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[Ticker 4 2009] STICHWORT BAYER 04/2009 – Ticker

CBG Redaktion

AKTION & KRITIK

Jahrestagung 2009
Am 7. November 2009 fand die Jahrestagung der COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) zum Thema „Haste mal ‘ne Billion? - Konzerne, Kapitalismus und die Krise“ statt. Zum Auftakt sprach Professor Rainer Roth vom RHEIN-MAIN-BÜNDNIS GEGEN SOZIALABBAU UND BILLIGLÖHNE über die Ursache der Krise. Das Problem einer lukrativen Kapitalverwertung hat seiner Ansicht nach zu Überproduktion und „Nachfrage-Doping“ mittels Verschuldung geführt und den Wirtschaftsorganismus schließlich kollabieren lassen. „Entwarnung“ konnte Roth deshalb noch lange nicht geben. Pedram Shahyar vom ATTAC-Koordinierungskreis arbeitete die Frage auf, warum die Linke nicht stärker von der Krise profitiert hat. Die „Globalisierung“ der Neoliberalismus-Kritik, das Vertrauen auf das Krisenmanagement der Eliten, die Rückkehr des Korporatismus von Gewerkschaften und Unternehmen, eine zu flache Krisen-Interpretation und eine Fixierung der Betroffenen auf ihr eigenes Schicksal im Zuge drohenden Job-Verlustes nannte er als Gründe. Im Anschluss daran machte Shahyar Vorschläge für eine neue linke Krisen-Politik. „Verstärkte Suche nach Alternativen“, „Deglobalisierung“, „Eigentumsfrage“ und „Gesundschrumpfung der Wirtschaft“ lauteten hier die Stichwörter. Jan Pehrke (CBG) schließlich zeichnete den Verlauf der Krise am Beispiel BAYER nach und konnte so den im Laufe des Tages erörterten, manchmal recht komplexen wirtschaftlichen Zusammenhängen Anschaulichkeit verleihen. Fast 50 TeilnehmerInnen lockte die Veranstaltung an - so viele BesucherInnen hatte eine Jahrestagung der CBG bisher noch nie. Offensichtlich bestand ein großes Interesse daran, ein Jahr nach Ausbruch der Krise eine erste Bestandsaufnahme vorzunehmen und über die Perspektiven antikapitalistischer Interventionen zu diskutieren.

Antwerpener Beschäftigte protestieren
Der Leverkusener Multi erpresst die Belegschaft des Antwerpener Werks und droht mit einer Schließung, falls die Beschäftigten nicht einer Lohnkürzung zustimmen (siehe KAPITAL & ARBEIT). Diese wollen sich darauf jedoch nicht einlassen. Deshalb nahmen die AntwerpenerInnen nicht nur an einer Großdemonstration in Brüssel teil, die unter Druck stehende Belegschaften vieler belgischer Werke zusammenführte, sondern ergriffen dort auch das Wort. Levi Sollie, der Vertrauensmann der Gewerkschaft Algemeen Belgisch Vakverbond (ABVV), sprach auf der Kundgebung über die Situation am belgischen BAYER-Standort.

Klima-Protest vor BAYER-Zentrale
Zum Auftakt der Weltklimakonferenz in Kopenhagen hat die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) am 7. Dezember 2009 gemeinsam mit Vertretern vom NIEDERRHEINISCHEN UMWELTSCHUTZVEREIN und von der Linkspartei eine Mahnwache vor der Leverkusener BAYER-Zentrale abgehalten, um auf die Klima-Sünden des Konzerns hinzuweisen. So leitet der Pharma-Riese jährlich bis zu acht Millionen Tonnen Kohlendioxid in die Atmosphäre und trägt auf diese Weise zum Treibhauseffekt bei. Und von einem Umdenken ist bei dem Unternehmen nichts zu spüren. Es setzt weiter auf klimaschädigende Müll- und Steinkohlekraftwerke. Darum wollte die CBG BAYER auch einen Offenen Brief übergeben, der zu einer Energie-Wende aufruft, aber dazu kam es nicht. Der Multi verweigerte die Annahme.

CEFIC für Klima-Negativpreis nominiert
LOBBYCONTROL hat den „Verband der Europäischen Chemischen Industrie“ (CEFIC) für den Negativpreis „Angry Mermaid Award“ nominiert. Die Initiative hält den Verband für würdig, die in Anspielung auf die Kopenhagener Klimakonferenz „Die aufgebrachte Meerjungfrau“ getaufte Auszeichnung zu erhalten, weil er sich durch besonders destruktive Lobbyarbeit gegen Klimaschutz-Maßnahmen hervortat. So gelang es der CEFIC LOBBYCONTROL zufolge etwa, der chemischen Industrie kostenträchtige Folgen des Handels mit Kohlendioxid-Verschmutzungsrechten zu ersparen, weshalb Investitionen in ökologischere Verfahren unterblieben. Aber schlussendlich musste sich die CEFIC dem noch schlimmeren Finger MONSANTO geschlagen geben.

Pipeline-Protest vor Ständehaus
Am 23. November 2009 war BAYER-Chef Werner Wenning Stargast des Düsseldorfer Ständehaus-Treffs in den Räumen der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen. Aber der von Zeit-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo moderierte Plausch mit dem Konzern-Lenker vor Promis wie Gabriele Henkel, Heiner Kamps, Rudi Altig und Heide Rosendahl konnte nicht ungestört ablaufen. Die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN und andere Gegner der vom Leverkusener Multi geplanten Kohlenmonoxid-Pipeline hielten nämlich eine Mahnwache vor dem Gebäude ab. Die Veranstalter taten dabei alles, den Protest zu erschweren. Als Tagesmieter des Ständehauses reklamierten sie das Hausrecht für sich und drängten die AktivistInnen mit Hilfe von Polizei und privatem Sicherheitsdienst an den äußersten Rand der Auffahrt, um Wenning & Co. den Abend nicht allzu sehr zu verderben. Di Lorenzo kam beim Talk jedoch nicht darum herum, die Sache aufzugreifen. „Wenning ging offensiv mit dem Thema um“, vermeldete die Rheinische Post anschließend, „Er ist fest von der absoluten Sicherheit der Leitung überzeugt, aber er weiß auch, dass keiner ausschließen kann, dass irgendein Unfall passiert“.

PRIMODOS-Anfrage
In den 50er Jahren hatte die jetzige BAYER-Tochter SCHERING den Schwangerschaftstest PRIMODOS (auch DUOGYNON) auf den Markt gebracht, der bei Neugeborenen zu Herzfehlern, Fehlbildungen an Händen und Füßen sowie zu Gaumenspalten führte. Auf der diesjährigen Hauptversammlung des Leverkusener Multis haben die Opfer des Hormon-Präparates eine Entschädigung gefordert; zudem sind Klagen in Vorbereitung (siehe RECHT & UNBILLIG). Im Juli hat die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) dem Gesundheitsministerium zum Fall „PRIMODOS“ einen Brief geschrieben. Die CBG wollte wissen, warum die Betroffenen bis heute keine Unterstützung erhalten und welche Unterlagen im Archiv noch zu dem Pharma-GAU existieren. Zudem fragte die Coordination, ob es bezüglich der Entschädigungsfrage Kontakte zum Pharma-Riesen und zu den Behörden in Großbritannien gibt, wo das Thema ebenfalls auf der Tagesordnung steht. Darüber hinaus erbat sie eine Stellungnahme zur Weigerung des Global Players, die Geschädigten abzufinden. Diese mochte das Gesundheitsministerium in seiner Antwort nicht abgeben. Es habe in der Sache weder Verbindung zu BAYER noch zur britischen Regierung aufgenommen und hätte auch keine Akten zu dem Fall mehr, hieß es in dem Schreiben weiter. „Zu Ihrer Frage, warum die Betroffenen keine Unterstützung erhalten haben, lassen sich daher nur Vermutungen aufgrund von nicht validen Informationen anstellen. Es scheint damals aber wohl eine gewisse Unsicherheit in der Kausalitätsbewertung zwischen den aufgetretenen Missbildungen und der Verabreichung des entsprechenden Medikamentes gegeben zu haben“, so das Ministerium.

Die „Global Compact“-Beschwerde
1999 haben sich BAYER und andere Multis am Rande des Davoser Weltwirtschaftsforums im „Global Compact“ dazu bekannt, soziale, ökologische und menschenrechtliche Standards einzuhalten. Nach Meinung der COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) hat der Leverkusener Multi mit der Beinah-Katastrophe in Institute und seiner Reaktion darauf gegen die Regularien des an die UN angebundenen Industrie-Zusammenschlusses verstoßen. Der Konzern hatte im Vorfeld lange bekannte Sicherheitsmängel nicht behoben, defekte Detektoren nicht repariert und Warnsysteme deaktiviert. Nach der Explosion informierte er zudem die Öffentlichkeit unter Berufung auf die Antiterror-Gesetze nur spärlich (siehe SWB 2/09). Die CBG hat die UN deshalb in einem Offenen Brief aufgefordert, den Agro-Riesen aus dem „Global Compact“ auszuschließen. Die Antwort traf umgehend ein. Der „Global Compact“ legte dar, dass er über keinerlei Mandat verfügt, die Einhaltung seiner Prinzipien zu kontrollieren und gegebenenfalls Sanktionen auszusprechen. Nur einen Dialog moderieren könne er. Das tat er dann auch, indem er BAYER zu einer Stellungnahme aufforderte. Nach einigem Briefverkehr mit dem Leverkusener Multi und der CBG teilte die Organisation mit, sie habe die Beschwerde nun an die bundesdeutsche Dependance weiterverwiesen. Die Coordination erklärte sich damit nicht einverstanden. Sie dringt darauf, den Fall statutengemäß im Leitungsgremium zu verhandeln, und legte Protest ein.

180.000 Unterschriften gegen LL62
Im Jahr 2006 hat BAYERs Genreis LL601 für den größten Gen-GAU der Nuller-Jahre gesorgt: Trotz fehlender Zulassung tauchte er in den handelsüblichen Supermarkt-Sorten auf. Das hält den Leverkusener Multi jedoch nicht davon ab, weiter auf die Risiko-Technologie zu setzen. So liegt der EU bereits seit längerem ein Antrag zur Importgenehmigung von LL62-Reis vor. GREENPEACE hat dagegen mobil gemacht und der EU-Gesundheitskommissarin Anroulla Vassiliou, die demnächst das Bildungsressort übernimmt, im Oktober 2009 180.000 Unterschriften gegen eine Einfuhr-Lizenz übergeben.

Kritik an Beobachtungsstudien
Die „Kassenärztliche Bundesvereinigung“ (KBV) hat die Beobachtungsstudien angeprangert, mittels derer BAYER & Co. ihre Medikamente in Arztpraxen testen lassen. Aus wissenschaftlicher Sicht sind diese Anwendungsuntersuchungen, bei denen die ÄrztInnen nur einen kleinen Fragebogen ausfüllen müssen, kaum ergiebig, moniert die KBV, aus finanzieller Sicht allerdings schon - sowohl für die Konzerne als auch für die DoktorInnen. In Wahrheit verfolgen die Expertisen nämlich den Zweck, die PatientInnen auf das getestete Präparat - zumeist ein neues und deshalb besonders teures - umzustellen, und genau dafür zahlen die Unternehmen dann auch bis zu 1.000 Euro. Als „Fangprämien“ bezeichnete Leonard Hansen von der „Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein“ deshalb die Honorare, und der KBV-Vorstand Carl-Heinz Müller lässt keinen Zweifel an den Motiven von Big Pharma: „Das Ziel einer schnelleren Umsatzsteigerung ist sicher nicht von der Hand zu weisen“. Der Leverkusener Multi verfolgte dieses Ziel unter anderem mit Beobachtungsstudien zu BETAFERON. Kritik an dieser Praxis wies der Konzern immer wieder zurück. So verteidigte BAYER-Vorstand Wolfgang Plischke das Vorgehen der Pillen-Produzenten im Jahr 2008 mit den Worten: „Ich halte Anwendungsbeobachtungen allerdings für sinnvoll, da sie uns Langzeitdaten über die Wirkung von Medikamenten in die Hand geben, die wir aus den Zulassungsstudien nicht bekommen“.

Mediziner kritisiert Krebsmedikamente
Im Pharma-Geschäft versprechen Krebs-Arzneien die höchsten Gewinne. ExpertInnen erwarten für die nächsten Jahre einen 66 Milliarden Dollar schweren Absatzmarkt. Mit den Heilsversprechen der Pillenriesen - BAYER etwa preist NEXAVAR als einen „Meilenstein im Kampf gegen Krebs“ an - ist es nach Ansicht des Krebs-Spezialisten W.-D. Ludwig allerdings nicht so weit her. Nach Meinung des Mediziners, der an der HELIOS-Klinik in Berlin-Buch arbeitet und den Vorsitz der „Arzneimittel-Kommission der deutschen Ärzteschaft“ innehat, sorgt vor allem eine kreative Gestaltung der klinischen Tests für den guten Leumund der Mittel. So bestimmen die Untersuchungen als Ziel der Therapie nicht etwa das Überleben der PatientInnen und dauern auch gar nicht so lange, um den Gesundheitszustand der ProbandInnen über einen angemessenen Zeitraum hinweg verfolgen zu können. Ihnen reicht es als positiver Befund aus, wenn sich das Leiden erst einmal nicht verschlimmert oder der Körper überhaupt in irgendeiner Weise auf den Pharma-Stoff anspricht, was noch überhaupt nichts über eine Beeinflussung des Krankheitsverlaufs aussagt. Da es noch kaum wirksame Krebs-Arzneien gibt, müssen die Konzerne zudem keine großen Vergleichsstudien finanzieren. Das alles erleichtert „erfolgreiche Erprobungen“ natürlich ungemein. Ludwig forderte als Konsequenz aus dieser Art von Studien mehr unabhängige Arzneimittel-Untersuchungen.

Einspruch gegen BVL-Bescheid
Im letzten Jahr hat BAYERs Saatgut-Beizmittel PONCHO ein verheerendes Bienensterben ausgelöst. Die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) hegte den Verdacht, dass der Agro-Riese diese „Nebenwirkung“ bei den Genehmigungsbehörden heruntergespielt hat und verlangte in einem Offenen Brief an das „Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit“ (BVL) die Herausgabe der Zulassungsunterlagen. Die Behörde gab dem Begehr zwar trotz BAYER-Widerstand statt, erlaubte jedoch nur eine kurze Einsichtnahme bei einem Lokaltermin. Dagegen legte die CBG Widerspruch ein, weil so zu wenig Zeit für die Überprüfung der Dokumente bleibt.

Frankfurter Uni umbenannt
Im Jahr 2001 ging das Frankfurter IG-FARBEN-Haus in den Besitz der „Johann Wolfgang von Goethe-Universität“ über. Seit dieser Zeit traten Studierende und Lehrende dafür ein, die mahnende Erinnerung an den von BAYER mitgegründeten Mörderkonzern wachzuhalten, indem die Hochschule den ehemaligen IG-Zwangsarbeiter Norbert Wollheim ehrt. Die Leitung wehrte sich aber erfolgreich dagegen, einen Platz auf dem Gelände nach dem Mann zu benennen, der durch seinen 1951 begonnenen Musterprozess Entschädigungszahlungen für die SklavenarbeiterInnen ermöglichte. Stattdessen errichtete sie mit dem „Norbert Wollheim Memorial“ eine Gedenkstätte für ihn (siehe SWB 1/09). Im Zuge des Bildungsstreiks jedoch knüpften Studierende an die alte Idee an. Sie besetzten das Casino-Gebäude und benannten die Alma Mater symbolisch in „Norbert Wollheim Universität“ um.

Kritik an EU-Pharmapolitik
Die EU betrachtet Medikamente nicht als Bestandteil des Gesundheitswesens, sondern als Wirtschaftsgut. Deshalb untersteht das Arzneimittelrecht ebenso wie die für Pillen-Zulassungen zuständige „Europäische Arzneimittelbehörde“ dem Industrie- und nicht dem Gesundheitskommissar. An dieser Politik hat jetzt der gesundheitspolitische Sprecher der Europäischen Volkspartei, der Christdemokrat Peter Liese, scharfe Kritik geübt.

KAPITAL & ARBEIT

Neue Standortsicherungsvereinbarung
BAYER hat mit dem Gesamtbetriebsrat eine neue Standortsicherungsvereinbarung abgeschlossen (siehe auch STANDORTE & PRODUKTION). Wie schon bei dem Vorgänger-Vertrag ließ sich der Leverkusener Multi das Zugeständnis, fünf Jahre auf betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten, teuer abkaufen. So müssen die Beschäftigten jetzt ihre Arbeitszeit noch stärker den Konjunktur-Schwankungen anpassen und sogar Ortswechsel in Kauf nehmen. Bei der Sparte BAYER TECHNOLOGY SERVICES haben sie zudem eine Stunde länger zu arbeiten, ohne dafür mehr Lohn zu bekommen. „Zu bemerken ist, dass in vielen Punkten wieder einer zeitlich begrenzten Zusage des Arbeitgebers dauerhaft abgegebene Besitzstände der ArbeitnehmerInnen gegenüberstehen“, kommentieren die KOLLEGEN UND KOLLEGINNEN FÜR EINE DURCHSCHAUBARE BETRIEBSRATSARBEIT, eine alternative Gewerkschaftsgruppe im Leverkusener BAYER-Werk, das Ergebnis der Verhandlungen.

Kürzerarbeit wieder aufgehoben
Im Zuge der Wirtschaftskrise hatte BAYER in der Kunststoff-Sparte die Arbeitszeit ohne Lohnausgleich um 6,7 Prozent gekürzt und weitere Maßnahmen durchgeführt, was dem Leverkusener Multi Kosten in zweistelliger Millionenhöhe ersparte. Anfang November 2009 hat der Konzern die Kürzerarbeit-Regelung wieder aufgehoben - „eine derzeit verbesserte Auftragslage“ bewog das Unternehmen zu diesem Schritt.

Antwerpen: BAYER droht mit Schließung
Am Standort Antwerpen erpresst BAYER die Belegschaft. Der Leverkusener Multi droht mit einem Aus für die Kunststoff-Produktion, wenn die Beschäftigten nicht auf zehn Prozent ihres Lohn verzichten. Die beiden Gewerkschaften Algemeen Belgisch Vakverbond (ABVV) und ACV Energie-Chemie wollen das nicht mitmachen. „Die Vertrauensleute im Antwerpener Werk werden keiner sozialen Demontage zustimmen, wir werden weder zu Lohnsenkungen noch zu Arbeitszeitverlängerungen ‚Ja‘ sagen“, kündigt ABVV-Vertrauensmann Levi Sollie an und verweist auf den 190-Millionen-Euro-Gewinn der Niederlassung. Einer Standort-Konkurrenz mit Krefeld verweigert sich die Gewerkschaft ebenfalls: „Auch werden wir nicht zulassen, dass wir gegen die Kollegen im BAYER-Werk Uerdingen ausgespielt werden“. Der Pharma-Riese musste die staatliche Schiedskommission anrufen, weil es mit den Belegschaftsvertretern zu keiner Einigung kam. Eine Entscheidung des Gremiums steht noch aus.

Gerüchte über BMS-Verkauf
Im November 2009 tauchten Gerüchte über einen von BAYER beabsichtigten Verkauf der Kunststoff-Sparte BAYER MATERIAL SCIENCE (BMS) auf. Die INTERNATIONAL PETROLIUM INVESTMENT COMPANY (IPIC) mit Sitz in Abu Dhabi hatte Verhandlungen mit dem Pharma-Riesen bestätigt. Der Leverkusener Multi hielt sich dagegen bedeckt: „Marktgerüchte kommentieren wir grundsätzlich nicht“. Wenig später dementierte IPIC-Direktor Khadem Al Qubaisi die von dem Informationsdienst Chemical Industry News & Intelligence in Umlauf gebrachte Meldung. Es sei bei den Gesprächen mit BAYER nicht um einen Verkauf, sondern um ein geplantes Joint Venture in Abu Dhabi gegangen. Wie dem auch sei - Wirtschafts- und Finanzkreise machen jedenfalls weiter Verkaufsdruck. So schrieb beispielsweise das Handelsblatt unlängst angesichts wieder etwas besserer BMS-Geschäftszahlen: „Der Pharma- und Chemiekonzern kann sich wieder über seine Kunststoffe freuen. Zeit, an einen Verkauf zu denken“.

USA: BAYER gegen Gewerkschaftsgesetz
In den Vereinigten Staaten versucht der Leverkusener Multi mit aller Macht, die Gewerkschaften aus dem Konzern herauszuhalten. Immer wenn sich irgendwo die Gründung einer Beschäftigten-Vertretung anzubahnen droht, trommelt das Unternehmen die Belegschaft zusammen und warnt vor Arbeitsplatzvernichtungen, sollten sich im Werk Betriebsgruppen bilden. Folglich gibt es nur an drei von 50 BAYER-Standorten in den USA Gewerkschaften. Die Regierung Obama hat sich jetzt vorgenommen, den Organisationen den Rücken zu stärken und sie besser vor Repressionen zu schützen. Aber BAYER & Co. investieren Millionen, um das Gesetzesvorhaben zu verhindern.

IG BCE für Unternehmenssteuerreform
Der neue IG-BCE-Chef Michael Vassiliadis will den industriefreundlichen Kurs seines Vorgängers Hubertus Schmoldt fortsetzen (siehe auch SWB 4/09) und demonstrierte dies auch gleich eindrucksvoll, indem er sich von dem DGB-Vorschlag distanzierte, in Zeiten der Krise den Übergang zwischen Arbeitslosengeld und Hartz IV finanziell weicher zu gestalten. Er überraschte auf dem Chemiegewerkschaftskongress in Hannover allerdings mit einer Forderung zur Reform der Unternehmensbesteuerung. So verlangte Vassiliadis, die Höhe der Körperschaftssteuer nach der Eigenkapitalrendite zu bemessen und so besonders rücksichtslose Profit-Jäger abzustrafen. „Wenn eine extreme Rendite nur mit einer sehr aggressiven Strategie erreicht werden kann, erst dann beginnt ein höherer Steuersatz“, so sein Vorschlag. Zudem möchte der Gewerkschaftler die Krisenverursacher stärker zur Verantwortung ziehen und machte sich für eine KurzarbeiterInnen-Abgabe des Bankensektors stark.

Merkel lobt die IG BCE
Bundeskanzlerin Angela Merkel trat auf dem Bundeskongress der IG BERGBAU, CHEMIE, ENERGIE (IG BCE) auf und konnte gar nicht mehr aufhören, die Verdienste der Gewerkschaft um das Co-Management zu rühmen. Laut Frankfurter Rundschau gelang es der Politikerin, die IG BCE „innerhalb einer halben Stunde gefühlte 30 Mal zu loben und sich abwechselnd ‚herzlich‘, ‚freundlich‘ oder ‚besonders‘ zu bedanken“. In puncto Gentechnik standen ihr Vassiliadis & Co. sogar näher als die CDU-GenossInnen. Die „Zukunftsgewandtheit“ der GewerkschaftlerInnen stände auch den eigenen Parteikreisen gut zu Gesicht, vermerkte Merkel.

Betriebskrankenkassen-Fusionitis
Mitte 2007 schloss sich BAYERs Betriebskrankenkasse mit der FORTISNOVA BKK zur PRONOVA BKK zusammen. Zum Jahreswechsel fusioniert diese wiederum mit den Kassen FORD & RHEINLAND und GOETZE & PARTNER, „um unsere Position im Gesundheitsmarkt langfristig zu stärken“, wie aus der Zentrale verlautete. Name, Filialnetz und MitarbeiterInnen-Zahl bleiben erhalten, und mit über 500.000 Versicherten zählt die PRONOVA BBK nunmehr zu den 30 größten Krankenkassen der Bundesrepublik. Besonders aggressive Verhandlungen mit BAYER um Arznei-Preise dürften von ihr jedoch nicht zu erwarten sein.

ERSTE & DRITTE WELT

Afrika kommt zu BAYER
Afrika nimmt für BAYER & Co. vor allem wegen seiner Rohstoff-Vorkommen, um die ein Wettlauf mit China entbrannt ist, eine immer größere Bedeutung ein. Aus diesem Grund versuchen die Konzerne eine African Connection aufzubauen, indem sie Kontakte zu späteren Eliten aufbauen. Diesem Behufe dient das Programm „Afrika kommt“, in dessen Rahmen BAYER und weitere Unternehmen junge Spitzenkräfte des Kontinents mit freundlicher Unterstützung des Auswärtigen Amtes in der Bundesrepublik „weiterqualifizieren“. Die Koordination übernimmt dabei die seit langem mit dem Leverkusener Multi verbundene Agentur „Inwent“. 1921 vom damaligen BAYER-Generaldirektor Carl Duisberg gegründet, hörte sie lange auch auf seinen Namen. Erst im Jahr 2002 legte die Einrichtung die Bezeichnung „Carl-Duisberg-Gesellschaft“ ab.

Venezuela hebt BAYER-Patent auf
Patente auf Medikamente verschaffen den Herstellern Monopol-Gewinne und verhindern eine preisgünstige Arzneiversorgung, was vor allem in den Ländern der Dritten Welt verheerende Folgen hat. In Venezuela wollten Pillen-Produzenten deshalb eine Nachahmer-Version von BAYERs Antibiotikum-Wirkstoff Moxifloxacin auf den Markt bringen. Der Leverkusener Multi klagte, die venezolanische Behörde SAPI prüfte - und stieß auf Unregelmäßigkeiten in der Patentschrift. Deshalb hob sie den Schutz des geistigen Eigentums für Moxifloxacin auf. Das Handelsministerium unterstützte den Schritt und erklärte, dass „Aktionen wie die von BAYER sich gegen das Recht auf Gesundheit richten und auf die Errichtung eines Industrie-Monopols zielen, ohne auf die Bedürfnisse des Volkes Rücksicht zu nehmen“. Auch Ecuador hat Maßnahmen angekündigt, um die Verfügbarkeit von Medikamenten zu verbessern. Die Regierung will die Patente von 2.000 Präparaten für ungültig erklären.

IG FARBEN & HEUTE

100 Jahre Synthese-Kautschuk
Mit großen Artikeln feierte die Presse den hundertsten Geburtstag von Synthese-Kautschuk, das der BAYER-Forscher Fritz Hofmann entwickelt hatte. In den netten Ständchen fehlten allerdings Passagen darüber, welche wichtige Rolle dieser Stoff bei den Kriegsvorbereitungen der Nazis spielte. Er machte das Verbrecherregime nämlich unabhängig von Rohstoff-Importen aus dem Ausland und verschaffte den von BAYER mitgegründeten IG FARBEN so eine profitable Führungsposition bei den wirtschaftlichen Planungen zu den Waffengängen.

IG FARBEN an „Aktion T4“ beteiligt
Die vom Leverkusener Multi mitgegründeten IG FARBEN haben nicht nur das Zyklon B für die Vergasung der Juden im „Dritten Reich“ geliefert. Der Mörderkonzern hat auch für die „Aktion T4“ genannte Euthanasie, der mehr als 100.000 behinderte oder psychisch kranke Menschen zum Opfer fielen, den passenden Rohstoff bereitgestellt: das heute wieder durch BAYERs umstrittenes Pipeline-Projekt ins Gerede gekommene Kohlenmonoxid.

IG FARBEN besaß Zeitungsanteile
Der von BAYER mitgegründete Mörderkonzern IG FARBEN war nicht auf wohlmeinende Presseberichte angewiesen - er hielt sich selbst eine Zeitung. 1929 erwarb das Unternehmen 35 Prozent der liberalen Frankfurter Zeitung und 1930 weitere 14 Prozent. Mit diesem Besitzerwechsel ging auch eine Veränderung des politischen Kurses einher. So musste unter anderem der bekannte Publizist Siegfried Kracauer gehen. Ob sich der Leverkusener Multi nach dem Krieg auch an der Neugründung des Blattes unter dem Namen Frankfurter Allgemeine Zeitung beteiligte, steht nicht fest.

  • KONZERN & VERGANGENHEIT

ASPIRIN und die Grippewelle von 1918
Im Jahr 1918 raffte die Spanische Grippe über 50 Millionen Menschen auf der Welt dahin. Nach Ansicht der Medizinerin Dr. Karen M. Starko könnten viele Sterbefälle jedoch nicht durch die Krankheit, sondern durch das Heilmittel ASPIRIN ausgelöst worden sein. BAYERs „Tausendsassa“ kam bei der Behandlung der Infizierten nämlich in einer doppelt so hohen Dosis wie heute zum Einsatz, und den Autopsien zufolge kommt der Virus als Todesursache oftmals nicht in Frage. So wiesen zahlreiche Tote kaum Lungenschädigungen auf. Deshalb konnten MedizinerInnen sich die große Mengen blutiger Flüssigkeit in den Atemorganen bisher nicht erklären - Starko aber schon: Blutungen sind eine bekannte Nebenwirkung von ASPIRIN.

POLITIK & EINFLUSS

Lobby-Register ohne CEFIC
Die CEFIC, der europäische Lobbyverband der Chemie-Unternehmen, hat 170 Beschäftigte und einen Etat von ca. 47 Millionen Euro. Die Organisation kann jedoch auch ganz bescheiden auftreten. Im neu geschaffenen Lobby-Register der EU bezifferte sie die jährlichen Kosten für ihr Antichambrieren auf schlappe 50.000 Euro. Die Umweltgruppe FRIENDS OF THE EARTH wollte daran nicht glauben und witterte eine Irreführung der Behörden. Die EU-Kommission rechnete nach und gab der Initiative Recht. Daraufhin flog die CEFIC aus dem Register. Aber seit dem Herbst 2009 ist der Verband wieder drin, weil er sich zu kapitalistischem Realismus entschlossen hatte: Der Lobbyclub korrigierte seine Zahlen um das 80-fache nach oben und fand sich mit vier Millionen Euro plötzlich auf Platz sechs der finanzkräftigsten Einflussnehmer wieder.

BAYER in Kopenhagen
Über zahlreiche Lobbyorganisationen hat BAYER in Kopenhagen substanzielle Beschlüsse zur Rettung des Klimas zu verhindern versucht. „Croplife“ bemühte sich, verbindliche Auflagen zur Kohlendioxid-Reduzierung in der Landwirtschaft abzuwenden. Der „Bundesverband der Deutschen Industrie“ (BDI) erklärte: „Wir sind nicht mehr länger das Problem, wir sind Teil der Lösung“ und lud unter dem Titel „Business for Climate Protection“ zu einer Podiumsdiskussion, an der auch Bundesumweltminister Norbert Röttgen teilnahm. „3C - Combat Climate Change“ betrieb derweil Werbung für die Kohlendioxid-Abspaltung - und damit für Kohlekraftwerke; das „International Chamber of Commerce“ und das „World Business Council for Sustainable Development“ unterstützten „3C“ dabei nach Kräften. Das tat auch „Business Europe“. Zudem hatte der Verband bereits im Oktober eine Konferenz zum Thema „Zwischen der Wirtschafts- und der Klimakrise - ist Kopenhagen der Ausweg?“ abgehalten, die unliebsamen Besuch von UmweltaktivistInnen erhielt. Darüber hinaus präsentierte „BusinessEurope“ EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso mit der „Copenhagen Scorecard“ eine Wunschliste in Sachen „Klimapolitik“. So sollte die Europäische Union Entwicklungsländer wie China in Dänemark zu verbindlichen Reduktionszielen drängen - und in heimischen Gefilden mehr auf „freiwillige Selbstverpflichtungen“ setzen.

„Croplife“ gegen US-Klimagesetze
„Croplife“, der US-amerikanische Verband von BAYER und anderen Agro-Multis, versucht, Obamas Klimaschutz-Agenda zu Fall zu bringen. Zu diesem Behufe hat die Organisation die Lobby-Agentur ALPINE GROUP engagiert, die in Washington über beste Kontakte verfügt.

Wenning beim Wirtschaftsgipfel
Die Kreditklemme gehört für den Leverkusener Multi zu den unangenehmsten Folgen der Wirtschaftskrise. „In der Größenordnung von zehn Milliarden Euro dürfte eine Akquisition für die meisten derzeit nicht mehr finanzierbar sein“, mit diesen Worten beklagte sich BAYER-Chef Werner Wenning in der Faz über die Beschränkung der Einkaufsmöglichkeiten. Deshalb drängte er bereits auf dem ersten Krisengipfel, zu dem Bundeskanzlerin Angela Merkel gerufen hatte, auf eine Lösung des Problems. Auch bei der trauten Runde, die sich am 2. Dezember 2009 im Kanzleramt diesem Thema widmete, saß Wenning wieder mit dabei, flankiert unter anderem von Josef Ackermann, Dieter Hundt vom Arbeitgeberverband und Michael Vassiliadis von der IG BERGBAU, CHEMIE, ENERGIE.

BAYER unterzeichnet NRW-Pakt
Die nordrhein-westfälische Landesregierung tut alles dafür, BAYER & Co. in politische Entscheidungen einzubinden. So rief sie beispielsweise den „Dialog Wirtschaft und Umwelt“ ins Leben. Im November 2009 haben Rüttgers & Co. jetzt mit BAYER und anderen Unternehmen einen Pakt geschlossen, denn „die Distanz zwischen Wirtschaft und Politik verhindert Wachstum“. Diese Entfremdung - „Die Wirtschaft hat vielfach geglaubt, ohne die Politik auszukommen. Die Politik hat sich an einer Manager- und Unternehmerschelte beteiligt“ - wollen Bosse und CDU/FDP-Koalition mittels Spitzentreffen schnellstmöglich aufheben. Nicht zuletzt BAYERs umstrittenes Pipeline-Projekt dürfte die konzertierte Aktion nötig gemacht haben.

BAYER & Co. sponsern den Staat
Die Konzerne unterstützten die Regierungstätigkeit im großen Umfang finanziell. Das geht auch aus dem 3. Zweijahresbericht über Sponsoring-Leistungen hervor, den das „Bundesministerium des Inneren“ im Mai 2009 veröffentlichte. Geld- und Sachleistungen in einer Größenordnung von fast 80 Millionen Euro brachten die Unternehmen in den Jahren 2007 und 2008 auf. BAYER befand sich natürlich ebenfalls unter den „edlen Spendern“. Der Leverkusener Multi stiftete für das Sommerfest von Bundespräsident Horst Köhler Sachleistungen im Wert von 30.000 Euro. Für den Empfang zum „Tag der Deutschen Einheit“ machte der Konzern 33.170 Euro locker und für das Kunstprojekt „inform“ 50.000 Euro.

„World Environment Day“ in Pittsburgh
Als „Bluewashing“ kritisieren die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) und andere Initiativen die Strategie der Konzerne, sich durch Kooperationen mit den Vereinten Nationen ein gutes Image zu verschaffen. BAYER tut dies hauptsächlich durch ein Sponsoring der UNEP, des Umweltprogramms der UN. So richtete das Unternehmen 2007 in Leverkusen eine Konferenz mit 150 jungen UmweltschützerInnen aus aller Welt aus. Im Oktober 2009 gelang dem Multi erneut ein Coup. Er setzte für 2010 mit Pittsburgh den Standort seines US-amerikanischen Hauptquartiers als Gastgeber-Stadt des „World Environment Day“ durch. Dort hofft sich der Chemie-Riese dann wieder einmal als Öko-Engel präsentieren zu können.

BDI treibt Gesundheitspolitik
Im November 2009 präsentierte der „Bundesverband der Deutschen Industrie“ (BDI) sein „gesundheitswirtschaftliches Innovationskonzept“. Die Organisation sprach sich darin für eine Abkehr vom paritätisch finanzierten Gesundheitswesen aus und trat stattdessen für „transparente, lohnunabhängige Prämien“ ein. Zudem wiederholte sie die alte BAYER-Forderung nach einer steuerlichen Absetzbarkeit von Forschungskosten. Auch „zentralistische Eingriffe in die Preisbildung“ von Medikamenten verbat sich der BDI. Darüber hinaus sollten die Krankenkassen unbesehen die Kosten für jede neu auf den Markt kommende Arznei übernehmen. Natürlich durfte in dem Papier auch eine Kritik am „Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen“ nicht fehlen, das Kosten/Nutzen-Analysen von Arzneimitteln durchführt und dabei nach Meinung von BAYER & Co. allzu oft zu negativen Ergebnisse kommt. Aber mit einer weiteren Loslösung vom Solidarprinzip hat das „gesundheitswirtschaftliche Innovationskonzept“ den Konzernen zufolge nichts zu tun, „ohne Wenn und Aber“ sprachen sie sich gegen eine Zwei-Klassen-Medizin aus.

Verheugen kämpft gegen Werbeverbot
Das Pillengeschäft könnte noch mehr Profite abwerfen, wenn die Hersteller für verschreibungspflichtige Medikamente werben dürften. Deshalb versuchen BAYER & Co. seit geraumer Zeit, das EU-Reklameverbot zu Fall zu bringen. Den Industrie-Kommissar der EU, Günter Verheugen, haben sie dafür als Bündnispartner gewonnen. Trotzdem liegt sein Gesetzesvorschlag vorerst auf Eis, weil viele ParlamentarierInnen eine Kosten-Explosion durch eine aggressive Reklame für teure Arzneien befürchten. Der SPD-Politiker versuchte daher kurz vor Ende seiner Amtszeit noch, Medikamenten-Fälschungen als Argument dafür anzuführen, den Pharma-Riesen mehr Raum für das zuzubilligen, was sie „Informationen“ nennen.

PROPAGANDA & MEDIEN

Klima-Manager Wenning?
Aus unerfindlichen Gründen ließ der Berliner Tagesspiegel in seiner Reihe „Die Klima-Manager“ auch BAYER-Chef Werner Wenning zu Wort kommen. Der gibt sich zunächst reumütig: „Die Industrie ist Teil des Problems“, nimmt dann aber flugs für sich in Anspruch, zur Lösung beitragen zu können. Gemeint ist allerdings lediglich ein Klimakrisen-Management aus dem Ackergiftschrank des Multis. So können Wenning zufolge bestimmte Pestizide den Pflanzen helfen, mit den Folgen des Klimawandels wie etwa Trockenheit umzugehen. Eine „zweite grüne Revolution“ nennt der Vorstandsvorsitzende das unbescheiden. Alleine machen will er sie jedoch nicht. „Die öffentlichen Ausgaben für Agrarforschung und landwirtschaftliche Infrastruktur reichen dafür noch nicht aus“, meint er und fordert frech Subventionen.

BAYER sponsert Klima-SkeptikerInnen
Der Leverkusener Multi bläst jährlich 7,6 Millionen Tonnen Kohlendioxid in die Luft und setzt weiter auf klimaschädigende Kohle- und Müllkraftwerke. Darum hat er auch ein großes Interesse daran, das Problem „Klimawandel“ zu verharmlosen und unterstützt Denkfabriken, die diesen Job für das Kapital erledigen. So gehört der Konzern zu den Sponsoren des „Science Media Centers“ und des „Institute of Ideas“, das sich daneben auch gut auf Pro-Gentech-PR versteht.

Greenwashing zum G20-Gipfel
Der diesjährige G20-Gipfel der weltgrößten Industrieländer fand in Pittsburgh statt, dem Sitz von BAYERs US-amerikanischem Hauptquartier. Der Leverkusener Multi legte sich daher mächtig ins Zeug, um sich trotz seines jährlichen Kohlendioxid-Ausstoßes von 7,6 Millionen Tonnen als Umweltengel zu präsentieren und begrüßte die Staatenlenker mit großen „Welcome“-Bannern.

BAYER lädt zum Gynäkologie-Kongress
Der Leverkusener Multi hat mit QLAIRA ein neues Verhütungsmittel kreiert. Um dieses auch auf die Rezeptblöcke zu bringen, lud er 700 FrauenärztInnen ins Berliner Hotel Andel‘s zu dem Kongress „GynSights“ ein. Prof. Dr. Alfred O. Mueck und Dr. Anneliese Schwenkhagen gestalteten den Werbeblock für die Antibabypille, der nur von einigen Workshops zu gynäkologischen Themen unterbrochen wurde. Zu allem Übel firmiert das Ganze auch noch unter „Weiterbildungsmaßnahme“. „Diese Fortbildung haben wir bei der zuständigen Ärztekammer zur Zertifizierung eingereicht“ lässt BAYER die ÄrztInnen-Schar auf der Einladung wissen.

Werbekosten: vier Milliarden Dollar
Nach eigenen Angaben belaufen sich die jährlichen Marketing-Kosten von BAYER auf vier Milliarden Dollar. Allein in den USA investiert der Konzern 840 Millionen Dollar.

VI gibt TransGen-Trägerschaft auf
Die „Verbraucher Initiative“ (VI) ist mehr eine Konzern-Initiative. So hat sie sich ihr Gentechnik-Informationsportal TransGen von BAYER und anderen Gen-Giganten bezahlen lassen, was nicht ohne Einfluss auf die Berichterstattung blieb. Im November 2009 gab die VI nun endlich die Trägerschaft auf. Das Propaganda-Portal existiert jedoch weiterhin.

Standort-Kampagne in Leverkusen
BAYER spielt seinem Stammsitz Leverkusen seit längerer Zeit übel mit. Das Werk schrumpft und schrumpft und damit auch die Zahl der Arbeitsplätze, die Gewerbesteuer fließt nur noch spärlich und die vielbeschworene BAYER-Familie wird dysfunktionaler und dysfunktionaler. Was tun Konzerne in einem solchen Fall? Sie starten eine Image-Kampagne, die Eintracht beschwört. Und so heißt es nun: „Leverkusen und BAYER. Ein starkes Team“. Anzeigen beschwören den „Heimvorteil Leverkusen“, auf einer extra eingerichteten Internet-Seite betreibt der Multi Lokalpolitik und ein Fotowettbewerb zum Thema ist ebenfalls in Planung.

DRUGS & PILLS

Wieder eine YAZ-Tote
Im September 2009 erlitt eine 21-jährige Schweizerin nach der Einnahme von BAYERs Verhütungsmittel YAZ eine Lungenembolie und starb. Obwohl das Embolie-Risiko bei den Drospirenon-haltigen Kontrazeptiva wie YAZ um das 1,75fache höher liegt als bei den älteren Präparaten der 2. Generation, sah die zuständige Aufsichtsbehörde „Swissmedic“ auch nach dem neuerlichen tragischen Fall keine Veranlassung, die Pillen der YASMIN-Produktfamilie vom Markt zu nehmen. Das Heilmittel-Institut rät den MedizinerInnen lediglich zur Vorsicht. So sollen diese beim Verschreiben YASMIN & Co. auf die Gefahren aufmerksam machen; nur bei Frauen mit Hautleiden legte die Einrichtung den Einsatz der Mittel nahe. Zudem verlangt „Swissmedic“ eine Änderung des Beipackzettels - und mehr Folgen als eine andere Packungsbeilage dürfte der Pharma-GAU auch in der Bundesrepublik nicht haben.

Antibiotika nicht lukrativ
Antibiotika wie BAYERs CIPROBAY wirken gegen immer mehr Krankheitserreger nicht mehr. Das stört den Leverkusener Chemie-Multi aber kaum. Er gehört nicht zu den wenigen Pharma-Riesen, die nach Alternativen forschen. Antibiotika zählen nämlich nicht gerade zu den Kassenschlagern auf dem Pillen-Markt. Die MedizinerInnen verschreiben sie nur für wenige Tage, und neue Mittel haben die ÄrztInnen für besonders schwierige Fälle zurückzuhalten. „Medikamente, die Patienten über viele Jahre einnehmen müssen, sind viel lukrativer“, so Petra Gastmeier vom „Institut für Hygiene“ der Berliner Charité.

Senkt ASPIRIN das Darmkrebs-Risiko?
Nach einer neuen britischen Studie senkt ASPIRIN das Darmkrebs-Risiko. Die WissenschaftlerInnen warnen trotzdem vor einer vorbeugenden Einnahme des „Tausendsassas“, da er schwere Nebenwirkungen wie Magenbluten hat. Frühere Untersuchungen belegten einen Effekt von ASPIRIN nur auf eine bestimmte Art von Darm-Tumoren, weshalb die ForscherInnen ebenfalls von einer Gabe des Medikamentes zur Prophylaxe abrieten. Die einzige bisher durchgeführte Langzeitstudie sprach dem Mittel sogar jeden Nutzen bei der Darmkrebs-Prävention ab.

Keine Infarkt-Prävention mit ASPIRIN
BAYER vermarktet ASPIRIN mit großem Aufwand auch als Mittel zur Herzinfarkt-Prävention. Eine neue, im Drugs and Therapeutics Bulletin veröffentlichte Studie hat jetzt den Nutzen untersucht und kam zu einem negativen Ergebnis. Bei gesunden Menschen beugt der Tausendsassa einem Herzinfarkt nicht vor, während er das Risiko verdoppelt, innere Blutungen zu erleiden.

Brasilien: Kinder-ASPIRIN vom Markt
In Ländern der Dritten Welt vermarktet der Leverkusener Multi ASPIRIN als Allheilmittel und bietet es auch in einer Version für Kinder an, obwohl es gerade für Jüngere gravierende Risiken und Nebenwirkungen hat. So kann es bei Kindern mit Fiebererkrankungen das Reye-Syndrom auslösen, eine lebensbedrohliche Erkrankung der Leber und des Gehirns. Die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN fordert BAYER deshalb seit Jahren auf, das Präparat vom Markt zu nehmen. Endlich hat der Konzern nun einen ersten Schritt gemacht und für Brasilien einen Verkaufsstopp verkündet.

FDA prüft MAGNEVIST
BAYERs Röntgen-Kontrastmittel MAGNEVIST hat bei vielen Nierenkranken eine nephrogene systemische Fibrose, ein lebensgefährliches unkontrolliertes Wachstum des Bindegewebes, ausgelöst, weshalb den Gerichten bereits über 200 Klagen von Opfern oder deren Angehörigen vorliegen (Ticker 2/09). Jetzt schreitet auch die US-amerikanische Gesundheitsbehörde FDA ein. Ein Ausschuss beschäftigt sich mit den Risiken von MAGNEVIST und anderen Kontrastmitteln. Allzu viel Unbill hat der Leverkusener Multi jedoch nicht zu erwarten. Es dürfte mit einer Veränderung der Anwendungsempfehlungen getan sein.

Hormon-Therapie weiter geduldet
Für BAYER machen typische Wechseljahresbeschwerden wie Hitzewallungen und Schweißausbrüche eine Hormon-Therapie unausweichlich. Auch kosmetische Gründe lassen dem Konzern zufolge einen Pharma-Einsatz angeraten erscheinen: Sie machen angeblich die Haut straffer. Zudem nutzt das Unternehmen die Angst als Verkaufsargument. Angeblich beugen Hormone der Osteoporose vor und wirken präventiv gegen Demenz. Nach Untersuchungen ist das Gegenteil der Fall: Hormone steigern sogar das Risiko, an Demenz zu erkranken. „Ein riesiges, unkontrolliertes Experiment mit den Frauen“ nennt das arznei-telegramm deshalb das „Menopausen-Management“. Darüber hinaus schädigen Hormon-Therapien nach einer in der Fachzeitschrift Proceedings veröffentlichten Studie das Gehör. Und trotz all dieser Befunde rät die „Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe“ auch in ihren jüngst veröffentlichten Leitlinien noch immer nicht von den Produkten ab.

LEVITRA & Co. sprengen Rentenkassen
In Brasilien heiraten immer mehr Männer um bis zu 30 Jahre jüngere Frauen, was die Sozialkassen sprengt, weil es den Staat überfordert, mehr als 15 Jahre lang Witwen-Renten auszuzahlen. BeobachterInnen führen diese Änderung im Paarungsverhalten auf den massenhaften Konsum von VIAGRA, BAYERs LEVITRA und anderen Potenzmitteln zurück und sprechen vom „VIAGRA-Effekt“.

LEVITRA als Schmelztablette
BAYER machte mit der Potenzpille LEVITRA im Geschäftsjahr 2008 einen Umsatz von 341 Millionen Euro. Das reicht dem Leverkusener Multi offenbar nicht. Er plant nämlich, das Präparat auch als Schmerztablette auf den Markt zu bringen, weil zur Einnahme dann kein Wasser mehr nötig ist, und hat einen entsprechenden Antrag gestellt. Sollten die Zulassungsbehörden ihn genehmigen, dann kommen bald wohl noch mehr Männer in den Genuss der zahlreichen Nebenwirkungen des Mittels. Temporärer Gedächtnisverlust, zeitweilige oder dauerhafte Hörschäden, Sehstörungen bis zum Sehverlust, Schwindel, Höhenangst, Kopfschmerzen, Nasenschleimhaut-Entzündungen, Grippe-Symptome sowie Gesichtsrötungen zählen dazu.

BAYER kauft Krebsmittel
Der Leverkusener Multi hat sich von dem norwegischen Pharma-Unternehmen ALGETA die Vermarktungsrechte an einem Krebs-Therapeutikum gesichert. Das sich momentan in der letzten Phase der klinischen Erprobung befindende Mittel soll angeblich Krebszellen mittels Alpha-Strahlung zerstören und dabei das gesunde Gewebe schonender behandeln als vergleichbare Produkte.

PESTIZIDE & HAUSHALTSGIFTE

Bienensterben global
Im vorletzten Jahr hat BAYERs Saatgut-Beizmittel PONCHO in Süddeutschland ein verheerendes Bienensterben ausgelöst. Deshalb dürfen die LandwirtInnen das Produkt in der Bundesrepublik vorerst auf Maisfeldern nicht mehr ausbringen. Frankreich hat die Ausbringung von bestimmten Pestiziden wie dem vom Leverkusener Multi hergestellten GAUCHO bereits seit längerem streng reglementiert, während Italien das Mittel ganz verboten hat. In Staaten, die keine Maßnahmen getroffen haben, setzt sich indessen das Bienensterben fort. Aktuell haben ImkerInnen in Polen und Argentinien große Verluste zu beklagen.

Gepanschte Pestizide
In Brasilien hat der Leverkusener Multi seine Pestizide nach ganz eigenen Rezepten zusammengebraut und ohne Genehmigung gefährliche Mixturen angerührt (siehe auch SWB 4/09). Das stellte die brasilianische Gesundheitsbehörde „Agência Nacional de Vigilância Sanitária“ (Anvisa) bei einer Inspektion des BAYER-Werks in Belford Roxo fest. Sie ordnete daraufhin einen vorläufigen Verkaufs- und Produktions-Stopp für zwölf Ackergifte an. Auch mit einer Strafe in Höhe von 1,5 Millionen Real (rund 580.000 Euro) muss der Konzern rechnen.

Pestizide in Kräutern und Gewürzen
GREENPEACE hat Kräuter und Gewürze nach Pestizid-Rückständen untersucht und wies in einem Viertel der 37 Proben Spuren nach. Auch Wirkstoffe, die in BAYER-Produkten enthalten sind, waren mit von der Partie. Unter anderem stießen die WissenschaftlerInnen auf Chlorpyrifos, Imidacloprid, Methomyl, Thiabendazol und das hierzulande längst verbotene Methamidophos.

OBERON schädigt Orchideen
In Neuseeland hat das BAYER-Pestizid OBERON die Ernten von Orchideen-ZüchterInnen zerstört (siehe auch SWB 4/09). Der Leverkusener Multi musste das Ackergift nach dem Flurschaden aus dem Verkehr ziehen; inzwischen hat er jedoch eine Wiederzulassung für Tomaten- und Paprika-Kulturen erreicht. Rund 20 Prozent der Erträge hat das Insektizid auf dem Gewissen; der Einnahme-Verlust für die ZüchterInnen beträgt vier Millionen neuseeländische Dollar. Der Konzern hat den Betroffenen eine Entschädigung angeboten, aber mehr als die Hälfte lehnte ab. Viele der Orchideen-PflanzerInnen mussten nach dem GAU nämlich ihr Geschäft aufgeben, weil es zu lange dauern würde, die Blumen wieder in derselben Art zu kultivieren. Der Züchter Paul Hulshof hat aus Protest gegen das Zerstörungswerk des Agro-Multis eine LKW-Ladung kaputter Orchideen vor der neuseeländischen BAYER-Zentrale in Glenfield ausgekippt.

Tomaten-Rückruf wg. VOLARE
In Italien hat sich BAYERs Antipilzmittel VOLARE (Inhaltsstoffe: Propamocarb-Hydrochlorid und Fluopicolid) auf Tomatenfeldern vorzeitig zersetzt und einen üblen Chlorgeruch verströmt. Die Behörden mussten deshalb eine große Tomaten-Rückrufaktion starten.

Soja-Boom treibt Pestizid-Verbrauch
Im brasilianischen Bundesstaat Matto Grosso hat sich die Soja-Anbaufläche von 1998 bis 2008 verdreifacht. Dementsprechend wächst der Pestizid-Verbrauch. Neben Paraquat und Duquat kommt dabei auch das in Europa seit langem verbotene Endosulfan zum Einsatz, das zur Produktpalette von BAYER gehörte. Nach Aussage des Universitätsprofessors Wanderlei Antonio Pignati haben die Ackergifte die Kranken-Raten massiv steigen lassen. Allein in Sorriso, „der Hauptstadt des Soja“, haben die Krebserkrankungen und Missbildungen seit dem Boom um das Fünffache zugenommen. Auch Lungenkrankheiten und Allergien treten vermehrt auf. Zu allem Unglück nutzen die Soja-Barone die Agro-Chemikalien sogar dazu, um Kleinbauern und -bäuerinnen zu vertreiben, indem sie die Dörfer regelrecht mit Endosulfan & Co. einnebeln.

Pestizide fördern Dengue-Fieber
In Südamerika breitet sich das Dengue-Fieber immer stärker aus. Die eigentlich seit den 50er Jahren als eingedämmt geltende Krankheit hat sich inzwischen zu einer regelrechten Epidemie entwickelt. In Bolivien starben 2009 bereits 20 Menschen, in Brasilien 38. In diesen beiden Ländern und Argentinien erkrankten bisher insgesamt 68.000 Menschen. Der Agronom Alberto Lapolla führt den Anstieg der Zahlen neben dem Klimawandel, welcher den Moskitos als Überträgern bessere Lebensbedingungen bietet, auf den mit der Ausweitung des Soja-Anbaus einhergehenden exzessiven Pestizid-Einsatz zurück. Agrochemikalien wie Glyphosat, das nicht nur in MONSANTOs ROUNDUP, sondern auch in den BAYER-Produkten GLYPHOS, KEEPER und USTINEX enthalten ist, vergiften Lapolla zufolge nämlich Fische, Frösche, Kröten und andere natürliche Feinde der Moskitos. „Wir können ohne Übertreibung feststellen, dass die Amphibien in den Sojaanbau-Gebieten der Vergangenheit angehören. Sie wurden von den Pestiziden vernichtet, die bei der Aussaat verwendet werden“, so Lapolla.

Pestizide erhöhen Parkinson-Risiko
Pestizide haben Auswirkungen auf das zentrale Nervensystem, darum befördern sie viele Krankheiten. Besonders Menschen, die täglich mit Agrochemikalien umgehen, gefährden ihre Gesundheit. So erhöhen Ackergifte das Risiko, an Parkinson zu erkranken, beträchtlich. Permethrin, das unter anderem in BAYERs Insektenmittel COOPEX und der gegen Flöhe wirkenden Tier-Arznei ADVANTIX enthalten ist, lässt diese Gefahren um das Dreifache ansteigen. Das wies eine neue, in den Archives of Neurology veröffentlichte Studie nach.

Immer mehr Pestizide
BAYER & Co. produzieren immer mehr Pestizide. Die in der Bundesrepublik hergestellte Wirkstoff-Menge wuchs 2008 im Vergleich zum Vorjahr von 86.733 Tonnen auf 115.756 Tonnen - eine Erhöhung um 33,5 Prozent! Auch der Export nahm zu. Er stieg von 101.565 auf 108.931 Tonnen an.

GENE & KLONE

NEXAVAR bei Schilddrüsenkrebs?
Der Leverkusener Multi versucht unentwegt, das Anwendungsspektrum seiner zur Behandlung von fortgeschrittenem Nieren- und Leberkrebs zugelassenen Gentech-Arznei NEXAVAR zu erweitern. Für die Indikation „Schilddrüsenkrebs“ hat gerade die dritte und letzte Testphase begonnen. Entsprechende Versuche laufen auch zur Therapie von Brust- und fortgeschrittenem Lungenkrebs; bei Haut- und Bauchspeicheldrüsenkrebs versagte das Medikament dagegen.

NEXAVAR wieder zu teuer
Nicht nur der Berliner Krebs-Spezialist W.-D. Ludwig beurteilt den Wert von neuen Krebsmedikamenten kritisch (siehe AKTION & KRITIK). Das britische Pendant zum bundesdeutschen „Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen“, die Sondergesundheitsbehörde NICE, kommt zum selben Ergebnis. Sie unterzog BAYERs zur Behandlung von Leberkrebs zugelassene Gentech-Arznei NEXAVAR einer Kosten/Nutzen-Analyse und stellte ein schlechtes Zeugnis aus. Deshalb ersetzen die Krankenkassen die Kosten nicht. Zuvor war die NICE schon zum Nierenkrebs-NEXAVAR nicht „nice“ gewesen.

Krebs-Antikörper erreicht Testphase
Das Biotech-Unternehmen MORPHOSYS entwickelt für BAYER einen Antikörper, der ein Molekül ausschalten soll, das eine Rolle bei Krebserkrankungen spielt. Inzwischen sind die Forschungen so weit gediehen, dass die erste Phase der klinischen Tests beginnen kann. Die Konkurrenz hat gegenüber dem Konzern allerdings einen Vorsprung. Der Antikörper des Unternehmens WILEX, der dasselbe Ziel anvisiert wie der des Leverkusener Multis, befindet sich bereits in der Endrunde der Erprobung.

Raps-Genom entschlüsselt
BAYER hat gemeinsam mit der „University of Queensland“, dem Pekinger Genomics-Institut und dem niederländischen Unternehmen KEYGENE das komplette Erbgut der Rapssorte Canola entschlüsselt. Der Leverkusener Multi will die Erkenntnisse zur Beschleunigung seiner Forschungs- und Zuchtprogramme nutzen. So hat der Konzern vor, den Ölgehalt der Pflanzen zu erhöhen. Solchermaßen angereicherter Raps eignet sich besonders gut als Rohstoff für die Agrosprit-Produktion, die immer mehr Ackerflächen in Anspruch nimmt und so die ausreichende Versorgung der Menschen mit Nahrungsmitteln gefährdet.

BAYER kauft neue Gentechnik ein

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Der Leverkusener Multi hat vom US-Unternehmen CHROMATIN die Nutzungsrechte an einer Technologie erworben, die es erlaubt, mehrere Gene auf ein Chromosom zu übertragen. Der Konzern will dieses Verfahren unter anderem bei der Produktion seiner Baumwoll-Pflanzen nutzen.

BAYER kauft neue Gentechnik ein

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Der Leverkusener Multi hat das US-amerikanische Biotech-Unternehmen ATHENIX gekauft. Nach BAYER-Angaben verfügt ATHENIX über eine „umfangreiche Entwicklungsplattform von Pflanzen-Eigenschaften“ zur konventionellen Einzüchtung sowie „über die branchenweit größte Kollektion von so genannten Bt-Genen“, die das Ackerfrüchte-Erbgut mit dem für Insekten tödlichen Bacillus thuringiensis bestücken. Auch gegen Fadenwürmer hat die Firma etwas im Angebot. Zudem hat sie Lizenz-Abkommen mit Konzernen geschlossen, die jährlich 500 Millionen Euro einbringen.

Neues Baumwoll-Forschungszentrum
Baumwolle - gentechnisch manipuliert, konventionell oder mit eingezüchteten Sondereigenschaften - gehört zu den Kerngeschäften BAYERs. Deshalb hat der Agro-Multi jetzt auch im texanischen Lubbock ein neues Zentrum für Baumwollforschung und -züchtung in Betrieb genommen.

WASSER, BODEN & LUFT

PCB-Verbrennung: 15.000 Tonnen
Besonders wegen ihrer langen Halbwertzeit zählen Polychlorierte Biphenyle (PCB) zu den gefährlichsten Chemikalien überhaupt. Obwohl bereits seit 1985 verboten, ist die Substanz, zu deren Hauptanbietern BAYER gehörte, noch nicht aus dem Alltag verschwunden und überdauert beispielsweise als Isoliermaterial in Gebäuden. Und wenn etwa Sanierungsmaßnahmen anstehen, findet das PCB auch seinen Weg zurück zu BAYER und landet in den Sondermüll-Verbrennungsanlagen des Konzerns. Allein der Leverkusener Ofen schluckt jährlich 15.000 Tonnen - und spuckt angeblich kaum PCB-Rückstände aus.

Warnung vor Tabun
Etwa 6.000 Giftgas-Granaten aus dem Zweiten Weltkrieg liegen zweieinhalb Seemeilen vor Helgoland in der Nordsee (Ticker 2/09). Bestückt sind sie mit dem Kampfstoff Tabun, den Gerhard Schrader 1936 im Leverkusener BAYER-Werk entwickelt hatte. Nach Einschätzung der schleswig-holsteinischen Katastrophenschutz-Behörde ist die Substanz durch Seewasser, Druck und Korrosion schon lange aus den Geschützen ins Meer entwichen. Das „Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrologie“ hat deshalb davor gewarnt, in dem Gebiet „grundnahe Fischerei“ zu betreiben. Eine Bergung oder andere Maßnahmen planen die zuständigen Institutionen derzeit nicht.

Wolfenbüttel: Bodensanierung beendet
Im letzten Jahr hat BAYER die Pestizid-Produktion am Standort Wolfenbüttel aufgegeben und ein verseuchtes Werksgelände hinterlassen. Nicht nur 325 Kilogramm Pestizide schlummern im Erdreich, sondern auch 3.000 Kilogramm Benzol sowie Lösungsmittel, Mineralöle und Schlacken. Für den größten Schadstoff-Eintrag hatte 1978 - damals betrieb SCHERING auf dem Gelände eine Chemie-Produktion - eine Explosion gesorgt, denn mit dem Löschwasser versickerte ein ganzer Chemie-Cocktail (Ticker 3/09). Die Sanierung des Grunds gestaltete sich schwierig. Im Laufe der Arbeiten entdeckten die Fachleute noch mehr Schadstoffe und erweiterten ihren Aktionsradius um 200 Quadratmeter. Im November 2009 hatten sie dann auf 1.200 Quadratmetern bis zu einer Tiefe von acht Metern Erde ausgehoben und beendeten ihre Tätigkeit. Die Reinigung des Grundwassers allerdings dürfte noch lange dauern. Der Geologe Jürgen Röhrs veranschlagt dafür 50 Jahre; BAYER will es hingegen in einer Dekade schaffen.

Antwerpen: Stadt gegen Kraftwerk
Der Energie-Riese E.ON will für BAYER am Standort Antwerpen ein Kohlekraftwerk mit einer Leistung von 1.100 Megawatt bauen. Die Stadt hat sich jetzt angesichts der zu erwartenden Kohlendioxid-Emissionen von ca. sechs Millionen Tonnen und des Schadstoff-Ausstoßes gegen das Projekt ausgesprochen. Ein Aus für die Dreckschleuder bedeutet dieses Votum jedoch nicht.

CO2: Darf‘s ein bisschen weniger sein?
7,6 Millionen Tonnen Kohlendioxid hat BAYER im Jahr 2008 produziert. Nun hat der Konzern angekündigt, diese Menge bis zum Jahr 2013 um zehn Prozent reduzieren und die Emissionen mittels eines neuen Verfahrens zu Chlor-Herstellung weiter senken zu wollen. Klimawende sieht anders aus.

GIFTIG, ÄTZEND & EXPLOSIV

Bisphenol in Schnullern
Die von BAYER massenhaft hergestellte und vor allem in Mineralwasser- und Babyflaschen sowie Konservendosen Verwendung findende Chemikalie Bisphenol A (BPA) wirkt hormon-ähnlich und kann deshalb die Entwicklung des Gehirns, Stoffwechselprozesse und die Fortpflanzungsfähigkeit beeinträchtigen sowie Diabetes und Herz/Kreislauf-Erkrankungen befördern. Eine neue Studie, die der BUND gemeinsam mit GLOBAL 2000 in Auftrag gab, hat nun eine hohe Bisphenol-Konzentration in Schnullern festgestellt. 400 Mikrogramm pro Kilogramm wiesen die WissenschaftlerInnen nach.

Sexualstörungen durch Bisphenol
Das von BAYER massenhaft produzierte Bisphenol A kann nach einer von US-amerikanischen und chinesischen WissenschaftlerInnen gemeinsam durchgeführten Studie das Geschlechtsleben beeinträchtigen. Menschen, die an ihrem Arbeitsplatz mit der Chemikalie in Kontakt kamen, klagten den ForscherInnen zufolge deutlich häufiger über Ejakulationsstörungen, Erektionsprobleme und Unlustgefühle.

Phthalate stören Geschlechtsentwicklung
Phthalate und andere Weichmacher beeinträchtigen die Geschlechtsentwicklung. Da die von BAYER in großen Mengen hergestellten Stoffe hormon-ähnlich wirken, stören sie die Produktion von Testosteron. So beobachteten ForscherInnen bei Kindern zwischen drei und sechs Jahren, die im Mutterleib hohen Weichmacher-Konzentrationen ausgesetzt waren, ein markant unmännlicheres Spielverhalten als bei ihren unbelasteten Altersgenossen.

Modernisierung der Chlorproduktion?
BAYER gehört zu den letzten Chlor-Herstellern, die noch das veraltete Amalgam-Verfahren einsetzen, bei dem das hochgefährliche Schwermetall Quecksilber emittiert wird - mittelständische Betriebe haben ihre Anlagen längst umgerüstet. Nun hat der Chemie-Multi am Standort Krefeld endlich auch Modernisierungsmaßnahmen angekündigt. Allerdings stellte er diese erpresserisch unter Vorbehalt: Nur wenn es ein „Ja“ zur Kohlenmonoxid-Pipeline und zum Kohlekraftwerk gibt, will er die nötigen Investitionen vornehmen.

CO & CO.

Pipeline nicht erdbebensicher
In der Niederrheinische Bucht gibt es nach Aussage des Diplom-Physikers Klaus Lehmann vom „Geologischen Dienst NRW“ eine „moderate Erdbeben-Gefährlichkeit“. Die letzte größere Erderschütterung hatte eine Stärke von 5,9. Sie ging vom niederländischen Roermond aus und war bis Krefeld spürbar. Im Damenbecken des Schwimmbades entstanden Risse, weshalb die Stadt die Badeanstalt schloss. Deshalb muss BAYERs von Dormagen nach Krefeld verlaufende Kohlenmonoxid-Pipeline auch absolut erdbebensicher sein. Dies ist aber nach Einschätzung des „Geologischen Dienstes“ „bislang nicht ausreichend nachgewiesen“. Die Behörde hält in ihrem Gutachten zusätzliche Untersuchungen und Berechnungen für erforderlich, um beispielsweise Bodenrutschungen ausschließen zu können. BAYER weist die Kritik zurück: „Unsere Experten und der TÜV kommen zu anderen Schlussfolgerungen. Daran halten wir uns“.

CDUler fordern Pipeline-Stopp
Vier CDU-Landespolitiker haben in einem Offenen Brief an BAYER-Chef Werner Wenning einen Stopp der umstrittenen Kohlenmonoxid-Pipeline gefordert. „Beenden Sie sofort das Projekt CO-Pipeline. Tödlich giftiges Gas wie CO muss am Entstehungsort verarbeitet werden - in keinem Fall gehört es in eine Leitung, die durch Wohngebiete, Schulgelände und Kindertagesstätten geführt wird“, heißt es in dem Schreiben. Wenning zeigte sich wenig beeindruckt. „Unsere Pipeline erfüllt den höchsten Sicherheitsstandard“, versicherte er wieder einmal. Der BAYER-Gesamtbetriebsratsvorsitzende Thomas de Win sprang seinem Boss bei, sprach von „platten Vorwürfen“ und warf den PolitikerInnen vor, auf Kosten des Leverkusener Multis Wahlkampf betreiben zu wollen.

Uhlenberg übt Kritik
Die Bezirksregierung Düsseldorf hatte der Firma WINGAS als Bauherr von BAYERs umstrittener Kohlenmonoxid-Pipeline vorgeschrieben, den Boden vor Beginn der Verlegungsarbeiten sorgfältig mit Detektoren nach Fliegerbomben und anderen Kampfmitteln zu durchsuchen. Das Unternehmen kam dieser Aufforderung jedoch nur unvollständig nach (Ticker 3/09). Deshalb geht nun auch der nordrhein-westfälische Umweltminister Eckard Uhlenberg auf Distanz zum Bau. Er habe das Vertrauen in WINGAS verloren, erklärte der CDU-Politiker vor dem Umweltausschuss des Landtages. Ein hoher Beamter des Innenministeriums warf der Firma sogar vor, die Landesregierung belogen zu haben.

Pipeline-Baustelle als Holzlager
In Solingen haben Waldarbeiter die Pipeline-Baustelle als Holzlager benutzt und direkt über der Leitung Pfähle in den Boden gerammt. Da die Pflöcke nicht weit genug in die Erde reichten, hätte keine Gefahr bestanden, die Rohre zu beschädigen, gab die Stadt umgehend Entwarnung. Die Bezirksregierung forderte BAYER zu einer Stellungsnahme auf. Diese gab der Leverkusener Multi auch ab, und Regierungspräsident Jürgen Büssow ließ es dabei bewenden.

Sicherheitsstandards gesenkt
Die Bezirksregierung hat erneut die Sicherheitsstandards von BAYERs Kohlenmonoxid-Pipeline gesenkt. Sie hat die überirdischen Stationen, die bei einem Störfall für eine Absperrung der verschiedenen Leitungsabschnitte sorgen sollen, aus der Explosionsschutzzone gestrichen und damit den bisher 66 Änderungsbescheiden einen weiteren hinzugefügt. Ähnlichkeiten der jetzt gebauten Pipeline mit dem von der Bezirksregierung genehmigten Projekt sind nur noch rein zufällig. „Wieder wurde - ohne öffentliche Beteiligung - ein Standard verändert, der vorher zweieinhalb Jahre Gültigkeit besaß. Das ist keine Petitesse“, kritisierte Dieter Donner als Sprecher der Pipeline-GegnerInnen.

NANO & CO.

Nano-Warnungen vom Umweltbundesamt
Nano leitet sich vom griechischen Wort für Zwerg ab. Die Nanotechnik beschäftigt sich folglich mit der Entwicklung von mikroskopisch kleinen Werkstoffen. Da sich diese durch eine besondere Festigkeit auszeichnen und weitere vorteilhafte Material-Eigenschaften besitzen, erwartet der Leverkusener Multi von der „Zukunftstechnologie“ Millionen-Umsätze. Deshalb errichtet er derzeit die weltgrößte Anlage nur Produktion von Nano-Kohlenstoffröhrchen, den so genannten BAYTUBES. Um mögliche Gesundheitsgefahren schert der Konzern sich nicht weiter - im Gegensatz zum Umweltbundesamt (UBA). Die Behörde hat eine Broschüre zur Nano-Technologie veröffentlicht, die wegen der dort aus der wissenschaftlichen Literatur zusammengestellten Risiken und Nebenwirkungen einigen Wirbel auslöste. So gibt es laut UBA Hinweise auf eine asbest-ähnliche Wirkung von Kohlenstoffröhrchen. Besonders für die Atemwege stellen die Winzlinge eine Bedrohung dar. Die Partikel können aber auch in Organe eindringen, die Blut/Hirn-Schranke überwinden oder zu den Zellkernen vorstoßen - mit bisher noch überhaupt nicht erforschten Folgen. Diese Material-Eigenschaften gefährden desgleichen Tiere und Ökosysteme. Wasserflöhe hat der Kontakt mit Nano-Stoffen nach Beobachtung von WissenschaftlerInnen schon dahingerafft, und für Wasser, Boden und Luft versprechen die Teilchen ebenfalls nichts Gutes. Nach dem unerwartet breiten Medien-Echo musste das Umweltbundesamt zurückrudern und Entwarnung geben. „Man darf nicht nur über die Risiken diskutieren, sondern auch über die Chancen“, meinte Autor Wolfgang Dubbert und stellte segensreiches Nano-Wirken auf den Gebieten des Umwelt- und Gesundheitsschutzes in Aussicht.

STANDORTE & PRODUKTION

Krefeld: Zusagen unter Vorbehalt
Im neuen Standortsicherungsvertrag (siehe auch KAPITAL & ARBEIT) hat BAYER dem Krefelder Werk Bestandschutz gewährt - allerdings unter Vorbehalt. Nur bei einem „Ja“ zur umstrittenen Kohlenmonoxid-Pipeline und zum Kohlekraftwerk erklärt der Leverkusener Multi sich bereit, 200 Millionen Euro zu investieren und Auslastungsgarantien abzugeben.

Monheimer Substanz-Bibliothek erweitert
BAYER hat für ca. fünf Millionen Euro die Substanz-Bibliothek am Standort Monheim erweitert. In dem Hochregal-Lager „archiviert“ der Konzern 2,2 Millionen Chemie-Stoffe, die den Grundstock zur Entwicklung neuer Ackergifte bilden.

IMPERIUM & WELTMARKT

BAYER kauft ATHENIX
Der Leverkusener Multi hat für knapp 250 Millionen Euro das US-amerikanische Biotech-Unternehmen ATHENIX gekauft (siehe auch GENE & KLONE).

Chemie„park“-Kooperation mit China
Die BAYER-Chemie„parks“ in Leverkusen, Dormagen und Krefeld haben ein Kooperationsabkommen mit einem chinesischen Pendant, dem „Nanjing Chemical Industry ‚Park‘“ geschlossen und einen Informationsaustausch, gemeinsame Weiterbildungsaktivitäten sowie eine Überlassung von Beschäftigten vereinbart. Einfädelt hatte den Deal Nordrhein-Westfalens landeseigene Wirtschaftsförderungsgesellschaft NRW.INVEST, weshalb die Verträge auch während der China-Reise von Ministerpräsident Jürgen Rüttgers unterzeichnet wurden.

ÖKONOMIE & PROFIT

697 Patente angemeldet
Unaufhörlich treibt BAYER die Privatisierung von Wissen mittels Patentierungen voran. Im Jahr 2008 hat der Leverkusener Multi 697 entsprechende Anträge gestellt, die ihm profitträchtige Monopolstellungen sichern sollen.

BAYER & Co. dominieren Wirtschaft
Über drei Millionen umsatzpflichtige Firmen existieren in der Bundesrepublik. 99,7 Prozent davon sind kleine und mittlere Unternehmen, 0,3 Prozent Multis wie BAYER. Allerdings landen 62 Prozent des Umsatzes bei den Global Playern.

UNFÄLLE & KATASTROPHEN

Phosgen-Austritt in Dormagen
Am 28.11.2009 trat im Dormagener BAYER-Werk aus einer Pilotanlage Phosgen aus, das extrem giftig ist und im Ersten Weltkrieg als Kampfgas zum Einsatz kam. Zum Schutz zog der Multi eine Dampfwand aus - ebenfalls gesundheitsschädlichem - Ammoniak auf.

Blausäure-Austritt in Institute
Die Pannenserie in Institute hält an. War es an dem US-amerikanischen BAYER-Standort im August letzten Jahres zu einer Explosion gekommen, in deren Folge zwei Beschäftigte starben, so ereignete sich am 24.10.09 ein erneuter Zwischenfall. Aus einer Destillieranlage traten rund sechs Kilogramm Blausäure aus, von der schon geringste Menge ausreichen, um tödlich zu wirken.

RECHT & UNBILLIG

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Genreis-GAU: BAYER muss zahlen
Im Jahr 2006 war gentechnisch veränderter Langkorn-Reis von BAYER weltweit in Supermärkten aufgetaucht, obwohl zu diesem Zeitpunkt n

[HV Bericht] STICHWORT BAYER 02/2009

CBG Redaktion

Kritiker dominieren HV

„Aufstand gegen BAYER“

Ist das noch ein Aktionärs-Meeting oder schon ein Klassentreffen konzern-kritischer Gruppen, zu dem ein multinationaler Konzern freundlicherweise praktischen Anschauungsunterricht in Sachen „real existierender Kapitalismus“ beisteuert? Diese Frage drängte sich einem angesichts der massiven Hauptversammlungspräsenz von Initiativen wie ATTAC, GREENPEACE, ÄRZTE OHNE GRENZEN, von Bienenzüchtern, Pipeline-Gegnern und anderen BAYER-Leidtragenden auf. Pillen-Opfer scheuten nicht einmal die Anreise aus England, und der ehemalige Pharma-Vertreter Alfredo Pequito, der die korrupten Marketing-Praktiken des Multis nicht mehr mittragen konnte, flog extra aus Portugal ein. „Aufstand gegen BAYER“ überschrieb die Boulevardzeitung Express deshalb folgerichtig ihren Artikel zum antikapitalistischen Großereignis.

Von Jan Pehrke

Ein äußerst vielgestaltiger „Aufstand gegen BAYER“ (Express) hatte sich da am 12. Mai vor der Halle 8a der Düsseldorfer Messe zur Hauptversammlung des Leverkusener Multis eingefunden: GegnerInnen der Kohlenmonoxid-Pipeline waren mit ihrem fahrbarem Protestzug, einem Traktor mit Anhänger, vorgefahren, BienenzüchterInnen richteten einen kleinen Stand ein, KommunistInnen riefen mit einem Transparent zu „Widerstand gegen BAYER global“ auf, die beiden Pharma-Opfer Karl Murphy und Valerie Williams konfrontierten die AktionärInnen mit ihrem Schicksal und mittenmang die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN. Um das Eingangsfeld nicht kampflos den Konzern-KritikerInnen zu überlassen, sah sich der Multi erstmals genötigt, einen Angestellten mit einer kleinen Broschüre für die Unternehmenssicht der Dinge werben zu lassen - eine mehr als undankbare Aufgabe an diesem Tag.

Den beschwerlichsten Weg zur Hauptversammlung hatten Karl Murphy und Valerie Williams auf sich genommen, nicht nur weil sie aus England anreisten. Sie wollten erstmals demjenigen Konzern auf Augenhöhe gegenübertreten, dessen Tochtergesellschaft SCHERING ihnen das Leben bis heute so schwer macht. Diese hatte nämlich in den fünfziger Jahren den Schwangerschaftstest PRIMODOS auf den Markt gebracht, der zu Fehlgeburten und Fehlbildungen führte. „Ich habe eine Gaumenspalte und an meinen beiden Händen fehlen Finger. An meinem linken Fuß fehlen alle Zehen, an meinem rechten Fuß fehlt ein Zeh“, diese „Nebenwirkungen“ des in der Bundesrepublik unter dem Namen DUOGYNON verkauften PRIMODOS zählte Karl Murphy in seiner Rede auf. Mehreren langwierigen Operationen hatte Murphy sich in seiner Kindheit zu unterziehen, und in der Schule wurde er zum Außenseiter. Mit Spottnamen wie „Hummer-Hand“, „Haxen-Hand“ oder „Lustiger Finger“ belegten ihn die Klassenkameraden, erzählte Murphy, und auf seine Bewerbungen erhielt der Liverpooler später wegen seiner Behinderungen immer wieder Absagen.

MedizinerInnen hatten schon früh vor dem Hormonpräparat gewarnt, 1968 wandten sich sogar SCHERING-PharmakologInnen selber besorgt an die Berliner Zentrale, aber erst seit Mitte der 70er Jahre warnte das Unternehmen schwangere Frauen vor einer Einnahme, natürlich ohne die Verantwortung für die bisherigen Geburtsschäden zu übernehmen. Murphy hat seine Hoffnung allerdings noch nicht aufgegeben. „Ich meine, dass die Übernahme von SCHERING durch BAYER der richtige Moment ist, auf die Opfer von PRIMODOS zuzugehen“, sagte er zum Abschluss, „Bitte denken Sie an Ihre eigenen Kinder und stellen Sie sich vor, wie diese mit den Schwierigkeiten und dem Spott klarkommen müssten, dem meine Familie und ich täglich ausgesetzt sind“, um dann eine Entschuldigung und eine Entschädigung einzufordern.

Wie sich der Fall „PRIMODOS“ aus Sicht einer betroffenen Mutter darstellt, schilderte Valerie Williams. „Für mich als Mutter war es herzzerreißend, als sich mein Sohn mit sechs Jahren vollkommen von seiner Umgebung abkapselte. Wegen der zahlreichen Operationen konnte er sein Leben mental und physisch nicht mehr bewältigen“, so Williams. Da es Tausenden Eltern ähnlich erging - dem britischen Kinderarzt Claus Newman zufolge haben Schwangerschaftstests auf Hormon-Basis mehr Schaden angerichtet als CONTERGAN - gründete die Britin 1978 die ASSOCIATION FOR CHILDREN DAMAGED BY HORMONE PREGNANCY TESTS. Da klingelten bei SCHERING die Alarmglocken: Umgehend bot der Pharma-Riese einen Vergleich an. Er verlangte allerdings von Valerie Williams, ein Schweigegelübde abzulegen, ganz so wie es BAYER später auch LIPOBAY-Opfern zur Bedingung machte. Williams lehnte dankend ab und wertete das unmoralische Angebot als ein Schuldeingeständnis. „Der Vergleich, der mir angeboten wurde, zeigt, dass PRIMODOS für die schrecklichen Schäden meines Sohnes verantwortlich war“, konstatierte sie und schloss sich den Forderungen Karl Murphys an.

BAYER reagierte auf die beiden Reden mit Beileidsbekundungen, blieb in der Sache aber hart. „Wir bedauern ihr Schicksal und das ihres Sohnes“, antwortete BAYER-Chef Werner Wenning Valerie Williams, „Wir schließen PRIMODOS als Ursache für embryonale Missbildungen jedoch aus“. Auch Murphys Beitrag hat ihn tief bewegt, allein: „Die Fakten und die Rechtslage sind eindeutig. Ein ursächlicher Zusammenhang konnte nicht nachgewiesen werden“.

Bei seiner Entgegnung auf den Insider-Report über Pharma-Korruption vom ehemaligen BAYER-Angestellten Alfredo Pequito aus Portugal, der für seine Rede ebenso wie Karl Murphy und Valerie Williams eine weite Strecke zurückgelegt hatte, brauchte Wenning dann keine Rücksichten mehr zu nehmen. „Wir verwehren uns gegen die Anschuldigungen“, so der Ober-BAYER ungehalten. Diese Anschuldigungen füllen jedoch vier dicke Akten-Bände, wie Pequito berichtete, denn der Leverkusener Multi überließ bei seiner „Verkaufsförderpolitik“ nichts dem Zufall. Er hielt seine Angestellten dazu an, Dossiers über die politische Einstellung von MedizinerInnen, ihre Hobbys und sexuelle Vorlieben anzulegen, um den Bestechungsofferten eine persönliche Note geben zu können. Alfredo Pequito wollte das nicht mitmachen - und bekam die Kündigung. „Sie kaufen keine Ärzte, Sie hinterlegen kein Geld in Reisebüros, Sie reichen keine überhöhten Rechnungen ein, Sie kaufen keine Elektrogeräte für die Ärzte, die Sie betreuen. Sie akzeptieren also unsere Strategie nicht - damit dienen Sie dem Unternehmen nicht“, diese Worte wählte Pequito zufolge sein Chef zur Begründung des Rausschmisses. Der Pharma-Vertreter legte Rechtsmittel ein und machte die Praktiken öffentlich, aber BAYER saß am längeren Hebel. Der Global Player engagierte eine Kanzlei, deren Teilhaber der damalige portugiesische Präsident, der Justiz- und der Verteidigungsminister waren. Die beiden Erstgenannten verkündeten dann 1999 eine Generalamnestie, weshalb nur einige ÄrztInnen in Staatsdiensten für ihren allzu BAYER-freundlichen Rezeptblock büßen mussten. „Die wirtschaftliche Macht ist augenscheinlich mit der politischen Macht eng verbündet“, so lautete das Resümee Alfredo Pequitos.

Der Bund zur Durchsetzung der umstrittenen Kohlenmonoxid-Pipeline, den der Chemie-Multi und die nordrhein-westfälische Landesregierung geschlossen haben, heißt Vertrag und geht zu Lasten Dritter, was BAYER und den ca. 4.000 AktionärInnen an diesem Dienstag vor und während der Hauptversammlung deutlich demonstriert wurde. Gleich fünf Gegenreden beschäftigten sich mit der Giftgas-Leitung. Axel Köhler-Schnura vom Vorstand der CBG ordnete den Bau in einen größeren Zusammenhang ein und zog eine Parallele zu Kohlekraftwerk-Projekten und dem Betrieb von solch gefährlichen Anlagen wie der in Institute, wo im letzten August bei einer großen Explosion zwei Beschäftigte gestorben waren. Warum dem Unternehmen die Folgen seiner Geschäftspolitik für Mensch, Tier und Umwelt äußerlich bleiben müssen, verdeutlichte der Diplom-Kaufmann, indem er die Konzern-Herren selbst darüber sprechen ließ, was die BAYER-Welt im Innersten zusammenhält. „Unser Job ist der Profit“, diese Worte des Aufsichtsratsvorsitzenden Manfred Schneider zitierte Köhler-Schnura und gleich im Anschluss die noch bezeichnendere Äußerung Wennings aus dem Spiegel: „Ein wenig ‚gesunde‘ Gier ist sogar ganz nützlich und natürlich“.

Mitten in der Wirtschaftskrise hat Wenning dieses kapitalistische Glaubensbekenntnis abgelegt und - damit es noch ein bisschen Gier mehr sein darf - gefordert: „Es wäre deutlich besser, jetzt jene Bremsen zu lösen, die das Wachstum behindern“. Thomas Eberhardt-Köster von ATTAC kamen solche Aussagen wie die „Wahnträume eines auf den Abgrund Zurasenden vor, der kurz vor dem Ende noch einmal den ultimativen Kick verspüren will“. Aber der Vorstandsvorsitzende ignorierte den Weckruf des Globalisierungskritikers. „Wir brauchen mehr Markt und nicht weniger“, antwortete er Eberhardt-Köster. Eine Abkehr von der sozialen Marktwirtschaft wäre fatal, so Wenning.

„Soziale Marktwirtschaft“, davon reden die ManagerInnen in diesen Tagen gerne, um das schmutzige und neuerdings so übel beleumundete Wort „Kapitalismus“ nicht in den Mund nehmen zu müssen. „Kapitalismus“ gibt es nur bei den anderen, und die haben uns Wenning zufolge auch die ganzen Probleme eingebrockt. „Die Ursachen für die Krise lagen in den USA“, erklärte der Große Vorsitzende und sah deshalb auch keinen Grund zur Selbstkritik. „Konzern-Strategie bewährt sich in schwierigem Umfeld“, lautete die Überschrift seiner Hauptversammlungsrede. Und „Weiter so“, hieß die Parole: „In diesen Zeiten, in denen es populär - oder besser gesagt: populistisch - ist, dem Management von Unternehmen Versagen oder mangelnde moralische Orientierung vorzuwerfen, werden wir an diesem Kurs des nachhaltigen Wirtschaftens festhalten“. Nachhaltig ist dabei nur der Profit, aber auch das focht Wenning nicht an. „Während Teile der Politik glauben, Unternehmen für wettbewerbsfähige Renditen kritisieren zu müssen, sind wir stolz auf das operativ erfolgreichste Jahr in der langen Geschichte von BAYER“, beglückwünschte er sich selber zu fast sieben Milliarden Euro Gewinn.

Die sind in dem „schwierigen Jahr“ 2009 womöglich nicht wieder drin. Trotzdem gab sich Wenning optimistisch. Im Kunststoff-Geschäft, das unter der aus dem US-amerikanischen Reich des Bösen gekommenen Krise derzeit besonders leidet, wähnte er die Talsohle zudem bereits durchschritten. So konnte er schon mal den „Aufsetzpunkt nach der Krise“ ins Visier nehmen und sich fragen: „Mit welchen Anpassungen müssen wir dann reagieren?“. Die Antwort gab er sich gleich selbst. „Dabei benötigen wir sicherlich mehr Flexibilität - bei den Löhnen, bei den Arbeitszeiten und bei den Einsatzorten“, stellte er fest und verdeutlichte damit unmissverständlich, auf wen der Konzern Anpassungsdruck auszuüben gedenkt.

Also alles beim Alten beim BAYER? Nur fast, denn am Ende des langen Tages stimmten bis zu sechs Millionen Aktien gegen eine Entlastung von Vorstand bzw. Aufsichtsrat und scherten damit aus der zum überwiegenden Teil von Banken und GroßaktionärInnen verwalteten 450 Millionen-Herde aus. Da muss dann wohl von den 16 Gegenreden zu Pipeline, Gentechnik, Konzern-Korruption, unverantwortlicher Unternehmensführung, Geheimverträgen mit Universitäten, Beschränkung der Arznei-Produktion in der „Dritten Welt“, Bienensterben, Beinah-Katastrophen in Werken, gemeingefährlichen Medikamenten, BAYERs Krisenmanagement und Kohlekraftwerken doch irgendetwas hängen geblieben sein.

Abstimmungsergebnisse
Am Ende der Versammlung stimmten immerhin bis zu mehr als 6 Millionen Aktien mit den KritikerInnen gegen die Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat. Dazu muss man wissen, dass ca. 450 Millionen Aktien abgestimmt haben, wovon 95 Prozent Banken und GroßaktionärInnen zuzurechnen sind; entsprechend groß ist der Erfolg, wenn bei den einzelnen Abstimmungen zwischen einem halben und 3 Prozent mit der CBG und den anderen Kritischen AktionärInnen für die Kürzung der Dividende und gegen die Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat gestimmt haben. Und das trotz der ganzen Diffamierungen, die der BAYER-Vorstand über die kritischen RednerInnen ausgeschüttet hat.

Proteste zur BAYER-Hauptversammlung am 12. Mai: Fotos, Berichte, Redebeiträge

[BAYER HV 2009] Hauptversammlung 2009

CBG Redaktion

Fünfzehn Kritische Aktionäre sprachen in der BAYER-Hauptversammlung am 12. Mai in Düsseldorf. Wir dokumentieren die Redebeiträge, Gegenanträge, Pressestimmen und weitere Fotos von den Protestaktionen.

Presse Infos
=> Katastrophale Sicherheitslage in US-Werk in der Kritik
=> Duogynon-Opfer verlangen Entschuldigung von BAYER Schering
=> Pharma-Korruption: ehemaliger BAYER-Mitarbeiter packt aus
=> Mitmachen! Protestaktionen am 12. Mai in Düsseldorf
=> CO-Pipeline: Demo zur Bayer-Aktionärsversammlung
=> Attac wirft Bayer unsoziale und umweltfeindliche Unternehmenspolitik vor
=> Ärzte ohne Grenzen: Generika-Produktion für ärmere Länder nicht behindern!

Lesen Sie auch einen Bericht über die Proteste sowie eine Zusammenfassung der kritischen Redebeiträge

Presseberichte
=> die tageszeitung: Initiativen kritisieren Konzern
=> Express: Aufstand gegen BAYER
=> Leverkusener Anzeiger: Der große Rundumschlag
=> Leverkusener Anzeiger: Zweierlei Rechnung

Gegenanträge zur Hauptversammlung
=> Coordination gegen BAYER-Gefahren reicht Gegenanträge ein
=> CO-Pipeline: Gegenantrag zur BAYER-Hauptversammlung
=> Störfall-Gefahren in Institute/USA: weiterer Gegenantrag eingereicht
=> Umstellung auf Namensaktien: Coordination reicht Gegenantrag ein

Insgesamt sprachen 15 Kritische Aktionäre in der Versammlung:

[Schering] STICHWORT BAYER 4/2006

CBG Redaktion

Nach BAYERs SCHERING-Deal:

Noch mehr bittere Pillen

Die Übernahme des Pharma-Unternehmens SCHERING macht den Leverkusener Multi zum größten Arzneihersteller der Bundesrepublik. Dabei schluckte der Konzern so manche bittere Pille - nicht nur im wörtlichen Sinn. Auch Hypotheken aus der NS-Vergangenkeit lasten auf dem Berliner Konzern und „bereichern“ so BAYERs IG-FARBEN-Erbe.

Von Jan Pehrke

1851 kaufte Ernst Schering eine Apotheke und legte damit den Grundstein zur Geschichte des Berliner Pharma-Konzerns. Bald darauf gründete er eine Fabrik zur Herstellung von Arzneistoffen und Chemikalien, die er 1871 in eine Aktiengesellschaft umwandelte. Nach dem Ersten Weltkrieg geriet diese in ökonomische Schwierigkeiten und verlor ihre Selbstständigkeit. Die OBERSCHLESISCHEN KOHLEWERKE übernahmen die Aktienmehrheit. Erst seit 1937 firmiert SCHERING wieder unter eigenem Namen.

Auch sonst gedieh das Unternehmen während der nationalsozialistischen Zeit. Es profitierte von der „Arisierung“ jüdischen Besitzes und erwarb die Firmen DEGEWOP und SCHERK sowie einige Berliner Apotheken zum „Schnäppchenpreis“. Durch die Beschlagnahme von „Feindvermögen“ erhielt SCHERING Aktien der holländischen Firma BROCADES, und die Raubzüge der Nazis im Osten bescherten dem Konzern die tschechoslowakischen Fabriken „Aussig I“ und „Aussig II“. Vor der Beschäftigung von ZwangsarbeiterInnen schreckten die Konzern-Herren ebenfalls nicht zurück.

„Negative Bevölkerungspolitik“
Und schließlich unterstützte das als „kriegswichtiges Unternehmen“ eingestufte SCHERING-Werk die NS-Vernichtungspolitik. Diese beschränkte sich nämlich nicht nur auf das Töten „unwerten Lebens“; sie wurde auch „präventiv“ tätig. „Unter Zerstörung verstehe ich nicht unbedingt die Ausrottung dieser Menschen. Ich werde einfach systematische Mittel anwenden, den Nachwuchs dieser Bevölkerung zu unterbinden“, sagte Adolf Hitler und setzte auf willige Helfer unter den Medizinern. Einen solchen fand er in Professor Carl Clauberg. Während seiner Zeit an der Universität Kiel leitete er für SCHERING die klinische Erprobung der Hormon-Präparate PROGYNON und PROLUTON. Später arbeitete der mit einem Jahressalär von 21.144 Reichsmark bestbezahlteste externe Mitarbeiter des Konzerns an einer Technik zur Massensterilisation.

Das brachte ihm ein Empfehlungsschreiben des SS-Reichsarztes Ernst Grawitz an Himmler ein. „Bei der unerhörten Bedeutung, die ein solches Verfahren im Sinne einer negativen Bevölkerungspolitik haben würde, ... erlaube ich mir daher, Reichsführer, den Vorschlag, Prof. Clauberg ein entsprechendes Forschungsinstitut in oder bei Königshütte einzurichten und diesem ein Frauenkonzentrationslager für etwa zehn Personen anzugliedern“, heißt es darin (1). Ein Jahr später, nach dem Scheitern der Experimente von Dr. Madaus, darf Clauberg Himmler im Führerhauptquartier persönlich seine Pläne zur Sterilisierung von Männern mittels Röntgenstrahlen und der von Frauen mittels einer Reizflüssigkeitsinjektion unterbreiten. Im Herbst 1942 macht sich der inzwischen zum SS-Brigadeführer aufgestiegene Clauberg gemeinsam mit dem bei SCHERING wegen Krankheit beurlaubten Paul Göbel im KZ Auschwitz-Birkenau an die Arbeit, wobei ihm die Berliner Zentrale die benötigten Medikamente und Röntgenkontrastmittel liefert. Hatte Clauberg ab 1938 bereits hochdosiertes PROGYNON und PROLUTON ohne Rücksicht auf Verluste an Frauen getestet, so ging er bei den Menschenversuchen im KZ noch rücksichtsloser vor. „Nach dem Erwachen lag ich wieder auf meiner Pritsche und war im Unterleib vollkommen verblutet. Ich bekam dann so furchtbare Schmerzen, dass ich mich wand wie eine Schlange. Ich grub mir vor Schmerzen die Fingernägel ins Fleisch.“, beschreibt Rosa Finkelstein ihr Martyrium. Die Gesundheitsschädigungen der Opfer reichen von Blasenkrankheiten, Unterleibsabszessen, Verdauungsproblemen, Sexualstörungen bis zu Unterleibskrebs.

Keine Stunde Null
Einige haben über ihre Pein auch den Verstand verloren, wie die von dem Publizisten Ernst Klee im Vorwort seines Standardwerkes „Auschwitz - die NS-Medizin und ihre Opfer“ beschriebene Frau. Bei einer polizeilichen Vernehmung konnte sie nur noch zusammenhanglos von einem Dr. Clauberg und einem ihr angeblich in den Bauch eingesetztes lebendiges Kaninchen fabulieren - offenbar eine fehlgeschlagene Verarbeitung ihres Schicksals als menschliches Versuchskaninchen. Klee beginnt sein Werk mit dem Hinweis: „In diesem Buch genannte Mediziner haben nach eigener Aussage niemals gegen ärztliches Ethos verstoßen.“ Ebendies reklamierte SCHERING nach dem Krieg auch für Dr. Clauberg. Er habe sich „mit dem Thema Sterilisierung nach den damaligen ethisch-medizinischen Richtlinien“ befasst und keine „verbrecherischen Handlungen“ begangen. „Am Interesse eines pharmazeutischen Forschers an einer für Patientinnen operationslosen und damit u. U. komplikationsärmeren Sterilisierung allein kann noch kein Interesse an einer politisch intentierten Zwangssterilisation abgelesen werden (was in der heutigen Literatur so gut wie nie bedacht wird)“, befindet der Konzern und muss auch zu einem solchen Urteil kommen. Eine Stunde Null gab es nämlich für das Unternehmen ebenso wenig wie für den Rest der medizinischen Welt. SCHERING profitierte - mit freundlicher Unterstützung der Marshall-Plan-Gelder - weiterhin von seinen Forschungen auf hormonellem Gebiet. Hatte dieser in einem Brief behauptet, die ursprünglich zur Behandlung weiblicher Unfruchtbarkeit bestimmten Mittel PROLUTON und PROGYNON könnten auch den gegenteiligen Zweck erfüllen und Schwangerschaften verhindern, so verfolgte der Pharmariese den von Clauberg und seinen Kollegen eingeschlagenen Weg konsequent weiter und brachte 1961 schließlich europa-weit die erste Verhütungspille heraus. Heutzutage ist das Unternehmen Weltmarktführer in diesem Segment, aber auch weiterhin mit der dunklen Vergangenheit Claubergs konfrontiert: Noch in diesem Jahr musste sich ein US-Gericht mit der Schadensersatzsklage des im KZ unfruchtbar gemachten Simon Rozenkier gegen SCHERING (und BAYER) befassen - lehnte diese allerdings mit Verweis auf den Entschädigungsfonds der bundesdeutschen Wirtschaft ab.

Die erste Pille
So gut die Pille den FinanzbuchhalterInnen schmeckte, so bitter stieß sie vielen Frauen auf. Das von SCHERING als „supersanft“ vermarktete Präparat FEMOVAN etwa erwies sich in seiner Wirkungsweise als nicht gerade zimperlich. Die „niedrigst dosierte Antibabypille“ führte bei vielen Komsumentinnen zu Herzkreislauf-Problemen. In England ereignete sich sogar ein Todesfall: Eine 19-jährige bekam zunächst eine Venenthrombose, dann eine Lungenembolie und starb. Die bundesdeutschen Aufsichtsbehörden erhielten bis Ende 1989 119 Meldungen über solch thromboembolische Nebenwirkungen. Der Vorstand aber schaltete auf stur. „Es gibt kein Medikament ohne Nebenwirkungen“, beschied der Vorstandsvorsitzende Guiseppe Vita einem Vertreter des SCHERING-kritischen Netzwerkes SCHAN auf der Hauptversammlung im Jahr 1989. Bei dem Fall einer Frau, die nach der Einnahme des Verhütungsmittels einen Hirninfarkt erlitten hatte, machten Unternehmenssprecher ihren hohen Cholesterinspiegel für den Gehirnschlag verantwortlich, obwohl dieser nach der Absetzung der Pille sofort von 236 auf 176 sank und erhöhte Blutfettwerte eine bekannte Nebenwirkung von Kontrazeptiva sind.

Der durch SCHAN aufgebaute öffentliche Druck bewog die Unternehmensleitung dann aber doch, den Endokrinologen Prof. Dr. Herbert Kuhl mit einem Gutachten über die Risiken und Nebenwirkungen von FEMOVAN im Vergleich zu dem Präparat MARVELON zu beauftragen. Es räumte kräftig mit dem Mythos um die „niedrigst dosierte Antibabypille“ auf. „Auch neue, extrem niedrig dosierte Gestagene (weibliches Keimdrüsenhormon, Anm. SWB) sind keine Wundersubstanzen (...), ihre starke orale Wirkung beruht in erster Linie auf ihrer langsamen Inaktivierung in der Leber und der dadurch verzögerten Ausscheidung, die - wie im Falle des Gestodens - eine für die geringe Dosis von 75 µg außergewöhnlich hohe Serumkonzentration zur Folge haben kann“, hieß es in dem Gutachten. Bei FEMOVAN war diese vier- bis fünfmal höher als bei MARVELON. SCHERING bestritt die Ergebnisse und fertigte eine hauseigene „Null Problemo“-Untersuchung an. Trotzdem dauerte es noch fast 10 Jahre, bis das „Bundesinstitut für Arzneien und Medizinprodukte“ zögerlich an der Reißleine zog und es MedizinerInnen wenigstens untersagte, Erstanwenderinnen FEMOVAN zu verschreiben.

Der Ruf der anderen „Supersanften“, TRIQUILAR und YASMIN, steht dem von FEMOVAN kaum nach. TRIQUILAR lässt ebenso wie FEMOVAN den Blutfettspiegel steigen, was Arterienverkalkung befördert und so das Risiko für Herzinfarkte oder Schlaganfälle erhöht. Der SCHERING-Konzern bestritt dies und legte zum Beweis eine Studie seines Mitarbeiters Prof. Michael Briggs vor, die sich jedoch später als Fälschung erwies. „Für die von SCHERING beanspruchte Stoffwechselneutralität von TRIQUILAR ergeben sich in der Literatur keine legitimierten Hinweise“, urteilte das arznei-telegramm deshalb und nennt kardiovaskuläre Komplikationen, Gebärmuttererkrankungen und Zystenbildungen als Nebenwirkungen. Auf die Hauptwirkung „Schwangerschaftsverhütung“ ist indes nur bedingt Verlass - wie auch bei dem Pessar MIRENA, unter dessen Anwendung es häufig zu gefährlichen Bauchhöhlenschwangerschaften kommt.

Auch bei YASMIN rät die Fachzeitschrift zu Zurückhaltung und führt die Gegenanzeigen „Kopf- und Brustschmerz“, „Übelkeit“, „Migräne“ und „Depressionen“ als Gründe auf. Zudem macht das Blatt auf die chemische Verwandtschaft des Inhaltsstoffes Drospirenon mit Spironolakton aufmerksam, dessen pharmakologische Verwendung nach Studien zum Krebsrisiko starken Auflagen unterliegt. Aber SCHERING störte das alles nicht. Der Konzern rührte mit Verweis auf eine angeblich diätische Wirkung des Kontrazeptivums kräftig die Werbetrommel, was Schlagzeilen wie „neue Anti-Baby-Pille macht sogar schlank“ produzierte. Durch den Presserummel um SCHERINGs YASMIN und das JENAPHARM-Präparat PETIBELLE sah sich das arznei-telegramm zum Eingreifen gezwungen und wandte sich mit einer Blitz-Meldung an die Öffentlichkeit. Mit Verweis auf die fehlenden Warnhinweise hieß es darin: „Bei dieser dürftigen Risikoinformation halten wir den Gebrauch von PETIBELLE und YASMIN, die offensichtlich den Lifestyle-Bereich abdecken sollen, für nicht begründbar“. Am ökonomischen Erfolg änderte diese Intervention freilich nichts: YASMIN ist Weltmarktführer unter den Verhütungsmitteln, und BAYER folgte bei der Kaufentscheidung nicht zuletzt dem Lockruf dieses Goldes.

Bevölkerungskontrolleur SCHERING
Die Pille hat die sexuelle Revolution mitausgelöst, was nicht unbedingt im Sinne der Erfinder war. Diese empfanden sich zum Teil eher als Claubergs Brüder im Geiste, da ihnen auch nach einer „negativen Bevölkerungspolitik“ der Sinn stand. Als Objekte galten ihnen aber nicht mehr Juden, sondern die Menschen in der Dritten Welt. Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es nämlich für sie plötzlich zuviel davon, die Rede von der „Bevölkerungsexplosion“ ging um. Auf den Gedanken, mit einer gerechteren Verteilung der Güter und einer konsequenten Entwicklungshilfe-Politik vielleicht auch die „Überzahl“ satt zu machen, kamen ForscherInnen und PolitikerInnen nicht. „Fünf gegen das Wachstum der Bevölkerung investierte Dollar sind wirksamer als hundert für das Wirtschaftswachstum investierte Dollar“, meinte etwa der ehemalige US-Präsident Lyndon B. Johnson (2).

Die „Worchester Foundation for Experimental Biology“ legte ihr Geld deshalb ab 1951 in der Pharmaforschung an und machte den Biochemiker Gregory Pincus so zu einem der Väter der Pille. Der „Population Council“ von John Rockefeller III zeigte sich gleichfalls großzügig und finanzierte die Entwicklung zahlreicher Kontrazeptiva bis hin zu „Innovationen“ wie dem auch von SCHERING vertriebenen Implantat NORPLANT mit. Sogar auf ganz praktischem Gebiet kam Clauberg wieder zu Ehren. Jüngere GynäkologInnen entwickelten seine an KZ-Häftlingen erprobte „Verschweißmethode“ weiter und machten daraus ein Instrument zur Bevölkerungskontrolle in der „Dritten Welt“. Für SCHERING und die anderen Pharmariesen bahnte sich hier ein Milliardengeschäft an, ein hoch subventioniertes überdies. So gab die Weltgesundheitsorganisation WHO bereits 1990 drei Millionen Dollar für den Vertrieb von Verhütungsmitteln aus, und der SCHERING freundlich verbundene Reproduktionsforscher Egon Diczfalusy sorgte als WHO-Berater dafür, dass die Berliner dabei nicht leer ausgingen. Die Bundesrepublik ließ sich die auswärtige Bevölkerungspolitik schon in jenem Jahr bedeutend mehr kosten: jährlich 50 Millionen Euro. Deshalb hat sich der Berliner Pillenriese schon frühzeitig um gute Kontakte zu den verantwortlichen Ministerien bemüht, die sich immer wieder auszahlten. Kein anderes Unternehmen hat so viele Pillen-Packungen unter das Weltvolk gebracht, umsatzmäßig reichte das allerdings nur zu Platz 3. „Das liegt einfach daran, dass wir viel mit Familienplanungsorganisationen zusammenarbeiten und dann die Zykluspackungen zu geringen Kosten abgeben“, erläutete die SCHERING-Sprecherin Klutz-Specht in dem 1992 erschienenen SCHAN-Buch „SCHERING - die Pille macht Macht“ diese Geschäftspolitik (3).

Als eine solche politischen Landschaftspflege verstand BAYER-SCHERING es sicherlich auch, im Oktober 2006 gemeinsam mit dem „Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung“ (BMZ) die Tagung „International Dialog on Population and Sustainable Development“ auszurichten. Außenpolitisch legten die Arznei-Hersteller eine ähnliche Aktivität an den Tag. Sie bauten beispielsweise über Jahre hinweg Beziehungen zum Gesundheitsministerium von Bangladesh auf, das sich infolgedessen bei der „Gesellschaft für technische Zusammenarbeit“ (GTZ) erfolgreich für das Unternehmen stark machte. Bald pumpte SCHERING 600.000 Pillen in den „gigantischen Fruchtbarkeitsmarkt“. Die Bangladesher Frauen wussten allerdings noch gar nichts von ihrem Glück. Nach Recherchen des GTZ-Mitarbeiters vor Ort waren nur rund 15 Prozent der Angesprochenen bereit, empfängnisverhütende Mittel einzunehmen. Deshalb wollte er sich auch nicht als Pharma-Drücker betätigen und kündigte. „Es ist die schiere Perversion, weiter in diese Programme zu investieren, die nicht dazu beitragen, die Strukturen für die Mehrheit der unterdrückten Bauern und Frauen (...) zu verändern“, resümierte er (4).

Und was SCHERING im Laufe der Jahre so alles auf die „gigantischen Fruchtbarkeitsmärkte“ der „Drittweltländer“ warf, entsprach oft nicht den gängigen Standards. Galt den Behörden hierzulande die Dreimonatsspritze NORISTERAT wegen des Krebsrisikos nur als „Verhütungsmittel 2. Wahl“, womit es noch glimpflich wegkam, so war es für die armen Staaten gerade gut genug. 1,4 Millionen Ampulen verkaufte SCHERING davon 1982. Auch die Pillen der ersten Generation, die der Konzern daheim schon im firmeneigene Museum SCHERINGIANUM ausstellte, exportierte er noch nach Pakistan.

Test the South
Darüber hinaus nutzte die Firma die südliche Halbkugel als riesiges Versuchslabor. Das injizierbare Kontrazeptivum NET-EN testete das Unternehmen noch vor der Genehmigung durch das Bundesgesundheitsamt in Peru und Indien, wo es bei 43 Prozent der Teilnehmerinnen zu schweren Menstruationsstörungen kam. Die Zulassung in der Bundesrepublik erfolgte dann konsequenterweise nur unter strengen Auflagen. Ebenso wenig hatte das Implantat NORPLANT, von der WHO, Rockefellers „Population Council“ und der Industrie gemeinsam entwickelt und von SCHERING für den finnischen Hersteller WYETH in Thailand vertrieben, das OK der bundesrepublikanischen Behörden, als das Berliner Unternehmen es - auf Kosten der WHO - in dem südostasiatischen Land erprobte. Westlichen Gepflogenheiten entsprach die Anwendungsbeobachtung bei weitem nicht. Über mögliche Nebenwirkungen klärten die MedizinerInnen die Teilnehmerinnen, zur Hälfte Prostituierte, nicht auf. Eine gründliche gynäkologische Untersuchung erfolgte ebenfalls nicht, lediglich der Blutdruck wurde gemessen. Über die zahlreichen Frauen, die das Implantat dankend zurückgaben, schwieg die mit den Tests beauftragte Klinik. „Nicht ein einziger Fall davon steht in den Klinik-Daten. Als die Krankenschwester erklärte, dass Daten über frühzeitige Entfernung auch schon mal herausgenommen waren, zerstörte sie unsere letzte Hoffnung, herausfinden zu können, wieviele der ursprünglich 101 “Akzeptorinnen„ abgebrochen hatten“, schrieb ein deutsch-thailändisches AutorInnen-Team (5). Die hohe AbrecherInnen-Quote verwundert nicht, denn NORPLANT macht fünf Jahre unfruchtbar. Deshalb erfreut es sich unter BevölkerungspolitikerInnen, die bei der Umsetzung ihrer Programme oftmals wenig zimperlich sind, großer Beliebtheit. Die indonesische Regierung nutzte es beispielsweise großflächig zu einem gegen bestimmte Minderheiten gerichteten politischen Instrument und betrieb eine „ethnischen Säuberung“ in der Gebärmutter. Auch die Nebenwirkungen haben es in sich. Sie reichen von schweren Blutungen über Blindheit bis zu Depressionen.

Diese Rücksichtlosigkeit bei der Vermarktung von empfängnisverhütenden Mitteln steht derjenigen, die SCHERING beim Export anderer Medikamente in „Drittweltländer“ an den Tag legt, kaum nach. Der von der BUKO-PHARMAKAMPAGNE im Jahr 2004 vorgelegte Report „Daten und Fakten 2004 - Deutsche Medikamente in der 3. Welt“ stuft von den 142 in den armen Ländern auf dem Markt befindlichen SCHERING-Arzneien nur 39 als unentbehrlich ein. Ebenso viele bezeichnen die Pharma-KritikerInnen als irrational, darunter z. B. das Abführmittel KANORMAL, das angeblich gegen Blähungen und Völlegefühle wirkende PANKREOFLAT und die in der Bundesrepublik seit 2003 nicht mehr zugelassene Hämorrhoiden-Salbe SCHERIPROCT.

Noch mehr Hormone
Mit seinen Hormon-Präparaten deckt SCHERING noch viele weitere Gebiete der Frauenheilkunde ab. So brachte der Konzern 1950 das Medikament DUOGYNON als Mittel gegen Regelstörungen und als Schwangerschaftstest heraus. Die Wirkstoffkombination aus den Hormonen Gestagen und Östrogen ließ zahlreiche PatientInnen kranke Kinder zur Welt bringen. Viele Babys hatten eine gespaltene Wirbelsäule, einen Wasserkopf, Herzmissbildungen oder deformierte Gliedmaßen. Das rief die INTERESSENSGEMEINSCHAFT DUOGYNON-GESCHÄDIGTER ins Leben, die den Konzern wegen Körperverletzung verklagte. Das Unternehmen jedoch war sich keiner Schuld bewusst, wohl aber des schlechten Rufes von DUOGYNON: SCHERING nannte es kurzerhand in CUMORIT um und hielt es allen Anfechtungen zum Trotz noch bis 1987 auf dem Markt.

Ein besonders dunkles Kapitel im SCHWARZBUCH SCHERING nimmt die Hormonersatztherapie für Frauen in den Wechseljahren ein. Was der Konzern „Menopausen-Management“ nennt, nennen Pharma-KritikerInnen „die Medikalisierung körperlicher Umbruchphasen im Leben von Frauen“ Die Autorin Petra Kolips hat ihr Buch über die Hormonmedikamente deshalb programmatisch „Weiblichkeit ist keine Krankheit“ genannt. Für SCHERING aber machen typische Wechseljahresbeschwerden wie Hitzewallungen und Schweißausbrüche einen Pharma-Einsatz unausweichlich. Auch kosmetische Gründe lassen einen Griff zu Hormonen angeraten erscheinen: Sie machen angeblich die Haut straffer. Zudem nutzt das Unternehmen die Angst als Verkaufsargument. Angeblich beugen Hormone der Osteoporose vor und wirken präventiv gegen Demenz. Nach Untersuchungen ist das Gegenteil der Fall: Hormone steigern sogar das Risiko, an Demenz zu erkranken. „Ein riesiges, unkontrolliertes Experiment mit den Frauen“ nennt das arznei-telegramm deshalb das „Menopausen-Management“. Bei vier Millionen Anwenderinnen in der Bundesrepublik schätzt eine Expertise die Zahl der Herzinfarkte und Schlaganfälle auf 3.000 und die Zahl der Thrombosen auf 7.000. Zudem erhöhen die Hormontherapien das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken. MedizinerInnen mussten sogar eine Studie abbrechen, die beabsichtigte, das genauer zu ergründen, weil dieser Zusammenhang schon früh offen zu Tage trat und die ForscherInnen die Frauen nicht länger einer Gesundheitsgefährdung aussetzen wollten. Und trotz all dieser Befunde raten Fachverbände wie die „Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe immer noch nicht von den Produkten ab. Auch die zuständigen Stellen können sich dank der Lobby-Aktivitäten SCHERINGs noch immer nicht zu einem Verbot der Hormonersatztherapie entschließen.

Daneben bietet SCHERING noch Spezialtherapeutika wie das gentechnisch mittels E.-Coli-Bakterien produzierte BETAFERON gegen Multiple Sklerose, Krebsmedikamente, Wachstumsfaktoren und Röntgenkontrastmittel wie ULTRAVIST an, das der Konzern Mitte des Jahres zurückrufen musste, da in dem Medizinprodukt kleine Partikel zu Kristallen zusammengeklumpt sind, was Arterien verstopfen und so Thrombosen auslösen könnte.

Über die Produktpalette des nun zu BAYER gehörenden Unternehmens fällt Ulrich Möbius vom arznei-telegramm im Vorwort des bereits zitierten SCHAN-Buches ein vernichtendes Urteil. “Das Symptom der Sorglosigkeit - um nicht zu sagen, das Syndrom ungezügelter Profitgier - zieht sich wie ein roter Faden durch die Pharmadivision von SCHERING", schrieb der Pharmakologe. Der Konzern reagierte prompt. Er versuchte, das Buch verbieten zu lassen.

Anmerkungen

(1) zit. n. Ernst Klee, Auschwitz - Die NS-Medizin und ihre Opfer, S. 436
(2) zit. n. Josefa Wittenborg u. a., SCHERING - Die Pille macht Macht, S. 61
(3) zit. n. Josefa Wittenborg u. a., SCHERING - Die Pille macht Macht, S. 53
(4) zit. n. Josefa Wittenborg u. a., SCHERING - Die Pille macht Macht, S. 55
(5) zit. n. Josefa Wittenborg u. a., SCHERING - Die Pille macht Macht, S. 59

(Beide Bücher sind über den J5A-Versand erhältlich - www.j5a.net)

[Reden] Hauptversammlung 2013

CBG Redaktion

Die Redetexte der Kritischen Aktionäre in der BAYER-Hauptversammlung 2013

=> Jan Pehrke: Risiken des Gerinnungshemmers Xarelto

=> Philip Mimkes: Vergangenheitsbewältigung à la Bayer

=> Axel Köhler-Schnura: Rede und Aktionsbericht

=> Dr Angela Spelsberg (Transparency International) zur Kooperation der Uni Köln mit BAYER

=> Katrin Weigele zu gefährlichen Antibabypillen

=> Elizabeth Walton (Frankreich) zu gefährlichen Antibabypillen

=> Antje Kleine-Wiskott: Kohleimporte von BAYER

=> Dirk Zimmermann (Greenpeace): Pestizide töten Bienen!

=> Christoph Koch: Bienenschäden durch Neonicotinoide

=> Markus Bärmann: Bienenschäden durch Neonicotinoide

=> Andreas Bemeleit: HIV- und Hepatitis-Infizierung durch Blutprodukte

=> Valerie Williams: Fehlbildungen durch Duogynon/Primodos

=> Dr Gottfried Arnold: Gefahren der CO-Pipeline

=> Dieter Donner (BUND): Gefahren der CO-Pipeline

=> Risiken der Hormonspirale Mirena

[Reden] Hauptversammlung 2014

CBG Redaktion

In der Versammlung sprachen insgesamt 26 Kritische Aktionär/innen:

=> Jan Pehrke: "Energiewende à la BAYER

=> Philipp Mimkes (CBG) zu tödlichen Pharma-Produkten

=> Helmut Röscheisen (Deutscher Naturschutzring) zu Vergiftungen durch PCB

=> Dr. Dirk Zimmermann (Greenpeace) zu Bienensterben durch Pestizide

=> Philipp Frisch (Ärzte ohne Grenzen) zu Pharmapatenten

=> Kathrin Weigele und Felicitas Rohrer zu tödlichen Antibabypillen

=> Marion Larat (Frankreich) zu tödlichen Antibabypillen

=> Michelle Garcia (US) zu Risiken des Sterilisations-Präparats ESSURE

=> Roger Dammé (Europäische Imkervereinigung BEE LIFE) zu Pestiziden

=> Christoph Koch (Imkerverband) zu Bienensterben

=> Anne Isakowitsch (Some of Us) zu Bienensterben

=> Olivia Tawiah zu GenPatenten von BAYER

=> Silke Bitz zu Tierversuchen bei BAYER

=> Axel Köhler-Schnura (CBG) zur Rolle von BAYER im 1. Weltkrieg

=> Dieter Donner zu den Risiken der CO-Pipeline

=> Dr Gottfried Arnold zur CO-Pipeline

=> Ruhi Kandhari über Pharmastudien in Indien

=> Andre Sommer über Fehlbildungen durch Duogynon

=> Valerie Williams über Fehlbildungen durch Primodos/Duogynon

=> Katharina M. zur Spirale Mirena

=> Peter Noquet zu Responsible Care

[Andre Sommer] Hauptversammlung 2011

CBG Redaktion

Rede von Andre Sommer zu Geburtsschäden durch hormonale Schwangerschafts-Tests

Sehr geehrte Damen und Herren,

mein Name ist Andre Sommer und ich spreche zum Thema Duogynon. Ich möchte Sie bitten mir die nächsten fünf Minuten zuzuhören. Es ist mir wichtig Ihnen unsere Sicht der Dinge zum Thema Duogynon aufzuzeigen.
Duogynon war ein Scheringprodukt. Es wurde fast drei Jahrzehnte unter anderem als hormoneller Schwangerschaftstest eingesetzt. Die Wirkstoffe, die in zwei Tabletten Duogynon enthalten waren, entsprechen heute in etwa zwei bis drei Monatsrationen hormonbasierter Antibabypillen. Die zwei Dragees sollten die Regel einleiten, war dies nicht der Fall, sollte man schwanger sein. Unter der Hand nahm man diese Pillen auch zum gewollten Schwangerschaftsabbruch ein. Dazu musste man dann sechs Tabletten einnehmen. Dies sage ich nur, dass Sie sehen zu was dieses Medikament fähig war. In Normaldosierung (also zwei Tabletten) ein Schwangerschaftstest, in Überdosierung (fünf bis sechs Tabletten) ein unerlaubtes Abbruchmittel. Absurd oder? Liegt es da nicht nahe, dass dieses Medikament auch zu Missbildungen fähig war?
Vor nunmehr 1 ½ Jahren haben wir bei der Bayer AG angefragt, ob wir Auskunft über Duogynon und Informationen über den Verdacht von Missbildungen bekommen. Dies wurde abgelehnt. Erst danach wurde eine Auskunftsklage eingereicht. Aus welchem Grund verweigert Bayer-Schering die Auskunft über Duogynon?
In den mehr als 3.500 Emails und Briefen die mich seit nun zehn Monaten erreichten sprachen sehr viele Frauen über dieselben Symptome: entsetzliche Krämpfe, Bauchschmerzen, Ausfluss....ungewollte Schwangerschaftsabbrüche kurz nach der Einnahme; Totgeburten,.....
Viele Kinder, deren Mütter Duogynon einnahmen, kamen mit schweren Missbildungen zur Welt, wie offenem Rücken, Wasserköpfen, Verstümmelungen an den Gliedmaßen und urogenitale Schäden, wie Nierenschäden, Harnleiterfehlbildungen oder Blasenekstrophien.
Es waren schreckliche Schilderungen:
- Mütter schrieben, dass ihr Kinder nach entsetzlichem Leid aufgrund von Wasserköpfen oder offenem Rücken nach wenigen Tagen oder Wochen starben....
- Die Kinder leiden bis heute unter den Missbildungen. Sie können kein selbstbestimmtes oder glückliches Leben führen, sind auf Hilfe anderer angewiesen und Leben am Rande der Gesellschaft....
à Eines ist aber bei allen Menschen, die uns anschrieben gleich. Sie alle beschäftigt dieses Thema seit über 30 Jahren. Sie leben tagtäglich mit dem Trauma und denken wenn nicht täglich, dann immer wieder daran und stellen sich die Frage nach dem Warum? Warum wurde mein Kind schwer geschädigt oder starb?
Die Menschen wollen nur endlich Gewissheit haben, ob Duogynon schuld an Missbildungen hatte oder nicht. Wie kommt Bayer darauf, dass so etwas jemals für diese Menschen verjährt? Wie kann sich ein deutsches Vorzeigeunternehmen auf die Verjährung berufen? Begreifen Sie nicht was es für die mutmaßlichen Opfer bedeutet, wenn Sie sagen dass dies verjährt sein soll? Das hat juristisch in der ersten Instanz geklappt, aber wenn man es rein menschlich betrachtet, dann ist ein solches Verhalten einfach nur unverständlich, um nicht zu sagen abstoßend. Wo sind denn hier ihre Bayer- LIFE Werte die sie heute morgen vorgestellt haben? Wo sind sie? Wo ist die Integrität? Der Behindertenbeauftragte der Bundesregierung Herr Hüppe hat sich vorige Woche persönlich an den Vorstand der Bayer AG gewandt. Wörtlich heißt es : „Aus meiner Sicht wird nicht angemessen mit den betroffenen Menschen umgegangen, weil sie keine Möglichkeit haben, Einsicht in für die Aufklärung eventuell relevante Unterlagen zu erhalten.... Gleichwohl bin ich der Ansicht, dass es gute Gründe gibt, die Haltung Ihres Unternehmens in dieser Angelegenheit zu überdenken..... Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Ihr Unternehmen aktiv diesen Prozess initiieren und auf die betroffenen Menschen zugehen würde, anstatt sich nur auf eine formal korrekte Rechtsposition zu berufen".
Warum sprechen Sie nicht mit uns? Sie haben sogar einen Vergleichsvorschlag abgelehnt, bei dem ich auf alle Schadensersatzansprüche verzichtet hatte, nur um dann die Einblick in die Unterlagen zu bekommen. Wo ist dort die Fairness und die Transparenz, die Sie auf Ihren Firmenseiten propagieren?
Uns liegen unabhängige Tierversuche und Dissertationen vor, die Fragen aufwerfen. Ihre Tierversuche sollen keine eindeutigen Zusammenhänge aufzeigen. Wie hat Schering dieses Medikament geprüft? Zu welchen internen Schlüssen kam man? Wo kann ich die Tierversuche einsehen?
Innerhalb von nur zehn Monaten haben sich 325 deutsche mutmaßlich Geschädigte gemeldet. Zahlreiche Medien wie Spiegel, Stern, Stern TV, Frontal 21, Tagesthemen, heute journal, Br, SWR, RBB und viele mehr... haben darüber berichtet und es werden noch einige folgen....
Immer wieder wurde gefragt, wie Bayer die unterschiedliche Vorgehensweise in England und Deutschland erklärt? Es handelte es sich doch um dasselbe Unternehmen: In England wurde 1970 ein äußerlich gut lesbarer Warnhinweis auf den Packungen angebracht, dass Duogynon (Primodos) nicht während der Schwangerschaft eingenommen werden darf. In Deutschland erfolgte erst 1978 ein dezenter Hinweis in den Packungsbeilagen. Warum wurde erst so viel später in Deutschland davor gewarnt?
Das Kammergericht Berlin wird sich nun mit dem Fall beschäftigen und es kann sich noch zu einem jahrelangem Rechtsstreit vor dem Bundesgerichtshof entwickeln. Es wird sich zeigen was vor Gericht passiert und wie sich die Sache dort entwickelt. Wir bieten Ihnen jeder Zeit Gespräche an. Sprechen Sie mit uns und lassen Sie uns den Fall endgültig klären.
Nutzen Sie die Chance und geben Sie den Menschen endlich Gewissheit. Wenn Sie Ihren Weg weiter gehen, dann besteht die Möglichkeit, dass alle Medien in Deutschland in naher Zukunft über den größten Medikamentskandal nach Contergan berichten werden.... Wollen Sie das? Soll Bayer mit so was in Verbindung gebracht werden oder wäre es nicht besser, wenn man miteinander spricht zu einer fairen Lösung kommt?
Wir wollen einfach nur Gewissheit und Antworten. Sollte sich keine Schuld an Missbildungen in allen Unterlagen nachweisen lassen, dann höre ich sofort auf. Sollten dem Unternehmen aber Unterlagen bekannt sein, die auf Zusammenhänge schließen lassen, so muss es eine angemessene Stiftungslösung für alle Geschädigten geben!
Es ist nicht meine Lebensaufgabe hier zu stehen und gegen Bayer vorzugehen. Es gibt gewisse Werte die auch Bayer einhalten sollte! Die auf ihrer Homepage genannt werden... Fairness, Respekt, als eine Richtschnur für das Handeln, Verantwortung übernehmen für Aufgaben und Ergebnisse, Erfolge und Misserfolge.....halten Sie sich daran und reden Sie mit uns!
Wenn Bayer öffentlich die Auffassung vertritt, dass erwiesen sei, dass Duogynon nicht fruchtschädigend gewirkt habe, aus welchem Grund wird denn dann die Auskunft nicht erteilt? Dies ist der Öffentlichkeit nicht vermittelbar und schadet dem Unternehmen. Lassen Sie uns die Diskussion nun gemeinsam beenden.
Nun bitte ich Sie um Ihre Unterstützung! Stimmen Sie für unseren Gegenantrag. Es geht uns um Gewissheit und eine endgültige Antwort. Lassen Sie uns die Akte Duogynon endlich schließen und das Thema beenden. Geben Sie der Wahrheit eine Chance.
Vielen Dank fürs Zuhören und ich wünsche Ihnen noch einen guten Heimweg und ein schönes Wochenende.
Danke.
A. Sommer

Antwort des Vorstandes Herr Dekker

Jeder von ihnen hat uns von seinem Schicksal und dies in Verbindung mit dem Medikament von Schering erzählt. Wir haben im Rahmen von früheren Hauptversammlung unter meinem Vorgänger Herr Wenning schon mehrfach betont, dass wir das Schicksal von Menschen mit Behinderungen bedauern, auch hat er unterstrichen, dass wir die Suche nach den Ursachen der Behinderungen verstehen. Ich kann das nur wiederholen.
Wiederholen kann ich allerdings auch, dass sich nichts an den Fakten geändert hat. Sie sprechen eindeutig gegen ihr Anliegen. Es gibt keinen Nachweis für einen ursächlichen Zusammenhang zwischen Duogynon bzw. Primodos und den diskutierten embryonalen Missbildungen. Das haben umfangreiche medizinische und toxikologische Untersuchungen und Gutachten ergeben, die auch Gegenstand juristischer Auseinandersetzungen waren. Namhafte Experten machten diese Untersuchungen, unter anderem aus Deutschland, Finnland und den USA.
Zu diesem Ergebnis kommt auch der High Court in England im Jahre 1982 und die Staatsanwaltschaft Berlin im Jahre 1980. Es sind keine neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse bekannt die die Gültigkeit der damaligen Bewertung in Frage stellt.
Gemeinsam mit Herrn Wilke (der Redner nach Hr Sommer, der unseren Gegenantrag unterstütze) haben sie auch das Thema Einsichtnahme in Akten in Duogynon angesprochen. Das Landgericht Berlin hat hierzu erst kürzlich eine Entscheidung getroffen und die entsprechende Klage von Herrn Sommer abgewiesen. Noch einmal, aus unserer Sicht ist weder ein Kausalzusammenhang, noch ein verbrecherisches Verhalten von Bayer oder eines seiner Töchtergesellschaften festzustellen. An dieser Überzeugung halten wir fest.

Unsere Rede fand um ca. 16.50 Uhr statt; als ca. 27 Redner von insgesamt 32 (Dauer 5-6min). Die Antwort des Vorstandes gab es um ca. 17.30 Uhr. Die Antwort dauerte 2,40min.

[Santiago] Hauptversammlung 2011

CBG Redaktion

Rede von John Santiago

Guten Tag!

Mein Name ist John Walmisley Santiago. Ich wurde 1968 in London geboren, bin also jetzt 43 Jahre alt. Ich bin eines der Opfer ihres Medikaments Primodos/Duogynon und habe Missbildungen durch das Mittel erlitten.

Wir haben überzeugende Beweise in der Hand, die von Ihnen selbst, von Bayer, stammen und die zeigen, dass Ihr Unternehmen fahrlässig gehandelt hat bei der Verschreibung dieses Präparats an schwangere Frauen. Das Mittel enthielt dieselben Bestandteile wie ihre heutigen Antibabypillen, aber in weit höherer Dosis.

Was ist aus diesen Babies geworben? Was glauben Sie? Tausende sind gestorben, und Tausende weitere wurden mit Missbildungen geboren. Die, die überlebt haben, sind heute erwachsen und müssen mit schrecklichen Missbildungen leben, ähnlich denen, die durch Thalidomid (Contergan) verursacht wurden.

Viele Regierungen haben Primodos verboten, Fachleute haben sie gewarnt, die Medien haben sie aufgefordert, den Verkauf zu beenden. Ihre eigenen Ärzte und Spezialisten haben empfohlen, die Medikamententests nicht fortzusetzen. Jetzt, 40 Jahre später, versuchen sie immer noch, ihre Verantwortung zu leugnen. Noch immer wollen sie keine Haftung übernehmen.

Glauben Sie, wir werden alle einfach verschwinden und still sein? Bei dem Gerichtsverfahren in Berlin vor ein paar Monaten hatten sie Gelegenheit, die Verantwortung zu übernehmen. Stattdessen fanden Ihre clevere Anwälte einen formalen Ausweg: Ansprüche müssen innerhalb von dreißig Jahren angemeldet werden, seien jetzt also verjährt. Diese Regel gilt aber nicht in England und auch nicht vor dem Europäischen Gerichtshof in Brüssel oder dem internationalen Gerichtshof für Menschenrechte.

Bayer hat einen Ruf zu verlieren und muss seine Aktionäre zufrieden stellen. Die Märkte verlangt Offenheit, Ehrlichkeit und Berechenbarkeit.

30 Jahre Leiden waren Zeit genug für Sie, reinen Tisch zu machen und den Opfern Ihrer Handlungen zu helfen. Wachen sie auf, Bayer. Helfen sie den Geschädigten!

Hat jemand eine Frage an mich? Ich beantworte sie gern.

Danke für Ihre Aufmerksamkeit.

[Duogynon] Duogynon: Erfolg in Großbritannien!

CBG Redaktion

Zu Beginn dieser Woche ist den AktivistInnen der Gesellschaft für Kinder, die von hormonellen Schwangerschaftstests geschädigt wurden (ACDHPT), ein großer Sieg gelungen. Im Februar 2018 hatte der damalige Gesundheitsminister Jeremy Hunt die Einsetzung eines Gremiums zur unabhängigen Überprüfung der Sicherheit von Arzneimitteln und Medizinprodukten verfügt. Nach mehr als zweijähriger Arbeit kam das Gremium nun zu dem Urteil: BAYER muss zahlen!

Die CBG hat anlässlich dieses Erfolges mit der Vorsitzenden der ACDHPT, Marie Lyon, gesprochen. Marie zählt zu unseren BündnispartnerInnen, sie war bereits zu Gast auf der BAYER-Hauptversammlung 2019 und hat dort ihr Anliegen vorgetragen. Ihr Statement könnt unten finden.

Die CBG hat auch eine Pressemitteilung zu dem Thema verfasst.

Statement Marie Lyon

„Ich bin überwältigt, dass 53 Jahre nach der ersten Warnung vor den Gefahren von HPT‚s (hormonelle Schwangerschaftstests) der Kampf um die Aufdeckung der Wahrheit über orale Hormon-Schwangerschaftstests endlich zu Ende ist. Baroness Cumberlege, Vorsitzende der IMMDS Independent Review, und ihr Team sind zu dem Schluss gekommen, dass der erste substantielle wissenschaftliche Bericht über Primodos von Dr. Isobel Gall aus dem Jahr 1967 ausreichend war, um die Rücknahme von Primodos und anderen HPT‘s vom Markt zu rechtfertigen. Dies ist der erste unabhängige Bericht, der schlüssig feststellt, dass es einen möglichen Zusammenhang zwischen HPTs und schädlichen Auswirkungen gibt.“Weiterlesen

Pressemitteilung der CBG zu Duogynon

Hier findet Ihr unsere Pressemitteilung zum Erfolg im Duogynon-Rechtsstreit

Bisherige Arbeit der CBG zu Duogynon

Hier,hier und hier findet Ihr eine Auswahl unserer bisherigen Arbeit zum Thema Duogynon.

Bitte spendet!

Marie Lyon sagte uns: „Ich bin mir bewusst, dass BAYER nicht so leicht aufgeben wird und ich den Druck aufrecht erhalten muss. Dies könnte bedeuten, dass ich auch zur nächsten Hauptversammlung wieder kommen muss.“ Damit wir dies möglich machen können, brauchen wir Eure Spende!

Helft uns, AktivistInnen wie Marie, die überall auf der Welt gegen den Konzern ihre Rechte durchsetzen, ein Forum auf der BAYER-Hauptversammlung zu bieten. Dies könnt Ihr auch tun, indem Ihr uns Eure Stimmrechte zur HV übertragt.

Unterstützt die Duogynon-Betroffenen mit Eurer Unterschrift!

Hiermit unterstütze ich den Kampf der Duogynon Betroffenen gegen BAYER!

Ich fordere:

Eine gerechte Entschädigung der Geschädigten. Falls sie verstorben sind, ihrer Familien und Hinterbliebenen!

Eine öffentliche Anerkennung der Schuld durch BAYER und eine öffentliche Entschuldigung!

Eine strafrechtliche Untersuchung der Verantwortlichen im Konzern!

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[Karl Murphy] Hauptversammlung 2011

CBG Redaktion

Sehr geehrte Aktionäre und Bayer-Angestellte!

Mein Name ist Karl Murphy, ich komme aus Liverpool in England. Einige von Ihnen werden mich von den Hauptversammlungen 2009 und 2010 kennen, wo ich über das Präparat Primodos bzw. Duogynon gesprochen habe.

Bayer hat immer geleugnet, dass dieses Medikament uns irgendeinen Schaden zugefügt hat. Sie sagen, dass sie in den Forschungsergebnissen keine Beweise dafür gefunden hätten. Bayer hat auch im Internet verlauten lassen, dieses Produkt sei nicht die Ursache unserer Missbildungen. Ich frage Bayer, warum wurde diese Aussage von Ihrer website gelöscht? Warum ist Bayer nicht bereit, den deutsche Geschädigten seine Akten offen zu legen?

Ich bitte die Aktionäre und den Vorstand, sich anzuschauen, was ich hier mitgebracht habe: Dies ist Scherings 300seitiger, vertraulicher Bericht über Primodos bzw. Duogynon. Darin sind Briefe unter Firmenbriefkopf, unterzeichnet von dem medizinischen Leiter, Professor Michael Briggs, von Dr. Lachnit, Dr. Laudahn, Dr. Laengner, Dr. Dietrich, Dr. Matern, Dr. Pitchford und Dr. Bye.

Alle diese Leute haben für Schering gearbeitet, alle haben diese Briefe mit unterzeichnet. Alle diese promovierten Fachleute waren sich der Schäden bewusst, die Primodos verursacht. Prof. Michael Briggs schreibt in einem vertraulichen Brief vom November 1967: „Wir haben es hier mit einem pharmazeutischen Produkt zu tun, das von Frauen eingenommen wird und das in der Lage sein könnte, die chemische Umgebung des Fötus zu verändern. Ich denke, wir werden besonders vorsichtig in dieser Angelegenheit sein müssen”. Dieser Brief zeigt, dass Ihrem medizinischen Direktor bekannt war, dass Primodos/Duogynon den Fötus schädigen kann.

Warum hat Bayer Schering die Auslieferung dieses Produktes nicht bis zur Durchführung weiterer Tests ausgesetzt? Warum wurde das Produkt von 1967 bis 1975 immer noch Frauen als Schwangerschaftstest verabreicht, obwohl seine schädlichen Auswirkungen bekannt waren?

Ein weiteres Schreiben vom Januar 1974, unterschrieben von Dr. Laengner und Dr. Dietrich, besagt: „Primodos enthält Norethisteron-Acetat, das eine geringe androgene Wirkung hat. Dieses Hormon sollte nicht eingesetzt werden, wenn eine Schwangerschaft besteht und die Verwendung in einer kritischen Phase der Organ-Entwicklung erfolgen könnte“. Ich habe nur aus zwei Briefen dieser umfangreichen Akte zitiert. Es gibt eine ganze Menge weiterer solcher Schreiben. Die Firma Schering wusste, welche Schäden sie all diesen Opfern zufügte.

Auch bei heutigen Produkten von Bayer steht in den Beipackzetteln, dass Norethisteron einen Fötus schädigen kann und daher Schwangeren nicht verabreicht werden darf. Die hohen Hormondosen in Primodos entsprechen 156 Verhütungspillen, die eine Frau innerhalb von 12 h einnehmen würde, um zu testen, ob sie schwanger ist.

In einem Brief vom 23. September 2009 an mich sagt Bayer: “Schering änderte die Beschriftung von Primodos im Jahr 1970. Danach war Primodos ausschließlich für sekundäre Amenorrhoe indiziert“. In einem weiterer Brief auf Firmenpapier hier in den Akten, datiert vom Januar 1974, unterzeichnet von Dr. Mater, heißt es: „Anbei der Text des neuen Beipackzettels für Primodos Oral. Dieser Text wird ab sofort allen Packungen dieses Präparates beigefügt.“ Darin wird die Indikation geändert. Ich frage Bayer: warum sagen sie in dem Brief, den sie mir geschickt haben, die Änderung der Beschriftung sei 1970 erfolgt, aber ihre eigenen Papiere bestätigen, dass dies erst 1974 geschah? In diesen vier Jahren hätten viele Missbildungen verhindert werden können.

Den Herren Steve Painter und Oliver Renner von Bayer liegt diese Akte zur Einsichtnahme vor. In den letzten acht Wochen ist trotz mehrmaliger Nachfrage keine Antwort von Ihnen eingegangen.

2009 sagte Herr Werner Wenning, der ehemalige Vorstandsvorsitzende, er unterstütze behinderte Menschen. Das trifft aber nicht für uns Menschen zu, für deren Behinderung Bayer Schering verantwortlich ist. Im vergangenen Jahr haben mehrere Primodos-Opfer an dem 10km-Lauf teilgenommen, den Bayer in Newbury in England ausgerichtet hat. Wir sind diese Distanz mit gelaufen und erreichten das Ziel wegen unserer Einschränkungen nach zwei Stunden. Bayer sorgte dafür, dass die Organisatoren mit den Aufräumarbeiten begannen, ohne auf den Zieleinlauf der behinderten Teilnehmer zu warten. Wenn Sie wollen, können Sie das auf unserer Facebook-Seite über Primodos/Duogynon nachlesen. In diesem Jahr werden wir wieder an dem Lauf teilnehmen und Informationsmaterial an das Publikum und die Medien verteilen.

Meine letzte Frage an Bayer: warum verwenden Sie den Namen Schering nicht mehr? Ist Ihnen der Name peinlich geworden wegen dieses Medikaments und seiner Auswirkungen auf uns Betroffene?

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

Flugblätter

CBG Redaktion

Flugblätter der Coordination gegen BAYER-Gefahren zum Downloaden

Anklage: Mord! Duogynon Opfer sind nicht vergessen! (2016)

BAYER-MONSANTO Fusion: Fusion stoppen! (2016)

BAYER-MONSANTO Fusion: Hochzeit des Todes stoppen! (2016)

Gefährliche Pestizide: Glyphosat stoppen! (2015)

angezeigter Text

Plastikmüll im Ozean: Mikroplastik verbieten! (2015)

„...legendär“: Die CBG im Spiegel der Medien (2015)

Keine Pestizide und Genfood durch die Hintertür: TTIP stoppen! (2014)

Blutige Kohle (2013)

Import von GenReis verhindern (2013)

Antibiotika in der Massentierhaltung (2012)

Ausbeutung von Bodenschätzen (2012)

Tödliche Pharma-Studien (2012)

Kampagne Bienensterben (update 2012)

Plünderung natürl. Ressourcen

Umweltverseuchung Thailand (2011)

Risiken von Nanotubes (2011)

Gewerkschaften bei BAYER unter Beschuss (2011)

Keine Zulassung für GenFood! (2010)

Risiken von Kontrazeptiva (2010)

Generika retten Menschenleben

Kohlekraftwerke, Müllverbrennung, Giftgasproduktion: aktuellen Probleme zu BAYER

Dormagen: Keine Erweiterung der Phosgen-Produktion!

Brunsbüttel: Umweltrisiko durch neue Anlagen

Bienensterben durch BAYER-Pestizide

Zur UN-Biodiversitätskonferenz

Gefährliches Pharmamarketing

CO-Pipeline stoppen!

Import von australischem Giftmüll stoppen!

Klima-Emissionen von Bayer

Kampagne gegen Kinderarbeit in Indien

Grundwasser Vergiftung in Südafrika

Proteste Menschenversuche mit Pestiziden (2005)

Proteste gegen die Landesgartenschau in Leverkusen (2005)

Aktiv mit Erfolg - Aktionen der Coordination gegen BAYER-Gefahren (2005)

GenReis von Bayer - Gefahr für asiatische Landwirte (2004)

GenFood - Hände weg von unserer Nahrung (2004)

Bayer auf der Liste der „10 worst corporations“ (2004)

Gentech: Geheimkampagne von Metro, Bayer und Monsanto (2003)

Die Uno im Würgegriff der Konzerne

Vogelsterben durch Bayer-Pestizid (2003)

Aktiv gegen KonzernMacht (2002)

keine Steuergeschenke an Großkonzerne (2002)

Bayer am Pranger - der Lipobay-Skandal (2001)

[Redebeiträge] Hauptversammlung 2016

CBG Redaktion

Kritische Redebeiträge in der Hauptversammlung der BAYER AG am 29. April 2016:

=> Jan Pehrke (CBG): Entlassungen bei BAYER

=> Redebeitrag von Axel Köhler-Schnura

=> Philipp Mimkes (CBG): Steuerflucht und BAYER Propaganda in KITA´s

=> Dr. Jan Salzmann (MEZIS):Risiken von Testosteron-Präparaten

=> Christoph Then (testbiotech): GenSoja von BAYER

=> Christian Schliemann, ECCHR: gefährliche BAYER-Pestizide in Indien

=> Mani Prakash (Anwältin Bombay/Indien), ECCHR: gefährliche BAYER-Pestizide in Indien

=> Helmut Hesse (Gutachter) zur Deponie Dhünnaue (Leverkusen)

=> Corinna Hölzel, BUND: Bienensterben durch Pestizide

=> Andre Sommer: Fehlbildungen durch Duogynon

=> Christin Berndt (Risiko Pille): gefährliche Antibaby-Pillen

=> Stephan Schickentanz: gefährliche Antibaby-Pillen

=> Dieter Donner (BUND): Kritik an CO-Pipeline

=> Dr Gottfried Arnold (Kinderarzt): Kritik an CO-Pipeline

=> Gemma Lopez: Sterilisationspräparat Essure

=> Angelica del Valle: Sterilisationspräparat Essure

=> Michael Slaby (Mellifera): Bienensterben durch Pestizide

=> Annette Seehaus-Arnold (Imkerin): Bienensterben durch Pestizide

=> Christoph Koch, Erwerbsimkerbund: Bienensterben durch Pestizide

=> Sibylle Arians: Risiken von BAYER-Präparaten

[Duogynon] Presse-Information CBG vom 17.12.20

CBG Redaktion

Medikamenten-Geschädigte reichen Klage ein

BAYER vor Gericht

Am morgigen Freitag reicht die „Assoziation für durch Schwangerschaftstests geschädigte Kinder“ (ACDHPT) in England eine Klage auf Schadensersatz gegen BAYER, SANOFI und den britischen Staat ein. Nach Ansicht der Organisation tragen die beiden Konzerne und die Aufsichtsbehörden die Verantwortung für die katastrophalen Folgen, welche die Einnahme von Medizin-Produkten wie PRIMODOS und AMENORONE FORTE hatte.

Der hormonelle Schwangerschaftstest der heute zu BAYER gehörenden Firma SCHERING hat ab den 1950er Jahren zu tausenden Totgeburten geführt. Darüber hinaus kamen durch das unter den Namen DUOGYNON und PRIMODOS vertriebene Präparat bis zum Vermarktungsstopp Anfang der 1980er Jahre unzählige Kinder mit schweren Fehlbildungen zur Welt.

Dabei wusste das Unternehmen schon früh um die Risiken. „Ein Zusammenhang zwischen den gefundenen Anomalien und der Substanz-Applikation kann nicht mit Sicherheit ausgeschlossen werden“, hielt ein Forscher beispielsweise nach desaströsen Tierversuchen fest. Und ein Kollege appellierte an die Verantwortlichen, sich vor Augen zu halten, „dass wir es hier mit einem Produkt zu tun hätten, das in der Lage sei, das chemische Milieu des Föten zu ändern. Wir müssten in dieser Angelegenheit extrem vorsichtig sein.“

Die britische Arzneimittel-Überwachung machte bei den Frauen, die den Hormon-Test verwendet hatten, ein relatives Risiko von 5:1 aus, ein missgebildetes Kind zu bekommen. Zudem lagen den Behörden zahlreiche Meldungen über Fehlbildungen im Zusammenhang mit PRIMODOS und AMENORONE FORTE vor. Das veranlasste sie jedoch nicht, Maßnahmen zu ergreifen. Auch das deutsche Bundesgesundheitsamt sah keinen Handlungsbedarf. Der zuständige Referatsleiter Klaus-Wolf von Eickstedt stand früher selbst in Diensten SCHERINGs und forderte sogar proaktiv Entlastungsstudien von seinem ehemaligen Arbeitgeber an. Als „Advokat der Firma SCHERING“ bezeichnete er sich folgerichtig.

Ein am 8. Juli veröffentlichter Untersuchungsbericht, den der Gesundheitsausschuss des britischen Unterhauses bei einer Kommission unter Leitung der Baroness Julia Cumberlege in Auftrag gegeben hatte, wirft den Unternehmen und den staatlichen Stellen ebenfalls schwere Versäumnisse vor. Cumberlege richtete deshalb eine unmissverständliche Forderung an BAYER & Co.: „Sie sollten sich nicht nur entschuldigen; sie sollten anerkennen, was geschehen ist, und freiwillige Entschädigungszahlen an die Menschen leisten, die so gelitten haben.“

Ebendies hatten britische und deutsche Geschädigte oder deren Angehörige auf den BAYER-Hauptversammlungen jahrelang erfolglos von der Management-Riege verlangt. So sagte Marie Lyon, eine der jetzigen KlägerInnen, im Jahr 2019 auf dem AktionärInnen-Treffen: „Ich hoffe auch, dass der BAYER-Vorstand schließlich seiner moralischen Verpflichtung angesichts der überwältigenden Beweise nachkommt.“

Andre Sommer vom Netzwerk DUOGYNON hatte in seinen Reden ebenfalls entsprechende Appelle an die Verantwortlichen gerichtet. Er begrüßt, dass die Entwicklungen in England nun auch die Bundesregierung dazu bewogen haben, eine Studie zu den Schwangerschaftstests auf den Weg zu bringen, mahnt aber zur Eile: „Es ist wichtig, dass es bald eine unabhängige und transparente Untersuchung in Deutschland gibt. Dabei muss das Verhalten der Behörden und der Fa. SCHERING kritisch beleuchtet werden. Es scheint offensichtlich, dass die Patienten damals nicht ausreichend geschützt wurden und es schwere Versäumnisse gab. Es muss 2021 in Deutschland zu einer Entschuldigung und Anerkennung der Schäden kommen. Die deutsche Bundesregierung und auch BAYER müssen endlich Verantwortung übernehmen und einen finanziellen Ausgleich gewähren.“

Pressekontakt
Jan Pehrke 0211/30 58 49

Rede Karl Murphy

CBG Redaktion

Sehr geehrte Damen und Herren,

mein Name ist Karl Murphy. Ich bin 36 Jahre alt und lebe in Liverpool. Meine Gesundheit wurde durch ein Medikament der Firma Schering, die heute zu Bayer gehört, schwer geschädigt. Ich möchte Sie daher bitten, meine Lebensgeschichte anzuhören und meine Fragen zu beantworten.

1969 wurde meine Mutter erstmals schwanger. Sie erhielt von ihrem Arzt einen hormonellen Schwangerschaftstest, zwei Tabletten mit dem Namen Primodos. Meine Mutter nahm diese ein und erlitt wenige Wochen später eine Fehlgeburt. Primodos wurde von Schering hergestellt, in Deutschland war das Mittel unter dem Namen Duogynon auf dem Markt.

Drei Jahre später war meine Mutter erneut schwanger. Wieder erhielt sie von ihrem Frauenarzt Primodos. Sie wies ihn auf ihre vorherige Fehlgeburt hin. Der Arzt versicherte ihr jedoch, dass dies nicht wieder geschehen werde.

Er hatte Recht. Sie erlitt keine Fehlgeburt. Aber ich wurde mit einer Reihe von Fehlbildungen geboten: ich habe eine Gaumenspalte und an meinen beiden Händen fehlen Finger. An meinem linken Fuß fehlen alle Zehen, an meinem rechten Fuß fehlt ein Zeh. Direkt im Krankenhaus wurde meine Mutter gefragt, welche Medikamente sie eingenommen hatte. Meine Mutter gab an, dass ihr Arzt ihr Primodos verschrieben hatte.

Ich habe heute den alten Arztbrief meiner Mutter dabei. Darin wird Primodos zweimal genannt, der Krankenhausarzt hat diese Angabe extra eingekreist. Ich habe auch die Unterlagen von weiteren Menschen mit Fehlbildungen, deren Mütter Primodos eingenommen hatten.

Auf den Tabletten-Schachteln befanden sich keinerlei Warnhinweise. Einige Jahre später hingegen schrieb Schering, dass Primodos im Fall einer Schwangerschaft nicht eingenommen werden dürfe. Warum wurden diese Warnungen nicht früher angebracht? Wurden wir damals als Versuchskaninchen benutzt?

Seit meiner Geburt ist mein Leben die Hölle. Mehrfach musste ich operiert werden, um die Folgen dieses Medikaments zu lindern. In der Schule wurde ich wegen meiner Hände und Füße gehänselt, einige meiner Spott-Namen waren Hummer-Hand, Lustiger Finger oder Haxen-Hand. Ich hatte kein Selbstvertrauen und keine Freunde und saß alleine an einem Tisch, keiner wollte mit einem Monster zu tun haben. Ich konnte nicht einmal die Griffe von meinem Fahrrad festhalten. Nach Beendigung der Schule bewarb ich mich immer wieder auf Jobs, die ich wegen meiner Behinderungen nicht erhielt.

Ich frage Sie: warum hat Schering das Medikament Primodos auf dem Markt belassen - trotz zahlreicher Hinweise auf erhöhte Missbildungsraten? Ich fordere Bayer als den heutigen Besitzer von Schering auf, einzugestehen, dass damals ein Fehler gemacht wurde. Ich kann akzeptieren, dass Fehler gemacht werden. Aber dann müssen diese auch zugegeben werden. Und den Opfern muss geholfen werden.

Ich habe bis heute Probleme, mich anzuziehen, Knöpfe zu öffnen oder einen Reißverschluss zu schließen. Auch mein Essen kann ich nicht schneiden und sogar Türen oder Flaschen zu öffnen ist ein Problem für mich. Wenn ich in einem Geschäft bezahle, ziehen die Verkäufer vor Schreck ihre Hand zurück. Ich kann nicht in Urlaub fahren, da ich von den Versicherungen abgewiesen werde. Ich war niemals schwimmen, da die Leute auf meine Hände und Füße starren würden. Ich kann kein Werkzeug halten und muss jede Reparatur bezahlen. Ich muss sogar jemanden bitten, eine kaputte Glühbirne für mich auszutauschen.

Ich weiß, dass Schering und Bayer immer behauptet haben, dass dieses Medikament niemanden geschädigt hat und dass die Missbildungen andere Gründe haben. Ich habe aber Dokumente bei mir, aus denen hervorgeht, dass Schering damals einer Betroffenen eine außergerichtliche Entschädigung angeboten hat, verbunden mit einer Schweigepflicht. Warum wurde dieses Angebot nicht allen Geschädigten unterbreitet?

Ein damaliger Mitarbeiter von Schering bot einer Geschädigten damals an, für eine Summe von 10.000 Pfund interne Dokumente zu Primodos zu besorgen. Warum wurden diese Unterlagen nicht veröffentlicht?

Englische Schering-Mitarbeiter warnten die deutsche Schering-Zentrale schon 1968 vor erhöhten Missbildungsraten durch Duogynon. Warum hat die Firma darauf nicht reagiert? Sollte der Umsatz von Duogynon und der von Verhütungsmitteln, die die gleichen Hormone enthielten, nicht gefährdet werden?

Gibt es Gespräche zwischen Bayer und britischen oder deutschen Behörden, um den Opfern zu helfen?

Vor einigen Monaten habe ich Dr. Peter Longthorne, den medizinischen Direktor von Bayer Schering Pharma in England angeschrieben und um Firmenunterlagen zu Primodos gebeten. Ich erhielt schriftlich die Antwort, dass Bayer Schering „keine Dokumente zu diesem Medikament besitzt“. Dies ist wenig glaubhaft, schließlich wurde dieses Präparat über Jahrzehnte hinweg von Schering verkauft.

Wollen Sie wirklich die Behauptung aufrecht erhalten, keinerlei Unterlagen mehr zu Primodos bzw. Duogynon zu besitzen? Wie können Sie überhaupt Fragen zu diesem Thema beantworten, wenn Sie keine Unterlagen mehr besitzen?

Bis heute enthalten Kontrazeptiva von Bayer Schering den Wirkstoff Norethisteron Acetat. Auf der Packungsbeilage findet sich der Hinweis, dass der Wirkstoff im Fall einer Schwangerschaft nicht eingenommen werden darf. Ich frage Sie, wenn sich dieser Wirkstoff heute in Verhütungsmitteln findet, warum wurde er damals in Schwangerschaftstests verwendet? Wenn Sie einen Beweis sehen möchten, zeige ich Ihnen gerne eine alte Primodos-Packung.

Bislang hat Bayer Schering versucht, das Problem unter den Teppich zu kehren und von der Öffentlichkeit fern zu halten. Die schrecklichen Deformationen, die wir erlitten haben, scheinen Ihnen gleichgültig zu sein.

Ich fordere Sie auf, nach der heutigen Versammlung mit mir zu sprechen. Ich habe Unterlagen aus den vergangenen 30 Jahren bei mir, darunter Empfehlungen der britischen Gesundheitsbehörde und von Fachzeitschriften, Primodos wegen der Gefahr von Fehlbildungen nicht als Schwangerschaftstest einzusetzen. Nach diesen Warnungen wurde das Mittel jedoch weitere zehn Jahre eingesetzt. Ich stelle Ihnen auch von diesen Dokumenten gerne Kopien zu Verfügung.

Das heutige Bayer-Management trägt keine Schuld an den Entscheidungen von Schering in den 60er und 70er Jahren. Aber durch die Übernahme von Schering trägt Bayer heute die Verantwortung für alle Schering-Produkte, auch die in der Vergangenheit verkauften. Ich meine, dass die Übernahme von Schering durch Bayer der richtige Moment ist, auf die Opfer von Primodos zuzugehen.

Mein Leben wurde durch zwei Tabletten von Schering zerstört. Bitte denken Sie an Ihre eigenen Kinder und stellen Sie sich vor, wie diese mit den Schwierigkeiten und dem Spott klarkommen müssten, dem meine Familie und ich täglich ausgesetzt sind. Ich appelliere heute an den Bayer-Vorstand, sich im Namen ihrer Tochterfirma Schering zu entschuldigen und die Opfer von Primodos zu entschädigen.

Ich stehe gerne für weitere Rückfragen zu Verfügung.
Kontakt: KCBM@BLUEYONDER.CO.UK

[HV Fragen] Fragen an den BAYER Vorstand

CBG Redaktion

Wie jedes Jahr, reicht die CBG zusammen mit ihren prominenten Unterstützer*innen und Fachleuten kritische Fragen zur Hauptversammlung an BAYER ein, die wir im folgenden dokumentieren.

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  • arnold“>Dr. med. Gottfried Arnold, Kinder- und Jugendarzt i. R.


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  • krajewski“>Ulla Krajewski, Aktionärin


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  • wiggerthale“>Marita Wiggerthale, OXFAM-Referentin für Welternährung und globale Agrar-Fragen


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  • then“>Christoph Then, Geschäftsführer TESTBIOTECH


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  • roy“>Theresa Roy, Biochemikerin, Gen-ethisches Netzwerk e.V.


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  • pehrke“>Jan Pehrke, Journalist, Coordination gegen BAYER-Gefahren


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  • friedrich“>Uwe Friedrich, Stadtplaner, Vorstandsmitglied der Coordination gegen BAYER-Gefahren


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  • sommer“>Andre Sommer, Netzwerk Duogynon e. V.


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  • ag“>Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) e.V., Aurelia Stiftung, Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), Gen-ethisches Netzwerk (GeN).


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  • hincha“>Brigitte Hincha, Erzieherin, Vorstandsmitglied der Coordination gegen BAYER-Gefahren


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  • stelzmann“>Marius Stelzmann, Geschäftsführer der Coordination gegen BAYER-Gefahren

Dr. med. Gottfried Arnold, Kinder- und Jugendarzt i. R.

1. BAYER ist einer der wesentlichen Hormon-Produzenten in Deutschland. 2006 haben Sie die Fa. SCHERING mit dem Schwerpunkt Hormon-Herstellung übernommen, die zuvor Geld mit hormonellen Schwangerschaftstests in der Frühschwangerschaft verdient hat:

a) War Ihnen bei der Übernahme von SCHERING nicht bekannt, dass Hormongaben in der Frühschwangerschaft, die Organentwicklung und auch die Ausbildung der Geschlechtsorgane empfindlich stören kann?

b) Wussten Sie vor der Übernahme von SCHERING nicht, dass DUOGYNON von der Firma auch dann noch im Markt gehalten wurde, als in London vermehrt Fehlbildungen bei Kindern entdeckt worden waren, deren Mütter diese Hormon-Tests gemacht hatten?


c) War Ihnen nicht bekannt, dass SCHERING London selbst eine deutliche Zunahme von Fehlbildungen bei nachträglich durchgeführten Tierversuchen festgestellt hatte?

d) Warum entzieht sich BAYER der Verantwortung für dieses wissenschaftliche und moralische Fehlverhalten und spricht nicht endlich eine Anerkennung gegenüber den hormongeschädigten Opfern in Deutschland und Großbritannien aus? Wann machen Sie den DUOGYNON-Geschädigten Wiedergutmachungsvorschläge?

2. Wie kann man Hormone produzieren und gleichzeitig versuchen, wesentliche Fakten über Hormone zu unterdrücken? Ihr erbgutverändernder Unkrautvernichter Glyphosat hat eine östrogenartige Wirkung und dadurch besteht die Möglichkeit, die beiden häufigsten Krebsarten Brustkrebs bei Frauen und Prostatakrebs bei Männern zu begünstigen. Ist das Ihre Absicht oder Ihr Geschäftsgeheimnis: erst Krebs fördern und dann nebenwirkungsreiche Medikamente verkaufen?

3. Zum Export hierzulande produzierter, aber EU-weit nicht (mehr) zugelassener Unkrautvernichter möchte ich wissen, ob es noch ökonomisch sinnvoll ist, in einer Zeit nach dem MONSANTO-Tribunal und in der aktuellen Situation, in der Prozesse über den Einsatz von Entlaubungsmitteln im Vietnam-Krieg vor mehr als 40 Jahren geführt werden sowie Prozesse über die Krebsfolgen von hormonaktiven Pestiziden anhängig sind, diese Unkrautvernichter gegen besseres Wissen auszuführen, andere Länder damit zu belasten und das in dem Wissen, dass die Rückstände wieder in die EU und nach Deutschland reimportiert werden?

Ulla Krajewski, Aktionärin

Sehr geehrte Damen und Herren vom Vorstand und Aufsichtsrat,
Folgende Fragen möchte ich Ihnen stellen zur Geschäftstätigkeit 2020:

Thema BAYER Cropscience:

1.) Durch die Übernahme von MONSANTO, insbesondere der Fabrik in Soda Springs, ist der CO2-Ausstoß von BAYER sehr stark gestiegen. Wie viel hat das Werk im Jahr 2020 genau emittiert und welche Maßnahmen haben Sie bei der Fertigung von Glyphosat-Vorprodukten umgesetzt oder wenigstens geplant, um den Energieverbrauch zu senken?

2.) Die Übernahme von MONSANTO war sehr teuer und wird noch viel teurer als angekündigt durch die Schadenersatz-Klagen, vor allem in den USA in Sachen „Glyphosat“. Auf der anderen Seite werden Unternehmensanteile veräußert, um die Verluste auszugleichen. Wie viele Unternehmensanteile haben Sie in 2020 zum Verkauf ausgeschrieben bzw. verkauft? Wie viel Umsatz hatten diese Unternehmensanteile in 2019 gemacht? Wie viele Arbeitsplätze sind betroffen?

3.) Im Dezember weigerte sich das EU-Parlament mit großer Mehrheit, Einfuhrgenehmigungen für vier Genpflanzen, eine Soja- sowie drei Maispflanzen, zu erteilen, weil die Toxizität der eingebauten Bt-Gifte zu hoch war. Das Problem ist, dass die Gifte in der Genpflanze viel toxischer wirken als in ihrer natürlichen Umgebung, nämlich in Bodenbakterien. Forscht BAYER hier zu den Ursachen? Was unternehmen Sie, um die Toxizität von Genpflanzen künftig zu reduzieren?

4.) Seit 18 Jahren verkauft MONSANTO bereits seine Bt-Baumwolle, aber der Nutzen für die Landwirt*innen ist sehr umstritten. Die Wissenschaftlerin Glenn Davis Stone z. B. sprach von ausbleibendem agronomischen Nutzen bei höheren Kosten für die Bauern. Wie haben sich die Verkaufszahlen in den letzten fünf Jahren entwickelt?

Thema Cybersicherheit:

5.) Die zunehmende Digitalisierung auf allen Ebenen erschwert bzw. verunmöglicht nicht nur ehrliche und öffentliche Diskussionen, wie an der letzten virtuellen HV unschwer abgelesen werden konnte, sondern sie lockt auch zahlreiche Cyberkriminelle an. Verbrechen können nämlich so ganz bequem vom heimischen Laptop aus begangen werden. In 2019 bedrohte z. B. die Schadsoftware Winnti BAYER. Was haben Sie seitdem unternommen, um künftig besser gegen Cyberangriffe gewappnet zu sein? Wie viel Geld steckten Sie in den Jahren 2018, 2019 sowie 2020 in die Datensicherheit, und für welche konkreten Maßnahmen?

Für Ihre Antworten vielen Dank im voraus! Sicher wird es Ihnen nicht schwer fallen, die erbetenen Daten zu liefern, zumal Sie ja sehr viel Vorbereitungszeit haben. Die Hauptversammlungen sind gedacht zur Vertrauensbildung bei Ihren Aktionär*nnen, und sie sollten auf der anderen Seite auch genutzt werden, um riskante Pläne von der versammelten Mannschaft Ihrer Anteilseigner*nnen überprüfen zu lassen. Ich glaube, dass der wenig glückliche MONSANTO-Deal auf der HV 2017 nicht durchgegangen wäre bei einer Abstimmung. So wären uns viele Spar- und Kürzungsorgien erspart geblieben.

Mit freundlichen Grüßen

Ulla Krajewski, Köln

Marita Wiggerthale, OXFAM-Referentin für Welternährung und globale Agrar-Fragen

1) Wie viel Prozent seiner Saatgutumsätze macht BAYER jeweils mit dem Verkauf von Maissaatgut, Sojasaatgut, Reissaatgut, Weizensaatgut? Wie viel Prozent entfallen jeweils auf Hybridsaatgut und GVO-Saatgut?

2) Wie viel Prozent der aktiven Pestizidwirkstoffe weltweit sind durch Patente geschützt? Wie hoch ist der Anteil der patentgeschützten aktiven Wirkstoffe bei BAYER?

3) Wie viele Landwirte in der EU, den USA und in Südamerika nutzen Climate FieldView? Wie viele Hektar sind jeweils in den Regionen erfasst?

Christoph Then, Geschäftsführer TESTBIOTECH

• Warum verwendet die Firma BAYER bei den Feldversuchen für die Zulassungsverfahren ihrer herbizidresistenten Gentechnikpflanzen wesentlich weniger Herbizide, als dies in der Praxis zu erwarten ist?

Hintergrund: Die EU-Verordnung 503/2013 sieht vor, dass die Feldversuche die tatsächlichen Anbaubedingungen (im Hinblick auf Anbaupraktiken) repräsentieren müssen. Die Firma verwendet bei Freisetzungen meist weniger als 1 kg Glyphosat und spritzt nur einmal (nach dem Austreiben der Pflanzen). In der Praxis sind es drei bis vier kg und zwei bis drei Spritzungen.

• Warum führt die Firma BAYER die Feldversuche für die Zulassungsverfahren ihrer gentechnisch veränderten Mais und Soja nur in den USA durch, nicht aber in anderen wichtigen Anbauregionen?

Hintergrund: Die EU-Verordnung 503/2013 sieht vor, dass die Feldversuche die tatsächlichen Anbaubedingungen (im Hinblick auf bioklimatische Regionen) repräsentieren müssen. Die Firma führt ihre Versuche meist aber nur in einigen wenigen Regionen in den USA durch.

• Warum stützt die Firma BAYER ihre Toxizitätstests für Bt-Toxine auf isolierte, von Bakterien produzierte Toxine, obwohl zu erwarten ist, dass die in den Pflanzen gebildeten Toxine wesentlich giftiger sind?

Hintergrund: In Nutzpflanzen wie Mais und Soja werden natürlicherweise Proteinase-Inhibitoren gebildet, die die Giftigkeit der Bt-Toxine vervielfachen. Die Human-Toxizität der Bt-Eiweiße wird meist in Fütterungsversuchen mit Mäusen bestimmt, doch die Bt-Toxine werden dafür mit Hilfe von Bakterien produziert.

• Kann die Firma BAYER ausschließen, dass durch den Verzehr von Produkten ihrer Gentechnik-Pflanzen chronische Entzündungsprozesse hervorgerufen oder verstärkt werden? Auf welche Daten stützt sich die Firma dabei?

Hintergrund: Bt-Toxine stehen im Verdacht, Immunreaktionen auszulösen oder zu verstärken. Es gibt dazu aber kaum empirische Untersuchungen.

• Kann die Firma BAYER ausschließen, dass es durch den Verzehr von Produkten ihrer Gentechnik-Pflanzen zu Verschiebungen in der Zusammensetzung der Darmflora kommen kann, die sich negativ auf die Gesundheit auswirken? Auf welche Daten stützt sich die Firma dabei?

Hintergrund: Die Aufnahme von Glyphosat-Spitzmitteln, deren Rückstände regelmäßig in der Ernte der herbizidresistenten Gentechnik-Pflanzen zu finden sind, verändert u. a. in Fütterungsversuchen mit Ratten die Zusammensetzung von deren Darmflora. Das kann erhebliche Auswirkungen auf die Gesundheit haben. Unter anderem ist die Darmflora für das Immunsystem entscheidend.

• Kann die Firma beim Einsatz von Pflanzen, die insektengiftige RNA produzieren, ausschließen, dass diese nach dem Verzehr der Ernteprodukte (direkt im Darmtrakt oder über die Aufnahme aus dem Darmtrakt) auch Auswirkungen auf die Gesundheit haben können? Auf welche Daten stützt sich die Firma dabei?

Hintergrund: Es ist verschiedentlich gezeigt worden, dass doppelsträngige RNA (wie sie auch in dem insektengiftigen Mais MON87411 produziert wird) im Darm oder nach der Aufnahme aus dem Darm Auswirkungen auf die Gesundheit haben können. Da dies von Fall zu Fall unterschiedlich ist, müssen dafür Daten erhoben werden. Die Firma hat aber für die EU-Importzulassung des Mais keine entsprechenden Daten vorgelegt.

Theresa Roy, Biochemikerin, Gen-ethisches Netzwerk e. V.

Zu Beginn des Jahres 2021 wurde bekannt, dass BAYER eine umfassende Entwicklungs-, Produktions- und Vertriebskooperation mit dem mRNA-Impfstoff-Entwickler CureVac eingegangen ist, um sich an dessen in Entwicklung befindlichem Covid-19-Impfstoff zu beteiligen. Hierzu einige Fragen:

• Ist BAYERs Kooperation mit CureVac zu Entwicklung und Produktion einer mRNA-Vakzine gegen Covid-19 der Auftakt zum Einstieg BAYERs in die Impfstoff-Branche oder handelt es sich um eine einmalige Ausnahme-Aktivität?
• Warum hat BAYER die Kooperation aufgenommen? Versuchte BAYER zuvor, andere Kooperationen im Bereich der Covid-19-Impfstoffe zu schließen?
• Wird BAYER seine geplanten Aktivitäten in der Impfstoff-Branche wieder aufgeben, sollte CureVacs mRNA-Vakzine nicht zugelassen werden bzw. sich nicht gut vermarkten oder plant BAYER bereits weitere Impfstoff-Projekte?
• Warum hat BAYER die Kooperation mit CureVac erst aufgenommen, als die Phase III-Studie zur Entwicklung der Vakzine schon genehmigt, ein wesentlicher Teil der Entwicklungsarbeit also abgeschlossen war? Sieht BAYER hier eine Gelegenheit, die Verluste des letzten Jahres mit geringem Investitionsrisiko im laufenden bzw. kommenden Jahr auszugleichen?
• Der CureVac-Vorstandsvorsitzende Franz-Werner Haas gab im Dezember 2020 bekannt, den US-Markt für Covid-19-Impfstoffe als gesättigt zu betrachten und keine Belieferung in Betracht zu ziehen. Hat sich diese Planung durch die Kooperation mit BAYER geändert oder sieht sich auch BAYER am US-Markt als nicht ausreichend wettbewerbsfähig an?
• Laut Medienberichten erhält BAYER – im Falle einer Zulassung der mRNA-Vakzine – von CureVac die Option auf die Vertriebsrechte außerhalb Europas. Welche Märkte möchte BAYER mit dem Produkt ansteuern?
• Erhofft sich BAYER durch die Beteilung der deutschen Bundesregierung an CureVac größere Chancen auf dem europäischen Covid-19-Impfstoff-Markt? Warum soll BAYER in Europa nicht Inhaber der Zulassung sein?
• Wird BAYER die mRNA-Vakzine, sollte es zur Zulassung kommen, zum Selbstkostenpreis abgeben oder handelt es sich trotz der weltweiten Notlage um ein primär profitorientiertes Geschäft?
• Wird sich der Preis des mRNA-Produktes an der Wirtschaftskraft derer orientieren, die es dringend benötigen oder orientiert sich BAYER an den Preisen seiner direkten Konkurrenten wie Pfizer?
• Wird BAYER sich für eine international gerechte und ausgewogene Verteilung des Produktes einsetzen, z. B. indem ein Großteil der Produktion an die WHO-Initiative Covax gespendet und/oder geliefert wird oder folgt BAYER den Prinzipien der freien Marktwirtschaft und wählt seine Vertragspartner*innen nach ökonomischen Gesichtspunkten und zum eigenen Vorteil aus?
• Wird BAYER sich darum bemühen, das Produkt an möglichst vielen Standorten auf der Welt herstellen zu lassen, auch wenn dies bedeuten würde, das Wissen um die korrekte Herstellung zur Verfügung zu stellen?
• Wird BAYER aktiv die Lieferung des Impfstoffes in strukturschwache Weltregionen unterstützen und einen möglichst einfachen Zugang für alle Nationen sichern?
• Liefert BAYER als internationaler Pharmakonzern in strukturschwache Weltregionen bereits von eigenen Interessen befreite Unterstützung zur Bekämpfung der Pandemie? In welchem finanziellem Umfang?
• Plant BAYER auch in andere für die öffentliche Gesundheit essentielle Geschäfte wie die Antibiotika-Entwicklung einsteigen? Wie löst BAYER hier das Problem der Profit-Generierung?

Jan Pehrke, Journalist, Coordination gegen BAYER-Gefahren

1. Welche Bedeutung hat die internationale Debatte zur Unternehmenssteuerreform für BAYER? Mit welchen Zielen beteiligt sich BAYER am politischen Prozess dazu? Welche Ressourcen investiert BAYER für eigenes Lobbying und für die Arbeit der Verbände im Bereich „Steuern“?

2. Wie beurteilt BAYER die Pläne der US-Regierung zur Einführung eines globalen Steuer-Mindestsatzes für Großunternehmen?

3. Nutzt BAYER die niederländische Patentbox?

4. Wie viele Beschäftigte haben BAYER WORLD INVESTMENT und BAYER CAPITAL COOPERATION in den Niederlanden?

5. An wie vielen BAYER-Gesellschaften hält BAYER WORLD INVESTMENT Beteiligungen?

6. Wie viele Steuern spart der BAYER-Konzern dadurch, dass er die Sparten „Gesundheit“ und „Landwirtschaft“ nach der Auflösung der Holding-Struktur nicht direkt mit der AG verschmolzen hat, sondern Betriebsverpachtungsverträge mit ihnen abgeschlossen hat?

7. Wie hat BAYER auf die Steuersatzsenkung in Leverkusen reagiert? Wie hoch sind die nach Leverkusen verlagerten Gewinne und die Zahl der betroffenen Mitarbeiter durch die Verlagerung? Gab es im Vorfeld der Steuersatzsenkung Gespräche mit dem Stadtkämmerer zu diesem Thema?

8. Durch die Verlagerung seiner Patent-Abteilung nach Monheim im Jahr 2012 hat der BAYER-Konzern die Städte und Gemeinden Nordrhein-Westfalens in einen gnadenlosen Unterbietungswettbewerb bei den Gewerbesteuern getrieben. Über 30 Kommunen haben sich dagegen jedoch zusammengeschlossen und die „Zonser Erklärung“ verabschiedet. „Dass es bald überall in Deutschland zur gängigen Praxis von Großkonzernen werden könnte, durch konzern-interne Verlagerungen steuerlicher Erträge oder die Einrichtung von ‚Briefkasten-Firmen’ Steuern zu sparen, ist besorgniserregend“, heißt es darin etwa. Wie steht BAYER zu dem Vorwurf?

Uwe Friedrich, Stadtplaner, Vorstandsmitglied der Coordination gegen BAYER-Gefahren

1. Der Einsatz von „Agent Orange“ und anderen Pestiziden als Entlaubungsmittel im Vietnam-Krieg hat unermessliches Leid über das Land gebracht. Die jetzige BAYER-Tochter MONSANTO zählte zu den Hauptlieferanten des Herbizids. In Frankreich hat Tran To Nga MONSANTO nun verklagt. Sie leidet unter der Blutkrankheit Alpha-Thalassämie, unter Chlorakne sowie einer Herzfehlbildung und verlangt dafür Schadensersatz. Die BAYER-Anwält*innen plädierten jedoch auf „nicht schuldig“. Warum taten sie das?

2. Bisher hat noch kein vietnamesischer „Agent Orange“-Geschädigter eine Kompensation für seine Erkrankungen durch „Agent Orange“ bekommen. Findet es BAYER generell gerechtfertigt, ihre Ansprüche zurückzuweisen?

3. Schätzt BAYER den „Herbicidal Warfare“ mit „Agent Orange“ und anderen Pestiziden als Kriegsverbrechen ein?

4. Der CureVac-Chef Franz-Werner Haas hat sich in einem Interview mit der „Stuttgarter Zeitung“ für die zeitweise Aussetzung der Patente auf Corona-Impfstoffe ausgesprochen, um die Versorgung auch ärmerer Ländern mit dem Vakzin zu sichern. Der BAYER-Vorstand sprach sich in Vergangenheit jedoch gegen die Aufhebung solcher Schutzrechte aus. Gibt es da inzwischen eine Einigung zwischen BAYER und CureVac?

5. BAYER kam im Geschäftsjahr 2020 auf einen Wasser-Einsatz von 57 Millionen Kubikmetern. Ich hätte gerne gewusst, wie viel die NRW-Standorte Bergkamen, Wuppertal, Dormagen und Leverkusen verbraucht haben.

6. Von den 57 Millionen Kubikmetern Wasser, die BAYER im letzten Jahr verbraucht hat, entfallen drei Millionen auf wasser-arme Gebiete. Um welche Regionen handelt es sich dabei?

7. Die nordrhein-westfälische Landesregierung plant ein neues Landeswassergesetz. War BAYER darüber im Austausch mit den politisch Verantwortlichen?

8. BAYER hat im letzten US-Wahlkampf insgesamt 634.000 Dollar an Politiker*innen gespendet. Was verspricht sich der Konzern davon?

9. Bisher hat BAYER auch Klimawandel-Leugner*innen wie Blaine Luetkemeyer, Kevin McCarthy und Joni Ernst unterstützt. Unlängst änderte der Konzern seine Vergabe-Richtlinien. Nunmehr „spielen zum Beispiel die Haltung zum Klimawandel und der Schutz der Biodiversität eine wichtige Rolle“, bekundet das Unternehmen. Heißt das im Klartext, dass Klimawandel-Leugner*innen kein Geld mehr von BAYER erhalten?

10. Der Bundestag hat ein neues Lieferketten-Gesetz beschlossen. Erwartet BAYER dadurch mehr Schwierigkeiten bei der Beschaffung?

11. Was für Arznei-Stoffe bezieht der Konzern aus Indien und aus China?

12. Auf was für Bereiche haben sich im letzten Jahr BAYERs Lobby-Aktivitäten in Berlin konzentriert?

13. Auf was für Bereiche haben sich im letzten Jahr BAYERs Lobby-Aktivitäten in Brüssel konzentriert?

14. Die Produktion des Glyphosat-Vorproduktes Phosphor am Standort Soda Springs schädigt die Umwelt massiv. 2.670 Tonnen chemischer Abfälle fielen dabei im Jahr 2019 laut der US-amerikanischen Umweltbehörde EPA ab. Die eigentliche Glyphosat-Produktion in Luling war sogar mit 8.300 Tonnen Kobalt, Kupfer, Nickel, Ammonium und anderen Stoffe dabei. Wie sehen die Zahlen für 2020 aus?

15. Der Tagebau zur Gewinnung von Phosphorit, das der Konzern zur Herstellung des Glyphosat-Vorproduktes Phosphor braucht, setzt giftige Stoffe wie Selen, Arsen, Uran, Radium und Radom frei. Gegen diese gesundheitsgefährdende Umweltverschmutzung klagten Indigene zusammen mit der US-amerikanischen Umweltbehörde. Es kam zu einem Vergleich, und BAYER stimmte einer Entschädigung zu. Wie viel Geld zahlte der Konzern?

Margret-Rose Pyka, 1. Vorsitzende des BdD-Bund der Duogynongeschädigten e. V.

Im Namen der Mitglieder unseres Vereins richte ich folgende Frage an die BAYER AG mit entsprechender Einführung:

Nachdem im Falle von DUOGYNON® – einem millionenfach verkauften Schwangerschaftstest – jahrzehntelang die Pharmakokinetik bewusst unterdrückt wurde, um Regressforderungen zu unterlaufen, obwohl es sich bei den Inhaltsstoffen Ethinylestradiol und Norethistheronacetat um wohldefinierte Substanzen, aber auch teratogene, d. h. fruchtschädigende Sexualhormone handelt, dürften Ihnen die folgenden Berechnungen, die auf Angaben Ihrer BAYER AG basieren, bekannt sein:

Bei Einnahme der von SCHERING vorgeschriebenen zwei Dragees DUOGYNON® befanden sich bereits in 1 ml Blut der Schwangeren:

48,8 Billionen Moleküle des teratogenen Ethinylestradiols sowie 354 Billionen Moleküle des hochtoxischen NET-4ß,5ß-epoxids (Norethisteron), was einem Mordanschlag auf die Schwangere und den Embryo gleichkommt.

Damit geht es nicht mehr um Wahrscheinlichkeiten sondern um Kausalitäten, die naturwissenschaftlich seit Jahrzehnten bewiesen sind.
Um endlich Bewegung in die festgefahrene Sache zu bekommen, werden wir Ihnen bzw. Ihrem Pressesprecher, Herrn Oliver Renner, in den nächsten Tagen per Einschreiben eine ca. 80-seitige Expertise zum Medikament DUOGYNON® zukommen lassen. Herr Renner kann es dann an Ihre Spezialisten, die entsprechenden Chemiker, die bislang nie zu Wort kamen, weiterleiten.
Wir gehen davon aus, dass vier Wochen reichen, um die vier Möglichkeiten, wie die eingesetzten Substanzen die DNA schädigen, nachzuvollziehen. Sollten Sie an den Ausführungen Kritik äußern wollen, so haben Sie die Möglichkeit, es ebenso in chemischer Zeichensprache und auch nur auf diesem Wege zu tun.
Nach Ablauf der Zeit würden wir diese Expertise zusammen mit Ihrer Einschätzung, die der BAYER AG, in Begleitung von Pressevertretern erörtern.
Die schuldlosen Opfer haben es verdient, dass Ihr sinnloses Leiden endlich anerkannt und kompensiert wird, soweit es kompensiert werden kann, denn die in Duogynon® eingesetzten Substanzen besitzen erwiesenermaßen das Potential für kongenitale Schäden.
Bisher weisen Sie jeglichen Zusammenhang zwischen der Einnahme von Duogynon® und der Art der aufgetretenen Schäden zurück. Bedeutet das im Umkehrschluss, dass Sie als führender Chemie- und Pharmaweltkonzern, für DUOGYNON® das Naturgesetz: Elektrophile und Nukleophile reagieren miteinander, aufgehoben haben ?
Nachdem ich weiß, dass Sie die weltbesten Chemiker in Ihrem Haus haben, dürfte Ihnen die Antwort, die nur ja oder nein lauten kann, nicht schwer fallen.

Andre Sommer, Netzwerk Duogynon e. V.

1.) Warum hat BAYER bis heute nie mit den Betroffenen direkt gesprochen. Sogar ein Richter des Landgerichtes Berlin hatte dies 2010 angemahnt!

2.) Warum hat BAYER die Einrede der Verjährung benutzt, um den Prozess im Fall DUOGYNON zu gewinnen?

3.) In England steht BAYER aktuell wegen DUOGYNON vor Gericht. Ist es nicht an der Zeit, mit allen Betroffenen zu sprechen und der sozialen Verantwortung nachzukommen?

4.) Gesundheitsminister Jens Spahn hat ein Forschungsprojekt zu DUOGYNON auf den Weg gebracht. Dabei sollen auch die engen Beziehungen, welche die jetzige BAYER-Tochter SCHERING zum damaligen Bundesgesundheitsamt unterhielt, untersucht werden. Wird BAYER diese Aufklärung mit der Bereitstellung sämtlicher interner Unterlagen unterstützen?

5.) Das von Jens Spahn initiierte Forschungsprojekt wird die Fehler der Behörden und von SCHERING bei „fairer“ Auftragsvergabe eindeutig aufzeigen. Werden Sie dann endlich einem Entschädigungsfonds zustimmen und beitreten?

(6.) Wenn die Aktenlage so klar ist, wie BAYER immer behauptet, warum stellt BAYER dann nicht sämtliche interne Akten zur Verfügung?

7.) DUOGYNON wurde, trotz zahlreicher Warnungen, bewusst am Markt gelassen. Wir besitzen viele Unterlagen aus dem Berliner Landesarchiv, die dies eindeutig beweisen. Nach Contergan hätte ein Medikament, welche im Verdacht, steht Missbildungen auszulösen, sofort vom Markt genommen werden müssen. Wann übernehmen Sie endlich Verantwortung dafür?

8.) Die Betroffenen versterben an Folgeoperationen, und die Elterngeneration verstirbt aufgrund des Alters. SCHERING hat riesige Gewinne mit DUOGYNON und anschließend mit den Antibabypillen gemacht (selbe Inhaltsstoffe). Wie können Sie ruhig schlafen und weiter keine Verantwortung für die Fehler von SCHERING übernehmen? Wie können Sie dabei zusehen, dass die Menschen langsam versterben, weil Sie diese Produkte benutzt haben?

Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) e.V., Aurelia Stiftung, Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), Gen-ethisches Netzwerk (GeN).

Neue Gentechniken:

1) An welchen Pflanzen/Eigenschaften arbeitet BAYER konkret mit den neuen Gentechnik-Verfahren (CRISPR, ODM, TALEN, Zink-Finger), und in welchem Stadium der Entwicklungspipeline sind diese (Forschung, Gewächshaus …).
2) Bei welchen neuen Gentechnik-Pflanzen geht BAYER davon aus, die sie in den nächsten 3-5 Jahren freigesetzt oder kommerziell angebaut wer­den? Welche Eigenschaften haben sie? In welchen Ländern ist eine Freisetzung oder ein Anbau geplant?
3) BAYER arbeitet mit unterschiedlichen Methoden an einer niedrig wachsenden Maissorte. Während eine konventionell gezüchtete Sorte in Mexiko in einem Pilotprojekt eingeführt wurde, versucht der Konzern auch, mit biotechnologischen Methoden eine Kurzstengeligkeit zu erreichen. Warum wird parallel gearbeitet? Wie viel Forschungsinvestitionen wurden in die jeweiligen Züchtungsrichtungen gesteckt? Kommen weitere konventionell gezüchtete Sorten auf den Markt? Wann? Wann wird mit der Kommerzialisierung eines GV-Mais (welches Verfahren) gerechnet?
4) Welche Unternehmen hat BAYER in den letzten 2 Jahren im Bereich Landwirtschaft aufgekauft, an welchen Schwerpunkten arbeiten diese jeweils?
5) Mit welchen Biotechnologieunternehmen/Start-ups/Forscher*innen ist BAYER Kooperationen im Bereich Gentechnik/Genom Editing eingegangen? Welche Schwerpunkte haben die Verträge? Mit welchen Vereinbarungen und wie hoch sind die Lizenzzahlungen?
6) Es heißt, die neuen Gentechnik-Verfahren seien billiger. Welche Kosten muss BAYER für die Zulassung eines „normalen“ gv-traits in den USA zahlen? Und mit welchen Kosten rechnet BAYER –im Vergleich – bei der neuen Gentechnik?
7) BAYER behauptet von sich, es sei ein verantwortungsbewusstes Unternehmen, Transparenz sei ihm wichtig. In welchen Verbänden, Gremien und Initiativen arbeitet BAYER für eine Deregulierung im Bereich Gentechnik bzw. für eine Herausnahme der neuen Gentechnik aus dem geltenden Rechtsrahmen?
8) Wie hat sich BAYER an den Konsultationen der EU-Kommission zur Ausgestaltung der farm2fork-Strategie und der Studie zu „new genomic techniques“ beteiligt? Hat BAYER bei den Konsultationen selbst Eingaben gemacht, bzw. welche Verbände, in denen BAYER Mitglied ist, haben an den Konsultationen teilgenommen?
9) In welchem Umfang (Budget, Zahl der Veranstaltungen bzw. Gespräche) hat BAYER im Zeitraum der genannten Konsultationen Lobbyarbeit in Richtung EU-Kommission gemacht, entweder in eigenem Namen oder durch Teilnahme von BAYER-Mitarbeitern an Terminen von Verbänden, in denen BAYER Mitglied ist? Wie viel wendete BAYER im vergangenen Jahr für die Mitgliedschaft in Verbänden auf?
10) Wie viele BAYER-Mitarbeiter sind als BAYER-Vertreter oder als Vertreter von Verbänden, in denen BAYER Mitglied ist, im Transparenzregister der Europäischen Union registriert und haben damit Zugang zu Mitgliedern der Europa-Parlaments und EU-Kommission?
11) Wie und mit welchem Budget unterstützt BAYER nicht als Verbände organisierte, registrierte Initiativen und Think Tanks wie Re-Imagine Europa, bzw. unter Re-Imagine Europa gegründete Gremien wie die „Taskforce on Sustainable Agriculture & Innovation“ und ist die Unterstützung (personell und finanziell) im vergangenen Jahr angewachsen?
Alte Gentechnik
1) Woran arbeitet BAYER im Hinblick auf die alten Gentechnik-Verfahren und welche Produkte sind in der Zulassung bzw. sollen in den nächsten 5 Jahren auf den Markt kommen? Gerne aufschlüsseln nach Pflanze/Eigenschaft/Einzel-Event oder stacked Event?/Stand der Kommerzialisierung/welche Anbauländer sind geplant?

Mikroben & neue Gentechnik

1) BAYER arbeitet auch biotechnologisch an der Veränderung von Mikroben/mikrobiellen Produkten – woran genau wird gearbeitet (Bereich Landwirtschaft/Ernährung), mit welchen Kooperationspartnern und wie ist der Entwicklungsstand jeweils?
2) Woran arbeitet Joyn Bio genau? Mit welchen Verfahren wurden welche Mikroben und welche Gene verändert? Wie ist der Stand der Forschung – in den einzelnen Produkten? Wann sollen sie kommerzialisiert werden?

RNA-Interferenz

1) Auf der letzten HV bekundete der Konzern, er arbeite auch an „RNA-Interferenz“. An welchen Produkten wird konkret gearbeitet? Um welche Pflanzen mit welchen Eigenschaften handelt es sich? Sind einzelne Produkte schon auf dem Markt erhältlich? Welche mit welchen Eigenschaften? Wo werden sie verwendet und in welchem Umfang? Wo und in welchem Umfang finden Freisetzungsversuche statt? Wann ist mit einer Kommerzialisierung zu rechnen? Wie viele Patente sind dazu angemeldet?
2) Hat BAYER Studien beauftragt, welche die gesundheitliche Unbedenklichkeit für den Menschen von Honig mit RNA-Rückständen belegen? Wenn ja, welche Studien sind das?
3) Bei SmartStax-pro soll die RNA-Interferenz genutzt werden, um die Pflanzen gegen den Maiswurzelbohrer resistent zu machen. Das ging ja auch schon mit der alten Gentechnik. Warum wird RNAi genutzt? Bei Smart Stax wird dsRNA zum Gene Silencing produziert. Der Molekularbiologe Prof. Jack A. Heinemann weist in seiner Studie „Should dsRNA treatments applied in outdoor environments be regulated?“ darauf hin, dass dsRNA das Erbgut verändert. Welche konkreten Vorkehrungen hat BAYER getroffen, um auszuschließen, dass die genannten mutagenen Veränderungen durch RNAi-Sprays ausgelöst werden?
4) Durch RNAi induzierte Veränderungen in Organismen können über viele Generationen hinweg vererbt werden. Wie will BAYER ausschließen, dass ungewollte transgenerationale Effekte durch RNAi-Sprays ausgelöst werden?
5) Was bedeutet „Biodirekt-Technologie“? Wo wird sie angewendet?
6) Plant BAYER seinen dsRNA-Wirkstoff BioDirect™ für Bienen zur Varroa-Bekämpfung in Europa auf dem Markt zu bringen? Und wenn ja, wann? Wie wirksam ist er?
7) Hat BAYER rechtlich geprüft, ob Honig, der von mit BioDirect™ behandelten Bienen stammt, als GVO-Honig gekennzeichnet werden muss?
8) Auf der HV 2020 hat der BAYER-Konzern gesagt, er würde auch Versuche mit der Varoa-Milbe machen. An was genau forscht BAYER und wie weit sind die Produkte in der Kommerzialisierung? Mit welchen Bieneninstituten arbeitet BAYER zusammen; um Sicherheitsbedenken auszuschließen?
9) Arbeitet BAYER an RNAi-Produkten, die durch das Paratransgenese-Verfahren skaliert werden sollen? Wie beispielsweise RNAi-produzierende Bienen-Darmbakterien zur Varoa-Bekämpfung?
10) Arbeitet BAYER an einer Roundup-Formulierung mit dsRNA zur Beseitigung von Resistenzen gegen Glyphosat? Wann ist mit einer solchen Formulierung zu rechnen?

Konventionelles Saatgut

1) Welche Forschungs- und Kommerzialisierungsaktivitäten gibt es bei BAYER mit traditionellen Züchtungsverfahren (Kreuzung/Selektion) – bei welchen Pflanzen, mit welchen Eigenschaf­ten? Wann wird mit welchen neuen Sorten gerechnet? Wie viel Prozent des Forschungs­volumens für Züchtungsaktivitäten geht in den Bereich der konventionellen Züchtung?
2) Wie groß ist Umsatz-Anteil von BAYER im Agrargeschäft? Wieviel Prozent ist davon der Saat­gut-Bereich? Wie viel davon konventionell gezüchtetes? Wie viel neue und alte Gentechnik? Wie viel Prozent macht der Pestizid-Bereich aus? Wie hoch ist dabei der Anteil von Glyphosat und Dicamba?

Aus der letzten HV / Forschungsstand

1) Der BAYER-Konzern hat in der letzten HV angegeben, er hätte 50 Projekte in der Forschung. Bitte nach Branchen aufteilen. Wie viele sind davon Pestizide, Biologica, konventionelles Saatgut, GV-Saatgut? Wie viel Digitalisierung in der Landwirtschaft?

Glyphosat

1) Wie ist der aktuelle Stand der Klagen gegen Glyphosat (wie viele insgesamt, wie viele sind nicht durch den angestrebten Vergleich gedeckt?). Welche Summen haben die Kläger*innen erhalten (Minimum/Maximum)?
2) Wie ist der Stand der Vergleichsverhandlungen? Was macht BAYER wenn auch der dritte Vorschlag abgelehnt wird?
3) BAYER hat sich entschieden im Fall Johnson von einer Berufung abzusehen. Wird BAYER bei den beiden weiteren zwei Prozessen, die in der ersten Instanz verloren gingen, Berufung einlegen? Wie ist der Zeithorizont? Welche Verfahren stehen noch aus, die aufgrund der Vergleichsverhandlungen verschoben worden sind? Wie viele Kanzleien/Klage-Vertreter haben einen Vergleich abgelehnt?
4) Welche Aktivitäten unternimmt BAYER, um die von ihm und von Syngenta angestrebte Neuzulassung von Glyphosat medial/politisch zu forcieren? Wie geht der Konzern mit der klaren Ablehnung der Verbraucher*innen um und wie mit der aus Biodiversitätsverlust-Gründen klaren Tatsache, dass die Zeit der Totalherbizide vorbei ist? Wie ist die ethische Begründung des Konzerns dafür, dass er weiter auf Glyphosat setzt, obwohl zahlreiche Menschen an Krebs durch Glyphosat erkrankt sind?
5) Wie viele Patente hat BAYER noch auf Glyphosat (-Produkte) – und wann endet deren Laufzeit? Wie viele Patente hat BAYER auf Glyphosat-Produkte (oder entsprechendes Saatgut oder andere Anwendungen) angemeldet?
6) Welche Strategie wird BAYER verfolgen, um Glyphosat mehr Akzeptanz zu verschaffen?
7) An welchen Alternativ-Produkten arbeiten sie? Wann rechnen sie mit Marktreife?
8) Wie ist der Stand der Klagen von Investoren gegen BAYER mit dem Vorwurf, dass BAYER die Prozessrisiken im Zusammenhang mit dem Monsanto-Deal verschwiegen und damit kapitalmarktrechtliche Ad-hoc-Pflichten verletzt habe. Im Januar wurden zwei Klagen am Landgericht Köln bekannt (die New Yorker Investmentgesellschaft Kingstown Capital Management fordert knapp 37 Millionen Euro Schadensersatz (Az. 22 O 313/20) – und der britische Investor Worshipful Company Of Carmen Benevolent Trust, der einen Kursdifferenzschaden geltend macht, dessen Höhe in das Ermessen des Gerichtes gestellt wird). Gibt es weitere Klagen? Wann ist mit den Verhandlungen zu rechnen?

Dicamba

1) Auf wie vielen Hektaren werden Dicamba-resistente Soja- und Baumwoll-Pflanzen – und in welchen Ländern angebaut? Wie weit ist die angestrebte Marktzulassung von Dicamba-resistentem Mais?
2) Wie ist der Stand bei der Barder-Farm-Klage? Wird BAYER in Berufung gehen?
3) 2020 gab es 170 Klagen von Farmern in den USA. Wie ist der Stand aktuell – in den USA und anderen Ländern? Welche Nutzpflanzen/Ökosysteme sind auf wie vielen Hektaren betroffen, weil die Ernte/Pflanzen zerstört wurden?
4) Wie ist der Stand der Vergleichsverhandlungen hier? Welche Summen haben die Farmer bekommen (insgesamt)?

Digitalisierung

1) Auf der BAYER-HV von 2020 wurde gesagt, ClimateView arbeitet an THG-Einsparungen. Was genau machen sie? Wie hoch ist das Einsparungspotenzial? Wie wird das berechnet – was sind die Vergleichsparameter?
2) BAYER arbeitet an einem Hybrid-Reis für salzige Böden und Trockenheit. Wie wurde dieser gezüchtet? Wann wird er kommerzialisiert und wo? Dieses Projekt wurde unter dem Punkt „Digitalisierung“ vorgestellt – warum?
3) Auf wie vielen Hektaren wird ClimateView eingesetzt? Wie viele Landwirte nutzen es, jeweils in welchen Ländern? Was kostet die Anwendung? Welche Kooperationsprojekte sind daran beteiligt? Wie stellt BAYER die Datenhoheit der Farmer sicher?
4) Wie steht es mit den anderen Plattform-Produkten von BAYER? Seed Advisor? FieldView? Welche gibt es noch? In welchem Umfang werden sie jeweils angewendet? (auf wie vielen Hektaren/wie viele Landwirte). Was genau bietet der Konzern an?
5) An welchen wird geforscht? Wie hoch sind die Investitionen?
6) Welche Kooperationen ist BAYER mit den Tech-Konzernen Amazon, Google, Facebook etc. zuletzt eingegangen bzw. welche Planungen gibt es?
Anteilseigner
1) Wie hoch ist der Anteil der 10 größten Anteilseigner und um welche handelt es sich?

Brigitte Hincha, Erzieherin, Vorstandsmitglied der Coordination gegen BAYER-Gefahren

1.) Die Risiken und Nebenwirkungen der BAYER-Produkte beeinflussen nunmehr auch das Konzern-Ergebnis negativ. Nicht nur Glyphosat ist da zu nennen, sondern auch das Pestizid Dicamba, die Industrie-Chemikalie PCB und die Sterilisationssspirale ESSURE. Wegen diverser Schadensersatz-Ansprüche von Geschädigten dieser Erzeugnisse musste der BAYER-Konzern in seine Bilanz „Sonderaufwendungen“ von über 23 Milliarden Euro einstellen. Warum führt das trotzdem nicht dazu, dass er seine Geschäftspolitik radikal ändert und die Sicherheit seiner Schöpfungen sorgfältiger prüft?

2.) BAYER gehörte zu den Mitgründern der IG FARBEN. Dieser Konzern war eng mit dem NS-Staat verwoben. IG-Manager entwickelten für Hitler den Vierjahresplan zur Kriegsvorbereitung; Otto Ambros hatte sogar die Position des Wehrwirtschaftsführers inne. Das Unternehmen lieferte dem „Dritten Reich“ die wichtigsten Kriegsgüter und unterhielt in Auschwitz ein eigenes KZ. Auch die Mordwaffe lieferten die IG FARBEN: Das Zyklon B kam von ihrer Tochter-Gesellschaft DEGESCH. Trotzdem behauptet BAYERs 1988 erschienene Firmen-Chronik „Meilensteine“, die IG-Leitung hätte nicht gewusst, dass das Gift aus dem eigenen Firmen-Geflecht stammte, weil die DEGESCH weitgehend selbstständig operierte und nicht der Kontrolle der IG unterlag. Hält BAYER diese Behauptung auch heute noch aufrecht?

3.) Eine neue Studie hat noch einmal neue Beweise dafür erbracht, dass der BAYER-Konzern in den 1950er und 1960er Jahren Heimkinder als Versuchskaninchen für Medikamenten-Tests missbraucht hat. Ist BAYER jetzt endlich bereit, Verantwortung dafür zu übernehmen und sich zu Entschädigungszahlungen bereitzuerklären?

4.) BAYERs Magenmittel IBEROGAST kann schwerwiegende Leberschäden verursachen. Es kam sogar schon zu Todesfällen. Deshalb nahm die Kölner Staatsanwaltschaft Ermittlungen wg. „fahrlässiger Tötung“ auf. Wie ist hier der aktuelle Stand?

5.) Im Zuge der MONSANTO-Übernahme musste der BAYER-Konzern sich auf Anordnung der EU-Wettbewerbsbehörde von Teilen seines Agrochemie-Geschäfts trennen, da er sonst den Markt noch stärker dominiert hätte. Darum verkaufte der Global Player seine gen-manipulierten Raps-, Soja- und Baumwoll-Pflanzen der „LIBERTY LINK“-Baureihe sowie das auf diese Labor-Kreationen abgestimmte Herbizid Glufosinat, die Gemüsesaatgut-Sparte, Saatgutbehandlungsmittel wie PONCHO und seine Plattform für digitale Landwirtschaft an die BASF. 7,6 Milliarden Euro zahlte diese dafür und übernahm dabei auch einen Großteil der Belegschaft. Die Chemie-Firma fühlt sich bei dem Deal jedoch von BAYER übervorteilt. Besonders bei den Personal-Kosten hat BAYER nach Ansicht der BASF mit falschen Zahlen operiert. Darum strengte die BASF in der Sache ein Schiedsverfahren an. Wie ist hier der aktuelle Stand?

6.) Der BAYER-Konzern vertreibt in den Ländern des globalen Südens viele Pestizide, die hierzulande wegen ihrer Gesundheitsschädlichkeit keine Zulassung (mehr) haben. Nach einer Studie von INKOTA und MISEREOR sind es allein in Brasilien zwölf und in Südafrika sieben. Eines der inkriminierten Pestizide – Carbendazim – will das Unternehmen in Zukunft nicht mehr vermarkten. Plant es weitere Schritte?

7.) Welche von den sieben hierzulande verbotenen, in Südafrika vertriebenen Pestiziden Carbofuran, Oxadiazon, Probineb, Pyrosysulfone, Thiadiazuron, Thiodicarb und Triadimenol produziert BAYER in Deutschland und an welchen Standorten? Und welche von den zusätzlich in Brasilien zum Verkauf stehenden wie Cyclanilid, Ethiprole, Ethoxysulfuron, Fenamidon, Indaziflam, Thiram und Ioxynil?

Marius Stelzmann, Geschäftsführer der Coordination gegen BAYER-Gefahren

1. Zu dem neuesten juristischen Winkelzug, den sich der BAYER-Konzern in Sachen „Glyphosat“ ausgedacht hat, gehört, ein schon gewonnenes Verfahren anfechten zu lassen, um erst vor einer höheren Instanz Recht zu bekommen. Er erhofft sich nämlich ein Grundsatz-Urteil zu seinen Gunsten, das ihm dann künftige Entschädigungsklagen vom Leib halten würde. Den besagten Prozess hatte John Carson im Jahr 2017 angestrengt. Er warf BAYER vor, auf den Glyphosat-Verpackungen nicht vor den Gefahren gewarnt zu haben, die von dem Mittel ausgehen. Damit kam er aber nicht durch. Der Richter verwies darauf, dass die US-amerikanische Umweltbehörde EPA Krebs-Warnhinweise auf Glyphosat-Produkten abgelehnt hatte und gab BAYER Recht. Dies will sich der Konzern nun vom Obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten bestätigen lassen. Dazu muss die juristische Auseinandersetzung aber weiterlaufen. Deshalb verfiel das Unternehmen auf die abstruse Idee, Carson Geld dafür zu zahlen, in Berufung zu gehen. Meine Frage hierzu: Wie hoch war der Betrag?

2. BAYER versucht sich an der Quadratur des Kreises. Der Konzern will Glyphosat aus Profit-Gründen weiter am Markt halten, aber nicht weiter für die gesundheitlichen Folgen einstehen, die das unweigerlich mit sich bringt. Mit allen Mitteln versucht er Klagen von zukünftigen Krebskranken zu verhindern. Wann sieht BAYER endlich ein, dass es nur dann keine Glyphosat-Klagen mehr geben wird, wenn es auch kein Glyphosat mehr geben wird?


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Valerie Williams

CBG Redaktion

Guten Tag,

mein Name ist Valerie Williams. Ich bin Vorsitzende einer britischen Organisation, die sich für Kinder einsetzt, die durch hormonelle Schwangerschaftstests geschädigt wurden. Zu den Erkrankungen dieser Kinder zählen Herzfehler, fehlende Gliedmaßen, Hydrocephalus, fehlentwickelte Genitalien, Nierenschäden, Gaumenspalten und vieles mehr.

Ich bin selbst eine der Betroffenen. Mein Sohn Daniel leidet seit seiner Geburt an schweren Herzfehlern und Schädigungen der Genitalien. Verantwortlich hierfür ist der hormonelle Schwangerschaftstest Primodos der Firma Schering, den ich im September 1974 eingenommen habe. Zu diesem Zeitpunkt gab es bereits sichere und einfache Urintests zur Feststellung einer Schwangerschaft. Trotzdem wurden hormonelle Tests weiter hergestellt und verschrieben.

Unser Verband ASSOCIATION FOR CHILDREN DAMAGED BY HORMONE PREGNANCY TESTS wurde 1978 gegründet. Eines unserer Ziele war ein endgültiges Verbot von Primodos. Ähnliche Organisationen gab es hier in Deutschland und in anderen Ländern.

Vier Wochen vor Gründung dieses Verbands hat mir die Firma SCHERING eine finanzielle Entschädigung angeboten. Im Gegenzug forderte Schering, dass ich mich nicht mehr öffentlich zu dem Thema äußere. Daher lehnte ich das Angebot ab. Der Vergleich, der mir angeboten wurde, zeigt, dass Primodos für die schrecklichen Schäden meines Sohne verantwortlich war. Ich frage die Verantwortlichen bei Bayer Schering: warum wurde das Vergleichs-Angebot wieder zurückgezogen? Warum leugnen Sie trotzdem Ihre Verantwortung?

Für mich als Mutter war es herzzerreißend, als sich mein Sohn mit sechs Jahren vollkommen von seiner Umgebung abkapselte. Wegen der zahlreichen Operationen konnte er sein Leben mental und physisch nicht mehr bewältigen.

Wie mir erging es Tausenden von Frauen, die dieses Präparat zwischen der fünften und zehnten Schwangerschaftswoche einnahmen. Zu diesem Zeitpunkt der Schwangerschaft ist der menschliche Fötus in der empfindlichsten Phase seiner Entwicklung. Viele Frauen, die in diesem Zeitraum Primodos einnahmen, erlitten Fehlgeburten.

1976 wurde mir erneut Primodos verschrieben, dieses Mal zur Behandlung einer Amenorrhoe. Nun trug die Packung die Aufschrift „Nicht in der Schwangerschaft einnehmen. Kann Herzfehler bei Föten verursachen“.

Primodos, das in Deutschland unter dem Namen Duogynon verkauft wurde, war in England rund 20 Jahre auf dem Markt. 1978 wurde es in England als Schwangerschaftstest verboten.

Ich möchte Sie, liebe Aktionäre und auch Sie im Vorstand fragen, wie Sie sich fühlen würden, wenn Ihr Kind wegen eines Hormonpräparats schwerwiegende Behinderungen erlitten hätte?

Primodos enthielt die selben Hormone wie Antibaby-Pillen, nur in viel höherer Konzentration. Als Primodos im Jahr 1958 auf den Markt kam, teilte die Firma Schering mit, dass schwangere Frauen und Föten in keinster Weise geschädigt würden. Da Schering heute zu Bayer gehört, frage ich den Vorstand: welchen Beweis gab es für diese Aussage? Welche Untersuchungen wurden hierfür durchgeführt?

Tatsächlich gab es schon zu diesem frühen Zeitpunkt Untersuchungen, die eine Verursachung von Geburtsschäden belegten.

In den 60er Jahren führte die Kinderärztin Isabel Gal Studien durch, die einen Zusammenhang zwischen der Einnahme von Primodos und dem Auftreten von Spina Bifida, dem sogenannten Offenen Rücken, belegten. Ihre Ergebnisse wurden in dem Wissenschafts-Magazin Nature veröffentlicht. Dr. Gal kam zu dem Ergebnis, dass die Verwendung dieses Medikaments unnötig und nicht zu rechtfertigen sei.

Kurz darauf schrieben zwei medizinische Berater von Schering einen Brief an die Schering-Zentrale in Deutschland und warnten vor den Risiken von Primodos. Die Zeitung Sunday Times hat diesen Brief veröffentlicht. Darin heißt es wörtlich: „Wir müssen bezüglich des möglichen Zusammenhangs von Primodos und Geburtsschäden zu einer Lösung kommen. Als Hersteller ist es unsere moralische Pflicht, alles Menschenmögliche zu unternehmen, die Sicherheit unserer Produkte zu gewährleisten.“

Sogar eine Petition von 200 britischen Abgeordneten warnte vor Primodos. Meine Frage an Sie lautet daher: Warum hörte Schering nicht auf die Warnungen seiner eigenen medizinischen Berater? Warum wurden die Hinweise unabhängiger Wissenschaftler nicht berücksichtigt?

Nach Schätzungen von Dr. Claus Newman, einem bekannten britischen Pädiater, sind hormonelle Schwangerschaftstests für mehr Schädigungen verantwortlich als Contergan. Eine Studie des ROYAL COLLEGE OF GENERAL PRACTITIONERS zeigte 1969, dass Hormontests zu einer höheren Wahrscheinlichkeit von Fehlgeburten führten. Dr. Dean, der Studienleiter, empfahl ein sofortiges Verbot solcher Tests. Die französische Firma Roussel, die ein ähnlich wirkendes Präparat herstellte, stellte noch im selben Jahr die Produktion ein. Schering hingegen beließ Primodos auf dem Markt und sandte keinerlei Warnungen an die Ärzte, so dass es noch jahrelang verschrieben wurde.

Meine Frage lautet: Warum hat Schering nicht die selben Vorsichtsmaßnahmen ergriffen wie Roussel? Warum hat Schering nicht die Ärzte und die Behörden über die Risiken informiert? Warum reagierte die Firma stets so spät?

Ich frage Sie im Vorstand, ob Sie tief in Ihrem Herz und Ihrem Gewissen zugeben können, dass diese Hormonpräparate niemals an Föten hätten verwendet werden sollen?

Ich frage weiterhin: ist Ihnen bewusst, dass die selben künstlichen Östrogene auch heute noch in Antibaby-Pillen verwendet werden? Neben gesundheitlichen Risiken führt dies auch zu großen Umweltproblemen: Die künstlichen Hormone können vom Körper nicht abgebaut werden und werden mit dem Urin ausgeschieden. Hierdurch kommt es zu einer Anreicherung in Gewässern und der gesamten Natur.

Ich frage Sie: wie rechtfertigen Sie die ungezählten Fehlgeburten, und die Tausenden von Kindern, die wegen ihrer Schädigungen kurz nach der Geburt starben? Seit 40 Jahren erleben wir die Leiden unserer Kinder. Wie rechtfertigen Sie die Tausenden von schweren Fehlbildungen?

Auf der homepage von Bayer Schering heißt es: „Mit seiner ausgeprägten Forschungskompetenz entwickelt das Unternehmen neue Medikamente und Therapien, die zur Steigerung der Lebensqualität von Patienten beitragen.“ Ich fordere, dass Sie auch öffentlich darauf hinweisen, dass einige Ihrer Produkte nicht sicher sind und großes Leid verursacht haben.

Eine ausführliche Chronologie der Primodos-Erkrankungen stelle ich allen Interessierten gerne zu Verfügung. Liebe Aktionäre, ich fordere Sie auf, die permanent geschlossenen Scheuklappen dieses Pharmaunternehmens zu öffnen. Tausende von Eltern in aller Welt warten auf eine ehrliche Aussage von Bayer Schering zum Thema Primodos und auf eine Entschuldigung dieses Unternehmens.

Ich danke Ihnen sehr für Ihre Aufmerksamkeit.

[Nur noch zwei Tage bis zu den Protesten] Vollständiges Programm der Präsenz- und Online-Proteste

CBG Redaktion

Hier vor dem Hintergrund der turbulenten Ereignisse im Vorfeld der BAYER-HV am 27.04.2021 das vollständige Programm aller Proteste zur BAYER-Hauptversammlung am 27. April 2021.

Nachdem die Coordination geen BAYER-Gefahren (CBG) als Vertreterin Zehntausender BAYER-Aktien dem Vorstand- und Aufsichtsrat wegen der andauernden Glyphosat-Verbrechen mit mehreren Gegenanträgen (siehe www.BAYER.de) die Entlastung verweigert, hat sich nun die DEKA als Großaktionär der Nicht-Entlastung angeschlossen. Nach 2019 droht damit Baumann, Wenning und Co nun die zweite Nicht-Entlastung.

Was BAYER aktuell in Mexico und USA treibt ist skandalös: Der Konzern versucht mit schmierigen Winkelzügen aus der juristischen Rechenschaftspflicht zu entkommen.

Zur Hauptversammlung selbst betreibt der Konzern weiterhin die Flucht vor der Kritik in die virtuelle Irrealität und behindert kritische Stimmen und Proteste mit bürokratischen Stolpersteinen und Schwierigkeiten.

„In vollkommener Verblendung verkennen die Verantwortlichen des Konzerns, Baumann, Wenning & Co, die Zeichen der Zeit. Die Welt ist nicht mehr bereit, die Verbrechen, die die Gesundheit der Menschen Tag für Tag im Namen der Profite millionen- und abermillionenfach schädigen und die Umwelt und das Klima im Weltmaßstab ruinieren, hinzunehmen“ “ so Axel Köhler-Schnura, Mitglied des Vorstands der CBG (seit 1978) zu den anstehenden HV-Aktionen.

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Präsenz-Protest-Kundgebung vor der BAYER-Konzernzentrale in Leverkusen 27. April 9.30 -11.00 Uhr

Protest-Kundgebung vor der BAYER-Konzernzentrale in Leverkusen mit verschiedenen Aktionen, Redner*innen und Kulturbeiträgen.

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Live: Internationale Online- Proteste zur BAYER HV 2021


  • StopBAYER/MONSANTO

Diese eMail enthält das vollständige Programm des internationalen Protest Livestreams zur BAYER HV 2021.

INFOS FÜR PRESSE

Die Hauptversammlung 2021 von BAYER/MONSANTO findet rein online statt. Auch in diesem Jahr hat die Coordination ein internationales Programm mit Geschädigten und Kritiker*innen der Konzernverbrechen BAYERs zusammen gestellt. Zu Wort kommen Glyphosat-Geschädigte aus Lateinamerika, Agent Orange-Geschädigte aus Vietnam und den USA, sowie Duogynon-Geschädigte aus Großbritannien und Deutschland.

+++Noch Fragen? Alle Infos auf +++

cbgnetwork.org/HV

mailto:info@cbgnetwork.org
0211/33 39 11

Hier geht es zum Programm des Livestreams

[Ehrenberg] Bayer HV 2012

CBG Redaktion

Sehr geehrte Damen und Herren,

mein Name ist Silke Ehrenberg und ich spreche jetzt zum Thema Duogynon. Duogynon war ein Schering-Produkt, welches in den 60er und 70er Jahren als hormoneller Schwangerschaftstest eingesetzt wurde. Es gab frühzeitige Warnungen, doch der Verkauf ging trotzdem jahrelang weiter, wodurch es zu Hunderten, vielleicht sogar Tausenden vermeidbaren Behinderungen kam.

Sie haben vielleicht schon einiges zu dem Thema gehört, auch auf der Hauptversammlung im letzten Jahr. Ich bitte Sie trotzdem kurz um Ihre Aufmerksamkeit.

Ich will nicht noch mal ausführlich auf die Wirkungs- und Anwendungsweise des Medikamentes eingehen, sondern werde mit Ihnen ein Stück meiner persönlichen Geschichte teilen.

Ich wurde im Juni 1976 mit einer Schädigung an beiden Armen geboren. Meine Mutter bekam Duogynon als Injektion, da ihre Monatsblutung ausgeblieben war. Direkt nach meiner Geburt wurde ich in die Kinderklinik verlegt, allein, denn damals gab es kein so genanntes Rooming-In, vielleicht haben Sie eine Vorstellung davon, was dies für einen Säugling und eine junge Mutter bedeutet. Zahlreiche Untersuchungen wurden durchgeführt.

Es gab nach meiner Geburt einen Arzt, der meine Mutter sofort fragte, ob sie Duogynon eingenommen habe. Meine Mutter sagte, ihr fiel es wie Schuppen von den Augen.

Dieser Arzt hat seinen Verdacht nie wieder bestätigt. Konnte man sich nach dem Contergan-Skandal nicht noch einmal einen ähnlichen Skandal erlauben?

Seit ich sechs Wochen alt war habe ich Krankengymnastik bekommen. Das bedeutete drei Mal in der Woche eine Dreiviertelstunde Turnen, meine Mutter erinnert sich heute noch gut daran, wie ich als Säugling angefangen habe zu brüllen,sobald wir in die Straße eingebogen sind.

Durch das Engagement meiner Eltern bin ich nicht auf einer Sonderschule für Körperbehinderte gelandet. Denn das war damals ein üblicher Umgang mit Behinderung, von Integration waren wir weit entfernt.

Und so kam es auch, dass ich mich überall als Sonderling gefühlt habe. Die Kinder in meiner Klasse waren nie mit irgendeiner Form von Behinderung konfrontiert, nicht selten kam es vor, dass ich beim Aufstellen in Zweierreihen übrig blieb. Ich erinnere mich wie ein Junge rief: „Ihh! Die fass ich nicht an, das ist ja ekelig!“ Auch die Lehrer waren überfordert und nicht entsprechend ausgebildet, so bekam ich zum Beispiel eine schlechte Zensur im Turnen, da mir Handstand oder Übungen am Reck nicht möglich waren und ich aus dem normalen Bewertungssytem herausfiel.

Ich bin anders und das bekam ich ständig und überall zu spüren. Wenn ich zum Zahnarzt ging oder wegen einer Grippe zum Arzt ging, waren meine Arme und Hände medizinisch interessant.

Als angehender Teenager wurde ich zwei Mal operiert. Bei der Besprechung der OP standen ungefähr 15 Ärzte im Studium um mich herum und betrachteten mich, ich kam mir vor wie ein Gegenstand, der auf sein Funktion untersucht wird.

Ich strebte also an, so normal wie möglich zu sein. Denn ich hatte verstanden, dass Anderssein in dieser Gesellschaft nicht angesagt ist. Ich verrenkte mich um nicht auf die Hilfe von anderen abhängig zu sein, dies brachte Folgeschäden mit sich, ständige Rückenschmerzen sind der Preis.

Immer wieder kreiste ich um die Frage, woher kommt meine Behinderung. Konnte also ein Schwangerschaftstest solche Auswirkungen haben? Als ich vor zweieinhalb Jahren anfing im Internet zu recherchieren bin ich auf Berichte von Andre Sommer gestoßen, jetzt gab es etwas, woran ich mich orientieren konnte, es gibt andere Menschen, mit ähnlichen oder viel schlimmeren Behinderungen. Ich war plötzlich nicht mehr alleine damit. Dies war nicht mehr nur mein persönliches Schicksal, sondern eines von vielen. Es gibt sehr frühe Artikel, in denen vom Zusammenhang von Fehlbildungen und Duogynon gesprochen wird.

Mit-Betroffene haben Einsicht in die Akten verlangt. Bayer hat die Einsicht verweigert und vor Gericht gab es das Urteil: „Verjährt“. Von einem so großen Unternehmen, wie Bayer es ist, erwarte ich verantwortungsvolles Verhalten, davon ist der Konzern durch die Verweigerung der Akteneinsicht in meinen Augen weit entfernt.

Mir geht es hier nicht in erster Linie um Ihr Mitleid. Ich stehe gut im Leben, ich arbeite als Therapeutin mit autistischen Kindern, habe selbst zwei Kinder und kann nicht sagen dass es mir durch mein Handycap in meinem Alltag heute schlecht geht.

Die Behinderung ist da und ich muss damit umgehen, zum Beispiel wenn es wieder mal anfängt zu regnen und ich nicht in der Lage bin einen Regenschirm zu halten oder meine Kapuze aufzusetzen.
Würden Sie einen fremden Menschen ansprechen: „Entschuldigen Sie, setzen Sie mir meine Kapuze auf?“

Meine Einschränkungen sind meistens händelbar, manchmal schaffe ich es darüber zu lächeln. Doch bis dahin war es ein langer Weg, den ich mit liebevollen Eltern und einer großen Portion Mut gegangen bin.

Ich gestalte mein Leben aus eigener Kraft. Als Mutter und vollwertiges Mitglied der Gesellschaft sehe ich es als meine Pflicht an Sie auf diesen Missstand aufmerksam zu machen.

Dies heute und hier ist für mich ein weiterer Schritt zu mir zu stehen. Zu sagen: Ich lebe mit einer Behinderung. Und ich wünsche mir vom Bayer-Konzern, dass er die Verantwortung für die Schattenseiten seines Tuns übernimmt.

Vielleicht ist das für viele von Ihnen nicht nachvollziehbar, Sie denken vielleicht: „Warum ist das so wichtig, sie sagt doch, sie lebt gut damit?“ Das stimmt, ich lebe gut damit. Und trotzdem hat diese Behinderung mein ganzes Leben geprägt.

Die Aussage, die Angelegenheit Duogynon sei verjährt ist ein wie ein Schlag ins Gesicht aller Betroffenen.

Ich stehe hier heute vor Ihnen und lebe damit. Von Verjährung keine Spur. Es geht hier nicht darum das Schicksal von Menschen mit Behinderung zu bedauern. Es geht darum eine Schädigung von Menschen anzuerkennen und diese damit ernst zu nehmen. Respekt - ein bedeutungsvolles Wort mit dem Sie auf Ihrer website werben. Ich empfinde es als respektlos sich auf die Verjährung zu berufen.

Ich bitte Sie Ihre Haltung zu diesem Urteil mit einem Blick auf die Menschen zu überdenken.
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.

[BAYER-HV morgen] Glyphosat, Agent Orange, Steuerflucht BAYER muss sich stellen!

CBG Redaktion

Achtung: Alle Termine am Ende der PE

O-Töne, Redebeiträge, Gegenanträge & Termine zur BAYER-Aktionärshauptversammlung

Seit fast 40 Jahren steht die BAYER-Aktionärshauptversammlung Jahr für Jahr im Zeichen massiver nationaler und internationaler Kritik wegen der Verbrechen gegen Mensch und Umwelt, die der Konzern anhaltend im Rahmen seiner Geschäftstätigkeit begeht.

Auch für morgen haben wieder Hunderte von Aktionär*innen der Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) ihre Stimmrechte übertragen. NGOs aus aller Welt haben sich zu den Protesten angekündigt. Zahlreiche Redebeiträge und Gegenanträge wurden im Rahmen der Tagesordnung angemeldet.

Im Vorfeld bereits musste der BAYER-Konzern die Gegenanträge und zahlreiche Video-Statements, die morgen auf der HV gehalten werden, online stellen.

Statements

Die Statements finden Sie hier auf der BAYER Seite

Gegenanträge

Die Gegenanträge finden Sie hier

In Reden und Gegenanträgen der Kritiker*innen geht es um die weltweite Vergiftung von Mensch und Umwelt mit GLYPHOSAT, um den Prozess gegen BAYER in Paris wegen der AGENT ORANGE Verbrechen während des Vietnamkriegs, um Steuerverbrechen im großen Spiel, um Pharma-Verbrechen u.v.a.m.

Nachdem die Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) als Vertreterin Zehntausender BAYER-Aktien dem Vorstand- und Aufsichtsrat wegen der andauernden Glyphosat-Verbrechen mit mehreren Gegenanträgen (siehe www.BAYER.de) die Entlastung verweigert, hat sich inzwischen mit der DEKA ein Großaktionär ebenfalls zur Nicht-Entlastung entschlossen.

Die Kritik an dem Versuch des BAYER-Konzerns, die Rechte der (Klein)Aktionär*innen im Rahmen der virtuellen Hauptversammlung zu beschneiden, reißt nicht ab. Neben dem Dachverband der Kritischen Aktionäre haben sich bereits mehrere andere Aktionärsvereinigungen und zivilgesellschaftliche Organisationen dieser Kritik angeschlossen.

Axel Köhler-Schnura, Mitglied des Vorstands der CBG seit der Gründung im Jahr 1978, zur morgigen BAYER-HV: „Auch 2021 gibt es keine Ruhe für BAYER. Die Flucht des BAYER-Konzerns ins Internet kann nicht verhindern, dass die Kehrseiten der Bilanz – Verbrechen gegen Mensch und Umwelt in aller Welt – auch morgen wieder unüberhörbar zur Sprache gebracht werden. Vor der Konzern-Zentrale in Leverkusen wird demonstriert, in der Internet-HV des Konzerns sind die Beiträge und Gegenanträge der Kritiker*innen präsent und den ganzen Tag über läuft parallel zur HV ein internationaler Protest-Livestream der Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG). Es bleibt dabei: BAYER ist eine Gefahr für die Weltbevölkerung und den Planeten. Der Konzern muss endlich unter demokratische Kontrolle gestellt werden.“

Hier Beispiele der O-Töne
komplett zu sehen und zu hören auf der BAYER-Webseite

Wiebke Beushausen – Entwicklungspolitisches INKOTA Netzwerk

Mit dem Verkauf von Pestizidprodukten, die in der EU aufgrund ihrer Gefährlichkeit nicht genehmigt oder sogar verboten sind werden menschenrechtliche Sorgfaltspflichten verletzt – oder anders gesagt: Die Gefährdung von Menschenleben wird bewusst in Kauf genommen.

Tú Qùynh-nhu Nguyen – Collectif Vietnam-Dioxine

Will der BAYER Vorstand endlich Verantwortung übernehmen und einer gerechten Entschädigung aller Geschädigten von Agent Orange nachkommen? Zu dieser Verantwortung gehört auch die Öffnung der Akten! Will der BAYER Vorstand endlich alle internen Dokumente von MONSANTO und BAYER zu dem Gemeinschaftsunternehmen und der Produktion von Agent Orange der kritischen Öffentlichkeit zugänglich machen? Und will der BAYER Vorstand zu einer juristischen Aufarbeitung beitragen?

Peter Clausing – Pestizidaktionsnetzwerk (PAN)

Moralische Bedenken bezügliche einer Schädigung der Gesundheit von Menschen durch Pestizide die in Europa schon lange verboten sind, im globalen Süden aber erst jetzt von BAYER vom Markt genommen wurden, die im globalen Süden noch viel stärker gefährdet ist als bei uns, spielten offenbar keine Rolle.

Andre Sommer – Vorstand Netzwerk Duogynon

Wir waren 2010 gegen BAYER vor Gericht haben aber verloren, weil BAYER die Einrede der Verjährung benutzt hat für uns verjährt die Sache aber nie. Die Behinderungen bleiben.

Wann wird die Firma BAYER endlich soziale Verantwortung übernehmen und den Menschen helfen?

Bettina Müller – Power Shift

In Argentinien beispielsweise liegt die Zahl der an Krebserkrankten Menschen in Dörfern, die aus der Luft mit Glyphosat und Co. besprüht werden viermal über dem Landesdurchschnitt. Atemwegserkrankungen, Hauterkrankungen, Kinder die mit Genmutationen auf die Welt kommen sind nur einige der seit Jahren bekannten Folgen der BAYER Pestizide.

Das ist ein perfides Geschäft mit der Gesundheit und dem Leben der Menschen in Südamerika. Ich fordere Sie dazu auf: Stoppen Sie dieses giftige Geschäft. Stoppen Sie die Produktion und den Export hochgefährlicher Pestizide und übernehmen Sie endlich Verantwortung dafür, was Ihre Produkte in den Ländern des globalen Südens anrichten.

Susan Tabbach - Risikopille Initiative Thrombosegeschädigte

Sind Ihnen Zusammenhänge bekannt, zwischen der Einnahme von Antibabypillen aus Ihrem Haus und auftretenden Thrombosen nach Impfungen? Wie hoch ist die Summe der bisher in den USA geleisteten außergerichtlichen Entschädigungszahlungen wegen Ihrer Drospyrinonhaltigen Pillen? Wie viele Klagen aufgrund dieser Antibabypillen sind in den USA und weltweit noch anhängig? Wie viele Klagen auf Schadensersatz und/oder Schmerzensgeld sind derzeit in Deutschland gegen BAYER wegen Ihrer Antibabypillen anhängig? Wie viel Geld hat BAYER in diesem Geschäftsjahr für Entschädigungszahlungen zurückgestellt?

Marius Stelzmann – Geschäftsführer Coordination gegen BAYER Gefahren (CBG)

Es hat knapp ein halbes Jahrhundert bis nach dem Ende des Vietnamkriegs gedauert. In Frankreich hat nun ein Prozess begonnen der die Verantwortung von MONSANTO für die Produktion von Agent Orange aufarbeiten soll. Der Vorstand von BAYER versucht die Aufarbeitung zu behindern.

Brigitte Hincha-Weisel – Vorstand CBG

In einer Studie der Uni Koblenz-Landau wird bestätigt dass sich die Samenbildung von Blumen und Kräutern an Feldrändern durch Glyphosateinsatz so stark verringert hat, dass bestimmte Pflanzenarten ganz verschwunden sind. Der Vorstand der Coordination fordert ein umgehendes Verbot von Glyphosat und anderer Pflanzenschutzmittel . Wir kämpfen für den Erhalt einer intakten Umwelt. Der BAYER Konzern handelt verantwortungslos, ja skrupellos, wenn kritische Studien immer wieder geleugnet und gegenteiliges behauptet wird.

Jan Pehrke - Journalist, Vorstand CBG

Glyphosat ist nicht nur für die menschliche Gesundheit eine Bedrohung, sondern auch für das Klima. Seine Herstellung ist nämlich unglaublich energieintensiv und wirkt sich dementsprechend schlecht auf BAYERs Umweltbilanz aus. BAYER hat im Geschäftsjahr 2020 nicht weniger als 3,6 Millionen Tonnen CO² ausgestoßen.

Und auch in Sachen gesetzlicher Verantwortung fällt die BAYER Bilanz desaströs aus. Nach einer Studie der GRÜNEN im Europaparlament hat BAYER es geschafft dem Gemeinwesen in den letzten Jahren durch kreative Buchführung nicht weniger als 3 Milliarden Euro zu entziehen. Der Vorstand deckt diese Praxis, will sich aber selbst eine Gehaltserhöhung von 20% genehmigen lassen. Das ist eine Unverschämtheit!

Sascha Gabizon – Internationale Direktorin WECF (Women engange for a Common Future)

Sie und ich, Ihre und meine Kinder und Enkelinnen nehmen diese Schadstoffe Hormongifte täglich auf, meist ohne es zu wissen. Wir (WECF, PAN Hay Support) fordern deswegen heute: BAYER muss aufhören jetzige und künftige Generationen zu gefährden! Sie müssen endlich Verantwortung übernehmen!

Simon Ernst – Vorstand CBG

Der Chemiekonzern BAYER, oder richtigerweise BAYER-MONSANTO, ist eine Gefahr für die Weltgesellschaft. In mehr als 150 Ländern verkauft er das giftige Pestizid Glyphosat. Es lässt Insekten und Vögel massenweise sterben und zerstört die Böden.

Profit kann nicht das Prinzip sein, nachdem die Ernährung und Landwirtschaft sich zu organisieren hat. Weder hierzulande noch weltweit!

+++Infos/Pressekontakt +++

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[Williams] Bayer HV 2012

CBG Redaktion

Rede bei der Bayer Hauptversammlung 2012 von Valerie Williams

Übersetzt und vorgetragen von Karin Riedhammer

Guten Tag meine Damen und Herren.

Mein Name ist Valerie Williams. Einige werden sich an meine Rede von 2009 erinnern.

Seitdem habe ich in den Archiven der Britischen Regierung geforscht und verschiedene Dokumente gefunden. Dokumente, die die Angelegenheit, über die ich heute spreche betreffen.

Ich spreche als Gründungsmitglied der Vereinigung für Kinder, die durch den Hormon-Schwangerschaftstest PRIMODOS geschädigt wurden. Dieser Schwangerschaftstest wurde von Schering, heute Bayer Schering hergestellt und vertrieben. In Deutschland unter dem Namen Duogynon.

Mein Sohn Daniel wurde mit mehrfachen Behinderungen geboren, nachdem ich diesen Schwangerschaftstest 1974 eingenommen hatte.

Als ich Primodos 1975 noch einmal wegen Menstruationsstörungen verschrieben bekam, war der Packung nun eine Warnung beigefügt. Eine Warnung, das Medikament dürfe wegen möglicher Schädigung des ungeborenen Kindes während einer Schwangerschaft nicht eingenommen werden.

Seitdem kämpfe ich um Gerechtigkeit für die Primodos-Opfer. Ich werde nicht aufhören, bis Bayer für das Geschehene Verantwortung übernimmt.

Ich wünsche mir, dass Bayer die Fehler eingesteht und sich entschuldigt. Entschuldigt bei all den Müttern, Vätern und Kindern, die leiden mussten. Bei den Menschen, die immer noch an den Schäden leiden, die ihnen im Mutterleib zugefügt wurden.

Primodos ist ein Beispiel dafür, was passieren kann, wenn dem Profit Vorrang gegeben wird, und nicht der Menschlichkeit.
Medizin wird zur Heilung verwendet, wenn sie aber falsch verwendet wird oder Schäden verursacht bis hin zu Krankheit, Missbildungen und Tod, dann ist sie keine Medizin, sondern Gift.

Das Hormon Norethisteron (wie es in Primodos enthalten war) ist eine Arznei, die verschiedene nützliche Eigenschaften besitzt. Es wird heute weit verbreitet und völlig legitim eingesetzt, zum Beispiel in Anti-Baby-Pillen, wenn es auch hier einige Bedenken gibt. Die Dosis von Norethisteron war in Primodos aber um ein vielfaches höher als in herkömmlichen Anti-Baby-Pillen. Ich bin keine Wissenschaftlerin, aber ich finde es war ein Wahnsinn, solch hohe Dosen in einem so frühen Stadium des Lebens zu verabreichen.

Wir, die Frauen die Primodos einnahmen – auf Verordnung von Ärzten, denen wir vertrauten – taten dies nicht wegen einer Krankheit oder weil wir abtreiben wollten. Wir nahmen das Medikament, weil man uns versicherte, es sei ein sicherer Schwangerschaftstest.

Es gab zu dieser Zeit bereits sichere Schwangerschaftstests, zum Beispiel den Urin-Test. Aber unsere Ärzte informierten uns nicht darüber. Anstatt dessen verordneten sie uns Primodos.

Es war nicht notwendig, dass wir dieses gefährliche Präparat einnahmen. Unser Leben und das Leben unsere Kinder wurde ohne jeden Grund geschädigt.

Stimmen Sie nicht zu, dass es ein Fehler war, dieses Medikament als Schwangerschaftstest einzusetzen?

Schon viele Jahre bevor Primodos als Schwangerschaftstest vermarktet wurde, stellten viele Mediziner die Sicherheit der Anwendung solcher Hormonpräparate in Frage.

1958 schrieb Dr. J. Edwards von der Universität Birmingham, dass hohe Hormondosen während der frühen Schwangerschaft fötale Missbildungen hervorrufen was tätlichen Verletzungen gleichkomme.

1969 schrieb Schering, heute Bayer Schering, dem Britischen Ausschuss für Sicherheit und Medizin, dass Primodos wegen der hohen Rate von Fehlgeburten bei einer Studie mit Ratten zurückgezogen würde. Warum wurde das Präparat trotzdem noch bis 1975 hergestellt und als sicherer Schwangerschaftstest vertrieben?

Warum ignorierte Schering den Ratschlag von Dr. Briggs, dem Medizinischen Direktor ihrer eigenen britischen Abteilung, der das Mutterhaus in Deutschland drängte, das Präparat aus Sicherheitsgründen vom Markt zu nehmen?

Welche Gründe hatten Sie, Primodos weiter herzustellen? Während einer Zeit, in der bereits viele Fragen zur Sicherheit des Präparates aufkamen? Wie konnte so etwas passieren? Wieso war man einverstanden, dass es passierte?

Ab 1975 wurde jeder Packung Primodos eine Warnung beigegeben, das Präparat sei wegen möglicher Geburtsschäden nicht während der Schwangerschaft einzunehmen. Das war zu spät für tausende von ungeborenen Kindern, die schon im Mutterleib geschädigt worden waren

Nicht einmal die Packungen, die ohne Warnhinweis in den Vertrieb gegangen waren, wurden zu diesem Zeitpunkt zurückgerufen. Es gab auch keine Ärzteschulungen, um die neuen Sicherheitshinweise bekannt zu machen.

Im Vergleich hierzu verhielt sich das französische Pharmaunternehmen Roussel ehrenhaft und nahm 1969 seinen hormonbasierten Schwangerschaftstest wegen schädlicher Nebenwirkungen vom Markt.

Primodos wurde in England schließlich 1975 und dann noch einmal 1978 verboten.

Die schwerwiegenden Folgen, das Medikament nicht sofort, als Alarmglocken läuteten, vom Markt zu nehmen, wirken sich heute noch auf Familien aus. Die Interessen dieser Menschen wurden auf dem Altar der Profitgier geopfert.

Schwere Schicksale hätten vermieden werden können. Sollte ein Unternehmensgewissen, wenn es so etwas gibt, nicht beinhalten, das Unternehmen die Verantwortung für die Folgen ihrer Entscheidungen übernehmen müssen? Entscheidungen, die diejenigen betreffen, denen das Unternehmen doch dienen will, nämlich den Mitgliedern der Allgemeinheit?

Auch die Britische Regierung muss den Konsequenzen ihrer Fehler ins Auge sehen, weil sie nicht schnell genug handelte, als die potentielle Gefahr von Primodos bekannt wurde.

Eine Kultur der Halbwahrheiten, Lügen und Verschleierung hat diese Angelegenheit 40 Jahre lang umgeben. Auch unsere Regierung muss die Fehler der Vergangenheit einsehen und von ihnen lernen.

Wir bitten Bayer endlich die Verantwortung für unser Unglück und unser Leiden zu übernehmen.

Ich bitte Sie Aktionäre, denken Sie an die Liebe und Fürsorge, die Sie Ihren eigenen Kindern entgegenbringen. Wären Sie gegen uns, wenn Ihr Leben genauso wie unseres betroffen wäre? Denken Sie an all die Eltern, denen es nie möglich war, ihre Kinder zu sehen, zu hören, zu berühren, zu riechen oder sie in die Arme zu nehmen. Wie würden Sie sich fühlen, wenn Sie an unserer Stelle wären? Unsere Kinder wurden von einer giftigen Dosis Chemikalien niedergestreckt. Chemikalien, die von Schering hergestellt und vertrieben wurden. Wo ist ihre Menschlichkeit, wenn Sie uns nicht helfen?

BAYER, die Opfer Ihrer Fehler müssen für die Jahre des Leidens entschädigt werden.

Kürzlich ist die Abgeordnete des britischen Unterhauses, Yasmin Querishi, unserer Kampagne beigetreten, nachdem sie sich mit dem Fall ihrer Wählerin Nicola Walton beschäftigt hat.

Yasmin hat bereits einen Antrag ins Parlament eingebracht, um die Unterstützung von weiteren Abgeordneten zu erreichen und eine öffentliche Anhörung dieser komplexen und tragischen Geschichte auf den Weg zu bringen. Wir hoffen, dass diese Debatte im House of Westminster bald stattfindet. Ich werde natürlich an dieser Debatte teilnehmen und die Presse darüber informieren.

Wir Primodos-Opfer fordern von Bayer, die volle Wahrheit über Primodos zu veröffentlichen, einschließlich der Hinweise auf Probleme, die Ihre eigenen Forschungen ans Licht brachten.

Mein letzter Besuch bei der Bayer-Hauptversammlung 2009 brachte mir keine Antworten auf meine Fragen.

Ich habe heute einige meiner Fragen widerholt und hoffe, dass ich heute eine bessere und angemessenere Erwiderung erhalten werde.

Sowohl unsere Zukunft als auch Ihre Zukunft liegt in Ihren Händen.

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.