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Veröffentliche Beiträge in “Allgemein”

Carl Duisberg

CBG Redaktion

Carl Duisberg, der ehem. BAYER-Generaldirektor, war verantwortlich für den Einsatz von Giftgas, die Verschleppung von Zwangsarbeitern und den Verkauf von Heroin als Hustenmittel (siehe Kampagne). Offensichtlich war er zudem für mehrere Verkehrsunfälle mit Todesfolge verantwortlich:

Leverkusener Anzeiger, 11. Juni 2013

Ein rechthaberischer Herrenfahrer

Wenn Carl Duisberg, der ehemalige Geheimrat des Bayer-Werkes, auf der Straße war, konnte es gefährlich werden. Das Archiv verzeichnete in der Akte „Verkehrsunfälle“ zwei Tote und einen Schwerverletzten. Von Thomas Käding

Leverkusen - Wer glaubt, dass es zu Duisbergs Zeiten langsam und gemütlich zuging, vertiefe sich in die Aufzeichnungen aus dem Werksarchiv. Der Geheimrat war fraglos ein sehr geachteter Mann. Aber man wusste auch, dass mit dem Vorstandschef nicht zu spaßen war. Weder im Werk („Der erste machte Alarm“), noch außerhalb.
Dass Duisberg über ein gelegentlich aufbrausendes Naturell verfügte, legt auch die Akte „Verkehrsunfälle“ nahe, die Werner Plumpe ausgewertet hat. Der Frankfurter Historiker arbeitet sich seit Jahren durch das Bayer-Archiv und kommt in dieser Sache zu dem Ergebnis: „Das Strafregister Duisbergs ist nicht lang, aber erheblich.“ Bei Unfällen mit den Limousinen, in denen sich der Geheimrat chauffieren ließ, starben zwei Menschen, einer wurde schwer verletzt. Über den Ausgang der Gerichtsverfahren gegen Duisbergs Fahrer schweigen die Akten. Dokumentiert ist aber, dass man mit dem Geheimrat an Bord oft viel zu schnell unterwegs war. Gegen Bußgeldbescheide sei Duisberg mit großer Energie vorgegangen, schreibt Plumpe und nennt ein harmloses Beispiel: eine Bußgeldandrohung der Hildener Polizei vom 12. Januar 1907 über drei Mark, weil an Duisbergs Limousine eine mehrtönige Hupe angebracht sei. Der Geheimrat antwortet natürlich nicht den Ordnungshütern, sondern schreibt gleich an den Hildener Bürgermeister.
In dem Brief leugnet er, eine vorschriftswidrige Hupe an seinem Auto zu haben – er könne das beurteilen, da sie oft genug benutzt werde. Überhaupt gibt Autofahrer Duisberg die verfolgte Unschuld: Die Polizei trete „bekanntlich den Automobilen in unnachsichtiger Weise entgegen“, beklagt sich das Mitglied des Kaiserlichen Automobilclubs zu Berlin. Mehrfach wehrte sich der Manager gegen den Vorwurf, zu schnell unterwegs gewesen zu sein. Orte durften seinerzeit nur in einer Geschwindigkeit passiert werden, die einem „mäßigen Trab“ entsprachen. Ob die stetigen Auseinandersetzungen mit der Polizei eher einem Hang zur Rechthaberei entsprangen, oder ob einer der bestbezahlten Industriemanager jener Zeit einfach nur geizig war, ist schwer zu beurteilen. Plumpe neigt der Knickerigkeits-Hypothese zu: So fetzte sich CD mit der Polizei, die ihm fünf Mark wegen des Befahrens einer gesperrten Straße abknöpfen wollte. Dorthin aber habe Duisberg seinen Fahrer nur dirigiert, weil er eine Brückenmaut von 20 Pfennig sparen wollte. „Selbst Park- und Halteverbote konnten Duisberg erheblich erzürnen“, schließt Plumpe aus dem Studium der Akten.
Und dann war da noch die Sache mit dem toten Hund: Am 22. Oktober 1912 ließen sich Carl Duisberg, seine Frau Johanna, Tochter Hildegard und Hausdame Minna Sonntag vom Chauffeur Hartung von Leverkusen nach Elberfeld fahren. Kurz hinter Haan überholte Hartung ein Pferdefuhrwerk der Brennerei Hoppenhaus, als ein Hund vor den Wagen sprang. Das Tier wurde überrollt, Hartung fuhr einfach weiter.
Die Hundebesitzer von der Brennerei reagierten mit einer saftigen Forderung: Duisberg sollte 150 Mark Schadenersatz bezahlen – das war ungefähr der Monatslohn eines Facharbeiters. Wenn nicht, gehe die Sache vor Gericht. „Bei Duisberg war man freilich mit einer derartigen Drohung an den Richtigen geraten“, schreibt Plumpe. Der Geheimrat dachte natürlich gar nicht daran, einfach so zu zahlen. Vor dem Amtsgericht Mettmann wurde drei Tage lang verhandelt – samt Zeugenaussagen, Sachverständigengutachten, und so fort. Duisbergs Chauffeur wurde neben zu schnellen Fahrens vorgeworfen, nicht ausreichend gehupt und somit den Tod des Hundes befördert zu haben: Das Tier verfügte über eine Polizeiausbildung und hätte auf das Hupen sofort reagiert, hieß es im Prozess.
Das Gericht sah es schließlich anders: Die Klage wurde abgewiesen. Der wehrhafte Automobilist Carl Duisberg war mal wieder davon gekommen.

Pestizide

CBG Redaktion

31. Mai 2013, Dirk Zimmermann (Greenpeace)

Bienen zwischen allen Fronten – vom chemischen Krieg auf dem Acker

Die guten Nachrichten vorweg: Die Europäische Kommission hat am 24. Mai die Mehrheitsentscheidung der Mitgliedsstaaten bestätigt und ein zumindest vorübergehendes Verbot dreier Pestizide aus der Wirkstoffgruppe der sogenannten Neonicotinoide installiert, die für Bienen besonders gefährlich sind.

Ab Dezember sind die Gifte dann für zwei Jahre und bestimmte Kulturen verboten – ein überfälliger Schritt, auch wenn er deutlich zu kurz greift. Im Herbst ausgesäter Raps beispielsweise darf noch einmal mit den Insektiziden ausgerüstet werden, zudem sind die wissenschaftlichen Erkenntnisse eindeutig genug, um ein langfristiges Verbot zu rechtfertigen.

Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) bestätigte mit der Veröffentlichung der Bewertung eines weiteren Wirkstoffs, Fipronil, am 27. Mai auch dessen Gefährlichkeit für Bienen. Das Insektizid Fipronil aus dem Hause BASF wird in Europa vor allem zur Behandlung von Mais-Saatgut eingesetzt. In Deutschland besteht zurzeit nur die vorübergehende Zulassung zum Einsatz im Kartoffel-Anbau.

Auch Greenpeace hatte das Gift als gefährlich für Bienen eingeschätzt und dessen umgehendes Verbot gefordert. Mit der erneut unerwarteten Unterstützung von Seiten der EFSA sollte Fipronil nun auch schnellstmöglich auf die Abschussliste der EU-Kommission wandern.

Auch dem Industrieverband Agrar (IVA), Sprachrohr der Industrie, ist die Entwicklung in Sachen Neonicotinoide und Giftverbote ein Dorn im Auge – doch wirklich weh tut das bevorstehende Verbot der Agrochemie-Industrie wohl nicht. Auch das geht aus den Presseinformationen des Verbandes hervor, in denen die stark wachsenden Umsätze mit Agrargiften und synthetischen Düngemitteln gefeiert werden.

Zwar geben die veröffentlichten Zahlen nur die Umsätze wieder, doch dürfte auch der mengenmäßige Einsatz von Chemie auf dem Acker erneut zugenommen haben. Ein trauriges Detail: Immer mehr Flächen in Deutschland werden mit Totalherbiziden behandelt, Unkrautvernichtungsmitteln also, die sämtliches pflanzliche Leben töten. Damit sorgen sie entweder für einen “reinen Tisch”, oder aber eine kontrollierte Abreife von z.B. Raps oder Getreide.

In Erwartung einer weiter steigenden Nachfrage haben sich nach Angaben des IVA zahlreiche Landwirte mit entsprechenden Produkten bevorratet. Unter ihnen dürfte “Roundup” von Monsanto das bekannteste sein, doch praktisch alle Agrochemie-Anbieter haben Glyphosat-haltige Mittel im Angebot.

Der ausufernde Einsatz von Glyphosat, in den USA vor allem im Zusammenhang mit Herbizid-resistenten Gen-Pflanzen, hat nicht nur im Mutterland der Agro-Gentechnik immer mehr Unkräuter resistent werden lassen. 50 Prozent der Anbaufläche ist von dem Problem betroffen, immer mehr Gift kommt zum Einsatz. Das Systemversagen hätte ein grundsätzliches Hinterfragen des Anbaus herbizidtoleranter Gen-Pflanzen herbeiführen müssen.

Das Gegenteil ist der Fall: Die Gentechnik-Multis haben längst Pflanzen mit Resistenzen gegen alternative Wirkstoffe vor der Marktreife und preisen deren zu erwartende Zulassungen als nachhaltige Lösungen an. Doch die Hoffnungen von Monsanto und Dow auf baldige Zulassung von Mais-, Soja- und Baumwoll-Gen-Sorten mit Resistenzen gegen die Wirkstoffe 2,4-D und Dicamba haben sich unlängst zerschlagen: Das amerikanische Landwirtschaftsministerium hat Bedenken hinsichtlich der ökologischen Unbedenklichkeit der Pflanzen und deshalb weitere Daten angefordert.

Frühestens 2015 wird ein Anbau der Varietäten möglich werden. Vielleicht reift bis dahin weitere Einsicht – die in Frage stehenden “Komplementärherbizide” haben jedenfalls eine noch längere und unrühmlichere Vergangenheit als das populäre Glyphosat.

Und noch ein Totalherbizid machte in den vergangenen Wochen Schlagzeilen: Glufosinat, das unter anderem im Zusammenhang mit dem Gen-Reis-Skandal von 2006 traurige Berühmtheit erlangte und dessen Gefährlichkeit unbestritten ist, steht schon lange auf der Abschussliste der EU. Die Zulassung wäre 2017 ausgelaufen, nun hat die EU-Kommission die Mitgliedsstaaten dazu aufgefordert, allen Pestiziden mit dem Wirkstoff bis November 2013 die Lizenz zu entziehen. Eine gute Nachricht also – das fortpflanzungsschädigende Glufosinat könnte damit schon bald aus der landwirtschaftlichen Praxis in Europa verschwunden sein.

Leider sieht Bayer CropScience, der Hersteller des Ackergifts, dies ganz anders: Nur gute drei Wochen nach der EU-Verordnung kündigte der Konzern den Bau einer Glufosinat-Fabrik in den USA an, die die weltweite Produktion des Wirkstoffs in Kürze verdoppeln könnte. Bayer begründet seine Unternehmensentscheidung unter anderem mit der immer dramatischeren Glyphosat-Resistenz-Problematik – und bezeichnet Glufosinat als eine nachhaltige Lösung. Das Wettrüsten auf dem Acker nimmt damit endgültig absurde Züge an. “Nachhaltig” dürften vorerst nur die Unternehmensgewinne sprudeln – Umwelt und Verbraucher bleiben auf der Strecke.

In dem Zusammenhang muss eine traurige Kuriosität genannt werden: Die US-Umweltbehörde EPA plant die Grenzwerte für Glyphosat in Lebens- und Futtermitteln ein weiteres Mal heraufzusetzen. Der immer weiter ausufernde Einsatz des Gifts in den Roundup-Ready-Kulturen auf Amerikas Gentechnik-Feldern macht diesen Schritt unausweichlich.

Der Konsumentenschutz muss sich einmal mehr der gängigen Praxis und den Konzerninteressen unterwerfen. Ähnliches hat auch schon in Europa stattgefunden. Es ist höchste Zeit, die komplette landwirtschaftliche Praxis nicht nur infrage zu stellen, sondern aus dem Pestizid-Spiel auszusteigen und echte Lösungen zu finden.

Ökologische Landwirtschaft nutzt natürliche Regelungsfunktionen, vermeidet und verhindert damit “Schädlings”befall – und kann daher auf Agrargifte verzichten. Die Beikrautregulierung erfolgt mechanisch oder über geschicktes Management, etwa den zeitlich überlappenden Anbau von Zwischenfrüchten mit der Hauptkultur.

Die Frage nach dem Umgang mit Pestizid-Rückständen erübrigt sich und gleichzeitig liefert der ökologische Landbau Antworten auf andere Fragen: Die Anbausysteme sind in jeder Hinsicht vielfältiger als agrarindustrielle Monokulturen. Auch das ist ein Geheimnis ihrer erhöhten Stabilität. Dadurch werden auch Bienen und wildlebende Bestäubungsinsekten nicht nur vor Agrargiften geschützt, es wird ihnen auch ein vielfältiges und ganzjähriges Nahrungsangebot bereitgestellt.

In weiten Teilen Deutschlands fehlt bereits nach der üppigen, aber wegen des hohen Gifteinsatzes auch gefährlichen Rapsblüte, die Nahrungsgrundlage der Bestäuber. Freigespritzte Maismonokulturen sind nicht nur für Bienen ökologische Wüsten. Von der Vielfalt ökologischer Landwirtschaft profitieren am Ende also fast alle Beteiligten – außer der agrarchemischen Industrie.

weitere Infos: „Glufosinat endlich vom Markt nehmen!“ und Kampagne Bienensterben

[DDR] Pharmastudien

CBG Redaktion

30. Mai 2013

Pharma-Versuche in der DDR

Test the East

Immer schon hat der Leverkusener Multi seine Pharma-Tests gern in solchen Ländern durchgeführt, die als „Standort-Vorteil“ ein unerschöpfliches Reservoir an ProbandInnen, unschlagbare Preise, schnelle Verfahren und eine mangelhafte Aufsicht bieten. Heute sind das vornehmlich Indien und andere Staaten der „Dritten Welt“. In den 1970er Jahren hatte es der Konzern da näher: Viele seiner klinischen Prüfungen fanden in der DDR statt. Dort erprobte er unter anderem das Antibiotikum CIPROBAY, das Diabetikum GLUCOBAY, das die Gehirn-Durchblutung fördernde Mittel NIMOTOP und das zur Blutstillung nach Bypass-Operationen zum Einsatz kommende TRASYLOL, das wegen seiner Risiken und Nebenwirkungen von 2007 bis Anfang 2012 verboten war. Das 2006 von BAYER aufgekaufte Unternehmen SCHERING ließ in der DDR Tests mit der Kontrastmittel-Substanz Echosan, dem durchblutungsfördernden Wirkstoff Iloprost und der zur Behandlung von Depressionen vorgesehenen Labor-Entwicklung Rolipram vornehmen. Bis zu 800.000 DM zahlten die Pharma-Riesen pro Studie. Nach Recherchen des Spiegels fanden im anderen Deutschland ca. 600 Arznei-Versuche mit ungefähr 50.000 ProbandInnen statt. Und den ethischen Standards, wie sie 1964 die „Deklaration von Helsinki“ festschrieb, genügten die Experimente kaum. So konnten die ProbandInnen nie selber von den Testreihen profitieren. Sie handelten „fremdnützig“: weder sie noch ihr Land kamen später in den „Genuss“ der Pharmazeutika. Oftmals hatten die MedizinerInnen die Menschen noch nicht einmal darüber informiert, dass sie gerade an einer Pillen-Erprobung teilnehmen. NIMOTOP testete BAYER sogar an Alkoholikern in akutem Delirium. „Ich bin psychisch absolut weggedampft“, berichtete ein früheres Versuchskaninchen. Und da hatte er noch Glück. „Es hätte auch Tote geben können“, meint der Mediziner Ulrich Moebius. Bei TRASYLOL, das der Pharma-Riese im Osten auch als Mittel zur Konservierung von Organen, die für eine Transplantation vorgesehen waren, erprobte, wies er den verantwortlichen Arzt Dr. Horpacsy an, Stillschweigen über negative Resultate zu bewahren. So verschwieg dieser in einem späteren Aufsatz den völligen Verlust der Vitalfunktionen der Nieren unter TRASYLOL. Er vermeldete lediglich, die Gabe des Pharmazeutikums hätte nicht zu einer Verbesserung des Transplantat-Überlebens geführt, dafür hätte der Stoff jedoch einen positiven Effekt auf die Enzym-Werte des Organs gehabt. Der Global Player streitet eine solche Praxis ab. „Alle klinischen Prüfungen wurden und werden bei BAYER nach global einheitlichen Standards durchgeführt“, erklärt der Konzern. „Sofern im Auftrag unseres Unternehmens klinische Studien in der ehemaligen DDR durchgeführt worden sind, gehen wir davon aus, dass diese entsprechend der Deklaration von Helsinki sowie den Vorschriften des Arzneimittel-Gesetzes der ehemaligen DDR erfolgte“, heißt es weiter.

siehe auch: Tödliche Pharma-Studien in Indien

Glufosinat

CBG Redaktion

Presse Information vom 16. Mai 2013

Coordination gegen BAYER-Gefahren
Pestizid Aktions-Netzwerk e.V. (PAN)
Gen-ethisches Netzwerk e.V. (GeN)
Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU)

„Glufosinat endlich vom Markt nehmen!“

EU befürchtet Risiken für Säugetiere / BAYER erweitert Produktion in den USA

Die EU-Kommission hat in einer aktuellen Verordnung die Mitgliedsstaaten dazu verpflichtet, die Zulassungen von Pflanzenschutzmitteln mit dem umstrittenen Herbizid Glufosinat bis zum November 2013 zu widerrufen oder einzuschränken. Wörtlich heißt es in der Verordnung, „dass ein hohes Risiko für Säugetiere und Nichtzielarthropoden nur durch Festlegung weiterer Einschränkungen ausgeschlossen werden kann“.

Das fortpflanzungsschädigende Glufosinat gehört zu der Gruppe besonders gefährlicher Pestizide, die laut EU-Pestizidgesetzgebung sukzessive aus dem Verkehr gezogen werden müssen. Für Glufosinat läuft die Genehmigung im September 2017 aus.

Trotz der seit Jahren bekannten Risiken und dem voraussehbaren Ende für den EU-Markt hat die Bayer CropScience AG gestern den Bau einer neuen Glufosinat-Produktionsanlage im US-Bundesstaat Alabama angekündigt. Hierdurch solle der weltweite Ausstoß verdoppelt werden, so das Unternehmen. Begründet wird der Schritt mit zunehmenden Unkrautresistenzen gegen das Herbizid Glyphosat von Monsanto.

Carina Weber, Geschäftsführerin vom Pestizid Aktions-Netzwerk (PAN Germany) fordert: „Die EU-Mitgliedsstaaten, so auch Deutschland, sollten jetzt eine klare Entscheidung treffen und glufosinathaltige Mittel auf Grundlage der Verordnung vom Markt nehmen. Weiteres Herumdoktern mit Verwendungsbeschränkungen wäre aufgrund der hohen Risiken weder zu befürworten noch nachzuvollziehen.“ Betroffen wären in Deutschland die drei BAYER-Produkte BASTA, HYGANEX-flüssig und RA-200-flüssig, die u.a. beim Anbau von Spargel, Kartoffeln, Möhren und Feldsalat eingesetzt werden.

Philipp Mimkes von der Coordination gegen BAYER-Gefahren ergänzt: „Die Firma BAYER handelt unverantwortlich, wenn sie im Ausland den Einsatz eines Pestizids forciert, das in Europa aus guten Gründen vom Markt genommen wird“. Mimkes erinnert daran, dass Umweltverbände vor der Einführung von genmanipuliertem Saatgut stets vor der Entstehung herbizidresistenter Wildkräuter gewarnt haben. „Weder der Einsatz von Glyphosat noch der von Glufosinat ist zu verantworten. Wir müssen endlich damit aufhören, immer mehr resistente Unkräuter mit Agrogiften zu erzeugen!“.

BAYER bietet das Herbizid auf dem globalen Markt in Kombination mit gentechnisch verändertem Saatgut an, u.a. Raps, Reis, Zuckerrüben, Mais, Soja und Baumwolle. Da die Pflanzen tolerant gegen den Wirkstoff sind, haben die Landwirt/innen die Möglichkeit, das Pestizid in großen Mengen zu verwenden, ohne die Nutzpflanze zu schädigen. Mit einem Weltmarktanteil von rund 20% ist Bayer CropScience der zweitgrößte Pestizidhersteller der Welt.

Glufosinat kann Missbildungen bei Föten verursachen und ist als reproduktionstoxisch klassifiziert. Studien zufolge beeinträchtigt der Wirkstoff zudem die Entwicklung des Gehirns und ruft Verhaltensstörungen hervor. Erst Anfang des Jahres hatte Bayer die Erweiterung der Glufosinat-Produktion auch in Deutschland angekündigt.

weitere Informationen:
=> BAYER erhöht Glufosinat-Produktion in Deutschland
=> EU-Verbot: Glufosinat jetzt vom Markt nehmen!

Bienensterben

CBG Redaktion

Profil, 13. Mai 2013

Honig ums Maul

Eine vom Landwirtschaftsminister in Auftrag gegebene Studie zum Bienensterben wurde von drei führenden Agrochemiekonzernen mitfinanziert.

Den Ruf als „Sumsi-Mörder“ wird Umweltminister Nikolaus Berlakovich wohl nicht mehr los. Jenen als Handlanger der chemischen Industrie auch nicht. Wie eng die drei weltweit führenden Pestizidhersteller Bayer, BASF und Syngenta mit dem Ministerium zusammenarbeiten, lässt sich nun erstmals belegen: Mit einer Finanzspritze von 115.000 Euro beteiligten sie sich an einer Studie der dem Ministerium unterstehenden Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES). Thema: Das Bienensterben in Österreich.

Klarerweise ist das Interesse der Agrarunternehmen groß, die als Gefahr für Bienen ausgemachten Nicotinoide, die in Pflanzenschutzmitteln enthalten sind, als unverdächtig darzustellen. Umweltminister Nikolaus Berlakovich sieht darin kein Problem: „Das war eine Bund-Länder-Kooperation. Die Wirtschaft war genauso Partner wie die Imker“, sagt sein Sprecher Wolfgang Wisek. Geld steuerten die Imker freilich keines bei.

Als die Agrarkonzerne 2011 als Finanzierungspartner einstiegen, lief die Untersuchung bereits seit zwei Jahren. Die zuvor erhobenen Zwischenergebnisse hatten eindeutig gezeigt, dass Bienen durch Neonicotinoide Schaden nehmen. Das Resümee der AGES-Studie von 2012 liest sich aus Sicht von Bayer, BASF und Syngenta trotzdem sehr angenehm: „2011 Steigerung von Bienenschäden welche mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht durch insektizide Beizmittel verursacht waren.“ Im Kapitel „Maßnahmen für die Zukunft“ empfiehlt die AGES weiterhin die „Zulassung neonicotinoider Wirkstoffe“.

FPÖ-Landwirtschaftssprecher Harald Jannach zweifelt an der Unabhängigkeit der AGES und stellt nun eine parlamentarische Anfrage an das Umweltministerium: „Es geht um alle mit Pflanzenschutz und Saatgut befassten Arbeiten der AGES. Wir wollen wissen, in welchem Ausmaß die Agentur von diesen Chemiekonzernen finanziert wird.“

Ende April hatte Berlakovich in Brüssel gegen ein Verbot der Neonicotinoide gestimmt. Das war vor allem ein Zugeständnis an den Bauernbund, der ihn 2008 ins Ministeramt gehievt hatte. Die bienenschädlichen Beizmittel werden hauptsächlich gegen den Maiswurzelbohrer eingesetzt, der großen Maisbauern die Ernte vernichtet. Zwar wäre der Schädling auch durch Fruchtfolge einzudämmen, was hieße, nicht jedes Jahr auf demselben Feld Mais anzubauen. Das würde aber auch weniger Ertrag für die Landwirte bedeuten.

Bauernbund und Agrarlobby
Der Minister kämpfte an allen Fronten für die Beizmittel. Als im September vergangenen Jahres der Landwirtschaftsunterausschuss zum Thema Pestizide tagte, lud er den Syngenta-Lobbyisten Theo Jachmann als Experten ein. Der Inhalt des Vortrags ähnelte jenem der AGES-Studie: Neonicotinoide seien nur dann tödlich für Bienen, wenn die Bauern die Beizmittel falsch verwendeten.

Auch der Bauernbund ist mit der Agrarlobby eng verbunden. Wie Wolfgang Pirklhuber, Landwirtschaftssprecher der Grünen, herausfand, hat dieser über Inserate der Chemiekonzerne in der „Bauernzeitung“ vergangenes Jahr 400.000 Euro kassiert.

In Brüssel liefen die Lobbyisten während der Verhandlungen zum Bienenschutz zur Höchstform auf – und bedienten sich ähnlicher Methoden wie in Österreich. So hatte der Agrarausschuss des Europaparlaments Anfang des Jahres zu einer Informationsveranstaltung geladen. Die italienische Universität Cattolica del Sacro Cuore stellte dabei ihre Studie „Bienengesundheit in Europa – Zahlen und Fakten 2013“ vor. Ergebnis: Das europaweite Sterben der Honigbiene stehe nicht in Zusammenhang mit Pestiziden. Das machte die SPÖ-Europaabgeordnete Karin Kadenbach stutzig, hatten doch die Untersuchungen der Europäischen Lebensmittelbehörde EFSA gerade das Gegenteil bewiesen. Eine nähere Recherche Kadenbachs machte klar, dass sich die Abgeordneten auf einer verdeckten Lobbyingveranstaltung befanden. Die italienische Studie hatte prominente Unterstützer: Bayer, BASF, Syngenta und den US-Agrarkonzern Dow.

Geholfen hat es ihnen – diesmal – nichts. Die EU-Kommission will noch im Mai ein Verbot dreier Nicotionide für Mais, Sonnenblumen, Raps und Baumwolle beschließen. Es soll bis 2015 gelten. Spätestens dann geht es für die Lobbyisten also in die nächste Runde. Von Franziska Dzugan

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[Störfall Texas] Störfälle

CBG Redaktion

Presse Info vom 10. Mai 2013
Coordination gegen BAYER-Gefahren

Unfall im BAYER-Werk Lubbock (Texas)

Anwohner nach Austritt von Salzsäuregas evakuiert

In einer Pestizidfabrik des BAYER-Konzerns im texanischen Lubbock ist giftiger Chlorwasserstoff (Salzsäuregas) ausgetreten. Mehrere hundert Anwohner/innen mussten vorübergehend evakuiert werden. Der beschädigte Tank, in dem sich rund 1,5 Tonnen der ätzenden Chemikalie befanden, stand unter Druck. Chlorwasserstoff kann mit der Feuchtigkeit der Luft zu Salzsäure reagieren.

Philipp Mimkes von der Coordination gegen BAYER-Gefahren: „Der Unfall zeigt einmal mehr, wie risikoreich die Chemieproduktion ist. Umso wichtiger ist ein ausreichender Sicherheitsabstand zwischen gefährlichen Produktionsanlagen und der Wohnbevölkerung. Gefahrstoffe wie Phosgen, Chlor oder Kohlenmonoxid sollten – wenn überhaupt – nur in einem Abstand von mindestens 1000 Metern zur Bevölkerung verarbeitet werden.“

BAYER CropScience verwendet Chlorwasserstoff zur Behandlung von Baumwoll-Saatgut. Bislang ist unklar, in welchem Umfang die Chemikalie ausgetreten ist. Von der Evakuierung waren rund 200 Familien betroffen, eine benachbarte Grundschule blieb gestern geschlossen. Das Rote Kreuz errichtete eine Notunterkunft.

Die Feuerwehr füllte den Inhalt des defekten Tanks in einen Bergungstank um. Die Umgebung des Werks blieb bis heute abgeriegelt, Privathäuser sind davon jedoch nicht mehr betroffen.

Im Jahr 2008 war es im BAYER-Werk Institute zu einer folgenschweren Explosion gekommen. In der Fabrik kam das Ultragift Methyl Isocyanat zum Einsatz. Der US-Kongress kam in einer Untersuchung zu dem Ergebnis, dass der Störfall das „Desaster von Bhopal hätte in den Schatten stellen können“. Die Coordination gegen BAYER-Gefahren hatte vor der Explosion vergeblich vor den Gefahren der Anlage in Institute gewarnt.

weitere Informationen:
=> Lubbock Avalanche-Journal: Residents return after chemical leak evacuation
=> Explosion im Werk Institute
=> Aufstellung “Störfälle bei BAYER”

Nanotubes

CBG Redaktion

9. Mai 2013
Coordination gegen BAYER-Gefahren

BAYER beendet Geschäft mit Kohlenstoff-Nanoröhrchen

gesundheitliche Risiken weiterhin unklar / Anlage in Laufenburg erst kürzlich erweitert / Millionen-Subventionen des Forschungsministeriums

Der BAYER-Teilkonzern MaterialScience stellt die Vermarktung von Kohlenstoff-Nanoröhrchen ein. Die Arbeiten rund um Carbon Nanotubes (CNT) sollen laut BAYER „zum Abschluss gebracht werden„, für das Know-how werde ein Käufer gesucht. Die Coordination gegen BAYER-Gefahren, der BUND und andere Umweltverbände hatten seit Jahren wegen möglicher Gesundheitsgefahren vor einer großtechnischen CNT-Produktion gewarnt.

Nanotubes sind winzige Röhrchen aus Kohlenstoff, die u.a. in Lacken, elektronischen Bauteilen und Sportartikeln eingesetzt werden sollen. Die Partikel können über die Atemwege, den Magen-Darm-Trakt und die Haut aufgenommen werden. Tierversuche zeigen, dass bestimmte CNT die Entstehung von Krebs ähnlich wie Asbestfasern begünstigen können. Selbst der BAYER-Konzern warnte in einem Sicherheitsdatenblatt: „Toxikologische Untersuchungen am Produkt liegen nicht vor.“

Philipp Mimkes vom Vorstand der Coordination gegen BAYER-Gefahren kommentiert: „Potentiell gefährliche Produkte sollten nur auf den Markt gebracht werden dürfen, wenn deren Ungefährlichkeit bewiesen ist - dies war bei Nanotubes nicht der Fall. Die von BAYER empfohlenen Grenzwerte, die von den Behörden übernommen wurden, müssen angesichts des Fehlens epidemiologischer Daten als willkürlich angesehen werden. Daher begrüßen wir den Verzicht auf eine großtechnische Produktion von CNT, auch wenn die Entscheidung auf rein kommerziellen Erwägungen beruht.“

Claudia Baitinger vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) NRW ergänzt: „Der Hype um Nanotubes entpuppt sich offensichtlich - wie so manches andere zweifelhafte Forschungsprojekt - als eine Fata Morgana, die aber zuvor reichlich öffentliche Fördergelder in die Kassen spülen durfte.“ Für die Entwicklungskosten hatte BAYER vom Bundesforschungsministerium mehrere Millionen Euro Unterstützung erhalten.

Im Januar 2010 hatte BAYER in Leverkusen die nach eigenen Angaben „weltgrößte Produktionsanlage für Carbon Nanotubes“ eingeweiht. Geplant war eine jährliche Produktion von 200 Tonnen, der reguläre Betrieb wurde jedoch nie aufgenommen. Erst vor wenigen Monaten hatte die Firma H.C. Starck in Laufenburg eine Erweiterung der dortigen CNT-Produktion erwirkt. Starck stellt die Röhrchen im Auftrag von BAYER her. Die Zukunft der Laufenburger Anlage ist unklar, offenbar wurde die Werksleitung von der Entwicklung überrascht.

Laut der gestrigen Stellungnahme von BAYER seien die möglichen Anwendungsbereiche “sehr fragmentiert„, eine umfangreiche Kommerzialisierung sei derzeit nicht in Sicht. Zum Produktionsstart hatte dies noch ganz anders geklungen: „Baytubes bieten nahezu unendliche Möglichkeiten“, hieß es zum Beispiel in einer BAYER-Werbebroschüre. Joachim Wolff vom Vorstand der BAYER Material Science AG jubelte damals gar: „Aktuelle Prognosen sagen für Carbon Nanotubes ein jährliches Wachstum von 25 Prozent und innerhalb von zehn Jahren ein Marktvolumen von zwei Milliarden US-Dollar voraus“.

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Badische Zeitung, 10. Mai 2013

Baytubes ohne Bayer?

Fragen bei H. C. Starck

LAUFENBURG (-di). Um die erst im Herbst 2012 genehmigte dauerhafte Produktion von Kohlenstoffnanoröhrchen bei H. C. Starck in Laufenburg ranken sich neue Fragezeichen. Bayer Material Science, in dessen Auftrag im Werk Enag die Baytubes hergestellt werden, hat am Mittwoch angekündigt, die Nano- Projekte “zum Abschluss bringen„ und seine Entwicklungsaktivitäten auf andere Felder konzentrieren zu wollen. Wie sich dies auf den Produktionsstandort Laufenburg auswirkt, scheint völlig ungewiss zu sein. Die Kommunikationsdirektorin von H. C. Starck, Ulrike Reich, konnte dazu am Donnerstag noch nichts sagen. Nach Angaben von Bayer Material Science soll “zeitnah festgelegt werden„, wie die Forschungsergebnisse und das Know-how für die Herstellung und Verwendung der Kohlenstoffnanoröhrchen “konkret weiter genutzt werden können".

Ziel war eine Produktion von 75 Tonnen pro Jahr
Nach einem zähen Verfahren, in dem viele Einwendungen – etwa wegen gesundheitlicher Bedenken – zu würdigen waren, hatte das Regierungspräsidium Ende November die immissionsschutzrechtliche Genehmigung zur Produktion von Baytubes bei H. C. Starck erteilt. Das Unternehmen hatte die mehrwandigen Nanoröhrchen bis dahin nur versuchsweise und zeitlich begrenzt herstellen dürfen und plante fortan im Dauerbetrieb eine Produktion von 75 Tonnen pro Jahr.

ein Kommentar der CBG zum Ausstieg aus der CNT-Produktion

Ausstieg aus der Nano-Technik

Mit großen Worten pries das „Erfinder-Unternehmen“ BAYER 2003 die Nano-Technik. „Wenn wir lernen, Materialien bis in die atomare Ebene hinein zu verändern, dann können wir neue Wirkungen erzielen, Eigenschaften optimieren und dadurch völlig neue Möglichkeiten für alle Geschäftsfelder unseres Unternehmen eröffnen“, frohlockte der damalige Forschungsvorstand Udo Oels. Schon bis 2010 rechnete der Multi mit einem Marktvolumen von 200 Milliarden Euro für Nano-Produkte. Und die Bundesregierung steckte der Konzern mit seiner Begeisterung an. Mit neun Millionen Euro unterstützte diese den Global Player bei der Entwicklung von Carbon Nanotubes (CNT), Kohlenstoff-Röhrchen aus Nano-Materialien. Ungeachtet der Risiken – die winzigen Teilchen können beispielsweise ähnlich wie Asbest-Fasern die schützende Blut-/Hirnschranke überwinden – machte sich der Global Player ans Werk. Im Laufenberger Werk seiner ehemaligen Tochtergesellschaft HC STARCK oder in der Leverkusener Pilotanlage entwickelte er BAYTUBES-Prototypen zur Verwendung in Duftkapseln, Folien, Flüsterschotter, Eishockeyschlägern, Kathedern, Schläuchen, Windrad-Flügeln und Akkus. Allerdings begann es bald zu hapern. Das Leverkusener Technikum kam nicht richtig ans Laufen, und Abnehmer für sein neues Produkt fand BAYER auch nicht in genügender Zahl. So antwortete die Bezirksregierung 2011 der COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN, die BAYER verdächtigte, bereits ohne Genehmigung BAYTUBES für den kommerziellen Gebrauch herzustellen und deshalb um Aufklärung bat: „Anfragen bei potenziellen Kunden haben inzwischen gezeigt, dass der Markt CNT-Material mit anderen Eigenschaften benötigt.“ BAYER habe „wegen der unzureichenden Nachfrage auf dem Markt“ nicht beantragt, Teile der Produktion zu verkaufen. Obwohl das Unternehmen in Tateinheit mit HC STARCK weiter den Ausbau des Laufenburger Nano-Werks betrieb und eine Produktionserweiterung beantragte, klangen seine Verlautbarungen zum Thema „Nano“ bald schon gedämpfter. „Es ist jedoch eine fatale Fehlinterpretation, dass wir diese Labor-Ergebnisse einfach in Produkte und Anwendungen übertragen können, die man morgen bei ALDI kaufen kann“, ruderte der Nano-Beauftragte Péter Krüger beim letzten „Inno.CNT“-Kongress zurück, wo sich selbst ForscherInnen vom Fraunhofer-Institute auf Durchhalte-Parolen beschränkten: „Wir dürfen mit den CNTs nicht zu früh aufgeben.“ Das hat der Leverkusener Multi ein paar Wochen später dann aber doch getan. Er hatte offenbar die Hoffnung verloren, gleichzeitig imstande zu sein, die komplexen Herstellungsprozesse zu beherrschen und einflussreiche Branchen für die neuen Materialien zu gewinnen. Erst verkaufte er sein Geschäft mit Nano-Silbertinten, dann verkündete er das Aus für den ganzen Zweig. „Bahnbrechende Anwendungen für den Massenmarkt“ seien nicht in Sicht, so BAYER-Manager Patrick Thomas zum Ausstieg aus der „Zukunftstechnologie“

[EU Verbot] Bienensterben

CBG Redaktion

29. April 2013
Coordination gegen BAYER-Gefahren

Bienensterben: „EU-Verbot gefährlicher Pestizide überfällig!“

Die Mehrheit der EU-Mitgliedstaaten hat sich heute für ein Teil-Verbot von drei umstrittenen Pestiziden ausgesprochen. 15 EU-Länder, darunter auch Deutschland, stimmten in Brüssel für den Vorschlag der EU-Kommission. Zwei der Wirkstoffe, Imidacloprid und Clothianidin, werden von Bayer CropScience produziert.

Hierzu erklärt Philipp Mimkes von der Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG): „BAYER-Chef Marijn Dekkers hat noch am Freitag geleugnet, dass Pestizide für den Rückgang der Bienenpopulationen in aller Welt mitverantwortlich sind. Leider hat es bei BAYER Tradition, dass die Risiken gefährlicher Produkte bis zum letzten Moment abgestritten werden – so war es einst bei Heroin oder bei HIV-belasteten Blutprodukten, und so ist es heute bei Pestiziden oder hormonaktiven Kunststoffen wie Bisphenol A.“

Die CBG fordert ein vollständiges Verbot von Imidacloprid und Clothianidin sowie eine Haftung der Hersteller für die entstandenen Schäden. „Seit 1998 fordern wir ein Verbot von Pestiziden aus der Substanzklasse der Neonicotinoide wegen ihrer Schädlichkeit für Bienen. BAYER und SYNGENTA haben mit den Präparaten in der Zwischenzeit Milliarden verdient. Es darf nicht sein, dass die Firmen die Gewinne einsacken, die Allgemeinheit hingegen für die entstandenen Schäden aufkommen muss“, so Mimkes weiter.

Die CBG und Imkerverbände haben die Risiken der Substanzen in den vergangenen 15 Jahren kontinuierlich in den BAYER-Hauptversammlungen kritisiert. Erst am Freitag hatten Aktivisten von Greenpeace ein 75 qm großes Transparent mit der Aufschrift „Pestizide töten Bienen!“ vor der Kölner Messehalle aufgespannt.

alle Informationen zur Kampagne

30. April 2013, Neues Deutschland

Bienen für zwei Jahre geschützt

EU-Staaten sprechen sich für eingeschränktes Pestizidverbot aus

In der entscheidenden Sitzung des EU-Berufungsausschusses haben sich 15 der 27 Mitgliedsländer für ein Teilverbot von drei umstrittenen Pestiziden ausgesprochen. Acht EU-Staaten stimmten dagegen, vier enthielten sich. Deutschland hat seinen Widerstand aufgegeben.

Anfangs waren nur die Imker auf den Barrikaden. Sie hatten weltweit ein massives Bienensterben beobachtet. Ihre Vermutung, dass dies auf die drei Insektizide Clo- thianidin, Imidacloprid und Thiamethoxam zurückzuführen sei, wurde im Januar von der EU-Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) - bisher eher für Industrienähe bekannt - bestätigt. Untersucht wurden kurz- und langfristige Folgen selbst nicht-tödlicher Mengen des Gifts für Bienen. Die bereits im Saatgut eingebrachten Neonicotinoide der Chemiekonzerne Bayer, BASF und Syngenta führen demnach bei Bienen und anderen Insekten zu Orientierungsschwierigkeiten. Sie finden nicht mehr in ihre Stöcke zurück oder ihre Kommunikation ist durch die Nervengifte massiv gestört. Die EFSA warnte ausdrücklich vor den Gefahren für Bienen.

Ungarn und Großbritannien stimmten am Montag in Brüssel gegen ein Verbot, auch Deutschland hatte sich zuvor immer wieder quergestellt. Nun hat sich Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) offensichtlich doch anders entschieden. Die notwendige qualifizierte Mehrheit wurde aber nicht erreicht. Die Entscheidung liegt nun bei der EU-Kommission, die sich jedoch bereits vorher für ein Verbot ausgesprochen hatte. »Ich verspreche, mein Möglichstes zu tun, um die Bienen zu schützen, die so wichtig für unser Ökosystem sind und jedes Jahr mit über 22 Milliarden Euro zur Wertschöpfung der europäischen Landwirtschaft beitragen«, erklärte EU-Kommissar Tonio Borg, zuständig für Gesundheit und Verbraucherpolitik. Borg hatte als Kompromiss vorgeschlagen, die drei Pestizide für den Anbau von Mais, Sonnenblumen, Raps sowie Baumwolle für zunächst zwei Jahre zu verbieten. Vorerst erlaubt bleiben soll der Gebrauch der Chemikalien für Wintergetreide und Pflanzen, die keine Bienen anziehen. Auch auf die Aussaat von Mais in diesem Sommer sollen die verschärften Bestimmungen noch keine Anwendung finde, da das Verbot erst am 1. Dezember in Kraft treten soll. Nach zwei Jahren will die EU-Kommission die Maßnahmen überprüfen.

Aigner hatte ihre ablehnende Haltung stets damit begründet, dass die Bundesrepublik bereits 2009 die Saatgutbeizung für Mais und Getreide ausgesetzt hat. Neonicotinoide werden in Deutschland jedoch beim Anbau von Raps und Zuckerrüben in fast 100 Prozent der Kulturen eingesetzt. Zudem werden jedes Jahr über zahlreiche sogenannte Notfallzulassungen Neonicotinoide auch weiter beim Mais- und Getreideanbau verwendet, so BUND-Pestizidexperte Tomas Brückmann.
Nichtregierungsorganisationen begrüßten das Verbot dennoch. Es sei ein wichtiger erster Schritt zum besseren Schutz von Bienen, dem dringend weitere folgen müssten, sagte der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger: »Das Verbot war überfällig, reicht aber nicht aus. Die drei Wirkstoffe und alle für Bienen und andere bestäubende Insekten schädliche Pestizide müssen generell vom Markt genommen werden. Außerdem muss die Forschung nach Alternativen zu Neonicotinoiden intensiviert werden.« Der Landwirtschaftsexperte von Greenpeace, Marco Contiero, sagte gegenüber dem britischen Sender BBC, die Abstimmung habe klar gemacht, dass es »wissenschaftlich, politisch und in der öffentlichen Meinung eine deutliche Unterstützung für ein Verbot gibt«. Er warf den opponierenden Ländern Versagen vor. Von Haidy Damm

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[Gegenantrag] Hauptversammlung 2013

CBG Redaktion

Die Coordination gegen BAYER-Gefahren hat heute Gegenanträge zu gefährlichen Pharmaprodukten zur BAYER-Hauptversammlung am 26. April in Köln eingereicht. Die Gegenanträge werden auch auf der website des Konzerns veröffentlicht.

Gegenantrag zu TOP 2: Der Vorstand wird nicht entlastet

Der BAYER-Konzern ist für eine Vielzahl von ökologischen und sozialen Problemen verantwortlich. Der Vorstand trägt hierfür die Verantwortung, weswegen ihm die Entlastung zu verweigern ist. Es folgt eine Auswahl aktueller Problemfälle.

Kennzeichnung Gentechnik
BAYER beteiligte sich mit einer Spende in Höhe von 2 Mio. Dollar an einer Kampag-ne amerikanischer Chemie-Unternehmen, mit der eine Initiative zur Deklaration gen-technisch veränderter Lebensmittel gestoppt wurde. Die im Bundesstaat Kalifornien eingebrachte Proposition 37, die eine Kennzeichnungspflicht nach europäischem Vorbild forderte, wurde parallel zur Präsidentschaftswahl am 6. November zur Ab-stimmung gebracht. Die Unternehmen investierten über 40 Millionen Dollar in ihre Werbekampagne - rund zehnmal so viel wie die Befürworter der Initiative.
Dies ist ein klassisches Beispiel für doppelte Standards: in Europa ist die Deklaration von gentechnisch veränderten Inhaltsstoffen selbstverständlich. In den USA hinge-gen soll eine solche Kennzeichnung mit fadenscheinigen Argumenten verhindert werden. Die Rechte von Verbraucherinnen und Verbrauchern werden dadurch mit Füßen getreten.

Exorbitantes Marketing
Fast zehn Milliarden Euro gab BAYER im vergangenen Geschäftsjahr für Werbung und Vertrieb aus, mehr als ein Viertel des gesamten Umsatzes. Für Forschung und Entwicklung hingegen wurden lediglich drei Milliarden Euro aufgewendet.
Unter die Vertriebskosten fällt der gesamte Graubereich des Pharma-Marketings: Medikamentenproben, Ärzte-Fortbildungen, Pharmareferenten, Spenden an medizi-nische Fachgesellschaften, Unterstützung von Selbsthilfegruppen, Ausgaben für Lobbyverbände etc.
Trotz dieser gigantischen Summen werden die Aktionäre im Geschäftsbericht mit gerade einmal acht Zeilen abgespeist (siehe Seite 213). Eine aussagekräftige Auf-schlüsselung wurde von BAYER – trotz wiederholter Nachfrage der Coordination ge-gen BAYER-Gefahren - nicht veröffentlicht. Riesige Summen lassen sich auf diese Weise bequem verstecken und einer Kontrolle durch die Aktionäre oder die Öffent-lichkeit entziehen.
Im Geschäftsbericht gibt der Konzern an, die Steigerung der Kosten für Vertrieb und Werbung um über zehn Prozent gehe vornehmlich auf die Einführung neuer Medi-kamente wie Xarelto zurück. Einmal mehr zeigt sich, dass die hohen Medikamenten-preisen nicht durch Forschungskosten, sondern durch das exorbitante Marketing verursacht werden.

Tödliche Pharma-Studien in Indien
Nach Angaben der indischen Regierung sterben jährlich hunderte Probanden bei der Durchführung von Klinischen Studien. Eine Aufstellung des Drugs Controller General of India (DCGI) für 2011 zeigt, dass allein bei Pharma-Tests von Novartis 57 Test-personen starben. Auf der Liste folgen BAYER und Pfizer mit je 20 Todesfällen. Be-reits im Zeitraum von 2007 bis 2010 waren bei Tests von BAYER 138 Inderinnen und Inder ums Leben gekommen, allein vier Personen starben an Nebenwirkungen des umstrittenen Gerinnungshemmers Xarelto. BAYER zahlte den Hinterbliebenen Entschädigungen von lediglich 5.250 Dollar.
Firmen wie Novartis, BAYER und Pfizer setzen das Leben indischer Probanden wis-sentlich aufs Spiel. Recherchen vor Ort zeigen immer wieder, dass die Studienteil-nehmer nicht über die Gefahren der getesteten Medikamente informiert werden – häufig wissen sie nicht einmal, dass sie an einer Studie teilnehmen. Es ist daher heuchlerisch, wenn die Pharmaunternehmen behaupten, in Indien dieselben Stan-dards anzulegen wie in Europa.
Der Grund für die Verlagerung der Tests nach Indien ist - neben den niedrigeren Kosten - vor allem die geringe behördliche Aufsicht. Eine vom indischen Parlament beauftragte Untersuchungskommission stellte jüngst gravierende Mängel bei der Arzneimittel-Aufsichtsbehörde CDSCO fest: „Über Jahrzehnte hinweg hat sie vor allem den Interessen der Pharma-Industrie gedient und darüber die Interessen der Verbraucher vernachlässigt“, resümiert der Bericht. So hat sich die CDSCO in Zulas-sungsverfahren für Medikamente auf Gutachten von Experten verlassen, denen die Medikamenten-Hersteller die Hand geführt haben. Als ein Beispiel nennt die Unter-suchung Xarelto von BAYER mit dem Wirkstoff Rivaroxaban: „Die drei Expertisen für Rivaroxaban (BAYER), eine Arznei zur Blutverflüssigung, sind fast identische Ko-pien.“ Die Gesundheit der Probanden wird wissentlich aufs Spiel gesetzt.
Vor wenigen Wochen wurde BAYER in China zu einer Entschädigung von rund 50.000 Euro an eine Teilnehmerin einer Xarelto-Studie verurteilt. Die Klägerin hatte die Tests nur knapp überlebt.

Gegenantrag zu TOP 3: Der Aufsichtsrat wird nicht entlastet

Der Aufsichtsrat kommt seiner Kontrollfunktion ungenügend nach und soll da-her nicht entlastet werden. Es folgen Beispiele einer verantwortungslosen Konzernpolitik, die vom Aufsichtsrat mitgetragen wird:

Fehlbildungen durch Duogynon
Wegen Kosten in fünfstelliger Höhe müssen die Opfer des hormonalen Schwanger-schafts-Tests Duogynon darauf verzichten, den Prozess gegen die Firma BAYER fortzuführen. BAYER konnte sich nur wegen angeblicher Verjährung aus der Affäre ziehen. Selbst der zuständige Richter am Berliner Landgericht, Dr. Holger Matthies-sen, hatte das Unternehmen mit den Worten "Ein Weltkonzern wie BAYER sollte den Dialog suchen, da kann ich sie nur ermahnen!“ aufgefordert, auf die Betroffenen zuzugehen.
Der Fall Duogynon ist in seiner Dimension nur mit dem Contergan-Skandal ver-gleichbar. Wie bei Contergan wurden mit dem Medikament trotz aller Hinweise auf drohende Fehlbildungen jahrelang Profite gemacht.
Mitarbeiter von Schering hatten frühzeitig vor den Risiken von Duogynon gewarnt. So schrieb ein für Schering arbeitender Wissenschaftler im November 1967 an die Fir-menleitung: „Die offenkundige Korrelation zwischen der Zunahme von Missbildungen und dem Verkauf des Schwangerschaftstests erscheint ziemlich alarmierend.“ 1969 forderte die britische Behörde Committee on Safety of Drugs von Schering die Her-ausgabe der Duogynon-Labordaten. Nach Auswertung der Unterlagen wurde auf den Schachteln eine Warnung angebracht, wonach das Präparat wegen des Risikos von Fehlbildungen nicht in der Schwangerschaft eingenommen werden dürfe. Sche-ring strich daraufhin in Großbritannien die Indikation Schwangerschaftstest, nicht jedoch in Deutschland.
Im Raum steht auch der Vorwurf, dass Schering Anfang der 80er Jahre Wissen-schaftler bestochen hat, damit diese die Unbedenklichkeit von Duogynon bestätigen. Bayer hat dies weder vor Gericht wirksam bestritten noch öffentlich entkräftet. Im jüngsten Prozess war hierzu ein ehemaliger Schering-Mitarbeiter als Zeuge benannt worden.

Gefährliche Antibaby-Pillen
Seit Jahren fordern die Opfer von Antibabypillen wie Yasmin und Yaz ein Verbot aller Pillen mit erhöhtem Risikopotential. BAYER weigert sich beharrlich, auf die Forde-rung einzugehen, obwohl zahlreiche Studien die Gefährlichkeit der Präparate bele-gen.
Im Widerspruch dazu vereinbarte der Konzern mit rund 4.800 Anspruchsstellerinnen in den USA Vergleiche über eine Summe von einer Milliarde US-Dollar. Hinzu kom-men 13.600 Frauen, mit denen noch kein Vergleich geschlossen wurde. Geschädig-te Frauen in europäischen Ländern hingegen gehen bislang vollkommen leer aus.
In der Bilanz 2012 musste BAYER Sonderaufwendungen in Höhe von 1,2 Milliarden Euro für weitere Rechtsstreitigkeiten zurückstellen. Die Summe übersteigt damit den Versicherungsschutz.
Wegen der erhöhten Gefahren werden die Kosten für Yaz und Yasmin in Frankreich künftig nicht mehr erstattet. Die französische Regierung will hierdurch den Absatz der Präparate eindämmen. Außerdem überprüft die europäische Arzneimittelbehör-de EMA auf Antrag von Frankreich die Zulassung der Pillen.
Alle Präparate mit dem Hormon Drospirenon müssen umgehend vom Markt genom-men werden. Eine weitere Zulassung ist nicht zu rechtfertigen. Mit einem freiwilligen Einlenken von BAYER ist jedoch nicht zu rechnen, so lange die Entschädigungen nicht die Gewinne durch den Verkauf übersteigen – eine zynische Rechnung!

Tierversuche
Rund 6 Prozent aller Tierversuche in Deutschland gehen auf das Konto von BAYER. Der Konzern „verbrauchte“ im vergangenen Jahr 147.000 Tiere, hinzu kamen 23.000 Tiere bei externen Auftragsinstituten. BAYER hat wiederholt mit umstrittenen Testla-boren wie Professional Laboratory and Research Services (PLRS) und Huntingdon Life Sciences (HLS) kooperiert, die für tierquälerische Methoden bekannt sind.
Das Beispiel des BAYER-Präparats Lipobay zeigt, dass schwerwiegende Nebenwir-kungen durch Tier-Experimente nicht vorhersehbar sind. BAYER hatte dem Präparat nach zahlreichen Tierversuchen eine “ausgezeichneten Gesamtverträglichkeit” attes-tiert. Dennoch verursachte Lipobay bei über 100 Patienten einen schweren Muskel-zerfall mit Todesfolge.
Tierversuche sind nicht nur gegenüber Tieren, sondern auch gegenüber Menschen unverantwortlich. Sie dienen nicht der Sicherheit von Patienten, sondern in erster Linie der rechtlichen Absicherung der Pharma-Hersteller. Tierbasierte Verfahren sind wissenschaftlich überholt und ethisch nicht länger vertretbar. BAYER ist daher aufge-fordert, seine Pharma-Forschung auf tierversuchsfreie Verfahren umzustellen. Durch Computersimulationen, Tests an Zellkulturen und mit Hilfe von Biochips lässt sich die Verstoffwechslung neuer Wirkstoffe im menschlichen Körper besser darstellen als durch Tierversuche.

Um Mitteilung der Gegenanträge sowie der Begründung darf ich gemäß §§ 125, 126 AktG bitten.

[Bienensterben] Insekten- und Vogelsterben durch BAYER-Pestizide

CBG Redaktion

Der weltbekannte Ornithologe Pierre Mineau hat für die American Bird Conservancy eine Studie zur Bedrohung von Insekten und Vögeln durch Pestizide veröffentlicht. Die Studie ist online verfügbar.

Mineau bestätigt damit die Ergebnisse unseres langjährigen Kooperationspartner Dr Henk Tennekes. Im amerikanischen Kongress hat Pierre Mineau für ein sofortiges Verbot von Pestiziden aus der Substanzklasse der Neonikotinoide plädiert.

Einige Zitate aus der Veröffentlichung:

=> “We are grateful to Francisco Sanchez-Bayo and Henk Tennekes for meeting and sharing their insights into the neonicotinoids and other systemic insecticides
In his book, Dutch toxicologist Henk Tennekes (2010) makes the case that the contamination of surface water by neonicotinoids is so widespread in the Netherlands (and possibly elsewhere in Europe), that loss of insect biomass on a continental scale is behind many of the widespread declines that are being seen, be they of marsh birds, heath or meadow birds or even coastal species.

=> It has been suggested by the Dutch toxicologist Henk Tennekes (2010) that the neonicotinoid insecticides and other systemic products represent a ‘disaster in the making’ because of their potential to affect birds through reductions of their food supply.

=> Despite Bayer Corporation’s protestations that the mode of action of imidacloprid is not irreversible (Maus and Nauen 2011), Tennekes (2011) counter-argued successfully that evidence to date shows otherwise (despite minor deviations, the insecticide is dangerously close to showing irreversible activity) and even used some of Bayer Corporations’ earlier reports on imidacloprid’s mode of action to make his point.”

Pierre Mineau, der vielleicht bekannteste Ornithologe weltweit, ist also der Ansicht dass die Einwände von Bayer gegen Tennekes´ Darstellung des Wirkungsmechanismus von Neonikotinoiden erfolgreich widerlegt worden sind. Somit ist auch Mineau der Ansicht, dass die Neonikotinoide eine Umweltkatastrophe herbeiführen werden, wenn diese Nervengifte nicht umgehend verboten werden.

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Bienensterben

CBG Redaktion

9. April 2013, Greenpeace.de

Stoppen Sie das Bienensterben, Frau Aigner!

Die Studie im Volltext

Bienen sind enorm wichtig für uns Menschen. Leider gibt es davon jedoch immer weniger. Eine von Greenpeace veröffentlichte Studie nennt nun Insektizide, die für Bienen besonders gefährlich sind und macht klar: Wir brauchen dringend ein Verbot dieser Spritzmittel. Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) muss aufhören, die Entscheidung über ein Verbot zu blockieren.

Bienen sind weltweit die bedeutsamsten Insekten zur Bestäubung. Rund ein Drittel der Nutzpflanzen, die zur Ernährung angebaut werden, brauchen Bienen zur Bestäubung. Sollte die Biene ausstreben, würde die Ergiebigkeit unserer Kulturpflanzen bis zu 75 Prozent zurückgehen.
Nur wenn in der Landwirtschaft eingesetzte Chemikalien umgehend verboten werden, die Bienen bedrohen, ist das Bienensterben in Deutschland zu stoppen. Greenpeace hat am Dienstag den Report „Bye, bye Biene? Das Bienensterben und die Risiken für die Landwirtschaft in Europa“ veröffentlicht, der die Notwendigkeit eines solchen Verbots deutlich macht. Insektizide sind demnach die größte direkte Gefahr für Bienen.
Die Studie benennt sieben für Bienen gefährliche Pestizide, von denen drei zu den umstrittenen Nervengiften aus der Klasse der hochgiftigen Neonicotinoide gehören. Hergestellt werden die Spritzmittel unter anderem von Bayer, BASF und Syngenta. „Die Ergebnisse unserer Studie sind eindeutig und dürfen von der Politik nicht länger ignoriert werden“, sagt Dirk Zimmermann, Landwirtschaftsexperte bei Greenpeace. „Die Interessen der Chemieindustrie dürfen nicht länger Vorrang vor dem Schutz von Bienen und der Landwirtschaft haben.“
Der Bestand an Bienen geht weltweit zurück. In den vergangenen Jahren überlebten europaweit im Durchschnitt 20 Prozent der Bienenvölker den Winter nicht. In Deutschland waren es teilweise sogar 30 Prozent. Pestizide sind - neben anderen Faktoren wie Klimawandel und industrieller Landwirtschaft - ein wichtiger Grund für das Bienensterben. Ihre Auswirkungen sind vielfältig: Sie töten die Bienen nicht nur, sondern schädigen auch deren Entwicklung, Sammelfähigkeit und Lernfähigkeit. Unsere Studie zeigt, dass der Schaden, den die Pestizide anrichten könnten, den Nutzen für die Landwirtschaft deutlich übersteigt.

Greenpeace fordert sofortiges Verbot von gefährlichen Pestiziden
Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CDU) hat ein Verbot der besonders schädlichen Neonicotiniode Imidacloprid, Clothianidin und Thiamethoxam auf EU-Ebene bisher durch ihre Stimmenthaltung blockiert. Greenpeace fordert: Aigner soll sich für ein umgehendes und vollständiges Verbot bienengefährlicher Chemikalien einsetzen.
„Frau Aigner hat lange genug die Notwendigkeit eines dringend gebotenen Kurswechsels in der Landwirtschaft ignoriert. Die dramatische Dimension des Bienensterbens sollte ihr endgültig Anlass zum Umdenken geben“, fordert Zimmermann. (Autorin: Annika Rieger)

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[Bayer HV] BAYER Hauptversammlung

CBG Redaktion

Protestaktion zur BAYER-Hauptversammlung

=> Freitag, 26. April, ab 8.30 Uhr
=> Messehalle Nord, Köln-Deutz, Halle 7, Deutz-Mülheimer-Straße 111

Vorbereitungstreffen

=> Freitag, 19. April, 19.30 Uhr
=> in der Alten Feuerwache (Köln)

An der BAYER-Hauptversammlung in Köln werden der Vorstand des Konzerns, rund 4.000 Aktionäre und viele Journalisten teilnehmen. Seit 30 Jahren stehen die Hauptversammlungen im Zeichen heftiger Proteste. So auch in diesem Jahr. Die Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) prangert zusammen mit anderen Gruppen und Organisationen die Schattenseiten der Konzern-Profite an: Pestizidvergiftungen, hochgefährliche Pharmaprodukte, Tierversuche, Bienensterben, Gentechnik ....

Unterstützer/innen werden gebeten, an den Protesten am 26. April am Eingang der Kölner Messehallen teilzunehmen.

Eine Woche zuvor laden wir zur Kick-off-Veranstaltung ein:

Freitag, 19. April 2013, 19.30 Uhr
Alte Feuerwache Köln (Kleines Forum), Melchiorstr. 3
Eintritt frei

Es werden berichten:
Philipp Mimkes / CBG
Axel Köhler-Schnura / CBG
und weitere AktivistInnen

Wer nicht zur Veranstaltung kommen kann, aber an den Aktionen teilnehmen möchte, bitte melden (mit vollständiger Postanschrift):

Einen Eindruck von den Protesten bekommt man hier. Dort haben wir Fotos und Aktionsberichte vom Vorjahr hochgeladen.

Für Umweltschutz und sichere Arbeitsplätze bei BAYER – weltweit! Der Konzern muss unter demokratische Kontrolle gestellt und umgebaut werden. Die Produkte und die Arbeitsplätze müssen umwelt- und menschenverträglich sein.

Tierversuche

CBG Redaktion

Presse Information vom 5. April 2013

Coordination gegen BAYER-Gefahren e.V.
Ärzte gegen Tierversuche e.V.

Tierversuchfreie Test-Verfahren gefordert

Jährlich mindestens 170.000 Tierversuche allein bei BAYER / „Ergebnisse nicht auf den Menschen übertragbar“

Anlässlich der Jahreshauptversammlung der BAYER AG am 26. April fordern die Vereine Ärzte gegen Tierversuche und Coordination gegen BAYER-Gefahren den Chemie- und Pharmakonzern auf, seine Forschung auf tierversuchsfreie Verfahren umzustellen. Dies sei nicht nur ethisch geboten, sondern diene auch dem Interesse von Patient/innen und Verbraucher/innen. Die Verbände veröffentlichten zudem eine ausführliche Analyse der von BAYER durchgeführten Tierversuche.

Silke Bitz von den Ärzten gegen Tierversuche: „Wir fordern von BAYER und allen anderen Pharmaunternehmen den Umstieg auf rein tierversuchfreie Verfahren. Durch Computersimulationen, Tests an Zellkulturen und mit Hilfe von Biochips lässt sich die Verstoffwechslung neuer Wirkstoffe im menschlichen Körper detailliert darstellen. Solche Forschungsmethoden sind ethisch vertretbar und liefern im Gegensatz zum Tierversuch für den Menschen relevante Ergebnisse.“

Philipp Mimkes von der Coordination gegen BAYER-Gefahren ergänzt: „Tierversuche sind nicht nur gegenüber Tieren, sondern auch gegenüber Menschen unverantwortlich. Sie dienen nicht der Sicherheit von Patienten, sondern in erster Linie der rechtlichen Absicherung der Pharma-Hersteller. Tierbasierte Verfahren sind wissenschaftlich überholt und ethisch nicht länger vertretbar.“ Mimkes fordert die Überarbeitung der entsprechenden Vorschriften, da rund 14 Prozent aller Tierversuche in Deutschland gesetzlich vorgeschrieben sind.

Insgesamt werden in Deutschland jährlich rund 2,9 Millionen Wirbeltiere für Versuchszwecke verwendet, wovon fast 6 Prozent auf das Konto von BAYER gehen. Der Konzern „verbrauchte“ im vergangenen Jahr nach eigenen Angaben über 147.000 Tiere, hinzu kamen mehr als 23.000 Tiere bei externen Auftragsinstituten. BAYER hat wiederholt mit umstrittenen Testlaboren wie Professional Laboratory and Research Services (PLRS) und Huntingdon Life Sciences (HLS), die für tierquälerische Methoden bekannt sind, kooperiert.

Untersuchungen der US-amerikanischen Arzneimittelbehörde (FDA) ergaben, dass 92 Prozent der potenziellen Medikamente, die sich im Tierversuch als wirksam und sicher erwiesen, nicht durch die klinische Prüfung kommen, da sie beim Menschen keine oder eine unerwünschte Wirkung zeigen. Dass man sich trotz dieser Unsicherheit auf Tierversuche verlässt, hat fatale Folgen: allein in Deutschland sterben jährlich 58.000 Menschen an den Folgen von Arzneimittelnebenwirkungen.

„Das Beispiel des BAYER-Präparats Lipobay zeigt, dass schwerwiegende Nebenwirkungen durch Tier-Experimente nicht vorhersehbar sind. Trotz der von dem Leverkusener Konzern nach zahlreichen Tierversuchen vorhergesagten “ausgezeichneten Gesamtverträglichkeit” kam es bei mindestens 100 Patient/innen zu einer Rhabdomyolyse, also einem schweren Muskelzerfall, mit Todesfolge“, erläutert Mimkes. Zuvor hatten Ratten, Mäuse, Kaninchen, Hunde, Schweine und Affen das Präparat über eine Schlundsonde, intravenös oder als Futter-Beimischung einnehmen müssen. In den Versuchen hatten sich zwar einige Nebenwirkungen eingestellt, doch waren diese anders als die später beim Menschen beobachteten Schäden. Bei einigen Tierarten waren bei sehr hohen Dosierungen leichte Muskelschäden aufgetreten, nicht aber die tödlich verlaufende Rhabdomyolyse. Stattdessen erlitten einige Tiere Magenblutungen und Augenschäden.

Da die meisten menschlichen Krankheiten bei Tieren nicht vorkommen, werden die Symptome auf künstliche Weise in so genannten „Tiermodellen“ nachgeahmt. Um zum Beispiel Parkinson auszulösen, wird bei Affen und anderen Tieren ein Nervengift in das Gehirn injiziert, das Hirnzellen zerstört. Einen Schlaganfall versucht man durch das Einführen eines Fadens in eine Hirn-Arterie von Mäusen zu simulieren. Ein „menschlicher“ Herzinfarkt wird bei Hunden durch das Zuziehen einer von außen bedienbaren Schlinge um ein Herzkranzgefäß nachgeahmt. Die am Tier künstlich herbeigeführten Symptome haben jedoch nichts mit den menschlichen Krankheiten gemein. Wichtige Aspekte der Krankheitsentstehung wie Ernährung, Lebensgewohnheiten, der Einfluss von Suchtmitteln, schädlichen Umwelteinflüssen, Stress sowie psychische und soziale Faktoren werden gänzlich außer Acht gelassen. Ergebnisse aus Studien mit Tieren sind daher irreführend und tragen nichts zum Verständnis über menschliche Krankheiten oder gar deren Heilung bei.

„Da Tierversuche ungeeignet sind für eine effektive Arzneimittelentwicklung, täte BAYER schon im eigenen Interesse gut daran, sich von dieser überholten Methode zu verabschieden und bei der modernen, tierversuchsfreien Pharmaforschung die Nase vorn zu haben“, erklärt Silke Bitz abschließend.

Artikel „Tierversuche bei BAYER“

[BPA] Bisphenol A

CBG Redaktion

Jährlich werden rund vier Millionen Tonnen Bisphenol A hergestellt. Der BAYER-Konzern gehört neben den US-Firmen Dow Chemicals und Hexion sowie den taiwanesischen Unternehmen Nan Ya Plastics und Chang Chun Plastics zu den größten Herstellern weltweit. BAYER produziert Bisphenol A in Krefeld, Antwerpen, Baytown/Texas, Map Ta Phut/Thailand und Shanghai/China.

HORMONGIFT BISPHENOL A

Schweden plant Komplett-Verbot

Die Chemikalie BPA ist zwar in Babyflaschen verboten, nicht aber in Zahnfüllungen oder Thermopapier. Die Regierung in Stockholm will das nun ändern.VON REINHARD WOLFF

5. Feb 2013, taz | Die Chemikalie Bisphenol A (BPA) soll in Schweden verboten werden. Umweltministerin Lena Ek legte eine lange Liste von Studien über negative Gesundheitsauswirkungen vor. Ihr Fazit: Am Gesundheitsrisiko von BPA gebe es keine ernsthaften Zweifel
Für eine Substanz mit hormonstörenden Eigenschaften könne man nicht – wie die EU das tue – Grenzwerte setzen, die sich am Risiko einer akuten Vergiftung orientierten. Da langfristige hormonelle Wirkungen möglich seien, helfe nur ein Totalverbot, um Langzeitschäden mit Sicherheit ausschließen zu können.
BPA ist ein hormonell aktiver Stoff, der im Körper ähnlich wie das weibliche Sexualhormon Östrogen wirkt. Es ist gleichzeitig eine der meistproduzierten Basis-Chemikalien und damit ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für die Chemieindustrie. Als Grundstoff zur Herstellung von Kunststoffen und Kunstharzen findet es sich beispielsweise in vielen Plastikprodukten, der Innenbeschichtung von Konservendosen, Zahnfüllungen, Lacken, dem Thermopapier von Quittungen und in Trinkwasserrohren. Aus diesen Produkten kann sich der Stoff lösen, vom menschlichen Körper aufgenommen werden und auch die Umwelt belasten.

„Vorsorgeprinzip vernachlässigt“
Schwedens Umweltministerin wirft der EU und ihrer Lebensmittelbehörde EFSA vor, trotz sich mehrender Alarmsignale nicht aktiv zu werden und damit gegen das Vorsorgeprinzip zu verstoßen: Jahrein, jahraus blockierten die Lebensmittelbehörden innerhalb der EU die Einschätzungen, die von den für die Risiken von Chemikalien zuständigen Behörden gemacht werden. Das sei unverantwortlich.
Die Ministerin verweist auf den Ende Januar von der EU-Umweltagentur EEA veröffentlichten „Late Lessons from Early Warning-Rapport“, der illustriere, wie teuer und folgenreich die Vernachlässigung des Vorsorgeprinzips werden könne. Es sei wichtig zu agieren, bevor irreparable Schäden eingetreten seien.

Keine Scheu vor Ärger mit der EU
Erst nach jahrelangem Zögern und nachdem Länder wie Kanada und Dänemark es vorgemacht hatten, verbot die EU 2011 zumindest BPA-haltige Babyflaschen. In Frankreich und Schweden gibt es mittlerweile ein Verbot von BPA in Lebensmittelverpackungen für Kleinkinder, und Frankreich will die toxische Substanz ab 2015 aus allen Lebensmittelverpackungen verbannen.
Stockholm schließt sich diesem Vorstoß nun an und will mehr: Man werde umgehend die Vorarbeiten für ein vollständiges Verbot von BPA in allen Anwendungen einleiten. Einen möglichen Konflikt mit der EU-Kommission werde man nicht scheuen, erklärte Ek. Primär aber wolle man für die Linie eines Totalverbots im EU-Parlament und in anderen EU-Staaten Verbündete gewinnen.

alle Infos zur Kampagne

Bienensterben

CBG Redaktion

Presse Info vom 31. Januar 2013
Coordination gegen BAYER-Gefahren

Bienensterben: EU will Neonicotinoide verbieten

„Hersteller für Schäden haftbar machen!“

Die EU-Kommission hat heute empfohlen, drei Pestizide aus der Substanzklasse der Neonicotinoide ab dem 1. Juli aus dem Verkehr zu ziehen. Das Verbot soll zunächst für zwei Jahre gelten. Betroffen sind die Insektizide Clothianidin und Imidacloprid von BAYER sowie Thiamethoxam von SYNGENTA.

Die Mitgliedsstaaten sollen Ende Februar über den Vorschlag abstimmen. Die Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) begrüßt die Ankündigung als „Schritt in die richtige Richtung“, fordert jedoch ein dauerhaftes Verbot. Außerdem müssten die Hersteller für die entstandenen Schäden haften.

Philipp Mimkes vom Vorstand der Coordination gegen BAYER-Gefahren: „Seit 1998 fordern wir ein Verbot von Neonicotinoiden wegen ihrer Schädlichkeit für Bienen. BAYER und SYNGENTA haben mit den Präparaten Milliarden verdient - es darf nicht sein, dass die Firmen jetzt die Gewinne einsacken, die Allgemeinheit hingegen für die entstandenen Schäden aufkommen muss!“. Die CBG hatte in den vergangenen 15 Jahren wiederholt Gegenanträge zur BAYER-Hauptversammlung eingereicht und zusammen mit Imker/innen aus drei Kontinenten gegen den fortgesetzten Einsatz der Mittel protestiert. „BAYER und SYNGENTA müssen Neonicotinoide jetzt umgehend weltweit vom Markt nehmen – ein doppelter Sicherheitsstandard für Europa und den Rest der Welt ist nicht hinnehmbar!“, so Mimkes weiter.

Die CBG fordert zudem die Bundesregierung auf, den Vorschlag der EU rückhaltlos zu unterstützen. Nach Medienberichten wollen insbesondere England und Deutschland ein Verbot torpedieren. Das EU-Verbot soll für die wichtigsten Kulturen (Sonnenblumen, Raps, Mais und Baumwolle) gelten.

Nach den massiven Bienensterben im Jahr 2008 hatte die CBG wegen „wissentlicher Gefährdung von Bienen, Wildinsekten und Vögeln“ Strafanzeige gegen den BAYER-Vorstand eingereicht. In der Hauptversammlung des Konzerns waren im vergangenen Jahr mehr als eine Million Unterschriften für einen Verkaufs-Stopp übergeben worden.

Bereits vor zwei Jahren hatte die UN-Umweltbehörde UNEP Imidacloprid und Clothianidin in einem Bericht zum globalen Bienensterben als „Bedrohung zahlreicher Tierarten“ bezeichnet.

Die Auseinandersetzung um das globale Bienensterben hat viel Zeit und Geld gekostet. Sie können die Kampagne online mit ihrer Spende unterstützen

alle Informationen zur Kampagne

Nanotubes

CBG Redaktion

Presse Info vom 24. Januar 2013
Coordination gegen BAYER-Gefahren

Nanotechnik-Projekte von BAYER

Millionen-Förderung für Risikotechnologie

Der BAYER-Konzern hat öffentliche Zuschüsse von mindestens neun Millionen Euro für die Erforschung sogenannter Carbon Nanotubes (CNT) erhalten. Dies geht aus einer auf Anfrage der Coordination gegen BAYER-Gefahren erstellten Aufstellung des Bundesforschungsministeriums (BMBF) hervor. Nanotubes sind winzige Röhrchen aus Kohlenstoff. Tierversuche zeigen, dass bestimmte CNT - ähnlich wie Asbestfasern - die Entstehung von Krebs begünstigen können.

Allein 4,3 Mio. Euro hat das BMBF demnach für ein „Scale Up“ zur großtechnischen Herstellung von Nanotubes bewilligt. Die Mittel flossen in den Bau der nach Angaben von BAYER „weltgrößten Pilotanlage für Kohlenstoff-Nanoröhrchen“, die im Januar 2010 in Leverkusen eröffnet wurde. Geplant war dort eine jährliche Produktion von 200 Tonnen. Wegen technischer Probleme läuft die Anlage bis heute jedoch mit einer weit geringeren Kapazität.

Wegen der Probleme in Leverkusen hat BAYER im vergangenen Jahr den Antrag gestellt, eine Versuchsanlage im badischen Laufenburg in unmittelbarer Nähe von Schulen, Kindergärten und Wohngebieten in einen regulären Produktionsbetrieb zu überführen. Obwohl Umweltverbände und Anwohner/innen rund 60 Einwendungen eingereicht haben, wurde im November die Herstellung von 75 Jahrestonnen Nanotubes genehmigt. Nach Angaben von BAYER handelt es sich um die einzige Produktion weltweit im „Multitonnen-Maßstab“.

Das Regierungspräsidium Freiburg stützte sich in seinem Bescheid ausschließlich auf einseitig recherchierte Aussagen des umstrittenen Toxikologen Helmut Greim, der seit Jahrzehnten für seine industrie-freundlichen Expertisen bekannt ist. Greim hatte in seinem Gutachten hauptsächlich Studien zitiert, die BAYER selbst durchgeführt hatte.

Jan Pehrke von der Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG): „Es ist nicht einzusehen, weswegen ein Konzern mit einem Jahresgewinn von rund drei Milliarden Euro öffentliche Fördergelder erhält – zumal für die großtechnologische Produktion einer Risiko-Technologie, deren toxikologische Auswirkungen auf Mensch und Umwelt noch gar nicht umfassend erforscht sind. Stattdessen sollte das Forschungsministerium lieber unabhängige Untersuchungen von Nanotubes unterstützen.“

Claudia Baitinger vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND NRW) ergänzt: „Bislang gibt es bei Freisetzungen von Nanomaterialien im Wasser-, Bodenschutz- und Abfallrecht noch keinerlei Regelungen. Wir halten deshalb den Umgang mit diesen Stoffen über den Labormaßstab hinaus für unverantwortlich, solange der Gesetzgeber mit drittschützenden Maßnahmen hinterherhinkt.“

Carbon Nanotubes sollen in Lacken, beim Bau von Rotorblättern und in Sportartikeln wie Skiern oder Hockey-Schlägern eingesetzt werden. Die winzigen Partikel können vom Körper über die Atemwege, den Magen-Darm-Trakt und die Haut aufgenommen werden. DNA-Schäden sind hierdurch ebenso möglich wie eine Beeinträchtigung der Lungenfunktion. Selbst der BAYER-Konzern hält in dem Sicherheitsdatenblatt zu den in Laufenburg produzierten „BAYTUBES C 70P“ fest: „Achtung – noch nicht vollständig geprüfter Stoff“ und warnt vor einem Kontakt mit dem Material, denn: „Toxikologische Untersuchungen am Produkt liegen nicht vor.“

=> Die Aufstellung der vom BMBF geförderten Projekte

weitere Informationen zur Nanotubes-Kampagne

Lipobay

CBG Redaktion

Presse Info vom 23. Januar 2013
Coordination gegen BAYER-Gefahren

Lipobay-Skandal:

BAYER in Italien zu Entschädigung verurteilt

Italienische Medien berichten, dass der BAYER-Konzern in der vergangenen Woche von einem Gericht in Venedig zu einer Entschädigung von 350.000 Euro an ein Lipobay-Opfer verurteilt wurde (siehe Artikel Il Gazzettino). Ein damals 51-jähriger Arzt hatte sich das Präparat im Jahr 1999 selbst verschrieben. Zwei Monate später erlitt er eine lebensbedrohliche Rhabdomyolyse (Muskelzerfall) und war zu 100% arbeitsunfähig geworden. Er bezieht seitdem eine Invalidenrente. BAYER muss auch die Verfahrenskosten in Höhe von 14.000 Euro tragen.

Erst im vergangenen September war das Unternehmen in Buenos Aires zu einer Entschädigung von 160.000 Euro an ein argentinisches Lipobay-Opfer verurteilt worden. Das Urteil hatte einen kausalen Zusammenhang zwischen der Einnahme des Präparats und schweren Gesundheits-Schäden sowie ein schuldhaftes Verhalten des Konzerns festgestellt.

Philipp Mimkes von der Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG): „Firmeninterne Dokumente belegen, dass das Management von BAYER die schweren Gesundheitsschäden der Patienten billigend in Kauf nahm und dabei sogar Warnungen aus dem eigenen Haus missachtete. Die Entscheidungen der Gerichte in Argentinien und nun in Italien sind daher eine große Genugtuung für die Betroffenen in aller Welt. Zusätzlich fordern wir strafrechtliche Konsequenzen für die damaligen Verantwortlichen bei BAYER.“

Der Konzern hatte das Präparat im August 2001 nach über 100 Todesfällen vom Markt genommen. Weltweit leistete BAYER Vergleichszahlungen von über einer Milliarde Euro. In den meisten Fällen zahlte das Unternehmen Entschädigungen, bevor es zu einer Verurteilung kam. In Deutschland kam es nur zu marginalen Zahlungen.

Die Coordination gegen BAYER-Gefahren hat heute eine Kampagnenseite zum Lipobay-Skandal mit Berichten von Betroffenen, Gerichtsurteilen und Presseberichten veröffentlicht

Blutprodukte

CBG Redaktion

siehe auch: Experten dringen auf Entschädigung der durch Blutprodukte mit HCV infizierten Bluterkrankten

Presse Information vom 18. Januar 2013

Coordination gegen BAYER-Gefahren
Robin Blood (www.RobinBlood.org)

Hepatitis-belastete Blutprodukte in den 80er Jahren

„Infektionen billigend in Kauf genommen“

Die Coordination gegen BAYER-Gefahren und das Netzwerk Robin Blood kritisieren die in der vergangenen Woche veröffentlichten Antworten der Bundesregierung auf zwei Anfragen der Linkspartei zu Hepatitis-belasteten Blutprodukten (Drucksachen 17/10910 und
17/11934). Die Regierung bezeichnet die damaligen Infektionen Tausender Bluter darin als „schicksalhaft“.

Philipp Mimkes von der Coordination gegen BAYER-Gefahren: „Der Bundestags-Untersuchungsausschuss „HIV-Infektionen durch Blut und Blutprodukte“ (Bundestagsdrucksache 12/8591) kam zu dem Ergebnis, dass ab Ende 1982 nahezu alle Infektionen hätten verhindert werden können. Es ist nicht hinnehmbar, wenn Behörden und Industrie nun versuchen, die Geschichte umzuschreiben“.

Andreas Bemeleit, Betroffener und Gründer des Netzwerks Robin Blood, ergänzt: „Die pharmazeutischen Unternehmen haben aus reiner Profitgier unzählige Infektionen billigend in Kauf genommen. Die Bundesregierung hat seinerzeit ihre Aufsichtspflicht verletzt und sich zum Handlanger der Industrie gemacht. Der hilflos anmutende Verweis auf eine angebliche Schicksalhaftigkeit der Ereignisse zeigt, dass die Bundesregierung nicht gewillt ist, Verantwortung zu übernehmen und nicht fähig ist, ihre Positionen gegenüber der pharmazeutischen Industrie durchzusetzen.”

Etwa 90 Prozent des für die Gewinnung von Gerinnungsfaktoren verwendeten Blutplasmas wurden in den 70er und 80er Jahren aus den USA importiert. Dort galten andere Sicherheitsbestimmungen, u. a. wurden bis 1985 Risikogruppen wie Drogenabhängige, Prostituierte und Strafgefangene als Spender zugelassen. Eine risiko-mindernde Auswahl der Blutspender gab es meist nicht. Der in Deutschland seit 1976 vorgeschriebene ALT-Test wurde in den USA erst ab 1986 Pflicht. Zudem wurden Inaktivierungsverfahren zur Senkung der Infektionsgefahr wegen des Widerstands der Pharma-Industrie jahrelang nicht angewendet.

Andreas Bemeleit bezeichnet es als „erstaunlich“, mit welcher Vehemenz die Regierung die vorliegenden Fakten, darunter das Ergebnis des Untersuchungsausschusses, ignoriert: „Viele Infektionen hätten damals vermieden werden können, wenn das Bundesgesundheitsamt auf die Verwendung virus-inaktivierter Präparate bestanden hätte. Stattdessen ließ sich das BGA in eine jahrelange Diskussion mit der Industrie verwickeln, die die teuren Umstrukturierungen in den Fertigungsbetrieben vermeiden wollte. Fast 75 Prozent der Infektionen erfolgten in diesem Zeitraum.“

Weltmarktführer damals war der Leverkusener BAYER-Konzern. Nach dem Verbot unbehandelter Blutprodukte in den USA und Europa hatte das Unternehmen die übriggebliebenen Chargen nach Lateinamerika und Asien exportiert, wo es zu weiteren Infektionen kam.

Die Coordination gegen BAYER-Gefahren kooperiert seit 25 Jahren mit HIV- und Hepatitis-infizierten Blutern. Ziele der Kampagne sind eine dauerhafte Stiftungslösung, die den Betroffenen ein würdiges Leben ermöglicht, sowie strafrechtliche Ermittlungen gegen die Verantwortlichen in der Pharma-Industrie.

weitere Informationen:
=> Süddeutsche Zeitung „Eiskalte Abwicklung eines Skandals“
=> Neue Dokumente zur HIV-Infizierung Tausender Bluter durch die Bayer-Tochterfirma Cutter
=> Interne Aufstellung des Gesundheitsministeriums: http://robinblood.org/?page_id=239
=> Pharmaindustrie muss infizierte Bluter entschädigen!
=> Rede von Andreas Bemeleit in BAYER-Hauptversammlung
=> Ergebnisse des Untersuchungs-Ausschuss des Deutschen Bundestags (40 MB): http://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/12/085/1208591.pdf
=> „Tödlicher Ausverkauf“: Cutter-Exporte nach Asien
=> Gier nach Beute: Interview mit Todd Smith, USA

[EFSA] Bienensterben

CBG Redaktion

16. Januar 2013
Coordination gegen BAYER-Gefahren

EFSA-Bewertung von Neonicotinoiden

EU-Behörde: „unakzeptable“ Gefahren für Bienen

Die European Food Safety Authority (EFSA) hat in einer heute veröffentlichten Stellungnahme vor den Gefahren von drei Insektiziden gewarnt. Nach Auffassung der Behörde zeige sich für einige Anwendungsgebiete „ein hohes Risiko für Honigbienen“. In der von der EU-Kommission in Auftrag gegebenen Untersuchung ging es um Wirkstoffe der Unternehmen BAYER und SYNGENTA, die zur Substanzklasse der Neonicotinoide gehören.

Die EFSA warnt, dass Bienen die Wirkstoffe über belasteten Nektar und Pollen aufnehmen. Hierdurch wird der Orientierungssinn der Tiere gestört, sodass sie nicht mehr in ihre Bienenstöcke zurückfinden. Eine Gefahr sieht die EFSA auch durch den Abrieb der Wirkstoffe von gebeiztem Saatgut. Die Behörde hält daher eine Verwendung von Neonicotinoiden allenfalls auf solchen Pflanzen für akzeptabel, die für Bienen unattraktiv sind. Mais, Raps und Sonnenblumen dürften dann nicht mehr mit Insektiziden gebeizt werden.

Ein Sprecher von EU-Kommissar Tonio Borg kommentierte, die Untersuchung habe „ziemlich klare“ und „beunruhigende“ Schlussfolgerungen ergeben. Die EU werde gemeinsam mit den Mitgliedstaaten über ein Verbot beraten. Bereits 2011 hatte die UN-Umweltbehörde UNEP Neonicotinoide in einem Bericht zu globalen Bienensterben als eine Bedrohung für zahlreiche Tierarten bezeichnet.

Die Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) arbeitet seit 1998 zur Bienengefährlichkeit der von BAYER CropScience verkauften Wirkstoffe Imidacloprid und Clothianidin und kooperiert hierbei eng mit Imker/innen im In- und Ausland. Philipp Mimkes vom Vorstand der CBG: „Die Gefahren von Neonicotinoiden sind in zahlreichen großen Studien bestätigt worden. Durch die fortgesetzte Vermarktung der Präparate gefährdet das BAYER-Management wissentlich den Bestand von Bienen, Wildinsekten und Vögeln. Die EU-Behörden müssen nun reagieren und die Zulassung von Clothianidin und Imidacloprid vollständig aufheben“.

In der Hauptversammlung der BAYER AG waren mehr als eine Million Unterschriften für einen sofortigen Verkaufs-Stopp übergeben worden. Geschädigte Imker hatten in der Versammlung wiederholt auf die durch Neonicotinoide verursachten Bienensterben hingewiesen.

Nach einer Reihe großer Bienensterben hatten die Wirkstoffe bereits in Deutschland, Frankreich und Italien die wichtigsten Zulassungen verloren. Trotzdem exportiert BAYER die Präparate in mehr als 100 Länder.

ausführliche Informationen zur Kampagne

Die vollständige Bewertung der EFSA: http://www.efsa.europa.eu/en/press/news/130116.htm?utm_source=homepage&utm_medium=infocus&utm_campaign=beehealth

[More than Honey] Bienensterben

CBG Redaktion

„MORE THAN HONEY“ / 5x2 EINTRITTSKARTEN ZU GEWINNEN

Kinotipp: Dokumentarfilm zum globalen Bienensterben

Am morgigen Donnerstag startet der Dokumentarfilm MORE THAN HONEY in den deutschen Kinos. Der Film beschäftigt sich mit dem weltweiten Bienensterben, für das Pestizide der Firma BAYER mitverantwortlich sind.

Der Regisseur Markus Imhoof verfolgt in MORE THAN HONEY das Schicksal der Bienen von der eigenen Familienimkerei bis hin zu industrialisierten Honigfarmen und Bienenzüchtern. Mit spektakulären Aufnahmen öffnet er den Blick auf eine Welt jenseits von Blüte und Honig, die man nicht so schnell vergessen wird.

Bei seinen Recherchen für den Film und für das parallel erschienene Buch wurde Markus Imhoof von der Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) unterstützt. Die CBG weist seit den 90er Jahren auf die Risiken von Agrochemikalien für Insekten hin und fordert ein weltweites Verbot von Wirkstoffen wie Imidacloprid, Clothianidin und Thiametoxam.

Die Coordination gegen BAYER-Gefahren verlost 5x2 Eintrittskarten. Diese können bundesweit in allen Kinos, die den Film zeigen, eingelöst werden. Bitte senden Sie eine email mit Ihrer vollständigen Anschrift und dem Betreff „Bienensterben“ an die Adresse CBGnetwork(at)aol.com. Die ersten fünf Zusendungen gewinnen. Es werden nur die Gewinner benachrichtigt.

Hintergrund:
Das Sterben von Bienen und Wildinsekten führt zu einer verringerten Bestäubungsleistung, wodurch die Ernährungssicherheit in Gefahr gerät. Die UN-Umweltbehörde UNEP bezeichnet Imidacloprid und Clothianidin in einem Bericht zu globalen Bienensterben explizit als Bedrohung zahlreicher Tierarten. Im Frühjahr 2008 löste der Einsatz von Clothianidin im Mais-Anbau das größte Bienensterben der vergangenen Jahrzehnte aus. Zeitgleich verschwanden wildlebende Insekten, die ihrerseits als Nahrung für Vögel dienen. In Deutschland, Italien und Frankreich wurden die Wirkstoffe für die wichtigste Anwendung, die Behandlung von Mais, verboten. Dies hindert den BAYER-Konzern nicht, die Präparate in mehr als 100 Länder zu exportieren.

weitere Informationen:
=> Die Kampagne zum weltweiten Bienensterben
=> Die website zum Films (mit Trailer): www.morethanhoney.de