentlichung freizugeben. „Wir nehmen solche Untersuchungen trotzdem rein, weil wir aus Studien wissen, dass Pestizid-Vergiftungen mehrfach vorkommen in einer Saison, in einem Jahr“, erklärte Bödeker gegenüber der taz. Im Übrigen hätte eine Nichtberücksichtigung dieser Arbeiten das Endergebnis lediglich geringfügig – um 0,6 Prozent – verändert, erläuterte er. 

Eigentlich müssen schwerwiegende Mängel wie etwa Rechenfehler oder inkorrekte Experimente vorliegen, damit eine Redaktion einen Text ganz zurückzieht, solche Schnitzer gab es jedoch nicht. Deshalb bezeichnen die AutorInnen das Verhalten von BMC Public Health als „inakzeptabel“. Auch der Ökotoxikologe Carsten Brühl nennt die Reaktion des Blattes „fragwürdig“. „Der normale Vorgang wäre, dass jemand anders die Daten der Autoren analysiert und dann in einem weiteren Artikel als Antwort andere Daten publiziert. Das haben die Kritiker aber nicht getan“, so der Wissenschaftler von der Universität Kaiserslautern-Landau. Darum vermutet er „eine Einflussnahme“ von BAYER & Co. 

Interessierte Kreise feierten indessen das Verschwinden der Untersuchung. Das Portal Top Agrar sprach von „Fakenews“ und der „Industrieverband Agrar“ von einem „Schauermärchen ohne Substanz“. Bödeker und sein Team arbeiten nun an einer überarbeiteten Fassung. Am Resultat dürfte sich jedoch kaum etwas Gravierendes ändern.

The Smile Effect

„Wissenschaftlichen Erkenntnissen zufolge kann ein Lächeln nachweislich die Stimmung und das Wohlbefinden positiv beeinflussen. Diese Erkenntnis macht sich BAYER auf überraschende und innovative Weise mithilfe der GOOGLE-AI-Technologie TensorFlow zunutze“, vermeldet das Marketing-Fachblatt Horizont. Der Leverkusener Multi setzt die „Lächel-Technologie“ ein, um seine Johanniskraut-Arznei LAIF zur Behandlung milder Depressionen bei jüngeren Menschen zu bewerben. Das GOOGLE-Tool erkennt über KI das Lächeln einer Person und gewährt ihr nur bei diesem bestimmten Gesichtsausdruck Zugang zu Rabatten und speziellen Produkt-Informationen. „Neue Initiative für seelische Gesundheit: The Smile Effect: Dein Lächeln als Türöffner zum Glück“, verspricht der Pharma-Riese in seiner Kampagne. Sie hat vor allem ihm selbst Freude bereitet. „Die Bekanntheit der Dachmarke LAIF stieg um 27 Prozentpunkte“, hält GOOGLE fest und vermeldet weiter: „Die Nutzung der LAIF-Produkte stieg in der Zielgruppe um 60 Prozent.“

DRUGS & PILLS

Deal mit CYTOKINETICS

Einst galt Deutschland als Apotheke der Welt. Das ist aber schon lange her. Heute konzentrieren sich die Pharma-Konzerne auf wenige, besonders lukrative Indikationsgebiete. Bei BAYER blieben nur noch „Krebs“, „Herz/Kreislauf-Erkrankungen“, „Neurologie“, „seltene Krankheiten“ und „Immunologie“ übrig. Das Segment „Herz/Kreislauf-Erkrankungen“ stärkt der Leverkusener Multi jetzt durch einen Deal mit CYTOKINETICS. Er hat mit dem US-amerikanischen Biotech-Unternehmen einen Vertrag zur exklusiven Vermarktung des Herzmittels Aficamten in Japan abgeschlossen. 

Das Präparat ist zur Behandlung einer zumeist genetisch bedingten Herzmuskel-Erkrankung vorgesehen, der obstruktiven und nicht obstruktiven hypertrophen Kardiomyopatie (HCM). CYTOKINETICS hat einen Zulassungsantrag bei der US-amerikanischen Gesundheitsbehörde FDA gestellt und will das in Kürze auch bei der Europäischen Arzneimittel-Agentur EMA tun. 

Viel zu viele CIPROBAY-Verordnungen

Das Webportal Telepolis berichtete Ende November, dass jede vierte Antibiotika-Therapie mit BAYERs CIPROBAY oder anderen Produkten dieser Medikamenten-Gruppe entweder falsch oder nicht gezielt genug durchgeführt werde. Dabei beruft es sich unter anderem auf eine Studie des Uniklinikums Freiburg. Der Grund: Mit dem Einsatz sogenannter „Breitband-Antibiotika“, die eine große Zahl an potenziellen Erregern bekämpfen können, und – falls die Behandlung nicht wirkt – der Gabe weiterer Antibiotika sparen sich die MedizinerInnen deutlich teurere Laboruntersuchung der Erreger durch Abstriche an den infizierten Stellen. 

Dem Uniklinikum Freiburg zufolge hat etwa ein Drittel der untersuchten PatientInnen ein Antibiotikum verschrieben bekommen, teilweise auch zur reinen Prävention. Von diesen Präparaten war ein Viertel nicht für eine adäquate Behandlung geeignet. Bei der Hälfte der Verschreibungen wäre zudem die Wahl eines spezifischeren Mittels möglich gewesen.

Daraus ergibt sich eine ganze Reihe von Problemen. Die nur wenig zielgenaue massenhafte Anwendung dieser Arzneien gefährdet nicht nur den Heilungserfolg, sie trägt auch zur Ausbildung von Resistenzen bei, weil sich die Erreger an CIPROBAY & Co. gewöhnen.

Die Zahl von resistenten Keimen, denen mit den marktgängigen Antibiotika nicht mehr beizukommen ist, wächst dann auch kontinuierlich, während die Forschungsanstrengungen der Industrie erlahmen. Sie kann mit diesen Pharmazeutika nämlich nicht allzu viel Profit machen, weil sie nur über einen kurzen Zeitraum hinweg verordnet werden dürfen. BAYER stellte deshalb 2005 die Suche nach neuen Antibiotika ein. „Ein Gelübde an den Kapitalmarkt“ nannte die Börsen-Zeitung damals die Entscheidung. Der ehemalige BAYER-Chef Marijn Dekkers hat die Problematik einmal so umrissen: „Wir müssen Geld verdienen mit unseren Produkten. Das führt dazu, dass nicht alle Medikamente entwickelt werden, die wir brauchen“. Und um die Lücken im Apotheken-Regal zu füllen, forderte er staatliche Subventionen ein: Die Regierungen sollten die Pharma-Industrie wie in der Militärindustrie Auftragsforschung machen lassen.“

Arznei-Preise steigen weiter

Was immer die Politik auch unternimmt, um die Kosten der Krankenkassen für Medikamente zu senken, scheitert. Immer wieder finden BAYER & Co. Mittel und Wege, sich ein komfortables Auskommen zu sichern. So auch im Jahr 2023. Gegenüber 2022 stiegen die Zahlungen der gesetzlichen Krankenversicherungen für Arzneimittel um 1,1 Milliarden auf 54 Milliarden Euro. 53 Prozent der Summe entfallen dabei auf patent-geschützte Präparate, obwohl diese nur einen kleinen Teil der Versorgung ausmachen. „Dort sind wir den Erpressungen der Pharma-Industrie ausgeliefert, die praktisch jeden Preis verlangen kann“, klagt Jens Baas von der „Techniker Krankenkasse“. So beliefen sich etwa die Kosten für eine Jahrestherapie mit BAYERs Lungenhochdruck-Präparat Adempas (Wirkstoff: Riociguat) auf mehr als 18.000 Euro.

Lobbydruck auf den Blutdruck

Die „Europäische Gesellschaft für Kardiologie“ (ESC) hat eine neue Leitlinie zur Therapie von Bluthochdruck vorgelegt. Jetzt gilt ihr schon ein Wert zwischen 120/70 und 139/89 als erhöht – und pharmakologisch behandlungsbedürftig. Das industrie-unabhängige arzneimittel-telegramm kritisiert das als eine „Umdeutung von Normalem zum Pathologischem“ und macht Lobby-Druck der Pharma-Riesen für die ESC-Entscheidung mitverantwortlich. Nicht umsonst brauchen die Leitlinien-AutorInnen für die Auflistung möglicher Interessenskonflikte wegen ihrer Beziehungen zu den Arznei-Konzernen stolze 67 Seiten. Der Name „BAYER“ taucht darin 43 Mal auf.

Mehr KINZAL-Nebenwirkungen

Der BAYER-Konzern muss die Liste der Nebenwirkungen seines Bluthochdruck-Medikaments KINZAL verlängern. Das Mittel kann wie andere zur Gruppe der Angiotensin-Blocker gehörende Präparate kolik-artige Bauchkrämpfe – in der Fachsprache intestiale Angioödeme genannt – verursachen. Das stellte ein Ausschuss der Europäischen Arzneimittelbehörde im Rahmen eines Überprüfungsverfahrens fest.

MAGNEVIST i.V. bleibt verboten

BAYERs Röntgen-Kontrastmittel haben es in sich. Bei ihren Inhaltsstoffen handelt es sich nämlich um Abkömmlinge des Schwermetalls Gadolinium. Die Substanzen können sich im Gehirn und im Gewebe ablagern und schwere Krankheiten verursachen. Zu den in der Fachliteratur beschriebenen Risiken und Nebenwirkungen gehören Herzrhythmus-Störungen, Muskel-Zuckungen, Blutdruck-Schwankungen und Leberschäden. Viele Präparate, bei denen der Wirkstoff in einer leichter auflösbaren Form vorliegt, verloren schon 2018 ihre Zulassung, so auch BAYERs intravenös zu verabreichendes MAGNEVIST. Anfang 2024 bestätigten die Behörden diese Entscheidung noch einmal.

AGRO & CHEMIE

Weniger Glyphosat in Deutschland

2023 ging der Glyphosat-Absatz in Deutschland um 40 Prozent zurück. Kauften die LandwirtInnen 2022 noch 3.915 Tonnen, so waren es im letzten Jahr nur 2.349 Tonnen. Dabei brauchen jedoch nicht unbedingt etwaige Vorbehalte dem Herbizid gegenüber den Ausschlag gegeben zu haben. Der Deutsche Raiffeisenverband nannte auch die unklare Rechtslage – im Herbst 2023 stand bei der EU die Entscheidung über die Zulassungsverlängerung noch aus – als Grund für die Kaufzurückhaltung. Überdies liefen die Geschäfte mit den Pestiziden insgesamt nicht mehr so gut. Das Volumen sank um 19 Prozent auf 75.804 Tonnen.

Fehlende Ursprungszeugnisse

BAYERs Export von Pestiziden aus Deutschland, die innerhalb der EU keine Zulassung (mehr) haben, stockt. Das Bundeslandwirtschaftsministerium, das in solchen Fällen für die von manchen Ziel-Ländern verlangten Ursprungszeugnisse zuständig ist, stellte diese dem Agro-Riesen bisher nicht aus. „Einigen Angaben zufolge arbeitet das Chemie-Unternehmen bereits seit Herbst letzten Jahres mit der Bundesregierung an einer Lösung, ‚bisher leider ohne Ergebnis‘“ meldete Top Agrar im November 2024. „In gut informierten Kreisen spricht man von ‚Behördenwillkür‘ und einem faktischen Export-Verbot, so das Portal weiter. Ursprünglich wollte die Ampelkoalition auch ein richtiges Export-Verbot auf den Weg bringen, aber die FDP blockierte. Der Leverkusener Multi packt nun den Hammer aus und droht mit Produktionsverlagerungen inklusive Arbeitsplatzvernichtung.

GENE & KLONE

EU verlängert Zulassungen

Im Oktober 2024 hat die EU die Import-Zulassungen für zwei gentechnisch veränderte Mais-Sorten von BAYER verlängert. Sie winkte die beiden Laborfrüchte „MON89034 x 1507 x MON88017 x 59122“ und „MON89034 x 1507 x NK603“ durch.

WASSER, BODEN & LUFT

Langenfelder Rat vs. BAYER 04

Der Trainingscampus von BAYER 04 Leverkusen muss dem Ausbau der Autobahn A1 weichen. Bereits seit Längerem sucht der Club deshalb einen neuen Standort. Ein Gelände in Langenfeld schied dabei eigentlich schon aus, weil es in einem 22 Hektar großen Wasserschutzgebiet liegt, ist jetzt aber wieder eine Option. 

Die Stadt zeigt sich darüber alles andere als begeistert, denn sie sorgt sich um die Trinkwasser-Versorgung. „Die gesamte Anlage – immerhin 13 Fußball-Plätze plus Internat plus sämtliche Anlagen, die zur Sache dazugehören, Parkplätze und Parkhäuser – alles steht direkt neben unseren Brunnen und fließt sofort unseren Brunnen zu“, mahnt etwa Bürgermeister Frank Schneider (CDU). Rudolf Gärtner vom Verbandswasserwerk Langenfeld-Monheim äußerte vor allem wegen der Risiken und Nebenwirkungen der Rasenpflege mit Dünger und Pestiziden Bedenken. 

Im September 2024 hat sich nun auch der Langenfelder Rat – einstimmig – gegen das Projekt ausgesprochen und eine Resolution verabschiedet. „Der Rat der Stadt Langenfeld als Träger der Daseinsfürsorge in Bezug auf die Trinkwasser-Versorgung der Langenfelder Bevölkerung lehnt die Planungen des BAYER 04-Campus-Vorhabens am hochsensiblen Standort Laacher Hof in der WSZ [Wasserschutzzone] IIIA in direkter Nähe zur WSZ II und nahe dem Trinkwasser-Brunnen des Verbandswasserwerkes Langenfeld-Monheim ab“, heißt es darin unter anderem.

Das letzte Wort in der Sache hat die Bezirksregierung Düsseldorf als Genehmigungsbehörde.

BAYERs Herz für Bäume

Die UN-Klimakonferenz in Baku war für viele eine Enttäuschung, nur die Großkonzerne dürften einigermaßen zufrieden aus dem Treffen herausgehen, denn es gab keine neuen Auflagen zur Verminderung des Kohlenstoffdioxid-Ausstoßes. Zudem ist es nicht nur gelungen, den Punkt „Biodiversität“ aus dem Abschlussdokument zu streichen, nein, die TeilnehmerInnen beschlossen auch die Einführung eines Systems, das Staaten erlaubt, ihre CO2-Emissionen mit der Unterstützung von Klimaschutz-Maßnahmen wie z. B. Aufforstungsprojekten zu verrechnen. 

Bisher war dieser Ablasshandel nur Unternehmen gestattet. So etablierten BAYER & Co. zusammen mit dem Davoser Weltwirtschaftsforum, Lobbyorganisationen und der „International Emissions Trading Associaton“ einen eigenen Standard, der Waldschutz vorsah und den Multis die Möglichkeit geben sollte, sich durch Engagement bei Wiederaufforstungsprojekten eine weiße Weste für die eigenen Umweltsünden zu kaufen. Seit 2006 läuft das nun schon, beim Leverkusener Multi unter anderem über VERRA als Dienstleister. Im letzten Jahr will er laut Nachhaltigkeitsbericht 600.000 Tonnen CO2 kompensiert haben. 

In der Praxis schaut es anders aus: Allein die Wiederaufforstung von Waldflächen garantiert noch lange nicht, dass dieses auch real im Kampf gegen den Klimawandel hilft: Die Menge an CO2, die durch die Wälder aufgenommen wird, ist nämlich erst einmal eine theoretische, keine praktische. So ermittelte etwa die ZEIT im Jahr 2023, dass es sich bei rund 89 Millionen Tonnen CO2, die angeblich auf diese Weise eingespart würden, de facto um Fehlbuchungen handelt. Teils stehen die Wälder nicht mehr, teils hat das Unternehmen VERRA einfach die Zahlen ein bisschen aufgerundet, um besser dazustehen. Die wirklichen CO2-Einsparungen sind viel niedriger. Das bestätigte abermals eine im November im Fachmagazin Nature Communications veröffentlichte Studie. Sie kommt zu dem Resultat, dass die Waldprojekte nur ein Viertel der veranschlagten Emissionen ausglichen. Die von einem Team rund um Benedict Probst vom Max-Planck-Institut durchgeführte Untersuchung verglich 65 wissenschaftliche Arbeiten, die wiederum 2.346 CO2-Ausgleichsprojekte mit insgesamt fast einer Milliarde Tonnen CO2 auf dem Kompensationskonto analysiert haben. Probst und sein Team schauten sich das alles genauer an und kamen bloß auf 160 Millionen Tonnen. 

So ineffizient kann mensch dem Klimawandel natürlich auch begegnen – nur helfen wird das niemandem außer BAYER & Co.

STANDORTE & PRODUKTION

Berlin: Eröffnung des Co.Labs

Der BAYER-Konzern baut überall dort, wo er Zell- und Gentherapien entwickelt, Labor-Zentren für Start-ups auf, sogenannte Co.Labs. Diesen will er nach eigenem Bekunden „einen direkten Zugang zu den Experten von BAYER“ bieten. 

Tatsächlich geht es dem Leverkusener Multi aber eher darum, sich selbst einen Zugang zu den jungen Unternehmen zu verschaffen, um deren Wissen billig abzuschöpfen und daraus lukrative Pharma-Projekte zu machen. Ende November 2024 eröffnete der Pillen-Riese sein Co.Lab in Berlin und begrüßte MYOPAX, eine auf Stammzell- und Genscheren-Techniken spezialisierte Firma, als ersten Mieter. „Ergänzend zum künftigen Berliner Zentrum für Gen- und Zelltherapien ist das BAYER Co.Lab Berlin eine Startrampe für Start-ups und Unternehmer“, so der BAYER-Manager Jürgen Eckhardt. 

Bei der Einweihung ließ sich auch Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) sehen. „Mit der Eröffnung des Co.Labs sind wir bei unserem Vorhaben eines ‚Boston an der Spree‘ und einer noch besseren Gesundheitsversorgung einen großen Schritt vorangekommen“, sagte er. Um dieses Ziel zu erreichen,  subventioniert nicht nur die Stadt Berlin, sondern auch der Bund BAYER kräftig. Allein die Ampelkoalition stellte dem Global Player 44 Millionen Euro für sein neues Medizin-Zentrum zur Verfügung.

Von Grünflächen zu Parkplätzen

Leverkusen strotzt nicht gerade vor Sportplätzen. Zwei der großen bestehenden Plätze, die Trainingsplätze von Bayer 04 und des Sportclubs Leverkusen stehen nun zur Disposition. Der Grund: Bayer 04 möchte neue Parkplätze. 

Bisher wäre das nicht möglich gewesen: Flächen, die wie der Sportpark als „Freiraum“ und „regionaler Grünzug“ klassifiziert sind, dürfen nicht als Parkplätze in Beschlag genommen werden. Allerdings ändert sich das gerade. Die Bezirksregierung hat nämlich einen neuen Regionalplan vorgelegt, in dem sie eine „Anregung aus der Öffentlichkeit“, wie es nebulös heißt, teilweise berücksichtigte. Damit wäre nun grundsätzlich der Bau neuer Parkplätze möglich. Jetzt können nur noch kurzfristig Einwände von sogenannten „Trägern öffentlicher Belange“, also etwa von Verbänden, Firmen, Städten – und neben diesen sogar auch von BürgerInnen – den Bau der Parkplätze verhindern. Das Problem: Bisher hat es kaum jemand mitbekommen. Eine gesetzlich vorgeschriebene Ankündigung der Änderung wurde in einem Amtsblatt versteckt. Nicht einmal die Presse war informiert. Der Leverkusener Anzeiger etwa erklärt, keine Pressemitteilung von den zuständigen Behörden erhalten zu haben – und das trotz anderslautender Aussagen eines Behördensprechers. Die Bezirksregierung selbst bekundet: „Transparenz und Nachvollziehbarkeit ihrer Entscheidungen sind der Bezirksregierung Köln sehr wichtig.“ Das klingt auf dem Papier zwar schön, aber in der Praxis scheint mensch das nicht gar so ernst zu nehmen. 

IMPERIUM & WELTMARKT

ADNOC schluckt COVESTRO

Lange Zeit stand der BAYER-Konzern auf den vier Säulen Agrar, Pharma, Kunststoff und Chemie. Kurz nach der Jahrtausendwende änderte sich das: „Konzentration auf das Kerngeschäft“ hieß nun die Maxime. 2004 stieß der Leverkusener Multi die Chemie-Sparte ab, die fortan unter LANXESS firmierte. Rund zehn Jahre später trennte er sich von seinem Kunststoff-Segment, das ab 2015 unter dem Namen COVESTRO selbstständig agierte. Nun ist es damit wieder vorbei: Der sich im Eigentum der Vereinigten Arabischen Emirate befindende Öl-Riese ADNOC schluckte COVESTRO. Auf ähnliche Weise sind schon viele ehemalige Unternehmensteile des Global Players verschwunden.

PROFIT & ÖKONOMIE

Schlechte Quartalszahlen

BAYERs Bericht für das dritte Quartal 2024 bestätigte den negativen Jahrestrend. Wie schon im 2. Quartal verzeichnete der Leverkusener Multi bei einem nur minimal gestiegenen Umsatz drastische Gewinn-Einbußen. Das bereinigte Ergebnis ging gegenüber dem Vorjahres-Zeitraum um 25,8 Prozent auf 1,25 Milliarden Euro zurück. Im Agrar-Bereich führte der Global Player das unter anderem auf einen Rückgang der Anbauflächen in Lateinamerika infolge des Klimawandels bzw. „Wetterkapriolen“ zurück. Auch „schwache Marktpreis-Entwicklungen“ sowie Preisdruck bei Nachahmer-Produkten trugen dem Unternehmen zufolge dazu bei. Wegen der schlechten Aussichten musste es nach einer „Werthaltigkeitsprüfung“ sogar den Vermögenswert der Sparte um 3,78 Milliarden Euro nach unten korrigieren.

Das Segment mit den rezeptpflichtigen Arzneien litt hauptsächlich unter negativen Währungseinflüssen und das mit den freiverkäuflichen Mitteln unter einem „verhalteneren Start in die Erkältungssaison in Nordamerika“ sowie einem rückläufigen Konsumverhalten in China. 

Als Konsequenz aus all dem reduzierte der Agro-Riese die Gewinn-Prognose von 10,7 bis 11,3 Milliarden auf 10,4 bis 10,7 Milliarden und kündigte das Übliche an: Arbeitsplatzvernichtung bzw. „beschleunigte Kosten- und Effizienzmaßnahmen“. Dabei hatte er schon vorher kräftig aufs Gaspedal gedrückt. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum schrumpfte die Belegschaft um 6,6 Prozent von 100.873 auf 94.245 Beschäftigte. 

Monheim: Trouble in Paradise

Im Jahr 2012 hat die Stadt Monheim einen Unterbietungswettbewerb in Sachen „Unternehmenssteuern“ eröffnet. Sie senkte den Gewerbesteuer-Hebesatz auf 300 Prozentpunkte. Weniger verlangte keine Kommune in Nordrhein-Westfalen. 

Das ließen sich die Konzerne im Allgemeinen und BAYER im Besonderen nicht zweimal sagen. Der Multi verlegte seine Patent-Abteilung von Leverkusen nach Monheim und 2017 die CROP-SCIENCE BETEILIGUNGSGESELLSCHAFT. Für Monheim zahlte sich dies zunächst aus. Die Stadt entschuldete sich und zeigte sich großzügig. Sie strich die KITA-Gebühren, ermöglichte einen kostenlosen Öffentlichen Nahverkehr, leistete sich Kunst im öffentlichen Raum sowie ein großes Kulturprogramm und schob diverse Bau-Projekte an. Jetzt aber gibt es Ärger im Steuer-Paradies. Das Gewerbesteuer-Aufkommen sinkt, und der Schuldenstand erhöht sich. „Mir ist keine Stadt bekannt, die in so kurzer Zeit derartig auf- und auch wieder abgestiegen ist“, sagt Jens Ammann vom „Bund der Steuerzahler“. 

Ihm zufolge wird Monheim bald die mit Abstand höchste Pro-Kopf-Verschuldung von allen Städten in Nordrhein-Westfalen aufweisen. Die Stadt Leverkusen empörte sich einst – wie viele anderen Anrainer – über die neue Steuer-Oase in unmittelbarer Nähe, denn viele ihrer Unternehmen verabschiedeten sich dorthin. Aber zum Schluss gab sie sich geschlagen und reduzierte die Hebesätze ebenfalls. Das ließ sich BAYER wiederum nicht zweimal sagen. Der Global Player siedelte einige Teil-Gesellschaften wieder am Stammsitz an. Und nun herrschen dort ähnlich schlechte Zustände wie in Monheim. Anfang August musste der Oberbürgermeister Uwe Richrath eine Haushaltssperre verhängen (siehe Ticker 4/24).

RECHT & UNBILLIG

TEVRA vs. BAYER

In den Vereinigten Staaten läuft ein Verfahren, das die Firma Tevra Brands gegen den BAYER-Konzern angestrengt hat. Dabei geht es um Vorgänge in dessen – inzwischen verkaufter – Veterinärsparte. Der Betrieb aus Omaha wirft dem Global Player vor, GroßhändlerInnen mit Vergünstigungen dazu verleitet zu haben, bestimmte Tevra-Produkte nicht in ihr Sortiment aufzunehmen. Das Unternehmen hatte Nachahmer-Versionen der vom Leverkusener Multi entwickelten Anti-Zecken-Mittel ADVANTAGE und ADVANTIX herausgebracht, fand dafür jedoch trotz eines weit niedrigeren Preises keinen Vertrieb. Anfang August 2024 wies ein Gericht in San Jose die Klage ab. TEVRA kann das Urteil jedoch noch anfechten. 

Biopirat BAYER

Mit Vehemenz betreiben die Konzerne die privatwirtschaftliche Aneignung des natürlichen Reichtums der Erde. So hat sich die heutige BAYER-Tochter MONSANTO im Jahr 2014 hunderte Gen-Varianten von wilden und kultivierten Soja-Pflanzen aus Australien und Asien patentieren lassen, um diese zur Entwicklung von Ackerfrüchten zu nutzen, die angeblich dem Klimawandel besser trotzen können. Das Bündnis NO PATENTS ON SEEDS! hatte dagegen eine Beschwerde eingereicht. Zur Begründung verwies es dabei auf das europäische Patentrecht, das Schutzrechte auf in der Natur vorkommende oder mit konventionellen Methoden gezüchtete Gewächse untersagt. 

Aber das Europäische Patentamt lehnte den Einspruch Ende Oktober 2024 trotzdem ab. „Diese Entscheidung ist im Hinblick auf die Pflanzenzucht und den Klimawandel alarmierend. Der Zugang zu dringend benötigter biologischer Vielfalt wird erheblich behindert. Die Nutzung von natürlicherweise vorkommenden Gen-Varianten zur Auswahl von Pflanzen ist ein Standard-Verfahren und keine Erfindung“, hielt Carla Hoinkes von PUBLIC EYE fest. Und Johanna Eckhardt von KEINE PATENTE AUF SAATGUT kritisierte: „Dieses Patent ist Biopiraterie im großen Maßstab. BAYER bzw. MONSANTO versuchen, die Kontrolle über die genetische Vielfalt zu erlangen, die benötigt wird, um unsere Ernährung zu sichern.“

NGOs klagen in Sachen „Glyphosat“

Unmittelbar nach der Glyphosat-Zulassungsverlängerung im Herbst 2023 hatten das PESTIZID AKTIONS-NETZWERK (PAN) EUROPE und andere Initiativen bei der EU-Kommission eine Überprüfung der Entscheidung beantragt. Von der Leyen & Co. hielten jedoch an der Genehmigung fest. Darum ziehen die Gruppen nun vor den Europäischen Gerichtshof. „Die EU-Kommission und ihre wissenschaftlichen Agenturen haben wiederholt kritische Studien, die schädliche Wirkungen von Glyphosat dokumentieren, unbegründet ausgeschlossen oder deren Ergebnisse systematisch heruntergespielt“, heißt es zur Begründung. 

Als konkretes Beispiel führen die Organisationen neben ignorierten Krebs-Gefahren auch nicht beachtete Hinweise auf Neurotoxizität auf. „Dokumente zeigen, dass renommierte WissenschaftlerInnen die EU-Behörden vor einem Zusammenhang zwischen Glyphosat und neurologischen Erkrankungen wie Parkinson oder Autismus sowie vor kognitiven Defiziten bei Kindern warnten. Diese Risiken wurden im Zulassungsverfahren nicht widerlegt, da die Behörden Studien, die diese Risiken identifizierten, unberücksichtigt ließen“, kritisieren die KlägerInnen. 

63.000 Glyphosat-Klagen

Laut BAYERs Geschäftsbericht für das dritte Quartal 2024 stieg die Zahl der Glyphosat-Klagen noch einmal an. Sie beläuft sich nun auf 63.000. Bis Ende September musste der Konzern für Entschädigungszahlungen 189 Millionen Euro aufwenden. „Wie angekündigt, wollen wir das Thema in den nächsten zwei Jahren eindämmen“, versicherte Anderson den AktionärInnen. Dabei verwies er auf erste Erfolge, in den Vereinigten Staaten mit immensem Lobby-Aufwand ein Gesetz zu lancieren, das Glyphosat Immunität gewährt. Darüber hinaus beabsichtigt die Aktiengesellschaft, in der Sache zum zweiten Mal den Versuch zu unternehmen, den Obersten Gerichtshof der USA anzurufen und ein Machtwort in ihrem Sinne sprechen zu lassen. Zudem plant das Unternehmen der Wirtschaftspresse zufolge, aus der Monsanto Company eine Art Bad Bank für die Glyphosat-Risiken zu machen und aus ihr alle Vermögenswerte wie etwa Patente abzuziehen, so dass nur eine – endliche – Summe an Rückstellungen für die Prozesse übrig bleibt. 

Die Frage, ob die Trump-Wahl dem „Rechtskomplex“ dienlich sein könne, bejahte BAYER-Chef Bill Anderson bei der Vorstellung der Quartalszahlen. „Ich bin mir nicht sicher, ob das einen direkten Einfluss auf die laufenden Verfahren hat“, sagte er, aber die US-amerikanischen Wähler hätten ein deutliches Votum bezüglich der Wirtschaft im Allgemeinen und der Inflation im Besonderen abgegeben, was ihn optimistisch stimme. Glyphosat sorgt in seinen Augen nämlich für gute Ernten und arbeitet ergo der Inflation im Nahrungsmittel-Sektor entgegen, was auch immer mehr Politikern aufgehe. „Darum denken wir, dass das Umfeld dem Fortschritt förderlich ist. Und wir erwarten, diesen Fortschritt 2025 zu sehen“, resümierte er. 

CDU vor Gericht

Der der CDU nahestehende Lobbyverband „Wirtschaftsrat“ gründete sich 1963, und zwar als formal und finanziell unabhängiger Verein. Der Grund dafür ist naheliegend: Auf diese Weise fällt er nicht unter das Parteiengesetz mit seinen Transparenzregeln und kann sich weitestgehend ungestört der Lobbyarbeit widmen. Nichtsdestotrotz hat der „Wirtschaftsrat der CDU e. V.“ einen kooptierten Sitz im Parteivorstand. Und wo von Lobby-Organisationen die Rede ist, ist natürlich auch BAYER nicht weit. Der Leverkusener Multi gehört zu den finanziellen Unterstützern des Vereins. Der ehemalige BAYER-Manager Wolfgang Große Entrup saß sogar lange selbst im Wirtschaftsrat, mittlerweile ist er Geschäftsführer des „Verbandes der Chemischen Industrie“

Ein von der Initiative LobbyControl beauftragtes Rechtsgutachten jedenfalls sieht in der engen Verflechtung des Wirtschaftsrats mit der Parteiführung eine Reihe von Verstößen gegen das Parteiengesetz und sogar gegen die Satzung der CDU. Darum reichte der Christdemokrat Luke Neite im Herbst 2023 eine Klage gegen den CDU-Vorstand ein, die am Nikolaustag 2024 endlich vor Gericht landete. Vorher hatten sich partei-interne Gremien mit der Sache befasst, an ihr aber wie zu erwarten nichts Anstößiges gefunden. 

LobbyControl hatte den Rechtsstreit nicht nur finanziert, sondern auch eng begleitet. Die Organisation initiierte einen Online-Appell, dem sich 30.000 Menschen anschlossen, und war am Verhandlungstag mit Plakaten und Transparenten vor Ort, um auf die Machenschaften des Parteivorstandes hinzuweisen. 

Das alles half aber vor Gericht nicht: Das Landgericht Berlin schmetterte die Klage mit der rein formalen Begründung ab, ein einfaches CDU-Mitglied könne nicht gegen den Vorstand klagen – dafür brauche es mindestens einen Delegierten auf einem Bundesparteitag. Inhaltlich äußerte sich das Gericht leider nicht weiter zur Angelegenheit. 

LobbyControl will das Urteil aus Kostengründen nicht anfechten. Stattdessen macht der Verband sich nun auf die Suche nach einem oder einer Delegierten für einen neuen Anlauf. „Das erscheint schwierig, weil sich eine solche Person damit Karriere-Chancen innerhalb der Partei verbauen könnte. Aber es ist nicht unmöglich – und uns haben bereits entsprechende vorsichtige Signale erreicht. Wir bleiben also verhaltend optimistisch, dass der Rechtsweg noch nicht abgeschlossen ist“, erklärten die AktivistInnen. In erster Linie setzen sie aber auf öffentlichen Druck. Bereits 2022 war es bei der FDP durch eben diesen gelungen, die Lobbyvereinigung „Liberaler Mittelstand“ aus dem Bundesvorstand der FDP zu entfernen. Es gibt also noch Hoffnung. 

Teilinsolvenz in Texas?

Der BAYER-Konzern beabsichtigt, zum zweiten Mal den Versuch zu unternehmen, den Obersten Gerichtshof der USA – den Supreme Court – in Sachen „Glyphosat“ anzurufen, um ein Machtwort in ihrem Sinne zu erwirken. Darüber hinaus werden beim Leverkusener Multi dem Manager Magazin zufolge Pläne konkreter, sich den hohen Zahlungen an Glyphosat-Geschädigte durch das Anmelden einer Teil-Insolvenz zu entziehen, wie es das Wirtschaftsrecht im Bundesstaat Texas erlaubt. 

Als „Texas Two-Step“ firmiert das in Unternehmenskreisen. Bei dieser Operation würde der Global Player aus der MONSANTO Company eine Art Bad Bank machen, indem er aus ihr alle Vermögenswerte wie etwa Patente abzieht, so dass nur eine – endliche – Summe an Rückstellungen für die Prozesse übrig bleibt. 

„Wir müssen die rechtlichen Voraussetzungen dafür schaffen, dass wir die Risiken abtrennen können“, mit diesen Worten zitiert die Zeitschrift einen BAYER-Manager. Ihr zufolge hat sich bereits der Aufsichtsrat mit dem Thema beschäftigt. Bei der Vorstellung der Zahlen für das 3. Quartal 2024 am 12. November lehnte es der Vorstandsvorsitzende Bill Anderson ab, sich näher zu der Frage zu äußern. 

SPORT & MEDAILLEN

SC BAYER 05 umbenannt

Der Sportclub BAYER 05 Uerdingen trägt ab 2025 einen neuen Namen. Künftig nennt er sich „Sportclub Krefeld 05“. Damit setzt sich eine Entwicklung fort, die bei BAYER bereits vor einiger Zeit begann: Das Ende der Förderung des Breitensports. Schritt für Schritt stellt der Konzern die Zahlungen ein und untersagt die Nutzung des BAYER-Kreuzes und -Namens durch die Vereine, die sich früher zumeist aus den Belegschaften des Unternehmens zusammensetzten. Der Sportclub selbst trägt diesen Namen nun seit 119 Jahren, das scheint den Chemiemulti aber nicht zu rühren. Andererseits verwundert das nicht, wenn mensch sich überlegt, wie wenig sich der Global Player um große Teile seiner eigenen Historie schert. Vor allem die nicht zu knappen unrühmlichen Perioden ignoriert er gerne. Der Sportclub selbst jedenfalls schätzt ein, dass die Umbenennung nun Kosten in Höhe eines sechsstelligen Betrages verursachen wird. 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert