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Beitrag veröffentlicht im Juli 2013

[ARD Doku] 150 Jahre BAYER

CBG Redaktion

29. Juli 2013

Die Bayer-Story

ARD-Dokumentation zum Jubiläum der BAYER AG mit einer Auswahl der Sündenfälle des Konzerns. Die Coordination gegen BAYER-Gefahren hat bei der Recherche mitgewirkt und kommt in dem Film zu Wort.

Film hier in voller Länge anschauen

Der ehemalige BAYER-Vorstandsvorsitzende äußert sich zu den Forderungen, die zur Gründung der Coordination gegen BAYER-Gefahren führten (u.a., die Einleitung von Dünnsäure in die Nordsee einzustellen), wie folgt: „Wir haben uns mit dieser Kritik auseinander gesetzt. Die Fragen des Umweltschutzes, die Fragen des Klimaschutzes, sind alles gesellschaftliche Themen, die in den letzten Jahren eine erhebliche Bedeutung bekommen haben und es war unsere Pflicht, dass wir uns mit diesen Dingen noch intensiver auseinandersetzen und das haben wir im Laufe der letzten Jahrzehnte sicherlich getan. Und ich glaube auch, dass sicherlich einiges, was von unseren externen Kritikern gekommen ist, dass das bestimmte Abläufe auch noch einmal beschleunigt hat.“

weitere Infos auf der Kampagnenseite zum Jubiläum

[Brunsbüttel] Bayer Brunsbüttel

CBG Redaktion

Kontext: Wochenzeitung, Ausgabe 121, 24. Juli 2013

Gigantische Absurditäten

An Großprojekten hing noch nie die Zukunftsfähigkeit eines Landes – allenfalls die von unseligen Allianzen aus Wirtschaft und Politik. Ein fünftägiges Forum gegen „unnütze und aufgezwungenen Megaprojekte“ in den Stuttgarter Wagenhallen sucht nach Verhinderungsstrategien und Alternativen. Erwartet werden mehrere Hundert Teilnehmer aus ganz Europa.

von Dietrich Heißenbüttel

Die Zukunft sollte gleich hinterm Deich beginnen. In Brunsbüttel an der Elbmündung plante Bayer in den 1970er-Jahren das größte Chemiewerk Europas. „Hier entsteht ein neuer Ruhrpott“, titelte 1974 der Spiegel, als Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Hamburg versuchten, sich durch Industrieansiedlung im großen Stil gegenseitig das Wasser abzugraben.
Der Wettbewerb der Bundesländer führte allerdings nicht dazu, dass im neuen Chemiewerk auch aktuelle Umweltstandards eingehalten wurden. „Bei den Erörterungsterminen wurden wir Fischer dann vollends verschaukelt“, schrieb später der Elbfischer Heinz Oestmann. „Man sagte uns, die Werke saugen schmutziges Elbwasser an und lassen sauberes geklärtes Wasser wieder in die Elbe.“ Eben dort, wo dieses Wasser eingeleitet wurde, zogen die Fischer jede Menge toter Fische aus dem Fluss, die sie in spektakulären Aktionen in die Eingangsbereiche der Bayer-Zentrale in Leverkusen, der Niederlassung Brunsbüttel und der Hamburger Genehmigungsbehörde kippten. Die schleswig-holsteinische Landesregierung fand dies „völlig unverständlich“. Gutachter aus Heidelberg stellten allerdings fest, dass die Schadstoffbelastung stark zugenommen hatte, während sie an Rhein, Neckar und Donau zurückging. Die Region um Stade, die die Fischer bereits aufgegeben hatten, bezeichneten sie als „Schwermetall-Provinz“.
Neue Arbeitsplätze, lautete wie üblich das Argument der Landesregierung. Dafür war Schleswig-Holstein bereit, viel zu investieren. Die meisten Steuergelder flossen in den Bau der Atomkraftwerke und ihre Erschließung. 1975 war die Zufahrtsstraße über das neue Störsperrwerk fertig – vorher war die Wilstermarsch von Süden nur über Fähren erreichbar gewesen. Gleich im nächsten Jahr – als auch Brunsbüttel ans Netz ging – begannen in Brokdorf die Bauarbeiten. Widerstand begann sich zu regen, ein Gericht verhängte einen Baustopp. Als der Weiterbau angekündigt wurde, kam es 1981 zur bis dahin größten Anti-AKW-Demonstration überhaupt mit 100 000 Teilnehmern. Hamburgs SPD-Bürgermeister Ulrich Klose trat zurück, weil er das Kernkraftwerk für unnötig hielt, sich aber gegen die Betonköpfe in seiner Partei nicht durchsetzen konnte. Die Proteste haben Rechtsgeschichte geschrieben. Ein Verbot der Demonstration erklärte das Bundesverfassungsgericht vier Jahre später für verfassungswidrig. Bei einer Brokdorf-Kundgebung kam es 1986 zum „Hamburger Kessel“, der nach einem späteren Gerichtsbeschluss ebenfalls rechtswidrig war.
Schließlich stellte sich heraus, dass die Industrie in Brunsbüttel so viel Grundwasser verbrauchte, dass der Spiegel bedrohlich sank. „Stoltenbergs Traum geplatzt?“ titelte die „Bild“-Zeitung und fragte weiter: „Wird das mit Hunderten von Millionen Mark Steuergeldern aus der grünen Wiese gestampfte Industriegebiet zu einer gigantischen Fehlinvestition?“ Den Ausschlag gab dann, dass Bayers Wachstumsprognosen viel zu hoch gegriffen waren und sich ein Werk in der geplanten Größenordnung ohnehin erübrigte. Ohne den Industriestandort Brunsbüttel war aber eigentlich auch Brokdorf überflüssig. „Der gesamten Höchstlast in Hamburg steht eine mehr als doppelt so große Kraftwerkskapazität gegenüber“, stellte das Deutsche Institut für Wirtschaftforschung 1988 fest. Der Energiebedarf der Industrie in Schleswig-Holstein bleibt bis heute überschaubar. Im „Industriepark Brunsbüttel“ – ein abgezäuntes Gelände, in dem auch das Bayer-Werk steht – sind noch viele Flächen zu vergeben. Eine Entwicklungsgesellschaft wirbt: „Wer Platz für Visionen sucht, der ist in Brunsbüttel genau richtig.“
Brokdorf soll noch bis 2021 am Netz bleiben. Wirklich gebraucht wurde das Kernkraftwerk nie. Brunsbüttel ist seit 2007 abgeschaltet – die Lichter sind nirgends ausgegangen. Niemals war die Zukunftsfähigkeit Deutschlands, nicht einmal Schleswig-Holsteins, von dem Bayer-Werk oder den beiden Atomkraftwerken abhängig, so wenig wie heute von einem unterirdischen Bahnhof in Stuttgart. Ganz im Gegenteil: „AKW bedroht neue Windparks“, titelte 2006 die taz: „Geht das AKW Brunsbüttel nicht wie geplant 2009 vom Netz, stehen die Offshore-Windparks in der Nordsee auf der Kippe.“ Intelligentere Lösungen sind nötig, um Zukunftsperspektiven zu entwickeln.
In jeden einzelnen geplanten Arbeitsplatz investierte Schleswig-Holstein seinerzeit mehr als 100 000 DM. Im Falle von Stuttgart 21 wären es – von den aktuellen Kostenansätzen und den Maximalangaben der Projektbefürworter ausgehend, durch das Projekt entstünden 24 000 neue Dauerarbeitsplätze – 250 000 Euro, die der Staat aus Steuergeldern in jeden einzelnen Arbeitsplatz investiert. Wie lange muss einer arbeiten, damit sich diese Investition amortisiert? Das Stuttgarter IMU-Institut kam 2011 dagegen nur auf 500 neue Arbeitsplätze. In diesem Fall kostet jeder einzelne den Steuerzahler zehn Millionen Euro. Wäre das Geld als Starthilfe für angehende Selbstständige nicht besser angelegt? Mit sechs Milliarden Euro könnte man 60 000 Berufsanfänger mit einem Startguthaben von je 100 000 Euro ausstatten oder jedem Stuttgarter Bürger 10 000 Euro zu Weihnachten schenken.
Als Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen für die Großindustrie bezeichnet Tiziano Cardosi, ehemaliger Bahnhofsvorsteher von Florenz, die „Grandi opere“: Großprojekte in Italien im Zusammenhang mit dem Treno Alta Velocità (Hochgeschwindigkeitszug – TAV). Auch in Florenz ist ein unterirdischer Bahnhof geplant, bahntechnisch an Absurdität kaum zu überbieten. Kurz vor dem jetzigen Hauptbahnhof Santa Maria Novella, 1934 bis 1936 als damals weltweit modernster Bahnhof gebaut, sollen die Gleise abrupt nach links schwenken, unter die von Antonio da Sangallo erbaute Renaissancefestung Fortezza da Basso, und später in ebenso engem Kurvenradius nach rechts. So ließe sich die Fahrtzeit um einige wertvolle Minuten verkürzen, behaupten die Planer. Dafür sollen große Summen investiert werden: Von ursprünglich unter einer Milliarde Euro hat sich der Betrag, noch bevor mit den eigentlichen Arbeiten begonnen wurde, inzwischen verdoppelt.

In Italien versickert das Geld
In Japan oder in Spanien werden für 100 Millionen Euro mehr als 10 000 Kilometer Hochgeschwindigkeitsstrecke gebaut, rechnet der Journalist Cristiano Lucchi vor, in Italien dagegen je nach Gelände für das gleiche Geld nur maximal 2110 Kilometer. Irgendwo scheint das Geld zu versickern. Die Staatsanwaltschaft Florenz untersucht das Projekt derzeit unter anderem wegen Verdachts auf Betrug, Korruption, Mafia-Beteiligung, illegaler Entsorgung kontaminierten Tunnelaushubs und Gefährdung eines Schulgebäudes. Eine Tunnelbohrmaschine wurde im Januar 2013 beschlagnahmt.
Großprojekte ziehen Staatsanleihen und internationales Finanzkapital an wie der Honig die Fliegen. Investoren und ausführende Unternehmen stoßen sich gesund, Finanzkrise hin oder her. Für die Verluste muss später die öffentliche Hand aufkommen. Dies ergibt eine Untersuchung der Vereinigung Re:Common, die im Rahmen eines Forums gegen unnütze und aufgezwungene Großprojekte im vergangenen November auf dem Strategietreffen „Firenze 10+10“ für ein anderes Europa vorgestellt wurde. Das Forum in der Fortezza da Basso fand außerhalb der Reihe statt, die 2011 im Susatal im Piemont begann. Dort protestiert eine große Mehrheit der Anwohner seit den frühen 1990er-Jahren gegen eine Hochgeschwindigkeits-Trasse. In Nôtre-Dame-des-Landes im Süden der Bretagne, wo 2012 das zweite Forum abgehalten wurde, ist der Streitgegenstand ein geplanter Großflughafen. Das dritte Forum findet nun vom 26. bis 28. Juli in den Wagenhallen in Stuttgart statt.
Das Programm ist beeindruckend: Initiativen gegen Staudämme im Amazonas-Urwald und in Anatolien, gegen die Nato-Zentralen Eucom und Africom in Vaihingen, gegen Goldtagebau in Rumänien oder zur verheerenden Umweltbilanz des Stahlwerks von Tarent stellen sich vor. Während in Deutschland die Kernkraftwerke abgeschaltet werden, exportiert die deutsche Atomindustrie nach Indien, gegen den verzweifelten Widerstand dortiger Anwohner und Umweltaktivisten. Vorgestellt werden Grundsatzreferate zur Müllverbrennung und CO2-Verklappung, Analysen zu Verkehrsprojekten und ökonomischen Hintergründen, Ansätze und Alternativen von traditionellen Lebensweisen amerikanischer Ureinwohner bis zur Idee einer Umweltgewerkschaft. Workshops und Diskussionen versuchen die Diskussion voranzutreiben. Seit dem Camp „Baustopp selber machen“ 2011 haben die Veranstalter ein immer größeres Netz von Kontakten geknüpft, zuletzt Ende März beim Weltsozialforum in Tunis und Anfang Juni in Venedig, wo riesige Kreuzfahrtschiffe die Bausubstanz in Gefahr bringen. Eine organisatorische Großtat, koordiniert von einem vierköpfigen Team, zwölf Arbeitsgruppen und zahlreichen Initiativen, getragen von den Anstiftern und Unterstützern. „Wir müssen uns vernetzen“, sagt Andrea Schmidt vom Organisationsteam. „Das ist unsere einzige Chance.“
Am Sonntag kommt auch die „Kommune vom Gezi-Park“ in Istanbul zu Wort. Während hiesige Medien sich beeilen, hervorzuheben, dass es „längst nicht mehr nur um ein paar Bäume“ ginge, sind die Parallelen zu den Ereignissen vom 30. September 2010 in Stuttgart unübersehbar. Dass die Bewohner der Megastadt in Ermangelung von Parks selbst die schmalen Grünstreifen an großen Ausfallstraßen zum Picknicken nutzen, zeigte eine Arbeit des Künstlers Osman Bozkurt, die 2004 in der Stuttgarter ifa-Galerie ausgestellt war. Nun sollte der letzte Park im Zentrum der Stadt gerodet werden – für ein Großprojekt: eine Shoppingmall. Der Kurator der ifa-Ausstellung, Vasif Kortun, nimmt an den Protesten heute lebhaft Anteil. Während der türkische Ministerpräsident die Demonstranten als Terroristen beschimpft, gingen die Bewohner am 9. Juli, dem ersten Tag des Ramadan, nach Sonnenuntergang auf die Straße, legten über die gesamte Länge der Haupteinkaufsmeile Istiklal ein Tischtuch aus, setzten sich auf den Boden und aßen friedlich zu Abend.

weitere Informationen:
=> Bayer-Werk Brunsbüttel: 25 Jahre gebrochene Versprechen
=> Brunsbüttel: Kritik an neuer MDI-Anlage
=> Bauern oder BAYER - wem gehört das Grundwasser?

Gen-Baumwolle

CBG Redaktion

22. Juli 2013, Informationsdienst Gentechnik

„Neuer Tiefpunkt“: Kritik an Risikobewertung von Gentech-Baumwolle

In der EU läuft ein Zulassungsverfahren für eine weitere Gentechnik-Baumwollsorte. Die Pflanze des Bayer-Konzerns tötet mit einem Bakteriengift Insekten und übersteht Giftduschen mit dem Spritzmittel Glufosinat. Die geschroteten Baumwollsamen könnten künftig als Tierfutter verwendet werden. Die Risikobewertung durch die Europäische Lebensmittelbehörde EFSA stößt aber auf Kritik.

Die gentechnisch veränderte Baumwolle T 304-40 sei „so sicher und nahrhaft“ wie eine konventionelle Pflanze, hatte die EFSA im Juni erklärt. Einer Zulassung als Futter- und Lebensmittel steht damit nichts mehr im Wege. Die Europäische Kommission könnte das Thema schon bald auf die Tagesordnung des Ständigen Ausschusses für die Lebensmittelkette und Tiergesundheit setzen. Dort stimmen dann die Vertreter der Mitgliedsstaaten ab.

Doch ist die Bayer-Baumwolle wirklich so unbedenklich? Das gentechnik-kritische Institut Testbiotech sieht das anders. Die Bewertung von T 304-40 sei „ein neuer Tiefpunkt“ in der Geschichte der EFSA-Risikobewertung. Obwohl die Behörde mit Sitz im italienischen Parma selbst Unstimmigkeiten festgestellte, habe sie keine zusätzlichen Informationen vom Antragssteller angefordert. So habe die EFSA zwar notiert, dass die transgene Baumwolle sich in ihrer Zusammensetzung deutlich von einer nicht-veränderten Baumwolle unterscheide. Das habe aber keine „biologische Relevanz“. Die Behörde verlasse sich „auf Annahmen und willkürliche Dateninterpretationen“ anstatt auf handfeste Belege, kritisiert Testbiotech.

Besonders besorgniserregend findet Testbiotech den Umgang mit den von Bayer durchgeführten Fütterungsstudien. Das Unternehmen hatte mit dem Antrag die Ergebnisse einer 90-tägigen Fütterung an Ratten und einer 42-tägigen Fütterung an Geflügel eingereicht. Bei beiden Untersuchungen bemängelte die EFSA Schwächen im Versuchsaufbau – verlangte aber auch hier keine neuen Daten. Dadurch entstehe für die Industrie der Eindruck: eine detaillierte Risikobewertung könne umgangen werden, indem Untersuchungen ohne brauchbare statistische Ergebnisse vorgelegt würden.

Auch der Frage, ob sich T 304-40 unter bestimmten Anbaubedingungen anders verhalte als beabsichtigt, sei die EFSA nicht weiter nachgegangen. So habe die Pflanze in Feldversuchen in Spanien wesentlich mehr Insektengift abgesondert als bei ähnlichen Versuchen in den USA. Aufgrund verschiedener Umweltfaktoren könnten bestimmte Genaktivitäten der Baumwollpflanzen stärker oder schwächer ausfallen als erwartet. Testbiotech fordert daher „Stresstests“. Außerdem dürfte T 304-40 nicht in EU-Länder importiert werden, in denen Baumwolle in der freien Wildbahn überleben kann, z.B. Italien, Spanien und Griechenland. Ähnlich hatten sich auch einige Mitgliedsstaaten geäußert. dh

weitere Informationen:
=> „Glufosinat endlich vom Markt nehmen!“
=> Stellungnahme von Testbiotech
=> Wachsende Risiken: Gentech-Baumwolle von BAYER

[Jubiläum] 150 Jahre BAYER

CBG Redaktion

Presse Information vom 16. Juli 2013
Ärzte gegen Tierversuche

Bayer-Jubiläum:

Ärzteverein kritisiert Profitgier des Pharmariesen auf Kosten von Mensch und Tier

Anlässlich der heutigen 150-Jahresfeier des Pharmakonzerns Bayer sieht der bundesweite Verein Ärzte gegen Tierversuch keinen Grund zur Freude. Bayer testet Lacke, Schmiermittel und Arzneimittel an Tieren, vorgeblich zum Wohle des Menschen. Tatsächlich geht es laut Verein einzig um den Profit und die rechtliche Absicherung. Tierversuche seien unethisch und verantwortungslos nicht nur Tieren, sondern auch Menschen gegenüber, da die Ergebnisse nicht auf den Menschen übertragbar sind.

Auf der Internetseite wirbt der Pharmariese anlässlich seines Jubiläums mit der Mission »Science For A Better Life (Wissenschaft für ein besseres Leben)«. Darüber, dass von den jährlich bundesweit rund 3 Millionen Tieren, die in Versuchen leiden und sterben, allein rund 170.000 bzw. fast 6 Prozent auf das Konto von Bayer gehen, ist allerdings nichts zu lesen, ebensowenig über die in Deutschland jedes Jahr mindestens 58.000 Menschen, die Opfer von tiererprobten Arzneimitteln werden und sterben.

Die Bundeskanzlerin Angela Merkel, die nach Angaben der Coordination gegen Bayer-Gefahren (CBG) zu den prominenten Gästen der Jubiläumsfeier zählt, sollte nach Ansicht der Ärztevereinigung lieber Verantwortung zeigen und konkrete Konzepte zum Ausstieg aus der tierexperimentellen Forschung vorlegen, anstatt weiterhin eine tierfeindliche Politik zu führen und kurz vor der Bundestagswahl in den Kreisen der finanzstarken Tierversuchslobby Wählerstimmen zu gewinnen.

In der Firmenpolitik der chemischen und pharmazeutischen Industrie ging es von jeher um Profit ohne Rücksicht auf Verluste, woran sich bis heute nichts geändert hat, kritisieren die Ärzte gegen Tierversuche. Schädliche Nebenwirkungen von Wirkstoffen werden oft verschwiegen, indem nur »positive« Studien veröffentlicht werden, die »negativen« aber nicht. Gelangen Informationen über schwerwiegende oder gar tödliche Nebenwirkungen eines Präparates an die Öffentlichkeit, versuchen die Unternehmen meist, dies so lange wie möglich zu vertuschen. Bayer tat das beispielsweise im Fall des Blutstillungspräparats Trasylol, das verstärkt schwere Nierenschäden, Herzversagen und Schlaganfälle mit Todesfolge verursacht, und Pfizer beim Antidepressivum Zoloft, das zu einer Steigerung der Selbsttötungsabsicht führt.

Die Ärztevereinigung weist schon lange darauf hin, dass Tierversuche Chemikalien, Arzneimittel oder Lebensmittelinhaltsstoffe nicht sicher für den Menschen machen, wie vielfach behauptet wird. Tierversuche dienen dem reinen Profit und der rechtlichen Absicherung der Firmen, falls jemand durch ein Produkt zu Schaden kommt. Da Tier und Mensch unterschiedlich auf Substanzen reagieren, ist die Übertragung der Ergebnisse aus Tierversuchen immer ein unkalkulierbares Risiko, oft mit Todesfolge. Die Testung an menschlichen Zellen in Kombination mit Biochips und Computersimulationen liefert dagegen aussagekräftige Erkenntnisse.

Weitere Information: Jährlich mindestens 170.000 Tierversuche allein bei BAYER

150 Jahre BAYER

CBG Redaktion

Presse Information vom 15. Juli 2013
Coordination gegen BAYER-Gefahren

Jubiläumsfeier in Köln / Laudatio von Kanzlerin Merkel

„Konzerngeschichte nicht weißwaschen!“

Rund 1.100 Gäste nehmen an der morgigen Feier zum 150. Geburtstag des BAYER-Konzerns in der Kölner Messe teil. Zu den Gratulanten gehören Bundeskanzlerin Angela Merkel und NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft. Die Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) forderte die Kanzlerin in einem Schreiben auf, in ihrer Laudatio das lange Sündenregister des Unternehmens nicht auszuklammern.

Philipp Mimkes vom Vorstand der CBG: „In den zahlreichen Publikationen zum BAYER-Jubiläum kommen Themen wie Umweltverseuchung, chemische Kampfstoffe, Pestizidvergiftungen oder die Rolle des Unternehmens im Nationalsozialismus nicht vor. Bundeskanzlerin Merkel darf bei dieser Weißwaschung nicht mitmachen!“.

BAYER war als Teil der IG FARBEN an den grässlichsten Verbrechen der Menschheitsgeschichte beteiligt: die IG FARBEN lieferten Zyklon B für die Gaskammern, beteiligten sich an grausamen Menschenversuchen und ließen sich in Auschwitz eine riesige Fabrik von Sklavenarbeitern bauen. Im konzerneigenen Konzentrationslager Auschwitz-Monowitz kamen zehntausende Zwangsarbeiter ums Leben. Trotz dieser Verbrechen hat BAYER nie eine unabhängige Untersuchung der Firmen-Historie veranlasst.

Einige weitere Hintergründe zur BAYER-Geschichte:

=> Zeitgleich mit dem Schmerzmittel ASPIRIN brachte der Konzern HEROIN auf den Markt, u.a. als Hustenmittel für Kinder. Schon kurz nach der Markteinführung wiesen Ärzte auf das Suchtpotential hin. Trotzdem führte BAYER fünfzehn Jahre lang eine globale Werbekampagne für das neue Präparat durch. Während an den Siegeszug von ASPIRIN mit Ausstellungen und Forschungspreisen erinnert wird, wird das Stiefkind HEROIN heute verleugnet.

=> Der langjährige BAYER-Generaldirektor Carl Duisberg beteiligte sich im 1. Weltkrieg persönlich an der Entwicklung von Giftgas und setzte den völkerrechtswidrigen Einsatz an der Front durch. Duisberg war mitverantwortlich für die Deportation zehntausender belgischer Zwangsarbeiter und forderte die Annexion von Belgien, Nordfrankreich sowie von (so wörtlich) „deutschem Lebensraum“ in Polen und Russland.

=> Die IG FARBEN, der Zusammenschluss der deutschen Chemie-Industrie, waren eng in den Eroberungskrieg des Dritten Reichs eingebunden. Der Konzern folgte der Wehrmacht in die eroberten Länder Europas und übernahm meist innerhalb weniger Wochen die dortige Chemie-Industrie, Kohlegruben und die Ölförderung.

=> In den Nürnberger Kriegsverbrecher-Prozessen beschäftigte sich ein eigenes Verfahren mit den IG Farben. Hierin wurde z.B. festgestellt: „Unstreitig sind verbrecherische Experimente von SS-Ärzten an Konzentrationslager-Häftlingen vorgenommen worden. Diese Experimente sind zu dem ausdrücklichen Zweck erfolgt, die Erzeugnisse der IG Farben zu erproben.“

=> Die in Nürnberg verurteilten Manager konnten nach Verbüßung ihrer Haftstrafe ihre Karriere ungehindert fortsetzen. So wurde Fritz ter Meer Aufsichtsratsvorsitzender von BAYER. Gegenüber den Zwangsarbeitern in Auschwitz äußerte er wenig Mitgefühl; ihnen sei „kein besonderes Leid zugefügt worden, da man sie ohnedies getötet hätte“. BAYER benannte eine Studien-Stiftung in „Fritz-ter-Meer-Stiftung“.

=> In den Laboren von BAYER wurde auch im Dritten Reich an chemischen Kampfgasen geforscht. Der Erfinder von SARIN und TABUN, Dr. Gerhard Schrader, leitete nach dem Krieg die Pestizidabteilung von BAYER.

=> Etwa die Hälfte aller Bluter weltweit wurde in den 80er Jahren mit HIV infiziert, ein Großteil durch Produkte von BAYER. Jahrelang setzte der Konzern die existierenden Inaktivierungsverfahren aus Kostengründen nicht ein. Noch nach dem Verbot unbehandelter Blutprodukte in den USA und Europa wurden übriggebliebene Chargen nach Lateinamerika und Asien exportiert. Tausende Bluter bezahlten dies mit ihrem Leben.

=> Die Weltgesundheitsorganisation WHO schätzt die Zahl der jährlichen Pestizidvergiftungen auf bis zu 20 Millionen. Rund 200.000 Fälle verlaufen tödlich, dazu kommt eine hohe Dunkelziffer. Für einen großen Teil der Vergiftungen ist BAYER verantwortlich; die Firma ist mit einem Weltmarktanteil von rund 20% der zweitgrößte Pestizidhersteller der Welt. Obwohl das Unternehmen einräumt, dass „der sachgerechte Umgang mit Pflanzenschutzmitteln unter bestimmten Bedingungen in einigen Ländern der Dritten Welt nicht immer gewährleistet ist“, verkauft BAYER weiterhin hochgiftige Wirkstoffe, vor allem in Entwicklungsländern.

„Die 150-jährige Unternehmensgeschichte von BAYER wurde von Beginn an von Protesten begleitet. Bereits im 19. Jahrhundert gab es massiven Widerstand von Anwohnern und Belegschaft gegen die anhaltende Luft- und Wasserverschmutzung. In vielen Fällen konnte hierdurch ein besserer Arbeits- und Umweltschutz erkämpft werden. Der Widerstand gegen die zumeist rücksichtslose Konzernpolitik gehört untrennbar zur Geschichte von BAYER“, so Jan Pehrke vom Vorstand der Coordination gegen BAYER-Gefahren.

Die CBG führt das ganze Jahr über eine Kampagne zu den Schattenseiten der Konzern-Historie. Zeitungsartikel, Karikaturen und Berichte von Protestaktionen finden sich auf unserer Kampagnenseite.

Patentraub

CBG Redaktion

Presseerklärung vom 12. Juli 2013
Coordination gegen BAYER-Gefahren

Neue Dokumente im „Fall Süllhöfer“

BAYER-interne Unterlagen zugespielt / Belege für Prozess-Betrug / Justiziar intervenierte beim EuGH / Generalanwalt „gebrieft“

Der Erfinder Heinz Süllhöfer hat Dokumente erhalten, die ein neues Licht auf seinen langjährigen Patent-Streit mit dem BAYER-Konzern um eine Kunststoffplatten-Maschine werfen. Die Süllhöfer anonym zugespielten Papiere geben Aufschluss darüber, in welch umfänglicher Weise der Chemie-Multi die Rechtsprechung beeinflusste, um dem Erfinder seine Idee streitig zu machen.

1965 hatte Heinz Süllhöfer eine Maschine zur Herstellung von Isolierplatten aus Polyurethan-Kunststoff konstruiert, die er der BAYER-Tochter Hennecke zum Kauf anbot. Der Leverkusener Multi prüfte die Offerte lange und lehnte dann ab – in der Zwischenzeit hatte er die Apparatur nachgebaut. Anschließend zog der Konzern vor Gericht und focht Süllhofers Patent an, indem er mit Konstruktionszeichnungen einen bloßen Umbau seiner eigenen Anlage zu belegen suchte und auf diese Weise ein Vorbenutzungsrecht für sich reklamierte.

Die neuen Unterlagen belegen nun, dass es sich dabei um eine Konstruktion von Beweisen handelte. Nach einem für Süllhöfer günstigen Urteil des Oberlandesgerichtes – die Richter hatten einen zwischen BAYER und dem Erfinder geschlossenen Vertrag wegen des Verstoßes gegen die Kartell-Bestimmungen des Artikel 85 des EWG-Vertrages für ungültig erklärt – riet der BAYER-Anwalt Joachim Strauss nämlich davon ab, die Prozess-Strategie „Nachweis eines Vorbenutzungsrechtes“ weiter zu verfolgen: „Die informatorische Anhörung der ggf. als Zeugen zu benennenden Hennecke-Mitarbeiter erweckt bei mir Zweifel, ob der Umbau der 63er DTG-Anlage wirklich entspr. der für mich nicht eindeutig zuordenbaren Werkstatt-Zeichnungen erfolgt ist“, heißt es in einem nun aufgetauchten und als „vertraulich“ titulierten Schreiben von Strauss an den Rechtsabteilungsleiter Dr. Charbonnier.

Stattdessen äußert der Jurist die Überzeugung, das Urteil des OLGs „über den BGH/EuGH“ korrigieren zu können. „Gespräche in Brüssel“ hätten ihn zu dieser Auffassung gebracht, so Strauss. Einblick in diese Gespräche gibt eine auf den 14.7.1984 datierte vertrauliche Mitteilung von Strauss an Charbonnier: „Ich habe R. bei der Kommission (GD Wettbewerb) aufgesucht und ihn anschließend zum Essen eingeladen“, heißt es darin. Bei dem Mahl hat Strauss dem Beamten dann die „kartellrechtlichen Hintergründe“ des Falls erläutert „und sein wissenschaftliches Interesse geweckt“. Zunächst zierte sich R. allerdings, bei seinem Freund, dem Generalanwalt Johannes, vorstellig zu werden, der beim EuGH mit der Sache „Süllhöfer vs. BAYER“ betraut war. Aber bald hatte Strauss den EU-Bürokraten soweit. „Ich habe ihn letztlich überzeugen können, dass die Verfahrensakten noch gar nicht beim EuGH sind (keine Anhängigkeit„) und der Fall auch akademisch so interessant ist, dass man ihn durchaus mit einem Juristenfreund auf einer ‚Wanderung’ diskutieren kann“, meldet Strauss Verzug. Und dann bleibt nur noch eines zu tun: „R. hat mir auch bestätigt, dass der EuGH in der Regel den Anträgen des Generalanwaltes folgt, weshalb es wichtig ist, Johannes zu briefen“.

Am Ende ging der Plan auf. Der EuGH schloss sich der Kartell-Auffassung des Oberlandesgerichtes nicht an, und der Bundesgerichtshof nahm diese Entscheidung zum Maßstab und urteilte am 4.2.1986 im Sinne von BAYER.

„Der BAYER-Konzern hat durch diesen Prozess-Betrug Milliarden-Gewinne erzielt, mich aber um die Früchte meiner Erfindung gebracht und durch die immensen Gerichtskosten ruiniert“, kommentiert Heinz Süllhöfer. Die Coordination gegen BAYER-Gefahren dokumentiert im Folgenden die geheimen Unterlagen und verweist für weitere Information auf Süllhöfers detaillierte Darstellung des Falls (s.u.).

=> Das Schreiben von RA Strauss an Dr. Charbonnier: Abschrift und handschriftliches Original
=> Das Schreiben von RA Strauss über die Gespräche mit der EU: Abschrift und Original

weitere Informationen:
=> interne Brief von BAYER
=> Fall Süllhöfer: Ein BAYER-Mann packt aus
=> Kölner Rundschau: Erfinder kämpft seit 1967 um sein Recht
=> Prozess “Süllhöfer vs. BAYER"
=> Patent-Raub: „BAYER schuldet mir 500 Mio“

es folgt die Stellungnahme von Heinz Süllhöfer
Rückfragen unter: 0211 - 434080 oder 0177 - 43 40 801

Kriminelle Machenschaften eines Weltkonzerns

Wie der Staat zum Täter wurde: Elektronisch gespeichertes Urteil gefälscht

Heinz Süllhöfer entwickelte u.a. in den Jahren 1963 bis 1965 ein Verfahren und eine Vorrichtung zur kontinuierlichen Herstellung von kaschierten Polyurethan-Hartschaumplatten und meldete unter der Priorität seiner Auslandschutzrechte am 22.07.1965 diese Erfindung beim deutschen Patentamt an. Alle In- und weltweiten Auslandpatente wurden erteilt.

Dies war dem Bayer-Konzern als Mitbewerber der Polyurethan-Rohstoff-Lieferanten Shell-Chemie und Henkel-Cie, die bereits mit Süllhöfer Lizenzverträge hatten, ein Dorn im Auge, weil der Konzern Milliarden Verluste befürchtete.

Aus verkaufspolitischen Wettbewerbsgründen sollte das Süllhöfer-Patent vernichtet werden. Vom Bayer-Konzern angestiftete Zeugen haben, u.a. Dr. Ernst durch Vorlage manipulierter Zeichnungen an Eides-Statt versichert, Süllhöfers Erfindung sei bereits vom Bayer-Konzern vorbenutzt und der aus Israel eingereiste Zeuge Shimon Raanani hat vor Gericht die vom Bayer-Justitiar Dr. Peukert vorgeschriebene Aussage der Vorbenutzung, laut Protokoll unter Eid bestätigt. Urkunden belegen, dass er für Bayer einen Meineid leistete.

Seit 1967 werden an Süllhöfer regelmäßig von einem anonymen „Bayer-Berichterstatter“, der interne Kenntnisse über den von Bayer an Süllhöfer begangenen Prozessbetrug haben muss, wichtige Urkunden-Dokumente übersandt, um den Betrug zu untermauern.

Ein vom Bayer-Konzern gerichtlich gegen Süllhöfer gefordetes Verwertungverbot wegen anonym zugesandten Urkunden wurde durch rechtskräftiges Urteil LG Düsseldorf Az. 12 O 15/95 vom 22.02.1995 u.a. wie nachfolgend entschieden:

„...dieser illegale Einbruch eines Dritten in die Geheimnisse eines Wirtschaftunternehmens steht einer Veröffentlichung der Information durch den Antragsgegner nicht entgegen.“

Süllhöfer besitzt mehr als 200 Patenturkunden, die zum Teil vom Staat anerkannte volkswirtschaftlich wertvolle Erfindungen beinhalten. Als einzigem Düsseldorfer wurde ihm von der Akademie des Deutschen-Instituts für Erfindungswesen die Rudolf Diesel Medaille, die höchste Erfinderauszeichnung der BRD verliehen. Durch den motivierenden Anschub seiner Erfindung wurden tausende neue Arbeitsplätze geschaffen

Er befindet sich seit 46 Jahren wegen der vom Bayer-Konzern herbeigeführten Patentverletzungs-Straftaten, in zivil- und strafrechtlichen Auseinandersetzungen, die sämtlich patentrechtlichen Ursprungs sind.

In dem weltweit längsten 46-jährigen Patentstreit (Süllhöfer. /. Bayer) ist noch eine Klage anhängig, in der das Gericht den Streitwert von 500 Millionen Euro festlegte.

In jüngster Zeit, zuletzt am 21.03.2013 an Süllhöfer anonym zugesandte vom Bayer-Konzern stammende und vom Bayer-Justitiar Joachim Strauss handschriftlich an den Leiter der Rechtsabteilung Dir. Dr. Charbonnier vertraulich verfasste Urkunden belegen, dass Strauss der Duzfreund und Nachbar des Richters Steinacker war, durch die handschriftlichen nachfolgenden Änderungen und aufgeklebte Einfügungen vor der Urteilsverkündung Az. 4 O 320/79 vom 09.09.1986, von drei Richtern unterschriebene eine für Süllhöfer verheerende 108/9 seitige „elektronisch gespeicherte“ Urteilsschrift, mitgewirkt hat.

Der Stab der Süllo GmbH, die Coordination gegen BAYER-Gefahren, Journalisten, mehrere Experten und Süllhöfer selbst, haben erst jetzt den 100%igen handschriftlichen Vergleich wahrnehmen können.

Weiter belegen die handschriftlich von Strauss mit Datum 14.07 und 30.07 vertraulich an Charbonnier gerichtete Schreiben, dass Strauss in Brüssel einen Kommissionsbeamten R. aufgesucht hat, um ihn im Vorlageverfahren wegen der Anwendung des Artikels 85 EWG in seiner bisherigen Stellungsnahme zu Gunsten Süllhöfers, im Sinne von Bayer zu beeinflussen, um das von Bayer verlorene 1984-iger OLG-Teilurteil zu korrigieren.

Im Schreiben vom 14.07 heißt es u.a.: „Bespr. mit R. in Brüssel. Ich habe R. bei der Kommission (6 D Wettbewerb) aufgesucht und ihn anschließend zum Essen eingeladen. Ich habe ihm insbesondere die kartellrechtlichen Hintergründe der Vorlagefrage intensiv erklärt und sein wissenschaftliches Interesse geweckt.“ (…) „der Fall auch akademisch so interessant ist, dass man ihn durchaus mit einem Juristenfreund auf einer Wanderung diskutieren kann. R. hat mir auch bestätigt, dass der EuGH in der Regel den Anträgen des Generalanwaltes folgt, weswegen es wichtig ist, Johannes zu briefen.“ Johannes ist der Nachname des Generalanwalts.

Im Schreiben vom 30.07 heißt es u. a.: „Der konservativen kartellrechtlichen Fehlvorstellungen verhaftete OLG Senat ist für mich kein Maßstab und meine Gespräche im Brüssel haben mich in meiner festen Überzeugung bestätigt, dass wir das krasse Fehlurteil des OLG über den BGH/EuGH korrigieren können.“

Diese Korrektur ist in der „elektronisch gespeicherten“ Urteilschrift, eine mit anderer Schrift versehene Einfügung, Seite 107, erfolgt. Erst jetzt konnte der bisher geheimgehaltene Name R. ermittelt werden. Es handelt sich um den Dir. der Europäischen Kommission G. Rocca.

Zur Entlastung und Beendigung der Ermittlungsverfahren wegen Prozessbetruges hat Strauss der Staatsanwaltschaft bereits am 12.09.1986 unmittelbar vor der anstehenden Anklageerhebung eilfertig die „elektronisch gespeicherte“ Urteilschrift übergeben. Die gefälschte „elektronisch gespeicherte“ Urteilschrift hat er auch an den Meineider Raanani nach Israel übersandt.

Süllhöfer selbst erhielt erst am 24.09.1986 eine von den Richtern nicht unterschriebene festkörperliche Abschrift des Urteils. Dieses weicht in erheblicher Form von der „vermeintlichen elektronisch gespeicherten Schlussurteilschrift“ ab.

Gravierende eindeutige Merkmale weisen auf eine zur fragwürdigen „elektronisch gespeicherte“ Urteilsschrift, mit der fehlenden Seite 81 führende Eigenformulierung des Bayer-Justitiar R.A. Strauss hin.

1). 389 handschriftlich „elektronisch gespeicherte“ Korrekturen, zum Teil durch den Bayer-Justitiar Joachim Strauss

2). Drei unterschiedliche „elektronisch gespeicherte“ Schreibmaschinen-Schrifttypen

3). Fülllücken / Leerseiten „elektronisch gespeicherten“ Änderung der laufenden Seitennummern

4). Das handschriftlich ergänzte Wort Einfügung in der aufgeklebten Seite 93, mit einer anderen Schreibmaschinen-Schrift versehene „elektronisch gespeicherte Urteilschrift“, ist nicht vergleichbar mit der Handschrift der nachfolgend erwähnten Richter.

5). Unterschriften der gefälschten „elektronisch gespeicherten“ Urteilschrift der Richter der 4. Zivilkammer, des seinerzeitigen Vorsitzenden Gisberg Steinacker, des Beisitzenden Rütz (beide pensioniert) und des Berichterstatters Dr. Peter Meier-Beck, der heute Professor und Senatspräsident des 10. Senats beim BGH ist.

Auf den Seiten 41 bis 49 der „elektronisch gespeichertem“ Urteilschrift wurden Süllhöfers Patentansprüche, aus der vom Staat dem Erfinder verliehene Patenturkunde „bereinigt“. Auf Seite 49 heisst es wörtlich:

„Entsprechend bereinigt lässt sich der Vorrichtungsanspruch in folgenden Merkmalskombinationen auflösen.“

Das Gericht veränderte gravierend und bewusst zu Gunsten des Bayer-Konzerns die für Süllhöfer vom Staat patentierten Vorrichtungsansprüche und stellte zwei Bundespatentgerichtsurteile, ein BGH-Urteil sowie zwei weitere Teilurteile, erstens das am 11.11.1982 vom LG Düsseldorf Az. 4 O 320/79 und zweitens das OLG-Urteil von 1984 auf den Kopf. In diesen Urteilen stellten die Gerichte fest, dass der Bayer-Konzern vor dem Prioritätstag der Süllhöfers-Gebrauchsmuster und Patentanmeldung, keine Maschine besaß, die weder offenkundig noch privat vorbenutzt wurde.

Trotz dieser gerichtlichen Feststellungen haben die vorgenannten Richter der Bayer AG sowie der Bayer-Tochter Hennecke GmbH durch Urteil des LG Düsseldorf von 09.09.1986 Az. 4 O 320/79 ein privates Vorbenutzungsrecht zugesprochen.

Das von den genannten Richtern „abgesegnete verfälschte elektronisch gespeicherte Urteil“ ist ein Affront für die in jedem Fall vorausgesetzte Glaubwürdigkeit einer unabhängigen Justiz, die immer im Namen des Volkes entscheiden muss.

Der Bayer-Konzern hat somit unberechtigt Milliardengewinne erzielt, Bilanzen verfälscht, ihre Aktionäre getäuscht und den Rechtsanspruch des Erfinders aberkannt. Süllhöfer hat durch kriminelle Tricks des Bayer-Konzerns nie einen Cent Lizenzgebühr erhalten, und wurde somit in den Ruin getrieben.

Nachfolgend für die Medien eine verblüffende Wahrnehmung:

Am Nachmittag nach der Urteilsverkündung des LG Düsseldorf vom 09.09.1986 Az. 4 O 320/79 erhielt Süllhöfers Prozessbevollmächtigter P.A. Geiersbach einen anonymen Anruf aus der Rechtsabteilung mit nachfolgendem Wortlaut:

„Herr Strauss hat sich gegenüber seinen Kollegen in der Rechtsabteilung der Bayer AG damit gerühmt, wie überragend er in diesem Patentstreit agiert habe und legte das von den Richtern unterschriebene Urteil vor. Dies könnte ihm die Firma Bayer nie wieder gutmachen. Wissen sie überhaupt, dass der Vorsitzende der 4. Kammer, Steinacker, der Süllhöfer verurteilt hat, ein unmittelbarer Nachbar und Duzfreund des Bayer-Justitiars Strauss ist? Diese Herren haben auch einmal im Monat einen Juristentreff in einer Gaststätte in Leverkusen. Im Garten dieser Herren fanden des Öfteren Gespräche statt, wie auch in der Zeit der Zeugeneinvernahme vor der 4. Kammer im Jahre 1986.“

Dieser anonyme Anruf hat sich durch eine durchgeführte Recherche bewahrheitet: Das Hintergelände beider Häuser, einmal das Haus Strauss, Hermann Milde Str. 7a in Leverkusen-Opladen, in dem er neben seiner Tätigkeit bei Bayer auch ein Anwaltsbüro unterhielt, und zum anderen das Elternhaus des Richters Steinacker, Hermann-Löns Str. 12 in Leverkusen-Opladen und die dazugehörigen Grundstücke waren im Hintergelände, wie der Kläger Süllhöfer mit seinem PA Geiersbach seinerzeit recherchierte, nur durch einen Jägerzaun von 70cm Höhe voneinander getrennt.

Wenn Richter und die Staatsanwaltschaft die vorgelegten Beweise des offensichtlichen Betruges und das mehrfache Beweisanbieten des Klägers Süllhöfer nicht zur Kenntnis nehmen und sich trotz der falschen Beurteilung des Urteils 4 O 320/79 des LG D,dorf von 09.09.1986 auf die Rechtskraft berufen, dann muss der Frage nachgegangen werden, welchen Einfluss der Bayer-Justitiar R.A. Strauss unter dem Deckmantel des Bayer-Konzern, dem größten Arbeitsgeber in NRW, auf die Urteile hatte, die zu Gunsten der Bayer AG gegen den Kläger, die unter der Mitwirkung des damaligen Nachbarn von Strauss, Richter Steinacker, ergangen sind.

Die Medien haben dieser falschen Beurteilung widersprochen. Von der Kapitalmacht überzeugt, rechnet Bayer lt. Stern-Bericht vom 23.02.1989 „mit einer biologischen Lösung der Prozesse.“ Das will der 87-jährige Erfinder mit Hilfe der Medien verhindern.

Hat der vom Gewissen geplagte Sinneswandel der Richter Steinacker, Rütz u. a. das richterliche Rechtsempfinden beeinflusst?

Durch rechtskräftiges Urteil des O L G D,dorf vom 21.03.2002 Az. 2 U 1/01 / 4 O 349/99 hat der zweite Zivilsenat unter der Mitwirkung des vorsitzenden Richters Steinacker, die Richter Rütz und Dr. Becker, die von Bayer an Süllhöfer verletzte Erfinderpersönlichkeitsehre wiederhergestellt und der Bayer AG unter Strafandrohung nachfolgendes untersagt:

a) „Es trifft nicht zu, dass Süllhöfer die Maschine zur kontinuierlichen Herstellung von Polyuerithan-Hartschaumplatten erfunden hat.

Und oder

b) Tatsächlich besaß die (heutige Bayer-Tochtergesellschaft) Hennecke GmbH schon lange vor Süllhöfer diese Erfindung und entwickelte zusammen mit Bayer diese Technik für die praktische Anwendung bei Bayer-Kunden.“

Die in Ziffer a) und b) behauptete Vorbenutzung enthält entgegen der Ansicht des Landsgerichts unwahre Tatsachenbehauptungen.

Die zu a) und b) bereits aus den vorstehend dargelegten Gründen unwahr sind, braucht im vorliegenden Fall nicht geklärt zu werden, ob das LG D,dorf im damaligen Verfahren zu Recht zu dem Ergebnis gelangt ist, dem Konzern stehe ein privates Vorbenutzungsrecht zu.

Das rechtskräftige O L G - Urteil vom 24.04.1990 Az. U (Kart) 7/90 / 4 O 320/79 hat schon deshalb nicht jeden Anlass für den Bayer-Konzern beseitigt, sich auf ein privates Vorbenutzungsrecht zu berufen, weil dort das Bestehen eines solchen Rechts dahingestellt bleibt und damit nicht anerkannt wurde. Bayer hält im Übrigen auch im vorliegenden Rechtsstreit an ihrer unzutreffenden Auffassung fest, dass LG D`dorf habe zu ihren Gunsten das Bestehen eines privaten Vorbenutzungsrechts rechtskräftig festgestellt.

Auf Grund dieses Urteils veranlasste Süllhöfer die ruhende Auskunft und Zahlungsklage in Sachen Süllhöfer / Bayer AG aus dem Jahre 1973 vor der 4. Zivilkammer des LG D,dorf Az. 4 O 139/73 erneut zu verhandeln. Die Gerichte haben sich von 1991 bis 2007 durch falsche Beschlüsse, in denen auch Richter Steinacker und Pütz mitgewirkt haben, geweigert, einen neuen Verhandlungstermin anzuberaumen.

Das OLG D`dorf hat in anderer Besetzung im Beschluss vom 02.11.2007 Az. 1-10 W 176/07 / 4 O 139/73 zweimal die vorgenannten Beschlüsse als begangenes Unrecht bezeichnet. Nach 16-jähriger Verhandlungsterminverweigerung wurde der Prozess mit dem blamablen 1973er Az., unter dem Az. 4 b O 281/2007 vom LG D`dorf weiter geführt, dass durch Beschluss von 03.03.2008 einen Streitwert von 500 Mio. € festlegte, Prozesskostenhilfe ablehnte und Süllhöfer 3,2 Mio. € Gerichtskosten auferlegte, um die Klage des inzwischen mittellosen Erfinders, sogar durch Zwangsmaßnahmen (Haftbefehl) abzuwürgen.

Die neuesten anonymen bei Süllhöfer aufgetauchten Urkunden, deren Inhalt oben in dieser Medienmitteilung ausführlich beschrieben wird, müsste den Verantwortlichen durch den erlittenen Imageverlust des Bayer-Konzerns die Schamesröte ins Gesicht treiben.

Alle in dieser Medieninformation unter Beweis gestellten Anschuldigungen der namentlich benannten Personen sind durch Urkunden-Dokumente, die aus der Rechtsabteilung des Bayer-Konzerns stammen, zu jeder Zeit bei Süllhöfer einsehbar.

Süllhöfer hat jegliches Vertrauen in den Rechtsstaat BRD wegen Amtmissbrauch und Rechtsbeugung gegenüber der Justitz verloren und will nun mit Hilfe der Medien Klarheit schaffen.
Düsseldorf, Juli 2013

[SOS] Konzernkritik vor dem Aus

CBG Redaktion

SOS

Lasst uns nicht untergehen!

Stürmische See.
Liebe Freundinnen und Freunde, unser konzernkritisches Schiffchen steuert durch stürmische See. Finanzkrise und Sozialabbau haben ein großes Leck gerissen: Viele Mitglieder mussten in den letzten Jahren ihre Beiträge reduzieren. Unsere Einnahmen sind auf das Niveau von vor zehn Jahren gesunken. Bei inzwischen erheblich gestiegenen Kosten. Dabei arbeiten wir fast vollständig ehrenamtlich.

Wir schöpfen mit aller Kraft, um dem Untergang zu entgehen.
Seit Beginn unserer Rettungskampagne haben wir 313 neue Mitglieder gewonnen. Hunderte von Solidaritätsschreiben gingen ein. 35 Förderer haben sogar als „Garant/innen“ Verantwortung übernommen, indem sie einen jährlichen Beitrag von mehr als 500 Euro zahlen. Dafür ein großes Dankeschön!

Doch noch drohen wir unterzugehen.
Einige langjährige Unterstützer/innen sind leider im vergangenen Jahr verstorben. Auch musste eine Mäzenatin ihre Hilfe einstellen. Uns fehlen daher noch 87 zusätzliche Förderer.

Deswegen müssen wir noch einmal fragen:
Wäre es Dir/Ihnen möglich, bei uns Mitglied zu werden? Wir können unter keinen staatlichen Rettungsschirm schlüpfen und erhalten auch von großen Stiftungen oder den Kirchen keine Unterstützung. Wir können nur mit der Hilfe unserer Mitglieder und Förderer überleben.

SOS - so können Sie helfen:
Wenn auch Sie meinen, nach 35 Jahren erfolgreicher Arbeit darf die Coordination gegen BAYER-Gefahren nicht untergehen, dann helfen Sie bitte:

=> werden Sie Fördermitglied (mtl. ab fünf Euro)
=> leisten Sie eine einmalige Spende
=> gewähren Sie uns ein zinsloses Darlehen oder zeichnen Sie eine 100-prozentig gesicherte Spareinlage bei ProSolidar (Infos unter info@ProSolidar.net)

Natürlich wissen wir, dass bei vielen unserer Fördermitglieder alle finanziellen Reserven ausgeschöpft sind. Fühlen Sie sich bitte nicht gedrängt, handeln Sie ganz nach Ihren Möglichkeiten. Wir wissen Ihre Unterstützung in jedem Fall sehr zu schätzen.

Mit herzlichen Soli-Grüßen

Axel Köhler-Schnura
Gründer und Vorstandsmitglied der Coordination gegen BAYER-Gefahren

PRESSESTIMMEN
„Die Störfälle führten zur Gründung der längst legendären Coordination gegen Bayer-Gefahren.“
DIE TAGESZEITUNG

„Erhebt sich irgendwo auf der Welt Widerstand gegen eine neue Bayer-Fabrik, greifen die Mitarbeiter der Coordination in ihr Archiv und leisten den Widersachern des Konzerns Amtshilfe.“
DER SPIEGEL

„Die Initiative beobachtet den weltweit größten Pestizidhersteller seit mehr als 30 Jahren, prangert Missstände an und mobilisiert die Öffentlichkeit. Ein Fulltime-Job.”
GREENPEACE MAGAZIN

„BAYER hat die Gruppe wegen eines Flugblattes verklagt - und erst beim Bundesverfassungsgericht verloren.“
FRANKFURTER RUNDSCHAU

„Die Kritischen Aktionäre zeigen, dass es für AktionärInnen auch einen anderen Umgang mit Gewinn und Profit geben kann“, erklärte Axel Köhler-Schnura, Vorstandsmitglied der CBG. „Nämlich einen verantwortungsbewussten, der nicht rücksichtslos Mensch und Umwelt ausbeutet.“ Die CBG ist seit 1983 auf jeder Hauptversammlung des Bayer-Konzerns, wird dort von Hunderten Aktionären unterstützt und stellt mitunter die Mehrheit aller Redner.
HANDELSBLATT

Xarelto

CBG Redaktion

10. Juli 2013

neuer Gerinnungshemmer Xarelto

Akutes Koronarsyndrom: arznei-telegramm rät von Verordnung ab

Die unabhängige Fachzeitschrift arznei-telegramm rät in ihrer aktuellen Ausgabe von einer Verordnung des Gerinnungshemmers Xarelto (Wirkstoff Rivaroxaban) bei akutem Koronarsyndrom (ACS) ab. Nach Auswertung der vorliegenden Studien hätte das Präparat „allenfalls einen marginalen Nutzen“. Gleichzeitig werde das Blutungsrisiko mehr als verdoppelt.

Die Europäische Aufsichtsbehörde (EMA) hat Xarelto im Mai zur Behandlung von ACS-Patienten zugelassen. Die US-Aufsichtsbehörde Food and Drug Administration (FDA) hingegen hatte im vergangenen Jahr schwerwiegende Mängel der von der Firma BAYER vorgelegten Daten festgestellt und bereits zweimal eine Zulassung verweigert. Nach Aussage des arznei-telegramms hätte auch die EMA keine Zulassung für die Behandlung akuter Koronarsyndrome erteilen dürfen, wenn sie ihren eigenen Empfehlungen gefolgt wäre.

Die FDA äußerte zahlreiche Kritikpunkte an der von BAYER finanzierten Studie namens ATLAS ACS: Unvollständigkeit und mangelnde Qualität der Primärdaten; fehlende Bestätigung der Ergebnisse durch andere Studiendaten; divergente Effekte verschiedener Dosierungen auf Herzinfarktrate und Gesamtmortalität; zu geringes Signifikanzniveau.

Die ATLAS ACS war die einzige Studie, die eine (und auch nur sehr geringfügige) Verbesserung der Überlebensrate von ACS-Patienten festgestellt hatte. Einzel-Studien werden jedoch für eine Zulassung in der Regel nur dann verwendet, wenn die vorliegenden Daten von hoher Güte sind. Dies war im vorliegenden Fall in keiner Weise gegeben: das Unternehmen musste gegenüber der FDA einräumen, dass bei über 10% der Patienten das Follow-Up unvollständig war und nicht einmal der Vitalstatus am Studienende bekannt ist. Die Rate fehlender Daten ist damit deutlich höher als die Differenz der Ereignisrate zwischen Xarelto und Plazebo. Zudem ergab eine stichprobenartige Überprüfung der Primärdaten, dass mehrere Todesfälle unter Xarelto nicht erfasst wurden. Darüber hinaus wurden die Daten von drei indischen Zentren – mit ungünstigen Ergebnissen für Xarelto – ohne Begründung von der Analyse ausgeschlossen.

Hinzu kommt, dass das Ergebnis durch Ausschluss unerwünschter Daten - offenbar bewusst - verzerrt wurde: in der von BAYER vorgelegten Studie werden Patienten bei vorzeitigem Studienabbruch nur bis 30 Tage nach Studienbehandlung beobachtet. Da Studienabbrüche aufgrund von Blutungen unter Xarelto häufiger sind als unter Plazebo und da kardiovaskuläre Ereignisse verstärkt nach Blutungen auftreten, führt die Analyse zu einer Überschätzung der angeblich positiven Wirkung.

Das arznei-telegramm kommt zu dem Schluss: „Wie die Zulassungsentscheidung durch die EMA (Europäische Medikamentenaufsicht) zustande kommen konnte, bleibt unklar. Im europäischen Beurteilungsbericht EPAR werden die Bedenken völlig unzureichend berücksichtigt. Nach eigenen Empfehlungen der EMA sollten Zulassungen auf Basis einer Einzelstudie nur dann erfolgen, wenn diese gewisse Minimalanforderungen erfüllt. (…) Bei neuen Behandlungsprinzipien und vorherigen Negativstudien im Therapiegebiet werden explizit mehrere Studien empfohlen. Diesen Anforderungen genügt die ATLAS ACS-Studie in unseren Augen nicht.“ Nach derzeitigem Kenntnisstand sei von einer Verordnung nach Akutem Koronarsyndrom abzuraten.

Schon bei den Genehmigungsprozessen zu den Indikationen „Thrombose-Prophylaxe nach dem Einsetzen künstlicher Hüft- oder Kniegelenke“ und „Schlaganfall- und Embolie-Prophylaxe bei PatientInnen mit Vorhofflimmern“ hatte es in den Vereinigten Staaten Probleme gegeben. Die Aufsichtsbehörden warfen dem Konzern unter anderem vor, die Proband/innen, die in der Vergleichsgruppe das Präparat Warfarin einnahmen (verwandt mit Marcumar), nicht richtig mit dem Medikament eingestellt zu haben.

Wie berechtigt diese Skepsis ist, zeigen die Daten des „Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte“ (BfArM), die die Coordination gegen BAYER-Gefahren auf Anfrage erhielt: die Behörde registrierte demnach allein im vorigen Jahr 58 Meldungen über „tödliche Verläufe“ nach der Einnahme von Xarelto und 750 über schwere Nebenwirkungen wie Blutungen.

weitere Informationen zu Xarelto

[Yasmin] Antibaby-Pillen

CBG Redaktion

10. Juli 2013, Ruhr Nachrichten

Thrombose-Gefahr

Krank durch Anti-Babypille - Frau klagt gegen Bayer

Hersteller neuerer Anti-Baby-Pillen geraten wegen möglicher Nebenwirkungen ihrer Präparate in Europa unter Druck. Experten sollen klären, ob die sogenannten Pillen der dritten und vierten Generation nur in Ausnahmefällen verkauft werden dürfen. In Deutschland hat nun eine erste Frau gegen den Bayer-Konzern und deren risikoreicheren Pillen geklagt.
Von Mirjam Stöckel

Noch bis morgen tagt ein Gremium der Europäischen Arzneimittelagentur EMA, das klären soll, ob Ärzte die so genannten Pillen der dritten und vierten Generation künftig nur noch als zweite Wahl – nach älteren Pillen – verschreiben sollen.

Das könnte für massive Umsatzrückgänge sorgen. Die endgültige Entscheidung, ob die Verordnungsempfehlung eingeschränkt wird, dürfte die EU-Kommission im Herbst fällen.Unterdessen hat eine erste junge Frau in Deutschland gegen Bayer geklagt. Sie ist überzeugt, dass eine Pille des Leverkusener Pharmakonzerns bei ihr zu einer lebensbedrohlichen Lungenembolie mit schweren Langzeitfolgen geführt hat.

Außergerichtliche Vergleiche in den USA
Auch in der Schweiz läuft eine Klage wegen Pillen-Nebenwirkungen, an der sich eine der größten Krankenkassen des Landes beteiligt. In den USA hat Bayer – ohne eine Haftung anzuerkennen – bereits außergerichtliche Vergleiche in Höhe von insgesamt 1,18 Milliarden US-Dollar mit rund 5700 Frauen geschlossen. Sie hatten Thrombosen oder Lungenembolien erlitten und diese auf die Anti-Baby-Pille zurückgeführt.

Zu den Pillen der dritten und vierten Generation gehören Präparate, die die Substanzen Desogestrel, Gestoden oder Drospirenon enthalten. Zu ihren Herstellern zählen neben Bayer und dessen Tochterunternehmen Jenapharm beispielsweise Hexal, Grünenthal, Ratiopharm und Pfizer.

Verdoppeltes Thromboserisiko
Das deutsche Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinsicherheit weist seit 2011 darauf hin, dass Pillen mit diesen Wirkstoffen das Thrombose-Risiko im Vergleich zu älteren Präparaten verdoppeln. Auch bei Drospirenon-haltige Pillen wie Yasminelle, die für reine Haut sorgen und daher bei jungen Mädchen besonders beliebt sind, ist das Risiko erhöht.

Ältere Pillen ohne diese Wirkstoffe haben ein geringeres Thromboserisiko, verhüten aber genauso gut wie die neuen Präparate.

alle Infos zur Kampagne

UN Global Compact

CBG Redaktion

9. Juli 2013

Fallbeispiel zur Bayer AG

Kritische Analyse des „UN Global Compact“ erschienen

Im Nomos Verlag ist das Buch „The United Nations and Global Change - Der Beitrag des UN Global Compact zur Compliance internationaler Regime“ erschienen. Die Autorin, Dr. Ulrike Hößle, untersucht darin die Wirksamkeit des von den UN initiierten Programms „Global Compact“, zu dessen Gründungsmitgliedern die BAYER AG gehört. Die Autorin beschäftigt sich in einem ausführlichen Fallbeispiel mit den Verstößen von BAYER gegen die Prinzipien des Global Compact (siehe die Seiten 158-161).

Die Coordination gegen BAYER-Gefahren hatte mehrfach nachgewiesen, dass Verstöße gegen den Compact nicht geahndet werden. Auch legen die UN bei der Auswahl ihrer Partner keine noch so tiefe Messlatte an: alle Unternehmen – vom Hersteller von Atomkraftwerken bis hin zu Ölkonzernen - werden akzeptiert. Informationen unabhängiger Beobachter über das Verhalten der Firmen holen die UN nicht ein. Das Programm dient daher in erster Linie dem „Greenwashing“ großer Unternehmen.

In einem Brief an den Global Compact hatte die Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) darauf hingewiesen, dass ein Untersuchungs-Ausschuss des US Kongress zu dem Ergebnis kam, dass BAYER den staatlichen Behörden nach einem schweren Störfall bewusst Informationen vorenthalten und die Öffentlichkeit belogen hatte. Die CBG forderte daher in einem Brief an die UN den Ausschluss des Konzerns.

Die Kritik der CBG wird durch die aktuelle Untersuchung bestätigt. Nach Aussage von Dr. Hößle werden die Aussagen der BAYER-Vertreter durch die Protokolle des Untersuchungs-Ausschusses widerlegt. Die Autorin kommt zu dem Ergebnis: „Die zwei aufgeführten Beispiele machten jedoch deutlich, dass Integritätsmaßnahmen auch bei inhaltlich gut begründeten Beschwerden nicht konsequent umgesetzt werden“.

Eine ausführliche Analyse des GC: http://www.cbgnetwork.org/Ubersicht/Zeitschrift_SWB/SWB_2002/SWB_03_2002/UN_Ausverkauf_03_02/un_ausverkauf_03_02.html

[Unikooperationen] Hochschulkooperationen

CBG Redaktion

5. Juli 2013

Piratenpartei NRW

Entwurf für Transparenzgesetz mit Klausel zu Hochschulkooperationen

Die Fraktion der Piraten hat im Landtag NRW einen Gesetzentwurf zu Transparenz und Informationsfreiheit eingereicht. Der Fall der geheimgehaltenen Kooperation zwischen der Uniklinik Köln und der Bayer HealthCare AG ist darin mit einem eigenen Passus eingeflossen.

In dem Gesetzesentwurf heißt es unter anderem: „Der Veröffentlichungspflicht unterliegen Verträge zwischen Hochschulen des Landes und Dritten geschlossene Verträge, insbesondere Kooperations- und Drittmittelverträge, hinsichtlich der Vertragspartner, der Vertragslaufzeit und des Finanzvolumens.“

Die Coordination gegen BAYER-Gefahren begrüßt den Gesetzentwurf, in dem es heißt: „Ein umfassendes Informationsrecht unterstützt die demokratische Meinungs- und Willensbildung, sodass bürgerschaftliche Teilhabe zu fördern ist. Elemente derselben sind auch Akzeptanz und Nachvollziehbarkeit staatlichen Handelns.“

Der vollständige Entwurf findet sich unter: http://www.landtag.nrw.de/portal/WWW/dokumentenarchiv/Dokument/MMD16-3248.pdf

alle Informationen zur Kampagne

Kinderarbeit

CBG Redaktion

Presse Info vom 2. Juli 2013
Coordination gegen BAYER-Gefahren

Kinderarbeit im indischen Saatgutanbau

Neue Studie zeigt: Kampagne langfristig erfolgreich

Vor zehn Jahren veröffentlichte die Coordination gegen BAYER-Gefahren zusammen mit indischen Partnern eine Untersuchung zum Einsatz von Kinderarbeit im indischen Baumwollsaat-Anbau. Das Ergebnis war erschreckend: Tausende von Kindern, zum Teil nicht älter als sechs Jahre, schufteten für Zulieferer von MONSANTO, BAYER und SYNGENTA. Der Tageslohn für eine 12 Stunden-Schicht lag zumeist bei rund 50 Cent. Wegen des massiven Einsatzes von Pestiziden kam es häufig zu Vergiftungen (ausführliche Infos auf unserer Kampagnenseite).

Lange Zeit leugneten die Konzerne die Probleme. Erst als der öffentliche Druck zu groß wurde und als Investoren wie der norwegische Staatsfonds Druck machten, reagierte BAYER. Die Löhne im Saatgut-Anbau stiegen, bei den Zulieferern sank der Anteil von Kindern unter 14 Jahren deutlich. Dieser Erfolg war nur durch Druck von außen zu erreichen: in Indien war das Problem seit langem bekannt gewesen, aber erst die Schlagzeilen in Deutschland und den USA brachten ein Einlenken des Konzerns.

Eine aktuelle Studie des India Committee of the Netherlands zeigt nun, dass die Verbesserungen von Dauer sind. In dem Report werden die Zustände bei der Firma Nunhems, einer 100-prozentigen BAYER-Tochter, mit der Firma Bejo Sheetal verglichen. Die Kinderarbeit bei den Zulieferern von Nunhems ist demnach auf fast null gesunken. Allerdings gibt es weiterhin Probleme bei der Bezahlung: viele Feldarbeiter, besonders Frauen, verdienen weniger, als es der gesetzliche Mindestlohn vorschreibt. 30 % der eingesetzten Arbeiter sind zwischen 15 und 18 Jahren alt; in dieser Altersklasse sind in Indien gefährliche Arbeitsverhältnisse, wie sie die Arbeit mit hochgefährlichen Pestiziden darstellt, verboten.

Philipp Mimkes von der Coordination gegen BAYER-Gefahren kommentiert: „Die Zusammenarbeit von Gruppen aus vier Ländern ist ein gelungenes Beispiel für eine „Globalisierung von unten“. Allerdings zeigen die Studienergebnisse, dass noch längst nicht alle Missstände im Saatgut-Anbau behoben sind. Zudem sollte die Firma BAYER nicht länger so tun, als wäre sie von sich aus aktiv geworden: erst der öffentliche Druck und die zahlreichen Medienberichte führten damals zu einer Verbesserung der Situation.“ Der Konzern behauptet auf seiner website wahrheitswidrig, „unmittelbar nachdem wir Kenntnis über Kinderarbeit in unserer Baumwollsaatgutproduktion erhielten, hat das Unternehmen mit dem Aufbau eines effektiven Paketes von Gegenmaßnahmen begonnen.“

Die vollständige Studie findet sich unter: http://www.indianet.nl/pdf/ATaleOfTwoCompanies.pdf

Two Dutch vegetable seed companies in India compared

Large-scale child labour at Bejo Sheetal - Nunhems close to child labour free

The Indian company Bejo Sheetal, joint venture partner of Bejo Seeds from The Netherlands, tolerates widespread child labour at the farmers who supply seeds to them. The farmers providing seeds to Nunhems India - part of Nunhems Netherlands - work almost without using child labourers younger than 14.

This is the main conclusion from the report A Tale of Two Companies – The difference between action and inaction in combating child labour, today published by the India Committee of the Netherlands (ICN) and the campaign ‚Stop Child Labour - School is the best place to work‘.

Bejo Seeds and Nunhems: with and (almost) without child labour
The Dutch vegetable seed company Bejo Seeds is as a joint venture partner of Bejo Sheetal jointly responsible for the extensive child labour on the fields in India. A sample taken from 30 farmers who supply to Bejo Sheetal shows that 18% of the workers who grow pepper seeds are children under 14. In the cultivation of tomato seeds this is 12%. The large-scale child labour was also evident from the report Growing Up in the Danger Fields published by the India Committee of the Netherlands (ICN), in 2010. The current situation has hardly improved.
Nunhems has begun to eliminate child labour years ago, prompted by earlier reports of the ICN on child labour in the Indian seed production. A clearly promoted policy of ‚zero tolerance‘ for child labour, a control system with both incentives and penalties, and contributions to the education of children, has reduced the number of young working children to almost 1% of the workers growing seeds for Nunhems.

Both companies: hazardous child labour of teenagers and underpayment women
In addition, at the farmers supplying to Nunhems India and Bejo Sheetal nearly 30% of all workers are children between 15 and 18 years. Hazardous labour for children older than 14 years will be banned in India soon. And this work is certainly hazardous. Children work long hours and are often exposed to dangerous pesticides. They also often drop out of school at an early age.
Nunhems and Bejo Sheetal also have another big problem. Women and girls - over 80% of the workers – often earn less than the official minimum wage. For labourers in Karnataka this wage is more than € 2.00, but women usually earn no more than between € 1.36 to € 1.75. For men’s tasks such as spraying of pesticides and ploughing is paid 40-70% more than “women‚s tasks” like weeding and fertilization of the seed plants. Also the same task is paid differently to men and women.
Both Nunhems and Bejo have informed us that they will take action to reduce the wage gap between men and women and to raise the payment for women up to at least the minimum wage. After reading of the report Bejo Seeds has also promised to start tackling child labour in India.
Nunhems India and Bejo Sheetal are both leading companies in the Indian seed market. They are among the top 10 of vegetable seed companies and have a combined share of 20% in the market of pepper and tomato seeds. The production takes mainly place in the southern Indian state of Karnataka.

Majority of workers are Dalit women and girls
Half of the seed workers are Dalits (‘untouchables’) and Adivasi (‘tribals‘), and most of the others are from the lowest castes, just above the Dalits. Especially Dalits are often treated ‘differently‚, according to the report. The report Wages of Inequality from 2012 explains: Dalits are often insulted and humiliated. Furthermore, workers who are not day-labourer but working throughout the whole year with one farmer are almost all Dalits. They are permanently ‘at the disposal of the farmer’ and usually work about 12 hours a day. Their overtime is not paid. Apart from that, only a minority of the children is part of the farmers’ family. The majority (78%) of the children is ‚hired‘.

Child labour in Indian vegetable seed production: more than 150,000 children
The report Growing Up in the Danger Fields, published in 2010, showed that over 150,000 children, of which almost 60,000 under 14 years, are involved in the production of vegetable seeds in three states (Karnataka, Maharashtra and Gujarat). At farmers supplying pepper seeds to Nunhems and to Bejo Seeds were 24.3% resp. 12.5% of the labourers younger than 14. Across the board, the number of children decreased approximately with 25% according to the research A Tale of Two Companies. But the decrease was bigger at companies like Nunhems and the American Syngenta, as well as in areas where civil society organizations and the government have been active. Bejo Seeds now has to ‚catch up‘. Both farmers pepper seeds to Nunhems India as to Bejo Sheetal performance were then respectively. 24.3% and 12.5% of workers under 14 years.

REPRINT report No Child Labour – Better Wages
In November 2010 the India Committee of the Netherlands and FNV Mondiaal published the report No Child Labour - Better Wages. The report - now being re-issued with together with the report A Tale of Two Companies - was based on field research in the Indian state of Andhra Pradesh and did conclude that the elimination of child labour led to a remarkable increase in the wages of adult farm workers.
In two villages the elimination of child labour between 2005 and 2009 resulted in an increase in wage for cotton workers of over 150%. In the villages where child labour continued the wage increase was just over 50%. Since child labour was eradicated labour became relatively scarce and adults had more opportunities to negotiate their wages and working conditions. For example, they don’t have to pay interest any more for the loans they are taking.

[Ticker] STICHWORT BAYER 03/2013 – Ticker

CBG Redaktion

AKTION & KRITIK

EU stoppt GAUCHO & Co.
Seit 1998 setzt sich die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN für ein Verbot von BAYERs neonicotinoid-haltigen Pestiziden GAUCHO und PONCHO ein, weil diese mitverantwortlich für das weltweite Bienensterben sind. Endlich hatte die Kampagne Erfolg. Ende April 2013 verkündete die EU einen zunächst auf zwei Jahre befristeten Bann für die wichtigsten Anwendungsbereiche. Der Leverkusener Multi zeigt sich jedoch noch immer uneinsichtig. „Wir sind weiter überzeugt, dass Neonicotinoide sicher sind, wenn die Produkte vorschriftsmäßig eingesetzt werden“, erklärte der Konzern, der durch die Entscheidung Umsatz-Einbußen in Höhe von jährlich 80 Millionen Euro erleidet (siehe auch SWB 3/13).

The Jewish Chronical übt Kritik
Nicht nur die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN stößt sich an der Art und Weise, wie der Leverkusener Multi zu seinem 150-jährigen Bestehen mit seiner Vergangenheit umgeht und dunkle Kapitel wie die Entwicklung von Chemie-Waffen, die Ausbeutung von ZwangsarbeiterInnen und den Bau eines firmen-eigenen KZs in Auschwitz einfach totschweigt. Nach der Lektüre der Firmen-Chronik zum Geburtstag wunderte sich auch die US-amerikanische Zeitung The Jewish Chronical über die Gedächtnis-Lücken des Konzerns und forderte: „BAYER sollte im Jubiläumsjahr die Shoah thematisieren“. Zu einer Zeit, da das Judentum in Deutschland denselben rechtlichen Status erlangt hat wie die christlichen Religionen und die Leugnung des Holocausts unter Strafe steht, „ist es immer noch legal, seine Verstrickung in den Holocaust oder den Grad seiner Zustimmung dazu herunterzuspielen“, staunt das Blatt.

Offener Brief in Sachen „Genreis“
Im Jahr 2006 war gentechnisch veränderter Langkorn-Reis von BAYER weltweit in Supermärkten aufgetaucht, obwohl zu diesem Zeitpunkt noch nirgendwo eine Zulassung für die gegen das hochgefährliche Herbizid Glufosinat (Produktname: LIBERTY) resistente Sorte vorlag. Rund 30 Prozent der US-amerikanischen Ernte war mit LL601-Reis verunreinigt. Der Leverkusener Multi musste den LandwirtInnen dafür Entschädigungen von über 500 Millionen Euro zahlen. Trotzdem stellte er sein Genreis-Geschäft nicht ein. So hält der Konzern den 2003 bei der EU-Kommission gestellten Antrag auf eine Einfuhr-Genehmigung für die Sorte LL62 weiterhin aufrecht. Nicht einmal die Tatsache, dass die EU Glufosinat wegen seiner gesundheitsschädlichen Wirkungen nur noch bis 2017 eine Zulassung gewährt, hat das Unternehmen davon abhalten können. Darum hat die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN gemeinsam mit dem GEN-ETHISCHEN NETZWERK einen Offenen Brief an die deutsche Verbraucherschutz-Ministerin Ilse Aigner sowie an den EU-Verbraucherschutz-Kommissar Tonio Borg geschrieben und die beiden darin aufgefordert, das BAYER-Begehr abzulehnen. „Es ist aus unserer Sicht unverantwortlich, im Ausland eine Anbau-Technik zu forcieren, die mit der Verwendung eines hochgiftigen und bei uns verbotenen Pestizids verknüpft ist“, heißt es darin unter anderem.

CBG fordert Glufosinat-Verbot
BAYERs Pestizid-Wirkstoff Glufosinat kann Missbildungen an Föten verursachen und das Gehirn schädigen. Die EU lässt deshalb 2017 seine Zulassung auslaufen. Darüber hinaus machte sie jetzt schon einmal strengere Auflagen für den Gebrauch des Mittels, das bundesdeutsche Äcker in Form von BASTA, HYGANEX oder RA-200-FLÜSSIG heimsucht und internationale in Form von LIBERTY oder gar in Kombination mit gegen die Substanz gen-immunisierten Pflanzen. „Nur durch Festlegung weiterer Einschränkungen“ sei es der Kommission möglich, die von der Agro-Chemikalie ausgehenden Gefahren zu reduzieren, hieß es zur Begründung. Der COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN, dem GEN-ETHISCHEN NETZWERK, dem PESTIZID AKTIONS-NETZWERK und dem BBU reicht dieser Schritt Brüssels jedoch nicht aus. „Die EU-Mitgliedsstaaten, so auch Deutschland, sollten jetzt eine klare Entscheidung treffen und glufosinat-haltige Mittel auf Grundlage der Verordnung vom Markt nehmen. Weiteres Herumdoktern mit Verwendungsbeschränkungen wäre aufgrund der hohen Risiken weder zu befürworten noch nachzuvollziehen“, heißt es in der gemeinsamen Presse-Erklärung der Verbände.

Kritik an Pharma-Tests
Dr. Wolf-Dieter Ludwig von der „Arzneimittel-Kommission der deutschen Ärzteschaft“ beklagt das Fehlen industrie-unabhängiger Arznei-Tests. Dem Mediziner zufolge hat es schwerwiegende Konsequenzen, dieses Feld komplett BAYER & Co. zu überlassen. „Dies führt dazu, dass zum Zeitpunkt der Zulassung häufig keine gesicherten Aussagen zur Wirksamkeit und Sicherheit neuer Arzneimittel unter Alltagsbedingungen (‚effectiveness’) möglich sind“, so Ludwig bei einem vom Deutschen Bundestag initiierten Fachgespräch zum Stand der Krebsforschung in Deutschland.

HCV-Patienten gehen leer aus
In den 1970er und 1980er Jahren hatten sich weltweit Tausende Hämophile durch Blutplasma-Produkte von BAYER und anderen Herstellern mit HIV und/oder Hepatitis C (HCV) infiziert. Während der Leverkusener Multi den Geschädigten in anderen Ländern hohe Summen an Schmerzensgeld zahlen musste, kam er in der Bundesrepublik glimpflich davon. AIDS-kranke Bluter erhielten Unterstützung von der Stiftung „Humanitäre Hilfe für durch Blutprodukte HIV-infizierte Personen“, zu deren Kapital der Pharma-Riese lediglich neun Millionen Euro beisteuerte. Hepatitis-C-Patienten gingen zunächst ganz leer aus. Und noch heute empfangen von den 3.000 am Leben gebliebenen Kranken – 1.500 der Infizierten sind mittlerweile verstorben – nur 400 ein „Schmerzensgeld“; der Rest bezieht Sozialhilfe. Darum forderte der ehemalige SPD-Bundestagsabgeordnete Horst Schmidtbauer als Vorsitzender des Rates der Stiftung „Humanitäre Hilfe“ bei einem ExpertInnen-Gespräch des Gesundheitsausschusses des Bundestages: „Man muss (...) schnell zu einer Entschädigungslösung kommen, die auch den HCV-Infizierten noch Hilfe zukommen lässt“. Und an dieser Lösung muss sich BAYER nach Meinung der COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN beteiligen.

DGB kritisiert Deutschland-Stipendien
Mit den Deutschland-Stipendien sollte sich die Industrie an den Bildungskosten beteiligten. Bei der Einführung gab es auch vollmundige Bekenntnisse, die wirkliche Unterstützung bleibt jedoch weit hinter den Erwartungen zurück. Das Bundesforschungsministerium ging von einer Förder-Quote von einem Prozent aus. Tatsächlich erhielten 2012 jedoch nur 0,6 Prozent der Studenten und Studentinnen finanzielle Zuwendungen. BAYER fördert gerade mal 100 Studierende – und noch dazu nicht irgendwelche. Wer in den Genuss des Geldes kommen will, muss schon zu den „exzellenten Naturwissenschaftlern“ gehören. Der „Deutsche Gewerkschaftsbund“ kritisiert neben der schwachen Beteiligung der Wirtschaft an dem Programm diese interessen-geleitete Auswahl der StipendiatInnen, denn nicht nur der Leverkusener Multi betrachtet das Deutschland-Stipendium als ein Mittel zur Gewinnung von Nachwuchs. Ein Großteil der von den Konzernen Bedachten studiert ein naturwissenschaftliches Fach, Wirtschaftswissenschaften oder Jura. Und zu allem Überfluss dürfen sich die Unternehmen sogar noch direkt an der Auswahl der KandidatInnen beteiligen, moniert der DGB.

BAYER raus aus den Schulen
Die DEUTSCHE UMWELTHILFE kritisiert BAYERs kostenlose LehrerInnen-Fortbildungen zum Thema „Gentechnik“. „Mit Veranstaltungen dieser Art versucht der Konzern immer wieder Einfluss auf Schüler zu nehmen, um so die nächste Generation reif für Genfood zu machen“, moniert der Verband und fordert: „BAYER raus aus den Schulen.“

Spanien: Protest gegen BAYER
Auch in Spanien regt sich Widerstand gegen den zunehmenden Einfluss von Konzernen auf Hochschulen. So haben Ende Februar 2013 Studierende der Universität Valencia eine Pestizid-Präsentation von BAYER auf dem Campus gestürmt und für eine längere Zeit unterbrochen.

EU lehnt CBG-Beschwerde ab
Die von BAYER in Dormagen gebaute Anlage zur Produktion des Kunststoffes TDI entspricht nicht dem neuesten Stand der Technik. So ummantelt der Multi die Fertigungsstätte nur mit Blech statt mit Beton. Zudem verzichtet der Konzern auf den Einbau einer Schutzwand, die bei einer Explosion mit nachfolgendem Phosgen-Austritt neutralisierendes Ammoniak freisetzen könnte. Auch der hohe Ressourcen-Einsatz, das Fehlen von „Worst Case“-Szenarien sowie die Verwendung hochgefährlicher Zwischenprodukte wie Phosgen stoßen auf Kritik. Für das Bundesumweltministerium hatte die Fertigungsstätte dennoch „Vorbild-Charakter“, weshalb es die „Kreditanstalt für Wiederaufbau“ (KfW) anwies, dem Pharma-Riesen einen zinsgünstigen Kredit in Höhe von 150 Millionen Euro zu gewähren. Die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN und der BUND sahen das als unrechtmäßige Subventionierung an und reichten eine entsprechende Beschwerde bei der EU ein. Brüssel gab dieser nicht statt, aber die Initiativen ließen sich nicht entmutigen. Sie zogen die Eingabe nicht zurück, sondern reicherten sie sogar noch mit weiteren Kritikpunkten an.

Zweite Uni-Anfrage mit der Piratenpartei
Die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) dringt darauf, Einzelheiten über die Forschungskooperation zu erfahren, die BAYER mit der Universität Köln vereinbart hat, denn sie fürchtet eine Ausrichtung der Arznei-Forschung auf Profit, eine Entwicklung von Präparaten ohne therapeutischen Mehrwert, eine Verheimlichung negativer Studienergebnisse und einen Zugriff des Konzerns auf geistiges Eigentum der Hochschul-WissenschaftlerInnen. Im Frühjahr hatte sie dazu gemeinsam mit Piratenpartei NRW eine Anfrage an die nordrhein-westfälische Landesregierung gestellt, um deren Haltung zu dem Kasus zu erfahren. Die Antworten fielen nichtssagend aus, darum schoben die CBG und die Piraten noch einmal nach. Aber die Informationen flossen eher noch spärlicher. Ob Dritte wie etwa die BERTELSMANN-Stiftung an dem Vertragswerk mitgewirkt haben, ist Rot-Grün nicht bekannt. Die Wissenschaftsfreiheit sowie die negative Publikationsfreiheit, also die Veröffentlichung auch fehlgeschlagener Studien, sehen Kraft & Co. durch die Kooperation ebenfalls nicht gefährdet, davor bewahren gesetzliche Regelungen. Und die Erprobung von Präparaten, die keinen medizinischen Fortschritt darstellen? – kann nicht passieren, dafür sorgen schon die Ethik-Kommissionen. In solcher kaum noch zu überbietenden politischen Naivität geht die Landesregierung mit dem zunehmenden Einfluss von Konzernen auf die Hochschulen um.

KAPITAL & ARBEIT

16,6 Prozent mehr für den Vorstand
Der BAYER-Vorstand genehmigte sich ein sattes Gehaltsplus. Die Bezüge der vier Mitglieder stiegen im Geschäftsjahr 2012 um 16,6 Prozent auf fast 13 Millionen Euro. Allein der Vorstandsvorsitzende Marijn Dekkers erhält über fünf Millionen Euro. Und dazu kommen für die Manager noch satte Pensionszusagen in Höhe von insgesamt 1,86 Millionen Euro.

Streit um Jubiläumsgeschenke
In diesem Jahr feiert der Leverkusener Multi sein 150-jähriges Bestehen. Aber was ist heutzutage nach all den Umstrukturierungsmaßnahmen eigentlich noch BAYER? Diese Frage entbrannte anlässlich der Jubiläumsgeschenke, die der Konzern seinen Beschäftigten machen wollte. Das Unternehmen gedachte die Goldmünze mit der Prägung „150 Jahre BAYER“ und das Jubiläumsbuch nämlich nicht allen Angestellten zukommen zu lassen. So sollten die KollegInnen der 60-prozentigen BAYER-Tochter CURRENTA leer ausgehen. „Was das Geschenk angeht, so wurde entschieden, dass in Deutschland alle BAYER-Mitarbeiter ein Geschenk erhalten, die im Jubiläumsjahr 2013 bei BAYER bzw. einer 100-prozentigen Tochtergesellschaft von BAYER arbeiten“, erklärte der Global Player. Die Unternehmen der CURRENTA-Gruppe hätten dagegen zahlreiche eigene Regelungen und eigene Identitäten, die unabhängig von BAYER bestünden, legte er dar. Der wirkliche Grund war allerdings profaner: Die CURRENTA hatte es abgelehnt, sich an der Umlage für die Präsente zu beteiligen. Die Entscheidung BAYERs löste einen Proteststurm aus. Den Ausschluss der CURRENTA-Belegschaftsangehörigen, „obwohl die meisten von ihnen vor dem Konzern-Umbau 20 oder sogar 30 Jahre lang für BAYER gearbeitet haben“, kritisierte der CURRENTA-Gesamtbetriebsratsvorsitzende Jörg Feldmann scharf. Und er erhielt Unterstützung von seinem BAYER-Kollegen Thomas de Win. Um weiteren Imageschaden abzuwenden, lenkte der Pharma-Riese deshalb schließlich doch ein und beschenkte auch seine verstoßenen Kinder.

Mehr Effizienz bei BMS
Der Gewinn der Kunststoff-Sparte BAYER MATERIAL SCIENCE sank im ersten Quartal 2013 gegenüber dem Vorjahres-Zeitraum um 27 Prozent auf 204 Millionen Euro. Deshalb kündigte der Konzern Veränderungen an. „Vor allem durch eine Verbesserung der Effizienz und durch höhere Auslastungsraten unserer Anlagen“ will das Unternehmen die Profite steigern. Größere Belastungen für die Belegschaft schloss BAYER-Chef Marijn Dekkers dabei aus. Bei den Rationalisierungen sei man „nicht so sehr auf Mitarbeiter und Mitarbeiter-Zahlen fokussiert“.

Tarifverträge immer noch Mangelware
Weltweit hat der Leverkusener Multi nur mit knapp der Hälfte seiner Beschäftigten Tarifverträge abgeschlossen. Während BAYER in Europa solche Vereinbarungen mit 88 Prozent der Belegschaftsangehörigen getroffen hat, beträgt die Quote in Lateinamerika 46, in der Asien/Pazifik-Region 15 und in den Vereinigten Staaten gar nur fünf Prozent.

Betriebsräte Mangelware
Über die Präsenz von Gewerkschaften an seinen Standorten macht der Konzern in seinem Nachhaltigkeitsbericht nur spärliche Angaben. In China haben mittlerweile 90 Prozent der Werke Beschäftigten-Vertretungen, in Japan schuf der Global Player sie erst 2012. Um veritable Betriebsräte dürfte es sich dabei jedoch nicht handeln. Solche Einrichtungen hat das Unternehmen nämlich – vor allem in den USA – immer wieder zu verhindern gewusst.

CAPGEMINI übernimmt IT-Dienste
Im vorletzten Jahr hatte die IT-Abteilung von BAYER BUSINESS SERVICES (BBS) mit Rationalisierungsmaßnahmen begonnen und die Stellen von 260 Belegschaftsangehörigen und 290 LeiharbeiterInnen vernichtet. Im Rahmen dieses Programmes löste BBS 2012 auch ihre Niederlassung im indischen Mumbai auf und übertrug die Geschäfte an CAPGEMINI. Die Firma übernahm die 600 Beschäftigten und führt nun digitale Dienstleistungen für BAYER aus. Sogar Tätigkeitsfelder aus der Leverkusener Zentrale wanderten zu CAPGEMINI, was weitere 20 Arbeitsplätze kostete. Die Belegschaftsangehörigen sollen nach Versicherung des Gesamtbetriebsratschefs Thomas de Win jedoch „zukunftsfähige Jobs in unserem Unternehmen“ erhalten.

China: Lohnkosten steigen
Für den Leverkusener Multi erhöhen sich in China die Lohnkosten. Nach Angaben des BAYER-Managers Ulrich Liman sind beispielsweise die IngenieurInnen-Gehälter binnen weniger Jahre um 30 Prozent gestiegen. Für ihn stellt dies jedoch keinen Grund dar, die Aktivitäten in dem Land zu reduzieren: „Nach China muss man wollen und dann ein langfristiges Commitment fällen – oder man lässt es bleiben.“

BAYERs Jubilarverein schrumpft
Viele von BAYERs Ehemaligen haben sich im Jubilarverein zusammengeschlossen. Finanziert durch Mitgliedsbeiträge und Gelder vom Leverkusener Multi initiiert die Organisation Zusammenkünfte und Feste, bedenkt die Männer und Frauen mit Geburtstagsgeschenken und leistet Bestattungsbeihilfe. Aber die Mitgliederzahl schrumpft, momentan beläuft sie sich auf 15.000. Dafür sind nicht nur die Sterbefälle verantwortlich, viele treten auch aus Ärger über die nicht gerade beschäftigten-freundliche Geschäftspolitik des Konzerns aus. Zudem macht sich das wechselvolle Schicksal vieler Unternehmensteile bemerkbar, die der Global Player abgestoßen hatte. In ferne Länder abgewandert, Pleite gegangen oder um viele Sparten geschrumpft, gehen von DYSTAR, KRONOS TITAN oder AGFA nämlich keine Schecks mehr beim Jubilarverein ein. Und weil der Agro-Riese den Fehlbetrag nicht übernimmt, melden sich immer mehr Ex-Beschäftigte ab.

ERSTE & DRITTE WELT

Kontrazeptiva als Entwicklungshilfe
„Fünf gegen das Wachstum der Bevölkerung investierte Dollar sind wirksamer als hundert für das Wirtschaftswachstum investierte Dollar“, sagte einst der ehemalige US-Präsident Lyndon B. Johnson. Zur Freude des Leverkusener Multis teilen auch Bill Clinton und Bill Gates diese Ansicht. Hatte bereits die „Clinton Health Access Initiative“ große Mengen von BAYERs Hormon-Implantat JADELLE zu einem verbilligten Preis aufgekauft, so gelang dem Konzern am Rande des Londoner Familienplanungsgipfels ein weiterer Deal. Die „Bill & Melinda Gates Foundation“ erwarb 27 Millionen Einheiten des Kontrazeptivums und sorgte so dafür, dass der Konzern sich die „gigantischen Fruchtbarkeitsmärkte“ weiter erschließen kann (siehe auch SWB 3/13.

KONZERN & VERGANGENHEIT

Pharma-Versuche: Test the East
Immer schon hat der Leverkusener Multi seine Pharma-Tests gern in solchen Ländern durchgeführt, die als „Standort-Vorteil“ ein unerschöpfliches Reservoir an ProbandInnen, unschlagbare Preise, schnelle Verfahren und eine mangelhafte Aufsicht bieten. Heute sind das vornehmlich Indien und andere Staaten der „Dritten Welt“. In den 1970er Jahren hatte es der Konzern da näher: Viele seiner klinischen Prüfungen fanden in der DDR statt. Dort erprobte er unter anderem das Antibiotikum CIPROBAY, das Diabetikum GLUCOBAY, das die Gehirn-Durchblutung fördernde Mittel NIMOTOP und das zur Blutstillung nach Bypass-Operationen zum Einsatz kommende TRASYLOL, das wegen seiner Risiken und Nebenwirkungen von 2007 bis Anfang 2012 verboten war. Das 2006 von BAYER aufgekaufte Unternehmen SCHERING ließ in der DDR Tests mit der Kontrastmittel-Substanz Echosan, dem durchblutungsfördernden Wirkstoff Iloprost und der zur Behandlung von Depressionen vorgesehenen Labor-Entwicklung Rolipram vornehmen. Bis zu 800.000 DM zahlten die Pharma-Riesen pro Studie. Nach Recherchen des Spiegels fanden im anderen Deutschland ca. 600 Arznei-Versuche mit ungefähr 50.000 ProbandInnen statt. Und den ethischen Standards, wie sie 1964 die „Deklaration von Helsinki“ festschrieb, genügten die Experimente kaum. So konnten die ProbandInnen nie selber von den Testreihen profitieren. Sie handelten „fremdnützig“: weder sie noch ihr Land kamen später in den „Genuss“ der Pharmazeutika. Oftmals hatten die MedizinerInnen die Menschen noch nicht einmal darüber informiert, dass sie gerade an einer Pillen-Erprobung teilnehmen. NIMOTOP testete BAYER sogar an Alkoholikern in akutem Delirium. „Ich bin psychisch absolut weggedampft“, berichtete ein früheres Versuchskaninchen. Und da hatte er noch Glück. „Es hätte auch Tote geben können“, meint der Mediziner Ulrich Moebius. Bei TRASYLOL, das der Pharma-Riese im Osten auch als Mittel zur Konservierung von Organen, die für eine Transplantation vorgesehen waren, erprobte, wies er den verantwortlichen Arzt Dr. Horpacsy an, Stillschweigen über negative Resultate zu bewahren. So verschwieg dieser in einem späteren Aufsatz den völligen Verlust der Vitalfunktionen der Nieren unter TRASYLOL. Er vermeldete lediglich, die Gabe des Pharmazeutikums hätte nicht zu einer Verbesserung des Transplantat-Überlebens geführt, dafür hätte der Stoff jedoch einen positiven Effekt auf die Enzym-Werte des Organs gehabt. Der Global Player streitet eine solche Praxis ab. „Alle klinischen Prüfungen wurden und werden bei BAYER nach global einheitlichen Standards durchgeführt“, erklärt der Konzern. „Sofern im Auftrag unseres Unternehmens klinische Studien in der ehemaligen DDR durchgeführt worden sind, gehen wir davon aus, dass diese entsprechend der Deklaration von Helsinki sowie den Vorschriften des Arzneimittel-Gesetzes der ehemaligen DDR erfolgte“, heißt es weiter.

POLITIK & EINFLUSS

Unis: Geheimniskrämerei bleibt
Die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) führt zur Zeit einen Prozess, um Einzelheiten über die Forschungskooperation zu erfahren, die BAYER mit der Universität Köln vereinbart hat, denn sie fürchtet eine Ausrichtung der Arznei-Forschung auf Profit, eine Entwicklung von Präparaten ohne therapeutischen Mehrwert, eine Verheimlichung negativer Studienergebnisse und einen Zugriff des Konzerns auf geistiges Eigentum der Hochschul-WissenschaftlerInnen. Und die CBG steht mit ihrer Forderung nach mehr Transparenz nicht allein. So brachten PolitikerInnen der SPD und anderer Oppositionsparteien Gesetzes-Initiativen in den Bundestag ein, die unter anderem eine Offenlegungspflicht der zwischen Hochschulen und Unternehmen getroffenen Vereinbarungen vorsahen. Die CDU/FDP-Koalition lehnte die Vorschläge allerdings ab.

4,5 Millionen Euro für Interpol
BAYER & Co. klagen seit geraumer Zeit über Umsatz-Einbußen durch Medikamenten-Fälschungen. Und auf normale Polizei-Arbeit vertrauen die Konzerne bei der Verbrechensaufklärung nicht mehr. Darum haben BAYER und andere Pillen-Riesen bei Interpol für 4,5 Millionen Euro ein „Pharmaceutical Crime Programme“ bestellt. „Die Unterstützung der 29 Unternehmen aus der Pharma-Branche ermöglicht es, eine Brücke zwischen dem öffentlichen und dem privaten Sektor zu bauen und hilft Interpol und seinen 190 Mitgliedsländern dabei, das Problem der Medikamenten-Fälschungen effektiver anzugehen“, so Interpol-Chef Ronald K. Noble zu dem Deal. Dem Leverkusener Multi reicht das aber noch nicht aus. Er hat darüber hinaus eine „Sicherheitspartnerschaft“ mit Kolumbien abgeschlossen und konnte bereits Vollzug melden: „Die Ermittler hoben sieben illegale Fabriken aus, in denen u. a. BAYER-Kontrazeptiva gefälscht worden waren.“ Mit China, Brasilien und den USA strebt der Global Player ähnliche Kooperationen an.

BAYERs Lobby-Büro zieht um
BAYERs Berliner „Verbindungsbüro“ hat neue Räumlichkeiten bezogen und auch einen neuen Namen erhalten. Kaum weniger anrüchig nennt es sich jetzt „Liaison Office Germany“. Die Aufgaben haben sich jedoch nicht geändert. „Da Gesetzgebung und Politik die Rahmenbedingungen unseres Geschäfts prägen, ist der vertrauensvolle Dialog mit den Entscheidern und Meinungsbildnern für unser Unternehmen von großer Bedeutung“, ließ der Ober-Liaisonier Dr. Stephan Schraff über Sinn und Zweck seiner Arbeit verlauten.

Blut für Öl
Anfang 2012 haben BAYER, BASF, THYSSENKRUPP und andere Unternehmen eine „Allianz zur Rohstoff-Sicherung“ gegründet, um den Konzernen den Zugriff auf Seltenen Erden, Wolfram, Kokskohle und andere immer schwerer zu beschaffene Substanzen zu erleichtern (SWB 2/12). Im Februar 2013 forderte Geschäftsführer Dierk Paskert die Bundesregierung auf, dazu auch militärischen Flankenschutz zu leisten. Er verwies auf die Präsenz der US-Armee am Persischen Golf sowie den Ausbau der chinesischen See-Streitkräfte und stellte fest: „Ein solch konsequenter Ansatz fehlt bei uns, ist aber sicherlich auch nicht eins zu eins zu kopieren.“

BAYER & Co. für Fracking
Die US-Konkurrenz der Chemie-Multis profitiert von neuen Erdgas-Fördertechniken. Das ebenso brachiale wie umweltschädliche Fracking, das mit Hilfe von Chemikalien Risse in unterirdischen Gesteinsschichten erzeugt, um so leichter Vorkommen zu erschließen, hat für einen Boom gesorgt und den Unternehmen so zu billiger Energie verholfen. Der „Verband der Chemischen Industrie“ (VCI) schlägt deshalb Alarm. „Dies beeinflusst die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen energie-intensiven Industrie und kann eine dauerhafte Umlenkung von Investitionen in Regionen mit niedrigeren Energie-Kosten bewirken“, droht VCI-Präsident Karl-Ludwig Kley. Erdgas hat nämlich einen bedeutenden Anteil am Strom-Mix der Branche; 15 Prozent des gesamten bundesdeutschen Verbrauches gehen auf das Konto von BAYER & Co. „Daher sind wettbewerbsfähige Gas-Preise für die chemische Industrie von großer Bedeutung“, so der VCI. Und aus diesem Grund fordert der Verband auch hierzulande einen Einstieg ins Fracking, aber natürlich „sicher und umweltschonend unter Beachtung aller rechtlichen Vorgaben“, wiegelt der Verband ab.

Baumann neuer DAI-Präsident
BAYERs Finanzvorstand Werner Baumann steht seit April 2013 dem „Deutschen Aktien-Institut“ (DAI) vor, das sich der Finanzmarkt-Interessen der großen Konzerne annimmt. „Wir treten für Kapitalmärkte ein, die Unternehmen alle Dienstleistungen bieten, die sie bei der Finanzierung unternehmerischer Vorhaben oder zur Absicherungen von Risiken benötigen. Dafür müssen die rechtlichen Rahmenbedingungen stimmen. Diese zu gestalten, ist unser Ziel und unser Auftrag“, heißt es auf der DAI-Homepage zum Sinn und Zweck der Organisation.

Löhrmann bei BAYER
BAYER & Co. drängen darauf, die naturwissenschaftlichen Zweige der Schulen auszubauen, um die Rekrutierbasis für ihren ForscherInnen-Nachwuchs zu erhöhen. Zu diesem Zweck haben die Firmen 2008 die MINT-Initiative ins Leben gerufen, wobei MINT für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik steht. Als Schirmherrin konnten die Unternehmen Angela Merkel gewinnen. Und auch zum MINT-Tag, der am 18. April 2013 im Leverkusener Baykomm stattfand, hatte sich hoher Besuch angesagt. So schaute die nordrhein-westfälische Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) vorbei und ließ sich von BAYER-Manager Wolfgang Plischke durch das Schülerlabor des Konzerns führen, wo der Biologie-Leistungskurs des Werner-Heisenberg-Gymnasiums gerade mit Gen-Tests zur Bestimmung des Erbgutes beschäftigt war.

Gauck bei BAYER
Auf 8,36 Millionen Tonnen beliefen sich BAYERs Kohlendioxid-Emissionen im letzten Jahr. Darüber redet der Leverkusener Multi in der Öffentlichkeit nicht so gern. Viel lieber fabuliert er über sein klima-neutrales Zukunftshaus-Programm. Vor solche Wohnstätten postiert der Konzern auch gern seinen hohen Besuch aus der Politik. Zuletzt durften Bundespräsident Joachim Gauck und die nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) auf einer Bottroper Baustelle in die Kameras lächeln. „Ein großer Tag für ein beispielloses Projekt“, befand die Propaganda-Postille direkt nach dem Foto-Termin.

Duin bei BAYER
2013 fand die Verleihung des Meyer-Galow-Preises für Wirtschaftschemie in BAYERs Wuppertaler Forschungszentrum statt. In Vertretung der NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft sprach Wirtschaftsminister Garrelt Duin das Grußwort.

Viele seltene Erkrankungen
Das seit 2011 geltende „Gesetz zur Neuordnung des Arzneimittel-Marktes“ zwingt BAYER & Co. dazu, den Krankenkassen höhere Rabatte einzuräumen und ihre neuen Erzeugnisse einer Kosten/Nutzen-Bewertung zu unterziehen. Laut Spiegel verhinderte allerdings Extrem-Lobbyismus allzu drastische Folgen für die Konzern-Kassen. So hielten sich CDU und FDP an einen Formulierungsvorschlag des von BAYER gegründeten „Verbandes der forschenden Arzneimittel-Hersteller“ und ersparten Pharmazeutika zur Behandlung von seltenen Krankheiten den Pillen-TÜV. Dabei vermehrten sich diese Medikamente auf dem Papier wundersam und machen nun rund ein Viertel aller Gesundheitsschädigungen aus. Zudem kann der Gemeinsame Bundesausschuss von MedizinerInnen, Krankenhäusern und Krankenkassen Arzneien dank der Intervention der Konzerne nicht mehr so einfach durchfallen lassen. Das geht fortan nur noch, „wenn die Unzweckmäßigkeit erwiesen ist“, und eröffnet den Pharma-Riesen so die Möglichkeit, die Entscheidungen mit Hilfe von gekauften MedizinerInnen vor Gericht anzufechten.

PROPAGANDA & MEDIEN

Marketing-Kosten: zehn Milliarden
Auf rund zehn Milliarden Euro belaufen sich bei BAYER die Kosten für Marketing und Vertrieb. Wie sich diese im Einzelnen aufschlüsseln, dazu wollte der Multi auf seiner Hauptversammlung Ende April 2013 in Köln keine genauere Auskunft geben. „Bitte haben Sie dafür Verständnis“, bürstete der Vorstandsvorsitzende Marijn Dekkers eine entsprechende Frage mit Verweis auf das Betriebsgeheimnis ab. Nur soviel tat der Konzern kund: 40 Prozent des Etats entfällt auf den Arznei-Bereich. Aber die Pharma-VertreterInnen setzen die Milliarden nicht etwa ein, um die Pillen auf die Rezeptblocks der MedizinerInnen zu bekommen – nein, nach Auskunft Dekkers’ sorgen sie nur dafür, „dass Ärzte und Krankenhäuser immer auf dem Stand der medizinischen Forschung gehalten werden“.

„Kunststoffe sind sicher“
Angesichts der vielen Berichte über die Gefahren von Kunststoffen sahen sich BAYER & Co. bemüßigt, die JournalistInnen aufzuklären. So lud ihr Interessen-Verband „Plastics Europe“ zu einem Fachpressetag, „um für einen sachlichen Dialog zu werben“. Es wurde allerdings eher ein Monolog, denn auf Diskussionen ließen sich die Konzern-VertreterInnen nicht ein. „Entgegen weit verbreiteter Ansichten und Vorurteile sind Kunststoffe sicher. Das gilt auch für ihre Rohstoffe und Komponenten“, stellte Jacques Ragot von BAYER MATERIAL SCIENCE auf dem Podium ein für alle Mal klar.

Aus die Gen-Maus
Niedersachsens rot-grüne Landesregierung hat die Initiative „HannoverGEN“, die vier Modellschulen mit Gentechnik-Laboren ausgestattet hat, aus den Bildungseinrichtungen verbannt, weil sie zu einseitig für Industrie-Positionen warb. So ist der „HannoverGEN“-Initiator Hans-Jörg Jacobsen Vorstandsmitglied in dem von BAYER und anderen Multis geförderten „Wissenschaftlerkreis Grüne Gentechnik“. Zudem unterstützte der „Verband der Chemischen Industrie“ das Schulprojekt. Für den Landwirtschaftsminister war deshalb das „Risiko zu hoch, dass Schüler im Unterricht nur einseitig informiert werden“.

Ausstellung im Umweltbundesamt
BAYER sponsert das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP), um sich ein Öko-Image zu verschaffen. Im Rahmen dieser Kooperation veranstaltet der Konzern beispielsweise alljährlich einen Kinder-Malwettbewerb zum Thema „Naturschutz“. Eine Auswahl der Bilder schickt er dann regelmäßig auf Tournee. Von April bis Mai 2013 machte die Schau in Dessau beim Umweltbundesamt Station. Da ließ der Agro-Riese es sich nicht nehmen, zur Eröffnung Dirk Frenzel von der politischen Abteilung hinzubeordern und ihn das nur virtuell vorhandene „Grünbuch BAYER“ aufschlagen zu lassen. Das Unternehmen wisse, dass man zu den Problem-Verursachern zähle, wollte sich aber auch einen Namen als „Problemlöser“ machen, betonte er. Und konnte bei der Mitteldeutschen Zeitung bereits Vollzug melden. „Der Konzern für chemische und pharmazeutische Produkte hat auf seiner Agenda neben dem ökonomischen Erfolg den Umweltschutz weit nach oben gerückt“, vermeldete das Blatt.

BAYER zeigt Kunstsammlung
Die Schönen Künste setzen immer auch ihre millionen-schweren BesitzerInnen in ein schönes Licht und entheben sie so von der profanen Welt des Profites. Darum begann der ehemalige BAYER-Generaldirektor Carl Duisberg, der im 1. Weltkrieg verantwortlich für den Einsatz von Giftgas und die Ausbeutung von ZwangsarbeiterInnen war und später einen maßgeblichen Anteil an der Gründung des Mörder-Konzerns IG FARBEN hatte, schon 1912, Gemälde, Skulpturen und Plastiken zu sammeln. Und seine Nachfolger taten es ihm gleich. Auf diese Weise kam eine umfangreiche Sammlung mit Werken von Picasso, Kirchner, Chagall, Richter, Miró und anderen KünstlerInnen zusammen. Im März 2013 präsentierte der Leverkusener Multi eine Auswahl davon im Berliner Martin-Gropius-Bau und konnte sogar Kulturstaatsminister Bernd Neumann dafür gewinnen, die Ausstellung zu eröffnen. Arbeiten aus der Frühzeit von BAYERs Kunstsinnigkeit dürften dabei eher selten vertreten sein. Carl Duisberg war nämlich nicht immer sehr geschmackssicher und hatte unter anderem ein Faible für Fritz Klimsch, der von Goebbels als „der reifste unter unseren Plastikern“ bezeichnet wurde. So stellt im Jahr des 150-jährigen BAYER-Jubiläums auch diese Schau ein Beispiel für den selektiven Umgang des Konzerns mit seiner Geschichte dar.

Hämophilie-Verbände ausgezeichnet
Blutern gilt die besondere Aufmerksamkeit BAYERs, gilt es doch, vergessen zu machen, dass in den 90er Jahren Tausende Hämophile an HIV-verseuchten Blutprodukten des Konzerns starben, weil das Unternehmen sein Präparat KOGENATE aus Kostengründen keiner Hitze-Behandlung unterzogen hatte. Von den 57 Millionen Euro, die der Leverkusener Multi 2010 für „wohltätige Zwecke“ ausgab, erhielten Hämophilie-Organisationen mit 5,5 Millionen Euro fast zehn Prozent. Seit einiger Zeit verleiht der Leverkusener Multi auch den „Philos“-Preis für solche Projekte, „die dabei helfen, die alltäglichen Herausforderungen im Leben mit der Bluterkrankheit zu meistern“. Im Februar 2013 zeichnete er damit Projekte der „Interessensgemeinschaft Hämophiler“ (IGH), der IGH-Regionalgruppe „Selbsthilfe Hämophilie Südwest“ und der „Deutschen Hämophilie-Gesellschaft“ aus.

BAYER macht in Naturschutz
Das Ackerwildkraut ist eine aussterbende Art, weil die Pestizide von BAYER & Co. kein Kraut mehr so einfach wild auf dem Acker blühen lassen. Trotzdem oder gerade deswegen sponserte der Chemie-Multi eine von der „Stiftung Rheinische Kulturlandschaft“ ausgerichtete Tagung zum Ackerwildkraut-Schutz und konnte sogar ein Grußwort anbringen.

TIERE & ARZNEIEN

Enrofloxacin-Hühnchen
Mitte März 2013 gelangten rund 20 Tonnen Hühnchen-Fleisch aus Rumänien nach Nordrhein-Westfalen, dessen Antibiotika-Gehalt um ein Vielfaches über dem Grenzwert lag. Statt der erlaubten 100 Mikrogramm pro Kilo enthielt die Lieferung bis zu 2.770 Mikrogramm Enrofloxacin (unter anderem Wirkstoff von BAYERs BAYTRIL). Schon bei ordnungsgemäßem Gebrauch in der Tiermast stellen diese Präparate eine Gefährdung der menschlichen Gesundheit dar. Durch den Verzehr des kontaminierten Fleisches kann sich der Antibiotika-Spiegel im Körper nämlich so erhöhen, dass die Mittel im Krankheitsfall nicht mehr helfen. Bei BAYTRIL ist diese Gefahr besonders groß, denn es hat mit CIPROBAY ein ebenfalls zur Wirkstoff-Gruppe der Fluorchinole gehörendes human-medizinisches Pendant.

TIERE & VERSUCHE

Klagerecht für TierrechtlerInnen
Nach dem Bundesland Bremen hat nun auch Nordrhein-Westfalen Tierschutzverbänden ein Klagerecht eingeräumt, „damit sie die Interessen der Tiere als deren Treuhänder nicht nur aussprechen, sondern erforderlichenfalls auch vor Gericht geltend machen und einklagen können“, wie es zur Begründung heißt. BAYER protestierte scharf gegen das Paragraphen-Werk. Der Konzern setzte ein Schreiben an den Landtag auf und warnte darin wegen der zu erwartenden Klageflut vor einer Verlagerung der Pharma-Forschung aus Wuppertal ins Ausland.

DRUGS & PILLS

EMA: grünes Licht für DIANE
In Deutschland und Frankreich hat BAYERs Hormon-Präparat DIANE 35 nur eine Zulassung als Mittel zur Behandlung von Haut-Krankheiten. Im Nachbarland haben jedoch mehr als 300.000 Frauen das Präparat mit den Wirkstoffen Ethinylestradiol und Cyproteronacetat auch zur Verhütung eingenommen – was dem Leverkusener Multi nur schwerlich entgangen sein dürfte. Vier von ihnen bezahlten das mit ihrem Leben, das Mittel hatte todbringende Thrombosen ausgelöst. Nach Bekanntwerden der Fälle zog die staatliche Arznei-Aufsicht ANSM das Pharmazeutikum aus dem Verkehr und forderte die Europäische Arzneimittel-Agentur EMA auf, sich mit der Sicherheit von DIANE zu beschäftigen. Das hat die EMA auch getan. Bei der Indikation „Akne“ sei der Nutzen für bestimmte PatientInnen höher als das Risiko, Thrombosen oder Lungen-Embolien zu bekommen, urteilte die Behörde. Frankreich will sich diesem Spruch allerdings nicht fügen und das Produkt nicht wieder freigeben. Der Leverkusener Multi gab sich ob dieser Entscheidung überrascht: „Uns sind keine neuen oder wissenschaftlichen Erkenntnisse dahingehend bekannt, die das positive Nutzen/Risiko-Profil in Frage stellen.“

Noch mehr STIVARGA-Zulassungen
Der Leverkusener Multi erhält weitere Zulassungen für sein Krebsmedikament STIVARGA, das bisher in Japan und den USA bei PatientInnen mit fortgeschrittenem Darmkrebs, bei denen alle sonstigen Therapien versagt haben, zum Einsatz kommt. Ende Februar 2013 erteilte die US-Gesundheitsbehörde FDA eine Genehmigung für die Behandlung solcher Bindegewebe-Tumore des Magen-Darm-Traktes, gegen welche die Arzneien Imatinib und Sunitinip nichts ausrichten konnten. Zudem testet BAYER das Präparat mit dem Wirkstoff Regorafenib – eine Weiterentwicklung des NEXAVAR-Stoffes Sorafenib – als Medikament zur Therapie von fortgeschrittenem Leberkrebs. Ein Wundermittel hat der Pharma-Riese mit STIVARGA aber nicht entwickelt. So steigerte die Substanz bei den klinischen Prüfungen die Gesamtüberlebenszeit von Darmkrebs-Kranken gerade einmal um 1,4 Monate und schenkte ihnen bloß eine um 0,2 Monate längere Zeit ohne weiteres Tumor-Wachstum.

USA: Zulassung für XOFIGO
Die US-amerikanische Gesundheitsbehörde FDA hat BAYERs gemeinsam mit dem norwegischen Unternehmen ALGETA entwickelten Medikament XOFIGO eine Zulassung erteilt. Die Arznei ist zum Einsatz bei der Prostatakrebs-Art CRPC bestimmt, wenn eine Hormon-Behandlung erfolglos geblieben ist und sich zudem noch Metastasen im Knochen gebildet haben. Dann soll eine radioaktive Bestrahlung mit dem Wirkstoff Radium-223-Dichlorid das Wachstum der Tumor-Zellen hemmen. Bei den Klinischen Tests verhalf es den Patienten jedoch nur zu einem noch nicht einmal drei Monate längeren Leben.

NEXAVAR bei Schilddrüsenkrebs?
Der Leverkusener Multi hat für sein Medikament NEXAVAR bisher nur Zulassungen für die Behandlung bestimmter Formen von Nieren- und Leberkrebs erhalten. Als Medikament zum Einsatz bei Lungen, Haut-, Brust- und Bauchspeicheldrüsenkrebs scheiterte das Präparat dagegen in den klinischen Prüfungen. Trotzdem versucht BAYER weiterhin mit allen Mitteln, das Anwendungsspektrum der Arznei zu erweitern. So strebt der Konzern im Moment eine Genehmigung für die Indikation „Schilddrüsenkrebs“ an.

INLYTA besser als NEXAVAR
Das „Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen“ (IQWiG) hat PFIZERs Krebs-Präparat INLYTA bei der Indikation „Nieren-Tumor“ mit BAYERs NEXAVAR verglichen und ersterem eine Überlegenheit attestiert. Bei den Wirkungen auf das Gesamtüberleben und die Lebensqualität gab es keine großen Unterschiede, wohl aber bei den Nebenwirkungen. So verursachte NEXAVAR deutlich mehr unerwünschte Arznei-Effekte wie Hautausschlag, Haarausfall sowie Hand- und Fußschwellungen; nur Stimm-Störungen traten unter dem Mittel seltener auf als unter INLYTA.

BAYER kauft CONCEPTUS
Der Leverkusener Multi hat für 852 Millionen Euro das US-amerikanische Pharma-Unternehmen CONCEPTUS aufgekauft, das mit ESSENCE ein ohne Hormone auskommendes Produkt zur Sterilisation entwickelt hat. Setzen MedizinerInnen der Frau die kleine Spirale ein, wofür keine Vollnarkose nötig ist, so sorgen Kunststoff-Fasern für ein so großes Wachstum des Bindegewebes, dass es die Eileiter verschließt. BAYER knüpft einige Erwartungen an ESSENCE. „Pro Familia“ urteilt derweil etwas vorsichtiger: „Bisherige Studien deuten darauf hin, dass die Technik sicher und vergleichsweise schonend ist. Über ihre längerfristigen Auswirkungen liegen noch keine Daten vor.“

BAYER kauft STEIGERWALD
Der Leverkusener Multi hat das Unternehmen STEIGERWALD gekauft, das mit 180 Beschäftigten Arzneimittel auf pflanzlicher Basis herstellt. Zur Produktpalette gehören unter anderem die Magen-Arznei IBEROGAST, das Antidepressivum auf Johanniskraut-Basis LAIF und Mittel gegen Husten, Schmerzen, Venenleiden, Leber-Beschwerden und Schlafstörungen.

PESTIZIDE & HAUSHALTSGIFTE

Pestizide im Kaffee-Anbau
Schon im Jahr 1999 berichtete Stichwort BAYER über die verheerenden Folgen von BAYER-Pestiziden im brasilianischen Kaffee-Anbau (SWB 1/99). Bis heute hat sich an der Situation nichts geändert, wie die ARD-Dokumentation „Bittere Ernte – Der hohe Preis des billigen Kaffees“ von Michael Höft und dessen Zeit-Artikel „Das Bella-Crema-Geheimnis“ dokumentierte. Eine Million Tonnen Agro-Chemie gelangte 2011 in dem südamerikanischen Land auf die Felder, dreimal so viel wie in den USA. Und immer mit dabei: Ackergifte made in Leverkusen. Der Autor stieß nicht nur auf BAYSISTON, sondern auch auf den Wirkstoff Endosulfan (u. a. enthalten in den BAYER-Mitteln MALIX, PHASER, THIODAN), obwohl der Multi bereits 2009 einen Verkaufsstopp angekündigt hatte. Schon Kinder müssen die Agro-Chemikalien auf den Plantagen ausbringen, oft ohne Schutzkleidung. „Wir haben das Gift einfach mit einer selbst gebauten Schaufel aus dem Eimer geholt und verteilt. Ich hatte nur eine Maske vor dem Mund, sonst gar nichts“, berichtete ein 40-jähriger Landarbeiter, der im Alter von elf mit der Feldarbeit begann. Heute leidet er wie so viele seiner Kollegen an Parkinson. Der Global Player streitet solche Risiken und Nebenwirkungen seiner Produkte aber ab. „Uns sind keine wissenschaftlichen Studien bekannt, die einen Zusammenhang zwischen der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln und dem Risiko, an Parkinson zu erkranken, belegen“, erklärte ein Unternehmenssprecher in der Zeit.

Immer mehr Glufosinat
Immer mehr Unkräuter bilden Resistenzen gegen das MONSANTO-Herbizid ROUND-UP mit dem Wirkstoff Glyphosat aus. Das steigert die Markt-Chancen von BAYERs LIBERTY, das der Konzern bevorzugt in Kombination mit gentechnisch gegen das Mittel immun gemachten Pflanzen verkauft. Darum will der Leverkusener Multi weltweit die Produktion des LIBERTY-Wirkstoffes Glufosinat verdoppeln, obwohl dessen EU-Zulassung wegen seiner Gefährlichkeit 2017 ausläuft (siehe auch AKTION & KRITIK). Er erweiterte nicht nur seine Fertigungsstätte in Knapsack bei Köln (Ticker 2/13), sondern plant im US-amerikanischen Mobile sogar die Errichtung einer komplett neuen Herstellungsanlage.

Glyphosat im Urin
Das Anti-Unkrautmittel Glyphosat kommt hauptsächlich in Kombination mit MONSANTO-Genpflanzen der „ROUND UP“-Baureihe zum Einsatz, aber auch in BAYER-Pestiziden wie GLYPHOS oder USTINEX. Zudem will der Multi es künftig gemeinsam mit seinen genmanipulierten Baumwoll-Arten „GHB 614“, „GHB119“ und T304-40 vermarkten, die er zur Zeit noch in Freisetzungsversuchen testet. Im letzten Jahr hatten WissenschaftlerInnen der Universität Leipzig den Stoff im menschlichen Urin nachgewiesen (Ticker 4/12). Eine neue Untersuchung des BUND mit 182 GroßstädterInnen aus 18 Ländern bestätigte jetzt diesen Befund. Bei 90 Prozent der maltesischen StaatsbürgerInnen, 70 Prozent der deutschen und polnischen, 63 Prozent der niederländischen und 60 Prozent der tschechischen fand sich die Substanz wieder. Die geringsten Belastungen zeigten sich mit zehn Prozent bei BulgarierInnen und MazedonierInnen. „Es ist erschreckend, dass fast die Hälfte der Bewohner von Großstädten in Europa Glyphosat im Körper hat. Dabei ist Glyphosat nicht das einzige Pestizid, dem die Menschen ausgesetzt sind“, kommentierte der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger das Resultat der Studie.

BAYER kauft PROPHYTA
Der Leverkusener Multi baut sein Geschäft mit Bio-Pestiziden aus, die ohne Chemie auskommen und stattdessen etwa mit Bakterien operieren. Nachdem der Agro-Riese im letzten Jahr das US-Unternehmen AGRAQUEST erwarb, kaufte er Anfang 2013 die bundesdeutsche Firma PROPHYTA. Der Betrieb mit Sitz in Malchow stellt unter anderem das Antiwurmmittel BIOACT und das Antipilzmittel CONTANS her. Daneben verfügt er über eine eigene Forschungsabteilung und hält auch Patente.

PFLANZEN & SAATEN

90 Forschungskooperationen
Nicht nur im Pharma-Bereich setzt BAYER bei der Forschung verstärkt auf die Zusammenarbeit mit Universitäten und anderen öffentlichen Einrichtungen. Im Saatgut-Bereich existieren 90 solcher Kooperationen, die der Multi als äußerst ertragreich bewertet. Laut „Nachhaltigkeitsbericht 2012“ bildeten sie „bereits die Grundlage für die Neuentwicklungen des vergangenen Jahres“.

Eigene Raps-Sorten ab 2014
Im Pestizid-Bereich kann BAYER nicht weiter wachsen, da sich dort oligopolistische Strukturen herausgebildet haben und die Kartellbehörden den fünf marktbeherrschenden Agro-Riesen Zukäufe nicht so ohne Weiteres gestatten. Deshalb baut der Leverkusener Multi seit einiger Zeit sein Saatgut-Geschäft aus. So kündigte der Konzern für das nächste Jahr die Vermarktung einer eigenen Rapssorte an, die er im Kombipack mit seinen Ackergiften anbieten will.

Neue Saatgut-Verordnung
Anfang Mai 2013 hat die EU-Kommission einen Entwurf für eine neue Saatgut-Verordnung vorgelegt. Dieser stärkt die Position von Industrie-Saatgut und macht es alten und lokalen Sorten schwerer, einen Marktzugang zu erhalten, was die Artenvielfalt bedroht. Brüssel will BAYER & Co. sogar gestatten, die Qualitätskontrolle für ihre Produkte selber zu übernehmen. Aber gegen diese Pläne formiert sich Widerstand. SAVE OUR SEEDS und andere Organisationen haben eine Kampagne gestartet.

GENE & KLONE

Weitere Genreis-Funde
Im Jahr 2006 war BAYERs gentechnisch veränderter Langkorn-Reis „LL601“ weltweit in Supermärkten aufgetaucht, obwohl zu diesem Zeitpunkt noch nirgendwo eine Zulassung für die gegen das hochgefährliche Herbizid Glufosinat (Produktname: LIBERTY) resistente Labor-Frucht vorlag. Und Kontaminationen gibt es weiterhin. So fanden WissenschaftlerInnen der „Istanbul Technical University“ in Handelsreis, den die US-Unternehmen ARCHER DANIELS MIDLAND und BUNGE in die Türkei geliefert hatten, Spuren von LL601. Auch in den Jahren davor hatten WissenschaftlerInnen Rückstände aufgespürt. 2011 und 2012 wiesen ForscherInnen in EU-Proben jeweils einmal die Sorten LL601 und LL62 nach. 2008 stießen sie sieben Mal auf LL601 und einmal auf LL62.

Neue Freisetzungsversuche in Spanien
Spanien ist das Gentechnik-Eldorado der EU. 60 Freisetzungsversuche führte BAYER dort schon durch. Und in diesem Frühjahr beantragte der Konzern gleich vier neue Tests mit genmanipulierten Baumwoll-Pflanzen. Dabei handelt es sich um den glufosinat-resistenten LLCotton25, die glyphosat-resistente Art GHB614, die ebenfalls glyphosat-resistente, aber zusätzlich noch mit dem für Insekten tödlichen Bacillus thuringiensis (Bt) bestückte Sorte GHB119 und das glufosinat-resistente und Bt-bewehrte Produkt T304-40.

Zulassung für Gen-Soja beantragt
Schadinsekten gewöhnen sich zunehmend an die Pestizide, welche die Hersteller im Kombipack mit ihren gegen diese Wirkstoffe resistenten Genpflanzen verkaufen. Deshalb gehen die Multis nach der Devise „Doppelt hält besser“ immer mehr dazu über, ihre Sorten gleich gegen mehrere Agrochemikalien immun zu machen und gewähren sich gegenseitig Zugriff auf ihre Technologien. So hat der Leverkusener Multi mit SYNGENTA eine Soja-Art entwickelt, die gleichzeitig gegen die BAYER-Herbizide BALANCE (Wirkstoff: Isoxaflutole) und LIBERTY (Wirkstoff: Glufosinat) sowie gegen das SYNGENTA-Mittel CALLISTO (Wirkstoff: Mesotrione) immun ist. Für diese Mittel haben die beiden Konzerne nun unter anderem in den USA, der EU und Kanada einen Zulassungsantrag gestellt.

SMARTSTAX mit Glufosinat
Um Genpflanzen gegen solche Unkräuter und Schadinsekten zu wappnen, die sich an einzelne Mittel schon gewöhnt haben, immunisiert auch MONSANTO seine Labor-Früchte gleich gegen mehrere Agro-Chemikalien, damit die LandwirtInnen beim Sprühen nicht nur auf ein Mittel zurückgreifen können. So hat der Multi bei der EU die Import-Zulassung für die Genmais-Sorte SMARTSTAX beantragt, die gleich mit sechs Bt-Toxinen gegen den Maiszünsler und andere Insekten sowie mit Resistenzen gegen zwei Pestizide bewehrt ist. Bei einem der Ackergifte handelt es sich um BAYERs berühmt-berüchtigtes Glufosinat, dessen EU-Genehmigung wegen seiner Gefährlichkeit 2017 ausläuft (siehe auch PESTIZIDE & HAUSHALTSGIFTE). Doch nicht nur das stößt auf Kritik. Die Initiative TESTBIOTECH moniert fehlende Untersuchungen zur Kombinationswirkung der Bt-Toxine und der Anti-Unkrautmittel; auch lägen keine Nachweise zur Umweltverträglichkeit vor. Die EU hatte ebenfalls Bedenken. Im ersten Durchgang lehnte Brüssel das Begehr MONSANTOs ab, Deutschland enthielt sich bei der Abstimmung der Stimme.

Neue EYLEA-Indikationen gesucht
Das Vorgehen hat Methode: Kaum hat BAYER die Zulassung für ein Medikament zur Behandlung einer bestimmten Krankheit erhalten, da schaut der Konzern sich schon nach weiteren Verwendungsmöglichkeiten um. So geht er auch im Fall des Gentech-Augenpräparats EYLEA vor, das 2011 in den USA und 2012 in Europa eine Genehmigung zur Therapie der feuchten Makula-Degeneration – einer Augenerkrankung, die zur Blindheit führen kann – erhalten hat. Zur Zeit laufen Anträge zur Anwendung von EYLEA bei einem Zentralvenen-Verschluss der Netzhaut sowie zur Gabe bei Flüssigkeitsansammlungen in der Makula-Region des Auges, die nach einem solchen Verschluss auftreten. Darüber hinaus führt der Pharma-Riese klinische Tests zu den Indikationen „diabetisches Makula-Ödem“ und „choroidale Neovaskularisation“, einer Gewebe-Wucherung am Seh-Organ, durch. Als Augen-Allheilmittel kommt der gemeinsam mit der Firma REGENERON entwickelte EYLEA-Wirkstoff Aflibercept aber nicht in Betracht. In den Tests, die zur ersten Zulassung führten, demonstrierte er lediglich seine Nicht-Unterlegenheit gegenüber Ranibizumab. Zudem traten während der Erprobungen Nebenwirkungen wie Bindehaut-Blutungen, grauer Star, Augenschmerzen, Glaskörper-Trübungen und Erhöhung des Augeninnendrucks auf.

EYLEA hat keinen Zusatznutzen
Seit einiger Zeit prüft das „Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen“ (IQWiG), ob neue Medikamente gegenüber schon gebräuchlichen einen Zusatznutzen aufweisen. Und nur wenn das der Fall ist, empfiehlt es eine Kostenübernahme durch die Krankenkassen. Unlängst beschäftigte die Einrichtung sich auch mit BAYERs Gentech-Augenpräparat EYLEA. Das Mittel mit dem Wirkstoff Aflibercept hat in den Zulassungstests zwar nur seine Nicht-Unterlegenheit gegenüber Ranibizumab demonstriert, aber der Leverkusener Multi legte dem IQWiG zusätzliches Material vor. Darin versuchte er zu beweisen, dass unter Ranibizumab mehr Nebenwirkungen auftreten als unter Aflibercept. Da Ranibizumab öfter injiziert werden muss als Aflibercept und jede Spritze das Risiko von Augen-Entzündungen erhöht, weise Aflibercept das bessere Risiko-Profil auf, argumentierte der Konzern. Dem mochte das IQWiG jedoch nicht folgen. Bei dem Institut konnte die BAYER-Darstellung, „dass es unter einer erhöhten Anzahl von Injektionen zwangsläufig vermehrt zu okularen Schadensereignissen unter Ranibizumab im Vergleich zu Aflibercept kommt, anhand der Daten aus den beiden Zulassungsstudien VIEW 1 und VIEW 2 nicht nachvollzogen werden“. Darum attestierte es dem Präparat keinen Zusatznutzen.

Keine Zulassung für BAY 86-6150
Bei etwa einem Drittel der Bluter-Patienten nützen Gerinnungspräparate nichts, da ihr Organismus Antikörper gegen die Mittel herausbildet. Für diese Gruppe hat BAYER den Wirkstoff BAY 86-6150 entwickelt. In Tests aber stießen die Körper vieler Probanden auch diese Substanz ab. Darum brach der Leverkusener Multi die klinische Erprobung ab. „Die Sicherheit der Patienten ist unser wichtigstes Anliegen bei der Planung klinischer Studien und natürlich auch bei der Untersuchung von BAY 86-6150“, sagte Kemal Malik vom Leverkusener Multi und verkündete das Aus für die Arznei: „Wir beenden die Studie mit BAY 86-6150 aufgrund der aufgetretenen Sicherheitsbedenken.“

WASSER, BODEN & LUFT

Chemische Kampfstoffe im Meer
1936 erfand Gerhard Schrader, Forscher bei der von BAYER mitgegründeten IG FARBEN, den chemischen Kampfstoff Sarin. Auch sonst spielte der Leverkusener Multi bei der Entwicklung dieser Giftgase eine bedeutende Rolle. So basiert das von US-WissenschaftlerInnen zusammengebraute VX auf einem Patent des Konzerns. Und noch heute sorgen Sarin & Co. für Angst und Schrecken, nicht nur weil sie sich immer noch in vielen Waffen-Arsenalen befinden – der chilenische Diktator Pinochet verwendete es ebenso wie Saddam Hussein 1987 und 1988 bei seinen Attacken auf kurdische Dörfer und die japanische Aum-Sekte bei ihren Anschlägen von 1994 und 1995 –, sondern auch, weil die Substanzen alles andere als friedlich in Nord- und Ostsee schlummern. Durch das Salzwasser und die Korrosion treten die Stoffe nämlich aus. Für besonders betroffene Gebiete wie die Küste vor Helgoland fordern ExpertInnen schon ein Fischerei-Verbot, weil sich die Granaten in den Netzen verfangen könnten. Die Chemikalien gelangen sogar bis an die Strände. An manchen Orten führen Kampfmittel-Bergungsfirmen schon regelmäßige Patrouillen-Gänge durch. Nach ExpertInnen-Schätzungen liegen in der Nordsee 170.000 Tonnen und in der Ostsee 42.000 bis 65.000 Tonnen Chemie-Waffen. Die Nazis hatten die Munition kurz vor Kriegsende aus Angst vor Angriffen auf ihre Depots versenkt. Aber auch nach 1945 gelangten die Gifte noch ins Meer, da die Alliierten die Verklappung der deutschen Armee-Bestände angeordnet hatten. Und die Behörden wollen sie einstweilen in den Gewässern lassen, vor einer Bergung scheuen die Verantwortlichen wegen der damit verbundenen Gefahren zurück.

GIFTIG, ÄTZEND & EXPLOSIV

Chlor und kein Ende
„Eigentlich ist es eines Chemikers unwürdig, dass wir immer noch auf Chlor bauen“, beklagte der ehemalige BAYER-Vorständler Eberhard Weise. Und er tat dies bereits in einer Spiegel-Ausgabe von 1993, weshalb es heutzutage noch ein bisschen unwürdiger ist, weiter auf die Chlorchemie zu setzen, ohne nach Alternativen zu suchen. In einer Größenordnung von 1,3 Millionen Tonnen pro Jahr produziert der Leverkusener Multi das gefährliche Gas aus der Gruppe der Halogene und zählt damit zu den größten Herstellern in Europa.

NANO & CO.

Ausstieg aus der Nano-Technik
Mit großen Worten pries das „Erfinder-Unternehmen“ BAYER 2003 die Nano-Technik. „Wenn wir lernen, Materialien bis in die atomare Ebene hinein zu verändern, dann können wir neue Wirkungen erzielen, Eigenschaften optimieren und dadurch völlig neue Möglichkeiten für alle Geschäftsfelder unseres Unternehmen eröffnen“, frohlockte der damalige Forschungsvorstand Udo Oels. Schon bis 2010 rechnete der Multi mit einem Marktvolumen von 200 Milliarden Euro für Nano-Produkte. Und die Bundesregierung steckte der Konzern mit seiner Begeisterung an. Mit neun Millionen Euro unterstützte diese den Global Player bei der Entwicklung von Carbon Nanotubes (CNT), Kohlenstoff-Röhrchen aus Nano-Materialien. Ungeachtet der Risiken – die winzigen Teilchen können beispielsweise ähnlich wie Asbest-Fasern die schützende Blut-/Hirnschranke überwinden – machte sich der Global Player ans Werk. Im Laufenburger Werk seiner ehemaligen Tochtergesellschaft HC STARCK oder in der Leverkusener Pilotanlage entwickelte er BAYTUBES-Prototypen zur Verwendung in Duftkapseln, Folien, Flüsterschotter, Eishockeyschlägern, Kathedern, Schläuchen, Windrad-Flügeln und Akkus. Allerdings begann es bald zu hapern. Das Leverkusener Technikum kam nicht richtig ans Laufen, und Abnehmer für sein neues Produkt fand BAYER auch nicht in genügender Zahl. So antwortete die Bezirksregierung 2011 der COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN, die BAYER verdächtigte, bereits ohne Genehmigung BAYTUBES für den kommerziellen Gebrauch herzustellen und deshalb um Aufklärung bat: „Anfragen bei potenziellen Kunden haben inzwischen gezeigt, dass der Markt CNT-Material mit anderen Eigenschaften benötigt.“ BAYER habe „wegen der unzureichenden Nachfrage auf dem Markt“ nicht beantragt, Teile der Produktion zu verkaufen. Obwohl das Unternehmen in Tateinheit mit HC STARCK weiter den Ausbau des Laufenburger Nano-Werks betrieb und eine Produktionserweiterung beantragte, klangen seine Verlautbarungen zum Thema „Nano“ bald schon gedämpfter. „Es ist jedoch eine fatale Fehlinterpretation, dass wir diese Labor-Ergebnisse einfach in Produkte und Anwendungen übertragen können, die man morgen bei ALDI kaufen kann“, ruderte der Nano-Beauftragte Péter Krüger beim letzten „Inno.CNT“-Kongress zurück, wo sich selbst ForscherInnen vom Fraunhofer-Institute auf Durchhalte-Parolen beschränkten: „Wir dürfen mit den CNTs nicht zu früh aufgeben.“ Das hat der Leverkusener Multi ein paar Wochen später dann aber doch getan. Er hatte offenbar die Hoffnung verloren, gleichzeitig imstande zu sein, die komplexen Herstellungsprozesse zu beherrschen und einflussreiche Branchen für die neuen Materialien zu gewinnen. Erst verkaufte er sein Geschäft mit Nano-Silbertinten, dann verkündete er das Aus für den ganzen Zweig. „Bahnbrechende Anwendungen für den Massenmarkt“ seien nicht in Sicht, so BAYER-Manager Patrick Thomas zum Ausstieg aus der „Zukunftstechnologie“.

PLASTE & ELASTE

WM-Stadion mit MAKROLON
Auch BAYER ist bei der kommenden Fußball-WM in Brasilien mit von der Partie. „Transparente MAKROLON-Massivplatten sorgen (...) dafür, dass die 70.000 Zuschauer im künftigten Estádio Nacional in der Hauptstadt Brasilia geschützt vor Sonne und Regen verfolgen können“, vermeldet der Konzern. In der heimatlichen „Bayarena“ drohten diese jedoch für „einstürzende Neubauten“ zu sorgen. Sie entsprachen nämlich nicht den Brandschutz-Anforderungen. Deshalb bestand die Gefahr, dass sie durch Bengalos oder Feuerwerkskörper entflammen und dann auf die ZuschauerInnen niederstürzen. Aus diesem Grund musste BAYER 04 Leverkusen die Platten abbauen und sie durch solche aus einem widerstandsfähigerem MAKROLON ersetzen, was mehrere Millionen Euro verschlang. In Brasilien haben die Kosten für den Bau der WM-Arenen derweil schon zu Massen-Protesten mit bis zu 200.000 TeilnehmerInnen geführt. „Weniger Stadien, mehr Gesundheit“, forderten die DemonstrantInnen etwa.

PRODUKTION & SICHERHEIT

Hacker attackieren BAYER
Im letzten Jahr verzeichnete der Leverkusener Multi einen Hacker-Angriff aus China mit dem Ziel, Industrie-Spionage zu betreiben. Auch EADS, THYSSENKRUPP und IBM zählten zu den Opfern. Zuvor schon musste sich BAYER des auf Produktionssteuerungssoftware von SIEMENS abgestellten Computer-Virus Stuxnet erwehren, der im Herbst 2010 auch in iranische Atomanlagen eingedrungen war.

STANDORTE & PRODUKTION

Projekt „Krämer-See“ passé
Die Stadt Monheim wollte den Krämer-See erschließen und dort einen Bade-Bereich einrichten. Dazu benötigte sie allerdings ein BAYER gehörendes Areal. Als der Konzern schriftlich seine Bereitschaft signalisierte, der Gemeinde das Gelände zu verkaufen, begann diese mit den Planungen. Anfang 2013 kam dann allerdings der Schock: Das Unternehmen zog die Zusage zurück. „Uns wurde mitgeteilt, dass BAYER die Fläche nun als besonders wertvoll einschätzt, da sie nie mit Kunstdünger behandelt wurde. Sie sei wichtig für zukünftige Forschungsprojekte und deshalb nicht zu verkaufen“, erklärte Monheims oberster Stadtplaner Robert Ulrich. Jahrelange Arbeit machte der Agro-Riese so zunichte.

Brunsbüttel: neue Energie-Gesellschaft
Der Leverkusener Multi hat am Standort Brunsbüttel eine eigene Energie-Gesellschaft gegründet und ihr die Verantwortung für die Versorgung des Chemie-„Parks“ mit Strom und für die dazu benötigte Infrastruktur übertragen.

Infrastruktur-Maßnahmen gefordert
Die von BAYERs ehemaligem Finanz-Chef Heribert Zitzelsberger in seiner Funktion als Staatssekretär im Finanzministerium maßgeblich mitgeprägte Unternehmenssteuer„reform“ des Jahres 2000 hat Staat, Land und Kommunen große Einnahme-Verluste beschert. Als eine Folge davon blieben nötige Investitionen in Straßen und Schienen-Wege aus, weshalb das nordrhein-westfälische Verkehrsministerium sogar unlängst zeitweilig die Rheinbrücke bei Leverkusen sperren musste. Nun bemängelt der Global Player aber gerade diese Nebenwirkung seiner nur noch spärlich fließenden Abgaben. So forderte Ernst Grigat, bei der 60-prozentigen BAYER-Tochter CURRENTA für die Dormagener und Leverkusener Chem-„Parks“ verantwortlich, die rot-grüne Landesregierung von Nordrhein-Westfalen auf, eine Generalüberholung der Verkehrswege im Land vorzunehmen. „Wir brauchen eine Runderneuerung der Infrastruktur, damit die Lage mitten in NRW auch weiterhin ein Standort-Vorteil bleibt“, so Grigat.

Leverkusens Image-Probleme
Die Stadt, in welcher der BAYER-Konzern seinen Stammsitz hat, verfügt über viele Parks, Wiesenflächen und Biotope. „Trotzdem hat Leverkusen es noch nicht ganz geschafft, sein Chemie-Image ganz über Bord zu werfen“, klagt Lothar Schmitz vom Gartenamt. In der Außenwahrnehmung überstrahlt nämlich der Agro-Riese alles und sorgt eher für graue denn für grüne Assoziationen. Dagegen will das Rathaus etwas tun. „Unser Stadt-Marketing ist in der Tat verbesserungswürdig“, sagt Oberbürgermeister Reinhard Buchhorn (CDU). Aber für eine PR-Kampagne hat die Kommune kein Geld, hauptsächlich weil der Multi dank der von ihm mitgestalteten Unternehmenssteuer„reformen“ nicht mehr so viel Abgaben zahlt wie früher. So bleibt das Schicksal der Stadt doch unauflösbar mit BAYER verbunden.

ÖKONOMIE & PROFIT

BAYERs belgisches Steuer-Paradies
Nach einer Schätzung der EU-Kommission gehen den Mitgliedsstaaten alljährlich Einahmen in Höhe von ca. einer Billion Euro durch Steuerhinterziehung oder „ganz legale Steuertricks“ verloren. Die bundesdeutschen Finanzämter kommen dem nordrhein-westfälischen Finanzminister Norbert Walter-Borjans zufolge auf einen Fehlbetrag von 160 Milliarden Euro, nach Ansicht des SPD-Politikers größtenteils verursacht durch die großen Unternehmen, „die gezielt Steuer-Schlupflöcher in der Gesetzgebung ausnutzen“. BAYER geht zum Steuersparen nach Belgien. Das Land gewährt nämlich Zinsen auf Eigenkapital und lockt damit ausländisches Geld zur Steuer-Veranschlagung an. Deshalb verdoppelte der Leverkusener Multi 2011 das Eigenkapital seiner in Antwerpen ansässigen Tochter-Gesellschaft auf acht Milliarden Euro und konnte seinen Gewinn von 254,8 Millionen Euro fast komplett wieder mit nach Hause nehmen. Lediglich 10,8 Millionen Euro musste er im Nachbarstaat lassen – das entspricht einer Steuerquote von 4,3 Prozent. Zur Erklärung heißt es aus der Zentrale des Global Players lediglich: „BAYER nutzt wie einige andere Unternehmen das günstige makrowirtschaftliche Klima in Belgien, das durch den Abzug für Risikokapital geschaffen wurde.“ Da die Kritik an dieser Praxis der Unternehmen seit einiger Zeit zunimmt, planen die EU und die G8-Staaten Maßnahmen, um Steuer-Oasen zu schließen und umfassendere Auskünfte über das globale Steuer-Gebaren von BAYER & Co. zu erhalten. Konkrete Regelungen stehen bisher allerdings noch aus, und Extrem-Lobbyismus dürfte die schlimmsten Folgen für die Konzern-Kassen verhindern.

Standort-Nachteile durch Fracking
Die ebenso brachiale wie umweltschädliche Fracking-Technik, die mit Hilfe von Chemikalien Risse in unterirdischen Gesteinsschichten erzeugt, um so leichter Erdgas-Vorkommen zu erschließen, hat für einen Boom gesorgt und den US-amerikanischen Unternehmen zu billiger Energie verholfen. Der Leverkusener Multi sieht sich dadurch im Hintertreffen. „Die damit günstigeren Produktionskosten in den USA verschärfen natürlich in einigen Bereichen den Konkurrenz-Druck“, klagt BAYER-Chef Marijn Dekkers. Und natürlich erwartet er von der Bundesregierung, diesen Standort-Nachteil auszugleichen, indem diese den Konzernen zu (noch) günstigeren Strom-Tarifen verhilft.

Baumann warnt vor Abwertungsspirale
Im Zuge der Weltwirtschaftskrise werten Staaten wie Japan und China ihre Währungen ab, um ihre Export-Kraft zu steigern. BAYER betrachtet das mit Sorge. „Ein Abwertungskrieg kennt am Ende nur Verlierer“, sagte Finanzchef Werner Baumann der Nachrichtenagentur dpa. Baumann konnte die Effekte für den Konzern sogar genau beziffern. Eine Aufwertung des Euro gegenüber dem Yen oder dem Yuan schlägt sich in den Bilanzen mit einem Minus von 70 Millionen Euro nieder, eine entsprechende Abwertung mit einem Plus von 70 Millionen. Darum hat das Unternehmen auch von der Euro-Schwäche profitiert. Sie trug ihm im letzten Jahr 400 Millionen Euro ein.

BAYER gegen Finanztransaktionssteuer
Das unkontrollierte Treiben auf den Finanzmärkten hatte einen großen Anteil am Ausbruch der jüngsten Wirtschaftskrise. Um den Handel wenigstens etwas zu regulieren, griff die EU einen Vorschlag von ATTAC auf und machte für die Mitgliedsländer den Weg zur Einführung einer Finanztransaktionssteuer frei. BAYER & Co. wehren

[Verhütung] STICHWORT BAYER 03/2013

CBG Redaktion

Implantierte Verhütung

Das Verhütungsmittel-Implantat Jadelle von Bayer, das fünf Jahre lang Hormone in den Körper abgibt, wird derzeit subventioniert und in aller Welt verbreitet. Hintergrund: Der Kampf um Marktanteile und ein Rollback in der Bevölkerungspolitik.

von Daniel Bendix und Susanne Schultz

Im Juli 2012 trafen sich einige internationale Organisationen, Regierungen, Privatwirtschaft und die so genannte Zivilgesellschaft in London beim „Familienplanungsgipfel“, um im Jahr 2020 zusätzlichen 120 Millionen Menschen im Globalen Süden Zugang zu Information, Diensten und Waren rund um Familienplanung zu verschaffen.1 Kurz darauf ging eine Initiative - bestehend unter anderen aus der britischen, der US-Regierung und dem deutschen Pharmaunternehmen Bayer HealthCare, einem Teilkonzern der Bayer AG, - an die Öffentlichkeit. Erklärt wurde die Absicht, „für mehr als 27 Millionen Frauen in den ärmsten Ländern der Welt eine sichere und wirksame, reversible Langzeitverhütungsmethode vermehrt zugänglich machen“ zu wollen.2 In diesem Kontext vereinbarten Bayer und die Bill & Melinda Gates Foundation, 27 Millionen Stück des von Bayer vertriebenen Verhütungsimplantats Jadelle über sechs Jahre hinweg für einen von 18 US-Dollar auf 8,50 US-Dollar reduzierten Preis pro Implantat zur Verfügung zu stellen. Nach Aussage von Bayer verhindert das Jadelle-Programm „fast 30 Millionen ungewollte Schwangerschaften“, senkt „die Säuglingssterblichkeit um rund 280.000 Fälle und die Müttersterblichkeit um fast 30.000 Fälle“ und spart „250 Millionen US-Dollar globale Gesundheitskosten“ ein.3
Jadelle, auch bekannt unter dem Namen Norplant II, wurde von dem bevölkerungspolitischen Think Tank in den USA, dem Population Council, entwickelt und ermöglicht einen Empfängnisverhütungsschutz von bis zu fünf Jahren. Der Wirkstoff, das Hormon Levonorgestrel, ist identisch zu dem des Vorgängerprodukts Norplant I (siehe Kasten). Der einzige Unterschied: Statt sechs werden hier nur zwei mit dem Hormon gefüllte Silikonröhrchen mittels eines chirurgischen Eingriffs unter die Haut der inneren Seite des Oberarms eingeführt. Jadelle wird als einfacher einzuführen und zu entfernen, aber als genauso effektiv wie Norplant I angepriesen. Allerdings führt das Population Council selbst an, dass es bei 7,5 Prozent der Nutzerinnen zu Problemen bei der Entfernung kam.4 Auch ist die Abbruchquote hoch, was mit beträchtlichen Nebenwirkungen zu tun hat. Hauseigene Studien des Population Council führen an, dass sich innerhalb von drei Jahren knapp 30 Prozent der Nutzerinnen aufgrund unregelmäßiger (also zu starker und häufiger oder ausbleibender) Blutungen, Kopfschmerzen, Depressionen, Gewichtszunahme, Haarausfall etc. das Implantat entfernen ließen.5

Marketing-Strategien
Die Jadelle-Initiative ist vielfältig zu deuten. Zum einen ist sie im Kontext eines Preiskampfes zu verstehen. Die Einführung und globale Vermarkung eines Konkurrenzproduktes, nämlich von Sino-Implant (II), hergestellt von Shanghai Dahua Pharmaceuticals, änderte den Implantatmarkt der zweiten Generation, zu denen neben Jadelle auch noch Implanon gehört (hergestellt von Merck/MSD). Sinoplant II ist auf vier Jahre Empfängnisverhütung ausgerichtet und kostet nur 8 US-Dollar.6 Mit der oben genannten Initiative und einer Preisreduzierung von Jadelle um fünfzig Prozent hat Bayer HealthCare mit Hilfe öffentlicher Entwicklungshilfegelder und der Gates-Stiftung nun nachgezogen und ihr Produkt wettbewerbsfähig gemacht.
Die Initiative ist auch insgesamt ein Beispiel für Bayers Anstrengungen, sich kontrazeptive Zukunftsmärkte im Globalen Süden zu sichern. In Indien bewirbt Bayer besonders in privaten Kliniken die Pillen Yasmin und Diane 35.7 Letztere darf seit fast zwei Jahrzehnten in Deutschland nicht mehr als Verhütungsmittel vertrieben werden, weil der Verdacht auf die Verursachung von Lebertumoren besteht.8 Zudem wird - wie bei der Verwendung von Yasmin - vor einem erhöhten Thromboserisiko gewarnt.9 Auch macht ihre Einführung nur für Bayers Marketinginteressen Sinn, nicht für die indischen Frauen: Denn im öffentlichen Gesundheitssystem Indiens gibt es bereits nebenwirkungsärmere und von indischen Firmen produzierte Pillen kostenlos beziehungsweise zu einem sehr geringen Betrag.
Wohlhabendere Bevölkerungsschichten in den Ländern des Globalen Südens werden immer mehr als Zielgruppe ins Auge gefasst, oftmals mit umfassender Unterstützung öffentlicher Geldgeber. In Partnerschaft mit der US-Entwicklungsbehörde USAID hat Bayer HealthCare beispielsweise die „Contraceptive Security Initiative“ ins Leben gerufen, um die Pille Microgynon Fe in elf afrikanischen Ländern auf dem privaten Markt zu etablieren. Dies stellt nach Bayer „einen neuen strategischen Ansatz und einen innovativen Weg zur Erschließung der Märkte in Entwicklungsländern dar“.(10) In Tansania, einem der Zielländer dieser Initiative, dominieren Bayers hormonelle Verhütungsmittel (Jadelle, die Pillen Microgynon und Microlut und die Dreimonatsspritze Noristerat) zudem bereits das öffentliche Gesundheitssystem, wobei ein Großteil der Produkte von Entwicklungshilfeinstitutionen des Globalen Nordens finanziert wird. Es ist lukrativ, durch die breite Vermarktung von Produkten in Kontrazeptivamärkte des Globalen Südens vorzudringen, denn man geht beispielsweise davon aus, dass sich die Ausgaben für Kontrazeptiva in Tansania innerhalb von fünf Jahren verdoppeln.10

Bevölkerungspolitisches Rollback?
Das Jadelle-Programm ist auch nicht ohne die aktuelle entwicklungspolitische Wetterlage zu begreifen. „Große Geber wie die Bill & Melinda Gates Foundation, die Weltbank und Großbritanniens DFID 11 haben kürzlich Familienplanung Priorität eingeräumt“, stellt das Population Council erfreut fest und hofft damit auf einen generellen Trend, Familienplanung wieder mehr ins Zentrum zu rücken.12 Die Jadelle-Initiative könnte als Symptom eines generellen Rollbacks verstanden werden: Knapp 20 Jahre nach der UN-Bevölkerungskonferenz von Kairo, als breitere Konzepte reproduktiver und sexueller Gesundheit und Rechte propagiert wurden, scheint es nun wieder möglich, das bevölkerungspolitische Engagement auf Kontrazeptiva als schnelle, technische Lösung zur Verringerung von Geburtenraten zu fokussieren.
Feministische Kämpfe für umfassende Gesundheitsversorgung und für Gleichberechtigung scheinen vergessen, wenn Jadelle angepriesen wird als „ideal für viele Entwicklungsländer, in denen es schlechten Zugang zu Gesundheitsdiensten gibt und Frauen oftmals einen niedrigen Status haben“.13 Denn gerade für Implantate wie Jadelle benötigt es eine gute medizinische Betreuung und einen respektvollen Umgang mit den Nutzerinnen. Diese dürfen nicht unter Druck gesetzt werden, sich für das Implantat zu entscheiden, müssen angesichts der starken Nebenwirkungen medizinisch begleitet werden und sich das Implantat jederzeit entfernen lassen können. Das Kriterium darf nicht die Effektivität des Produkts im Sinne von Bevölkerungskontrolle oder der Profit multinationaler Unternehmen sein, sondern die Frage, welches die sicherste und passendste Methode für die jeweilige Nutzerin ist.
Es hat den Anschein, dass die entwicklungspolitischen Initiativen zur Verbreitung von Jadelle derzeit nicht nur an alte neomalthusianische Stimmungsmache erinnern, sondern zudem kaum eine internationale feministische Beobachtung und Kritik an Verhütungstechnologien befürchten - wie sie für Norplant I letztendlich zum Problem wurde (siehe Kasten). Jahrzehntelang haben Frauenbewegungen protestiert, dass die Verhütungsmittelforschung in den Händen der Bevölkerungsagenturen vor allem von dem Ziel einer möglichst effektiven Begrenzung von Geburtenraten geleitet ist. Jadelle ist symptomatisch für die Prioritäten, die diese Bewegungen immer wieder hinterfragt haben: Vorrang habe, dass Mittel und Methoden möglichst langfristig wirkten (weitere Beispiele neben Implantaten sind Injektionen sowie Experimente mit chemischer Sterilisation und immunologischen Verhütungsmethoden).14 Methoden würden bevorzugt, die „provider controlled“ sind, also von den Nutzerinnen nicht einfach kontrollierbar sind, und Nebenwirkungen würden zugunsten einer hohen Effizienz und billigen, massenhaften Einsatzmöglichkeiten in Kauf genommen. Derzeit gibt es aber keine starke kritische Allianz, die ein solches Monitoring international organisieren würde.

1. 1. Teilgenommen haben die Regierungen von USA, Großbritannien, Deutschland, Norwegen, Äthiopien, Kenia, Indien, Nigeria, Indonesien u.a.; die Organisationen und Unternehmen UNFPA, WHO, The Global Fund, Bloomberg Philanthropies, Ford Foundation, Bayer HealthCare, Merck, Pfizer u. a. (siehe www.londonfamilyplanningsummit.co.uk/partners.php).
2. 2. www.bayerpharma.com/de/presse/im-fokus/von-der-idee-zum-vertrag.php.
3. 3. Ebd.
4. 4. Irving Sivin u. a., 2002, Jadelle levonorgestrel rod implants: a summary of scientific data and lessons learned from programmatic experience, New York: The Population Council, S. 15.
5. 5. www.popcouncil.org/what/jadelle.asp.
6. 6. www.impatientoptimists.org/Posts/2013/02/The-Evolution-of-Implants.
7. 7. BUKO Pharma-Kampagne 2011: Um jeden Preis? Untersuchung des Geschäftsverhaltens von Boehringer Ingelheim, Bayer und Baxter in Indien. Pharma-Brief Spezial (1), S. 22, www.bukopharma.de/uploads/file/Pharma-Brief/2011_01_Spezial_Indien.pdf.
8. 8. Ebd.
9. 9. Ebd.
10. 10. eMail-Kommunikation mit JSI Inc. Tansania, 21.07.10.
11. 11. DFID ist die britische Entwicklungsbehörde Department for International Development.
12. 12. John Bongaarts u. a. 2012: Family Planning Programs for the 21st Century - Rationale and Design, New York: The Population Council, S. vi-vii, online: www.popcouncil.org/pdfs/2012_FPfor21stCentury.pdf.
13. 13. reliefweb.inc, www.kurzlink.de/gid217_u.
14. 14. Vgl. Susanne Schultz (2006): Hegemonie-Gouvernementalität-Biopolitik, Münster, S. 98ff und 120ff.

Norplant I - eine Widerstandsgeschichte

In den1980er Jahren, als Frauengesundheitsbewegungen international stark organisiert waren, galt Norplant als Inbegriff des technischen Machbarkeitswahns bevölkerungspolitischer Strategien. Die sechs in den Oberarm implantierten, mit einem verhütenden Hormon gefüllten Silikonstäbchen bärgen ein enormes Missbrauchspotential, so die Kritik - wegen der extrem langen Wirksamkeit von fünf Jahren und wegen der Unmöglichkeit für die Nutzerinnen, das Hormonimplantat selbstständig wieder entfernen zu können. Und die offensichtlichen Nebenwirkungen bei einem großen Anteil der Nutzerinnen, die zugunsten der hohen Effizienz des Verhütungsmittels in Kauf genommen wurden, galten als eklatante Missachtung von Frauenrechten.
Nach 25 Jahren Forschung hatte der US-amerikanische Think Tank Population Council die Lizenz 1983 an die finnische Firma Leiras vergeben.(1) Norplant kam daraufhin bis 1996 in 58 Ländern zum Einsatz.(2) In Brasilien führte jedoch bereits ein versuchsweiser Einsatz von Norplant in den 1980er Jahren zu Protesten dortiger Frauengesundheits-NGOs; das Hormonimplantat konnte dort nicht Fuß fassen.(3) Demgegenüber wurde in Folge des sehr autoritär organisierten Familienplanungsprogramms in Indonesien bis in die 1990er Jahre über einer halben Million Frauen Norplant eingesetzt.(4) Auch in Bangladesch verbreitete der UN-Weltbevölkerungsfonds UNFPA in den 1990er Jahren 80.000 Norplant-Implantate unter den Frauen. Eine Repräsentantin der NGO Naripokkho berichtete 1999, UNFPA-Vertreter hätten sie dazu aufgefordert, Norplant nicht vorzeitig wieder herauszuoperieren, wenn die Nutzerinnen dies wünschten; die teuren Implantate sollten nicht vergeudet werden. Zwar gab es häufiger solche Versuche, die langfristige Wirkung des Implantats repressiv gegen den Willen der Frauen durchzusetzen. Dennoch gaben VertreterInnen von Weltbank und UNFPA Ende der 1990er Jahre hohe „discontinuation rates“ als Grund an, warum Norplant I zunehmend in der entwicklungspolitischen Community als ineffektiv in Misskredit geriet.
Auch in den USA und in Großbritannien kam Norplant zum Einsatz. In den USA galt das Implantat jahrelang als Verhütungsmethode der Wahl für arme und schwarze Frauen. Symbolisch dafür war ein Gerichtsverfahren in Kalifornien, in dem eine junge Mutter, die der Kindesmisshandlung beschuldigt worden war, dazu verurteilt wurde, sich entweder Norplant in den Arm einsetzen zu lassen oder ins Gefängnis zu gehen.(5)
Aber auch hier gab es Proteste: Ende der 1990er Jahre wurden 36.000 Klägerinnen gegen Norplant von Wyeth-Ayerst, der US-amerikanischen Lizenzinhaberin, mit über 50 Millionen US-Dollar entschädigt. Sie hatten sich beschwert, nicht genug über die Nebenwirkungen informiert worden zu sein.(6) Auch in Großbritannien wurde eine „Norplant Action Group“ aktiv. 1999 wurde die Vermarktung in Großbritannien vollständig, 2002 in den USA weitgehend eingestellt. In Deutschland wurde Norplant 1995 zugelassen, letztendlich aber nicht vermarktet.
Im Jahr 2000 veröffentliche Bettina Bock von Wülfingen eine detaillierte Recherche über bisher bekannte Gesundheitsrisiken und Nebenwirkungen.(7) Sie kritisierte ein fragwürdiges Studiendesign und verharmlosende Ergebnisinterpretationen der vielfach vorhandenen Forschung. So seien etwa viele der Nebenwirkungen in klinischen Studien unklar beschrieben und heruntergespielt worden: Migräne würde nicht von Kopfschmerzen unterschieden (Häufigkeit insgesamt je nach Studie zwischen 5 und 50 Prozent); oder die hohe Gefahr, dass sich Eierstockzysten (in einer Studie 10-20 Prozent) bildeten, wäre unter dem Oberbegriff häufig registrierter „Unterbauchschmerzen“ nicht unterscheidbar von der Gefahr einer Bauchhöhlenschwangerschaft. Die häufige Nebenwirkung Depressionen wurde gar in einer Studie auf „Unzufriedenheit in der Beziehung“ als auslösenden Faktor zurückgeführt. Das bei einem Drittel der Nutzerinnen auftauchende Problem von Blutungen von mehr als zehn Tagen wurde wiederum nicht in Verbindung mit anderen Nebenwirkungen untersucht. So wurden häufige Probleme wie Schwindel, Zu- oder Abnahme von Körperbehaarung, Akne und Gewichtszunahme nicht als zusammenhängende Syndrome erforscht.
Bis zur Jahrtausendwende galt Norplant I als weitgehend gescheitert. Die zweite Generation des Implantats, Jadelle, beinhaltet aber genau denselben Wirkstoff. Entscheidender Unterschied: Heute ist Verhütungsmittelpolitik entpolitisiert und wird nicht mehr von Frauengesundheitsorganisationen kritisch beobachtet. So gibt es zum Beispiel derzeit keinerlei öffentlichen Informationen geschweige denn Debatten darüber, dass die staatliche Entwicklungsagentur GIZ bis vor kurzem Implantate in Ruanda verbreitet hat.(8)
(sus)

Fußnoten:
(1) Leiras wurde 1996 von dem deutschen Pharmakonzern Schering übernommen, vgl. Bettina Bock von Wülfingen: Verhüten - Überflüssig. Medizin und Fortpflanzungskontrolle am Beispiel Norplant, Tübingen, S. 27.
(2) Polly Harrison und Allan Rosenfield (1998): Research, Introduction and Use. Advancing from Norplant, in: Contraception (58), S. 323-334.
(3) Vgl. Giselle Garcia und Solange Dacach (1993): Norplant - five years later (Brazil), in: Barbara Mintzes u.a. (1993): Norplant: Under her Skin, Amsterdam, S. 69-79.
(4) Vgl. Jannemieke Hanhart (1993): Women’s Views on Norplant: A study from Lombok, Indonesia, in: Mintzes, a.a.O., S. 28-46.
(5) Vgl. Dorothy Roberts (1997): Killing the Black Body, New York, S. 104ff und 151f.
(6) Vgl. Bock von Wülfingen, a.a.O. S. 153.
(7) Siehe Bock von Wülfingen, a.a.O. und dies. (2000): Women vs. Norplant - Norplant vs. Women. Newsletter WGNRR, 70 (2), S. 24-28.
(8) Vgl. NZZ, 30.12.11.

Die Artikel erschienen zunächst im Gen-Ethischen Informationsdienst (GID), Ausgabe 217 vom April 2013. Wir danken für die Nachdruckgenehmigung

[150 Jahre] STICHWORT BAYER 03/2013

CBG Redaktion

BAYERs Geschichtsschreibung

Brandstifter als Biedermänner

Zu ihrem 150jährigen Jubiläum legt die BAYER AG eine in neun Abschnitte gegliederte kurze „Unternehmensgeschichte“ vor, die das Bild eines innovativen, humanen und verantwortungsbewussten Unternehmens zeichnet. Das Gegenteil ist wahr. Die Vergangenheit des Leverkusener Multis strotzt vor Verbrechen – Mord, Totschlag und Verbrechen gegen die Menschlichkeit eingeschlossen. Im Folgenden zeigt Stichwort BAYER an Beispielen, die sich an den Kapiteln der Konzern-Historie orientieren, wie die Nachfahren der Brandstifter diese zu Biedermännern machen.

Die Gründerjahre (1863-1881)
Der Aufstieg der deutschen chemischen Industrie in den Gründerjahren gehört zu den ganz großen kapitalistischen Erfolgsstories des deutschen Imperialismus. Die „Unternehmensgeschichte“ schweigt dazu schamhaft.
Nach der Erfindung der synthetischen Farbstoffe schießen kleine Klitschen, in denen Farben zusammengerührt werden, wie Pilze aus dem Boden. Nur wenige überleben. Doch diese wachsen explosionsartig. Bereits Ende der 70er Jahre des 19. Jahrhunderts erzeugen deutsche Firmen weltweit 50 Prozent aller Farbstoffe. Die BAYER AG ist neben BASF und HOECHST eines der drei sehr großen Unternehmen, gefolgt von drei kleineren (AGFA, CASELLA, KALLE), die den Weltmarkt der synthetischen Farbstoffe beherrschen. 1913 beträgt ihr Anteil 90 Prozent.
Die deutsche chemische Industrie war genuiner Bestandteil der rasanten Entwicklung des deutschen Kapitalismus. Ihr aggressives Drängen auf den Weltmarkt, die Entwicklung immer neuer chemischer Stoffe, die schnelle Ausweitung der Produktpalette, das rasche Wachsen des eingesetzten Kapitals machten die chemische Industrie und damit auch die junge BAYER AG zu einem politischen Faktor von nationaler und internationaler Bedeutung. Bereits 1881 hatten sich die Strukturen herausgebildet, die bis 1914 dazu führten, dass ohne die chemische Industrie keine Entscheidung von nationaler Bedeutung getroffen wurde.

1881–1914
1883/84 tritt Carl Duisberg als 22-Jähriger in die BAYER AG ein. Er wird die Geschicke der Firma, der chemischen Industrie und ganz Deutschlands bis 1935 maßgeblich bestimmen.
Zunächst baut Duisberg ein leistungsfähiges Pharma-Forschungslabor auf. Aus diesem Labor stammt das ASPIRIN, das 1899 auf den Markt kommt. Die „Unternehmensgeschichte“ nennt es liebevoll „Jahrhundertpharmakon“. Zu Recht. Doch ASPIRIN ist nur das eine neue Medikament, das BAYER in den folgenden Jahren zu einer der führenden Pharma-Firmen macht. Das andere Wundermittel verschweigt die „Unternehmensgeschichte“, obwohl es zum wirtschaftlichen Aufstieg des Konzerns in den folgenden zwei Jahrzehnten ebenso viel, wenn nicht noch mehr beiträgt als ASPIRIN. Es ist das Heroin, das BAYER ebenfalls ab 1899 vertreibt und weltweit als „Beruhigungsmittel bei Husten“ bewirbt. Der sensationelle Erfolg verschafft Duisberg am 1. Januar 1900 den Vorstandsposten.
Dass es Jahre dauerte, bis öffentlich auch nur diskutiert wurde, dass Heroin süchtig macht, war zum einem historisch bedingten anderen Umgang mit Drogen geschuldet, zum anderen aber kämpfte die BAYER AG mit allen juristischen und politischen Mitteln für die freie Verbreitung ihres Pharma-Blockbusters. Erst Mitte der 20er Jahre gab der Pillen-Produzent den Kampf um „Heroin für alle“ auf. Nirgendwo gibt es Statistiken über die weltweiten Opfer des BAYER-Heroins.

1914–1925
„Der Erste Weltkrieg unterbricht eine glänzende Entwicklung.“ Dieser Satz ist eine der größeren Lügen der „Unternehmensgeschichte“. Die Verluste auf den internationalen Märkten wurden mehr als kompensiert durch das Sprengstoff- und Giftgasgeschäft. Und das kam so zustande: Nach dem völkerrechtswidrigen Schlieffenplan sollte Frankreich nach wenigen Monaten besiegt sein. Doch das Blitzkriegskonzept war nicht nur verbrecherisch, sondern auch militärisch untauglich. Abgeschnitten vom chilenischen Salpeter, drohte nun die Sprengstoff-Herstellung zusammenzubrechen. Das Deutsche Reich hätte den Krieg bereits 1915 beenden müssen. Doch jetzt half die chemische Industrie. Sie gab das „Salpeter-Versprechen“. Das Verfahren, wie man aus Ammoniak Salpetersäure herstellt, war bekannt. Es musste nur innerhalb kürzester Zeit großtechnisch umgesetzt werden. Und das war teuer – für das Deutsche Reich! Die chemische Industrie forderte Abnahme und Preisgarantien sowie ein Staatsdarlehen von 35 Millionen Reichsmark. Später ließ man sich das Ammoniak- und Salpeterwerk Leuna mit Reichskrediten von insgesamt 432 Millionen Mark bezahlen. Die zahlte man bürgerpflichtbewusst sogar zurück – allerdings 1923 auf dem Höhepunkt der Hyperinflation.
Der zweite große Beitrag von BAYER zum Ersten Weltkrieg war das Giftgas. Phosgen, Diphosgen, Lost, Chlor u. a. wurden in großen Mengen produziert und unter Anleitung der Wissenschaftler vom deutschen Militär eingesetzt. Der Gaskrieg kostete Hunderttausende Leben oder Gesundheit; auch deutsche Soldaten, denn selbstredend reagierte die Entente und verwandte ebenfalls Chemie-Waffen. Der Krieg bescherte der chemischen Industrie enorme Profite und einen bis dahin nie dagewesenen politischen Einfluss.

1925–1945
1925 schließt sich nahezu die gesamte chemische Industrie zur IG FARBEN zusammen und verwirklicht damit Duisbergs langgehegten Plan. Der Konzern wird als verbrecherische Organisation schließlich 1945 von den Alliierten aufgelöst. Dieser Tatsache muss auch die „Unternehmensgeschichte“ Rechnung tragen. Sie verschweigt jedoch die aktive Rolle, welche die IG FARBEN bei der Unterstützung der Faschisten, bei der Vorbereitung des Krieges und in diesem selber gespielt haben. Die gemeinsamen Interessen betrafen diesmal nicht nur Sprengstoffe, sondern auch die synthetische Benzin-Herstellung (Benzinpakt) und die Produktion von Reifen aus synthetischem Kautschuk. Die zu diesem Zweck neu errichteten Buna- und Hydrierwerke stehen heute noch.
Die Verstrickung der IG FARBEN in die Verbrechen der Faschisten war allumfassend. Nur ein Beispiel, eines der widerlichsten. Parallel zum Vernichtungslager Auschwitz wurde ein IG-Werk errichtet – natürlich von Häftlingen. In der Bauphase beschwerte sich der Oberbauleiter der IG FARBEN am 31. 10. 1943 in seinem Wochenbericht: „Eine Sorge, die von Woche zu Woche brennender wird, bildet die ständig abnehmende Arbeitsmoral auf der Baustelle (…) Bedauerlich hierbei ist, dass die Gestapo bei der Behandlung von Fragen der Arbeitsbummelei nicht so prompt arbeitet, wie dies von uns gewünscht wird. So werden z. B. Reklamationen bei der Gestapo wegen Behandlung von uns gemeldeter Arbeitsbummelanten mit dem einfachen Hinweis beantwortet, dass sich die Gestapo nicht drängeln ließe. Diese Tatsache allein zeigt, dass man dort noch nicht erkannt hat, worum es geht. Bezüglich der Behandlung der Häftlinge habe ich zwar stets dagegen opponiert, dass Häftlinge auf der Baustelle erschossen oder halbtot geschlagen werden. Ich stehe jedoch auf dem Standpunkt, dass eine Züchtigung in gemäßigten Formen unbedingt notwendig ist …“
ZynikerInnen könnten fragen, ob die Behandlung mit Zyklon B, das die IG-Tochter DEGESCH zur massenhaften Juden-Vernichtung nach Auschwitz lieferte, eine solche Züchtigung in gemäßigten Formen war. Immerhin geschah sie hinter verschlossenen Türen, und die zarten Augen der ArierInnen wurde durch keine blutige Erschießung belastet.

1945–1951
Zunächst war das Entsetzen bei den West-Alliierten groß, als diese 1945 die Archive der IG FARBEN sichteten, in denen das verbrecherische Wesen des Konzerns in allen Details offenbar wurde. Der Wille, den Multi zu zerschlagen und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen, war vor allem bei einer starken Fraktion der US-amerikanischen Militärverwaltung vorhanden. Es ist ein bemerkenswertes Detail, dass der offizielle Bericht der US-amerikanischen Militärregierung der USA für Deutschland der BAYER AG ein eigenes Kapitel widmete – als einziger der IG-Töchter. Dort heißt es unter anderem: „BAYER war an der Unterstützung und Umsetzung der Politik und der Ideologie des NS-Staates aktiv beteiligt. Die folgenden, wenn auch unvollständigen Beispiele zeigen, dass man sich dort schon früh und in der Folgezeit nachhaltig für die NS-Ideologie einsetzte.“
Als den IG-Managern 1947/48 der Prozess gemacht wurde, hatten sich andere Überlegungen durchgesetzt. Im Kalten Krieg wurde die Chemie-Industrie benötigt. Entsprechend milde fielen die Urteile aus. Auch von einer echten Zerschlagung des Konzerns war keine Rede mehr. Er wurde in drei Gesellschaften (BAYER, BASF, HOECHST) aufgeteilt, die nur wenige Jahre später jede für sich allein den Umsatz der IG FARBEN übertrafen. So waren Anfang der 50er Jahre alle Manager wieder auf freiem Fuß und zum überwiegenden Teil auch wieder in Amt und Würden.

1951–1974
Von Wiederaufbau konnte kaum die Rede sein. 90 Prozent der Fertigungsanlagen waren unmittelbar nach dem Krieg intakt, da anscheinend weder die Alliierten noch die Nazis Interesse an ihrer Zerstörung hatten. Die US-AmerikanerInnen konnten die Spezialkenntnisse der deutschen chemischen Industrie sehr gut gebrauchen. Unter anderem über den BAYER-Forscher Gerhard Schrader, der die chemischen Kampfstoffe der zweiten Generation, Tabun und Sarin, für die IG FARBEN entwickelt hatte, schöpfte die US-Armee Wissen ab. Schrader lebte zeitweise in den USA und kehrte in den 50er Jahren zu BAYER zurück. 1957 meldete er ein Patent für ein Insektizid an, dessen chemische Formel weitgehend identisch war mit dem von der US-Armee später in Vietnam versprühten Entlaubungsmittel „Agent Orange“. Zufall? Kaum, aber zu beweisen ist nichts. Es ist aber Tatsache, dass BAYER Vorprodukte für „Agent Orange“ über eine französische Firma in die USA lieferte. Das Herbizid erfüllte seine Aufgabe nur zu gut. Tausende wurden direkt getötet, noch immer sind viele Landstriche Vietnams verwüstet, das Erbgut von Hunderttausenden wurde geschädigt. Mit den Folgen kämpft Vietnam bis heute.

1974–1988
Über den obigen Zeitabschnitt heißt es in der Unternehmensgeschichte: „1988 besteht das Unternehmen 125 Jahre. Der Konzern-Umsatz beträgt in diesem Jahr rund 40 Milliarden DM und weltweit werden mehr als 165.000 Menschen beschäftigt. Im gleichen Jahr wird die BAYER AG als erstes deutsches Unternehmen an der Börse in Tokio notiert.“
Man meint die stolz geschwellte Brust zu sehen. Der Aufstieg zum Global Player war endgültig vollzogen.

1988–1995
Die Übernahme der chemischen Industrieanlagen der DDR bedeutete auch für BAYER ein Sondergeschäft, das man gerne mitnahm. Die Menschen in der DDR kostete es zu hunderttausenden Lohn und Brot.
In dieser Zeit wurden die Risiko-Medikamente der Pillen-Abteilung immer mehr zum Kerngeschäft. Neu entwickelte Medikamente – wir erinnern uns an den LIPOBAY-Skandal – wurden schlecht erprobt auf den Markt gebracht. An den Wirkungen (und Nebenwirkungen) sterben Menschen. Prozesse und Strafzahlungen kosten den Konzern Milliarden. Trotzdem ist das Geschäft mit diesen Pharmazeutika bis heute so lohnend, dass auch unter dem neuen Chef Marijn Dekkers bewusst an der todbringenden Strategie festgehalten wird, wie der Umgang mit den Lungenembolien verursachenden Verhütungsmitteln aus der YASMIN-Familie zeigt.

1995ff
Die beiden letzten Jahrzehnte sind entgegen den Behauptungen der „Unternehmensgeschichte“ geprägt von der Zurückdrängung der Rechte, die sich die Belegschaft über Jahrzehnte erkämpft hat. Arbeitshetze, Lohndrückerei, Auflösung von sozialen Strukturen, Entsolidarisierung durch Leih- und Fremdarbeit bestimmen den Arbeitsalltag. Dafür wurden die alten Betriebsstrukturen zerschlagen und zuletzt erstmals in der Firmengeschichte ein Externer auf den Vorstandsposten berufen. Im Ergebnis wurde die Arbeitsproduktivität Jahr für Jahr enorm gesteigert – auf Kosten der Beschäftigten.

Fazit
Nach dem Ende des Faschismus schrieb Bertolt Brecht: „Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch“. Er meinte den Kapitalismus, dessen genuines Kind der Faschismus ist. „Fruchtbar“ ist bis heute auch BAYER.
Von Paul Kranefeld

[Umweltbericht] STICHWORT BAYER 03/2013

CBG Redaktion

BAYERs Nachhaltigkeitsbericht

Defizitäre Umweltbilanz

Dem BAYER-Konzern gelingt es nicht, Ökologie und Ökonomie in Einklang zu bringen. Die Zahlen des jüngsten Nachhaltigkeitsberichtes weisen in vielen Bereichen sogar Verschlechterungen aus.

„Nachhaltiges Wirtschaften bedeutet, gesellschaftliche Verantwortung mit betriebswirtschaftlichen Notwendigkeiten in Einklang zu bringen. Das ist bei BAYER gelebte Realität“, behauptet Konzern-Chef Marijn Dekkers im Vorwort des „Nachhaltigkeitsberichtes 2012“. Wenn es um die Sicherheit von Menschen und Anlagen gehe, gebe es beim Leverkusener Multi keine Kompromisse, konstatiert er und bekennt sich zu Menschenrechten, einheitlichen Arbeitsstandards und Umweltschutz. Vor solchen hehren Worten strotzt der Report, ohne „Nachhaltigkeit“ kommt kaum eine seiner 75 Seiten aus. Von der nachhaltigen Intensivierung der Landwirtschaft und der nachhaltigen Ernährungssicherung über die nachhaltige Technologie- und Kostenführerschaft und den nachhaltigen Zugang zu Verhütungsmitteln bis zum nachhaltigen Unternehmenswert und dem nachhaltigen profitablen Wachstum hat das Werk alles im Angebot.

8,36 Mio. Tonnen CO2
Nur nützt das alles nichts, wenn die schnöden Zahlen eine andere Sprache sprechen. Diese weisen auf fast allen Gebieten Verschlechterungen aus. So erhöhte sich der Ausstoß des klima-schädigenden Kohlendioxids gegenüber dem Berichtsjahr 2011 um 210.000 auf 8,36 Millionen Tonnen. Das Unternehmen macht dafür den gesteigerten Energie-Hunger des Werkes im chinesischen Caojing verantwortlich, den der Konzern nicht mehr mit dem eigenen Gas- und Dampfkraftwerk stillen konnte, sondern nur mit dreckigem Strom aus dem öffentlichen Netz. Solch dreckigen Strom stellt der Global Player allerdings auch in Heimarbeit her. Ein Drittel seines Bedarfs deckt er mit Kohle ab, und damit viel mehr als beispielsweise die BASF, deren Kohle-Quote zwei Prozent beträgt. Die erneuerbaren Energien kommen beim Leverkusener Multi dagegen nur auf einen Anteil von 0,7 Prozent. Bei der Reduzierung anderer die Ozonschicht angreifenden Substanzen verzeichnet die Umweltbilanz ebenfalls keine Fortschritte. Der Wert für die „Ozone Depleting Substances“ (ODS) verbleibt unverändert bei 16,3 Tonnen.
Der Ausstoß der flüchtigen organischen Substanzen (VOC) in die Luft sank hingegen von 2.690 auf 2.600 Tonnen, weil sich auf den Dauerbaustellen an den indischen Standorten Vapi und Ankleshwar – diese sorgen im Alleingang für einen Gutteil der ODS- und VOC-Emissionen – endlich etwas zu tun scheint. Vapi erhielt 2012 schon einmal neue Vorrichtungen zur Abluft-Reinigung, und von weiteren Maßnahmen dort und in Ankleshwar verspricht sich der Multi bis 2015 ein Absenken der VOC- und ODS-Belastungen um bis zu 70 Prozent.
Kohlenmonoxid, Stickstoffoxide und Schwefeloxide stiegen aus den BAYER-Schornsteinen ebenfalls nicht mehr in ganz so rauen Mengen nach oben. Das Aufkommen ging von 1.300 auf 1.000 Tonnen für CO, von 3.700 auf 3.100 Tonnen für NOX und von 2.300 auf 1.900 Tonnen für SOX zurück. Allerdings liegt das nur teilweise an ökologischeren Verfahren. Manchmal wirken sich auch einfach nur stufenweise Produktionsstilllegungen wie die im US-amerikanischen Institute in die Wege geleitete positiv auf das Umwelt-Zeugnis aus, während im Gegenzug neue Standorte wie derjenige im US-amerikanischen Parma sogleich negative Effekte zeitigen. Mit der an diesem Ort in Betrieb genommenen Saatgut-Aufbereitungsanlage wirbelte der Agro-Riese nämlich so viel Staub auf, dass sich die Gesamt-Emissionen um fünf Prozent auf 185 Tonnen steigerten.

Wasserschäden
Aber auch anderen Elemente wie das Wasser haben unter dem Multi vermehrt zu leiden. Der Verbrauch ging zwar wegen des Rückbaus in Institute etwas zurück, dafür erhöhten sich aber die Einleitungen. Die Phosphor-Fracht verdoppelte sich fast; sie stieg von 80 auf 150 Tonnen, was nach BAYER-Angaben hauptsächlich auf das Konto eines neuen Bioreaktors im US-amerikanischen Berkeley geht. Die Stickstoff-Emissionen betrugen 700 Tonnen und legten damit – vor allem der erhöhten Auslastung des Dormagener Werks geschuldet – um 31,5 Prozent zu. Auch anorganische Salze gelangten häufiger in die Flüsse. Mit 1.048.000 Tonnen überschritten die Mengen erstmals die Millionen-Grenze. Verbesserungen gab es nur bei den Schwermetallen zu vermelden: Die Einträge verringerten sich um eine Tonne auf 9,8 Tonnen.
Der Müll-Berg der Aktien-Gesellschaft wuchs von 958.000 Tonnen auf 1.014.000 Tonnen. Besonders stark legten die gefährlichen Abfälle zu – das Aufkommen erhöhte sich von 474.000 auf 603.000 Tonnen. Der kontinuierliche Anstieg geht zum größten Teil auf die „Vergangenheitsbewältigung“ des Konzerns zurück. Allein die Bodensanierung im indischen Thane förderte 126.000 Tonnen verseuchten Erdreiches zu Tage, und erschwerend kamen im Berichtsjahr dann noch ähnliche Maßnahmen im mexikanischen Orizaba hinzu. Deshalb musste sich BAYER auch einstweilen von dem Plan verabschieden, die Produktionsabfälle im Verhältnis zu den produzierten Gütern zu senken. „Unser bisher kommuniziertes Ziel, sie bis 2015 auf 2,5 Prozent der gesamten Produktionsmenge zu begrenzen, werden wir nach heutiger Einschätzung nicht einhalten können“, räumt der Agro-Riese ein.

„Umweltereignisse“
Mit der von Marijn Dekkers bekundeten Kompromisslosigkeit in Sachen „Anlagen-Sicherheit“ ist es auch nicht so weit her, führt der Nachhaltigkeitsbericht doch fünf beschönigend „Umweltereignisse“ genannte Beinah-Katastrophen auf; 2011 waren es nur zwei. Allein dreimal schaffte es die Dormagener Niederlassung in die Liste. Im September 2012 trat das Giftgas Phosgen durch ein Leck aus, weshalb das Unternehmen Ammoniak-Dampf zur Eindämmung der Gefahr versprühen musste. Im Oktober entzündete sich eine Staubwolke und setzte 950 Kilogramm der Chemikalie Triazan in Brand, und vier Wochen danach flossen aus einem Tank sieben Kubikmeter Benzylchlorid aus.
Zudem betreibt der Pillen-Hersteller eine seltsame Störfall-Buchführung. Zusätzlich zu den im Nachhaltigkeitsreport aufgeführten Unglücken präsentiert er im Internet Vorkommnisse, die „nach unseren Kriterien nicht als Umwelt- oder Transport-Ereignisse“ gelten. Was allerdings einer geborstenen Abgas-Leitung, einer Verpuffung in einem Wasserstoff-Trockenturm und einem durch Straßen-Arbeiten verursachten Leck in einer Gas-Pipeline zum Ereignis fehlt, erschließt sich wohl nur BAYER selber.
Gerade die im spanischen Tarragona ramponierte Erdgas-Leitung wirft Fragen auf, demonstriert der Fall doch die Gefährdung solcher Röhren-Werke durch äußere Eingriffe – ein Fakt, den der Global Player in den Diskussionen um die Sicherheit seiner zwischen Dormagen und Krefeld verlaufenden Kohlenmonoxid-Pipeline immer vehement bestreitet.
Und noch nicht einmal mit dem ins Virtuelle verlängerten Register ist die Aufstellung vollständig. Der Schwelbrand etwa, der 2012 in der Monheimer Niederlassung ausbrach, fällt komplett unter den Tisch.

Besondere Herausforderungen
Es haben jedoch nicht nur die Produktionsprozesse, sondern auch die hergestellten Produkte selber Risiken und Nebenwirkungen. Der Leverkusener Multi streitet dies in seinem Nachhaltigkeitsbericht allerdings ab und steht in Treue fest zu seinen Erzeugnissen. So leugnet er den Zusammenhang zwischen seinen Neonicotinoid-Pestiziden GAUCHO und PONCHO und dem weltweiten Bienensterben. Steif und fest hält das Unternehmen immer noch an der Behauptung fest, Hauptursache für das millionen-fache Verenden von Bienenvölkern sei die Varroa-Milbe und verweist diesbezüglich auf einen breiten wissenschaftlichen Konsens. Allerdings wollte sich nicht einmal die EU auf diesen stützen: Unmittelbar nach Erscheinen der Umweltbilanz zog Brüssel die beiden Agro-Gifte vorerst aus dem Verkehr.
Und Schädigungen des Nervensystems, Übergewicht, Unfruchtbarkeit, Diabetes sowie Herz- und Lebererkrankungen durch die Industrie-Chemikalie Bisphenol A (BPA)? Aber nicht doch: „Im Einklang mit zahlreichen validen Studien, die die Sicherheit von BPA attestieren, sind wir weiterhin der Überzeugung, dass die Sicherheit von BPA in den bestehenden Anwendungsgebieten gegeben ist“, hält der Konzern zu der unter anderem in Konservendosen und anderen Lebensmittel-Verpackungen ihr Unwesen treibenden Substanz fest.
Zu den Verhütungsmitteln aus der YASMIN-Familie, an denen bisher allein in den USA 200 Frauen starben, findet sich unter der Rubrik „Innovationen und Produktverantwortung“ ebenfalls nichts Produktverantwortliches. Statt von den gesundheitlichen Risiken spricht der Konzern nur von „rechtlichen Risiken“ durch Schadensersatz-Klagen. Vor keine anderen als solche „besonderen Herausforderungen“ sieht er sich auch durch die medizinischen Folgen seiner Arzneien MAGNEVIST und TRASYLOL gestellt, und die Kontamination von Handelsreis mit seinen Genlabor-Sorten LL601 und LL62 interessieren ihn gleichfalls bloß in juristischer Hinsicht.
So ist also nirgendwo „Nachhaltigkeit“ drin, wo „Nachhaltigkeit“ draufsteht. BAYER aber kündigt unverfroren an, den Begriff noch weiter zu strapazieren. Da „die Nachhaltigkeit integraler Bestandteil unseres Denken und Handelns ist“, will das Unternehmen „in Zukunft nicht mehr zwischen Geschäft und Nachhaltigkeit unterscheiden“ und den Nachhaltigkeitsbericht künftig in den Geschäftsbericht integrieren. Durch diese Operation wird sich der Umweltreport dann endgültig von dem Ruch befreien, die andere Seite der Profit-Medaille aufzuzeigen. Zudem dürften die zahlen-bewehrten harten Facts über die ökologischen Nebenwirkungen der Ökonomie noch mehr untergehen, als sie es in der jetzigen Form der Berichterstattung ohnehin schon tun. Es sieht also schwarz aus für den grünen Bereich bei BAYER. Von Jan Pehrke

[HV Reden] STICHWORT BAYER 03/2013

CBG Redaktion

Turbulente Hauptversammlung

BAYER bekommt contra

Und wieder einmal führte die Redner-Liste einer BAYER-Hauptversammlung mehr Konzern-KritikerInnen als FürsprecherInnen. 14 Beiträge von Bienenzüchtern, Pipeline-Gegnern, Medikamenten-Geschädigten und anderen musste der Vorstand über sich ergehen lassen.

Von Jan Pehrke

Diese Geburtstagparty hatte sich der BAYER-Konzern anders vorgestellt: GREENPEACE-AktivistInnen enterten die Hauptversammlung zum 150. Firmen-Jubiläum, stiegen dem Multi aufs Dach und ließen von dort ein riesiges Transparent mit der Aufschrift „Pestizide töten Bienen“ herunter. Den Beweis dafür legten die ImkerInnen dann im Foyer der Kölner Messehallen aus: einen ganzen Teppich verendeter Tiere. Und im Saal verschafften sie sich ebenfalls Gehör. „Heute wissen wir, dass vier Nanogramm, also vier Milliardstel Gramm Clothianidin eine Biene schon schädigen können! Meine Damen und Herrn Aktionäre, demnach hat ein Gramm Clothianidin das Potenzial, 250 Millionen Bienen zu schädigen. Stellen Sie sich das bitte mal vor!“, forderte Christoph Koch vom „Deutschen Berufs- und Erwerbimkerbund“ die AktienhalterInnen auf.
Sein Kollege Markus Bärmann beschrieb derweil den Kahlschlag auf den Feldern durch die Agro-Chemikalien aus der Gruppe der Neonicotinoide, von ihm kurz Neonics genannt. „Vor zehn Jahren noch weckten mich früh in der Morgendämmerung bei meinen Bienen in Wald und Flur das laute, sehr laute Konzert der Singvögel; Bienen und die Fliegen summten mir ins Ohr“, erinnerte sich der Bienenzüchter. Jetzt aber herrscht Funkstille. Und von Rebhühnern, Fasanen und anderen Tieren vernimmt Bärmann ebenfalls keinen Ton mehr. „Wo sind sie geblieben?“, fragte er und hatte darauf nur eine Antwort „Neonics“.

Auch Georg Zimmermann von GREENPEACE schilderte die Domino-Effekte des Pestizid-Einsatzes. „Mit dem dramatischen Bienensterben, das wir vorwiegend in Nordamerika und Europa mit Sorge verfolgen, steht (...) viel mehr auf dem Spiel als die Produktion von Honig. Bienen leisten mit der Bestäubung eines Großteils unserer Kulturpflanzen einen unschätzbaren und vor allem unersetzbaren Beitrag zur Produktion unserer Lebensmittel“, erläuterte Zimmermann. Darum forderte er den Vorstand auf, der an Skandalen so reichen BAYER-Historie nicht auch noch das Kapitel „Das Verschwinden der Bienen“ hinzufügen und die inkriminierten Mittel vom Markt zu nehmen. Da das Unternehmen dies bisher nicht getan und alle Studien zu dem Thema in Zweifel gezogen hat, spricht das Firmen-Motto „Science For A Better Life“ für ihn der Wirklichkeit Hohn. „Es steht in krassem Widerspruch zu BAYERs Unternehmenspolitik. Eindeutige wissenschaftliche Erkenntnisse werden ignoriert und damit ein ‚besseres Leben’ akut gefährdet“, so der GREENPEACEler.

Monika Thinschmidt haderte gleichfalls mit der Konzern-Maxime, die der Vorstandsvorsitzende Marijn Dekkers in seiner Eröffnungsrede noch dazu als prägend für die gesamte Geschichte des Multis verstanden wissen wollte: „BAYER entwickelt seit 150 Jahren Moleküle, die die Welt wirklich braucht.“ Die Moleküle, die der Pharma-Riese für die Hormon-Spirale MIRENA entwickelt hat, sorgten bei ihr nämlich für zahlreiche Nebenwirkungen. Und nicht nur bei ihr. Von 45.000 bei der US-Gesundheitsbehörde FDA eingegangenen Beschwerden und von über 65.000 beim Gesundheitsportal e-Health Me registrierten Meldungen über unerwünschte Arznei-Effekte wie Krebs, Blutvergiftungen und Unterleibsinfektionen berichtete Thinschmidt. Für sie ließ das nur einen Schluss übrig: „BAYER – Science For A Horrible Life“.

Die Erfahrung einer solchen Wissenschaft musste Kathrin Weigele am eigenen Leib machen. „Ich habe die Einnahme der Pille YASMIN beinahe mit dem Leben bezahlt. Herz und Lunge waren und sind schwer gezeichnet von den Embolien (...) Lebenslange Folgeschäden und die lebenslange Einnahme von Blutgerinnungsmitteln sind mir geblieben“, teilte die junge Frau von der SELBSTHILFEGRUPPE DROSPIRENON-Geschädigter der Hauptversammlung mit. Wie der Konzern angesichts mehrerer hundert Todesfälle und 13.600 Klagen auf Schmerzensgeld noch von Einzelfällen sprechen könne, wollte sie vom Vorstand wissen und kritisierte die Praxis, sich in den USA auf Zahlungen einzulassen, die Frauen in Europa aber nicht zu entschädigen. Auch die Ignoranz, sich trotz immer neuer Studien weiterhin von den Mitteln überzeugt zu zeigen, empörte Weigele. „Science For A Better Life – nicht für uns Betroffene“, lautete deshalb ihr Resümee.
In Frankreich haben sich die Kontrazeptiva-Geschädigten und ihre Angehörigen ebenfalls zusammengeschlossen. Und einige von der Organisation AVEP nahmen sogar die weite Reise nach Köln auf sich, um den BAYER-Vorstand mit ihrem Leid zu konfrontieren und für ihre Rechte einzutreten. „Wir wollen die Stimmen derjenigen hörbar machen, die gestorben oder schwerwiegend körperlich behindert sind“, hieß es in der Rede von Elisabeth Walton, deren Übersetzung Alexandra Heiden vortrug. Angesichts der in ihrem Heimatland mittlerweile schon über 100 Klagen prophezeite die Französin dem Unternehmen das Scheitern der Politik, Vergleiche mit den Geschädigten anzustreben, sich aber gleichwohl von der Qualität der Präparate überzeugt zu zeigen. „Die Strategie von BAYER wird angesichts der vielen Opfer scheitern. Die Opfer organisieren sich, um eine Firma zu bekämpfen, die vorsätzlich die Risiken ihrer Produkte verschleiert“, so Walton.

Andreas Bemeleit konnte nicht mehr zur Hauptversammlung kommen. Der Bluter, den ein verunreinigtes Blut-Präparat des Konzerns mit Hepatitis C infiziert hat, war zu schwach für eine solche Unternehmung. Darum las Anabel Schnura seinen Text. Darin stellte Bemeleit der Geschäftsbilanz des Global Players eine ganz persönliche Bilanz entgegen. Und so sahen seine Kennzahlen aus: „Wenn ich in den Spiegel schaue, sehe ich den Körper eines 80-Jährigen (...) Von ursprünglich 74 Kilo bin ich auf 57 Kilo abgemagert. Das ergibt einen Gewichtsverlust von 23 Prozent. Seit Januar 1994 erhalte ich monatlich 3.000 DM bzw. 1.533 Euro von der Stiftung ‚Humanitäre Hilfe’.“ Erhöht hat sich dieser Betrag noch nie, weil sich BAYER & Co. weigern, den Fonds mit ausreichenden Mitteln auszustatten. Darum appellierte der Blutprodukt-Geschädigte an den Vorstand, mehr Gelder zur Verfügung zu stellen: „Es ist höchste Zeit, dass ich meiner verlustreichen Lebensbilanz positive Zahlen hinzufügen kann. Nicht um Reichtümer anzuhäufen, sondern um mit den mir zugefügten tödlichen Erkrankungen in Würde altern zu können.“

Aber selbst das war noch nicht alles, was „Science For A Better Life“ allein im Pharma-Bereich an Risiken und Nebenwirkungen produziert hat, weil BAYER nur ein Erkenntnis-Ziel kennt: den Profit. Der Autor dieser Zeilen setzte den neuen Gerinnungshemmer XARELTO auf die Tagesordnung der Hauptversammlung. Obwohl die „Arzneimittel-Kommission der deutschen Ärzteschaft“ und andere ExpertInnen von dem Mittel abraten, drückt der Pillen-Riese das Produkt mit einem riesigen Werbe-Aufwand in den Markt. Die Folgen nannte der CBG-Vorständler in seiner Rede: Allein im letzten Jahr erhielt das „Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte“ 58 Meldungen über Todesfälle und 750 Meldungen über schwere Zwischenfälle wie Blutungen nach der Gabe von XARELTO.
Mit der Transparenz von BAYERs Forschung & Entwicklung steht es ebenfalls nicht zum Besten. So hat der Leverkusener Multi einen weitreichenden Kooperationsvertrag mit der Universität Köln auf dem Gebiet der Pharma-Forschung geschlossen, weigert sich aber, die Vereinbarungen publik zu machen. Darum versucht die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) derzeit, auf juristischem Wege eine Veröffentlichung des Dokumentes zu erreichen. Warum TRANSPARENCY INTERNATIONAL (TI) das Vorgehen unterstützt, erläuterte deren Vorständlerin Dr. Angela Spelsberg. „TRANSPARENCY schließt sich der Klage auf Offenlegung an, weil die Gefahr der Abhängigkeit der nach dem Grundgesetz freien Wissenschaft von kommerziellen Interessen nicht ausgeschlossen werden kann“, hielt die ärztliche Leiterin des Tumorzentrums Aachens fest. Warum der Konzern so mauert, konnte die Medizinerin nicht verstehen: „Welche Nachteile befürchtet der BAYER-Vorstand durch die Veröffentlichung des Vertrags?“
Nicht gerade für die Innovationskraft des „Forschungsunternehmens“ spricht auch, wie es seine Strom-Versorgung regelt, denn dabei greift die Aktien-Gesellschaft immer noch auf die Steinzeit-Technologie „Kohlekraft“ zurück. Und das ist nicht nur aus ökologischen Gründen bedenklich, weil diese Energie-Form das Klima schädigt, sondern auch aus sozialen, wie Antje Kleine-Wiskott vom DACHVERBAND DER KRITISCHEN AKTIONÄRINNEN UND AKTIONÄRE darlegte. Der Leverkusener Multi deckt nämlich einen Großteil seines Bedarfs aus Importen, und der Abbau erfolgt in den Herkunftsländern wie Kolumbien oft unter katastrophalen Bedingungen. „Nach offizieller Statistik forderten Grubengas-Explosionen zwischen 2004 und 2010 rund 500 Menschenleben. Viele Minenarbeiter leiden an Staublunge und anderen Berufskrankheiten. Die Bildung von Gewerkschaften wird von den Betreibern der Minen mit allen Mitteln bekämpft“, berichtete Kleine-Wiskott.

Und ebenso wenig entspricht es dem neuesten Stand der Technik, hochgiftiges Kohlenmonoxid mittels einer 67 Kilometer langen Pipeline quer durch Nordrhein-Westfalen zu leiten, anstatt das Gas per Reformer vor Ort zu produzieren. Wie gefährlich dieser Stoff ist, demonstrierte Gottfried Arnold von der Initiative ÄRZTE GEGEN DIE CO-PIPELINE der Hauptversammlung auf anschauliche Weise. Er hatte ein Weinglas und ein Schnapsglas mitgebracht, um deutlich zu machen, in welch geringen Dosen CO bereits wirkt. „Wenn ein gesunder Mensch 30 ml, die Menge eines Schnapsglases, an reinem Kohlenmonoxid einatmet, wird er bewusstlos und damit fluchtunfähig; 130 ml töten einen Menschen. Zum Vergleich: Ein mittlerer Atemzug eines Erwachsenen beträgt 500 ml.“ Und dem Kinderarzt zufolge vermag weder BAYERs Leckerkennungssystem noch der „Allgemeine Gefahrenabwehr-Plan“ einem „Worst Case“ vorbeugen.

Eben darum dauern die BürgerInnen-Proteste entlang der Trasse nunmehr schon seit sechs Jahren an, wie Dieter Donner von der Bürgerinitiative STOPP-BAYER-CO-PIPELINE feststellte. „Mehr als 110.000 Bürgerinnen und Bürger haben sich mit ihrer Unterschrift gegen die Pipeline ausgesprochen. In den Trassen-Kommunen mit ihren 1,5 Millionen Einwohnern hat sich die Lokalpolitik eindeutig gegen dieses Projekt ausgesprochen, und BAYER wird sich jetzt mit 40 Klagen herumschlagen müssen“, zog Donner Bilanz und empfahl Marijn Dekkers: „Also schicken Sie die Pipeline in die Wüste.“

An Philipp Mimkes von der COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN war es dann, die „150 Years Science For A Better Life“ einer alternativen Geschichtsschreibung zu unterziehen. Der CBG-Geschäftsführer nahm sich das dem Geschäftsbericht beiliegende voluminöse Faltblatt der Zeitleiste von 1863 bis 2013 vor, auf welcher der Konzern „Meilensteine der Unternehmensgeschichte“ eingetragen hat, und füllte die zahlreichen Lücken auf. So entwickelte BAYER fast zeitgleich mit ASPIRIN Heroin und bewarb beide Substanzen auch gemeinsam. Eine dieser Anzeigen zeigte Mimkes den AktionärInnen: Eine treusorgende Mutter verabreicht darauf ihrer Tochter die Droge löffelweise als Medizin gegen Husten. Um Risiken und Nebenwirkungen des auch als Mittel gegen Schmerzen, Depression, Asthma, Magenkrebs und Bronchitis vermarkteten Präparats scherte sich der Pillen-Produzent schon damals nicht, empfahl doch der spätere Generaldirektor Carl Duisburg, alle solche „mundtot zu schlagen“, die an der Sicherheit des Produkts Zweifel anmeldeten. Und eben dieser Duisberg, dessen „bahnbrechende Erfindungen“ die Chronik feiert, war nach den Angaben des CBGlers auch für ganz andere „Innovationen“ verantwortlich. Er betrieb nicht nur Giftgas-Forschung und setzte sich bereits im Ersten Weltkrieg für den Einsatz von ZwangsarbeiterInnen ein, sondern forderte auch die Annexion von „deutschem Lebensraum“ im Osten. Doch dies spart der imposante „Zeitstrahl“ ebenso aus wie die unsägliche Geschichte des von BAYER mitgegründeten Mörderkonzerns IG FARBEN. Und die Verleugnung reicht so weit, dass der Konzern mit dem „Familie-Hansen-Preis“ heute noch eine Auszeichnung vergibt, die nach einem NS-Täter benannt ist: Kurt Hansen war bei den IG FARBEN für die Rohstoff-Beschaffung und damit für die Ausplünderung der von den Faschisten besetzten Länder zuständig. „Auch in ihrer Heimat, Herr Dekkers, den Niederlanden“, hob Mimkes hervor und erwartete gerade deshalb eine Initiative für eine Vergangenheitsbewältigung. „Warum lassen Sie die Unternehmensgeschichte nicht endlich von unabhängigen Historikern untersuchen und ungeschönt darstellen?“, wollte er wissen.

Axel Köhler-Schnura von der CBG sah Dekkers aufgrund seiner Herkunft aus einem Land, das die Nazis 1940 angegriffen hatten, ebenfalls in einer besonderen Verantwortung. „Sie wissen besser als jeder andere hier im Saal, was dieser barbarische Raubkrieg für die Niederlande bedeutete: Unvorstellbares Leid und Elend – Tausende tote Soldaten, zehntausende Hungertote, etwa hunderttausend verschleppte und ermordete niederländische JüdInnen“. Deshalb fragte der Diplom-Kaufmann: „Wie können Sie als Niederländer es mit Ihrem Gewissen vereinbaren, dass anlässlich der Bestandsaufnahmen des Konzerns zu seinem 150-jährigen Bestehen erneut diese Konzern-Verbrechen keinerlei Erwähnung finden?“ Auch andere wie „chemische Waffen“, „aktive Beteiligung am Holocaust“ und „Zerstörung der natürlichen Lebensgrundlagen“ fanden Köhler-Schnura zufolge keinen Eingang in die Festschriften – und das kriminelle Business as usual mit Lohndumping, miesen Arbeitsbedingungen, Gesundheitsgefährdung und Plünderung der Ressourcen schon einmal gar nicht.

BAYER-Chef Marijn Dekkers bestritt hingegen einen solchen selektiven Umgang mit der Vergangenheit des Unternehmens. Der Multi hätte „über alle Aspekte der Firmen-Geschichte Auskunft gegeben“ und zudem seine Archive geöffnet. Deshalb „ist der Vorwurf nicht haltbar, wir würden Vorgänge verschweigen“, meinte der Verstandsvorsitzende. Folgerichtig bezichtigte er Philipp Mimkes „einer abenteuerlichen Argumentation“ und arbeitete gleich weiter am Mythos „Duisberg“. Der ehemalige Generaldirektor habe Wohnungen für Arbeiter gebaut, sich für Arbeitszeitverkürzungen eingesetzt und sogar ein Herz für den Umweltschutz gehabt, so Weißwäscher Dekkers.

Die anderen Vorwürfe der Konzern-KritikerInnen ließ er gleichfalls nicht gelten. Zumindest gegenüber den Arznei-Geschädigten bemühte der BAYER-Chef sich jedoch wenigstens um einen verständnisvollen Ton. Wenn PatientInnen durch die Präparate Schädigungen erleiden würden, „macht uns das betroffen“, antwortete der Vorstandsvorsitzende Kathrin Weigele. „Wir können ihren Wunsch nach Aufklärung sehr gut nachvollziehen“, eröffnete er ihr, um dann aber in der Sache hart zu bleiben: „An den Fakten hat sich nichts geändert, wir stehen zu unseren Kontrazeptiva, insbesondere auch zu YASMIN.“ Nicht einmal die Milliarde Dollar, die der Konzern den Geschädigten in den USA zahlte, konnten daran Zweifel säen. Dass der Konzern dort entschädigte, in Europa aber nicht, „beruht auf der Besonderheit des US-Rechtssystems“, erklärte Dekkers, und geschah „ohne Anerkennung einer Haftung“. Nibelungen-Treue bewies er auch den anderen Arzneien gegenüber, deren katastrophale Folgen die Gegen-RednerInnen beschrieben hatten. Stets zeigte der Manager sich vom „positiven Nutzen/Risiko-Profil“ der Pharmazeutika überzeugt.

Und nicht nur von dem der Pillen. Von der Kohlenmonoxid-Pipeline geht nach Dekkers Ansicht ebenfalls keinerlei Bedrohung aus: „Unser Sicherheitskonzept übertrifft die Standards.“ Die Neonicotinoid-Pestizide wie PONCHO und GAUCHO stellen für ihn auch keine Gefahr für Mensch, Tier und Umwelt dar. Die bisherigen Verbote oder Anwendungsbeschränkungen seien nur aus „Vorsorge-Gründen“ erfolgt, so der Ober-BAYER. Genauso wenig Gefährdungspotenzial birgt für ihn der Abbau von Kohle in Ländern wie Kolumbien, von wo der Leverkusener Multi 40.000 Tonnen im Jahr bezieht. Der Konzern würde „intensive Gespräche mit den Lieferanten“ führen und ihnen rechtliche Vorgaben zur Einhaltung sozialer und ökologischer Standards machen, versicherte der Vorstandsvorsitzende Antje Kleine-Wiskott.

Ganz still wurde er beim Thema „Marketing“-Aufwändungen, die sich mittlerweile auf rund zehn Milliarden Euro belaufen. Detailliertere Auskünfte über diesen großen Bilanz-Posten, dem der Geschäftsbericht gerade einmal eine halbe Seite widmet, wollte Marijn Dekkers auch auf der Hauptversammlung nicht geben - Betriebsgeheimnis. „Bitte haben Sie dafür Verständnis“, beschied er dem Autoren dieses Textes. Ähnlich abweisend verhielt er sich gegenüber dem Begehr Angela Spelsbergs, Genaueres über den von dem Unternehmen mit der Universität Köln vereinbarten Kooperationsvertrag zu erfahren: BAYER gebe grundsätzlich keine Auskunft über den Inhalt von Verträgen.

So zeigte der Konzern zu seinem 150-jährigen Jubiläum ein bedenkliches Ausmaß von Altersstarrsinnigkeit. Nicht einmal alle AktionärInnen mochten das mittragen. Vor allem den erschütternden Reden der Pharma-Geschädigten zollten sie Beifall. Und am Ende des Tages weigerten sich viele von ihnen, dem Unternehmen die Absolution zu erteilen. Fast sechs Millionen Aktien stimmten gegen die Entlastung des Aufsichtsrates, was allerdings gerade mal einem Anteil von knapp 2,3 Prozent entspricht, denn die meisten BAYER-Papiere werden von Banken, Versicherungen, Pensionsfonds oder anderen institutionellen Anlegern gehalten.

Damit nicht genug, musste der Multi schon drei Tage nach Köln eine seiner „Innovationen für die Zukunft“ abschreiben. Die Europäische Kommission zeigte sich nämlich vom „positiven Nutzen-Risiko-Profil“ der BAYER-Pestizide PONCHO und GAUCHO ebenso wenig überzeugt wie die ImkerInnen, welche die Bienengefährlichkeit der Mittel bereits seit 2009 auf jedem AktionärInnen-Treffen gegeißelt hatten. Darum untersagte Brüssel deren Ausbringung auf Mais- und Raps-Kulturen für vorerst zwei Jahre. Keine zwei Wochen später verkündete der Konzern dann den Ausstieg aus der bis vor kurzem für ihn noch „völlig neue Möglichkeiten“ eröffnenden Nano-Technologie, deren „Nebenwirkungen“ ebenfalls schon auf der Hauptversammlungsagenda standen. Die Konzern-KritikerInnen scheinen also doch ein weit besseres Gespür für die Welt von morgen zu haben als das „Erfindungsunternehmen“ BAYER.

[Kohle-Importe] STICHWORT BAYER 03/2013

CBG Redaktion

BAYERs schmutzige Kohle

Der Schatten des schwarzen Goldes

Der Leverkusener Multi setzt zur Energie-Gewinnung immer mehr billige Import-Kohle ein. Doch der Preis ist hoch: In den Herkunftsländern findet der Abbau unter katastrophalen Bedingungen statt und hat verheerende soziale und ökologische Folgen.

Von Jan Pehrke

„Unsere kleinbäuerlichen Gemeinschaften können heute nicht mehr das produzieren, was sie zum alltäglichen Überleben brauchen“, so beschrieb der Kolumbianer Yoe Jefferson Arregoces Ustate 2009 in Uerdingen die Auswirkungen des Kohle-Tagebaus auf Roche und andere Dörfer. Die Mine El Cerrejón auf der Halbinsel Guajira im Nordosten des Landes – eines der größten Abbaugebiete der Welt – vernichtet nämlich systematisch die Lebensgrundlagen der häufig indigenen AnwohnerInnen. Sie verbraucht durch das Abpumpen, das Waschen des „schwarzen Goldes“ und die Bindung des Staubes enorme Mengen reinen Wassers und verunreinigt im Gegenzug die Flüsse und das Grundwasser mit Sulfat, Schwefelsäure, Schwermetallen und Selen. Auch die Luftverschmutzung ist immens, denn die Kohle-Partikel legen sich wie ein Schleier über die Region und greifen die Atem-Organe der Menschen an.

„Der Konzern hat sich unser gesamtes Land angeeignet“, beklagt sich der Gemeindevertreter. „Das Unternehmen schüchterte unsere Bevölkerung massiv ein und setzte sie unter Druck, damit der Staat zwangsenteignen konnte.“ Ustate und die Seinen trotzen dem Begehr des von den drei Global Playern ANGLO AMERICAN, BHP BILLITON und XSTRATA gebildeten Minen-Konsortiums CERREJÓN trotz massiver Repressionen. „Wir haben Angst um unser Leben“, bekannte der Südamerikaner in einem Interview mit dem Neuen Deutschland. Nicht zu Unrecht, wie sich ein paar Wochen später herausstellen sollte. „Dass er sterben werde, weil er so dumm und uneinsichtig sei“, übermittelte ihm ein Anrufer und gemahnte ihn, „bei seinem Tun an seine Kinder und seine Mutter zu denken“.

Ustate und sein Kollege Wilman Palmezano Arregoces machten auf ihrer von FIAN und MISEREOR organisierten Rundreise durch die Bundesrepublik nicht zufällig nahe des Uerdinger BAYER-Werkes Station. Der Konzern setzt nach eigenem Bekunden dort nämlich – ebenso wie im Leverkusener Stammwerk – nicht nur verstärkt Importkohle ein, das Unternehmen TRIANEL wollte in dem Chemie„park“ des Standortes sogar ein Steinkohle-Kraftwerk mit eigenem Terminal für das „schwarze Gold“ errichten und dieses auch aus der Mine von El Cerrejón beziehen. Nur massiver Bürger-Protest hatte das Projekt damals verhindert.

Die Kosten der Kohle
Aber auch ohne diese Dreckschleuder bleibt der Kohle-Hunger des Agro-Riesen immens. Rund ein Drittel seines Energie-Bedarfs deckt er mit diesem Stoff; darüber hinaus benötigt der Multi den Bodenschatz als Grundstoff zur Produktion von Kohlenmonoxid. Darum gehört der Chemie„park“-Betreiber CURRENTA, an dem BAYER 60 und LANXESS 40 Prozent der Anteile hält, auch dem „Verein der Kohlen-Importeure“ an. Die Frage, wieviel des Gesteins die Aktien-Gesellschaft jährlich aus Kolumbien bezieht, beantwortete der Vorstandsvorsitzende Marijn Dekkers auf der letzten Hauptversammlung der Kritischen Aktionärin Antje Kleine-Wiskott, die sich in ihrem Rede-Beitrag den Risiken und Nebenwirkungen dieser Art der Energie-Versorgung gewidmet hatte: „40.000 Tonnen“.

Als Hauptbezugsländer gab der BAYER-Chef allerdings die USA und Russland an. In diesen Staaten verursacht die Kohle-Gewinnung ebenfalls „Ewigkeitskosten“ en masse. Im Hauptabbau-Gebiet Nordamerikas, der wegen ihrer Artenvielfalt auch „Arche Noah“ der USA genannten Appalachen-Region, mussten den Konzernen schon 6.500 Quadratkilometer Waldfläche weichen. Zudem greifen sie zu besonders rabiaten Methoden. So sprengen ALPHA NATURAL RESOURCES und andere Firmen zur Erschließung der Reservoirs ganze Bergspitzen weg. 500 Kuppen sind dem „Mountaintop Removal Mining“ schon zum Opfer gefallen. „Stellen Sie sich für einen Moment vor, die Zugspitze würde gesprengt und der Abraum einfach in umlegende Täler verklappt“, mit diesem Vergleich machte Bob Kincaid von der APPALACHIAN COMMUNITY HEALTH EMERGENCY CAMPAIGN den AktionärInnen der COMMERZBANK, welche die Bergbau-Multis mit finanziert, auf der vorletzten Hauptversammlung die Dimensionen dieses Umweltverbrechens bewusst.

Auch von den gesundheitlichen Folgen berichtete er. Die Stäube und die durch den Tagebau freigesetzten Giftstoffe führen unter anderem zu Fehlbildungen bei Säuglingen, Herzkreislauf-Erkrankungen, Krebs und Unterleibsschädigungen. Fast 4.000 Menschenleben fordert das „Mountaintop Removal Mining“ jährlich, hielt Kincaid fest.

In Russland stellt sich die Situation ähnlich dar. Erst Mitte Februar starben in der Teilrepublik Komi 24 Arbeiter der Workutinskaja-Mine bei einer Grubengas-Explosion – eine ebenso gefürchtete wie häufige Begleiterscheinung der Kohle-Förderung. Und die Region Kuzbass bezeichnet die FIAN-Studie „Bitter Coal“ bereits als „ökologisches Notstandsgebiet“. Die Schadstoff-Konzentration liegt dort um das bis zu 18fache höher als im übrigen Land, und entsprechend steigen die Sterbe- und Krankenraten.

„Vorwürfe falsch“
Der Leverkusener Multi, der auch Geschäfte mit den Rohstoff-Riesen macht und ihnen Kunststoff-Produkte zur Hohlraum-Verfüllung und Abdichtung liefert, weist die Kritik an der in diesen Staaten geübten Förder-Praxis ebenso zurück wie die anderen bundesdeutschen Konzerne. „Diese Vorwürfe treffen auf die heutige Situation kohle-fördernder Unternehmen vor allem im Norden Kolumbiens nicht zu“, erklärten CURRENTA und die anderen im „Verband der Kohlen-Importeure“ zusammengeschlossenen Firmen. Nach Ansicht des VDKi haben die Minen-Konzerne aus der Vergangenheit gelernt und gehen inzwischen ganz anders mit der indigenen Bevölkerung, den anderen AnwohnerInnen und den Beschäftigten um. „Der Arbeitsschutz und das Lohn-Niveau entsprechen nationalen und internationalen Standards bzw. übertreffen diese deutlich“, behauptet die Organisation. Auch die Warnungen vor den ökologischen Auswirkungen der Abbau-Aktivitäten spiegelten nicht die inzwischen unternommenen Anstrengungen zur Schadensvermeidung wider; alle Beteiligten seien um „kontinuierliche Verbesserung der Verhältnisse vor Ort bemüht“. Und der Leverkusener Multi selber sieht ebenfalls alles im grünen Bereich. BAYER würde „intensive Gespräche mit den Lieferanten“ führen und auf die Einhaltung sozialer und ökologischer Standards dringen, versicherte Marijn Dekkers Antje Kleine-Wiskott auf der letzten Hauptversammlung.

Für die Kohle, die nicht direkt beim Global Player zur eigenen Strom-Produktion anlandet, sondern Teil der Lieferkette derjenigen Energie ist, die er zukauft, verbürgen sich derweil RWE, E.ON, EnBW & Co. Sie wollen zwar ihre genauen Bezugsquellen nicht nennen, verweisen jedoch auf Audits und eigene Kontrollen vor Ort, um saubere Geschäfte auszuweisen. Dabei musste sich CERREJÓN für Unbedenklichkeitsbescheinigungen allerdings nicht sonderlich ins Zeug legen. Trotz der Pläne, einen von den Indigenen als heilig angesehenen Fluss umzuleiten und des Versuches, sich die Zustimmung von Dorf-Bewohnern zur Umsiedelung mittels Kühen und Autos erkaufen zu wollen, erhielt der Minen-Multi ein Zertifikat. An dem Unternehmen DRUMMOND halten der VDKi und die Konzerne sogar trotz krimineller Umtriebe fest. So steht die Gesellschaft in den USA wegen des Vorwurfes vor Gericht, eine paramilitärische Einheit mit aufgebaut zu haben, die hunderte Morde verübte – unter anderem an den beiden Vorstehern der Bergarbeiter-Gewerkschaft Sintramienergética – und tausende Menschen aus den Kohleabbau-Gebieten vertrieb. Weitere Verfahren bereitet derweil die kolumbianische Justiz vor.

Zudem verklappte der Rohstoff-Gigant illegal Kohle in der Karibik, wie ein Gewerkschaftler enthüllte, der danach Morddrohungen erhielt. FIAN und URGEWALD informierten den VDKi und E.ON & Co. umgehend über den Fall. Während der Verband sich nicht einmal bemüßigt fühlte zu antworten, bekannte sich RWE weiter zu seinem Handelspartner: „DRUMMOND weist eine Mitverantwortung in der Sache nach wie vor strikt zurück. Mit Bezug auf die öffentlich bekannten Informationen sehen wir derzeit keinen Grund, Vertragsbeziehungen mit DRUMMOND auszusetzen.“ Nur EnBW kündigte Prüfungen an.

Berliner Helfershelfer
Und die Bundesregierung tut alles, um BAYER & Co., die 2012 fast 48 Millionen Tonnen Kohle aus dem Ausland bezogen haben, den Rücken weiterhin freizuhalten. Auf EU-Ebene sucht sie die Transparenz-Richtlinie 2004/109/EG und andere Regelungen zu verhindern, die den Konzernen eine Offenlegung der Geldströme bei Rohstoff-Geschäften abverlangen. Und auch auf heimischem Terrain wandte sich Schwarz-Gelb gegen strengere Auflagen. So lehnten CDU und FDP eine Gesetzes-Initiative der Grünen ab, die nicht nur beabsichtigte, den Unternehmen zur Vorschrift zu machen, die Bezugsquellen ihrer Steinkohle zu veröffentlichen und ihre Lieferanten auf Einhaltung sozialer und ökologischer Standards zu verpflichten, sondern das alles auch durch Monitoring-Instrumente kontrolliert sehen wollte.

Damit nicht genug, handeln Merkel & Co. sogar noch proaktiv und erschließen den Firmen durch ihre Rohstoff-Abkommen immer weitere Reservoirs zweifelhafter Provenienz. Der 2011 mit der Mongolei vereinbarte Vertrag ermöglichte RWE, SIEMENS und THYSSENKRUPP obendrein, sich selbst an der Ausbeutung einer der größten noch unerschlossenen Kohle-Vorkommen der Welt zu beteiligen. Und der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. Schon Anfang diesen Jahres konnte der VDKi „nennenswerte neue Produktion aus der Mongolei“ vermelden.

So wenig, wie auf Einsicht der Konzerne ist also auf Druck von Seiten der Politik zu hoffen. Einzig Aktionen von Initiativen vermögen die Lage in El Cerrejón und anderswo zu verbessern. Und da hat es in letzter Zeit so einige gegeben. Nicht nur auf den Hauptversammlungen von BAYER und der COMMERZBANK traten Importkohle-KritikerInnen auf, der DACHVERBAND DER KRITISCHEN AKTIONÄRE UND AKTIONÄRINNEN hat das Thema auf die Tagesordnung vieler AktionärInnen-Versammlungen gesetzt. GREENPEACE, URGEWALD und FIAN engagieren sich ebenfalls. Und erst Mitte Mai führte das Bündnis GEGENSTROM.13 eine spektakuläre Operation durch. Es blockierte mit 20 Booten die Elbe und verhinderte so das Einlaufen eines kohle-beladenen Frachtschiffes aus Kolumbien in den Hamburger Hafen.

Diese Sprache verstehen CERREJÓN & Co. Wenn sie ihr Geschäftsmodell auch nicht grundlegend ändern, so agieren sie doch inzwischen gegenüber ihrer Belegschaft und den AnrainerInnen etwas vorsichtiger und nehmen auch etwas mehr Rücksicht auf die Umwelt. Aber es bleibt noch viel zu tun.

weitere Infos zur Kampagne

[Editorial] STICHWORT BAYER 03/2013

CBG Redaktion

Liebe Leserinnen und Leser,

wir haben einen großen Erfolg errungen: die EU hat jüngst das Verbot der wichtigsten Anwendungen der BAYER-Pestizide GAUCHO und PONCHO beschlossen. Dutzende von Studien belegen, dass diese Agrogifte schädlich für Bienen sind. Schon in winzigen Dosen können die Wirkstoffe Bienen töten oder ihr Nervensystem ernsthaft schädigen. Der Rückgang der Bienen-Populationen gefährdet die Bestäubung wichtiger Kulturpflanzen und damit die Ernährungssicherheit. Auch Vögel sind betroffen, da sie wegen der rückläufigen Zahl von Wildinsekten nicht genügend Nahrung finden.

Schon seit 1998(!) fordert die Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) ein Verbot der Substanzen. Ausgangspunkt waren Proteste französischer Bienenzüchter/innen, die uns bei einem Besuch in unserer Geschäftsstelle das Ausmaß des Problems verdeutlichten. Der Kampf gegen die so genannten Neonicotinoide war eine der längsten und aufwendigsten Kampagnen der CBG. Dabei kooperierten wir nicht nur eng mit Imkerinnen und Imkern, sondern auch mit Wissenschaftlern und Umweltverbänden aus rund einem Dutzend Ländern. Dutzendfach gab es Demonstrationen vor BAYER-Werken und Behörden. Wir stellten Strafanzeige gegen den Vorstand des Konzerns und reichten mehrfach Gegenanträge zur BAYER-Hauptversammlung ein. Beim letzten Aktionärs-Treffen Ende April empfing die Besucher ein 75 qm großes Transparent mit der Aufschrift „BAYER-Pestizide töten Bienen“.

BAYER-Chef Marijn Dekkers leugnete noch drei Tage vor dem EU-Beschluss, dass Insektizide den Rückgang der Bienenpopulationen mit verursachen. Beim Leverkusener Multi ist es eine unselige Tradition, dass die Risiken gefährlicher Produkte bis zum letzten Moment abgestritten werden – so war es einst bei Heroin oder HIV-belasteten Blutprodukten, und so ist es heute bei Pestiziden oder hormonaktiven Kunststoffen wie Bisphenol A.

Bei aller Freude ist auch diese Auseinandersetzung ein Beleg für die Macht der Chemie-Industrie. Denn schon vor mehr als zehn Jahren gab es in der Fachwelt keinen Zweifel über die bienen-schädigende Wirkung der Substanzen. Bereits 1999 waren in Frankreich die ersten Verbote verhängt worden. Die UN-Umweltbehörde bezeichnete GAUCHO und PONCHO schon vor Jahren als „Bedrohung für zahlreiche Tierarten“. Dennoch gelang es BAYER durch manipulierte Studien und hartnäckiges Lobbying, den EU-weiten Zulassungsstopp um mehr als ein Jahrzehnt hinauszuzögern. Und noch im Frühjahr trat die Bundesregierung offen als Emissär von BAYER und anderen Pestizid-Herstellern auf und versuchte, einen Bann zu verhindern.

Man darf daher nicht aus den Augen verlieren, dass die Rechnung für BAYER letztlich aufgegangen ist: der Konzern hat mit den Präparaten seit der Markteinführung vor 20 Jahren rund 15 Milliarden Euro eingenommen. Das Patent für GAUCHO ist inzwischen abgelaufen, das für PONCHO endet demnächst. Der Produktzyklus war also sowieso an sein Ende gelangt. Darüber hinaus wird der Export in Länder außerhalb der EU noch eine Zeitlang weitergehen. Und eine Garantie dafür, dass die Nachfolger von GAUCHO und PONCO nicht genauso verheerende Folgen haben werden, gibt es auch nicht.

Das zunächst für zwei Jahre geltende EU-Verbot muss nun dringend in ein vollständiges und dauerhaftes Verbot umgewandelt werden. Denn durch die hohe Persistenz (Langlebigkeit) der Wirkstoffe hat sich im Boden eine hohe Giftkonzentration gebildet. Selbst unbehandelte Pflanzen werden daher im kommenden Jahr noch eine gefährliche Neonicotinoid-Konzentration enthalten. Eine Erholung der Bienenvölker wird sicherlich einige Jahre dauern.

Um künftige Schäden für Bienen und Wildinsekten zu verhindern, muss sich zudem die Landwirtschaft ändern. Schon durch einfache Fruchtfolgen lässt sich der Pestizid-Einsatz deutlich verringern. Die in den vergangenen Jahren regelmäßig erteilten Ausnahmegenehmigungen (vor allem im Mais-Anbau) müssten beendet werden.

Und auch der Export muss gestoppt werden – es ist nicht einzusehen, dass BAYER einen Wirkstoff in alle Welt verkauft, der auf dem Heimatmarkt verboten ist. Zudem müssen BAYER und SYNGENTA für die entstandenen Schäden haftbar gemacht werden. Es kann nicht sein, dass die Chemie-Firmen die Gewinne einsacken, die Allgemeinheit hingegen für die Schäden aufzukommen hat. Dieses Spiel haben wir zu lange mitgemacht.

Philipp Mimkes, 45, ist Diplom-Physiker und Mitglied im Vorstand der COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN

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[HV Bericht] STICHWORT BAYER 03/2013

CBG Redaktion

Turbulente Hauptversammlung

BAYER bekommt was aufs Dach

Am 26. April 2013 hat der Leverkusener Multi seine Hauptversammlung weiter eingebunkert. Doch die Konzern-KritikerInnen konnten die Festung kapern und mit Wort und Tat die Risiken und Nebenwirkungen der skrupellosen Profitjagd auf die Tagesordnung setzen.

Von Axel Köhler-Schnura

„Hauptverrammlung“ wäre ein passenderes Wort als „Hauptversammlung“ für das, was BAYER am 26. April in den Kölner Messehallen veranstaltete. Mit Dutzenden von Sperrgittern riegelte der Konzern den Eingang des Gebäudes weiträumig ab und drängte die KritikerInnen bis auf ein Rasenstück unmittelbar an der Straßen-Zufahrt zurück – das mit 775 Sicherheitsleuten abgesicherte Hausrecht machte es möglich. Und dort, wo sonst ein Meer von BAYER-Fahnen wehte, herrschte nur noch gähnende Leere. Dort, wo einst ein 20 Meter breites Banner den Weg zur Hauptversammlung wies, blieb nur noch die blanke Glasfassade. Kein einziges Schild mehr deutete darauf hin, dass sich hier Tausende AktionärInnen eines Weltkonzerns versammelten. Das Firmen-Logo sollte offensichtlich nicht zusammen mit protestierenden Bienenzüchtern, Pipeline-Gegnern, verschiedenen Gruppen von Arznei-Geschädigten und Mitgliedern der COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) gesehen werden.

Doch die Strategie, die Unmutsbekundungen unter die Wahrnehmungsschwelle zu drücken, schlug fehl, denn AktivistInnen von GREENPEACE, die im Aktionsbündnis der CBG zur HV mitmachten, stiegen BAYER kurzerhand aufs Dach. Im wahrsten Sinn des Wortes. Schon frühmorgens entrollten sie vom Dach des HV-Gebäudes ein ca. 13 x 6 Meter großes Transparent. Auf knallgelbem Grund war dort zu lesen: „BAYER-Pestizide töten Bienen.“ Damit hatte die Umweltschutz-Organisation schon das AktionärInnen-Treffen von SYNGENTA geschmückt. Deshalb war der Gen-Gigant vorbereitet und bediente sich mit dem Banner „Wir machen deutlich mehr für Bienen, als ihr glaubt“ seinerseits bei der Protest-Kultur. Das allerdings konnte kaum dabei helfen, den Image-Schaden abzuwenden: GREENPEACE hatte das Bild zur HV produziert.

Und den Text zur HV produzierten die 14 Kritischen AktionärInnen im Saal, darunter sogar solche aus Österreich, Großbritannien und Frankreich. Selbst von den VertreterInnen der großen AktionärInnen-Gemeinschaften kamen hartnäckige Fragen zu den von der CBG und deren Gästen angesprochenen Themen. Die Jubelstimmung zum 150. Geburtstag – der CBG-Kommentar dazu: „150 Jahre BAYER – Umweltzerstörung, Ausbeutung, Kriegstreiberei“ – verflog trotz des Rekord-Umsatzes von über zehn Milliarden Euro rasch. Zu viel war an diesem Tag die Rede von schweren Gesundheitsschäden, von tödlichen Opfern der BAYER-Produkte, von weltweitem Bienensterben, von den Verbrechen zur Zeit des Hitler-Faschismus, von klimaschädigenden Emissionen, von Lohndumping, Arbeitshetze und Kinderarbeit.

Der Vorstandsvorsitzende Marijn Dekkers begegnete den erdrückenden Argumenten und Fakten der Gegen-RednerInnen stereotyp, ausweichend und verharmlosend. Selbst gegenüber den anwesenden Opfern, etwa den Geschädigten der Verhütungsmittel YASMIN und MIRENA, zeigte sich Dekkers kalt. So verwies er trotz der mehr als 20.000 Frauen, die allein durch YASMIN gesundheitlich geschädigt wurden oder sogar starben, zynisch auf die „positive Kosten-Nutzen-Bilanz“ des Kontrazeptivums. Kein Wort der Entschuldigung kam über die Lippen des Vorstandsvorsitzenden. Er verweigerte sogar Kompensationszahlungen. Und wo der Konzern wegen einer verbraucherschutz-freundlicheren Gesetzgebung doch in die Kasse greifen musste wie in den USA, da wollte Dekkers das nicht als „Entschädigung“ verstanden wissen: Der Konzern habe sich dort ohne Anerkennung jeglicher Schuld verglichen.

Die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN vertrat zusammen mit
dem DACHVERBAND DER KRITISCHEN AKTIONÄRINNEN UND AKTIONÄRE rund 30.000 Aktien im Börsenwert von etwa 2,4 Millionen Euro und beantragte die Kürzung der Dividende auf 10 Cent je Aktie. Die frei werdenden Gelder sollen verwendet werden:
- für Erhalt und Schaffung sicherer Arbeitsplätze und für die Zahlung sozial gerechter Löhne;
- für einen Fonds zum angemessenen Ausgleich von Schäden, die infolge der Geschäftstätigkeit an Mensch, Tier und Umwelt eingetreten sind;
- für den umfassenden ökologischen und sozialen Umbau des Konzerns ohne doppelte Standards
- und schließlich für die Zahlung von Wiedergutmachungen für die Verbrechen von BAYER und des von BAYER mitbetriebenen IG FARBEN-Zusammenschlusses an die Opfer bzw. deren Angehörige und Nachkommen.

Bei den Tagesordnungspunkten „Entlastung des Vorstands“ und „Entlastung des Aufsichtsrates“ stimmten bis zu 5,9 Millionen Aktien mit den KritikerInnen der CBG. Das waren immerhin 2,2 Prozent. Und selbst bei der Abstimmung über die Ausschüttung der Dividende in Höhe von 1,95 Euro folgten mehr als 450.000 Aktien dem Vorschlag der CBG und stimmten mit NEIN. Damit es keine Missverständnisse gibt: Auf der HV stimmten ca. 260 Millionen Aktien ab. Die GroßaktionärInnen, die so genannten Investoren, haben mit ihren Multimillionen Aktien wie stets für satte Mehrheiten für den Vorstand von weit über 90 Prozent gesorgt. Angesichts dieser Kräfteverhältnisse sind die Ergebnisse für die Konzern-KritikerInnen aber mehr als beachtlich. Davon abgesehen, bemessen sich ihre Erfolge nicht in Zahlen – Zahlen sind die Sache von BAYER. Maßstab für das Gelingen der Aktionen rund um die Hauptversammlungen ist es vielmehr, Themen Gehör zu verschaffen, die nicht in der Bilanz des Konzerns auftauchen. Und das hat die bunte Schar Ende April 2013 wieder einmal geschafft. „BAYER-Hauptversammlung und Proteste, das gehört zusammen wie Pech und Schwefel“, resümierte etwa der Kölner Stadtanzeiger.

Schamlose Profite
Eine BAYER-Aktie hat einen Wert von 2,55 Euro. Mit diesem Wert steht sie in der BAYER-Bilanz. Auf diesen Wert wird eine Dividende von 1,95 Euro ausgeschüttet. Das entspricht einer Rendite von sage und schreibe 76,5 Prozent. Um in der Öffentlichkeit diese Schamlosigkeit zu verschleiern, wird die Dividende auf den jeweils aktuellen Kurswert der BAYER-Aktie arm gerechnet. Der aktuelle Kurswert beträgt etwa 80 Euro. Damit entspricht die Dividende lediglich 2,4 Prozent.