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Veröffentliche Beiträge in “Allgemein”

[Glyphosatprozess] Presse-Information CBG 20.03.19

CBG Redaktion

BAYER erleidet Niederlage

Gericht macht Glyphosat für Krebsleiden mitverantwortlich

Auch der zweite große Glyphosat-Prozess vor einem US-amerikanischen Gericht droht für den BAYER-Konzern mit einer Niederlage zu enden. Die Geschworenen-Jury des Federal Court von San Francisco urteilte, das unter dem Produkt-Namen ROUNDUP vermarktete Herbizid habe zu einem „erheblichen Faktor“ zu der Krebserkrankung des Klägers Edwin Hardeman beigetragen. Damit hat der 70-jährige Mann gute Aussichten, eine Entschädigung zugesprochen zu bekommen.

Die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) begrüßt dieses Votum. „Die Beweislage zur krebserregenden Wirkung von Glyphosat ist eindeutig. Dem hat das Gericht Rechnung getragen. Jetzt muss BAYER die Konsequenzen ziehen und sich freiwillig zu Schadensersatz-Zahlungen bereiterklären“, fordert Axel Köhler-Schnura vom Vorstand der CBG.

Der Leverkusener Multi hatte für diesen Prozess die noch von Monsanto-AnwältInnen im Rechtsstreit gegen Dewayne Johnson konzipierte Strategie verworfen und einen anderen Angang gewählt. So heuerte er die JuristInnen von der Kanzlei „Arnold & Porter Kaye Scholer“ an, deren Verhandlungsgeschick das Unternehmen schon mehrfach vor Schadensersatz-Zahlungen für seinen mit vielen Nebenwirkungen behafteten Blutverdünner Xarelto bewahrt hatte. Als großen Erfolg verbuchten die RechtsanwältInnen auch sogleich, eine Zweiteilung des Verfahrens erreicht zu haben. Ihnen gelang es, das Gericht dazu zu veranlassen, erst einmal streng wissenschaftlich die Frage der krebserregenden Glyphosat-Effekte zu klären, ehe es über die schmutzigen Tricks von MONSANTO bei der Freisprechung des Pestizides von aller Schuld verhandelt. Sie hofften dabei zweifellos auf einen negativen Bescheid zur Kanzerogenität, der den Geschworenen einen „urteilstrübenden“ Einblick in die ganzen MONSANTO-Manöver ersparen sollte. „Das wird zum Glück nicht passieren. Jetzt kommen die internen MONSANTO-Dokumente auf den Tisch, die selber von einer Krebs-Gefahr durch Glyphosat ausgehen“, so Köhler-Schnura.

„Man kann nicht sagen, dass ROUNDUP nicht krebserregend ist“, hält etwa die MONSANTO-Toxikologin Donna Farmer in diesen Papieren fest: „Wir haben nicht die nötigen Tests mit der Formulierung durchgeführt, um diese Aussage treffen zu können.“ Die Formulierung, also die mit Hilfe von Wirkungsverstärkern und anderen Substanzen erfolgende Weiterverarbeitung des Basis-Stoffes Glyphosat zum fertigen ROUNDUP bereitete ihrem Kollegen William Heydens’ ebenfalls Sorgen: „Glyphosat ist OK, aber das formulierte Produkt verursacht den Schaden.“ Beispielsweise hat es negative Effekte auf das Erbgut. Als eine Auftragstudie in dieser Hinsicht nicht genug Entlastungsmaterial lieferte, sondern den Befund sogar noch zu bestätigen drohte, schlug Heydens einfach vor, sich willigere WissenschaftlerInnen zu suchen.

Nach Ansicht der Coordination kann die Entscheidung der Geschworenen die Bundesregierung nicht unberührt lassen. „CDU und SPD haben sich in ihrem Koalitionsvertrag auf einen Glyphosat-Ausstieg geeinigt. Sie haben aber noch nichts in dieser Hinsicht unternommen. Im Gegenteil, das „Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittel-Sicherheit“ hat in diesem Jahr sogar noch eine neue Glyphosat-Formulierung zugelassen. So darf es nicht weitergehen, Glyphosat hat auf den Feldern nichts mehr zu suchen“, erklärt der Diplom-Kaufmann abschließend.

[BAYER & der Virus] Profite first

CBG Redaktion

Pandemien wollen nicht so recht ins Profit-Modell von Big Pharma passen. Darum vernachlässigten BAYER & Co. Forschung und Entwicklung in diesem Bereich sträflich. Das trifft nun die Menschen mit voller Wucht. Die mit dem Ausbruch der Corona-Krise einsetzenden hektischen Aktivitäten können die Zeit nicht aufholen, die der Branche mit ihrer Konzentration auf rendite-trächtige Blockbuster-Medikamente hat verstreichen lassen.

Von Jan Pehrke

„Noch nie haben Pharma-Unternehmen und Forschungseinrichtungen so schnell auf einen neuen Erreger reagiert wie auf das neue Corona-Virus SARS-CoV-2, das die Krankheit Covid-19 hervorruft“, lobt sich der von BAYER gegründete „Verband der forschenden Arzneimittel-Hersteller“ (VFA) mit Verweis auf die vielen Bemühungen zur Entdeckung von Impfstoffen und Arzneien selbst. „Reagiert“ – das trifft es. Proaktive Unternehmungen stehen nämlich nicht zu Buche. Dabei sah das nach dem Auftreten des ersten SARS-CoV-Erregers im Jahr 2002 noch ganz anders aus. Damals brach in Labors ähnlich wie jetzt eine hektische Betriebsamkeit aus. 14 Firmen – von den Großen beteiligte sich nur PFIZER – forschten an Gegenmitteln, wie die Fachzeitschrift Pharmaceutical & Diagnostic Innovation 2003 berichtete. Nur hielten sie nicht lange durch. Nachdem sich die erste Aufregung gelegt hatte, stellten die meisten Unternehmen ihre Aktivitäten wieder ein. Spätestens als es galt, mit einem Wirkstoff-Kandidaten in die Klinischen Prüfungen zu gehen, scheuten sie die fälligen Investitionen. Der Appell der damaligen Direktorin der Weltgesundheitsorganisation WHO, Gro Harlem Brundtland, die Arznei-Entwicklung weiterzutreiben, verhallte ungehört. Brundtland hatte 2003 nach der Eindämmung der Pandemie vor einer Rückkehr des Erregers gewarnt, deshalb eine Stärkung der öffentlichen Gesundheitssysteme angemahnt und gefordert: „Die SARS-Forschung muss weitergehen“. Die Industrie aber wandte sich lieber lukrativeren Projekten zu. So gibt es bis heute keinen Impfstoff gegen SARS 1, kein Medikament gegen die damit einhergehende Lungen-Krankheit – und keine Grundlagen-Arbeit, welche die Mediziner*innen in Sachen „Sars-CoV-2“ hätten nutzen können. „Hätten wir einen Impfstoff gegen SARS entwickelt, könnten wir heute Covid-19 vielleicht besser verstehen und bald schon behandeln“, so Francesca Colombo von der „Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung“ (OECD)

Keine Epidemie-Forschung
Mittel für Epidemien zu entwickeln, die vielleicht alle zehn, fünfzehn Jahre mal ausbrechen, vielleicht aber auch nicht, bieten BAYER & Co. kaum Aussicht auf verlässliche Renditen. „Vorsorge ist ein lausiges Geschäftsmodell, wenn es um steigende Margen und Aktien-Kurse geht“, konstatierten Jürgen Kaube und Joachim Müller-Jung jüngst in der FAZ. Der NOVARTIS-Chef Vasant Narasimhan räumte die Schwierigkeiten der Branche mit solchen Phänomen wie Corona dann auch freimütig ein. „Epidemiologische Kontrolle“ wäre das Gebot der Stunde, auf einen Impfstoff gilt es noch mindestens ein Jahr zu warten, sagte er in einem Interview. Auf die anschließende Frage der Journalistin, ob die Industrie angesichts der Seuchen der letzten Zeit wie SARS 1, der Vogelgrippe oder der Schweinepest nicht einmal etwas anderes tun sollte, als nur zu reagieren, nämlich zu versuchen, dem Virus zuvorzukommen, gab er eine klare Antwort. „Wenn diese Epidemien auftreten, gibt es sehr viel Interesse (...), aber danach verliert sich das Interesse wieder, und die Investoren ziehen sich zurück“, so erklärte Narasimhan in der TV-Sendung die Untätigkeit von Big Pharma auf diesem Sektor.
Diese dokumentiert auch der „Access to Medicine Index“. Die jüngste Ausgabe, die im November 2018 herauskam, verzeichnet bei den 20 größten Arznei-Unternehmen kein einziges Forschungsprojekt zu den bekannten Corona-Viren MERS und SARS 1. Dementsprechend unterfinanziert sind die Anstrengungen der Infektiolog*innen. Dem australischen Thinktank „Policy Cures Research“ zufolge flossen in den Bereich an Industrie-Geldern 2016 nicht mehr als 27 Millionen Dollar, 2017 50 Millionen und 2018 36 Millionen. Zum Vergleich: Im Geschäftsjahr 2019 investierte BAYERs Pharma-Sparte – Marketing-Kosten mit eingerechnet – rund 2,7 Milliarden Euro in Forschung & Entwicklung.
Über die Jahre haben immer mehr Firmen das Geschäftsfeld „Infektionskrankheiten“ abgewickelt. Übrig blieben vier große Player, die 80 Prozent des Marktes beherrschen. BAYER hat das Forschungsgebiet gemeinsam mit „Asthma“ und „Urologie“ bereits 2004 aufgegeben und die Sparte 2006 an die SANTOS HOLDING verkauft. Die Abteilung „Atemwegserkrankungen“ schlug der Leverkusener Multi noch früher los. Der Konzern vollzog zu dieser Zeit einen Strategie-Wechsel. Er wollte sich fortan auf viel Gewinn versprechende „High priority“-Projekte wie etwa Krebs-Therapeutika konzentrieren und nicht länger ein umfassendes Arznei-Angebot bereitstellen. Als „Gelübde an den Kapital-Markt“ bezeichnete die Börsen-Zeitung damals die Entscheidung.
Aus der Tropenmedizin – lange nur ein Teilgebiet der Infektionskrankheiten, inzwischen aber darüber hinausgehend – hatte sich der Global Player bereits 1987/88 verabschiedet. Hier konnte er Anfang des 20. Jahrhunderts einige Erfolge dabei erzielen, pharmakologischen Flankenschutz für die kolonialistischen Bestrebungen des Deutschen Reiches – oder wie BAYER es ausdrückt: „die kulturelle und wirtschaftliche Erschließung der Tropen“ – zu gewähren. Darum verlieh er seinem 1923 entdeckten Pharmazeutikum gegen die von der Tsetse-Fliege übertragene Schlafkrankheit auch den patriotischen Namen GERMANIN. Und noch zwei weitere Tropen-Arzneien brachte der Pillen-Riese heraus. Er entwickelte das Malaria-Mittel RESOCHIN, dessen Wirkstoff Chloroquin er 1937 zum Patent anmeldete, 33 Jahre später LAMPIT gegen die Chagas-Krankheit und Mitte der 1970er Jahre schließlich gemeinsam mit MERCK BILTRICIDE zur Behandlung der Bilharziose.
Das war es dann aber auch. Ab einem bestimmten Zeitpunkt verwaltete BAYER nur noch die Bestände, obwohl einzelne Präparate wie etwa RESOCHIN an Wirksamkeit einbüßten. „Ein neues Malaria-Mittel wäre ethisch wünschenswert, aber die Aufwendungen sieht eine Firma nie wieder“, bekundete der Leverkusener Multi. Die Welt am Sonntag veranlasste das zu einem bitteren Kommentar: „Die Pharma-Multis arbeiten nur nach ihren Satzungen – also nicht gegen die Geißeln der Menschheit, sondern für die Dividende. In diesem Umfeld sind Medikamente gegen Malaria und Lepra, Tuberkulose und Bilharziose nur Nischenfüller.“ Wie wichtig es dagegen gewesen wäre, die Tropenmedizin weiterzuführen, zeigt sich daran, dass zu den rund 115 derzeit getesteten Therapien-Ansätzen gegen SARS auch Versuche mit Chloroquin gehören. Ironischerweise verbreitete sich die Nachricht ein paar Monate nachdem das Unternehmen die Substanz aus dem Sortiment genommen hatte. „Grund dafür ist, dass die Herstellung des Arznei-Stoffs Chloroquin-Phosphat nicht mehr in der erforderlichen Qualität erfolgen kann. Die weltweite Suche nach einem alternativen Hersteller verlief laut Konzern erfolglos, sodass die Produktion zum Stoppen kam“, vermeldete das Web-Portal Apotheke adhoc im November 2019. Zuvor war es wegen der Fertigungsprobleme immer wieder zu Lieferengpässen gekommen.
Der Leverkusener Multi hatte dann auch mit der „Anschlussverwendung“ von RESOCHIN gar nichts mehr zu tun. Erste Forschungen mit dem Tuberkulose-Präparat als Antidot zum ersten SARS-Erreger unternahmen holländische Virolog*innen im Jahr 2004, Arbeiten zur Anwendung bei SARS-CoV-2 gab es jüngst in China. Diese bescheinigten dem BAYER-Mittel bei In-vitro-Versuchen „einen gewissen pharmakologischen Effekt“. Ein Test mit 100 Proband*innen schien das zu bestätigen, allerdings fand die Arznei-Prüfung wie auch eine weitere in Frankreich nicht unter den sonst üblichen strengen Bedingungen statt. Der Tübinger Tropenmediziner Peter Kremsner, der das Mittel gerade in einer allen wissenschaftlichen Anforderungen genügenden Doppelblind-Studie untersucht, warnt deshalb vor einer voreiligen Verwendung. „Wenn ich an Covid-19 erkrankt wäre, würde ich es (...) nicht einnehmen“, sagt er mit Verweis auf die Nebenwirkungen und Todesfälle nach Überdosierungen. Und tatsächlich starb in den USA bereits ein Mann an Chloroquin. Der Pillen-Riese aber nutzte die Wiederauferstehung seines just entsorgten Alt-Medikamentes für eine PR-Kampagne und spendete in den USA gleich mal drei Millionen Tabletten – wo immer er diese in der erforderlichen Qualität auf einmal auch hergeholt haben mochte.

Bill Gates als Ausputzer

Tropenmedizin betrieb der Konzern nur noch, wenn er auf öffentliche Unterstützung bauen konnte. So forschte er mit Geldern der „Bill & Melinda Gates Foundation“ (BMGS) an einem neuen Malaria-Medikament. Und NOVARTIS-Chef Narasimhan weiß auf die Frage: „Wie sorgen Sie für ein ausreichendes Investment, wenn das Interesse an Pandemien (...) nachlässt?“, auch nur die eine Antwort: Bill Gates. Er verweist auf die von dem Multi-Millionär mitgegründete „Coalition for Epidemic Preparedness Innovations“ (CEPI), die auch Zuwendungen der Bundesregierung erhält. CEPI fördert momentan unter anderem die Tübinger Firma CUREVAC und das Impfstoff-„Joint Venture“ des staatlichen US-amerikanischen „Instituts für Allergien und Infektionskrankheiten“ (NIAID) mit dem Biotech-Betrieb MODERNA.
„Das Corona-Virus scheint zu der langen Liste von Gesundheitsproblemen zu stoßen, denen die Industrie den Rücken zukehrt, es sei denn, es gibt zusätzliche Anreize von außen“, resümiert Ellen ’t Hoen von der Nichtregierungsorganisation MEDICINES LAW AND POLICY. Selbst wenn die Millionen dann bereitstehen, zieren sich die Firmen noch und besitzen die Unverschämtheit, die Annahme der Schecks an Bedingungen zu knüpfen. So bestanden sie CEPI gegenüber auf Profit-Garantien und Patent-Ansprüchen. ÄRZTE OHNE GRENZEN musste deshalb schon einen eindringlichen Appell an die Institution richten, zu den mit öffentlichen Mitteln geförderten Forschungen auch einen öffentlichen Zugang zu gewähren. Und nicht genug damit, dass die Unternehmen selbst mit leeren Händen dastehen, was SARS-CoV-2 betrifft. Sie scheuen sich nicht einmal, bei der Weiterentwicklung hoffnungsvoller Arznei-Kandidaten ihre Mithilfe zu verweigern. Als NIAID-Direktor Anthony Fauci, mit der Bitte an die Pharma-Multis herantrat, ihre Fertigungskapazitäten zur Verfügung zu stellen, um das von dem Institut gemeinsam mit MODERNA kreierte Vakzin für die anstehenden Klinischen Tests in ausreichender Menge zu produzieren, erhielt er nur Absagen. Es ist „sehr frustierend“, gab Fauci anschließend zu Protokoll.

Die CEPI und die „Bill & Melinda Gates Foundation“ sehen die Pillen-Industrie nicht unbedingt in einem besseren Licht. „Und man kann argumentieren, dass es auf dem Gebiet der Pandemie-Bereitschaft ein massives Marktversagen gibt“, sagt etwa BMGF-Vorstandschef Mark Suzman. Trotzdem kommt ihm kein kritisches Wort zum Gebaren der Branche über die Lippen. Er versteht die Foundation ganz diplomatisch als „Brückenbauer“ zwischen dem öffentlichen und dem privaten Sektor, welche die Multis mit Millionen-Zuschüssen dazu verleiten will, nicht nur „in das nächste VIAGRA“ zu investieren. Nur übernimmt die Gates-Stiftung auf diese Weise faktisch die Funktion eines Ausputzers, die mit ihrer Politik dafür sorgt, dass alles so bleiben kann, wie es ist. Es müsste hier aber zu einschneidenden Veränderungen kommen, denn die Dysfunktionalität des Arznei-Business’ hat sich schon vor Corona erwiesen und zeigt sich nicht nur an seiner Vorliebe für gewinnbringende Lifestyle-Präparate.

Dysfunktionales System

BAYER bietet da ein gutes Beispiel. Die pharmazeutische Grundlagen-Forschung hatte der Konzern schon lange vor der Mitte der 2000er Jahre verkündeten „High priority“-Strategie ad acta gelegt. Und der mit deren Implementierung vollzogenen Kehrtwende fielen längst nicht nur die Anti-Infektiva zum Opfer. Auch die Suche nach neuen Antibiotika gab der Pillen-Produzent auf, trotz der immer häufiger auftretenden Resistenzen von Krankheitserregern gegen die alten Mittel. Präparate, welche die Menschen nur über einen bestimmten Zeitraum einnehmen dürfen, rechnen sich eben nicht. „Wir müssen Geld verdienen mit unseren Produkten. Das führt dazu, dass nicht alle Medikamente entwickelt werden, die wir brauchen“, mit diesen Worten umriss der ehemalige Vorstandsvorsitzende Marijn Dekkers einmal die politische Ökonomie des Medikamenten-Geschäfts. Um dieser zu entsprechen, entwickelt der Global Player statt dringend benötigter Mittel jede Menge Pharmazeutika, die niemand braucht. Er schafft es sogar, Krankheiten zu erfinden wie die „Wechseljahre des Mannes“, wenn es gilt, neue Absatz-Märkte zu schaffen. VIAGRA hat das Unternehmen natürlich auch im Angebot, in der Leverkusener Ausführung heißt es LEVITRA. Und anstatt sich den großen Menschheitsplagen zu widmen, kapriziert sich die Aktien-Gesellschaft auf seltene Krankheiten, locken hier doch laxere Zulassungsbedingungen und einträgliche Gewinne. Selbst die zunächst einmal sinnvoll erscheinende Aktivität auf dem Gebiet der Tumor-Behandlung erweist sich bei näherer Betrachtung als fragwürdig. So verlängert das Krebs-Mittel NEXAVAR das Leben der Patient*innen bloß um rund zwölf Wochen, schlägt aber pro Monat mit über 5.000 Euro zu Buche. Und es geht noch teurer: Das Onkologie-Therapeutikum VITRAKVI kostet in den USA 32.800 Dollar.

Zudem betrifft die Dysfunktionalität nicht nur die Produkte, sondern auch die Produktion. Wie andere Hersteller auch, fertigt der Konzern viele Inhalts- oder Grundstoffe für seine Medikamente nicht mehr selber, sondern kauft sie auf dem Weltmarkt ein, vor allem in China und Indien. Diese beiden Länder sind die ersten Glieder der globalen Lieferketten von Big Pharma, allerdings sehr fragile Glieder, weil sich die Fertigung auf immer weniger Anbieter konzentriert. Deshalb kommt es immer wieder zu Lieferengpässen. Davon war bei BAYER längst nicht nur RESOCHIN betroffen. Das die Gehirn-Durchblutung fördernde Produkt NIMOTOP, das Krebs-Präparat XOFIGO, das Herz/Kreislauf-Pharmazeutikum ADALAT, der Blutdruck-Senker BAYOTENSIN, das Kontrastmittel ULTRAVIST, das unter anderem bei der Akut-Behandlung von Herzinfarkten zum Einsatz kommende ASPIRIN i. v. 500 mg sowie die Johanniskraut-Arznei LAIF zur Behandlung milder Depressionen fehlten in den Apotheken ebenfalls schon. Insgesamt traten im vergangenen Jahr bei insgesamt ca. 270 Medikamenten Lieferengpässe auf; 2020 dürften es wegen der Corona-Krise deutlich über 300 werden, den in Wuhan dem Epizentrum der Pandemie, finden sich viele Arzneifabriken.

Alles in allem unterwerfen die Firmen das Gesundheitssystem knallhart dem Diktat des Profits. Die Kranken haben Glück, wenn sie an einer Krankheit leiden, deren Behandlung Renditen abwirft, wenn nicht, stehen sie auf dem Schlauch. Auch müssen die Patient*innen sich auf Gedeih und Verderb in die Abhängigkeit von den weltweiten Pharma-Lieferketten begeben und bei Lieferengpässen Gesundheitsstörungen oder Schlimmeres riskieren, nur weil die Globalisierung der Produktion sich für BAYER & Co. rechnet.

Diese ganzen Missstände führt auch die FAZ in ihrem Artikel „Ein Patient ist kein Kunde“ auf und stellt dann die V-Frage, die das British Medical Journal ebenfalls schon aufgeworfen hatte: „Ist es an der Zeit, die Pharma-Industrie zu verstaatlichen?“ Die FAZ-Autoren Jürgen Kaube und Joachim Müller-Jung beantworten sie angesichts des offensichtlichen Markt-Versagens durchaus positiv. „Wenn das, was sich als entscheidend erweist, um die Freiheit des öffentlichen und privaten Lebens zu schützen, von Firmen allein nicht bereitgestellt wird, sind – mit einem freundlichen Ausdruck – ‚Public Private Partnerships’ ohne Alternative“, schreiben sie. Unfreundlichere Ausdrücke verwenden und von „Verstaatlichung“ oder „Gesundheitssozialismus“ sprechen, wollen die beiden nicht. Aber sie fordern schon „eine stärkere Intervention in die pharmazeutische Grundsicherung, die nicht einfach dem Gewinn-Kalkül überlassen werden sollte, so als sei dieses Kalkül die mit immer demselben Zitat von Adam Smith belegbare Lösung aller Probleme“. Die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN braucht in ihrer Wortwahl hingegen keine Vorsicht walten zu lassen. Für sie hat die Corona-Krise einmal mehr demonstriert, wie lebensgefährlich die Pillen-Riesen agieren, wenn sie aus Profit-Gründen wichtige Forschungen unterlassen, Arzneien für immer weniger Krankheiten vorhalten, abstruse Lifestyle-Präparate entwickeln und noch nicht einmal für eine reibungslose Lieferung sorgen können. Darum fordert die CBG, dass BAYER & Co. unter gesellschaftliche Kontrolle gestellt werden müssen.

[Aufruf] NIE WIEDER!

CBG Redaktion

Die „Mordgesellschaft“ IG FARBEN sofort auflösen - ZwangsarbeiterInnen endlich entschädigen!

Im Jahr 1947/48 standen die Verantwortlichen der IG FARBEN in Nürnberg vor einem internationalen Gericht. Die Anklagepunkte lauteten u.a.: Beteiligung an Vorbereitung und Durchführung des Angriffskriegs Nazi-Deutschlands, Sklaverei sowie Raub und Plünderung. Heute existiert diese Verbrecher-AG noch immer.

Verantwortung für Krieg und Naziverbrechen
Die IG FARBEN, der Zusammenschluß von AGFA, BASF, BAYER, HOECHST und einiger kleinerer deutscher Chemiefirmen, steht wie kaum ein anderer Konzern für die enge Verflechtung zwischen der deutschen Wirtschaft und dem nationalsozialistischen Terror-Regime der Nazis. Die IG FARBEN profitierte von der Politik der NSDAP wie die Nazis von der Unterstützung der IG FARBEN profitierten. Die IG FARBEN war der größte Einzel-Finanzier der NSDAP; baute maßgeblich Hitler auf, befürwortete ausdrücklich dessen Kriegspläne und schaffte mit ihren Hitler persönlich gemachten Zusicherungen der Lieferung von Treibstoff, Munition etc. überhaupt erst die Möglichkeit für die Nazis, einen internationalen Krieg loszubrechen. Der Vorstand der IG FARBEN legte seine Interessen z.B. in einem Papier mit dem Titel „Neuordnung“ nieder. Dort plante die IG FARBEN die (wirtschaftliche) Eroberung der Welt im Gefolge der nationalsozialistiischen Heerscharen.

Die IG FARBEN mit ihren Niederlassungen, Töchtern und Verbindungen in aller Welt, auch in den USA, verdiente auf beiden Seiten der (West-) Front. Sowohl die Nazi-Bomber, als auch die Maschinen der West- Alliierten flogen mit IG FARBEN-Sprit. Die IG FARBEN verdiente an todbringenden Waffen, an Medikamenten für sterbende Soldaten und zivilen Kriegsopfern, an der „Industrialisierung“ des Völkermords in den KZs, an der massenhaften Versklavung von Häftlingen und „Feindbevölkerung“ sowie an der Einverleibung aller nur irgend geeigneten „eroberten“ Betriebe.

Perverse Verbrechen und Massenmord
In ihrer Profitgier hat die IG FARBEN perverse Verbrechen und Massenmord begangen. Der Konzern perfektionierte das von IG FARBEN-Gründer Carl Duisberg bereits im Ersten Weltkrieg „erfundene“ System der Zwangsarbeit. In allen Werken des Konzerns wurden Abertausende von ArbeitssklavInnen bis zum Tod geknechtet. Mit dem Terrror-Instrument der SS wurde jeder Widerstand unterdrückt.
Für geringste Beträge von der SS „gekaufte“ Häftlinge wurden von den IG FARBEN-Wissenschaftlern in grausamen „medizinischen“ und anderen Versuchen bei vollem Bewußtsein zu Tode gequält. Der KZ-Arzt Mengele, der in berüchtigten Versuchen Häftlinge zu Tode brachte, wurde direkt von der IG FARBEN finanziert. Der Massenmord an der jüdischen Bevölkerung und an den Sinti und Roma wurde mit dem IG FARBEN- Giftgas Zyklon B „perfektioniert“. Im IG FARBEN eigenen KZ Auschwitz III Monowitz (IG Monowitz) und seinen Nebenlagern fanden ca. 30 Tausend Häftlinge den Tod durch brutalste Ausbeutung.

Milde Strafen im Zeichen des Kalten Krieges
Das Urteil für die Kriegsverbrecher der IG FARBEN vom 29. Juli 1948 entsprach in keinster Weise den Verbrechen: nach 152 Verhandlungs-
tagen gab es nur Minimalstrafen für einige Angeklagte von bis zu acht Jahren Haft. Das Urteil stand im Zeichen des bereits ausgebrochenen Kalten Krieges. Die westlichen Aliierten hatten beschlossen, die alten Eliten zu rehabilitieren, um ein wirtschaftlich starkes Westdeutschland als „Bollwerk gegen den Kommunismus“ aufbauen zu können.

Die weiteren geplanten Prozesse, die unter anderem gegen SIEMENS, KRUPP, DRESDNER BANK und DEUTSCHE BANK hätten geführt werden sollen, fanden gar nicht mehr statt. Bereits am 31. Januar 1951 wurden die noch in Haft befindlichen Manger und Direktoren der IG FARBEN begnadigt. Alle Konzern-Führer fanden sich in Westdeutschland in Top-Positionen wieder, viele bei den Nachfolge-Firmen der IG FARBEN, bei BAYER, HOECHST und BASF. Selbst mit dem Bundes-
verdienstkreuz wurden IG FARBEN-Verbrecher ausgezeichnet.

Weder Reue noch Einsicht
Die IG FARBEN müßten nach dem Urteil von 1948 seit spätestens 1953 aufgelöst sein. Aber die „Mordgesellschaft“ existiert noch immer!
Seit nunmehr fast 50 Jahren zieht sie noch immer Profite aus ihren in Reichsmark notierten Aktien. Gleichzeitig verweigert sie - und mit ihr die anderen Nachfolge-Konzerne BASF, BAYER und HOECHST - gerechte und angemessene Wiedergutmachung für die Opfer und Angehörigen der Opfer ihrer Terror-Tätigkeit in der Zeit des Hitler-Faschismus. Sie setzen darauf, daß die Opfer sterben, die Ansprüche stellen könnten.

Und heute?
Seien wir uns stets bewußt: Jede der IG FARBEN-Firmen BASF, BAYER und HOECHST/AVENTIS ist heute um ein Vielfaches mächtiger und gigantischer als die IG FARBEN seinerzeit. Die Profitgier der großen deutschen Konzerne und Banken hat bereits zweimal dazu beigetragen, die Welt innerhalb eines Jahrhunderts in Schutt und Asche zu legen.
Die IG FARBEN hatte wesentlichen Anteil daran. Ohne Aufarbeitung der Vergangenheit besteht jederzeit die Gefahr einer Wiederholung.

Wir rufen auf zur Demonstration:
Einmal jährlich bereitet eine Demonstration den Aktionären, die zur Hauptversammlung der IG FARBEN anreisen, ein „Spalier der Schande“ und konfrontiert sie mit den Forderungen. In aller Regel findet die Hauptversammlung in Frankfurt statt. Termin und Ort der aktuell anstehenden Demonstration können bei uns erfragt werden.

Wir fordern:

* Die IG FARBEN i.A. muß ihre Geschäfte sofort beenden, der Handel mit diesen „Blut-Aktien“ muß unterbunden werden.
* Sofortige Auszahlung des Restvermögens der IG FARBEN an die Überlebenden der Zwangs- und Sklavenarbeit.
* Die angemessene Entschädigung aller IG FARBEN-ZwangsarbeiterInnen und ihrer Hinterbliebenen durch die IG FARBEN sowie die Nachfolgefirmen muß endlich erfolgen.
* Die Ansprüche der Opfer müssen vererbbar werden.
* Die IG FARBEN und die Nachfolgefirmen müssen die Finanzierung und den Erhalt der die IG FARBEN betreffenden Gedenkstätten Auschwitz und Schwarzheide sicherstellen.
* Die IG FARBEN und die Nachfolger müssen endlich freien Zugang zu ihren Archiven gewähren.

Zur Unterstützung der Forderungen bitten wir um Unterzeichnung dieses Aufrufs.

ErstunterzeichnerInnen:

* Aktion Alternativer BASF-AktionärInnen/Mannheim
* Aktion Sühnezeichen Friedensdienste/Berlin
* Auschwitzkomitee/Hamburg
* Bundesverband Information und Beratung für NS-Verfolgte/Köln
* Coordination gegen BAYER-Gefahren/Düsseldorf
* Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre/Köln
* Deutscher Gewerkschaftsbund/Frankfurt
* Forschungsgruppe ZYKLON B/Dessau
* Interessengemeinschaft der Verfolgten des Nazi-Regimes - Bund der Antifaschisten/Berlin
* Interessengemeinschaft ehemaliger Zwangsarbeiter unter dem NS-Regime/Stuttgart * Lagergemeinschaft Auschwitz/Frankfurt
* Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschisten/Hannover
* Verein zur Erforschung der IG FARBEN in Auschwitz/Hamburg

Weitere UnterzeichnerInnen:

agimos verlag/Kiel * Aktion Courage/Hilden * Aktionskonferenz Nordsee/Bremen * Allgemeiner StudentInnenausschuß Fachhochschule/Bielefeld * Allgemeiner StudentInnenausschuß Gesamthochschule/Duisburg * Allgemeiner StudentInnenausschuß Heinrich Heine Universität/Düsseldorf * Allgemeiner StudentInnenausschuß Justus-Liebig-Universität/Gießen * Allgemeiner StudentInnenausschuß Technische Universität/Braunschweig * Allgemeiner StudentInnenausschuß Technische Universität/Clausthal * Allgemeiner StudentInnenausschuß Universität/Dortmund * Allgemeiner StudentInnenausschuß Universität/Hannover * Allgemeiner StudentInnenausschuß Universität Köln Ökologiereferat/Köln * Alternative Liste GHS/Duisburg * Alternative Liste/Radevormwald * Anti-Atom-Gruppe StadtpiratInnen/Darmstadt * Antifaschistische Initiative/Hameln-Pymont * Antifaschistisches Jugendbündnis/Darmstadt * Antifa/Dessau * Antirassistische Initiative/Berlin * Arbeitsgemeinschaft Sozialpolitischer Arbeitskreise/München * Arbeitskreis IG FARBEN/Aachen * Arbeitskreis Widerstand und Arbeitergeschichte/Waldkirch * Arbeitskreis Wissenschaftlicher Tierschutz/Stuttgart * Berliner Vereinigung ehemaliger Teilnehmer am antifaschistischen Widerstand, Verfolgter des Naziregimes und Hinterbliebener/Berlin * Bündnis 90/Die Grünen Niedersachsen/Hannover * Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz/Bonn * Bundesfachtagung der Chemiefachschaften/Aachen * Bundesverband gegen Giftgas/Pirmasens * BUNDjugend/Darmstadt * Deutsche Friedensgesellschaft - Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen/Frankfurt a.M. * Deutsche Gewerkschaftsjugend/Frankfurt a.M. * Deutsche Kommunistische Partei Parteivorstand/Essen * Die Grünen im Umlandverband/Frankfurt a. M. * „Dritte“ Welt Haus/Frankfurt * Eine Welt Laden/Geisenheim * Fachschaft Chemie Technische Universität/Braunschweig * Förderkreis Friedenserziehung und Völkerverständigung/Bochum * Frauen gegen Gen- und Reproduktionstechnologie/Frankfurt * Friedenskreis/Rothenburg * Friedensladen/Heidelberg * Gewerkschaft Holz und Kunststoff/Frankfurt a. M. * Gewerkschaft Nahrung, Genuß, Gaststätten/Frankfurt a. M. * Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Stadtverband/Bonn * Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Studierendengruppe/Bonn * Grüne Alternative/Witten * Grüne Jugend/Frankfurt * Grüne Liga/Berlin * Grüner Weltladen/Berlin * Industriegewerkschaft Medien/Berlin * Industriegewerkschaft Medien/Frankfurt a. M. * Industriegewerkschaft Medien Hauptvorstand/Stuttgart * Industriegewerkschaft Metall/Frankfurt a. M. * Infoladen ‚Volk und Wissen‘/Dessau * Initiative F.E.N.I./Bremen * Institut für Ökologie und Aktions-Ethnologie/Köln * Internationale Frauenliga für Frieden und Freiheit/Berlin * Internationale Liga für Menschenrechte/Berlin * Interessengemeinschaft Komunale Trinkwasserversorgung in Bayern/Rothenbuch * junge welt LeserInneninitiative/Hameln-Pymont * Jungsozialisten in der SPD Bundesvorstand/Bonn * Kampagne gegen Wehrpflicht, Zwangsdienste und Militär/Berlin * Kommunistische Partei Deutschlands/Erfurt * Koryphäe/Oldenburg * Kreis für friedenspolitische und demokratische Bildung/Kirchberg * Lagergemeinschaft und Gedenkstätte KZ Moringen/Moringen * Linke Liste/Aachen * Marxistische Blätter/Essen * Marxistisch Leninistische Partei Deutschlands/Essen * Missionszentrale der Franziskaner/Bonn * Naturfreundejugend/Schwerte * Netzwerk Selbsthilfe/Berlin * Ökologische Linke BundessprecherInnenrat/Frankfurt * Partei des Demokratischen Sozialismus Bundesvorstand/Berlin * Pax Christi Deutsches Sekratariat/Bad Vilbel * Projektwerkstatt/Darmstadt * Radiogruppe im AJZ/Bielefeld * Selbstorganisation der Zivildienstleistenden/Frankfurt * Schmetterling Verlag/Stuttgart * Solidarische Kirche/Mönchengladbach * TIAMAT/Düsseldorf * Über den Tellerrand hinaus - Initiative für eine Welt/Bonn * Unrast Verlagskollektiv/Münster * Verband der demokratischen Pharmazeutinnen und Pharmazeuten/Hamburg * Verein zur Förderung der Partnerschaft mit den Völkern der Dritten Welt/Blaustein Herrlingen * Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschisten Landesverband Hessen/Frankfurt a.M. * Verein ‚Leben und Arbeiten im Gallus und Griesheim‘/Frankfurt a.M. * Verlag Neuer Weg/Essen * Weltladen Bonn

Elisabeth Fritsch/Wien (Austria) * Dietrich Schmiedel/Diest (Belgium) * Ina Ranson-Schmidt/Versailles (France) * Rudy Kennedy/London (Great Britain) * Fred Knoller/London (Great Britain) * Prof. Dr. Grigorij E. Wedel/Woronesh (Russia) * Committee for Appropriate Acknowledgment/Pittsburgh (USA) sowie ca. 1.500 Einzelpersonen

[Peter Gingold] Tod von Peter Gingold

CBG Redaktion

Am 28. Oktober verstarb Peter Gingold. Die Coordination gegen BAYER-Gefahren hat gemeinsam mit Peter viele Jahre für die Auflösung der „Blut-Firma“ IG Farben i.A. gekämpft. Das Bild zeigt ihn bei den Protesten gegen die IG Farben-Hauptversammlung 2001.

30.10.06; Neues Deutschland

Résistance - ein Leben lang

Zum Tod des Antifaschisten Peter Gingold

Am Sonnabend verstarb im Alter von 90 Jahren Peter Gingold, antifaschistischer Widerstandskämpfer, Kommunist aus jüdischem Elternhaus, Internationalist. „Résistance ist gleich Widerstand“ war sein Motto. Ein Leben lang.

Geboren am 8. März im Kriegsjahr 1916 erlebte Peter Gingold schon als Kind und heranwachsender Jugendlicher soziale Not und Ausgrenzung - in der ersten deutschen Republik, die sich die Weimarer nannte. Alte Zöpfe aus Kaisers Zeiten hatten noch vielfach das Sagen, alter und neuer Antisemitismus überschattete das Land. So wurde der junge Gingold früh politisiert. Politische Überzeugung und Handeln war für ihn eins. Er organisierte sich in der sozialistischen Arbeiterjugendbewegung und engagierte sich lange vor dem 30. Januar 1933, dem berüchtigten, schwärzesten Tag deutscher Geschichte, als Hitler die Macht übertragen bekam, im antifaschistischen Kampf.
Nach seiner ersten Verhaftung durch die Nazis im Juni 1933 sieht er sich gezwungen, in die Emigration zu gehen. Er übersiedelt nach Paris, wo bereits seine Eltern und Geschwister lebten. Dort setzte er seinen antifaschistischen Kampf fort, gehörte zu den Gründern der überparteilichen Freien Deutschen Jugend (FDJ) und wurde Mitglied der KPD. Hier lernte er auch Ettie Stein-Haller kennen, die er 1940 heiratete. Über sechzig Jahre lebten sie zusammen und haben sich gegenseitig in ihrer politischen Arbeit und Überzeugung gestützt und gestärkt. Nach dem faschistischen Überfall auf Frankreich arbeiteten beide in der französischen Résistance. 1943 geriet Peter Gingold in die Fänge der Gestapo. Ihm gelang jedoch die Flucht. Im August 1944 nahm er am Aufstand zur Befreiung von Paris teil. Den 8. Mai 1945, „das Morgenrot der Menschheit“, erlebte er bei den italienischen Partisanen in Turin. Zurückgekehrt nach Frankfurt (Main) gründeten Peter und Ettie die hessische VVN mit. Politische Heimstatt war wieder die KPD. Doch während Peter für seine antifaschistische Arbeit in Frankreich und Italien geehrt wurde, erlebte er in Deutschland lange Jahre gesellschaftliche Ächtung und Ausgrenzung. Als Widerstandskämpfer und Kommunist wurden ihm und seiner Frau viele Jahre die deutsche Staatsbürgerschaft verweigert. In Gefolge des KPD-Verbots musste Peter Gingold zeitweilig wieder in die Illegalität gehen. Später musste er erleben, dass man auch seine Tochter Sylvia wegen ihrer politischen Überzeugung mit Berufsverbot belegte.
All das hat ihn nicht abgehalten, sich für seine Vision von einer sozialen und menschenwürdigen Gesellschaft, frei von Krieg und Ausbeutung einzusetzen. Dass man dazu einen sehr langen Atem brauche, auch Rückschläge verkraften müsse, vermittelte er in zahllosen Gesprächen und Vorträgen, besonders gegenüber jungen Zuhörern. Und er forderte die jungen Leute stets auf, auch selber aktiv zu werden gegen Neofaschismus, Rassismus und soziale Ungerechtigkeit.
Peter Gingold war ein viel gefragter Redner, Gesprächspartner und Zeitzeuge, der politisch reflektiert, engagiert und persönlich authentisch historische Zusammenhänge vermitteln konnte. Er wurder eingeladen von Gewerkschaften oder der autonomen Antifa, von Universitäten oder der DKP und natürlich von der VVN-BdA, für die er in den letzten Jahren als Bundessprecher politisch aktiv war. Hier - und das zeigte besonders eindrucksvoll die Feier zu seinem 90. Geburtstag im Frankfurter DGB-Haus - erlebte er die Anerkennung, die ihm die bundesdeutsche Gesellschaft verweigert hatte. Von Ulrich Schneider

Frankfurter Rundschau, 30. Oktober 2006
Frankfurter Widerstandskämpfer

Nazi-Gegner Gingold ist tot

Frankfurt - Peter Gingold ist tot. Der frühere Widerstandskämpfer gegen die Nationalsozialisten starb am Samstag im Alter von 90 Jahren. Das teilte Peter Altmann im Auftrag des hessischen Landesverbands der Vereinigung der Verfolgten des Nazi-Regimes (VVN) am Sonntag mit. Gingold war viele Jahre Bundessprecher der VVN.

Mit Peter Gingold verliert die Frankfurter Stadtgesellschaft ihren wohl prominentesten noch aktiven Nazi-Gegner. Fast bis zuletzt trat der Niederräder in Schulen, bei Gedenk- und Protestveranstaltungen auf und berichtete von seiner Zeit in der französischen Résistance und warnte vor dem wieder erstarkenden Faschismus.

Der Sohn einer jüdischen Familie wurde 1916 in Aschaffenburg geboren und kam 1929 nach Frankfurt. Er prügelte sich schon 1931 mit Hitler-Anhängern auf der Straße, wurde 1933 verhaftet und ging nach seiner Freilassung mit seiner Familie nach Frankreich. Dort schloss er sich dem kommunistischen Widerstand an. Ab 1940 kämpfte er gegen die deutsche Besatzung. Zwei seiner Geschwister starben im KZ Auschwitz, er selbst entkam der Haft durch einen Trick. 1945 kehrte er nach Frankfurt zurück.

[RP] HV 2007

CBG Redaktion

28.04.2007 Rheinische Post

Bayer hält am Siemenschef fest

Die Bayer-Hauptversammlung lockte gestern ein bunt gemischtes Publikum an: von bieder bis komisch, von kritisch bis analysierend reichte die Besucherpalette. Eines konnten alle: die Bayer-Manager live erleben.

Unter starken Sicherheitsvorkehrungen hat gestern pünktlich um zehn Uhr die Bayer-Hauptversammlung in der Kölner Messehalle 9 begonnen. Über eine Stunde zuvor hatten sich zwei Dutzend Demonstranten vor dem Haupteingang postiert. Sie bauten ein gemaltes Skelett und ein „Giftfass“ auf, um gegen die geplante, aber immer noch nicht genehmigte Verbrennung von australischem Giftmüll zu protestieren.

Bayer will bekanntlich - auch in Leverkusen - Material, das mit dem hochgiftigen Hexachlorbenzol (HCB) belastet ist, in den Sondermüllanlagen vernichten. Dies ist grundsätzlich zulässig. Angeblich gibt es in Australien keine Möglichkeit, diesen Problemmüll dort zu entsorgen. Die Prüfungen, ob der HCB-Transport rund um die halbe Welt überhaupt zugelassen wird, laufen noch - wahrscheinlich bis Ende Mai.

Bei den Demonstranten dabei auch Vertreter des „Eine Welt Netz NRW“.
Der Protest direkt vor dem streng bewachten Haupteingang verlief friedlich. Bayer-Sicherheitskräfte kennen ihre „Gegner“ teils seit fast 30 Jahren, beide Seiten gehen aber inzwischen entspannt miteinander um. Nur einmal musste ein Protestler Personalien angeben: Er hatte mit einem Protestplakat einen geparkten Wagen leicht verschrammt. Vertreter der Demonstranten ergriffen auch auf der Hauptversammlung das Wort. Sie kritisierten angebliche Steuergeschenke für Bayer „auf Kosten der Hartz IV-Empfänger“, sie fragten nach der Lipobay-Krise, nach der HCB-Verbrennung und klagten über die Wiederwahl von Siemenschef Dr. Klaus Kleinfeld in den Aufsichtsrat.

Bayer-Aufsichtsratsvorsitzender Dr. Manfred Schneider stufte einige Aussagen der Bayer-Kritiker als „kommunistisches Manifest“ ein, das „wir seit Jahren hier hören“. Schneider: „Aber glauben Sie nicht, dass Sie uns überzeugen können.“ Am Rednerpult lief auch eine kleine Modenschau ab: vom dezenten Geschäftsanzug, über das leichte ärmellose Sommerkleid bis hin zum T-Shirt, rot-weiß karierter Flätschkappe zum Dreitagebart gab es viele Auftrittsvarianten (Auffallend übrigens auch das fast schon wallende Haupthaar von Schneider.)

Zuvor hatte Bayer-Vorstandsvorsitzender Werner Wenning in einem Kurzbericht die Finanzsituation des Konzerns vorgestellt. Wenning präsentierte erwartungsgemäß erfreuliche Zahlen. Offenbar auch mit Blick auf die Bestechungsaffäre bei Siemens betonte der Bayer-Chef Wenning: „Geschäfte, die nur mit unlauteren Methoden gemacht werden können, kommen für uns nicht in Betracht. Denn nur so sind wir in der Lage nachhaltig zu wachsen.“ Es sei „selbstverständlich, dass wir keinerlei Verstöße gegen Gesetze dulden“.

Ein paar Meter neben Wennings Rednerpult saß derweil Dr. Klaus Kleinfeld, der scheidende Siemens-Manager. Über ihn hatte der Bayer-Aufsichtsratsvorsitzende Schneider schon in der Begrüßung gesagt, dass es bei Kleinfeld „keinerlei Anhaltspunkte für ein Fehlverhalten“ bei Siemens gebe. „Daher halten wir an unserem Vorschlag (Kleinfeld-Wahl für den Aufsichtsrat) fest“, sagte Schneider. Die Aktionäre im Saal spendeten Beifall. VON ULRICH SCHÜTZ

[Demonstration] Bienensterben: Demonstration vor dem Bundesamt für Verbraucherschutz

CBG Redaktion

Datum: Freitag, den 18. Juli 2008 ab 10:00 Uhr

Honigbienen sind BioIndikatoren, die die Gesundheit der Umwelt anzeigen. Vor kurzem sind in Baden und in Bayern 11.500 Bienenvölker mit 330 Millionen Einzelbienen an dem Gift Clothianidin gestorben. Die Dunkelziffer der toten Wildinsekten, Vögel, Amphibien und anderen Tieren ist unbekannt. Nachweislich ist der Wirkstoff Clothianidin die Ursache für diese Umweltkatastrophe. Kaum einen Monat später wird die Zulassung für Clothianidin erneuert.

Clothianidin ist laut eigenen Angaben des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) sehr giftig für Wasserorganismen, giftig für Nutzorganismen, Algen, Insekten, Fische und Vögel. Clothianidin ist giftig für den Menschen.

Trotzdem wurde die Zulassung erneuert. Clothianidin gehört zu einer neuen Generation von Insektiziden, den Neonicotinoiden. Mit einer Anreicherung in der Umwelt ist zu rechnen, vergleichbar mit der weltweiten Anreicherung von DDT. Wußten Sie, daß Sie DDT in sich tragen? Die Honigbienen haben uns gezeigt - das neue DDT ist in Form von Neonicotinoiden im Anmarsch.

Deswegen demonstrieren wir am Freitag, den 18. Juli 2008 um 10:00 Uhr vor dem Gebäude des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit. Wir demonstrieren für unsere Bienen, unsere Umwelt und ihre Gesundheit.
Helfen Sie uns!
Wir brauchen Sie.

Adresse:
Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit
Bundesallee 50, Gebäude 247
38116 Braunschweig

Fragen beantwortet Ihnen ihr Imker vor Ort, der Ihnen diesen flyer gegeben hat. Oder Bernhard Heuvel unter der Rufnummer 01774864748. EMail: Bernhardundee@online.de

[Musterbrief] Musterschreiben

CBG Redaktion

Musterbrief zu den Veröffentlichungen von Bayer MaterialScience

Sehr geehrter Herr Breuer,

vielen Dank für Ihr Schreiben. Leider geht aus diesem erneut nicht hervor, warum Bayer nicht am Standort Krefeld-Uerdingen eine neue CO-Produktionsanlage baut. Dann könnte auf den Betrieb der CO-Pipeline und die unnötige Gefährdung der Anwohner gänzlich verzichtet werden.

Sie schreiben, dass CO aus Kohlendioxid, Erdgas und Dampf hergestellt wird, dass CO2 am Standort Dormagen als Nebenprodukt anfällt und dass die Pipeline daher einen Beitrag zur Entlastung der Umwelt leiste. Laut Europäischem Schadstoffregister produziert jedoch die Bayer Industry Services am Standort Uerdingen allein 1,15 Millionen Tonnen CO2 (siehe: http://www.eper.de/eper2/0_common/0_details.php?id=06-05-23%2F9021016%2F0%2F000). Sollte das umstrittene Kohlekraftwerk auf dem Uerdinger Werksgelände gebaut werden, so fielen weitere 4,4 Mio Tonnen Kohlendioxid an. In Uerdingen ist also weit mehr als genug CO2 als „Rohstoff“ vorhanden.

Ihre Aussage „Pipelines sind sowohl unter Sicherheits- als auch unter Umweltaspekten das beste Transportmittel“ suggeriert, dass durch den Transport von CO per Pipeline andere Transporte - z.B. per Schiff oder Lkw - überflüssig werden. Dies wurde auch wiederholt im Landtag oder von Vertretern der IGBCE geäußert. Natürlich ist dies nicht der Fall, da es gegenwärtig keine nennenswerten CO-Transporte gibt. Es sollte dringend das Prinzip bestehen bleiben, dass Gefahrstoffe allenfalls dort produziert werden, wo sie benötigt werden.

Der Bau der Pipeline mag betriebswirtschaftlich Sinn machen. Dem Allgemeinwohl dient er nicht. Daher lässt sich die Gefährdung der Bevölkerung nicht rechtfertigen.

Mit freundlichen Grüßen

[CO Pipeline] CO Pipeline stoppen!

CBG Redaktion

NRhZ, 10. März 2011

Gefährliche CO-Pipeline von BAYER kommt ab 23. Mai wieder vor Gericht

Kläger: „Bauer Muhr“

Seit mehr als drei Jahren versucht der BAYER-Konzern das 67 Kilometer lange CO-Giftrohr von Köln-Worringen bis nach Krefeld-Uerdingen durchzusetzen. Über die Gefahren für die Anwohner und deren Widerstand gegen das Giftgas-Projekt hat die NRhZ immer wieder berichtet. Nun wurden vom Verwaltungsgericht (VG) Düsseldorf für „die gesamte 21. Kalenderwoche 2011, beginnend Montag, den 23. Mai 2011“, 9.00 Uhr, Verhandlungstermine „gegen die Planfeststellung in Sachen CO-Pipeline“ der Bezirksregierung angesetzt. Einer der Kläger ist der Landwirt Heinz-Josef Muhr.

Der „Planfeststellungsbeschluss der Bezirksregierung zur Errichtung und zum Betrieb einer Rohrfernleitungsanlage zum Transport von gasförmigem Kohlenmonoxid von Köln-Worringen bis nach Krefeld-Uerdingen“ mit seinen 478 Seiten trägt das Datum vom 14. Februar 2007. Der Beschluss „regelt“ alles zugunsten von BAYER, kommt aber auf Seite 338 immerhin zu der Feststellung: „Eine absolute Sicherheit ist mit dieser technischen Anlage allerdings niemals zu erreichen und kann weder durch den zukünftigen Betreiber der Rohrfernleitungsanlage noch behördlicherseits durch nochmals weitergehende Auflagen erreicht werden.“ Auf Seite 342 heißt es ergänzend, „dass bei dem Betrieb von Rohrfernleitungen tödliche Unfälle und Verletzungen nicht ausgeschlossen sind.“ Genehmigt wurde trotzdem. Seitdem gab es 27 Planänderungsbescheide und -beschlüsse für die Giftgas-Leitung, weil BAYER immer wieder eigenmächtig „Planabweichungen“ vornahm.

Die Termine für die Verhandlung verfügte der Vorsitzende Richter am VG, Schwerdtfeger, für die 3. Kammer des Gerichts, denn die 3. Kammer ist nach dem Geschäftsverteilungsplan des VG zuständig für „Planfeststellungs- und Enteignungsrecht nach dem Gesetz über Enteignung und Entschädigung für das Land Nordrhein-Westfalen vom 20. Juni 1989“. 65 „Einwender“ gegen die CO-Pipeline wurden 2007 dokumentiert. Die Befürchtungen der „Einwender“ waren eindeutig. Die Antworten der Bezirksregierung Düsseldorf ebenfalls. Beispiel „Einwender Nr. 61“: „Der Einwender wendet sich gegen die Inanspruchnahme von Flächen.“ Der „Textbaustein“ der Behörde dazu auf Seite 467: „Der Einwand wird zur Kenntnis genommen, eine Abänderung der Trassenplanung bewirkte es nicht.“

Ein „Einwender“, der sich einen solchen Bescheid nicht gefallen ließ, und Kläger in der Auseinandersetzung mit BAYER wurde der 77 Jahre alte Heinz-Josef Muhr. Er ist Landwirt im Monheimer Stadtteil Baumberg und Bürgerrechtler. Als „Bauer Muhr“ wurde er durch seinen Widerstand gegen die Enteignung eines Teils seiner Grundstücke im Trassenverlauf der geplanten Pipeline sogar in überregionalen Medien bekannt. Und die Stadt Monheim koordinierte ihr Vorgehen mit dem “Musterkläger Muhr„, um den Bau der Pipeline für rechtswidrig erklären zu lassen.

Auch die Stadt Düsseldorf war - wie Monheim und andere Städte und Gemeinden entlang der Pipeline-Strecke - nicht bereit, eigene Grundstücke zugunsten des BAYER-Konzerns abzutreten. Dabei musste sie eingestehen, dass sie nur unzureichend von dem “Vorhabenbetreiber“ - also BAYER - und der Genehmigungsbehörde informiert wurde. In ihrer Antwort auf eine Anfrage der DKP im Gerresheimer Rathaus hieß es zum Beispiel: „In welcher Art und Weise die Anforderungen der technischen Regel für Rohrleitungsanlagen (TRFL) - insbesondere hinsichtlich der Hanglage im Bereich des Dahlhofsweges - während des Planfeststellungsverfahrens von der Bezirksregierung Düsseldorf berücksichtigt werden, liegen der Verwaltung keine Informationen vor.“

Als erste Umweltorganisation hatte die Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) - die sich bereits seit 30 Jahren mit allen Risiken, die von der Geschäftspolitik der Bayer AG ausgehen, befasst - bereits Anfang 2006 auf die Gefahren der CO-Pipeline hingewiesen. “Wir haben frühzeitig in den Hauptversammlungen der Bayer AG gegen das Projekt protestiert, Flugblätter und Aufkleber gestreut und Demonstrationen mit vorbereitet„, so Philipp Mimkes von der CBG. Gegen die CO-Pipeline gibt es inzwischen mehr als 110.000 Unterschriften. Und es fanden natürlich zahlreiche Demonstrationen gegen die Pipeline statt. - “Bauer Muhr„ ist also nicht allein in seinem Kampf.

Auch die DKP in Gerresheim bei Düsseldorf solidarisierte sich mit ihm. Über mehrere Jahre hat sie immer wieder “Schwachstellen“ im östlichen Düsseldorfer Trassenabschnitt dokumentiert und zur Anzeige gebracht. Ergebnis: Die Polizei gab diese Anzeigen weiter an die Genehmigungsbehörde. Und von der Bezirksregierung gab es bestenfalls einen der oben erwähnten "Textbausteine“ als Antwort. Uwe Koopmann

Alle Infos zur Kampagne der Coordination

[Laudatio] Henry Mathews Preis

CBG Redaktion

Henry Mathews Preis 2011

Laudatio für Axel Köhler-Schnura am 24.09. 2011 in Köln

Von Dorothea Kerschgens, Dachverband der Kritischen Aktionäre

Heute bist Du dran, Axel und erhältst den Henry Mathews Preis.

Axel, Du bist Urgestein bei den Kritischen Aktionären und bei der Coordination gegen Bayer Gefahren. Ich wäre ja gerne Mäuschen gewesen bei den damaligen Gesprächen in der Vorbereitung zu den Kritischen Aktionären vor mehr als 25 Jahren.

Du bist Gründungsmitglied der CBG und bis heute Vorstandsmitglied. Die CBG entwickelte sich seit 1978 aus einer deutschen Bürgerinitiative und vernetzte sich zunächst deutschlandweit, seit Anfang der 1980er Jahre auch international.

Bereits seit 1982 war und ist die CBG auf den jährlichen Aktionärsversammlungen der Bayer AG vertreten. Einmal hast Du für den Aufsichtsrat kandidiert, als sich ein Mitglied dieses Gremiums entschuldigte.

Eine beeindruckende Anzahl von Aktionen hat Eure konzernkritische Arbeit begleitet. Zum Beispiel im Jahr 2000, als Ihr auf dem jährlich stattfindenden Gedenktag „Day of no Pesticides“ an die Bhopalopfer des Giftgasunfalls in Indien 1984 erinnertet und mit Giftspritzen, Kreuzen und Transparenten vor Bayer aufgetreten seid.

Wenn Bayer jetzt Pestizide der von der WHO gelisteten höchsten Gefahrenklasse vom Markt nehmen will, ist das Euer Verdienst. Auch wenn dies aus Eurer Sicht zu spät kommt.

Die Aufdeckung der Zusammenarbeit der Uni Köln mit Bayer geht sicher zum Teil auch auf Euer Konto.

Neben den Hauptversammlungs-Auftritten und Aktionen begleitet Ihr Bayer mit kritischen Analysen. Daneben unterstützt Ihr weltweit Bürgerinitiativen, wenn sie in Euer Aufgabenfeld gehören.

Damit genug von dieser Seite. Du bist auch Wegbegleiter von Henry gewesen, hast ihn gut gekannt und für ihn und uns eine wunderbare Rede bei seiner Trauerfeier vor fünf Jahren gehalten.

Im privaten Umgang erlebe ich dich immer wieder als sehr freundlichen, zugewandten Menschen. Aber in der Kritik mit Konzernen bist du scharf wie eine rote Peperoni. Aus Deinen Reden bei den Bayer Hauptversammlungen lese ich immer wieder Deine tiefe Sorge um Gegenwart und Zukunft, was ökologische und soziale Fragen angeht. Dir sind Gerechtigkeit und Frieden wichtige Ziele. Du lieferst detaillierte Kenntnisse zu dem Konzern, den du schon lange begleitest und schmiedest sie zu einem scharfen Schwert, das du wortreich schwingst.

Dazu stellst du immer wieder auch die Systemfrage, was Kapitalismus, Profitgier anrichten für Mitarbeiter des Konzerns, Verbraucher und sonstige Stakeholder. Du gehst aber auch nicht schonend um mit Deinen Weggefährten, uns den anderen Kritischen Aktionären. Dies zeigt auch Dein Beitrag in der Festschrift. Da könnten wir schon in eine heftige Auseinandersetzung geraten, die ich heute aber nicht führen will.

Menschen wie Dich braucht die Welt, brauchen wir, die wir an gemeinsamen Zielen arbeiten. Ich sage oft, wir brauchen uns gegenseitig. Um uns Mut zu machen, uns zu bestätigen, wenn wir über die Situation verzweifeln und nach neuen Wegen suchen, um wenigstens Teilziele jetzt und hier zu erreichen.

Axel danke für Deine Ausdauer, Deinen Mut und Deine Beharrlichkeit.

CO Pipeline

CBG Redaktion

23. März 2012

Umweltminister Remmel kritisiert Bayer-Chef

NRW-Umweltminister Johannes Remmel (Grüne) attackierte heute Bayer-Chef Marijn Dekkers, der über eine angeblich mangelnde Planungssicherheit geklagt hatte. Beim Dattelner Kraftwerks-Projekt und der Bayer-Pipeline seien im Vorfeld „gravierende handwerkliche Fehler gemacht worden – auch von Bayer und Eon selbst“, sagte Remmel der WAZ-Gruppe. „Bayer sollte sich hier selbst an die Nase packen, solide Arbeit machen und nicht immer neue Stellenabbau-Runden und Verlagerungen ins Ausland ankündigen.“

Remmel weiter: „Auch wenn Datteln IV und die CO-Pipeline nicht in Betrieb gehen, wird der Industriestandort doch nicht geschwächt sein. Eine solche Behauptung ist doch Unfug“, sagte Remmel. NRW sei „das Industrieland Nummer eins“ und werde es auch bleiben. „Das wird es aber nur, wenn auch die Wirtschaft akzeptiert, dass die Zeit der Blankoschecks bei der Realisierung von Industrieprojekten vorbei ist.“

Zur Erinnerung: EON hat für Datteln 4 keinen gültigen Bebauungsplan und keine rechtsgültige Genehmigung. Der Baubeginn im Februar 2007 geschah auf eigenes Risiko, das ist beim OVG in Münster rechtsverbindlich festgestellt und zu Protokoll genommen worden.

Und im Fall der CO-Pipeline hatte die Öffentlichkeit vor Baubeginn keinerlei Informationen von BAYER erhalten. Das Projekt stellt einen absoluten Präzedenfall dar: bislang wurden hochgefährliche Stoffe wie Kohlenmonoxid nur direkt am Ort des Verbrauchs hergestellt, und nicht über Dutzende Kilometer durch dichtbesiedeltes Gebiet geleitet.

alle Infos zur CO-Kampagne

Bienensterben

CBG Redaktion

Eine weitere Studie bestätigt die Schädlichkeit von Pestiziden aus der Substanzklasse der Neonikotinoide für Bienen. Ausführliche Informationen zum Thema finden sich hier.

Freie Universität Berlin, 20. März 2014

Wenn Bienen den Heimweg nicht finden

Wissenschaftler der Freien Universität publizieren Untersuchung zur Beeinträchtigung der Orientierung von bestäubenden Insekten durch Pestizide

Pflanzenschutzmittel beeinträchtigen einer Studie von Wissenschaftlern der Freien Universität Berlin zufolge die Orientierungsfähigkeit von Honigbienen und anderen bestäubenden Insekten. Schon kleine Mengen von Pestiziden wirkten sich auf das Nervensystem auch von Wildbienen und Hummeln aus, wie die Forscher um den Neurobiologen Professor Randolf Menzel von der Freien Universität herausfanden. Die Ergebnisse wurden am Mittwoch in der renommierten Online-Fachzeitschrift PLOS ONE veröffentlicht.

„Der Befund unserer Untersuchung ist deshalb von allgemeiner Bedeutung, weil der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, den sogenannten Neonicotinoiden, die das Nervensystem der Insekten beeinträchtigen und sie dadurch töten, kontrovers und heftig diskutiert wird“, erklärt Randolf Menzel. Pflanzenschutzmittel sollen Pflanzen vor Schädlingen bewahren. Innerhalb einer Schädlingsgruppe wirkten Pestizide aber häufig auf viele Arten und eine Unterscheidung zwischen schädlichen und nützlichen Insekten sei meist nicht möglich, fanden Wissenschaftler heraus. Das liege daran, dass der Wirkmechanismus bei allen Insekten sehr ähnlich sei. „Aus diesen Zusammenhängen ergibt sich eine große Verantwortung und Sorgfalt beim Einsatz der Pestizide“, betont Randolf Menzel. Die europäische Kommission hat den Einsatz von zwei Pestiziden für die nächsten zwei Jahre verboten, um der Wissenschaft die Möglichkeit zu geben, deren Wirkung auf bestäubende Insekten genauer zu untersuchen.

Bienen orientieren sich nach dem Sonnenkompass, mit dessen Hilfe sie sich ihre Flüge rund um den Bienenstock einprägen. So entwickeln sie eine „innere Landkarte“, in der sie ihre Flugrouten speichern. Mithilfe dieses Flugvektors wissen sie, in welcher Richtung und Entfernung sich der Bienenstock befindet. In einem Experiment testeten die Wissenschaftler der Freien Universität Berlin die Wirkung der zwei momentan verbotenen Pestizide Imidacloprid, Clothianidin und des Pflanzenschutzmittels Thiacloprid auf die Fähigkeit der Bienen, sich zurechtzufinden.

In ihrem Versuch gingen die Forscher der Freien Universität folgenermaßen vor: Sie dressierten zunächst eine Gruppe von Bienen an eine Futterstelle etwa 400 m vom Bienenstock entfernt. Die Bienen lernten bei der Dressur, entlang einer direkten Route zur Futterstelle zu fliegen. In einem zweiten Schritt fingen die Wissenschaftler die so konditionierten Bienen vor dem Abflug zum Stock ab und setzten sie an einem anderen Ort innerhalb ihres erkundeten Bereichs wieder aus. Die Bienen wendeten nach dem Freilassen zuerst das Gedächtnis des Flugvektors an. Sie flogen also in die Richtung und über die Entfernung, in der sie den Bienenstock von ihrer ursprünglichen Position aus erwarteten. Da sie aber versetzt wurden, flogen sie an einen Ort, an dem sich der Bienenstock nicht befand. Nach einigem Herumsuchen orientierten sich die Bienen mithilfe ihrer „inneren Landkarte“ neu und flogen direkt zum Stock zurück.

Die Navigation der Biene in einer solchen Testsituation hat also zwei Phasen, den sogenannten Vektorflug und den sogenannten Heimflug. In einem dritten Schritt wurde den Versuchsbienen an der Futterstelle eine kleine Menge der Pestizide verabreicht; es zeigte sich, dass ihr Orientierungsvermögen während der Heimkehrphase durch die Insektenschutzmittel gestört wurde. Dies lässt sich daran belegen, dass bedeutend weniger Bienen erfolgreich zum Stock zurückfanden und die Flugwege insgesamt weniger direkt waren. Zu beachten ist, dass diese Ergebnisse an einzelnen Bienen gesammelt wurden und noch unklar ist, wie sich die Effekte auf ein ganzes Volk auswirken.

In ihrer Publikation „Neonicotinoids interfere with specific components of navigation in honeybees” (Neonticotinoide beeinträchtigen bestimmte Bereiche der Orientierung von Honigbienen) diskutieren die Wissenschaftler die Ergebnisse ihrer Untersuchung im Kontext der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln.

[GenPatente] Hauptversammlung 2014

CBG Redaktion

Sehr geehrte Mitglieder des Vorstands und des Aufsichtsrates,
meine Damen und Herren

mein Name ist Olivia Tawiah, ich bin Mutter von vier fast erwachsenen Kindern und seit knapp drei Jahren aktiv als Mitbegründerin der Düsseldorfer Transition Initiative “Stadt Im Wandel”, die sich an der internationalen Transition Town Bewegung orientiert.
Da mir das Thema Gentechnik schon länger Sorgen bereitet. habe ich vor einem Jahr gemeinsam mit weiteren aktiven Privatpersonen den weltweit stattfindenden March Against Monsanto für Düsseldorf organisiert, der am 24. Mai zum dritten Mal erneut stattfinden wird.

Klar ist, Monsanto kontrolliert mit wenigen weiteren Konzernen den Agro-Markt und BAYER ist eines der zehn größten Unternehmen, die in den Bereichen Pestizide und Saatgut einen Marktanteil von über 70 Prozent besitzen.
Das Ziel dieses Oligopols ist ganz eindeutig, den Markt unter sich aufzuteilen, Preise und politische Rahmenbedingungen zu diktieren und letztlich die Ernährungsgrundlagen der Menschheit zu kontrollieren.
Zentrales Hilfsmittel hierbei sind Patente auf Pflanzen und Tiere.

Die Initiativen Coordination gegen BAYER-Gefahren und Kein Patent auf Leben! haben daher im vergangenen Jahr alle Patent-Anträge untersucht, die in den vergangenen zwanzig Jahren beim Europäischen Patentamt (EPA) eingereicht wurden.
Von den rund 2.000 Patenten, die das EPA auf transgene Pflanzen gewährt hat, hatten 206 entsprechende Anträge von BAYER in den Jahren von 1980 bis 2012 Erfolg, unter anderem auf Mais, Weizen, Reis, Gerste, Soja, Baumwolle und sogar auf genmanipulierte Bäume.

Mich würde interessieren, wie viele Patente auf Pflanzen wurden im vergangenen Jahr ganz konkret von BAYER beantragt? Und wie viele davon wurden bewilligt?

Mit Gentechnik verbindet man generell Mais, Soja, Reis - genmanipulierte Bäume sind sicherlich vielen nicht bekannt.
Wofür benötigt BAYER eigentlich Patente auf genmanipulierte Bäume?

Und mal ganz allgemein gedacht.
Patente haben für mich immer etwas zu tun gehabt, mit Erfindungen, die Menschen mit ihrer Phantasie und ihrem Wissen entwickelt haben und sind eng verknüpft mit dem Begriff der Originalität.
Patente auf Lebewesen jeglicher Art, die die Natur hervorbringt, gehören nach meinem Empfinden nicht dazu.
Die Natur ist lange vor BAYER und allen anderen Chemiekonzernen entstanden.
Aber das ist wahrscheinlich eher ein Einwand für das EPA.

Auch die große Anzahl an Patenten verwundert mich, denn das Gentechnik-Programm von BAYER beruht im Wesentlichen auf nur zwei Techniken:
Einmal das herbizid-resistente Saatgut, das in Kombination mit den Pestiziden Glufosinat oder Glyphosat verkauft wird.
Das zweite betrifft Pflanzen, die das giftige Bakterium Bacillus thuringiensis (Bt) enthalten und dadurch Insekten abtöten.
Beide Verfahren sind schon seit den 90er Jahren auf dem Markt.
Von den erwähnten 206 genehmigten Patenten, beziehen sich 23 auf Resistenzen gegen Herbizide.

Diese Patente zur Glufosinat-Resistenz stammen zum Teil aus den 1980er Jahren und sind mittlerweile abgelaufen. Um die Laufzeit zu verlängern, hat BAYER bei wichtigen Pflanzen wie Soja und Baumwolle kleine Veränderungen am Erbgut vorgenommen und darauf neue Patente beantragt.
Da auch das Patent des Monsanto-Präparats Glyphosat abgelaufen ist, vertreibt BAYER diesen Wirkstoff inzwischen selbst und hält hierzu zehn eigene Patente.
Dazu ist ganz interessant zu wissen, dass oftmals ein Patent, zum Beispiel eins zum Glyphosat-Resistenz-Verfahren, gleichzeitig viele weitere, speziell auf unterschiedliche Pflanzenarten zugeschnittene Patentansprüche mit sich zieht.

Wegen der Gefahren für Mensch und Umwelt müssten Glufosinat und Glyphosat nach Ansicht von Umweltschützern sofort vom Markt genommen werden.
Darüber hinaus sind beide Techniken wegen der zunehmenden Resistenzbildung allenfalls noch ein paar Jahre wirksam und daher kaum zukunftstauglich.

Als Antwort darauf hat BAYER in den vergangenen Jahren eine Reihe von Tausch-Abkommen mit anderen Unternehmen geschlossen, unter anderem mit Monsanto, DuPont, Syngenta und Dow. So können seitdem auch Verfahren der Konkurrenz zum Einsatz kommen, aus denen Saatgut entsteht, das gegen zwei oder mehr Herbizide immun ist.
All das gelangt früher oder später in unsere Nahrungskette.

Da mittlerweile allgemein bekannt ist, dass der Einsatz von Glyphosat zur massenhaften Entstehung resistenter Wildkräuter führte, die mit immer mehr Pestiziden bekämpft werden müssen, stelle ich die Frage:
Warum geht Bayer weiterhin den Irrweg mit Glufosinat und Glyphosat, und weitet den Einsatz dieser Stoffe noch weiter aus?

In Köln sagt man traditionell “et hätt noch emmer joot jejange”, aber das ist noch lange kein Grund für BAYER das als Leitsatz zu nehmen!

Vielleicht ist die Antwort ja ganz einfach finanzieller Art.
Da drängt sich die Frage auf:
Wie hoch war der weltweite Umsatz mit genverändertem Saatgut im vergangenen Jahr effektiv?
Und wie hoch war der Umsatz des Herbizids Glufosinat, dessen Einsatz mit herbizidresistentem Saatgut gekoppelt ist?

Es zeichnet sich immer deutlicher ab, dass der ganze Einsatz von Giften und Chemikalien einem Kampf gegen Windmühlen gleicht, weil Gen-Pflanzen zunehmend wirkungslos werden, was Einbußen bei den landwirtschaftlichen Erträgen zur Folge hat.

Dazu kommt, dass die unzähligen alten Pflanzensorten, mit denen die meisten der hier Anwesenden aufgewachsen sind, unbemerkt der Normierung zum Opfer fallen und verschwinden, was zu Lasten der Vielfalt unserer Ernährung geht und unser aller Kulturerbe zerstört.

Und auch die Agrar-Forschung leidet unter der zunehmenden Patentierung von Pflanzen. Gerade in Entwicklungsländern werden lokal angepasste Techniken, die wirklich zu Ernährungssicherheit und ökonomischer Nachhaltigkeit beitragen können, durch teure Lizenzen behindert. Davor warnte bereits im Jahr 2008 der Weltagrarbericht der Vereinten Nationen und der Weltbank.

Ich finde es empörend, dass seitens BAYER weiterhin mit schönen Bildern und Slogans wie “Science for a Better Life” propagiert wird, die Konzernphilosophie sei ganz besonders darauf bedacht, die Landwirtschaft nachhaltig und widerstandsfähig machen, zum Wohle der Menschheit und um in der Lage zu sein, die wachsende Bevölkerung zu ernähren.
Die Realität beweist genau das Gegenteil.

Gemeinsam mit der Coordination für Bayer Gefahren, der Initiative “Keine Patente auf Leben” und einer Vielzahl von weiteren Gruppen und Einzelpersonen fordere ich den Ausstieg aus der sogenannten “Grünen” Gentechnik, denn die Versprechen, die mit gentechnischen Eingriffen einhergegangen sind, haben sich nie erfüllt. Weder wurden die Erträge signifikant gesteigert, noch wurde der Pestizid-Einsatz reduziert.

Das Versagen herbizid-resistenter Pflanzen geht auf Kosten der Umwelt, der Landwirte und somit auf Kosten der gesamten Menschheit.
Es wird Zeit, dass BAYER aus den Fehlern der Patent-Politik und der Gentechnik die richtige Lehre zieht und aufhört weiterhin Schein-Lösungen zu entwickeln.

Der Aufsichtsrat ist für die Machenschaften des Konzerns mitverantwortlich. Daher ist ihm die Entlastung zu verweigern.

Gleichzeitig ist es mir aber wichtig darauf hinzuweisen, dass wir alle auch unseren Teil dazu beitragen können, dass BAYER und die anderen Konzerne neue gesündere Wege einschlagen, indem wir bei unseren Kaufentscheidungen unser Geld aufmerksamer und bewusster einsetzen.

Ich lade Sie alle herzlich ein, am 24. Mai nach Düsseldorf zu kommen um an unserem Aktionstag teilzunehmen und sich von der vorhandenen Vielfalt an Ideen, Lösungsansätzen und gemeinschaftlicher Energie inspirieren zu lassen!

[Aachen] Aachen: Vortrag am 18. Februar zu „100 Jahre Giftgas-Krieg“

CBG Redaktion

Informations- und Diskussionsveranstaltung der VVN mit Philipp Mimkes, Vorstandsmitglied der „Coordination gegen Bayer-Gefahren“

Zeit: Mittwoch, 18. Februar um 19:00 Uhr
Ort: DGB-Haus, Aachen, Dennewartstraße

Von den 10 Millionen Toten des ersten Weltkriegs sind ungefähr 90.000 auf den Einsatz von chemischen Kampfstoffen zurück zu führen. Von den 25 Millionen Schwerverletzten 1914-18 sind ca. eine Million Menschen vergiftet worden. Deutschland begann als erstes Land den Giftgasangriff am 22. April 1915 in Ypern. Es war eine neue Eskalation des deutschen Angriffskrieges mit Mitteln, die von der Haager Landkriegsordnung von 1907 untersagt, also völkerrechtswidrig, waren.

Die Firma Bayer in Leverkusen machte mit Giftgas Riesenprofite, war aber auch bei der Entwicklung und Herstellung von Sprengstoffen „mittendrin“. Unter dem Dach der IG Farben wiederholte der Konzern das Geschäft mit Verbrechen gegen die Menschlichkeit im 2. Weltkrieg. Die Barbarisierung der von Deutschland ausgehenden Weltkriege wurde durch Bayer-Manager vorangetrieben. Der Einfluss auf die Politik war und ist groß. Dazu gehört auch die Finanzierung der Nazi-Partei.

Seit 35 Jahre existiert eine Gruppe von Menschen, die sich mit Aktionen, Aufklärungsarbeit und als Kleinaktionäre auf den Aktionärsversammlungen kritisch mit den Umtrieben des Konzerns auseinandersetzen: Die „Coordination gegen Bayer Gefahren“. Regelmäßig informiert die CBG in ihrer Zeitung „Stichwort Bayer“.

Nach dem Vortrag ist Gelegenheit zur Diskussion.

[Christoph Koch] Hauptversammlung 2015

CBG Redaktion

Sind die Neonics nun doch Schuld am Bienensterben?

Sehr geehrter Vorstand,
sehr geehrter Aufsichtsrat,
meine sehr geehrten Damen und Herrn Aktionäre,

mein Name ist Christoph Koch und ich spreche nun schon zum 7ten Mal zu ihnen im Namen des deutschen Berufs- und Erwerbsimkerbundes und der EU-weiten Imkervertretung dem EPBA.
Ich stehe hier wegen dem Bienenschutz mit Fragen an den Vorstand.

Es geht um BAYER Produkte wie z.B. PONCHO oder SONIDO auch Neonics genannt!
Alle meine bisherigen Fragen finden sie auch ganz leicht im Internet und es lohnt sich diese mal in Ruhe zu lesen!

Herr Dekkers, BAYER traut sich also nicht mehr die Umsätze der Neonics im Geschäftsbericht separat auszuweisen.
Warum machen Sie das nicht mehr?
Haben Sie etwas zu verbergen?
Wie viel Umsatz haben die Neonics 2014 insgesamt gemacht?
Und wie viel im ersten Quartal 15?
Ich hätte auch gerne die Umsatz-Zahlen aufgesplittet nach den Wirkstoffen wie z.B. Thiacloprid, Imidacloprid und Clothianidin jeweils separat!
Gehört Acetamiprid auch zum Sortiment des Konzernes? Wenn ja dann hätte ich auch gerne diese Umsatzzahlen und Vergleichszahlen zum Vorjahr.

Meine Damen und Herren Aktionäre,

der Vorstand hat bisher mit sehr großer Beharrlichkeit erklärt, dass die Neonic-haltigen BAYER Produkte bei sachgerechter Anwendung alle Bienensicher seien und ganz andere Dinge die wirklichen Ursachen für die großen Bienenprobleme sind.

OK

Interessant ist nun, dass Sie mit SIVANTO eine neue Insektizid Generation auf den Markt bringen und diese Produktlinie als besonders Bienensicher anpreisen!

Wie sollen wir das verstehen?

Gibt es nun doch Bienenprobleme mit den Neonics?

Klären Sie uns bitte auf mit diesem Wiederspruch.

Was denken Sie meine Damen und Herrn Aktionäre, warum hat SONIDO keine Zulassung in Deutschland bekommen?

Herr Dekkers Sie können uns ganz sicher aufklären oder etwa nicht?

Seit Dezember 2013 sind Neonics partiell im ganzen EU Raum verboten. Der Einfluss der Lobbyisten in Brüssel konnte dieses EU Verbot nicht verhindern.

Von den 2 Jahren Moratorium ist eines verstrichen und auch die Klage bei der EU Kommission zeigt heftigen Gegenwind.

„Gefahr im Verzug-Zulassungen“ greifen nicht oder nur mit Tricks, wie bei SONIDO

In Kanada formiert sich immer mehr Wiederstand

Auch in den USA!

Dieses Australien-Ablenkungs-Manöver wurde zum Bumerang

Und dann diese Abmahnung gegen den BUND

Ein Hornbeger schießen bei dem der Schuss nach hinten los ging.

Das Bienen-Killer-Image klebt wie Bärendreck

Meine Damen und Herren Aktionäre, der Bienenschutz wird zusehens ein Problem für BAYER

Herr Dekkers immer wieder brachten Sie und ihr Vorgänger das DeBiMo als den großen Gegenbeweis, dass diese PSM nichts mit den großen Bienenverlusten zu tun haben.

Und gleichzeitig bewerben Sie jetzt die neue Generation als ganz besonders Bienensicher!

Wie kommt´s?

Weil inzwischen auch aus den DeBiMo Daten bekannt ist, dass es Bienenbrotproben gibt mit über 23 verschiedenen PSM Rückständen? Darunter auch beängstigend viele Proben mit extrem hohen Thiacloprid-Werten also einem Neonic aus dem Hause BAYER. Warum diese Droblegs? Und warum erst jetzt? Droblegs sind abgehängte Spritzdüsen, dass die PSM nicht mehr in die Blüte sondern darunter gelangen.

Es ist inzwischen Unwiderlegbar, dass diese PSM Effekte auf die Sterblichkeit der Bienen haben und diese auch die Grundlage sind für das EU Verbot! Mal ganz zu schweigen von all den anderen Blütenbesuchenden Bestäuberinsekten!

Hummeln haben keine Varroa-Milben die es zu bekämpfen gilt.

Hummeln werden auch nicht durch zu blöde, unfähige oder schlampige Imker umgebracht. Und doch verschwinden Sie genau dort, wo die Neonics zur Anwendung kommen.

Also rudert doch dieser Konzern hier jetzt zurück oder wie soll man das alles anders verstehen!

Meine Redezeit ist beschränkt. Daher möchte ich Sie auch nicht weiter mit Details belästigen. Kontaktieren Sie mich, wenn Sie mehr Infos zu diesen Bienenproblemen wollen.

Ich habe letztes Jahr hier miterleben dürfen, wie jemand aus Australien versuchte hier in Englisch zu sprechen, zu einem Themenfeld bei dem es um Menschenleben geht.

Mich hat es geschockt wie das abgelaufen ist. Auch in den Jahren zuvor!

Meine Bienenfragen sind da geradezu lächerlich und belanglos!

Herr Dekkers machen Sie weiter so!

machen Sie weiter mit dem Slogan

Science for a better Live

Übrigens ist das gleichfalls Englisch!

Nur für den Fall, dass sie es noch nicht wussten,

und es steht da oben ganz dick und groß und nicht erst seit letztem Jahr!

Meine Damen und Herrn Aktionäre ich bin sprachlos und mir bleibt schlicht und einfach immer noch die Spucke im Hals stecken!

Was dieser Vorstand hier abzieht, das hat nichts mehr damit zu tun, den Aktienkurs nach oben zutreiben!

Daher seien Sie mutig und zeigen Sie dem Vorstand die Rote Karte

Vielen Dank

Christoph Koch
3.Vorsitzender im Deutschen Berufs- und Erwerbsimkerbund
Landesgeschäftsführer für Baden-Württemberg

[Unterschriften] Steuerflucht stoppen!

CBG Redaktion

Hiermit fordere ich eine Beendigung der Steuerflucht multinationaler Konzerne. Hierfür benötigen wir die EU-weite Einführung einer länderspezifischen Berichterstattung („country by country reporting“), ein EU-weit einheitliches System zur Körperschaftssteuer-Bemessung und ein öffentlich einsehbares Steuer-Register.

[contact-form-7 id="13930" title="generisch kontakt"]

[Jan Salzmann] Hauptversammlung 2016

CBG Redaktion

Dr. Jan Salzmann; MEZIS (Mein Essen zahl ich selber)

„Science for a better life“ Mit dieser Botschaft richtet sich Bayer an die Beteiligten im Gesundheitssystem. Bei genauerer Betrachtung der aktuellen Unternehmenspolitik sollte der Slogan eher „science for better profits „ heißen oder treffender „marketing for better profits“

Wir Ärzte erwarten von einem Pharmazieunternehmen, dass es Medikamente für die Erkrankungen entwickelt, an denen unsere PatientInnen leiden. Bayer macht es manchmal umgekehrt. Da werden Krankheiten für Medikamente entwickwickelt oder Indikationen ohne jede medizinische Rechtfertigung ausgeweitet. Zwei Beispiele:

Männer jenseits der 50 fühlen sich nicht mehr wie 20, wie die meisten hier Anwesenden vermutlich bestätigen würden. Antriebsmangel, Reizbarkeit, Muskelabbau, Erektionsstörungen, Schlafstörungen, innere Unruhe, Mattigkeit und noch weitere häufige Beschwerden werden zu dem Krankheitsbild „Wechseljahre des Mannes“ zusammengefasst, die Lösung „Testosteron“ gehört ja schon zum Sortiment von Bayer und dann wird eine Marketingfirma beauftragt, die frisch erfundene Diagnose an die Zielgruppen (Ärztinne und Ärzte sowie alternde Männer) zu bringen.

Konsens der endokrinologischen Fachgesellschaften ist, dass es keine Wechseljahre des Mannes gibt. Ab 40 fällt der Testosteronspiegel – bei allen Männern. Das ist normal und keine Krankheit. Nicht indikationsgerechter Gebrauch von Testosteron schädigt nicht nur den Geldbeutel der Patienten und das Budget der Krankenkassen, er ist auch gefährlich. Testosteron erhöht das Risiko einen Herzinfarkt zu erleiden und fördert das Wachstum okkulten Prostatakrebses.

Xarelto, Blockbuster und Hemmer der Blutgerinnung, hochumstrittenen wegen gefährlichen unerwünschten Wirkungen wird in Ärztezeitschriften schon lange heftig beworben, neuerdings auch im Einsatz auf Intensivstationen. Dieses Medikament erhöht massiv das Blutungsrisiko, die Wirkung ist im Gegensatz zu anderen Medikamenten nicht aufzuheben und wer schon mal auf einer Intensivstation war, weiß, dass dort ständig Schläuche und Katheter in alle möglichen Körperstellen eingebracht werden. Xarelto in diesem Kontext ist nicht nur unsinnig sonder hochgefährlich.

Ich vertrete eine kritische Ärzteschaft, die nicht bereit ist, unethisches Verhalten der Arzneimittelhersteller mit zu tragen, egal ob es um Patente, Arzneimittelangebote in armen Ländern, Forschungsverlagerung unter schlechteren sozialen Bedingungen, mangelnde Forschung an vernachlässigten Krankheiten oder Patentpolitik geht.

Die aktuelle Unternehmenspolitik von Bayer sorgt für gute Umsätze und schlechte Presse. Patientinnen, Ärztinnen und Apotheker werden zukünftig immer mehr durch ein kritisches Konsumverhalten Einfluß nehmen und - bei vorhandener Alternative – Medikamente anderer Firmen kaufen, bzw verschreiben. Dann folgen schlechte Umsätze bei schlechter Presse. Ich hoffe, Sie erkennen die Zeichen der Zeit und ändern die Unternehmensausrichtung, dass der Slogan „Scienece for a better life“ nicht wie eine Farce klingt, sondern ein Markenzeichen wird.

[News&Infos] Pressespiegel NEWS und INFOS

CBG Redaktion

Rund um das Thema Monsanto, BAYER, deren anstehende Fusion,deren Produkte und Machenschaften werden hier Nachrichten/Videos/Dokumentationen gesammelt. Einen starken Magen beim Stöbern wünscht Ihr Team der CBG!


Aktuelle Entwicklungen:

Süddeutsche: So prüfen die Wettbewerbshüter in Brüssel die Übernahme von Monsanto

ARD: BAYER wirft Blick in MONSANTOs Bücher

Handelsblatt: BAYER prüft MONSANTO-Bücher


Infos:

Auf keinen Fall kaufen


Videos/Dokumentationen

Monsanto mit Gift und Genen

Chronisch vergiftet - Monsanto und Glyphosat (ARTE Doku)

Aspartam, das Gift aus dem Supermarkt

200.000 Selbstmorde in Indien: Die verheerenden Folgen durch Monsanto

[Umweltbilanz] Presse-Information CBG 17.04.19

CBG Redaktion

CBG reicht Gegenantrag zu BAYERs Umweltbilanz ein

MONSANTO-Übernahme verschlechtert die Werte massiv

Der Erwerb von MONSANTO macht BAYERs Umweltschutz-Report zu einem Schwarzbuch. Obwohl die Zahlen der neuen Konzern-Tochter erst seit dem 7. Juni 2018 – dem Datum des offiziellen Vollzugs der Transaktion – in die Berichterstattung einfließen, kommt es beim Ausstoß von Kohlendioxid, Feinstaub und anderen Stoffen zu massiven Steigerungen. Die Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) hat deshalb zur Hauptversammlung des Global Players am 26. April einen Gegenantrag eingereicht. „Die verheerenden Auswirkungen des Deals auf die Umweltbilanz des Unternehmens hat der Vorstand bewusst in Kauf genommen. Deshalb ist ihm die Entlastung zu verweigern“, heißt es darin.

Allein die klima-schädlichen Kohlendioxid-Emissionen erhöhten sich im Jahr 2018 durch die Akquisition um mehr als 50 Prozent von 3,63 Millionen auf 5,45 Millionen Tonnen. „Mit der Übernahme von MONSANTO hat BAYER neben Standorten für die Saatgut-Produktion auch eine Rohstoff-Gewinnung für die Herstellung von Pflanzenschutzmittel-Vorprodukten übernommen, mit der eine energie-intensive Aufbereitung und Weiterverarbeitung verbunden sind“, führt der Geschäftsbericht zur Begründung an. Die Werte für Kohlenmonoxid, Feinstaub und flüchtige Substanzen legten ebenfalls drastisch zu. Zudem leitete der Konzern mehr Phosphor, Stickstoff und Schwermetalle in die Gewässer ein. „Nicht genug damit, dass MONSANTO BAYER bereits jetzt 12.000 Arbeitsplätze und hunderte Millionen Dollar Strafzahlungen wg. Glyphosat kostet – wie sich jetzt herausstellt, handelt es sich bei dem US-Unternehmen auch noch um eine Dreckschleuder par excellence“, so Christiane Schnura von der Coordination.

Die Berliner Tageszeitung taz hat über das neue MONSANTO-Desaster bereits berichtet. Eine Stellungnahme dazu wollte die Aktien-Gesellschaft dem Blatt gegenüber jedoch nicht abgeben.

Die CBG wird das Thema „Umweltbilanz“ auch auf die Tagesordnung der BAYER-Hauptversammlung am 26. April setzen. Die Hauptversammlung des BAYER-Konzerns steht jetzt bereits im Zeichen heftiger Turbulenzen. Am 26. April selbst wird es vor Beginn des AktionärInnen-Treffs eine Demonstration der SchülerInnen Bewegung Fridays For Future sowie eine Kundgebung geben und am Tag vorher eine Podiumsdiskussion unter anderem mit dem brasilianischen Pestizid-Gegner Alan Tygel.

Podiumsdiskussion: Migrapolis, Bonn, Brüdergasse 18, 19 Uhr

Kundgebung: Platz der Vereinten Nationen 2, Bonn, ab 7 Uhr

Im Saal der HV selbst wird es ebenfalls heiß hergehen, an den Mikrofonen wird von den Verantwortlichen Rechenschaft verlangt werden. Bereits jetzt liegen Gegenanträge auf Nicht-Entlastung vor (siehe https:www.bayer.de/de/hv-2019-gegenantraege.pdfx). Die Stellungnahme des Konzerns (siehe https:www.bayer.de/de/hv-2019-gegenantraege.pdfx) entspricht voll und ganz dem, was am 29.03. in der Neuen Westfälischen in einem Kommentar von Thomas Wenzel zu lesen war: „Der starre Blick auf Profite hat die Führungsriege von BAYER blind gemacht.“ (https://www.pressreader.com/germany/neue-westfalische-bielefelder-tageblatt-bielefeld-sud/20190329/page/2)

[Hintergrund] BAYER HV 2020

CBG Redaktion

Überblick aktuelle Situation

2019 wurde auf der BAYER-Hauptversammlung erstmals der Vorstand eines DAX-Konzerns mit der Mehrheit aller Stimmen der AktionärInnen auf Antrag der Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) nicht entlastet. Grundlage ist auch die massive Kritik in der Weltbevölkerung an den Konzernverbrechen von BAYER und seinem Zukauf MONSANTO.

Glyphosatverfahren

In den USA laufen 48.000 Schadensersatzklagen gegen den Konzern wegen Vergiftung von Menschen durch GLYPHOSAT, weitere wegen Vergiftung durch DICAMBA, die Kurse brechen ein; Aufsichtsratschef Wenning trat vor diesem Hintergrund am 26. Februar 2020 zurück.

Schlechte Vorzeichen für die Hauptversammlung von BAYER, die der Konzern im März für den 28. April einberufen hat.

Coronakrise

Dann kam Corona. Während andere Konzerne Ihre Hauptversammlung verschoben haben, hat BAYER trotz der Entwicklung der Pandemie an dem Termin festgehalten. Begründung „Die Dividende muss ausgeschüttet werden!“

Statt zu verschieben, hat BAYER wesentlich darauf gedrungen, dass ein „Pandemie-Notstandsgesetz“ derart gestaltet wird, dass eine Verlagerung der Hauptversammlung ins Internet ermöglicht wird. Mit drastischer Beschneidung der Rechte von Minderheits-AktionärInnen und KonzernkritikerInnen. Dieses Gesetz wurde am 30. März 2020 gültig, nach eiligen Kabinetts- und Parlamentsbeschlüssen in den Vortagen.

Virtuelle HV

Damit hatte BAYER wie gewünscht freie Bahn und verlegte direkt als erster DAX-Konzern die HV ins Internet. Dabei hat der Konzern alle Fristen bis zum neuen Notstands-Limit maximal verkürzt, die Zugangsrechte zur virtuellen HV erheblich erschwert und die Rechte der AktionärInnen unter Ausnutzung des Notstandsgesetzes drastisch beschnitten.

Die AktionärInnen werden zudem bis wenige Tage vor der HV nicht oder nur unvollständig informiert, viele werden rein technisch auch von der online-Teilnahme ausgeschlossen.

Offener Brief

CBG Redaktion

06.September 2001

Ehemalige ZwangsarbeiterInnen bei BAYER-Zentrale in Leverkusen

Heute wird von BAYER eine Gruppe ehemaliger ZwangsarbeiterInnen empfangen, die in der Zeit des Hitler-Faschismus in Leverkusen Sklavenarbeit verrichten mussten.

Anläßlich des Empfangs der ZwangsarbeiterInnen überreicht die „Coordination gegen BAYER-Gefahren“ (CBG) dem Vorstands-
vorsitzenden des BAYER-Konzerns einen Offenen Brief.

In diesem kritisiert das konzernkritische Netzwerk die beharrliche Verweigerung von aufrichtiger Entschuldigung und erneuert ihre Forderung nach angemessener Wiedergutmachung bei allen Opfern des BAYER-Terrors und vor allem auch bei deren Hinterbliebenen.
Weiterhin verlangt die CBG den ihr verweigerten Zugang zu den BAYER-Archiven und den Unterhalt bzw. die Einrichtung von Gedenkstätten durch BAYER.

Noch 1995 ließ der Konzern Redner, die zur verbrecherischen Vergangenheit sprechen wollten, gewaltsam von den Mikrofonen der Hauptversammlung entfernen, noch 1999 verweigerte Vorstandschef
Dr. Manfred Schneider auf der BAYER-Hauptversammlung ausdrücklich eine Entschuldigung für den BAYER-Terror. Axel Köhler-Schnura, Vorstand Coordination gegen BAYER-Gefahren:
„Solange BAYER die offizielle Entschuldigung verweigert, der Coordination gegen BAYER-Gefahren den Zugang zum Archiv sperrt, sich mit lächerlichen Beträgen aus der Verantwortung stiehlt, kann von Wiedergutmachung, Reue und Sühne keine Rede sein. Wir fordern die überfällige Abkehr vom alten Geist.“

Die CBG übermittelte den ZwangsarbeiterInnen eine Kopie ihres Offenen Briefes an BAYER sowie das von ihr herausgegebene Buch
„IG FARBEN - Von Anilin bis Zwangsarbeit“ (Schmetterling-Verlag), Informationen über ihre Arbeit und wünschte ihnen die erhofften Ergebnisse ihrer Reise und eine wohlbehaltene Heimkehr.

Weitere Informationen bei
Axel Köhler-Schnura/CBG 0211 - 26 11 210

Offener Brief

BAYER AG
Dr. Manfred Schneider
51368 Leverkusen

6. September 2001

Zwangsarbeit

Sehr geehrter Herr Dr. Schneider,

anläßlich des Besuchs ehemaliger ZwangsarbeiterInnen in Leverkusen vom 3. bis zum 10. September und des Empfangs dieser Zwangs-
arbeiterInnen durch BAYER erneuern wir unsere Forderung nach einer rückhaltlosen Entschuldigung des BAYER-Konzerns für die zur Zeit des Hitler-Faschismus an ZwangsarbeiterInnen, KZ-InsassInnen und anderen Menschen begangenen Verbrechen.

Auch fordern wir die Rücknahme des von Ihnen in diesem Zusammenhang auf der Hauptversammlung 1999 geäußerten Satzes: „Ich entschuldige mich für nichts, was geschah, als ich ein Kind war.“

Wir betrachten die von Ihnen in den Stiftungsfonds zur Entschädigung ehemaliger ZwangsarbeiterInnen eingelegte Summe von 100 Mio. DM als völlig ungenügend. Zumal diese Summe zu 50 Prozent als „Betriebskosten“ über die Steuer getragen wird und Sie die Zahlung mit erpresserischen Forderungen nach jeglichem Verzicht auf Ansprüche aus Zwangsarbeit, Menschenversuchen, Enteignung etc. verbinden.

Immerhin war es BAYER-Chef Carl Duisberg, der bereits im Ersten Weltkrieg das „Modell Zwangsarbeit“ erfand und den Einsatz in Leverkusen durchsetzte; auch war es der BAYER-Betriebsteil innerhalb des IG FARBEN-Verbundes, der 1940 als erster bei den Behörden Bedarf an ZwangsarbeiterInnen anmeldete; es gab in Leverkusen öffentliche Hinrichtungen von ZwangsarbeiterInnen; im Uerdinger Werk verleibte BAYER ohne jedes Federlesen einen jüdischen Friedhof dem Werksgelände ein; Sklavenarbeit, Menschenversuche, Raub, Qual und Werksschutz-Terror gegen ZwangsarbeiterInnen - all das gehörte bei BAYER zur gängigen Praxis.

Ihre beharrliche Weigerung, den ehemaligen ZwangsarbeiterInnen und anderen Opfern bzw. deren Hinterbliebenen gerechte und angemessene Entschädigung zu gewähren sowie sich für den Konzern zu entschuldigen zeigt ebenso wie die Tatsache, dass am Grab des IG FARBEN-Verbrechers Fritz Ter Meer stets frische Blumen von BAYER liegen, dass es keine nachhaltige Distanzierung vom Täterbewußtsein und keinen entschiedenen Willen zur Wiedergutmachung gibt.
Dies bedauern wir sehr und fordern endlich überzeugende Schritte zur Abkehr von dieser Haltung.

In Erwartung Ihrer Antwort

(für den Vorstand)
- Axel Köhler-Schnura -