Drücke „Enter”, um zum Inhalt zu springen.

Beiträge verschlagwortet als “HIV/AIDS”

[Architektur] STICHWORT BAYER 04/2007

CBG Redaktion

Prämiertes Planspiel:

„Ein Konzern wird umgebaut“ mit der CBG

Architektur-GAU für BAYER: Da wollte der Pharma-Riese seine Zukunftsfähigkeit beweisen und lobte gemeinsam mit dem BDI und der WEST LB einen Architekturwettbewerb unter Hochschulen aus. „Ein Konzern wird umgebaut - Vom BAYER-Werk zum Chemiepark“ - so lautete die Aufgabenstellung. Aber obwohl der Multi einen Großteil der Kosten trug, für das Preisgeld aufkam und sogar einen der seinen in der Jury platzierte, gewann das „Worst Case Szenario“ den ersten Preis: der der COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) eine prominente Rolle zuweisende Entwurf „Cubiquitol 27mg“.

Von Jan Pehrke

Auf dem BAYER-Hochhaus prangt weithin sichtbar das Logo der COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN. Die CBG hat nämlich als Zwischennutzer das oberste Stockwerk des Gebäudes bezogen, damit sie einen noch besseren Überblick über das Konzern-Geschehen hat. Darüber hinaus hat die Coordination über das ganze Werksgelände verteilt so genannte „Confrontainer“ mit sachdienlichen Hinweisen zu den Machenschaften des Multis aufgestellt. Am Konzern-Stammsitz kann die Initiative sogar Leben und Arbeiten optimal verbinden. Die AktivistInnen wohnen im Chemiepark, der erstmals seinem Namen alle Ehre macht: Ausgliederungen und Betriebsverlagerungen haben luftige Freiflächen hinterlassen, und alte Industrie-Denkmäler sorgen für einen morbiden Charme. Gemeinsam mit den vielen von BAYER Entlassenen erprobt sich die CBG dort als „Avantgarde der postkapitalistischen Gesellschaftsordnung“.

So stellen sich die Darmstädter Architekturstudenten Guillaume Tripoteau und Gael Hémon in ihrem Entwurf „Cubiquitol 27mg“ die Zukunft des Standortes aus der Perspektive der CBG vor. Die beiden haben die Coordination als einen wichtigen Akteur am Standort identifiziert und bezogen sie deshalb an prominenter Stelle mit in ihre Planungen ein.

Aus BAYERs Sicht sieht alles natürlich etwas anders aus. Um dem vom Konzern beklagten Chemiepark-Wildwuchs zu begegnen, der mit der Umwandlung des einstmals geschlossenen Werkareals in ein offenes Gewerbegebiet begonnen hat, entwickeln Tripoteau und Hémon eine Gliederung in spezialisierte Zentren mit bestimmten Knotenpunkten, und für die Bodensanierung sorgt die Natur mit Hilfe spezieller Pflanzenarten selbst. Der Stadt hingegen verhelfen die angehenden Architekten durch eine Absenkung der Werksmauern und andere Maßnahmen zu ihrem von BAYER bisher verwehrten Durchbruch an den Rhein.

Für Tripoteau und Hémon schließen sich die drei Szenarien „LevAltercity“ „LeverkusPark“ und „Leverkusen am Rhein“ nicht gegenseitig aus. Diese bilden vielmehr ein Kräfteparallelogramm. „Aus ihrem Zusammenspiel resultiert eine Komplexität, die ihre Komplementarität offensichtlich werden lässt“, heißt es in ihrer Projektskizze. Im Gegensatz zu ihren KollegInnen versuchen die Studenten nicht, in vorschnellen Synthesen eine organische Einheit zu schaffen oder zu simulieren. Sie erblicken in der konfliktreichen Konstellation vielmehr eine große Produktivkraft und spüren deshalb gezielt Reibungspunkte auf. So versuchen die beiden nicht etwa, die sich in den Abstandsflächen an der Werksgrenze materialisierende Distanz zwischen BAYER und Stadt durch kosmetische Eingriffe aufzuheben, sondern betonen die Insellage durch Confrontainer noch. Auch die Identitätsprobleme der vom Chemie-Multi beherrschten Stadt wollen sie nicht lösen. Sie soll sich stattdessen zu ihrer Abhängigkeit bekennen und in „LAYER“ umbenennen.

Der mit ArchitekturprofessorInnen, prominenten Künstlern wie Micha Kuball - und sogar einem BAYER-Mann – besetzten Jury gefiel dieser soziale Realismus. „Ein radikaler, visionärer und richtungsweisender Beitrag“, lobte sie und zeichnete die „Auseinandersetzung mit dem Ort in allen seinen gesellschaftlichen, städtebaulichen und ökonomischen Dimensionen“ - und ex aquo Holger Hoffschröer - mit dem ersten Preis aus. BAYER war da natürlich anderer Meinung. Am Tag vor der Auszeichnung der Gewinner mochte sich der Vorstandsvorsitzende Werner Wenning im Einzelnen nicht zu den Arbeiten äußern. Nur ein allgemeines „Wir werden sicherlich auch Anregungen aufnehmen und prüfen“ presste er sich heraus - von „Cubiquitol 27mg“ dürfte sich so schnell aber nichts im Chemiepark wiederfinden. Und zu allem Unglück musste Wenning den Preis dann auch noch persönlich an die Franzosen übergeben und 10.000 Euro für die beiden locker machen. Dabei gelang es dem BAYER-Chef offenbar nur bedingt, gute Miene zum bösen Spiel zu machen. „Ich bin mir nicht sicher, ob Werner Wenning damit glücklich war“, schrieb Guillaume Tripoteau der CBG nach der Feierstunde. Die Ausstellung mit den prämierten Entwürfen beendete der Leverkusener Multi bereits nach ein paar Wochen. Länger mochte er offenbar Tripoteaus und Hémons Projekt im Allgemeinen und das von ihnen im BAYKOMM gezeigte Banner mit der Aufschrift „BAYER got profits - we got AIDS“ im Besonderen nicht ertragen. So wird es sich also mit der von der CBG ins Auge gefassten Konzern-Konversion noch ein wenig ziehen.

Der Entwurf ist unter www.fgstadt.org/cubiquitol einzusehen

[GFP] Pharma

CBG Redaktion

11. Juli 2007, German Foreign Policy

Mordsgeschäfte

BERLIN/LEVERKUSEN - Die deutsche Pharmaindustrie verlangt umfassende Profitgarantien für ihre Mitwirkung an der Bekämpfung von AIDS, Malaria und Tuberkulose in Entwicklungsländern. Die Mittel sollen von Fonds der Vereinten Nationen und anderer internationaler Organisationen zur Verfügung gestellt werden, deren Aufstockung beim G8-Gipfel im Juni beschlossen worden war. Dazu üben die Unternehmen erheblichen Druck auf UN-Abteilungen aus, die für die Bekämpfung tropischer Armutskrankheiten zuständig sind. Gefordert werden umfassender Patentschutz und Abnahmegarantien für die Medikamente, privilegierte Marktzugänge insbesondere in den Staaten Afrikas, der westlich orientierte Ausbau des dortigen Gesundheitswesens und die Ausbildung medizinischen Personals unter der Ägide der Arzneimittelkonzerne. Außerdem soll die Pharmaforschung subventioniert werden. Die Vereinten Nationen haben sich ihrerseits im Rahmen so genannter Public Private Partnerships auf eine enge Kooperation mit der Industrie festgelegt und sind zur Erfüllung von deren Bedingungen praktisch gezwungen. Zu den Profiteuren gehört der deutsche Bayer-Konzern, der sich die Erprobung eines umstrittenen Tuberkulose-Medikaments aus einem internationalen Hilfsfonds finanzieren lässt. Angebliche Hilfsgelder für die globalen Armutszonen fließen auf diese Weise nach Deutschland zurück.
Anlass der jüngst vorgetragenen Forderungen der deutschen Pharmaindustrie war die Ankündigung der sieben reichsten Industrienationen und Russlands auf dem G8-Gipfel im deutschen Heiligendamm. Dort hatte es geheißen, man wolle den 2002 von den Vereinten Nationen eingerichteten „Globalen Fonds zur Bekämpfung von AIDS, Tuberkulose und Malaria“ bis 2010 mit insgesamt 44 Milliarden Euro ausstatten.1 Der Anteil der Bundesrepublik beläuft sich auf 400 Millionen Euro. Im Rahmen sogenannter Public Private Partnerships soll die Versorgung der größtenteils in Entwicklungsländern lebenden Kranken mit lebenswichtigen Medikamenten den führenden westlichen Arzneimittelunternehmen überlassen werden. AIDS, Tuberkulose und Malaria fordern jährlich etwa sechs Millionen Todesopfer weltweit - unter anderem, weil die notwendigen Präparate für die Betroffenen oftmals unerschwinglich sind.

Bedarfsplanung
Die deutschen Forderungen betreffen unter anderem die Lieferung von HIV/AIDS-Medikamenten an afrikanische Staaten. Dazu verlangte der Vorsitzende des deutschen Verbands Forschender Arzneimittelhersteller (VFA), Dr. Dr. Andreas Barner, von der Weltgesundheitsorganisation WHO und internationalen Hilfsorganisationen verbindliche „Voraussagen über die benötigten Präparatemengen“ und eine „systematische Bedarfsplanung“.2 Um ihren Bevölkerungen den Zugang zu den lebenswichtigen Medikamenten zu ermöglichen, müssten die afrikanischen Staaten außerdem für die „Abschaffung der noch immer weit verbreiteten Einfuhrzölle und Steuern auf Medikamente“ sorgen. Nur so könne der „Boden für mehr internationale Hilfe“ unter Beteiligung der Pharmaunternehmen bereitet werden, erklärte Barner.

Monopole
Die Strategie der Arzneimittelkonzerne, die Lieferung lebensnotwendiger Medikamente an die Armen in Entwicklungsländern von Steuererleichterungen und Profitgarantien abhängig zu machen, setzt sich auf dem Gebiet der Patentrechte fort. Ohne diese Rechte, so Barner, würden die Unternehmen „das Interesse verlieren, erfinderisch tätig zu sein“, da jeder „beliebige Wettbewerber“ sie um die „Früchte der Arbeit“ bringen könne.3 Durch Patentgebühren werden die Preise für Medikamente gegen HIV/AIDS und andere Armutskrankheiten wie Tuberkulose und Malaria künstlich hochgehalten. Dies beschert der Pharmaindustrie unabhängig von den Produktionskosten hohe Extragewinne. Ihr Kampf für den „Schutz des geistigen Eigentums“ richtet sich insbesondere gegen indische Arzneimittelhersteller, die die in Entwicklungsländern benötigten Präparate weit günstiger produzieren als ihre westlichen Konkurrenten und sie damit für die Betroffenen überhaupt erst bezahlbar machen.4

Vertrieb
Der VFA-Vorsitzende Barner hingegen hält es für einen „Irrtum“, dass „Gesundheitsprobleme“ durch das „Brechen von Patenten“ gelöst werden könnten.5 Er fordert stattdessen von den Entwicklungsländern, die „Kompetenzen der forschenden Pharmaunternehmen“ künftig verstärkt in ihre Gesundheitsprogramme einzubeziehen und in eine „solide Gesundheitsinfrastruktur“, insbesondere in das Apothekenwesen, zu investieren. Vom Ausbau des Gesundheitssektors und der Schulung medizinischen Personals unter ihrer Ägide erhoffen sich die deutschen Arzneimittelkonzerne einen optimierten Vertrieb und damit eine Erhöhung des Absatzes ihrer Produkte.

Moxifloxacin
Exemplarisch führt die deutsche Bayer AG vor, wie angebliche Hilfsgelder in die Wohlstandszentren der westlichen Welt umgelenkt werden sollen. Der Pharmariese versucht derzeit mit Unterstützung einer internationalen Hilfsorganisation, sein Antibiotikum Moxifloxacin auf den Märkten der Entwicklungsländer zu etablieren. Die „Global Alliance for TB Drug Development“ (TB Alliance), die ihre Geldmittel von privaten Stiftungen und den Regierungen der USA, Großbritanniens, der Niederlande und Irlands erhält, finanziert mit 100 Millionen Dollar eine aufwendige Testreihe, die die Wirksamkeit von Moxifloxacin gegen Tuberkulose (TB) unter Beweis stellen soll. Die Forschungsförderung, die Bayer gewährt wurde, umfasst nach Aussage der TB Alliance Marktanalysen („(a)nalyze drug market conditions“) sowie die Zusammenarbeit mit politischen Entscheidungsträgern, Arzneimittelhändlern und Anwälten in Entwicklungsländern.6 Auf diese Weise soll sichergestellt werden, dass Moxifloxacin dort innerhalb kürzester Zeit nach Abschluss der Erprobungsphase als Standardmedikament zugelassen wird („ensure the rapid adoption of a new drug regimen“).

Millions of doses
Kritiker ziehen die Wirksamkeit von Moxifloxacin gegen Tuberkulose in Zweifel und verweisen auf gravierende Nebenwirkungen des Medikaments. Die Warnung erinnert an Ergebnisse unabhängiger Studien, denen zufolge deutsche Pharmakonzerne in Entwicklungsländern oft unsinnige und unwirksame Medikamente auf den Markt bringen. Wirksam hingegen sind die Gewinne. Das gilt auch für die Bayer AG und das umstrittene Moxifloxacin.7 Das Unternehmen, das jährlich Moxifloxacin-Präparate im Wert von mehr als 500 Millionen Dollar absetzt, erwartet von positiven Testergebnissen den zusätzlichen Verkauf von Millionen Arzneimittelgaben („millions of doses“) in den Entwicklungsländern.

1 s. auch Strategie der Spannung
2, 3 Richtige Weichenstellungen für Aids-Bekämpfung in Afrika; Pressemitteilung des Verbandes Forschender Arzneimittelhersteller e.V. Nr. 023/2007, 08.06.2007
4 s. dazu Mordsgeschäfte und Abwehrbündnis
5 Forschende Pharmaindustrie entschlossen, die Gesundheit in Afrika zu verbessern; Pressemitteilung des Verbandes Forschender Arzneimittelhersteller e.V. Nr. 021/2007, 31.05.2007
6 New TB Drugs Urgently Needed to Replace Treatment from the 1960s. Second Gates Grant to TB Alliance Quadruples Initial Support; tballiance.org
7 s. dazu Mordsgeschäfte

[Tuberkulose] STICHWORT BAYER 03/2007

CBG Redaktion

BAYERs Tuberkulose-Forschung

Hilfe zur Selbsthilfe

BAYER hat die Entwicklung von Medikamenten gegen vor allem arme Länder heimsuchende Krankheiten wie Malaria und Tuberkulose schon vor Jahrzehnten eingestellt, weil sie nicht genügend Profit versprachen. Jetzt nimmt der Leverkusener Multi die Forschungen wieder auf. Aber eine Entwicklungshilfe stellt dies nur für die eh schon reichlichen Konzern-Profite dar.

Von german-foreign-policy.com

BAYER & Co. verlangen umfassende Profitgarantien für ihre Mitwirkung an der Bekämpfung von AIDS, Malaria und Tuberkulose in den „Entwicklungsländern“. Die Mittel sollen von Fonds der Vereinten Nationen und anderer internationaler Organisationen zur Verfügung gestellt werden, deren Aufstockung beim G8-Gipfel im Juni beschlossen worden war. Dazu üben die Unternehmen erheblichen Druck auf UN-Abteilungen aus, die für die Bekämpfung tropischer Armutskrankheiten zuständig sind. Gefordert werden umfassender Patentschutz und Abnahmegarantien für die Medikamente, privilegierte Marktzugänge insbesondere in den Staaten Afrikas, der an kapitalistischen Standards ausgerichtete Ausbau des dortigen Gesundheitswesens und die Ausbildung medizinischen Personals unter der Ägide der Arzneimittelkonzerne. Außerdem soll die Pharmaforschung subventioniert werden. Die Vereinten Nationen haben sich ihrerseits mit so genannten Public Private Partnerships auf eine enge Kooperation mit der Industrie festgelegt und sind zur Erfüllung von deren Bedingungen praktisch gezwungen. Zu den Profiteuren gehört der deutsche BAYER-Konzern, der sich die Erprobung eines umstrittenen Tuberkulose-Medikaments aus einem internationalen Hilfsfonds finanzieren lässt. Angebliche Hilfsgelder für die globalen Armutszonen fließen auf diese Weise nach Deutschland zurück.
Anlass der jüngst vorgetragenen Forderungen der deutschen Pharmaindustrie war die Ankündigung der sieben reichsten Industrienationen und Russlands auf dem G8-Gipfel in Heiligendamm. Dort hatte es geheißen, man wolle den 2002 von den Vereinten Nationen eingerichteten „Globalen Fonds zur Bekämpfung von AIDS, Tuberkulose und Malaria“ bis 2010 mit insgesamt 44 Milliarden Euro ausstatten. Der Anteil der Bundesrepublik beläuft sich dabei auf 400 Millionen Euro. Mittels der „Public Private Partnerships“ soll die Versorgung der größtenteils in Entwicklungsländern lebenden Kranken mit lebenswichtigen Medikamenten BAYER & Co. überlassen werden. AIDS, Tuberkulose und Malaria fordern jährlich etwa sechs Millionen Todesopfer weltweit - unter anderem, weil die notwendigen Präparate für die Betroffenen dank der Hochpreis-Politik der Pharma-Riesen oftmals unerschwinglich sind.

Bedarfsplanung
Die deutschen Forderungen betreffen unter anderem die Lieferung von HIV/AIDS-Medikamenten an afrikanische Staaten. Dazu verlangte der Vorsitzende des von BAYER gegründeten „Verbandes der Forschenden Arzneimittelhersteller (VFA), Dr. Dr. Andreas Barner, von der Weltgesundheitsorganisation WHO und internationalen Hilfsorganisationen verbindliche „Voraussagen über die benötigten Präparatemengen“ und eine „systematische Bedarfsplanung“.(1) Um ihren Bevölkerungen den Zugang zu den lebenswichtigen Medikamenten zu ermöglichen, müssten die afrikanischen Staaten außerdem für die „Abschaffung der noch immer weit verbreiteten Einfuhrzölle und Steuern auf Medikamente“ sorgen. Nur so könne der „Boden für mehr internationale Hilfe“ unter Beteiligung der Pharmaunternehmen bereitet werden, erklärte Barner.

Monopole
Die Strategie der Arzneimittelkonzerne, die Lieferung lebensnotwendiger Medikamente an die Armen in Entwicklungsländern von Steuererleichterungen und Profitgarantien abhängig zu machen, setzt sich auf dem Gebiet der Patentrechte fort. Ohne diese Rechte, so Barner, würden die Unternehmen „das Interesse verlieren, erfinderisch tätig zu sein“, da jeder „beliebige Wettbewerber“ sie um die „Früchte der Arbeit“ bringen könne.(2) Durch Patentgebühren werden die Preise für Medikamente gegen HIV/AIDS und andere Armutskrankheiten wie Tuberkulose und Malaria künstlich hochgehalten. Dies beschert BAYER & Co. unabhängig von den Produktionskosten hohe Extragewinne. Ihr Kampf für den „Schutz des geistigen Eigentums“ richtet sich insbesondere gegen indische Arzneimittelhersteller, welche die in Entwicklungsländern benötigten Präparate weit günstiger produzieren als ihre westlichen Konkurrenten und sie damit für die Betroffenen überhaupt erst bezahlbar machen.

Vertrieb
Der VFA-Vorsitzende Barner hingegen hält es für einen „Irrtum“, dass „Gesundheitsprobleme“ durch das „Brechen von Patenten“ gelöst werden könnten.(3) Er fordert stattdessen von den Entwicklungsländern, die „Kompetenzen der forschenden Pharmaunternehmen“ künftig verstärkt in ihre Gesundheitsprogramme einzubeziehen und in eine „solide Gesundheitsinfrastruktur“, insbesondere in das Apothekenwesen, zu investieren. Vom Ausbau des Gesundheitssektors und der Schulung medizinischen Personals unter ihrer Ägide erhoffen sich die deutschen Arzneimittelkonzerne einen optimierten Vertrieb und damit eine Erhöhung des Absatzes ihrer Produkte.

MOXIFLOXACIN
Exemplarisch führt die BAYER AG vor, wie angebliche Hilfsgelder in die Wohlstandszentren der westlichen Welt umgelenkt werden sollen. Der Pharmariese versucht derzeit mit Unterstützung einer internationalen Hilfsorganisation, sein Antibiotikum MOXIFLOXACIN auf den Märkten der Entwicklungsländer zu etablieren. Die „Global Alliance for TB Drug Development“ (TB Alliance), die ihre Geldmittel von privaten Stiftungen und den Regierungen der USA, Großbritanniens, der Niederlande und Irlands erhält, finanziert mit 100 Millionen Dollar eine aufwendige Testreihe, welche die Wirksamkeit von MOXIFLOXACIN gegen Tuberkulose (TB) unter Beweis stellen soll. Die Forschungsförderung, die BAYER gewährt wurde, umfasst nach Aussage der TB Alliance Marktanalysen („(a)nalyze drug market conditions“) sowie die Zusammenarbeit mit politischen Entscheidungsträgern, Arzneimittelhändlern und Anwälten in Entwicklungsländern.(4) Auf diese Weise soll sichergestellt werden, dass MOXIFLOXACIN dort innerhalb kürzester Zeit nach Abschluss der Erprobungsphase als Standardmedikament zugelassen wird („ensure the rapid adoption of a new drug regimen“).

Millions of doses
KritikerInnen ziehen die Wirksamkeit von MOXIFLOXACIN gegen Tuberkulose in Zweifel und verweisen auf gravierende Nebenwirkungen des Medikaments. Die Warnung erinnert an Ergebnisse unabhängiger Studien, denen zufolge deutsche Pharmakonzerne in Entwicklungsländern oft unsinnige und unwirksame Medikamente auf den Markt bringen. Wirksam hingegen sind die Gewinne. Das gilt auch für die BAYER AG und das umstrittene MOXIFLOXACIN. Das Unternehmen, das jährlich MOXIFLOXACIN-Präparate im Wert von mehr als 500 Millionen Dollar absetzt, erwartet von positiven Testergebnissen den zusätzlichen Verkauf von Millionen Arzneimittelgaben („millions of doses“) in den Entwicklungsländern.

(1), (2) Richtige Weichenstellungen für Aids-Bekämpfung in Afrika; Pressemitteilung des Verbandes Forschender Arzneimittelhersteller e.V. Nr. 023/2007, 08.06.2007
(3) Forschende Pharmaindustrie entschlossen, die Gesundheit in Afrika zu verbessern; Pressemitteilung des Verbandes Forschender Arzneimittelhersteller e.V. Nr. 021/2007, 31.05.2007
(4) New TB Drugs Urgently Needed to Replace Treatment from the 1960s. Second Gates Grant to TB Alliance Quadruples Initial Support; tballiance.org

[Gaucho] STICHWORT BAYER 03/2007

CBG Redaktion

BAYER-Pestizid mitverantwortlich

Das globale Bienensterben

Ein „mysteriöses Bienensterben“ macht seit dem Frühjahr Schlagzeilen. Allein in den USA dezimierten sich die Bestände um 70 Prozent - über eine Million Bienenvölker verendeten. Aber „mysteriös“ ist daran nicht allzu viel: Seit Jahren steht das BAYER-Pestizid GAUCHO als Bienenkiller in der Kritik.

Von Jan Pehrke

„Manchmal verschwinden die Bienen nicht einfach, sondern flattern umher und hängen in großen Trauben an den Blumen oder anderswo in der Nähe des Bienenstocks. Sie hören auf, Pollen zu sammeln, und der Bienenstock kommt so nur auf einen Bruchteil der sonst üblichen 60 bis 80 Kilogramm Honig - wenn die Produktion nicht ganz zusammenbricht (...) Einige Völker schwärmen umher, ohne die Zelle zur Aufzucht der Königin fertiggestellt zu haben. Viele Befruchtungen scheitern, manche Bienenstämme verlassen den Stock ohne ihre Königin“ - was die belgische Imkerin Janine Kievits hier an Krankheitssymptomen beschreibt, hat es sogar schon zu einem Eintrag bei Wikipedia gebracht: Colony Collapse Disorder (CCD), der Bienenvolk-Kollaps.

In den USA hat das CCD schon die Hälfte der 2,5 Millionen Bienenvölker zum Verschwinden gebracht; um ca. 70 Prozent dezimierten sich die Bestände. Aber auch aus einer Vielzahl anderer Länder wie Italien, Spanien, der Schweiz, Deutschland, Polen, England, Griechenland, Belgien, Kanada und Brasilien gibt es besorgniserregende Verlustmeldungen. Hierzulande hat es rund 25 Prozent der Bienen dahingerafft. Professionelle ImkerInnen, die in der Bundesrepublik nur eine Minderheit bilden, hat es sogar ähnlich hart getroffen wie ihre in den Vereinigten Staaten noch weit zahlreicher vertretenen KollegInnen. Manfred Hederer, der Präsident des „Deutschen Berufs- und Erwerbsimkerbundes“ hat 60 Prozent seiner Bienen verloren. „Der Todeskampf der Honigbiene und der Imkerei in Deutschland hat begonnen“, sagte er deshalb in einem Zeit-Interview.

Und dieser Todeskampf hat Folgen weit über die Imkerei hinaus, denn die Biene ist in ein komplexes Ökosystem eingebunden. Sie bestäubt unter anderem Obstbäume, Beeren, Raps und Sonnenblumen. Rund ein Drittel der Ernährung des Menschen hängt so am Honigtropf der Bienen. „Wenn die Biene einmal von der Erde verschwindet, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben. Keine Bienen mehr, keine Bestäubung mehr, keine Pflanzen mehr, keine Tiere mehr, keine Menschen mehr“, soll Albert Einstein 1949 deshalb einmal gesagt haben. Während die ExpertInnen noch über die Autorschaft des Zitats streiten, scheint es sich mehr und mehr als düstere Prophetie zu erweisen. Als „größte allgemeine Bedrohung unserer Lebensmittelversorgung“ hat Kevin Hackett vom US-amerikanischen Landwirtschaftsministerium die Sterbewelle unlängst bezeichnet, und für die Insektenforscherin May Berenbaum ist sie ein Menetekel: „Das Bienensterben könnte eine Warnung an uns sein, dass etwas sehr aus dem Gleichgewicht geraten ist“.

Ursachenforschung
Wie ist diese Schieflage entstanden? Einigen erscheint sie als ein großes Rätsel. „USA: Mysteriöses Bienensterben“, so lauteten die Überschriften vieler Zeitungen. Andere machen für das „Bienen-AIDS“ die wie Industriebetriebe geführten US-Imkereien verantwortlich. „Sie sind riesig, verfügen über mehrere Tausend Völker, und die Imker reisen zur Bestäubung von Plantagen mit ihren Bienen durchs Land“, so der Bienen-Experte Werner Mühlen. Nach Ansicht des Bienenkunde-Referenten der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen erhöht die „Massenbienenhaltung“ die Ansteckungsgefahr der Insekten, während die großen Touren quer durch die Vereinigten Staaten die flächendeckenden Verluste erklären. Manche schreiben sie hingegen der flurbereinigten Landwirtschaft zu, die den Tieren mit ihren Monokulturen und Wiesen schon vor der Blüte zu Leibe rückenden Mähdreschern die natürlichen Lebensgrundlagen raubt. Nicht wenige wiederum sehen in der Varroa-Milbe den Auslöser für die Todesfälle. Manfred Hederer lässt das nicht gelten. „Die Milbe ist es nicht“, sagte er in einem SWB-Interview, und sein Kollege Wolfgang Stöckmann pflichtet ihm bei: „Das ist die Erklärung der Bieneninstitute, die uns unsachgemäße Pflege unserer Völker vorwerfen. Wir Imker wissen, dass der Parasit nicht der eigentliche Grund ist“. Wie sollte er auch: Er treibt nämlich schon seit 1977 sein Unwesen, als ihn WissenschaftlerInnen des Bieneninstitutes Oberursel gemeinsam mit zu Forschungszwecken importierten asiatischen Honigbienen einschleppten, und der große Hunger kann die Varroa-Milbe nicht plötzlich über Nacht überkommen haben.

Wanted: GAUCHO
Stöckmann und Hederer haben einen ganz anderen Schuldigen ausgemacht, BAYERs Saatgutbehandlungsmittel GAUCHO mit dem Wirkstoff Imidacloprid. Und damit stehen die beiden nicht allein. „Der Hauptverdächtige ist nach Meinung vieler Wissenschaftler das am weitesten verbreitete Insektizid auf dem Planeten: Imidacloprid“, schreibt die US-amerikanische Zeitung Star-Ledger. Es ist nämlich der höchsteigene Bestimmungszweck von Insektiziden, Insekten zu töten, und zwischen „guten“ und „schlechten“ Exemplaren dieser Spezies können die Mittel nicht unterscheiden. Deshalb führt der GAUCHO-Beipackzettel unter Risiken und Nebenwirkung auch „bienengefährlich“ auf, was schon einer Selbstanzeige gleichkommt. Nicht zuletzt die von den ImkerInnen beobachteten Symptome wie Orientierungslosigkeit und unerklärliche Verhaltensänderungen sprechen für Agrochemikalien als Ursache von CCD, denn Pestizide sind Nervengifte. Und was selbst bei Menschen massive Gesundheitsstörungen hervorrufen kann, haut die beste Biene um, denn die Tiere reagieren äußerst empfindlich auf Schadstoffe. Ihr Immunsystem ist zur Abwehr von Toxinen deutlich schlechter ausgestattet als das vergleichbarer Insekten wie Mücken oder Fliegen, weshalb WissenschaftlerInnen sie sogar als Biodetektoren einsetzen, um Giftquellen aufzuspüren.

Aus all diesen Gründen laufen BienenzüchterInnen seit Jahren Sturm gegen BAYERs Pestizid. Erst im April diesen Jahres begaben sich ImkerInnen gemeinsam mit UmweltschützerInnen auf einen Trauermarsch für Bienen zum Brüsseler Hauptquartier des Leverkusener Multis. Auf Einladung der COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN hin haben BienenhalterInnen den Konzern auch schon auf den AktionärInnen-Versammlungen mit dem unheilvollen Wirken der Agrochemikalie konfrontiert. Am unerbittlichsten stritten französische BienenbesitzerInnen, die binnen zehn Jahren 90 Milliarden Bienen verloren hatten, wider den Leverkusener Multi. Und ihr Engagement hatte Erfolg: ab dem Jahr 1999 untersagte Frankreich die Ausbringung von GAUCHO auf Sonnenblumen- und Maisfeldern. Einen Präzedenz-Fall schufen die Behörden damit allerdings nicht; überall sonst auf der Welt darf das Pestizid weiter sein Unwesen treiben.

BAYER leugnet
Trotz der erdrückenden Beweislast für eine Mitverantwortung von Gaucho für das Bienensterben - und dem hauseigenen Warnhinweis „bienengefährlich“ - streitet BAYER alle Schuld ab und verweist zur Entlastung auf entsprechende Tests. An der wissenschaftlichen Aussagekraft dieser Untersuchungen, die jüngst auch wieder zur Zulassung des GAUCHO in seiner Bienengefährlichkeit kaum nachstehenden Wirkstoffes Clothiandin (Handelsnamen: ELADO, PROSPER und PONCHO) führten, bestehen jedoch erhebliche Zweifel. Sie sind nämlich „made by BAYER“ und ignorieren die GAUCHO-kritische Fachliteratur konsequent. Zudem gehen die Studien nur den unmittelbar tödlichen Effekten der Mittel nach, ihre Langzeitwirkung ziehen sie nicht in Betracht. Und obwohl die EU-Direktive 91/414/EEC für Pestizide, die wie das BAYER-Produkt eine bestimmte Konzentration pro Hektar überschreiten, Versuche an Bienenlarven vorschreibt, erwirkte der Leverkusener Multi eine Ausnahmegenehmigung. Das gebeizte Saatgut komme ja nicht direkt mit den Insekten in Kontakt, argumentierte der Konzern. Diese Entfernung überbrückt das Mittel allerdings durch sein „Sitzfleisch“. Während die LandwirtInnen Ackergifte nämlich nur zu bestimmten Perioden versprühen, „verstrahlen“ Beizen die Ackerfrüchte während der ganzen Blütezeit. Nicht umsonst wiesen ForscherInnen denn auch GAUCHO-Spuren im Pollen und Nektar der Bienen nach. Aber trotz des Protestes von über 20 Umweltschutz- und Imkerorganisationen setzte EU ihre Direktive nicht wieder in Kraft.

Wie systematisch BAYER das Studien-Design im Fall von Clothiandin frisierte, um das gewünschte Ergebnis zu erhalten, hat der „Berufs- und Erwerbsimkerbund“ in einem Offenen Brief an das „Bundesamt für Verbraucherschutz“ dokumentiert. So hat der Konzern seine elf Feldversuche nicht ganz zufällig mit erst im Sommer erblühenden Kulturpflanzen wie Sonnenblumen und Mais durchgeführt. Wenn diese nämlich in voller Pracht stehen, dann haben die Bienen ihren Appetit längst an Winterraps und anderen Frühentwicklern gestillt und entsprechende Vorräte an Pollen und Nektar angelegt. Zudem haben die Insekten ihr Reservoir an unbelasteter Nahrung durch Ausflüge auf nicht zum Testgebiet gehörende Ackerflächen erhöht. Dies alles hielt die ELADO-Belastung in Grenzen und sorgte für wenig alarmierende Befunde bei den Rückstandsmessungen.

Todesfälle waren während des nur drei Wochen dauernden Versuches ebenfalls kaum zu beklagen: Auf dem vor dem Bienenstock ausgelegten weißen Tuch fanden sich nur wenige verendete Bienen. Das lag allerdings nicht an der Bekömmlichkeit von ELADO, sondern am Sozialverhalten der Insekten. Kranke Tiere verlassen nämlich zum Sterben ihren Stock, um ihr Volk keiner Ansteckungsgefahr auszusetzen. „Hierbei handelt es sich um imkerliches Grundwissen“ ereifert sich Manfred Hederer über die Leverkusener Verfahrenstechnik. Etwas „geirrt“ hat BAYER sich auch bei den Angaben zur Halbwertzeit von Clothianidin. Während der Konzern auf seiner Webpage 120 Tage angibt, zitiert Hederer mit 990 Tagen die weit höheren Zahlen der US-Umweltbehörde. Die Stadt New York konnte ihm zufolge nicht einmal eine Halbwertzeit ermitteln, da der Zahn der Zeit auch nach 25 Monaten noch kein bisschen an dem Mittel genagt hatte. „Die (schlechte) Qualität der Studien schürt den Verdacht, dass Clothianidin für unsere Bienen zu einer großen Gefahr werden wird“, lautet deshalb die Schlussfolgerung des Offenen Briefes, der zudem auf eine entsprechende Kritik der kanadischen Zulassungsbehörde an BAYER verweist. Als Konsequenz aus diesen Mängeln fordern die ImkerInnen, dem Mittel die Zulassung wieder zu entziehen, bis gesicherte Kenntnisse über seine Giftigkeit vorliegen.

Der Blick nach Frankreich zeigt, wie erfolgreich solche Maßnahmen sein können. Dort haben die Bienen nach den erlassenen Anwendungsbeschränkungen für GAUCHO zum ersten Mal nach 12 Jahren ihre Honigerträge gesteigert. Allerdings profitieren nicht alle Regionen in gleichem Maße von dem Bann, wie es andererseits in den USA auch Landstriche gibt, in denen der Bienenfleiß trotz GAUCHO nicht abnimmt. Als alleinige Ursache für CCD kommt das Produkt deshalb nicht in Frage. In dem Zusammenspiel unterschiedlicher Faktoren wie agrar-industrielle Flurbereinigungen, Massenbienenhaltung, Milbenbefall und Gift-Exposition nimmt das Pestizid jedoch eine bedeutende Rolle ein. Es versetzt das Immunsystem der Tiere in ständige Alarmbereitschaft, weshalb es zusätzlichen Belastungen nicht mehr standhalten kann. „Inzwischen sind die Völker (...) derart durch die Pestizide geschwächt, dass ihnen die Milbe den Rest gibt“, erläutet Wolfgang Stöckmann den Zusammenhang.

Durch die menschlichen Eingriffe im Zuge der industrialisierten Landwirtschaft geht es in der Natur also kaum mehr natürlich zu. In der Tat ist etwas sehr aus dem Gleichgewicht geraten, wenn Kulturpflanzen mit den Bienen ihre eigenen Lebensspender vernichten. Dieser paradoxalen Logik folgend, hat der französische Imkerverband UNAF vor zwei Jahren zu einem ungewöhnlichen Mittel gegriffen. Er startete mit einem Programm, die Tiere verstärkt in Städten anzusiedeln. Und wirklich scheint den Insekten ihr Exil in der pestizid-unbelasteten Zivilisation gut zu tun. Nach dem Willen der UNAF sollen jetzt alle europäischen Länder diesem Beispiel folgen.

„Verraten und Verkauft“ - Das deutsche Bienenmonitoring

[Ticker] STICHWORT BAYER 02/2007 – Ticker

CBG Redaktion

AKTION & KRITIK

Mehr Kinderarbeit?
In der letzten Pflanzsaison arbeiteten 50-100 Jungen und Mädchen auf den Feldern der Zulieferer von BAYERs indischer Saatgut-Tochter PROAGRO. In der nächsten Aussaat-Perioden könnten es noch mehr werden, denn PROAGRO hat die Zahl der Anbauflächen erhöht. Darüber hinaus hat das Unternehmen neue Kooperationspartner wie die Saatgut-Firma RAASI, auf deren Anbauflächen es keine Kontrollen durchführt. Die Forderungen der KritikerInnen, die Abnahmepreise für das Saatgut anzuheben, um den Vertragspartnern zu erlauben, auch Erwachsene einzustellen, hat die Tochtergesellschaft des Leverkusener Multis nicht erfüllt. Stattdessen startete sie ein Programm zur Erhöhung der Produktivität, das allerdings kaum für die benötigten Mehreinnahmen sorgen dürfte.

Reis-AnbauerInnen für Freisetzungsstopp
BAYERs offiziell noch gar nicht zugelassene Genreis-Varietäten LL601, LL604 und LL62 sorgen durch Einkreuzungen für einen immer größeren Flurschaden in konventionell oder ökologisch angebauten Sorten (siehe GENE & KLONE). Darum haben die kalifornischen Reis-AnbauerInnen jetzt ein Ende der Freisetzungsversuche mit der Getreideart gefordert.

Trauermarsch der ImkerInnen
Noch immer lässt BAYERs Pestizid GAUCHO zahllose Bienenvölker dahinraffen. Aus diesem Grund haben sich am 21. April 2007 BienenzüchterInnen und UmweltschützerInnen auf einen Trauermarsch für Bienen zum Brüsseler Hauptquartier des Leverkusener Multis begeben und ein Verbot des Mittels gefordert, wie es Frankreich für einige Anwendungsbereiche schon vor Jahren erlassen hat.

ImkerInnen schreiben Verbraucherschutzamt
Das BAYER-Pestizid GAUCHO mit dem Wirkstoff Imidacloprid brachte Millionen Bienen den Tod, weshalb Frankreich im Jahr 2004 die Ausbringung auf Sonnenblumen- und Maisfeldern untersagte. Jetzt kommt eine weitere Bedrohung auf die Tiere zu: das BAYER-Insektizid ELADO mit dem Wirkstoff Clothianidin. Das in der Bundesrepublik seit letztem Jahr zugelassene Mittel ist ebenso bienengefährlich wie GAUCHO. Trotzdem hatten die bundesdeutschen Behörden bei ihrer Genehmigung weit weniger Bedenken als beispielsweise ihre KollegInnen in Kanada. Aus Protest gegen dieses Vorgehen schrieb der Berufs- und Erwerbimkerbund einen Offenen Brief an das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit. Er schließt mit der Forderung, ELADO und ein weiteres für Bienen gefährliches Ackergift zurückzurufen.

Widerstand gegen Pestizid-Ausbringungen
Die massive Ausweitung des Soja-Anbaus in Südamerika führt zu einer entsprechenden Ausweitung der Pestizid-Ausbringung - und zu einer Ausweitung der Gesundheitsschädigungen. Seit dem Soja-Boom der späten 90er Jahre steigen in den Dörfern nahe der Felder die Fälle von Krebs und anderen Krankheiten massiv an. Viele Wirkstoffe, die auch in BAYER-Mitteln enthalten sind, haben daran einen Anteil, so etwa Glyphosate (GLYPHOS, USTINEX G), Chlorpyrifos (BLATTANEX, PROFICID und RIDDER), Endosulfan (MALIX, PHASER, THIODAN), Methamidophos (TAMARON) und Monocrotophos (BILPHOS). Eine zusätzliche Gefahr stellen die achtlos entsorgten Giftfässer dar. Aber die Betroffenen setzen sich zur Wehr. So haben sich etwa im argentinischen Ituzaingó Frauen zu den „Mothers of Ituzaingó“ zusammengeschlossen. Die Initiative schrieb zahlreiche Petitionen an die Regierung und forderte Untersuchungen ein. Im Jahr 2004 kam schließlich endlich eine Gruppe von Fachleuten in die Ortschaft - und erklärte das Dorf sogleich für unbewohnbar. Das Gesundheitsministerium akzeptierte das Urteil der ExpertInnen aber nicht und verbot den AktivistInnen bis auf weiteres jeglichen Kontakt mit den WissenschaftlerInnen. Daraufhin zogen die Mütter von Itazaingó protestierend und „Wir haben Krebs“ skandierend auf die Straße und erreichten den Aufbau eines kleinen Gesundheitszentrums. Inzwischen hat ihr Beispiel Schule gemacht. Im Bundesstaat Córdob gründeten Betroffene aus anderen Gemeinden die Dachorganisation PEOPLE‘S ASSEMBLY OF SPRAYED AND EXPELLED COMUNITIES.

Pestizid-Kampagne: 2.600 Unterschriften
Seit Jahren appelliert die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN an den Leverkusener Multi, das im Geschäftsbericht des Jahres 1995 gegebene Versprechen einzulösen, Pestizide der höchsten Gefahrenklassen vom Markt zu nehmen, die vor allem in den Ländern der „Dritten Welt“ verheerenden Schaden anrichten. Auch andere Gruppen vertreten diese Forderung. So schrieb das EINE WELT NETZ NRW in dieser Sache einen Offenen Brief an den Vorstandsvorsitzenden Werner Wenning, den die CBG und 159 weitere Organisationen sowie über 2.000 Einzelpersonen unterzeichneten.

CBG im Landtag
Seiner Kritik an dem geplanten Export australischen Giftmülls zu den Verbrennungsöfen BAYERs und anderer Entsorger lässt der nordrhein-westfälische Umweltminister Eckhart Uhlenberg keine Taten folgen. Juristisch seien ihm die Hände gebunden, erklärt er bei jeder passenden Gelegenheit. Auf einer von den Grünen im Landtag einberufenen Pressekonferenz haben Vertreter von BUND und COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN dem CDU-Mann am 2. Mai ein wenig Rechtshilfe gewährt und ihm einen politischen Weg zur Annahme-Verweigerung der Chemie-Fracht aufgezeigt. Ein paar Wochen hat Uhlenberg diesen auch eingeschlagen. Er hat ein Rechtsgutachten zu den Möglichkeiten eines Importstopps in Auftrag gegeben.

Boykott-Initiative in Frankreich
Auch in Frankreich hat BAYER nicht den allerbesten Ruf. So erreichte die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) das Schreiben einer Angestellten eines Telekommunikationsunternehmens, die eine Initiative zum Boykott des Leverkusener Multis gestartet hat. Sie erstellt nun im Auftrag der Geschäftsleitung ein kleines „Schwarzbuch BAYER“ und fand dafür viele Informationen auf der CBG-Homepage. „Ich möchte mich bei Ihnen für ihre Website bedanken, die mir enorm viel Material geliefert hat“, mailte sie deshalb der Coordination.

Diskussion zur BAYER-Pipeline
Der Leverkusener Chemie-Multi Bayer plant zwischen seinen Standorten Dormagen und Krefeld eine fast 70 Kilometer lange Kohlenmonoxid-Pipeline. Nach einem vom Kreis Mettmann in Auftrag gegebenen Gutachten wäre bei einem Vollbruch der Leitung das Leben von 143.000 Menschen gefährdet (siehe SWB 2/07). Entsprechend groß ist überall die Besorgnis - und das Engagement gegen das Projekt. In Monheim luden die Grünen zu einer Diskussion über die Gift-Röhre, an der auch Philipp Mimkes als Geschäftsführer der COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN teilnahm.

Demo zur BAYER-Pipeline
Am 16. Juni führten GegnerInnen der geplanten BAYER-Pipeline in Hilden eine Demonstration durch und übergaben am Rathaus eine Unterschriftenliste, die 8.000 Menschen unterzeichnet hatten.

Demo in Leverkusen
Zur Realisierung der sich im Zuge der SCHERING-Übernahme ergebenden „Synergie-Effekte“ will BAYER am Standort Wuppertal 160 Arbeitsplätze vernichten. Es gab sogar Gerüchte über eine komplette Schließung, die der Leverkusener Multi allerdings dementierte. Am 27. Februar demonstrierten 250 Beschäftigte vor der Konzernzentrale gegen die Pläne des Unternehmens. „Nach drei abgeschlossenen Umstrukturierungsmaßnahmen mit erheblichen Einschnitten sind wir ein ‚ranker, schlanker, innovativer und effizienter‘ Entwicklungsstandort“, bekundeten die Beschäftigten und forderten ein Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen sowie eine Verlängerung der Standortsicherungsvereinbarung.

Warnstreiks in Siena
Auch im italienischen Siena bedroht BAYERs SCHERING-Übernahme viele Arbeitsplätze: Der Leverkusener Multi plant dort im Zuge der Umstrukturierung den BAYER-BIOLOGICALS-Standort zu schließen. Die Beschäftigten protestierten mit mehreren Warnstreiks gegen das Vorhaben.

BAYER alaaf!
Die politische Tradition des Karnevals lebt noch fort. Deshalb kam BAYER beim diesjährigen Kölner Straßenumzug auch nicht ungeschoren davon. Ein Wagen stellte den Arbeitsplatzabbau in der Region als „Fluch der Karibik“ dar. Die Bosse von BAYER, GERLING und der ALLIANZ firmierten dabei als Seeräuber, die sich der Originale Tünnes und Schäl kurzerhand über die „Abfindungsplanke“ entledigen und dann ihre Raubzüge fortsetzten.

Rachel Carson: Bedenkliches Gedenken
Mit ihrem „Der stumme Frühling“ betitelten Buch über die von Pestiziden ausgehenden Gefahren wurde die US-amerikanische Wissenschaftlerin Rachel Carson 1962 zu einer Mitbegründerin der Umweltbewegung. Al Gore verglich die Wirkung des Werkes jüngst mit „Onkel Toms Hütte“. Und ebenso vehement wie einst die Südstaaten gegen die Sklavenbefreiung wütete die Agro-Industrie gegen die Autorin. MONSANTO und andere Konzerne finanzierten sogar eine Kampagne gegen sie. „Wenn man den Lehren des Fräulein Carson folgen würde, würden wir ins Mittelalter zurückkehren, und Insekten und Seuchen und Ungeziefer würden wieder über die Welt herrschen“, hetzten die Unternehmen damals. Die das Andenken der 1964 verstorbenen Umweltaktivistin pflegende „Rachel Carson Association“ hat heute allerdings ihren Frieden mit den Chemie-Giganten gemacht. Aus Anlass des 100. Geburtstages von Rachel Carson hat die Vereinigung ausgerechnet den Leverkusener Chemie-Multi BAYER für sein Umweltengagement ausgezeichnet - vielleicht als Dankeschön für seine umfangreichen Spenden an die Organisation. Die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN nahm das zum Anlass, einen Offenen Brief an die Assoziation zu schreiben, der auf einige Resonanz stieß und zu weiteren Protesten gegen den industrie-freundlichen Kurs der „Rachel Carson Association“ führte.

Kritik an Bisphenol A wächst
In den USA und Kanada wächst die Kritik an der Chemikalie Bisphenol A, zu deren größten Herstellern BAYER zählt, da sie zu massiven Gesundheitsschäden führen kann. Die in Alltagsgegenständen wie Mineralwasser- und Babyflaschen und Konservendosen enthaltene Substanz wirkt nämlich hormon-ähnlich und stört so die Entwicklung des Gehirns, Stoffwechselprozesse sowie die Fortpflanzungsfähigkeit. Im März 2007 hat es deshalb in den USA erstmals eine Sammelklage gegen die Hersteller von Babyflaschen gegeben. Der Mediziner Dr. Frederick vom Saal sieht auf BAYER & Co. schon genau solch folgenschwere Schadensersatz-Prozesse zukommen wie auf die Tabak-Konzerne. In das kanadische Parlament hat derweil der liberale Politiker Francis Scarpaleggia einen Verbotsantrag eingebracht. Er stützt ihn auf mehr als 150 unabhängige Studien zu den von Bisphenol A ausgehenden Gefahren, die freilich zu ganz anderen Ergebnissen kommen als die von den Unternehmen finanzierten. „Nicht eine der 12 von der Chemie-Industrie geförderten Studien hat diese Resultate erbracht“, empört sich der Abgeordnete. „Die Menschen sind Bisphenol A nur in ganz geringen Dosen ausgesetzt, die weit unter den Grenzwerten liegen“, verharmlost etwa Steven Hentges vom Industrie-Verband „American Plastics Council“, dem auch der Leverkusener Multi angehört, die Risiken und Nebenwirkungen der chemischen Keule.

Dialog mit dem BUND
Mit dem „Dialog Wirtschaft und Umwelt“ hat der nordrhein-westfälische Umweltminister Eckhard Uhlenberg eine umweltpolitische Nebenregierung mit vielen Konzern-VertreterInnen etabliert. Den Arbeitskreis „Gewässerschutz“ leitet beispielsweise der BAYER-Mann Frank Andreas Schendel. Die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) und andere Gruppen kritisierten in der Vergangenheit die fehlende demokratische Legitimation des Gremiums im Allgemeinen und den Ausschluss von Umweltgruppen im Besonderen. Wohl nicht zuletzt deshalb duldeten die Wirtschafts-MonologistInnen bei einem Treffen zum Thema „Luftreinhaltung“ einen Vertreter des BUNDES FÜR UMWELT UND NATURSCHUTZ DEUTSCHLAND als Zaungast. Die CBG muss aber immer noch draußen bleiben.

Deccan Herald erbittet Informationen
Die in Millionen-Auflage erscheinende indische Zeitung Deccan Herald wandte sich mit der Bitte um Informationen zu Störfällen bei BAYER an die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG). Geschäftsführer Philipp Mimkes sandte den RedakteurInnen reichhaltiges Material zu. Diese nutzten es, um zum Jahrestag der Bhopal-Katastrophe auf die nach wie vor bestehenden Gefahren durch die Chemie-Produktion aufmerksam zu machen.

KAPITAL & ARBEIT

BIS: Mehr Arbeit, weniger Lohn
Fünf Monate dauerten die Verhandlungen um den neuen Service-Tarifvertrag für die MitarbeiterInnen von BAYER INDUSTRY SERVICES (BIS) und BAYER BUSINESS SERVICES (BBS). Mit allen Mitteln versuchte der Konzern massive Verschlechterungen der Arbeitsbedingungen durchzusetzen. Ende April 2007 zog er sogar seine Zustimmung zu einem Abschluss wieder zurück, um der IG BERGBAU, CHEMIE, ENERGIE (IG BCE) noch mehr Zugeständnisse abzutrotzen. Diese fielen dann auch nicht zu knapp aus. Im Rahmen der „Vereinbarung zur Beschäftigungssicherung“ erhöht sich die Wochenarbeitszeit für die BISlerInnen von 37,5 auf 40 Stunden, was eine Gehaltseinbuße von 6,7 Prozent bedeutet. In den kommenden vier Jahren müssen 40 Prozent der Belegschaft zudem weitere 8,3 Prozent ihres Lohnes opfern, indem sie auf Tariferhöhungen - und wenn das nicht reicht - sogar zusätzlich auf ihr Weihnachtsgeld verzichten. Für zusätzliche Verluste sorgt ein neues Entgeltsystem. Zudem gründet BAYER für die „Technischen Dienste“ eine Tochtergesellschaft, welches der erste Schritt zu einer Ausgliederung sein könnte. Vorerst mochte ihn der Leverkusener Multi nicht gehen, dafür und für die Zusicherung, bis Ende 2008 auf betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten, nahm die IG BCE die Lohndrückereien in Kauf. Die BBS-Beschäftigten kamen etwas besser weg, sie arbeiten in Zukunft „nur“ für 3,3 Prozent weniger Geld und brauchen bis Ende 2009 keine betriebsbedingten Kündigungen zu fürchten. Trotz dieser Streichorgie gibt sich der Leverkusener Multi nicht zufrieden. 52 Millionen Euro Kosten will er im Service-Bereich noch einsparen. Bei BIS und BBS dürfte also noch keine Ruhe einkehren.

Wenning verdient 2,65 Millionen
Das Gehalt des BAYER-Chefs Werner Wenning belief sich im Geschäftsjahr 2006 auf schlappe 2,65 Millionen Euro.

105 Entlassungen in England
BAYER CROPSCIENCE hat ein Werk im englischen Widnes dichtgemacht und damit 105 Arbeitsplätze vernichtet. Als Grund führte der Direktor die gesunkene Nachfrage nach einem für andere Chemie-Firmen hergestellten Fungizid-Wirkstoff an. Die Produktion eines Pestizides für den Zuckerrüben-Anbau verlegte der Agro-Riese derweil nach Indien.

Billige MitarbeiterInnen-Ideen
Der Leverkusener Multi bedient sich recht unverschämt am Wissenspool seiner MitarbeiterInnen. Die 8.816 Verbesserungsvorschläge aus deren Reihen sparten dem Konzern allein im ersten Jahr ihrer Realisierung Kosten in Höhe von 6,4 Millionen Euro ein - an Prämien für die Ideen schüttete BAYER jedoch nur 2,1 Millionen Euro aus.

Vorerst keine Europa AG
Die BASF hat im Februar 2007 die Rechtsform einer europäischen Aktiengesellschaft (SE) angenommen und strebt auf diesem Weg die Reduzierung des Aufsichtsrates auf nur noch 12 statt bisher 20 Mitglieder an. BAYER will dem Unternehmen vorerst nicht nacheifern. „Wir verfolgen jedoch aufmerksam die Entwicklung“, hieß es aus der Konzern-Zentrale.

Deutschlands bester „Co-Manager“
„Heute kämpft er für die Kohle, morgen für die Kernenergie. Drohen neue Sparmaßnahmen im Gesundheitswesen, stellt er sich schützend vor die Pharma-Industrie. Plant die EU-Kommission ein neues Gesetz für Registrierung, Evaluierung, und Autorisierung von Chemikalien (REACH), hält er, gemeinsam mit den Chemiekonzernen, in Brüssel dagegen. Sollten die Emissionsrechte der Energieversorger gekürzt werden, interveniert er beim Bundesumweltminister“, - wen mag die Faz da porträtiert haben, einen allgegenwärtigen Industrie-Lobbyisten etwa? Nein, die Zeitung beschrieb nur den Arbeitsalltag vom Vorsitzenden der IG BERGBAU, CHEMIE, ENERGIE, Hubertus Schmoldt.

Co-Management kostet Mitglieder
Der Schmusekurs der IG BERGBAU, CHEMIE, ENERGIE (s. o.) führt zu Mitgliederverlusten. So trat die BAYER-Betriebsrätin Heike Bär, die innerhalb der Gewerkschaft für die BASIS-Gruppe aktiv war, aus der IG BCE aus. Zur Begründung ihres Schrittes sagte sie in der Rheinischen Post: „Ich bin nach 27 Jahren aktiver Gewerkschaftsarbeit aus der IG BCE ausgetreten. Mir war das zu viel Kungelei, zu wenig Mitbestimmung für die Mitglieder. Meinungen wurden da nicht abgefragt, sondern jeder vor vollendete Tatsachen gestellt. Wenn man sich kritisch äußerte, kam das nicht gut an. Mir ist das aber zu wenig, nur sozialverträglichen Personalabbau durchzusetzen, da fehlt mir das Kämpferische. Als wir auf Flugblättern über die neuen Servicetarifverträge unterrichtet worden sind, sind wir zu mehreren Kollegen geschlossen ausgetreten.“

ERSTE & DRITTE WELT

Versuchsfeld Costa Rica
Die Gewinnung von Saatgut für Nutzpflanzen ist eine aufwändige Prozedur, da die Kreuzungen per Hand erfolgen - oft per Kinderhand, wie bei den Zulieferern der BAYER-Tochter PROAGRO in Indien (Ticker berichtete mehrfach). Die Erzeugung von Saatgut für seine transgene Soja-Sorte LIBERTYLINK mit der eingebauten Resistenz gegenüber dem Pestizid BASTA hat der Leverkusener Multi nach Costa Rica ausgelagert, denn da stören keine lästigen Gentechnik-Gesetze und Kontrollen, weshalb der Anbau gentechnisch veränderter Organismen dort schon eine Fläche so groß wie Niedersachsen einnimmt. Mit verheerenden Folgen: Herbizid-Resistente Baumwolle, die sich auch in andere Pflanzen einkreuzt, sucht mittlerweile ganze Landstriche heim. „Wir sind Zeugen davon, wie die multinationalen Unternehmen und das Landwirtschaftsministerium die Region Guanacaste in ein riesiges Feld für einen unkontrollierten Freilandversuch verwandelt haben“, klagt deshalb die Bürgerrechtlerin Ana Julia Arana.

BAYER gegen Generika-Importe
Immer noch können sich die meisten AIDS-PatientInnen in der „Dritten Welt“ die nötigen Medikamente wie KALETRA nicht leisten, da sie patent-geschützt und entsprechend teuer sind. Die thailändische Regierung hat sich deshalb entschlossen, Nachahmerprodukte des Präparates zur Behandlung der ca. 500.000 Kranken einzuführen, nachdem Verhandlungen über Preissenkungen scheiterten. Dabei berief sie sich auf einen Passus der WTO-Regularien, die eine solche Praxis in medizinischen Notsituationen ausdrücklich erlauben. KALETRA-Hersteller ABBOTT wollte das aber nicht hinnehmen und kündigte an, neue Medikamente fortan in Thailand nicht mehr anzubieten. Und wie schon bei dem ähnlich gelagerten Konflikt „Südafrika vs. Big Pharma“ (siehe SWB 2/01) zeigt sich der Leverkusener Multi uneingeschränkt solidarisch. Das Unternehmen „unterstützt vollkommen ABBOTT“, verlautete aus der Konzern-Zentrale.

POLITIK & EINFLUSS

BAYER macht Klimapolitik
BAYER beteiligt sich an Gesprächsrunden der G-8-Länder zum Klimawandel. Dabei verbirgt der Konzern seine Absichten nicht. „Wenn wir in beratender Funktion die politischen Rahmenbedingungen mitgestalten können, wird uns das auch operativ nützen“, spricht Forschungsvorstand Wolfgang Plischke Klartext.

BAYER & Co. vs. Gabriel
Vor einigen Jahren hat die EU den Emissionshandel mit Kohlendioxid-Verschmutzungsrechten eingeführt. Er sieht vor, BAYER & Co. CO2-Emissionen nur in einer bestimmten Menge zu gestatten. Alles, was über ein bestimmtes Limit hinausgeht, sollte den Konzernen teuer zu stehen kommen, weil sie dafür Verschmutzungsrechte kaufen müssten. Damit wollte Brüssel Anreize zu Klimaschutz-Maßnahmen schaffen. Diese blieben allerdings weitgehend aus: Die Lizenzen zum CO2-Ausstoß waren so großzügig bemessen und überdies kostenlos, dass die Schornsteine der Industrie weiterhin nach Lust und Laune qualmen konnten. Kurz vor dem G8-Gipfel veröffentlichte Umweltminister Sigmar Gabriel Pläne, neun Prozent der Verschmutzungsrechte versteigern zu lassen, wie es andere europäischen Länder schon länger tun. Während BAYER & Co. weiterhin gratis Kohlendioxid emittieren dürfen, will Gabriel die Kraftwerksbetreiber künftig zur Kasse bitten. Die Konzerne hielten zunächst an sich, um die „Wir sind Klimaschutz“-Inszenierung von Angela Merkel in Heiligendamm nicht zu stören und legte erst in der Woche danach voll los. „Das ist eine Strafsteuer für das Produzieren in Deutschland“, ereiferte sich der „Bundesverband der Deutschen Industrie“, flankiert vom „Verband der Chemischen Industrie“ und den Gewerkschaften. Da die Chemie-Industrie zu den energie-intensivsten Branchen zählt, befürchten BAYER und die anderen Unternehmen nämlich höhere Stromkosten durch die Versteigerung von Verschmutzungsrechten - und wenn Klimaschutz nicht umsonst zu haben ist, dann verzichten die Konzerne nur allzu gerne darauf. Nordrhein-Westfalen haben die Klima-Killer schon als Bündnispartner gewonnen. Das Bundesland beantragte im Bundesrat, weit weniger Verschmutzungsrechte zu versteigern als vorgesehen. Der der dortigen CDU/FDP-Regierung zuarbeitende „Dialog Wirtschaft und Umwelt“, in dem auch ein Vertreter von BAYER sitzt, dürfte dabei ein Wörtchen mitgeredet haben.

5 Milliarden für BAYER & Co.
Die Gewinne der 30 Dax-Unternehmen erhöhten sich von 2001 bis 2005 von 32,8 Milliarden Euro auf 71,3 Milliarden. Die im gleichen Zeitraum gezahlten Abgaben stiegen jedoch nur von 10 Milliarden Euro auf 14,7 Milliarden. Damit fiel der real-kapitalistische Steuersatz, der nominell ca. 39 Prozent betragen müsste, dank der Rechenkünste der großen Konzerne im Durchschnitt von 33 Prozent auf 21 Prozent. BAYER lag im Jahr 2005 bei 25 Prozent; bei einem Ergebnis vor Steuern von 2,2 Milliarden zahlte der Chemie-Multi nach den von Lorenz Jarass und Gustav M. Obermair in „Unternehmenssteuerreform 2008“ veröffentlichten Berechnungen 540 Millionen an den Staat. Die Unternehmenssteuerreform hat sich jetzt vorgenommen, die Lücke zwischen Steuerrealität und Steuertraum ein wenig zu schließen und die Steuerbelastung von 39 auf 30 Prozent abgesenkt, was den Firmen ca. 30 Milliarden Euro einbringt. Zur Gegenfinanzierung schloss die Bundesregierung Steurschlupflöcher, verschärfte die Abschreibungsregeln und machte es für BAYER & Co. mit der „Zinsschranke“ schwieriger, die Zinszahlungen steuermindernd vom Umsatz abzuziehen, was dem Fiskus insgesamt ca. 25 Milliarden einbringt. Bleibt für die Unternehmen ein Reformgewinn von fünf Milliarden Euro - der DEUTSCHE GEWERKSCHAFTSBUND rechnet sogar mit 10 Milliarden.

Ausschuss für Rohstoffsicherung
BAYER & Co. haben zunehmend Schwierigkeiten, im Wettlauf um knapper werdende Ressourcen gegenüber ihrer Konkurrenz aus dem Ausland zu bestehen. Deshalb appellierten die Konzerne an die Politik, unterstützende Maßnahmen zu ergreifen. Angedacht sei aber „keine Planwirtschaft“, beeilte sich Vorsitzende des „Bundesverbandes der Industrie“ (BDI), Jürgen Thumann, zu versichern. Angela Merkel tat sofort, wie ihr geheißen, und erklärte die Sicherung der Rohstoffe zu einer politischen und nationalen Aufgabe. Wahrnehmen soll sie auf ziviler Ebene in Zukunft der interministerielle Ausschuss zur Rohstoffsicherung, dem auch VertreterInnen der Unternehmen angehören, unter anderem durch Investitionsgarantien und Kredite.

BAYER will „nationalen Sicherheitsrat“
Die Entwicklung hin zu einem autoritären Sicherheitsstaat bezieht auch die Wirtschaft mit ein. So gehört BAYER neben HENKEL und THYSSENKRUPP zu den Mitgliedern des „Verbandes für Sicherheit in der Wirtschaft Nordrhein-Westfalens“. Deren Bundesverband, die „Arbeitsgemeinschaft für Sicherheit in der Wirtschaft“ will nach Informationen von german-foreign-policy.com „die Zusammenarbeit von Wirtschaft und Staat über das bisher Erreichte hinaus aktiv weiterentwickeln“ und plant dafür die Gründung eines „Nationalen Sicherheitsrates“. Die bereits seit April 2006 bestehende Kooperation der Konzerne mit dem Bundeskriminalamt und anderen staatlichen Organen, die unter anderem die Erschließung neuer Märkte sowie Produktions- und Entwicklungsstandorte“ durch Risiko-Analysen flankiert (Ticker 1/07) dürfte sich damit noch intensivieren.

Agrar-Subventionen für BAYER
Nicht nur LandwirtInnen bekommen Agrar-Subventionen. Auch BAYER profitiert von den EU-Töpfen. So griff der Konzern mehr als drei Millionen Euro aus Brüssel für die Verarbeitung von Zucker ab.

Konzerne sponsoren Regierung
Die bundesdeutschen Konzerne nehmen auch die Bundesregierung von ihren umfangreichen Sponsoring-Aktivitäten nicht aus. Über 55 Millionen Euro gaben sie nach einem Bericht des Bundesrechnungshofes von August 2003 bis Ende 2004 für die Pflege der politischen Landschaft aus. Am pflegebedürftigsten erwies sich dabei das Bundesgesundheitsministerium. Es kassierte 44,5 Millionen, mit denen Ulla Schmidt & Co. hauptsächlich Aufklärungsspots zu „AIDS“ finanzierten. Welche Unternehmen Geld gaben, erfuhr der Bundesrechnungshof nicht, weil „die Frage der Namensnennung von einigen Ressorts nach wie vor als problematisch angesehen werde“. In Zukunft müssen diese sich aber vielleicht dem Problem stellen. Die Bundesregierung erwägt nämlich eine Offenlegung ihrer „Gönner“. Ob wohl einer davon in Leverkusen zu Hause ist?

Schneider König von Deutschland
Manfred Schneider steht den Aufsichtsräten von BAYER und LINDE vor und hat Mandate bei DAIMLERCHRYSLER, METRO, RWE, TUI und der ALLIANZ. Zudem leitet er vier wichtige Gremien wie etwa den ALLIANZ-Prüfungsausschuss und hat Sitze in sieben weiteren. Deshalb stattete ihm die Zeit im Rahmen der Recherche für einen Artikel zum Thema „Die Welt der Bosse“ einen Hausbesuch ab und wähnte sich gleich im Machtzentrum der Republik. „Hier, auf dem Gelände des BAYER-Stammwerks, im Hochparterre des Verwaltungsgebäudes Q26, in diesem Büro mit seinen mehrere Meter hohen Wänden, ist das Geflecht der Deutschland AG mit Händen zu greifen“, schrieb das Blatt.

Aus für BfArM-Reform?
Laut Koalitionsvertrag sollte das „Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizin-Produkte“ (BfArM) „eine international konkurrenzfähige Zulassungsagentur werden“, statt den Risiken und Nebenwirkungen der Arzneien von BAYER & Co. wirklich auf die Spur zu kommen. Zu diesem Behufe wollte Gesundheitsministern Ulla Schmidt die Behörde, die schon jetzt Medikamente so schnell zulässt wie keine andere in Europa, von Geldern der Pharma-Industrie abhängig machen und die staatliche Unterstützung noch weiter zurückfahren. Dies ging aber selbst der CDU zu weit. Ihr Fraktionsvorstand stoppte den schon fertigen Gesetzesentwurf vorerst.

BAYER & Co. finanzieren FDA
Betrug der Anteil von BAYER & Co. am Etat der US-Gesundheitsbehörde FDA durch Zulassungsgebühren für Arzneien im Jahr 1993 nur sieben Prozent, so stieg er bis 2004 auf 40 Prozent, was nicht ohne Auswirkungen auf die Politik der Einrichtung blieb. So ermahnte die Führungsetage einen Mitarbeiter, der beharrlich auf schwere Nebenwirkungen eines Medikamentes aufmerksam machte, nicht zu vergessen, wer der Hauptkunde der Institution sei: die Pharma-Industrie nämlich. „Das ist seltsam, ich dachte, unsere Kunden seien die Bürger unseres Landes“, entgegnete der Pillen-Experte verduzt.

In der Kürze steckt die Fälschung
Nicht auszudenken, wenn die vom Bundesforschungsministerium in Auftrag gegebene Untersuchung „Sicherheitsforschung und Monitoring zum Anbau mit Bt-Mais 2001-2004“ wenig schmeichelhafte Ergebnisse für die „grüne Gentechnik“ zu Tage gefördert hätte. Also konnte nicht sein, was nicht sein durfte. Die beteiligten ForscherInnen fanden zwar mancherlei Besorgniserregendes heraus, aber in der Zusammenfassung als praktische Darreichungsform für den/die gestressten PolitikerIn stand davon nichts mehr. Hieß es in der Originalversion noch „Allerdings zeigten die wichtigsten Nützlingsgruppen (...) eine signifikante Reduktion in Bt-Maisbeständen“, so gab das Resümee flächendeckend Entwarnung: „Bei den meisten der im Bt-Mais und in den Kontrollflächen erfassten Nicht-Zielorganismen (...) ergaben sich keine oder nur geringe Effekte von Bt-Mais“.

Anhörung zum Stammzellen-Gesetz
In den letzten Monaten seiner Amtszeit als Vorsitzender der „Deutschen Forschungsgemeinschaft“ trat der BAYER-Aufsichtsrat Ernst-Ludwig Winnacker noch einmal vehement für für eine Änderung des Stammzell-Gesetzes von 2002 ein. Er möchte den ForscherInnen nicht nur den Zugriff auf bis zum Jahr 2002 gewonnenen Stammzellen ermöglichen, wie es der Gesetzgeber mit der Stichtagsregelung vorsah, da er BAYER & Co. nicht die Lizenz zum Töten geben wollte, sondern auch auf solche aus frisch abgetöteten Embryos. Und seine beharrliche Arbeit zeigt nun erste Erfolge, denn im Bundestag mehren sich die Stimmen für eine Revision des Paragraphen-Werkes. Die AnhängerInnen der uneingeschränkten Forschungsfreiheit initiierten am 9.5.07 eine Anhörung zu dem Thema, bei der sich wie erwartet die versammelte Wissenschaftsgemeinschaft für eine Abschaffung der Stichtagsregelung aussprach.

PROPAGANDA & MEDIEN

Soziale Verantwortung selbstmörderisch?
Wie andere Großunternehmen gibt sich auch BAYER gerne gutmenschlich und bekennt sich zur „Corporate Social Responsibility“ (CSR). Die aus der Portokasse finanzierten Projekte bringen dem Konzern einen nicht zu unterschätzenden Image-Gewinn ein. Aber jetzt wollte es die Financial Times Deutschland einmal genauer wissen und rechnete nach. CSR lohnt sich nicht, urteilte die Zeitung unter Berufung auf den in Harvard lehrenden Wirtschaftsethiker David Vogel. Aber noch aus einem anderen Grund bezeichnete das Blatt das Pseudo-Engagement von BAYER & Co. als einen „gefährlichen Irrweg“. „Die Kapitalisten gestehen damit der fundamentalen Kapitalismuskritik zu, jedenfalls teilweise berechtigt zu sein. Milton Friedman erkannte darin bereits vor Jahrzehnten ‚einen selbstmörderischen Impuls‘“, so die Wirtschaftspostille. Sollte also am Ende eine rein virtuell bleibende Sozialarbeit das Ende des Kapitalismus einläuten?

BAYER intransparenter als ROCHE
Der Leverkusener Multi unterstützt genau diejenigen medizinischen Fachverbände oder Selbsthilfeorganisationen, von denen er sich eine Werbewirkung für seine Arzneiprodukte zur Behandlung von Krebs, Diabetes, Hämophilie und Herzkrankheiten verspricht. So erhielten in der Vergangenheit die US-Verbände „National Coalition for Cancer Survivorship“, „Juvenile Diabetes Research Foundation“, „National Hemophilia Foundation“ und „American Heart Association“ Schecks über je 100.000 Dollar. Solch eine Praxis ist in der Pharma-Branche üblich. Allerdings gehen andere Konzerne offener damit um als BAYER. ROCHE beispielsweise veröffentlicht im Internet eine Liste mit allen unterstützten Selbsthilfegruppen.

250.000 Euro als vertrauensbildene Maßnahme
In den achtziger Jahren hatte BAYER es aus Profit-Gründen unterlassen, seine Blutplasma-Produkte einer keimtötenden Hitze-Behandlung zu unterziehen, um das Risiko einer „AIDS“-Infektion zu senken. In der Folge starben Tausende Patienten durch die Ansteckung mit der Immunschwäche-Krankheit. Seither versucht der Leverkusener Chemiemulti das Vertrauen der Bluter über eine großzügige Unterstützung ihrer Verbände zurückzugewinnen. So hat das Unternehmen dem Weltbluterverband „World Federation of Hemophilia“ (WFH) anlässlich des Welthämophilie-Tages 250.000 Euro gespendet. Bei dem WFH-Präsidenten Mark W. Skinner löste der Betrag dann auch prompt Gedächtnisstörungen aus. „BAYER spielt eine wichtige Rolle dabei, die Öffentlichkeit auf die weltweiten Probleme der Hämophilie-Patienten aufmerksam zu machen und den Zugang zu einer besseren Therapie für alle Betroffenen zu ermöglichen“, bedankte er sich artig für das Schweigegeld.

BAYER im Klima-Roundtable
BAYER produziert jährlich 3,9 Millionen Tonnen Kohlendioxid. Die Reduktionen der letzten Jahre basieren zu einem großen Teil nicht auf Umweltschutzmaßnahmen, sondern auf Betriebsschließungen, Verkäufen von Unternehmensteilen und einem Outsourcing der Energie-Produktion (Ticker berichtete mehrfach). Das Klimaschutz-Engagement des Konzerns ist also größtenteils virtuell - das aber gewaltig! Es vergeht kaum ein Monat ohne eine entsprechende Initiative. So unterzeichnete der Leverkusener Multi Ende Februar 2007 die Erklärung des „Global Roundtable on Climate Change“. „Der Global Roundtable hat unsere Experten überzeugt, weil er unvoreingenommen an das Thema herangeht“, sagt Forschungsvorstand Wolfgang Plischke. Unvoreingenommen - das heißt für ihn vor allem unverbindlich. Der Roundtable ist für Plischke nämlich deshalb eine runde Sache, weil er wie von führenden PR-Agenturen empfohlen auf technische Lösungen setzt und auf das Einfordern staatlicher Restriktionen verzichtet.

BAYER sorgt sich um Öko-Investoren
Die Bedeutung der Investmentfonds, die sich bei ihrem finanziellen Engagement auch von sozialen, ökologischen und/oder ethischen Maßstäben leiten lassen nimmt zu. „Das Thema ‚ethische Anlage‘ ist vom Nischen- zum Mainstream-Thema geworden“, konstatiert BAYERs Forschungsvorstand Wolfgang Plischke. Der Leverkusener Multi reagiert darauf mit einer forcierten Arbeit am Image. Im wirklichen Leben betreibt der Konzern weiterhin „Business as usual“.

Neuer JournalistInnen-Preis
BAYER lobt erstmals einen „Europäischen Journalistenpreis 2006“ aus. Der Pillen-Riese will nach eigenem Bekunden „sorgfältig recherchierte Beiträge, die sich zugleich kritisch, allgemeinverständlich und objektiv“ mit einem Pharma-Thema auseinandersetzen, prämieren. Einen kritischen Text hat der Leverkusener Multi allerdings in seiner langen Stiftungsgeschichte noch nie gewürdigt, und das dürfte auch dieses Mal nicht geschehen. Solche Auszeichnungen stellen für das Unternehmen nämlich reine PR-Maßnahmen zur Einbindung von JournalistInnen dar. Darum verbreitet auch die auf Pharma-Marketing spezialisierte Fachzeitschrift PM-Report die Kunde von dem Preis und nimmt der „Verband Deutscher Medizinjournalisten“ die Bewerbungen entgegen.

Ausstieg bei Mathe-Olympiade
Vor der Übernahme durch BAYER hatte SCHERING elf Jahre lang die in Berlin stattfindende Mathematik-Olympiade gesponsort. Der neue Dienstherr hat daran aber kein Interesse mehr. „BAYER-SCHERING-PHARMA konzentriert sich bei der Förderung von Projekten primär auf naturwissenschaftliche Projekte, Kultur und Soziales“, ließ der Konzern knapp verlauten. Daraufhin erhielt die Faz einen geharnischten Leserbrief. „Da werden Vorstandsgehälter in für mich unvorstellbarer Höhe gezahlt. Kinder aber, die sich dem Trend der ‚Brot und Spiele‘ entgegenstemmen, ihre Freizeit zum Lernen nützen, erhalten nicht einmal Peanuts“, empörte sich die Schreiberin.

BAYER sponsort Gentech-Konferenz
Vom 5. bis zum 7. Mai 2007 fand in Boston die Gentechnik-Konferenz „International Biotechnology Convention“ statt, deren Genfood-Sektion BAYER, MONSANTO und andere Gen-Giganten sponsorten.

Geisterhaus statt BAYER-Kreuz
Der Leverkusener Multi will sein altes Wahrzeichen, das BAYER-Kreuz, entsorgen und dafür das leer stehende alte Verwaltungshochhaus als landmark nutzen. 3,5 Millionen LED-Leuchten sollen die Fassade illuminieren und diese so zur weithin sichtbaren Werbefläche machen - bei 100KW Stromverbrauch pro Stunde nicht eben prima fürs Klima. „Das wird demontiert, weil es einfach nicht mehr zeitgemäß ist“, kommentiert ein Unternehmenssprecher den Abriss. Und zeitgemäß ist es nach all den Umstrukturierungen der letzten Jahre auch wirklich nicht mehr. Das Kreuz steht nicht einmal mehr auf BAYER-Boden, sondern - wie so vieles inzwischen - auf dem Gelände der Konzern-Abspaltung LANXESS, der Pharma-Riese unterhält an seinem Stammsitz nämlich neben einigen Büros und Forschungseinrichtungen nur noch wenige Produktionsstätten.

Preis für Laser-Scanner
Der Leverkusener Multi hat mit Produkt-Piraten zu kämpfen, die etwa ASPIRIN-Kopien in Umlauf bringen. Um die Spurensuche zu erleichtern, hat er deshalb auf Basis eines von der Firma INGENIA TECHNOLOGY erfundenen Verfahrens eine Art Laser-Scanner entwickelt, der genau zwischen Original und Fälschung unterscheiden kann. Dafür erhielt der Konzern auf der diesjährigen Hannover-Messe den Hermes-Award.

Max-Planck-Institut vor BAYER-Karren
Das Max-Planck-Institut hat sich von BAYER & Co. einspannen lassen, um zu versuchen, den ziemlich verfahrenen Gentechnik-Karren aus dem Dreck zu ziehen. Auf einer einseitigen Zeitungsanzeige der Initiative mit dem bedrohlichen Namen „Chemie macht Zukunft“ wirbt Dr. Heinz Saedler vom Max-Planck-Institut für Züchtungsforschung mit dem Satz „Gentechnologie macht die Erde zwar nicht größer, aber ertragreicher“ für die Risikotechnologie und versucht in dem folgenden Interview, Bedenken zu zerstreuen.

„Kölner Erklärung“ für Gentech
Ein BeraterInnen-Gremium von Bundeswirtschaftsminister Michael Glos sprach sich in der „Kölner Erklärung“ dafür aus, die grüne Gentechnik bis 2030 europa-weit zum Standard in der Landwirtschaft zu machen, ansonsten würde die steigende Nachfrage nach Bio-Treibstoff die Nahrungsmittel-Produktion gefährden. Bei den ExpertInnen, „die nach außen ein Höchstmaß an Verlässlichkeit und Seriösität ausstrahlen wollen“ (Faz), handelt es sich aber keinesfalls um unabhängige Fachleute, sondern um die üblichen Verdächtigen: ManagerInnen von BAYER & Co. sowie Max-Planck-ForscherInnen, von denen so mancher nicht einmal davor zurückschreckt, in Werbekampagnen der Gentechnik-Industrie aufzutauchen (s. o.).

Preis für UmweltbotschafterInnen-Programm
Das Public-Relation-Fachmagazin PR-Report hat BAYERs UmweltbotschafterInnen-Programm mit einem Preis bedacht. Es stellte damit in dankenswerter Offenheit noch einmal klar, wobei es sich bei der Kinderlandverschickung von Emissären aus den Entwicklungsländern zum ökologischen Bildungsurlaub nach Leverkusen wirklich handelt: Um Public Relation.

1. FC Deutschland 06 macht weiter
Im Herbst 2004 trafen sich Manager von BAYER und anderen Konzernen mit dem damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder, um zu bereden, wie man die kommende Fußballweltmeisterschaft als Werbung für die Multis nutzen könnte. So ventilierten die ManagerInnen den „1. FC Deutschland 06“, der unter anderem mit der Kampagne zum „Land der Ideen“ hervortrat. Da die Unternehmen Gefallen an der Sache fanden, gingen sie in die Verlängerung und institutionalisierten den Werbeverein. Mit ständigem Sitz in Berlin versteht sich der „1. FC Deutschland 06 nun als internationale Standort-Initiative. Er warb mit Claudia-Schiffer-Plakaten für Investitionen, erklärte den zum G8-Gipfel angereisten JournalistInnen Deutschland und plant für den Herbst eine PR-Tour nach China.

TIERE & VERSUCHE

Wieder mehr Tierversuche
Die Zahl der Tierversuche hat sich 2005 gegenüber dem Vorjahr um 6,5 Prozent auf 2,4 Millionen erhöht. Nach einem kurzzeitigen Rückgang steigt die Zahl der Experimente mit Ratten, Mäusen, Hunden und Katzen seit einiger Zeit wieder stark an, wofür hauptsächlich die Gentechnik verantwortlich ist. Auch bei BAYER dürften die Labor-Quälereien nach der Übernahme des SCHERING-Konzerns zunehmen, zumal SPD und CDU ihrer im Koalitionsvertrag festgehaltenen Ankündigung, sich für alternative Testverfahren einzusetzen, bislang kaum Taten haben folgen lassen.

DRUGS & PILLS

Lebensgefährliches TRASYLOL
Eine im New England Journal of Medicine veröffentlichte Studie hatte dem vor allem zur Blutstillung bei Bypass-Operationen verwendeten BAYER-Mittel TRASYLOL lebensgefährliche Nebenwirkungen von Nierenversagen über Schlaganfälle bis hin zu Herzinfarkten attestiert (SWB 1/06). Die US-amerikanische Arzneiaufsicht FDA überprüfte das Medikament daraufhin, entschied sich aber gegen einen Entzug der Zulassung, weil dem Leverkusener Multi eine Irreführung der Behörden gelungen war. Der Pharma-Riese hatte der Institution eine selbst in Auftrag gegebene Untersuchung verschwiegen, die zu alarmierenden Befunden gekommen war, was einen großen Skandal auslöste (siehe SWB 4/06). Nun hat eine weitere Expertise die gesundheitsgefährdenden Effekte der Arznei nachgewiesen. ForscherInnen der „Ischemia Research and Education Foundation“ stellten ein im Vergleich zur Referenz-Gruppe um zwei Drittel höheres Sterblichkeitsrisiko fest; 21 Prozent der mit TRASYLOL behandelten PatientInnen kamen um. Schon vorher hatte die FDA das Anwendungsspektrum des Pharmazeutikums auf solche Operationen beschränkt, die den raschen Einsatz von Herz/Lungen-Maschinen ermöglichen. Da dies nur bei Eingriffen am Herzen der Fall ist, brach der Konzern Studien zur Gabe von TRASYLOL bei Wirbelsäulen-, Lungen-, Speiseröhren und Harnblasen-OPs ab.

ASPIRIN nach Herzinfarkten
Das von BAYER viel gescholtene „Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen“ (IQWIG) hat eine Entscheidung zu Gunsten des Leverkusener Multis gefällt. Es riet den Krankenkassen, die Kosten für das bislang oft zur Blutverdünnung nach Herzinfarkten oder Schlaganfällen verordnete Clopidogrel nicht mehr zu erstatten und sprach sich statt dessen für das preiswertere ASPIRIN aus.

ASPIRIN: hohes Sterberisiko
Nach einer Studie des „Tufts-New-England-Medical-Centers“ erhöht die tägliche Einnahme von ASPIRIN, wie sie BAYER zur Prophylaxe von Herzinfarkten propagiert, das Sterberisiko. 10 Menschen auf 100.000 EinwohnerInnen fallen dem „Tausendsassa“ zum Opfer, haben die WissenschaftlerInnen errechnet. Damit ist das Schlucken von ASPIRIN fast so gefährlich wie das Autofahren, das laut Statistik 11 von 100.000 Menschen das Leben kostet.

ASPIRIN als Dopingmittel

  • 1


„Es ist auch kein Geheimnis, dass in vielen Sportarten schon im Jugendbereich regelmäßig Schmerzmittel wie ASPIRIN und VOLTAREN verwendet werden“, sagt Hans Geyer, der Geschäftsführer des „Zentrums für präventive Dopingforschung“ und stellvertretende Leiter der Biochemie-Abteilung der Kölner Sporthochschule. Er sieht diese Praxis als Doping an, weil ASPIRIN & Co. der Leistungsverbesserung dienen. Auf die Frage, warum die Präparate dann nicht auf der Dopingliste stehen, antwortet er: „Möglicherweise gibt es Widerstände von verschiedenen Gruppen, von der Industrie selbst“ und führte anschließend die große Verbreitung der Mittel in der Bevölkerung als weitere Schwierigkeit an, weil dieses die Gefahr einer Überfülle an positiven Fällen und nachfolgend ebenso vieler Ausnahmegenehmigungen berge.

ASPIRIN als Dopingmittel

  • 2


Der ehemaliger Radsportler Sascha Severin betrachtet ASPIRIN als Einstiegsdroge für das Doping. Schon bei den jugendlichen Radlern hätte es bestimmte Rituale gegeben, berichtete er der Faz, ein blitzsauber geputztes Rad, regelmäßige Übungszeiten - und das Schlucken von ASPIRIN vor den Wettkämpfen. Das unterdrückte den Schmerz und förderte die Durchblutung. „So kann eine Dopingkarriere mit einem vergleichsweise harmlosen Mittel beginnen“, resümiert die Zeitung.

BAYER goes East
Der Leverkusener Multi übernimmt den Vertrieb seiner Medikamente in Russland, Weißrussland, der Ukraine und Kasachstan künftig selbst und hat zu diesem Zweck seinen bisher für die Distribution zuständigen Kooperationspartner PHARMONYX aufgekauft.

Hausgemachtes BETAFERON
Seit 1993 produziert die US-amerikanische Firma CHIRON für die im letzten Jahr von BAYER übernommene SCHERING AG das Multiple-Sklerose-Medikament BETAFERON. Im Jahr 2006 kaufte NOVARTIS CHIRON. Im Falle eines solchen Falles sah der zwischen CHIRON und SCHERING geschlossene Vertrag eine Option auf den Kauf der US-amerikanischen Produktionsstätten vor. Um diesen Passus entbrannte nun aber ein Streit zwischen BAYER und NOVARTIS, den die Konzerne Ende März 2007 beilegten. Nach der nun getroffenen Vereinbarung geht die BETAFERON-Fertigung für 200 Millionen Dollar an den Leverkusener Multi, der NOVARTIS noch bis Oktober 2008 zu 12,5 Prozent an den Umsätzen mit der Arznei beteiligen muss. Ab 2009 will der Schweizer Pharma-Riese das Pharmazeutikum selber vermarkten, lässt dann aber gegen ein entsprechendes Entgeld bei BAYER produzieren.

NEXAVAR bei Leberkrebs?
BAYERs zur Behandlung von Nierenkrebs im fortgeschrittenen Stadium zugelassenes Gentech-Präparat NEXAVAR musste unlängst einige Rückschläge verkraften. Der Leverkusener Multi brach klinische Erprobungen zur Therapie von Haut- und Bauchspeicheldrüsenkrebs wegen Erfolgslosigkeit ab (Ticker 4/06). Jetzt strebt der Pharmariese eine Zulassung für die Indikation „fortgeschrittener Leberkrebs“ an und präsentierte erste Forschungsergebnisse, wonach das Mittel die Überlebenszeit der PatientInnen angeblich um ca. drei Monate verlängert.

Beteiligung an AICURIS
BAYER hat seine Anti-Infektiva-Abteilung an die Gebrüder Strüngmann verkauft, die das Geschäft unter dem Namen AICURIS weiterführen. An dem neu gegründeten Unternehmen hält der Leverkusener Multi allerdings noch eine Minderheitsbeteiligung.

Diabetes: BAYER bildet fort
BAYER bietet ArzthelferInnen eine kostenlose Fortbildung zum Thema „Diabetes“ an. Damit das sich lohnt, dürften bei den Seminaren die vom Konzern produzierten Diabetes-Meßgeräte ausgiebig zum Einsatz kommen, damit die TeilnehmerInnen die Geräte den PatientInnen weiterempfehlen können. Auch über die von vielen ExpertInnen bestrittenen Vorzüge des Konzern-Diabetikums GLUCOBAY werden die Arzthelferinnen wohl so einiges erfahren.

Neuer Cholesterinsenker
Der LIPOBAY-Skandal mit seinen über 100 Toten hält den Leverkusener Multi nicht davon ab, weiter Cholesterinsenker zu vermarkten - zu lukrativ erscheint offensichtlich diese Medikamenten-Gruppe. So hat BAYER im Juni 2007 gemeinsam mit dem Pharma-Riesen SCHERING-PLOUGH das Präparat ZETIA in Japan herausgebracht.

Keine Pille für den Mann
Im letzten Jahr haben BAYER und das US-amerikanische Pharma-Unternehmen ORGANON ihre Kooperation bei der Entwicklung einer „Pille für den Mann“ nach Abschluss der Phase II der klinischen Tests eingestellt. Im Juni 2007 verkündete der Pharma-Riese schließlich das Ende aller Forschungsanstrengungen auf diesem Gebiet.

Topseller BETAFERON
Mit einem Umsatz von 244 Millionen Euro war das „Multiple Sklerose“-Präparat BETAFERON BAYERs meistverkauftes Medikament im Geschäftsjahr 2006. Platz zwei nimmt die Anti-Baby-Pille YASMIN (240 Millionen) ein.

WASSER, BODEN & LUFT

Die Klimarechnung: 3,9 + 3,6 Mio. Tonnen
Auf der diesjährigen BAYER-Hauptversammlung hat der Vorstandsvorsitzende Werner Wenning erstmals genauere Angaben darüber gemacht, welche Kohlendioxid-Menge durch den von externen Anbietern bezogenen Strom noch auf die Klimarechnung BAYERs draufkommt: Es handelt sich nach seinen Angaben um 3,6 Millionen Tonnen. Mit den bislang offiziell angegebenen 3,9 Millionen Tonnen zusammen trägt der Konzern nun also Verantwortung für CO2-Emissionen in einer Größenordnung von 7,5 Millionen Tonnen.

Weniger CO2 in der Chlor-Produktion?
Mit einer Chlor-Produktion von 1,2 Millionen Tonnen gehört BAYER europa-weit zu den größten Anbietern der Substanz, die nicht nur zu den gefährlichsten Umweltgiften zählt, sondern in der Herstellung auch soviel Energie verschlingt wie kaum eine andere Chemikalie. Zumindest bei letzterem sinnt der Konzern auf Abhilfe. Mittels einer Sauerstoff-Verzehrkathode, dessen Entwicklung das Bundesforschungsministerium mit sechs Millionen Euro subventionierte, will er den Strombedarf bei der Gewinnung von Chlor um ein Drittel senken und damit seinen Kohlendioxid-Ausstoß um zwei Millionen Tonnen reduzieren, was jedoch allzu hochgegriffen erscheint.

Mittelohrentzündungen durch Stickstoffoxide
4.500 Tonnen Stickstoffoxide bliesen die BAYER-Werke im Jahr 2005 in die Luft. Diese Schadstoffe können die menschliche Gesundheit massiv schädigen. Nach einer Studie des Neuherberger „GSF-Forschungszentrums für Umwelt und Gesundheit“ sorgt schon eine um 10 Mikrogramm gestiegene Stickstoffdioxid-Belastung bei Kindern für ein um 14 Prozent höheres Risiko, an einer Mittelohrentzündung zu erkranken. Die Gefahrstoffe greifen die Flimmerhärchen in den oberen Atemwegen an, weshalb diese ihre Filterfunktion nur noch eingeschränkt ausfüllen und Infektionen entstehen, die wiederum häufig Mittelohrentzündungen nach sich ziehen.

PESTIZIDE & HAUSHALTSGIFTE

Bienensterben in den USA
Von „einem mysteriösen Bienensterben in den USA“ berichteten im Frühjahr viele Medien. Rund die Hälfte der 2,5 Millionen Bienenvölker verendete. Nach und nach kam allerdings Licht ins Dunkel. „Der Hauptverdächtige ist nach Meinung vieler Wissenschaftler das am weitesten verbreitete Insektizid auf dem Planeten: Imidacloprid (Wirksubstanz von BAYERs GAUCHO, Anm. SWB) “, schrieb die Zeitung Star-Ledger. Immer mehr ExpertInnen messen der Ackergift-Ausbringung einen bedeutenen Anteil am Tod der Bienen zu, wenn auch nicht unbedingt im Sinne eines einfachen Ursache-Wirkung-Zusammenhanges. „Die Imidacloprid-haltigen Insektizide machen ganze Arbeit bei Termiten, Fliegen und Zecken, aber die Menschen vergessen, dass auch Bienen Insekten sind. Die Ignoranz, welche die Chemie-Unternehmen gegenüber guten Insekten zeigen - und zeigen dürfen - erstaunt mich“, sagt etwa Jerry Hayes, Insektenkundler und Präsident der US-amerikanischen Bienenzucht-InspektorInnen.

Aus für Tolylfluanid
Das „Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit“ (BVL) hat BAYER die Zulassung für den Pestizid-Wirkstoff Tolylfluanid entzogen, den der Agro-Riese unter den Namen EUPAREN M WG, FOLICUR EM und MELODY MULTI vermarktet. Gelangt die Chemikalie in Flüsse, die zur Trinkwassergewinnung dienen, kann sein Abbauprodukt Diemethylsulfamid im Zuge der Aufbereitung nämlich das gesundheitsgefährdende Nitrosamin bilden, wenn die Wasserversorger zur Entkeimung Ozon einsetzen.

Pestizide in Lebensmitteln
Liegen die Pestizid-Rückstände in Lebensmitteln über der Akuten Reverenz-Dosis (ARfD), so stellen sie eine Gefahr für die menschliche Gesundheit dar. GREENPEACE untersuchte jüngst Obst und Gemüse und wies zahlreiche solcher Überschreitungen nach. Drei auch von BAYER hergestellte Ackergifte waren dabei mit von der Partie: das in SUMICLEX WG enthaltene Procymidon, das unter anderem in MALIX, PHASER und THIODAN zu findende Endosulfan - beide in der Bundesrepublik gar nicht mehr zugelassen! - und das sich in LEBAYCID tummelnde Fenthion. Der Procymidon-Gehalt übertraf bei italienischen Tafeltrauben die ARfD um 254 Prozent. Endosulfan kam bei spanischer Paprika auf 244 Prozent und Fenthion erreichte bei von dort stammenden Pfirsichen die 184-Prozent-Marke.

Auflagen für Endosulfan
BAYER kann den in der Bundesrepublik wegen seiner Gefährlicheit seit geraumer Zeit nicht mehr zugelassenen Pestizidwirkstoff Endosulfan, enthalten in den Ackergiften MALIX, PHASER und THIODAN, künftig nur noch unter Auflagen in Länder der „Dritten Welt“ importieren. Das „Chemical Review Committee“ empfahl, den Stoff gemäß der Rotterdamer Konvention zu behandeln. Deshalb darf der Export nur noch erfolgen, wenn die staatlichen Stellen dem Geschäft ausdrücklich zustimmen und der Leverkusener Multi die KäuferInnen ausführlich über die Risiken und Nebenwirkungen der Substanz aufgeklärt hat.

Hormonspritzen für Obst
In Bangladesh behandeln LandwirtInnen ihre Früchte mit dem von BAYER importierten Hormonspray ETHREL 48 SL, um den Reifeprozess zu beschleunigen und das Obst länger frisch zu halten. Nach Ansicht des Physikers Dr. Abdul Hamid kann diese Extraportion Chemie bei den KonsumentInnen die Leber, die Nieren und die Fortpflanzungsorgane schädigen. Eine besondere Bedrohung stellen die mit ETHREL und anderen Produkten eingesprühten Lebensmittel seiner Meinung nach für die Gesundheit von Kindern dar.

Pestizide machen depressiv
Eine in der Fachzeitschrift Journal of Occupational and Environmental Medicine (Nr. 48) erschienene Fallkontrollstudie hat einen Zusammenhang zwischen Pestizid-Exposition und dem Entstehen von Depressionen nachgewiesen.

Pestizid-Boom dank Biosprit
BAYER setzt große Hoffnung auf die Gewinnung von Treibstoff aus nachwachsenden Rohstoffen wie Raps, weil der Konzern sich durch die blühenden Biokraftstoff-Landschaften einen größeren Pestizid-Absatz verspricht. Das sagt er natürlich nicht offen, in offiziellen Verlautbarungen führt er vornehmlich ökologische Gründe an. UmweltschützerInnen haben dagegen viele Zweifel am Raps im Tank. So ist die Energiebilanz mäßig. Ein Hektar Anbaufläche ergibt nur 1600 Liter Biodiesel; selbst wenn auf der Hälfte aller bundesdeutschen Äcker solche Pflanzen blühen würden, wäre der Bedarf nicht gedeckt. GREENPEACE warnt zudem vor einer weiteren Zerstörung der Regenwälder und anderer wichtiger Ökotope in den ärmeren Ländern, wenn Rodungen für Biosprit-Plantagen erfolgten. Auch auf die Ernährungslage könnte der Boom verheerende Folgen haben wie jüngst die Tortilla-Krise in Mexiko gezeigt hat, wo der zur Energiegewinnung in die USA exportierte Mais die Preise des Grundnahrungsmittels in für viele Menschen unerschwingliche Höhen getrieben hat. Und nicht zuletzt dürfte der Einsatz von Agrochemikalien bei nicht zum Verzehr bestimmten Ackerfrüchten (noch) gewissensloser erfolgen.

Comeback für Organophosphate
BAYER behauptet gerne, die Fortschritte in der Produktentwicklung erlaubten die Herstellung immer zielgenauerer und ungiftigerer Pestizide. In Wirklichkeit aber stellen sich immer mehr Schadinsekten auf die neue Substanzklasse der Pyrethroide ein, weshalb die alten Chemischen Keulen fröhliche Urständ feiern (siehe auch Ticker 3/06). So erlebt derzeit das in der Bundesrepublik wegen seiner Gefährlichkeit gar nicht mehr zugelassene Organophosphat Endosulfan, unter anderem Wirkstoff der BAYER-Produkte MALIX, PHASER, THIODAN, ein Comeback im afrikanischen Baumwollanbau.

Tod im Baumwollfeld
43 Pestizid-Tote unter Baumwoll-FarmerInnen in neun Dörfern der senegalesischen Velingara-Region registrierte eine im Februar 2003 durchgeführte Untersuchung des PESTIZID-AKTIONS-NETZWERKES/Afrika. Unter den Agrochemikalien, welche die LandwirtInnen verwendeten, befand sich auch das BAYER-Produkt TAMARON mit dem Wirkstoff Methamidophos.

EU schränkt Pestizid-Gebrauch ein
Die Europäische Union hat den Gebrauch von acht Pestiziden eingeschränkt bzw. verboten. Den Wirkstoff Azinphos-methyl, unter anderem in den BAYER-Produkten GUSATHION und GUTHION enthalten, zog die EU ganz aus dem Verkehr. Die Zulassung der Wirkstoffe Methamidophos (TAMARON) und Procymidone (SUMICLEX WG) befristete sie auf drei Jahre, zudem legte Brüssel Anwendungsbeschränkungen für diese Ackergifte fest. Das PESTIZID-AKTIONS-NETZWERK hatte ein Aus für alle acht Substanzen gefordert, betrachtet die Entscheidung aber trotzdem als einen Teilerfolg.

MOCAP weiterhin zugelassen
In der philippinischen Provinz Davao del Norte erlitten im letzten Jahr 79 Kinder eine durch die BAYER-Agrochemikalie MOCAP ausgelöste Pestizid-Vergiftung (Ticker 4/06). Als „extrem gefährlich“ rechnet die Weltgesundheitsorganisation WHO MOCAP (Wirkstoff: Ethroprophos) der höchsten Gefährdungsklasse Ia zu. Trotzdem hat die Europäische Union dessen Zulassung für Anwendungen im Kartoffelanbau verlängert.

Chlorpyrifos schädigt Kinder
Nach einer in der Fachzeitschrift Pediatrics, 118 (6) veröffentlichten Untersuchung schädigt der Pestizid-Wirkstoff Chlorpyrifos, enthalten unter anderem in den BAYER-Produkten BLATTANEX, PROFICID und RIDDER, die psycho-motorische Entwicklung von Kindern. Minderjährige, die einen höheren Chlorpyrifos-Anteil im Blut hatten, zeigten deutlich mehr Konzentrationsstörungen und andere Verhaltensauffälligkeiten als ihre AltersgenossInnen aus der Vergleichsgruppe.

USA schränkt Chlorpyrifos-Anwendungen ein
Der unter anderem in den BAYER-Produkten BLATTANEX, PROFICID und RIDDER enthaltene Wirkstoff Chlorpyrifos schädigt die menschliche Gesundheit massiv (s. o.). Deshalb darf er in den USA nicht mehr als Haushaltsinsektizid zum Einsatz kommen. Die europäischen und bundesdeutschen Behörden erlauben dies jedoch weiterhin.

Uruguay: krankmachende Pestizide
In der uruguayischen Region Bella Union nahe der Grenze zu Brasilien befinden sich zahlreiche landwirtschaftlich genutzte Flächen. Die Ausbringung der Pestizide auf den Feldern hat die Zahl der Atemwegs- und Krebserkrankungen ebenso steigen lassen wie diejenige der Frauen, die Kinder mit Geburtsfehlern zur Welt bringen. Zu den am häufigsten verwendeten Agrochemikalien gehören mit Glyphosate, Wirkstoff von GLYPHOS und USTINEX G, Endosulfan (MALIX, PHASER, THIODAN) und Chlorpyrifos (BLATTANEX, PROFICID, RIDDER) auch zahlreiche von BAYER vermarktete Inhaltsstoffe. Das PESTIZID-AKTIONS-NETZWERK (PAN), FRIENDS OF THE EARTH und die INTERNATIONAL AGRICULTURE WORKER‘S UNION hat diese Situation bewogen, in Bella Union aktiv zu werden und Vorschläge für einen besseren Gesundheitsschutz der Menschen auszuarbeiten.

Pestizide schädigen Ökosystem „Boden“
Während des Wachstumsprozesses bilden Kulturpflanzen im Boden Knöllchen. Dort siedeln sich Bakterien an und versorgen die Ackerfrüchte so mit dem lebensnotwendigen Stickstoff. Pestizide stören aber diesen Prozess, so dass die Ernteerträge oftmals unter den Erwartungen bleiben, wie ein Forscherteam um John McMachlan von der US-amerikanischen Nationalen Akademie der Wissenschaften herausgefunden hat. Unter den größten Störenfrieden: der unter anderem im BAYER-Ackergift FOLIDOL enthaltene Wirkstoff Parathion Methyl.

GENE & KLONE

Brasilien genehmigt Gen-Mais
Die brasilianischen Behörden haben genmanipulierten BAYER-Mais mit einer eingebauten Resistenz gegenüber dem Herbizid LIBERTY LINK zugelassen, nachdem Präsident Lula da Silva kurz vorher die Zulassungsbedingungen gelockert hatte. Der Entscheidung lagen nur vom Agro-Multi eingebrachte Dokumente zugrunde, Informationen von Gentechnik-GegnerInnen würdigte das Gremium nicht. Auch führte die „National Technical Commission on Biosafety of Brazil“ im Vorfeld des Genehmigungsverfahrens keine öffentliche Anhörung durch, was besonders die Organisation der landlosen Bauern und Bäuerinnen monierte. Die LandwirtInnen-Organisation VIA CAMPESINA BRASIL kritisierte die Entscheidung scharf. „Die Freigabe des Anbaus transgener Pflanzen zu kommerziellen Zwecken stellt eine Verantwortungslosigkeit gegenüber den brasilianischen Farmern, der Landwirtschaft und der Biodiversität dar“, kommentierte die Organisation.

Neuer Genreis-Fund in USA
Das US-amerikanische Landwirtschaftsministerium hat in der Reispflanze „Clearfield 31“ Spuren von BAYERs genmanipulierter Sorte LL604 gefunden. Es untersagte daraufhin einen weiteren Anbau und forderte die LandwirtInnen auf, ihre Clearfield-Felder zu zerstören. Nun hat nach LL601 und LL62 schon die dritte Laborfrucht BAYERs einen erheblichen gentechnischen Flurschaden angerichtet.

Mexiko hat Angst vor BAYER-Reis
Mexiko ist der US-amerikanische Reis nicht mehr geheuer. Das Land fürchtet Verunreinigungen durch BAYERs genmanipulierte LIBERTYLINK-Sorten und hat mehrere Lieferungen an der Grenze aufgehalten. Zudem hat der Staat Verhandlungen mit den USA über Gentech-Belastungsgrenzen bei der Getreideart aufgenommen.

Importgenehmigung für BAYER-Raps
Im letzten Jahr hatte der EU-Agrarrat BAYERs gentechnisch manipulierten Rapssorten Ms8, Rf3 und Ms8xRf3 eine Einfuhrerlaubnis verweigert (Ticker 4/06). Da die GenskeptikerInnen aber weniger als zwei Drittel der Stimmen auf sich vereinigen konnten, hatte die EU-Kommission das letzte Wort. Diese stimmte dem Antrag des Leverkusener Multis, den auch die Bundesregierung unterstützt hatte, zu, was den Gen-Giganten dazu bewog, die EU-Genehmigung für drei ältere Genraps-Varietäten auslaufen zu lassen. Einer „strengen Risikobewertung“ will die Kommission die für die Futtermittel-Produktion bestimmten Laborfrüchte unterzogen haben. Dabei muss ihnen allerdings so einiges entgangen sein, denn der gentechnisch gegen das Herbizid LIBERTYLINK immun gemachte Raps richtete schon so einigen Flurschaden an. So kreuzte sich auf australischen Feldern bereits in konventionellen Raps ein und fügte den LandwirtInnen so erheblichen finanziellen Schaden zu. Auch der LIBERTYLINK-Wirkstoff Glufosinat steht in der Kritik. Wegen seiner Gefahren für Mensch, Tier und Umwelt nimmt die Europäische Union gerade eine Sicherheitsprüfung vor.

Mehr Gentech-Baumwolle
BAYER treibt das Geschäft mit gentechnisch verändertem Baumwoll-Saatgut unaufhaltsam voran. Bereits jetzt der zweitgrößte Anbieter auf dem US-Markt, kaufte der Leverkusener Multi nun für 230 Millionen Euro die entsprechende Saaten-Sparte des Unternehmens STONEVILLE auf.

BAYER & Co. forcieren weiße Gentechnik
BAYER & Co. verstärken ihre Anstrengungen auf dem Gebiet der weißen Gentechnik, dem Einsatz von Mikroorganismen in der Industrie-Produktion, beispielsweise bei der Herstellung von Waschmitteln, Nahrungsmitteln oder Medikamenten. Zu diesem Zweck hat der Leverkusener Multi gemeinsam mit BASF, HENKEL und anderen Unternehmen den „Industrieverbund Mikrobielle Genomforschung“ gegründet. Der Verband hat die Aufgabe, die Forschung in diesem Bereich zu intensivieren. Das Investieren allerdings teilt er sich mit dem Staat. Für erste Projekte gab das „Bundesministerium für Forschung und Bildung“ 21 Millionen Euro dazu.

BAYER will mehr Biotech
Die Bioscience-Sparte von BAYER CROPSCIENCE (BCS) will nach eigener Aussage „an der genetischen Verbesserung der Gemüseproduktion und -vermarktung mitwirken“. Die Methoden dazu reichen von direkter gentechnischer Manipulation bis zu einer auf gezielter Erbgut-Auswahl basierenden Saatgut-Entwicklung, dem so genannten Smart Breeding. Im Geschäftsjahr 2005 hatte die Konzern-Abteilung mit 328 Millionen Euro einen 5,5-prozentigen Anteil am gesamten CROPSCIENCE-Umsatz. Aber BCS-Chef Friedrich Berschauer strebt nach Höherem: „Unser Ziel ist es, das Bioscience-Geschäft langfristig auf eine Milliarde Euro auszubauen.“

LABOR & FRÜCHTE

BAYER erweitert Tomaten-Portfolio
Der Leverkusener Agro-Riese mag die herkömmlichen Tomaten nicht. Darum will der bislang nicht als Feinschmecker hervorgetretene Konzern sie mittels „Smart Breeding“ (Ticker 1/07) auf den Geschmack bringen. Seine niederländische Tochter-Gesellschaft NUNHEMS BV fahndet im Erbgut des Gemüses nach besonderen Sorten und entwickelt auf dieser Basis dann Saatgut exklusiv für den Nahrungsmittelmulti UNILEVER. „Wir erwarten, dass die Vereinbarung attraktive Wachstumschancen für unser weltweites Tomaten-Portfolio eröffnet“, so NUNHEM-Entwicklungschef Orlando de Ponti. Wem da nicht das Wasser im Munde zusammenläuft ...

Hybrid-Reis für China
BAYER hat in China ein Joint Venture zur Entwicklung und Vermarktung von Reis-Sorten gegründet. Dabei handelt es sich um so genannten Hyprid-Reis, der sich nicht gut zur Wiederaussaat eignet. Deshalb müssen die LandwirtInnen jedes Jahr neue Samen kaufen - ein einträgliches Geschäft für den Agro-Riesen.

STANDORTE & PRODUKTION

Mehr Kunststoff aus Fernost
BAYER will die Kunststoff-Herstellung in Indien und China ausbauen. 80 Millionen Euro steckt der Konzern in die Erweiterung der Makrolon-Produktion an den dortigen Standorten. Zudem erhöht das Unternehmen die Kapazität seines Weichschaum-Werkes in Shanghai von 160.000 auf 300.000 Tonnen im Jahr.

Baytown wieder am Netz
Am 26. September 2006 ereignete sich im Baytowner BAYER-Werk eine Explosion (siehe auch SWB 4/06). Mehr als 22 Beschäftigte kamen ins Krankenhaus. Zudem zerstörte die Detonation einen Großteil der TDI-Produktionsanlage. Im Januar 2007 nahm der Konzern die Kunststofffertigung wieder auf.

Monheim: Streit um Ausgleichsfläche
Der Leverkusener Multi macht sich am Standort Monheim nicht nur durch den geplanten Bau einer Kohlendioxid-Pipeline unbeliebt. Er sabotiert auch die Pläne der Stadt für die Ausweisung von Gewerbegebieten.
Der Konzern duldet nämlich keine Firmen neben sich und hat deshalb der Kommune ein für Ansiedelungen vorgesehenes Areal vor der Nase weggeschnappt. BAYER wollte der Verwaltung zwar eine Alternativ-Fläche zur Verfügung stellen, aber das Rathaus wartet bisher vergebens. Von „kaum zu überbietender Arroganz“ spricht deshalb Chefplaner Thomas Waters.

Grigat neuer Chemiepark-Leiter
Ernst Grigat tritt die Nachfolge von Heinz Bahnmüller als Leiter des Leverkusener Chemieparks an. Dessen Posten im Vorstand von BAYER INDUSTRY SERVICES erbte Grigat jedoch nicht. Der Leverkusener Multi nutzte den Stabswechsel, um das Gremium von drei auf zwei Sitze zu verkleinern.

IMPERIUM & WELTMARKT

Wall Street ohne BAYER SCHERING
Der mit großem Tamtam begleitete Gang an die New Yorker Börse hat für BAYER die Er

[Ticker 03/2006] STICHWORT BAYER 03/2006 – Ticker

CBG Redaktion

AKTION & KRITIK

GAUCHO-Kampagne in Kanada
BAYERs Saatgutbehandlungsmittel GAUCHO mit dem Wirkstoff Imidacloprid ist für ein Bienensterben in großem Ausmaß verantwortlich und deshalb in Frankreich schon mit Anwendungseinschränkungen belegt. Die COALITION FOR A HEALTHY OTTAWA hat jetzt wegen dieser „Risiken und Nebenwirkungen“ in Kanada eine Kampagne gegen das Pestizid gestartet.

GLOBAL 2000 für GAUCHO-Verbot
Frankreich untersagte im Jahr 2004 die Ausbringung des BAYER-Pestizids GAUCHO mit dem Wirkstoff Imidacloprid auf Sonnenblumen- und Maisfeldern, nachdem eine Studie die Agrochemikalie für den Tod von 90 Milliarden Bienen innerhalb eines Zeitraumes von zehn Jahren verantwortlich gemacht hatte. Auch eine Untersuchung aus Österreich wies die Bienengefährlichkeit des Mittels nach. Deshalb fordert die alpenländische Umweltschutzgruppe GLOBAL 2000 nun ein Verbot des Ackergiftes. „Es ist ein Skandal, dass Imidacloprid in Österreich immer noch eingesetzt wird - und noch dazu legal! Imidacloprid wirkt nachweislich als Nervengift auf Honigbienen“, protestierte Lisa Kernegger im Namen der Initiative.

Kampagne gegen BAYERs Genreis
BAYER hat für den gentechnisch manipulierten Reis LL 601, der in den USA auf herkömmliche Sorten übergriff und deshalb Schlagzeilen machte (siehe GENE & KLONE), in Südafrika eine Importgenehmigung beantragt, obwohl das Land ein Gentech-Moratorium verhängt hat. Die Initiative AFRICAN CENTRE FOR BIOSAFETY fordert eine Ablehnung des BAYER-Begehrs und machte bei den Behörden eine entsprechende Eingabe.

SPD: Mehr ausbilden!
Lehrlinge stellen in bundesdeutschen Firmen durchschnittlich sieben Prozent der Belegschaft. BAYER erreicht diese Quote jedoch nicht und befindet sich damit in der schlechten Gesellschaft der anderen großen börsennotierten Unternehmen. Die SPD hat BAYER & Co. deshalb aufgefordert, mehr Lehrstellen bereitzustellen.

MedizinerInnen gegen Schein-Innovationen
„Die Pharmaindustrie schlägt in ihrer Preispolitik erbarmungslos zu und betreibt gewaltigen Marketingaufwand. Es ist unsere Aufgabe, gegenzusteuern“, sagt Leonhard Hansen, Leiter der „Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein“. Deshalb verpflichtete die Organisation ihre Mitglieder, höchstens noch zu 30 Prozent Originalpräparate zu verschreiben und ansonsten auf Nachahmerprodukte zurückzugreifen. Zudem veröffentlichte sie eine Aufstellung mit teuren Medikamenten, die lediglich alter Wein in neuen Schläuchen sind. Gegen diese „me-too-Liste“ gingen 17 Pharma-Unternehmen gerichtlich vor. Der Leverkusener Multi trägt die Klage nicht mit, obwohl sich unter den von der Kassenärztlichen Vereinigung inkriminierten Scheininnovationen auch sein als Herz/Kreislauf-Mittel eingesetzter Kalzium-Antagonist BAYMYCARD befindet.

EU gegen BAYER & Co.?
Die österreichische Politikerin Maria Rauch-Kallat hat in ihrer Funktion als Vorsitzende des EU-Rates der GesundheitsministerInnen scharfe Kritik an BAYER & Co. geübt. Sie warf den Pillenproduzenten vor, für die EU-weite Kostenexplosion im Gesundheitssektor verantwortlich zu sein und trat für eine Reduzierung des Medikamenten-Angebotes ein. „Es ist unverständlich, dass es die Solidarsysteme der 25 Mitgliedsstaaten bisher nicht schaffen, gemeinsam gegen die Arzneimittelindustrie aufzutreten“, sagte Rauch-Kallat in der Höhle des Löwen, auf einem Kongress des „Europäischen Verbandes der Arzneihersteller“. „Ihr Vorstoß wurde bei der Konferenz in Athen mit Befremden aufgenommen“, hieß es dann auch in der Faz. Ob den Herstellern künftig beim Europäischen Pharma-Forum, das sich mit den Pillen-Preisen beschäftigt, und anderen Gelegenheiten ein schärferer Wind aus Brüssel entgegenweht, wird die Zukunft zeigen.

CBG schreibt Leserbrief
Die englische Zeitung Economist hat BAYER als positives Beispiel im Ringen um die Reduktion von Kohlendioxid-Emissionen gerühmt. Da die 60- bis 70-prozentige CO2-Drosselung des Konzerns aber mitnichten auf Investitionen in den Umweltschutz zurückgeht, sondern auf Betriebsschließungen, Verkäufe von Unternehmensteilen und ein Outsourcing der Energie-Produktion, hat die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN einen Leserbrief geschrieben, den das Blatt allerdings nicht veröffentlichte.

Oels antwortet Loske
Die Kritik der COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) an BAYERs trickreichem Armrechnen in Sachen Kohlendioxid-Ausstoß bewog das grüne Bundestagsmitglied Reinhard Loske, der das Unternehmen wegen der CO2-Senkungen schon mit grünen Weihen versehen hatte, dazu, den Konzern zu einer Stellungnahme aufzufordern. In seinem Antwortschreiben räumte Udo Oels, im Konzern-Vorstand bis vor kurzem noch für Umweltpolitik zuständig, dann auch ein, dass nur die Hälfte der 60- bis 70-prozentigen CO2-Reduzierung auf Umweltschutzmaßnahmen zurückgeht. Wieviel des bei BAYER weniger ausgestoßenen Kohlendioxids auf anderen Klimarechnungen wieder auftaucht, weil der Konzern immer mehr Energie von externen Anbietern bezieht, vermochte Oels nicht zu sagen.

BAYER „rat of the week“
Seit Mitte der 80er Jahre starben Tausende Bluter an AIDS-verseuchten Blutplasma-Produkten von BAYER, weil der Konzern sich aus Profit-Gründen weigerte, die Präparate einer Hitze-Behandlung zu unterziehen. Als die US-Behörden ein solches Verfahren zur Pflicht machten, exportierte der Leverkusener Multi alte Plasma-Chargen, die er keiner solchen Prozedur unterzogen hatte, einfach nach Asien und Südamerika, wo sich dann erneut Menschen infizierten. Für dieses „Kapitalverbrechen“ zeichnete ein US-amerikanischer TV-Sender den Konzern jetzt mit dem wenig schmeichelhaften Titel „rat of the week“ aus.

KAPITAL & ARBEIT

Kansas: 100 Arbeitsplätze weg
Im Rahmen des Rationalisierungsprogramms „project renaissance“ hat BAYER in seinem Pestizidwerk am Standort Kansas 100 der 550 Arbeitsplätze vernichtet.

BIS zum bitteren Ende?
Die BASIS BETRIEBSRÄTE, eine alternative Gewerkschaftsgruppe im Leverkusener BAYER-Werk, zitieren in ihrem September-Flugblatt folgenden Satz aus der Information für BAYER-Führungskräfte: „Bei dem Vorhaben offenbarte Wenning erstmals, wie gut er es versteht, sich bietende Chancen für seine Zwecke zu nutzen. Er entsorgte nicht allein das erlahmte Chemiegeschäft, sondern zugleich 1,5 Milliarden Euro Konzernschulden sowie 40 Prozent an der Servicegesellschaft BIS“. Die Sorgen haben jetzt die Entsorgten. Bei BAYER INDUSTRY SERVICES, an dem BAYERs Chemieabspaltung 40 Prozent der Anteile hält, jagt ein Rationalisierungsprogramm das nächste. Aus dem Unterhalt der Chemieparks und dem Anbieten von Handwerks-, Werksschutz- und Umweltschutzdiensten lässt sich nunmal nicht allzuviel Kapital schlagen. Als neueste Maßnahme schlägt der Leverkusener Multi alle Abteilungen, die direkt Aufgaben für BAYER übernehmen, wieder einzelnen Konzernbereichen zu. So wandert das Postbüro zur Logistik-Sparte CHEMION, das Archiv und der Fortbildungsbereich zu BAYER BUSINESS SERVICES. Die BASIS BETRIEBSRÄTE befürchten Einkommensverluste für die Betroffenen und kritisieren, dass der Leverkusener Multi den Teilgesellschaften kostenträchtige Dienstleistungen aufbürdet, die eigentlich die Holding übernehmen müsste.

SCHERING-MitarbeiterInnen in Angst
Bei der Übernahme von SCHERING kündigte BAYER-Chef Werner Wenning die Vernichtung von 6.000 Arbeitsplätzen an. Er ließ die Beschäftigten aber im Ungewissen darüber, wie das Management sich den Kahlschlag genau vorstellt. Entsprechend verunsichert ist die ehemalige SCHERING-Belegschaft. „Frust und Unmut sind groß. Bei vielen liegen die Nerven blank“, so der Betriebsratsvorsitzende Norbert Deutschmann. Auf einer Betriebsversammlung Ende Juni, an der 2.000 MitarbeiterInnen teilnahmen, forderte er BAYER deshalb auf, endlich Klartext zu sprechen. „Die Mitarbeiter brauchen noch vor den Sommerferien Sicherheit“, forderte er. Aber der Konzern gab sie ihnen nicht. Er schloss noch nicht einmal betriebsbedingte Kündigungen aus.

LANXESS rationalisiert weiter
In jedem Quartal beschließt BAYERs Chemie-Abspaltung LANXESS ein neues Sanierungsprogramm. Das mittlerweile vierte will 50 Millionen Euro einsparen - vor allem bei der Kundenbelieferung und anderen Service-Einheiten. Wenn BAYERs auch für LANXESS gültige „Standortsicherungsvereinbarung“ 2007 ausläuft, soll es in den Bereichen auch zu Arbeitsplatzvernichtung kommen.

LANXESS verkauft Kunststoff-Geschäft
Der Spaltungsprozess von BAYERs Chemie-Abspaltung LANXESS geht munter weiter. Im Mai verkaufte das Unternehmen das Geschäft mit dem Styrol-Kunststoff SAN an BASF. Der Ludwigshafener Konzern übernahm allerdings nur die Produktvorräte, die Lizenzen und die Kundenkartei, nicht aber die Produktionsanlagen und die Beschäftigten, weshalb diese unsicheren Zeiten entgegensehen.

AGFA spaltet sich weiter auf
Die ehemalige BAYER-Tochter AGFA schrumpft immer weiter. Im Jahr 2004 stieß diese die Fotosparte ab, die dann ein Jahr später Pleite ging. Jetzt kündigte die Chefetage eine Aufspaltung: Die Bereiche „Grafik“, „Gesundheit“ und „Materialien“ sollen in Zukunft wie selbstständige Unternehmen agieren. Wie das Beispiel BAYER/LANXESS zeigt, haben solche Operationen nur den einen Zweck, die Sparten leichter abstoßen zu können.

Arbeitsplatzvernichter Nr. 2
In der Hitparade der bundesrepublikanischen Arbeitsplatzvernichter nimmt BAYER mit der im Zuge der SCHERING-Übernahme angekündigten Streichung von 6.000 Jobs den zweiten Rang ein (Stand: Ende Juli). International reicht es damit zu Platz 12.

ERSTE & DRITTE WELT

BAYER in Kuba
BAYER macht auch mit dem kommunistischen Kuba Geschäfte. „Die Kubaner sind im Schnitt das bestausgebildeste Volk Südamerikas“, lobt BAYERs Mann in Havanna, Jürgen Selter. In Bereichen wie „Biotechnologie“ und „medizinische Dienstleistungen“ sieht er das Land bereits als international konkurrenzfähig an. Sollte es nach dem Ende der Castro-Ära zu einer „pragmatischen Öffnung“ kommen, erhofft er sich weitere Wettbewerbsvorteile für den Leverkusener Multi. „Kuba ist ein Zukunftsmarkt“, meint Selter.

Entwicklungshilfe für BAYER & Co.
Seit geraumer Zeit versuchen BAYER & Co., mehr Einfluss auf die Entwicklungshilfe-Politik zu gewinnen. So bestimmten die Konzerne etwa mit, welche Länder hauptsächlich von den Zahlungen profitieren sollten. Die Unternehmen wollen aber auch selber etwas Entwicklungshilfe bekommen. Die „Spitzenverbände der deutschen Wirtschaft bedauern, dass derzeit nur gerade mal 0,6 Prozent des Entwicklungshilfe-Etats in Programme fließt, an denen die deutsche Wirtschaft beteiligt ist“, meldete die Faz. Zudem forderte die Samariter AG in ihrem Positionspapier, das der Ministerin Heide Wieczorek-Zeul zuging, schon frühzeitig in die Entwicklungsplanungen einbezogen zu werden. „Wir glauben, dass wir als Unternehmen vieles besser machen können als die herkömmliche Entwicklungshilfe, denn sobald unternehmerische Eigenverantwortung im Spiel ist, ist auch der Ehrgeiz da, nachhaltig erfolgreich zu wirtschaften“, sagte der entwicklungspolitische Sprecher der deutschen Wirtschaft, Karl Starzacher.

Weltbank in Diensten von BAYER & Co.
BAYER & Co. haben es geschafft, die Weltbank in den Dienst zu nehmen, um den Globus mit der grünen Gentechnik zu beglücken. Die Finanzinstitution leistet Entwicklungshilfe für genmanipulierte Nutzpflanzen und
hat acht afrikanische Länder dazu gedungen, Baumwolle und andere Laborfrüchte von BAYER & Co. versuchsweise anzubauen.

Merkel gegen Kinderarbeit
Am 12. Juni, dem Welttag gegen Kinderarbeit, setzte sich Bundeskanzlerin Angela Merkel als beherzte Streiterin für die Rechte von Kindern in Szene. Die Bundesregierung arbeite auf „die weltweite Ächtung und effektive Bekämpfung von Kinderarbeit, nicht nur in ihren schlimmsten Formen, wie Prostitution oder militärischer Einsatz, sondern auch der ausbeuterischen Beschäftigung von Kindern in Wirtschaftsbetrieben“ hin, bekundete sie. Abgesehen von solchen Sonntagsreden hat Angela Merkel allerdings bisher kein Engagement in der Sache gezeigt und etwa dem BAYER-Konzern bzw. dessen indischer Saatguttochter PROAGRO die Leviten gelesen, deren Zulieferer in der letzten Pflanzsaison 500 KinderarbeiterInnen auf ihren Feldern beschäftigten.

Indien verschärft Kinderarbeitsverbot
Indien hat das Kinderarbeitsverbot verschärft. Das Land stellt fortan nicht nicht nur die Beschäftigung von Mädchen und Jungen an gefährlichen Arbeitsplätzen unter Strafe, sondern auch das Vergeben von Jobs in Restaurants oder im Haushalt an Minderjährige. Ob die Regierung allerdings in der Lage sein wird, dem Gesetzeswerk Geltung zu verschaffen, daran zweifeln ExpertInnen. Aufgrund der extemen Armut bleibt vielen Familien nämlich keine andere Wahl, als ihre Sprößlinge arbeiten zu lassen. So dürfte auch die Ausbeutung von Kindern bei den Zulieferern von BAYERs indischer Saatguttochter PROAGRO bis auf weiteres ungeahndet bleiben.

Weiterer Zulieferer für PROAGRO
BAYERs indische Saatguttochter PROAGRO bezieht jetzt nicht nur von Zulieferern in Andra Pradesh, sondern auch von solchen im Bundesstaat Karnataka Saatgut. Ob damit auch die Zahl der bei den Vertraghändlern beschäftigten Kinder steigt, die sich in der vorherigen Pflanzsaison auf 500 belief, bleibt abzuwarten.

GTZ entsorgt BAYER-Müll
Großzügig von internationalen Organisationen gefördert, haben die Agromultis „als Beitrag zur Entwicklungshilfe“ Millionen Tonnen Agrochemikalien an Länder der „Dritten Welt“ geliefert - weit mehr, als die Staaten brauchen konnten. So lagern jetzt weltweit ca. 500.000 Tonnen Alt-Pestizide ungenügend gesichert in irgendwelchen Erdkuhlen oder Verschlägen. Um die Entsorgung der Altlasten von BAYER & Co. kümmern sich wiederum EntwicklungshelferInnen. Allein die bundesdeutsche „Gesellschaft für technische Zusammenarbeit“ (GTZ) hat seit Anfang der 90er Jahre 4.000 Tonnen Chemie in BAYERs homeland zurückgebracht und Sondermüll-Verbrennungsanlagen zugeführt.

POLITIK & EINFLUSS

BDI will andere EU-Politik
Der „Bundesverband der Deutschen Industrie“ (BDI) hat Angela Merkel für die anstehende EU-Ratspräsidentschaft der Bundesrepublik schon mal Hausaufgaben aufgegeben. Nach Informationen von www.german-foreign-policy.com verlangen BAYER & Co. eine EU-Finanzreform, welche die Interessen der bundesdeutschen Konzerne noch besser berücksichtigt. Die Konzerne fordern unter anderem eine Kürzung der Subventionen für die Landwirtschaft. Ihnen zufolge belasten diese den EU-Haushalt über die Maßen und erschweren überdies den Handel mit den südamerikanischen Mercosur-Staaten, denen an einer Öffnung des europäischen Agrarmarktes gelegen ist. Zudem tritt der Unternehmensverband für eine rasche Einbindung von Ländern wie Bulgarien, Rumänien oder der Türkei ein. Die Multis haben ein „hohes Interesse daran“, das „wirtschaftliche Potenzial der Beziehungen mit allen Nachbarländern (...) weiter zu erschließen“, heißt es in dem BDI-Papier. Auch höhere EU-Investitionen in Bildung und industrie-nahe Forschung mahnen die Kapitalgesellschaften an.

Diplomatische Wirtschaftsförderung
Für Außenminister Walter Steinmeier gehört die Außenwirtschaftsförderung zu den „Kernaufgaben der deutschen Außenpolitik“. Im Auswärtigen Amt kommt der Wirtschaftsabteilung die besondere Aufgabe zu, „der deutschen Wirtschaft den Weg auf die Auslandsmärkte“ zu erleichtern. Zu diesem Behufe brachte sie nach Informationen von www.german-foreign-policy.com am 5. September 2006 zum „Wirtschaftstag“ über 200 bundesdeutsche BotschafterInnen mit 800 VertreterInnen von BAYER & Co. zusammen. In sechs Regionalforen konnten sich die ManagerInnen an dem Tag darüber informieren, wie die Exportchancen in Asien, Afrika, den GUS-Staaten und anderswo so stehen.

Industriefreundliches Gentechnik-Gesetz
Die geplante Veränderung des Gentechnikgesetzes geschieht ganz im Sinne der Gen-Giganten. „Es werden, insbesondere bei der Haftungsregelung, Präzisierungen vorgenommen, mit denen den Befürchtungen der Industrie vor einer nicht gewollten ausweitenden Auslegung Rechnung getragen werden soll“, erklärte die Ministeriumssprecherin Marie-Luise Dittmar dem Internet-Magazin telepolis in aller Offenheit. Nach Protesten der Gentech-Industrie zogen die amtlichen VerbraucherschützerInnen das Konzept für einen von BAYER & Co. getragenen Haftungsfonds zurück, der für Schäden durch Auskreuzungen von Gentech-Pflanzen auf konventionell angebaute aufkommt. An seine Stelle tritt jetzt eine Vereinbarung der Unternehmen mit den Bauernverbänden über eventuelle Ausgleichszahlungen. Zudem gelang es den Konzernen, den justiziablen Grenzwert für Verunreinigungen auf 0,9 Prozent heraufzusetzen. LandwirtInnen nimmt das die Möglichkeit, ihre Produkte als „gentechnikfrei“ zu deklarieren, weil der Lebensmittelhandel dafür höchstens Genspuren in einer Größenordnung von 0,1 bis 0,3 Prozent akzeptiert. Die ARBEITSGEMEINSCHAFT BÄUERLICHE LANDWIRTSCHAFT (ABL) kritisierte die Pläne deshalb scharf: „0,9 Prozent sind nicht akzeptabel, da für Bäuerinnen und Bauern Vermarktungsschäden bereits unter 0,9 Prozent gegeben sind“.

BAYER macht Gentech-Gesetz
In den USA haben einige Gemeinden den Anbau gentechnisch manipulierter Pflanzen untersagt. Das konnten BAYER und die anderen Gentech-Multis nicht auf sich sitzen lassen. Sie brachten einen Gesetzesvorschlag auf den Weg, der Städten und Bezirken solch ein eigenmächtiges Handeln verbietet. Zwölf US-Bundesstaaten nahmen ihn an. Andere lehnten ihn nach Protesten von FarmerInnen, die eine Verunreinigung ihrer Ernten durch Gen-Pflanzen befürchten, ab.

Molnar im ACC-Vorstand
Der Chef von BAYER/USA, Attila Molnar, gehört seit diesem Jahr dem 10-köpfigen Vorstand des „American Chemical Council“ an, dem US-amerikanischen Gegenstück zum bundesdeutschen Lobbyclub „Verband der Chemischen Industrie“.

Schmoldt will stillhalten
Der IG BERGBAU, CHEMIE, ENERGIE-Vorsitzende und BAYER-Aufsichtsrat Hubertus Schmoldt hat Kritik an dem von den Gewerkschaften geplanten Aktionstag gegen den schwarz-roten Sozialabbau am 21. Oktober geübt. Es sei illusorisch zu glauben, die Gewerkschaften könnten die große Koalition durch Proteste aus den Angeln heben, gibt die Faz seine Worte wieder. Zudem warf er der IG METALL und VERDI vor, Politik zu Gunsten einer rot-roten Koalition zu machen und andere gesellschaftliche Gruppen als Bündnispartner gewinnen zu wollen. „Von der heimlichen Version einer ‚anderen Politik‚ bis zum Verlust der Politikfähigkeit ist es ein kurzer Weg“, so Schmoldt. Mit anderen Worten: Politikfähig ist nur der, der dasselbe will wie das Kapital. Der IG BCE-Chef plädierte einmal mehr für Abwarten und Tee trinken. An der Rente mit 67 und der Lockerung des Kündigungsschutzes gäbe es nichts mehr zu rütteln, allenfalls 2008 oder 2010 könnte die Gewerkschaft die Maßnahmen nochmal auf den Prüfstand stellen.

Schmoldt gegen Mindestlöhne
Die IG BERGBAU, CHEMIE, ENERGIE macht ihrem Ruf, die konservativste Gewerkschaft der Bundesrepublik zu sein, mal wieder alle Ehre. Als einzige Arbeitnehmervertretung stimmte sie im DGB-Bundesvorstand gegen ein Mindestlohn-Konzept. Der IG BCE-Vorsitzender und BAYER-Aufsichtsrat Hubertus Schmoldt warnte, ein Mindestlohn würde zu Betriebsverlagerungen sowie zur Zunahme von Schwarzarbeit und staatlichem Einfluss führen und übernahm damit die Argumente des Unternehmerlagers.

Neue BDI-Forschungsinitiative
Der „Bundesverband der Deutschen Industrie“ (BDI) hat die Initiative „Innovationsstrategien und Wissensmanagement“ ins Leben gerufen. Im Rahmen dieser Vereinigung sollen Unternehmen künftig miteinander kooperieren und so nationale Champions bilden, um den Standort Deutschland gegen Konkurrenz aus dem Ausland zu verteidigen. Als ein Beispiel für dieses Vorgehen nannte Utz Claassen von ENBW als Vorsitzender des Innovationsvereins die Arbeitsgemeinschaft von BAYER, BOEHRINGER-INGELHEIM, MERCK und MERZ zur Erforschung von Krankheiten des Zentralen Nervensystems. Zu den „Innovationsstrategien“ des BDI-Ablegers gehört es dabei auch, den Emissionshandel mit Kohlendioxid abzulehnen und für eine Verlängerung der AKW-Laufzeiten einzutreten.

Neue Schavan-Forschungsinitiative
In Berlin schießen die Forschungsallianzen zwischen Politik und Wirtschaft aus dem Boden, wobei natürlich gilt: „Keine Feier ohne BAYER“. BAYER-Chef Werner Wenning gehört Angela Merkels Beraterkreis „Rat für Innovation und Wachstum“ an (Ticker 2/06), und Helga Rübsamen-Waigmann, die Leiterin von BAYERs Antiinfektiva-Forschung, sitzt in der „Forschungsunion Wirtschaft-Wissenschaft“. Dieses auf Initiative von Bundesforschungsministerin Andrea Schavan entstandene BeraterInnengremium will für BAYER & Co. den Umschlag von wissenschaftlichen Erkenntnissen in vermarktbare Produkte beschleunigen.

Ökosteuerreform
Ziel der Ökosteuer ist es, über den Strompreis die Gewinnung erneuerbarer Energien zu fördern. Allerdings kostet die Regelung die größten Stromfresser wie die Chemieindustrie dank ihres Extremlobbyismus‘ am wenigsten. Ab Juni 2006 können BAYER & Co. noch mehr sparen. Die rot-schwarze Koalition beschloss eine Entlastung in Höhe von 240 Millionen Euro, die sie künftig bei den Privathaushalten eintreiben will.

Günstiger Emissionshandel
Im Jahr 2005 bliesen die BAYER-Werke 3,9 Millionen Tonnen des klimaschädigenden Kohlendioxids in die Luft. In Technologie zur Reduktion des Ausstoßes braucht der Konzern künftig aber nicht zu investieren. Bundesumweltminister Sigmar Gabriel hat den Unternehmen im Rahmen des Emissionshandels nämlich großzügige Verschmutzungsrechte eingeräumt. Die bundesdeutsche Wirtschaft, die im Jahr 2005 insgesamt 474 Tonnen CO2 produziert hat, muss ihre Emissionen bis 2007 nur um zwei Millionen Tonnen senken und im Zeitraum von 2008 bis 2012 um 15 Millionen Tonnen. Zudem begünstigt der Nationale Allokationsplan die Industrie gegenüber den Energieerzeugern. Die rot-schwarze Koalition schreibt BAYER & Co. nur eine Kohlendioxid-Minderung von 1,25 Prozent vor. Darüber hinaus weigerte sich Gabriel, die Lizenzen zum CO2-Ausstoß zu versteigern, was die Preise für die Umweltverschmutzung in die Höhe getrieben hätte.

Merkel reduziert Reduktionsziele
Der rot-grüne Umweltminister Jürgen Trittin wollte den Kohlendioxid-Ausstoß in dem Zeitraum von 1990 bis 2020 um 40 Prozent senken, sofern die anderen EU-Länder ihre Emissionen um 30 Prozent reduzieren. Von diesem Ziel hat Bundeskanzlerin Angela Merkel sich nun verabschiedet, weil BAYER & Co. dann beim Emissionshandel mehr für Verschmutzungsrechte ausgeben müssten. Auch eine EU-weite Förderung der Windenergie nach bundesdeutschen Vorbild will sie während ihrer EU-Ratspräsidentschaft verhindern.

Reach: USA & Co. machen Druck
Obwohl der Extremlobbyismus von BAYER & Co. die „Reach“ genannte EU-Regelung, die den Konzernen die Untersuchung von Chemikalien auf ihre gesundheitsgefährdende Wirkung hin vorschreibt, bis zur Unkenntlichkeit abschwächte, lassen die Unternehmen nicht locker. Was ihnen in Brüssel nicht vollständig gelang, soll jetzt via Washington, Rio de Janeiro und Tokio zum Erfolg führen. Die Regierungen der USA, Brasiliens, Japans sowie neun anderer Staaten intervenierten in Sachen „Reach“ bei der Europäischen Union. Sie sehen in dem Chemikaliengesetz eine Behinderung des freien Welthandels und drohen mit einer Klage bei der Welthandelsorganisation WTO. Die Brüsseler JuristInnen schätzen die Erfolgsaussichten eines solchen Vorgehens allerdings als gering ein.

CDUler bei BAYER CROPSCIENCE
Im Juli 2006 besuchten der CDU-Bundestagsabgeordnete Jochen-Konrad Fromme und der CDU-Kreistagsabgeordnete Manfred Koch das Wolfenbütteler Werk von BAYER CROPSCIENCE.

Uhlenberg bei BAYER
Umweltschutz ist für den nordrhein-westfälischen Umweltminister Eckhard Uhlenberg nur das, was BAYER & Co. nutzt. Deshalb ließ der CDU-Politiker es sich auch nicht nehmen, ein Grußwort zur Eröffnung des Symposions „Impulse 2006 - Zukunftsfähiger Umweltschutz mit Tradition“ zu sprechen, das BAYER gemeinsam mit dem Wupperverband zum unfeierlichen Anlass von „40 Jahre Gemeinschaftsklärwerk Leverkusen-Bürrig“ ausrichtete. Eigentlich sollte die Anlage ein so hohes Alter nämlich gar nicht erreichen, da industrielles Abwasser nach einer ganz anderen Aufbereitungstechnologie verlangt als kommunales. Aber dem Leverkusener Multi gelang es durch verschiedene politische Interventionen bei der rot-grünen Vorgängerregierung, eine Ausnahmegenehmigung bis 2011 zu erhalten.

BAYER dialogisiert mit NRW-Regierung
Der nordrhein-westfälische Umweltminister Eckhard Uhlenberg verfolgt einen Schmusekurs gegenüber BAYER & Co. und hat zu diesem Behufe einen „Dialog Wirtschaft und Umwelt“ ins Leben gerufen, bei dem BAYER ein gehöriges Wort mitredet. Den Arbeitskreis „Gewässerschutz“, der gemeinsam mit denen zu Immissionsschutz, Abfall/Bodenschutz und Ressourceneffizienz künftig wohl einen Gutteil der Landesumweltpolitik bestimmen wird, leitet nämlich der BAYER-Mann Frank Andreas Schendel. Uhlenberg machte damit den Bock zum Gärtner, denn allein das Leverkusener Werk verbraucht im Jahr soviel sauberes Wasser wie die Stadt Köln, und wieviel schmutziges Wasser es produziert, verschweigt die Zentrale beharrlich.

NRW dialogisiert mit dem Bund
Die in Umweltfragen eng mit den Konzernen kooperierende NRW-Landesregierung (s. o.) macht auf Bundesebene Druck in Sachen „Gentechnikgesetz“. Das Bundesland kündigte ein Bundesratsinitiative an, um laschere Haftungsregelungen durchzusetzen, wenn Gentechpflanzen auf Felder mit konventionell angebauten Ackerfrüchten übergreifen. Nach Ansicht des „Innovations“ministers Andreas Pinkwart (FDP) schreckt die geplante Lösung vor dem Einstieg in die grüne Gentechnik ab und schadet so dem Forschungsstandort Nordrhein-Westfalen.

BAYER & Co. starten Biotech-Initiative
BAYER & Co. wollen Nordrhein-Westfalen durch eine konzertierte Aktion von Wirtschaft, Wissenschaft und Politik zu einem führenden Biotech-Standort ausbauen. Auf einem Treffen, zu dem der „Verband der Chemischen Industrie“, das Innovationsministerium und verschiedene Biotech-Organisationen des Landes eingeladen hatten, beschlossen die TeilnehmerInnen die Zusammenführung aller Biotechnologie-Aktivitäten NRWs zu einem „Cluster“. Das Sagen bei dem Verbund haben BAYER, DEGUSSA und HENKEL. Diese Unternehmen haben die Aufgabe übernommen, die Forschungsschwerpunkte des „Clusters“ festzulegen, und zwar unter der Maßgabe, möglichst viel Fördergeld aus Brüssel und Berlin abgreifen zu können. Innovationsminister Andreas Pinkwart als Mitveranstalter äußerte sich zufrieden über das Meeting. „Kreativität freisetzen und Kräfte bündeln - dieser Ansatz unserer Innovationspolitik spiegelt sich hier beispielhaft wider“, so der FDP-Politiker.

Winnacker EU-Forschungsratschef
In der Forschungsförderung stellt die EU auf Selbstbedienung um. Sie machte den BAYER-Aufsichtsrat und Gentech-Lobbyisten Ernst-Ludwig Winnacker zum Generalsekretär des neu geschaffenen EU-Forschungsrats, der mit einem Etat von einer Milliarde Euro Projekte subventionieren kann.

BAYER & Co. wollen billigeren Strom
BAYER & Co. leiden unter den hohen Energiepreisen. Nach Angaben des „Verbandes der Industriellen Energie- und Kraftwirtschaft“ (VIK) ist der Preis für eine Megawattstunde seit Anfang 2005 um die Hälfte auf über 50 Euro gestiegen. VIK-Geschäftsführer Alfred Richmann warf dem aus RWE, EON, VATTENFALL und ENBW bestehenden Oligopol vor, die Ressource künstlich zu verknappen. Da es auf dem Markt keine freie Preisbildung gibt, forderte er die Bundesregierung auf, einen Strompool einzurichten, aus dem sich die energie-intensiven Branchen zu günstigeren Konditionen versorgen können.

PROPAGANDA & MEDIEN

PR-Offensive von BAYER & Co.
Die Sorge um ein gutes Image nimmt bei BAYER immer größere Ausmaße an. So präsentierte der Konzern seinen AktionärInnen auf der diesjährigen Hauptversammlung einen Film über die von dem Unternehmen in Zusammenarbeit mit der UN angeblich weltweit verbreiteten Wohltaten. Die homepage des Leverkusener Multis in Thailand schmückt sogar ein Porträt einer „engagierten Vertreterin des Umweltschutzes“, der WORLD WILDLIFE FUND (WWF)-Mitarbeiterin Tatirose Vijitpan, was die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) zu einem Offenen Brief an die Organisation veranlasste (SWB 3/06). Hinter solchen Aktionen steckt eine überlegte Strategie. „Für Unternehmen, die Probleme haben, spielt der Kontakt zu Nichtregierungsorganisationen eine Schlüsselrolle“, sagte Richard Edelman dem Spiegel. Sein PR-Unternehmen EDELMAN und die Mitbewerber können sich über mangelnde Aufträge nicht beklagen. So steht die Agentur BURSTON-MARSTELLER, die in der Vergangenheit bereits daran arbeitete, Nicolae Ceausescu, der argentinischen Militärjunta, dem für Bhopal verantwortlichen Unternehmen UNION CARBIDE und dem Konzern EXXON nach dem Tanker-Unglück mit der „EXXON-VALDEZ“ ein besseres Image zu verschaffen, in Diensten des Gentech-Lobbyclubs „EuropaBio“, dem auch BAYER angehört (siehe auch Ticker 4/99). Zudem versorgen EDELMAN und Konsorten die Medien mit Artikeln, die alles andere als unabhängig und überparteilich sind. Nach Schätzungen von ExpertInnen stammen bereits 40 Prozent des Inhalts einer Tageszeitung von PR-Agenturen oder ÖffentlichkeitarbeiterInnen von BAYER & Co. „Statt Propaganda aufzudecken, sind Medien der Kanal für Propaganda geworden“, zitiert der Spiegel John Stauber von der Initiative PR WATCH.

Umweltpreis von BAYER und UN
BAYERs Greenwashing-Aktivitäten im Rahmen der Kooperation mit der UN-Umweltorganisation UNEP treiben immer neue Blüten. In Malaysia verlieh der Konzern gemeinsam mit der UNEP einen Umweltpreis.

Malwettbewerb von BAYER und UN
Nicht einmal Afrika verschont der Leverkusener Multi mit seinen Greenwashing-Aktivitäten. In Kenia veranstaltete er in image-fördernder Kooperation mit der UN-Umweltorganisation UNEP einen Malwettbewerb für Kinder.

VFA kooperiert mit der Bunten
Die Pharmariesen begründen die hohen Arzneimittelpreise gern mit ihren hohen Forschungsaufwändungen, was nicht einmal die halbe Wahrheit ist, da die Konzerne die Vermarktungskosten mit hineinrechnen und oft Universitäten die Grundlagenarbeit machen lassen. Um die PharmakologInnen von BAYER & Co. aber image-fördernd als ebenso heroische wie selbstlose WissenschaftlerInnen in Szene zu setzen, veranstaltet der von BAYER gegründete „Verband der Forschenden Arzneimittelhersteller“ (VFA) zusammen mit der Bunten einen Fotowettbewerb zum Thema „Bilder der Forschung“.

Unlautere LEVITRA-Werbung

  • 1


BAYER lässt nichts unversucht, sein nicht den Umsatzerwartungen entsprechendes Potenzmittel LEVITRA an den Mann zu bringen. In Brasilien hat der Konzern es während der öffentlichen Übertragungen von der Fußball-Weltmeisterschaft umsonst an Zuschauer verteilt. Da das Präparat alles andere als harmlos ist und Gesundheitsstörungen wie Kopfschmerzen, Verdauungsprobleme und Augenschäden bis hin zur Erblindung verursachen kann, untersagten die Gesundheitsbehörden die Aktion und leiteten ein Verfahren wg. unlauterer Werbung ein. Dem Leverkusener Pharmariesen droht nun eine Strafe von bis zu 600.000 Euro.

Unlautere LEVITRA-Werbung

  • 2


In Australien versucht der Leverkusener Multi die Marktchancen seines Potenzmittels LEVITRA durch eine „Geld zurück“-Garantie, die MedizinerInnen den Patienten zusammen mit dem Rezept aushändigen, zu verbessern. GesundheitsexpertInnen haben dieses Vorgehen umgehend als „unethisch“ kritisiert, weil BAYER damit den Eindruck erweckt, bei dem Präparat handele es sich um einen ganz normalen Konsumartikel statt um eine Arznei mit Risiken und Nebenwirkungen.

Unlautere LEVITRA-Werbung

  • 3


BAYER bereitet die Markteinführung seines Potenzmittels LEVITRA in China vor und hat vorsorglich schon einmal die Hälfte der dortigen Männer zu potenziellen Patienten erklärt: Nach einer von dem Pharmariesen vorgestellten „Studie“ leiden angeblich bis zu 50 Prozent der Chinesen an einer „erektilen Dysfunktion“.

BAYER & Co. kaufen Entlastungsstudie
Die Literatur zur Gefährlichkeit Polychlorierter Biphenyle (PCB) füllt ganze Bibliotheken. Die Chemikalie kann WissenschaftlerInnen zufolge das Nervensystem, die Immunabwehr, Leber und Nieren schädigen sowie zu Unfruchtbarkeit, Missbildungen bei Neugeborenen und Hirnschädigungen bei Kindern führen. Da stieß das Urteil der Fachzeitschrift Arch Toxicol, die entsprechenden Studien zu Entwicklungsstörungen bei Minderjährigen wiesen methodische Mängel auf, in der Fachwelt auf ziemliche Verwunderung. Diese legte sich aber schnell, denn unter dem Artikel hieß es „Wir danken Eurochlor, Brüssel, für die finanzielle Unterstützung“. Der Chemieverband, dem unter anderem auch BAYER angehört, hatte sich also wieder mal eine Meinung gekauft. Besonders pikant: Die Mitverfasserin Beate Ulbrich steht als Giftexpertin in Diensten des „Bundesinstituts für Risikobewertung“.

Makrolon als Marke
BAYER unternimmt verstärkte Anstrengungen, seinen Kunststoff Makrolon zu einer Marke wie etwa „ASPIRIN“ aufzubauen. Deshalb beorderte der Konzern den bisher für die Verkaufspflege des „Tausendsassas“ zuständigen Werbeprofi Jürgen Hohmann in die „Plaste & Elaste“-Abteilung. Auf UVEX-Sportbrillen und auf einigen CDs und DVDs prangt dank seinen Bemühungen jetzt schon ein Makrolon-Siegel. Aber Großabnehmer wie LEGO wollen nicht „untervermieten“ und dulden keine Marke neben sich, weshalb sich Hohmanns Geschäft als schwierig erweisen dürfte.

BAYER übernimmt SCHERING-Stiftung
Mit der Übernahme von SCHERING fiel auch die gleichnamige Stiftung in den Besitz von BAYER, die vor allem KünstlerInnen und junge WissenschaftlerInnen aus den Bereichen „Medizin“ und „Biologie“ gefördert hat. Der Leverkusener Multi kündigte an, die nicht nur uneigennützige Nachwuchspflege in die PR-Aktivitäten des Konzerns zu integrieren und erhöhte zudem das Kapital der Stiftung, die in Zukunft auch das Museum SCHERINGs und Teile der Kunstsammlung des Berliner Pharmariesen betreut, um 10 Millionen Euro.

„BayRad“ läuft weiter
BAYERs Gesundheitsaktionen dienen vornehmlich dem Zweck, Akteure des Gesundheitswesens enger an den Konzern zu binden. Da das bei der „BayRad“-Initiative offenbar gut geklappt hat, setzt der Konzern die 2005 gemeinsam mit der „Deutschen Herzstiftung“ und einigen Krankenkassen ins Leben gerufene Unternehmung, die zum gesundheitsfördernden In-die-Pedale-treten animieren will, auch 2006 fort.

BAYER unterstützt ApfelanbauerInnen
In den USA sponsort BAYER das Jahrestreffen der ApfelanbauerInnen - damit sie auch morgen noch kräftig in BAYER-Gifte beißen können!

BAYER unterstützt ErdnussfarmerInnen
Der Leverkusener Multi tritt als Sponsor des Jahrestreffens der US-amerikanischen ErdnussfarmerInnen auf.

BAYER macht Schule
Der Leverkusener Multi arbeitet seit Jahren beharrlich daran, die naturwissenschaftlichen Fächer in den Schulen zu stärken, um sich geeigneten Nachwuchs heranzuzüchten und Gentechnik & Co. mehr Akzeptanz zu verschaffen. Jüngst hat der Konzern in den USA wieder zwei Initiativen dieser Art gestartet.

DRUGS & PILLS

Nr. 1 in Deutschland
Mit der Übernahme des SCHERING-Konzerns ist BAYER zum größten Pharma-Unternehmen der Bundesrepublik geworden.

LEUKINE floppt bei Morbus Crohn
Den vom jetzt zu BAYER gehörigen SCHERING-Konzern hergestellten Wachstumsfaktor LEUKINE mit dem Wirkstoff Sargramostim verwenden MedizinerInnen in der Chemotherapie von älteren Leukämie-PatientInnen, um die Gefahr von Infektionen zu reduzieren. Der Pharmamulti wollte das Präparat jedoch auch zur Behandlung der Darmkrankheit Morbus Crohn einsetzen, es konnte aber in der Phase III der klinischen Tests keine überzeugenden Resultate erbringen.

Sehnenschäden durch CIPROBAY
BAYERs CIPROBAY und andere Antibiotika auf Fluorchinolon-Basis können Sehnenschäden verursachen. In dem Zeitraum von 1997 bis 2005 meldeten MedizinerInnen der US-Gesundheitsbehörde FDA 262 Fälle von Sehnenrissen. Die Gesundheitsinitiative PUBLIC CITIZEN hatte schon früher auf Risiken und Nebenwirkungen dieser Art aufmerksam gemacht, woraufhin BAYER & Co. entsprechende Hinweise auf den Packungen aufbringen mussten. Da infolge der zunehmenden Verbreitung der Antibiotika die Schadensmeldungen zunehmen, forderte PUBLIC CITIZEN die FDA in einer Petition auf, so genannte „black-box“-Warnungen - Warnungen der höchsten Dringlichkeitsstufe - auszusprechen.

ASPIRIN COMPLEX zu komplex
Der Markt mit freiverkäuflichen Arzneien boomt. Allein von BAYERs als Grippemittel vermarktetem ASPIRIN COMPLEX gehen jährlich 3,7 Millionen Packungen über den Ladentisch. Der Pharmakologe Gerd Glaeske hält die darin enthaltenen Substanzen Ephedrin und Acetylsalicylsäure jedoch nicht für geeignet, auf ein Krankheitsymptom wie Schnupfen einzuwirken.

KOGENATE gestreckt
Das gentechnisch hergestellte Bluterpräparat KOGENATE ist das umsatzstärkste Pharma-Produkt BAYERs. Deshalb baut der Konzern schon einmal für die Zeit vor, da es nicht mehr patentgeschützt ist und ergo auch nicht mehr so hochpreisig vermarktet werden kann. Er testet gerade eine länger wirksame Version, welche für die Bluter die Zahl der Infusionen pro Woche verringert. Erhält der Pharmariese dafür eine Zulassung, geht das Patentspiel wieder von vorn los.

Bittere Korruptionspillen
Im Pillengeschäft von BAYER & Co. läuft es immer noch wie geschmiert. Dabei bedienen sich die Konzerne vielfältiger Methoden zur medizinischen Landschaftspflege. So ist in den Honoraren, die sie ÄrztInnen für Anwendungsbeobachtungen neuer Arzneien zahlen, oftmals schon ein Betrag für die spätere Verordnung enthalten. Zudem müssen die MedizinerInnen, denen die Pillen-Produzenten in Krankenhäusern halbe Stellen finanzieren, ihren Sponsor bei der Aufstellung der Krankenhaus-Arzneimittelliste bedenken. Auch die Entlohnung für Vorträge und Beratung - in den USA bis zu 2000 Dollar am Tag - versteht sich mehr als Investition denn als Aufwandsentschädigung.

Bitterteure Pillen
Die Arzneimittelausgaben der Krankenkassen erreichten im Jahr 2005 einen neuen Höchststand. Sie beliefen sich auf 24,6 Milliarden Euro und stiegen damit gegenüber dem Vorjahr um 17,2 Prozent. BAYER & Co. gelingt es durch medizinische Landschaftspflege immer wieder, MedizinerInnen zum Verschreiben teurer Originalpräparate zu veranlassen, obwohl es billigere Alternativen mit gleicher pharmazeutischer Wirkung gibt. Nach einer Berechnung des Bremer Professors Gerd Glaeske kostet allein das die Kassen bis zu drei Milliarden Euro. Auch zucken die ÄrztInnen nach Ansicht des „Bundesverbandes der Betriebskrankenkassen“ zu oft den Rezeptblock; eine „nicht nachvollziehbare Mengenausweitung“ beobachtete der Verband. Darüber hinaus vergrößert die Absenkung des Zwangsrabattes, den die Konzerne AOK & Co. auf ihre Pillen gewähren müssen, die finanzielle Belastung der Krankenkassen. Diese angespannte Lage hat viele von ihnen bereits dazu bewogen, ihre Beiträge zu erhöhen, obwohl das neue Arzneimittel-Spargesetz (siehe Ticker 1/06) ihre Pillenausgaben im laufenden Jahr um 1,8 Prozent gesenkt hat.

Gekaufte WissenschaftlerInnen
In der Vergangenheit haben medizinische Fachzeitschriften immer wieder Artikel von WissenschaftlerInnen abgedruckt, deren Urteil über Arzneien von ihren Verbindungen zu den Herstellerfirmen getrübt waren. Als Reaktion darauf haben die Journale Statuten erlassen, nach denen die ForscherInnen verpflichtet sind, ihre Beziehungen zur Industrie offen zu legen. Aber die ExpertInnen schweigen sich trotzdem lieber aus. So veröffentlichte ein Team um Dr. Tobias Kurth im Journal of the American Medical Association eine Studie zum Zusammenhang von Migräne und Herzinfarkthäufigkeit bei Frauen, ohne anzugeben, dass die Mitglieder schon in Diensten von Firmen wie BAYER, MCNEIL oder WYETH standen, die als Anbieter von Kopfschmerz- oder Herz/Kreislaufmitteln von der Untersuchung profitieren könnten.

IG FARBEN & HEUTE

Rückgabe von Hagemanns „Kirchner“
Die jüdische Familie Hess schaffte 1933 ihre umfangreiche Gemäldesammlung in die Schweiz, darunter auch das Bild „Straßenszene, Berlin“ von Ernst-Ludwig Kirchner, und emigrierte später. Der Maler stand in Kontakt mit dem sich als Kunstsammler betätigenden IG-FARBEN-Manager Carl Hagemann und wies diesen auf die Transaktion hin. „Wahrscheinlich gehören die Bilder jüd. Leuten, die wegmüssen“, schrieb der Künstler Hagemann 1936. Dieser nahm den Einkauftip dankbar an und erstand die „Straßenszene“ für 3.000 Reichsmark. Nach seinem Tod landete es über einige Umwege im Berliner „Brücke-Museum“. In diesem Jahr forderten die Erben von Alfred Hess das Gemälde zurück, weil der Verkauf nicht freiwillig geschah. Der Senat willigte zähneknirschend ein und schlug das Angebot, es für 15 Millionen Euro zurückzukaufen, aus. Er hatte auch keine andere Möglichkeit. Das „Gesetz zur Rückgabe NS-verfolgungsbedingt entzogenen Kulturguts, insbesondere aus jüdischem Besitz“ hat nämlich die Beweislast umgekehrt. Es verlangt von den NeubesitzerInnen einen Nachweis darüber, dass die damals gezahlte Summe angemessen war und wirklich in den Händen des Verkäufers gelandet ist - und diesen konnte die Stadt Berlin nicht erbringen. Trotzdem brach ein Sturm der Entrüstung über die Rückgabe los. „Es werde gezielt Raubkunst ausfindig gemacht“, tobte etwa Martin Roth, der Leiter der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden. Die Zeit hingegen mahnte zur Besonnenheit und riet zum Rückkauf: „Der Staat müsste nur die nötige Summe aufbringen. Und auch die Nachfolger der IG FARBEN dürften sich gern an dieser Form der aktiven Vergangenheitsbewältigung beteiligen“.

GENE & KLONE

Gen-Gau in den USA
BAYERs gentechnisch manipulierter Reis LL 601 hat konventionelle Sorten verunreinigt. Wie das gegen das Antiunkrautmittel LIBERTY LINK resistente und in den USA nicht zugelassene Produkt in den Reis gelangen konnte, ist bislang ungeklärt, da BAYER behauptet, Freisetzungsversuche bereits 2001 beendet zu haben. Der Gen-GAU hat Japan sofort zu einem Einfuhrstopp bewogen. Auch die EU ließ vorerst keinen US-amerikanischen Langkorn-Reis mehr über die Grenzen und will von den Exporteuren künftig ein Unbedenklichkeitszertifikat verlangen. Da der Reispreis sofort in den Keller sank und Absatzmärkte wegzubrechen drohen, haben US-amerikanische LandwirtInnen den Leverkusener Multi auf Schadensersatz verklagt.

LL-62-Reis in Kanada zugelassen
BAYER hat für seinen umstrittenen Genreis LL 62, der die selbe Herbizid-Resistenz besitzt wie der in den USA auf konventionelle Sorten übergesprungene LL 601, in Kanada eine Importgenehmigung erhalten. In Brasilien laufen derzeit Freisetzungsversuche, nach GREENPEACE-Informationen will der Leverkusener Multi auch dort eine Anbau- oder Einfuhrgenehmigung beantragen.

LL-Baumwolle in Australien?
Der Leverkusener Multi hat in Australien einen Antrag auf Zulassung einer Baumwoll-Art beantragt, die gegen das Herbizid LIBERTY LINK resistent ist. Die Regionen im Norden des Landes haben sich gegen eine Genehmigung ausgesprochen, da sie eine Verunreinigung herkömmlicher Ackerpflanzen befürchten. Die Zentralregierung signalisierte hingegen Zustimmung zum BAYER-Antrag.

Neuer Gentech-Multi
Unter Federführung des SAP-Gründers Dietmar Hopp entsteht aus AXARON BIOSCIENCE und LION BIOSCIENCE der Gentech-Multi SYGNIS, an dem auch BAYER beteiligt ist. Vor der Fusion hielt der Leverkusener Multi 5,1 Prozent der SYGNIS-Anteile. Darüber hinaus besitzt der Konzern sieben Prozent der Aktien von LION.

Zulassungserweiterung für BETAFERON
BAYER hat für das Gentech-Medikament BETAFERON, das SCHERING als umsatzstärkstes Mittel mit in die neue Pharma-Ehe einbrachte, von der EU eine Zulassungserweiterung erhalten. Durften Mediziner es früher nur zur Behandlung von Multipler Sklerose in einem fortgeschrittenen Stadium anwenden, so ist jetzt auch ein früherer Einsatz möglich. Nach dieser Entscheidung hofft der Pharmariese auch auf eine entsprechende Genehmigung in den USA.

Mehr Pestizide durch Gentech
Auf lange Sicht senkt der Anbau von Gentech-Pflanzen nicht den Pestizid-Verbrauch. Das ist das Ergebnis einer Studie mit Bt-Baumwolle in China, die Per Pinstrup-Anderson von der Cornell University durchführte. Die Baumwolle mit dem gentechnisch eingebautem Gift vom bacillus thuringiensis konnte sich zwar in den ersten Jahren erfolgreich der Baumwollkapselraupe erwehren, war dem Ansturm anderer Schadinsekten bald aber nicht mehr gewachsen, so dass die LandwirtInnen mit weiteren Pestiziden arbeiten mussten. Das ging ins Geld, weshalb ihr Gewinn nach sieben Jahren um ca. acht Prozent unter denen ihrer KollegInnen lag, die konventionelle Sorten angebaut hatten. Pinstrup-Anderson führt den Gen-Gau allerdings nicht auf die Genpflanzen selber, sondern auf das Fehlen von Pufferzonen mit naturbelassener Baumwolle zurück, in denen das Ausbringen zusätzlicher Agrochemikalien die Insekten-Bestände dezimiert und so die Gentech-Baumwolle vor ihnen verschont. Wie die sich häufenden negeativen Untersuchungsergebnisse zur Pestizid-Reduzierung durch genmanipulierte Pflanzen zeigen, dürfte dies aber nicht die Lösung des Problems sein. Schlechte Geschäftsaussichten also für BAYERs Gentech-Baumwolle FIBERMAX.

Probleme mit Gensoja
MONSANTOs Gentech-Soja, der über eine eingebaute Resistenz gegen das Anti-Unkrautmittel Glyphosate verfügt, macht den LandwirtInnen in Argentinien mittlerweile das Leben schwer. Vielen Wildgräsern kann die Agrochemikalie nichts mehr anhaben, so dass einige Sorten stärker wuchern als je zuvor. Zudem hat der flächendeckende Anbau mit ROUNDUP-READY-Soja die Böden ausgelaugt und ihnen nach einer Studie der Universität Buenos Aires rund eine Million Tonnen Stickstoff und 227.000 Tonnen Phosphor entzogen.

Stotternder Jobmotor
BAYER & Co. preisen die Gentechnik unablässig als Jobmotor. Die „Deutsche Industrievereinigung Biotechnologie“ kommt auf über 10.000 Stellen allein in der Pflanzenzüchtung und Saatgutproduktion. Der BUND FÜR UMWELT UND NATURSCHUTZ DEUTSCHLAND (BUND) hat diese Angaben einmal überprüfen lassen und ganz andere Zahlen zu Tage gefördert. Nach einer Untersuchung des Wirtschaftswissenschaftlers Thorsten Helmerichs von der Oldenburger Carl-von-Ossietzky-Universität arbeiten bei den Gentech-Unternehmen gerade mal 500 Angestellte in den Laboren.

WASSER, BODEN & LUFT

Neues Schadstoffregister
Die Bundesregierung will 2008 ein nationales Schadstoffregister einrichten, das - öffentlich zugänglich - alle Giftstoffe auflistet, mit denen BAYER & Co. die Umwelt belasten. Für die Metall-, Strom- und Chemieindustrie gilt darüber hinaus die Sonderregelung, jährlich Bericht über die genaue Höhe der Emissionen erstatten zu müssen.

GIFTIG, ÄTZEND & EXPLOSIV

Chemie macht unfruchtbar

  • 1


Nach einer neuen GREENPEACE-Studie beträgt der Anteil der nicht fortpflanzungsfähigen Menschen an der Gesamtbevölkerung der Industrieländer mittlerweile 20 Prozent und hat sich damit seit den 60er Jahren verdoppelt. Die Umweltschutzorganisation macht dafür Chemikalien mitverantwortlich. Viele Substanzen, wie etwa das von BAYER hergestellte Bispenol A, wirken nämlich hormon-ähnlich und beinträchtigen die Spermien-Produktion im Körper des Mannes.

Chemie macht unfruchtbar

  • 2


Die in der „Great Lakes“-Region zwischen Kanada und den USA ansässigen Chemie-Unternehmen gefährden die Gesundheit der AnwohnerInnen in einem erheblichen Maße (siehe Ticker 1/06). Allein die nun zu LANXESS gehörende ehemalige BAYER-Niederlassung emittiert jährlich zwei Millionen Kilogramm gefährlicher Stoffe. Viele von ihnen finden sich nach einer Untersuchung der Initiative TOXIC NATION im Blut der Bevölkerung wieder. Die Probe eines 66-jährigen Mannes wies 32 Chemikalien auf, darunter Polychlorierte Biphenyle und Pestizide. Das bleibt nicht ohne Auswirkungen. Viele der Substanzen haben einen hormon-ähnlichen Aufbau und stören deshalb den menschlichen Stoffwechsel, was besonders fatale Auswirkung auf die Fortpflanzungsfähigkeit hat. So haben die chemischen Keulen in Sarnia zu vielen Fehlgeburten geführt und das Verhältnis von weiblichen und männlichen Geburten durcheinander gebracht. Auf einen Jungen kommen mittlerweile zwei Mädchen. Zudem weisen 20 Prozent der Schulkinder Entwicklungsdefizite auf. Auch in der Tierwelt stießen die WissenschaftlerInnen auf Abnormitäten wie Fische mit weiblichen und männlichen Geschlechtsmerkmalen.

PESTIZIDE & HAUSHALTSGIFTE

Pestizide in Cola
Getränke-Produzenten nutzen Wasser als Rohstoff. In Indien ist es jedoch so stark durch Pestizide verunreinigt, dass auch die Cola nicht mehr sauber bleibt. Das „Centre for Science and Environment“ (CSE) fand in COCA-COLA und PEPSI-COLA Spuren von fünf Agrochemikalien, darunter der unter anderem von BAYER vertriebene Wirkstoff Chlorpyrifos. „Die Ergebnisse waren wirklich schockierend. PEPSI-COLA wies Rückstände auf, die dreißig Mal höher waren als die vom “Bureau of Indian Standards„ genehmigten Werte, bei COCA-COLA liegen sie 27 Mal höher“, so CSE-Direktorin Sunita Narain.

EU: strengere Pestizidpolitik
Die EU plant ein strengeres Vorgehen gegen Pestizide. Die Brüsseler PolitikerInnen wollen die Anwendungen besser kontrollieren, das Ausbringen der Ackergifte per Flugzeug verbieten sowie Sperrbezirke für Pestizide schaffen.

Immer weniger Bienen
Nach einer Studie der Universität Leeds, die das Wissenschaftsmagazin Science veröffentlichte, hat sich die Zahl der Bienen in den letzten 25 Jahren stark reduziert. Das hat auch die Pflanzenwelt Auswirkungen: weniger Bienen, weniger Bestäubungen, weniger Blumen. Um 70 Prozent nahm die Verbreitung von Wildpflanzen allein in Großbritannien während des Untersuchungszeitsraums ab. Der Wissenschaftler Koos Biesmeijer war „schockiert“ über das Ergebnis seiner Forschungen. Eine Ursache für das Verschwinden der Bienen konnte er nicht angeben; GAUCHO und andere bienengefährliche Pestizide dürften aber ihren Teil zu dem Artensterben beigetragen haben.

Comeback für Organophosphate?
Der intensive Rapsanbau und die damit verbundene intensive Anwendung von Pestiziden macht den Rapsglanzkäfer zunehmend immun gegen die Giftdröhnungen. Besonders pyrethroid-haltige Insektizide wie etwa die BAYER-Produkte BAYTHROID und BULLDOCK versagen ihre Dienste. Deshalb hat die Biologische Bundesanstalt eine begrenzte Notzulassung für den Wirkstoff Thiacloprid, enthalten unter anderem in den Konzernmitteln ALANTO, BARIARD, CALYPSO und MONARCA, ausgesprochen. Aber auch eine Wiederzulassung von Ultragiften auf Organophosphat-Basis ist wieder im Gespräch. „Dass man nun wieder auf sie zurückgreift, kann als Offenbarungseid aufgefasst werden“, kommentierte die Faz.

5.000 Vergiftungen in Brasilien
Mit seinem Pestizidverbrauch liegt Brasilien weltweit auf Platz drei. Entsprechend hoch ist die Zahl der Vergiftungen. 5.000 Personen behandeln die MedizinerInnen jährlich. Das „Integrated Toxicological Vigilance Center“ des Gesundheitsministeriums hat die Region Mato Grosso do Sul genauer untersucht. In dem Zeitraum von 1992 bis 2000 gab es dort 1.355 Fälle, 506 Selbsttötungsversuche und 849 Unfälle, von denen 37 tödlich endeten. Die drei am häufigsten beteiligten Ackergift-Wirkstoffe Methamidophos, Carbofuran und Monocrotophos, allesamt den Gefahrenklassen I und II zugehörig, befinden sich auch in der BAYER-Produktpalette. Obwohl die Vereinten Nationen die Konzerne aufgefordert haben, solche Substanzen in der „Dritten Welt“ nicht mehr zu vermarkten, machen die Agromultis dort weiterhin Geschäfte mit ihnen.

785 Vergiftungen in Chile
Im Jahr 2005 kam es in Chile zu 785 Pestizid-Vergiftungen. Für die meisten war der auch von BAYER hergestellte Wirkstoff Methamidophos verantwortlich, für die drittmeisten die sich ebenfalls im Konzern-Angebot befindliche Substanz Chlorpyrifos. Auf den sechsten Platz der Schwarzen Liste gelangte Tetramethrin und auf den achten Azinphos-Methyl.

Pestizide verursachen Krebs
Pestizide und andere Chemikalien können Krebs auslösen. In einem Versuch mit Tumorzellen beobachteten WissenschaftlerInnen, wie eine Agrochemikalie ein zum Krebswachstum beitragendes Gen, ein so genanntes Onkogen, stimulierte.

Pestizidexporte steigen
Die Pestizidexporte bundesdeutscher Unternehmen steigen. Im Geschäftsjahr 2005 führten BAYER & Co. fast 94.000 Tonnen aus, was gegenüber 2004 eine Zunahme von zehn Prozent bedeutet. Davon gehen ca. 9.000 Tonnen nach Südamerika und ca. 3.000 nach Afrika, wo die Menschen aufgrund einer hohen AnalphabetInnenrate und einer ungenügenden Schulung im Umgang mit den Agrochemikalien einem besonders hohen Vergiftungsrisiko ausgesetzt sind.

Viele Suizide mit Pestiziden
Das Schlucken von Pestiziden ist einer Untersuchung der Weltgesundheitsorganisation WHO zufolge weltweit die verbreiteste Methode, sich selbst zu töten. In asiatischen Ländern wie China, Malaysia oder Sri Lanka gehen 60 bis 90 Prozent aller Suizide auf die Einnahme von Agrochemikalien zurück. Die WHO bereitet deshalb einen Aktionsplan vor. Sie will unter anderem das Gesundheitspersonal im Umgang mit Vergiftungen schulen und den Zugriff auf Pestizide erschweren.

BAYER die Nr. 1
Wie schon im Geschäftsjahr 2004 nimmt BAYER auch 2005 mit einem Umsatz von fast sieben Milliarden Dollar unter den weltgrößten Pestizidherstellern die Spitzenposition ein.

STANDORTE & PRODUKTION

Rhein-Anleger arbeitslos
Zwischen BAYERs Leverkusener Schiffsanleger, an dem Lastkähne mit Giftfracht festmachten, und dem für die Boote der KÖLN-DÜSSELDORFER SCHIFFFAHRTSGESELLSCHAFT lag immer ein Sicherheitsabstand. Da die den Leverkusener Multi anlaufenden Schlepper aber immer länger wurden, schmolz die Distanz. Deshalb führte im Jahr 2003 kein Weg an einer Verlegung der Station vorbei (Ticker 1/03). An den Kosten wollte der Konzern sich zunächst nicht beteiligen, erst nach langen Verhandlungen steuerte er 250.000 der erforderlichen 850.000 Euro bei. Jetzt allerdings erweist sich der Umzug als eine Fehlplanung. Am neuen Standort herrscht nämlich eine so starke Strömung, dass die Rheinkommission Wasserfahrzeugen ab 80 Meter Länge das Anlegen untersagte, weshalb die Schiffe ausbleiben.

Ärger mit dem Mieterverein
BAYERs Wohnungsgesellschaft BAYWOGE will Mieten künftig nicht mehr für den abgelaufenen Monat, sondern schon im Voraus kassieren, was den Mieterverein auf den Plan gerufen hat. Eine „Doppelzahlung der Miete muss nicht sein“, kritisiert Geschäftsführer Volker J. Ziaja und sieht im Handeln des Unternehmens einen Verstoß gegen viele der abgeschlossenen Mietverträge.

BAYER macht Portãna dicht
Der Leverkusener Multi schließt am brasilianischen Standort Portãna seine Pestizid-Produktion und konzentriert die Herstellung von Agrochemikalien auf den Standort Belford Roxo, wo er auch ein neues Vertriebszentrum errichtet. Wieviel Arbeitsplätze der Konzern durch diese Zentralisierung vernichtete, teilte er nicht mit.

Anlage in China eingeweiht
Die Lohnkosten in China belaufen sich auf ein Viertel der bundesrepublikanischen. Dieses Faktum und die dortigen Wachstumsraten veranlassen BAYER zu großen Investitionen in dem Land. Anfang September 2006 nahm der Konzern ein Makrolon-Werk in Caojing in Betrieb. Und so soll es weiter gehen. „Wir wollen bis 2009 jährlich eine Großanlage eröffnen“, sagte der Vorstandsvorsitzende Werner Wenning bei der Einweihung. In drei Jahren soll schon ein Neuntel der Kunststoffproduktion aus dem Reich der Mitte kommen. Da auch die Konkurrenz in ähnlichem Tempo baut, besteht die Gefahr von Überkapazitäten. Aber selbst dann werde der Konzern in den kostengünstigen Großanlagen die vorgegebenen Mindestrenditen erzielen, meint Wenning. Die Caojinger Fertigungsstätte kam den Multi aufgrund eines neu entwickelten Produktionsverfahrens für den Kunststoff TDI nämlich 10 bis 20 Prozent billiger als vergleichbare Investitionen; zudem liegt der Energieverbrauch um ein Drittel unter dem älterer Werke. Deshalb sieht es im Falle einer Absatzflaute schlecht für Produktionen im alten Europa aus.

Mehr Lackrohstoffe aus China
BAYER baut die Lackrohstoff-Produktion am Standort Shanghai aus. Künftig will der Konzern dort 50.000 Tonnen pro Jahr herstellen.

IMPERIUM & WELTMARKT

BAYER dominiert SCHERING-Vorstand
Ganz wie erwartet geben BAYER-Vertreter im neuen Vorstand von BAYER-SCHERING den Ton an. Im fünfköpfigen Führungsteam, dessen Leitung Arthur Higgins von BAYER HEALTH CARE übernimmt, finden sich nur zwei SCHERING-Manager. Den ehemaligen SCHERING-Boss Hubertus Erlen fand der Leverkusener Multi mit einem gutdotierten Posten im Aufsichtsrat ab.

Thomas neuer Kunststoffchef
Der Brite Patrick W. Thomas folgt Hagen Noerenberg auf den Posten des Vorsitzenden von BAYER MATERIAL SCIENCE, der Kunststoff-Sparte von BAYER.

Kooperation mit DEUTSCHE POST
Die DEUTSCHE POST übernimmt künftig für BAYER Dienstleistungen auf dem Gebiet der Dokumentenverwaltung. Sie erledigt das Scannen und Auslesen von Rechnungsdaten, den Abgleich mit anderen digitalen Unterlagen und die Archivierung. Ob dem Deal Arbeitsplätze beim Multi selber zum Opfer fallen, teilte der Konzern nicht mit.

Verkauf der Diagnostiksparte
Zur Finanzierung der SCHERING-Übernahme hat der Leverkusener Pharmariese seine Diagnostiksparte für 4,2 Milliarden Euro an SIEMENS verkauft. Nur das Geschäft mit Kontrastmitteln und Blutzuckermessgeräten verbleibt im Unternehmen. Damit vernichtet BAYER innerhalb des Konzerns tausende Arbeitsplätze.

BAYER kauft METRIKA
BAYER hat das US-Unternehmen METRIKA gekauft. Die Firma, die 75 Angestellte hat, stellt ein Gerät zur Bestimmung des Langzeit-Blutzuckerwertes her.

Vietnam lockt
Die bundesdeutsche Außenwirtschaftspolitik hat Vietnam nach Informationen von www.german-foreign-policy.com zu einem ihrer „Schwerpunktländer“ erklärt und bereitet BAYER & Co. das Terrain für eine Expansion. Der Leverkusener Multi hat bereits Projekte auf Lager und plant deshalb gemeinsam mit der vietnamesischen Regierung und anderen Konzernen einen Investitionsworkshop.

Kooperation mit NUFARM
Der BAYER-Konzern liefert seinen Herbizid-Wirkstoff Diflufenican und Produkte auf Basis dieser Substanz zukünftig an den australischen Pestizidhersteller NUFARM, der sein Europa-Geschäft stärken will.

PRODUKTION & SICHERHEIT

Immer mehr Asbest-Tote
Die Zahl der durch Asbest ausgelösten Krebsleiden steigt immer weiter. Dieter Köhler von der „Deutschen Gesellschaft für Pneumomologie“ rechnet binnen der nächsten 15 Jahre mit 110.000 Neu-Erkrankungen. Ein großer Teil der Betroffenen war in der Bau- oder Chemie-Industrie beschäftigt. Der Werkstoff ist in der Bundesrepublik zwar seit 1993 verboten, aber bis er seine gefährliche Wirkung entfaltet, können bis zu 40 Jahre vergehen. Parallel zur Zunahme der Fälle wächst die Verschwiegenheit bei BAYER. Der Leverkusener Pharmariese verheimlicht nämlich die genauen Zahlen. Im vorvorletzten „Sustainable Development“-Bericht hieß es zu den 130 „anerkannten“ Berufskrankheiten des Jahres 2000: „Als Krankheitsauslöser waren bei uns vor allem Expositionen gegen Asbest und Lärm relevant“. Im „Nachhaltigkeitsbericht 2004“ fehlt selbst ein solcher diffuser Hinweis. Zum Thema „Berufskrankheiten“ findet sich dort bloß der Satz: „ ... so liegt die Zahl neuer Anerkennungsfälle derzeit konzern-weit bei etwa 100 pro Jahr“, ohne auf die Art der Gesundheitsschädigungen näher einzugehen. Und mit dem Nachhaltigkeitsbericht von 2005 fehlen gleich sämtliche Angaben zu Berufskrankheiten.

UNFÄLLE & KATASTROPHEN

Explosionen in Dormagen
Auf dem Gelände des BAYER-Chemieparks in Dormagen ereignete sich am 3. Juli 2006 ein Störfall. In einem Reaktor zur Produktion des Kunststoffes Polyethylen kam es zu mehreren Explosionen. Acht MitarbeiterInnen wurden dabei verletzt.

Jährlich 340.000 Tote durch Chemikalien
Die Arbeit mit Chemikalien fordert zahlreiche Todesopfer. Nach Angaben der „internationalen Arbeitsorganisation“ (ILO) sterben jährlich 340.000 Menschen durch Vergiftungen. Ein großer Teil der Todesfälle geht auf Pestizide zurück und ereignet sich in Ländern der „Dritten Welt“. Dort tragen viele ArbeiterInnen wg. der großen Hitze keine Schutzkleidung Zudem ist die Analphabetismus-Rate hoch, weshalb ein Großteil der in der Landwirtschaft Beschäftigten die Warnhinweise auf den Agrochemikalien nicht lesen kann. So haben vor einigen Jahren in Benin 30 Beschäftigte das Ausbringen des auch von BAYER hergestellten Pestizidwirkstoffs Endosulfan, enthalten unter anderem in den Produkten MALIX, PHASER und THIODAN, mit ihrem Leben bezahlt.

Gefährliche Pestizid-Entsorgung
Besonders komplizierte Entsorgungsfragen schafft sich der Leverkusener Multi vom Hals, indem er Spezialunternehmen damit beauftragt. So lieferte eine BAYER-Niederlassung aus Alabama regelmäßig Behälter, in denen mit Propylmercaptan ein Bestandteil des Pestizides MOCAP hergestellt wurde, zur Reinigung an die Firma PHILIPS SERVICES. Dies blieb nicht ohne Folgen. In einem Umkreis von 50 Quadratmeilen klagten 250 Menschen über Kopfschmerzen, Brechreiz, allergische Symptome und Atemprobleme. Über drei Wochen hing ein übler Geruch über der ganzen Gegend. Die US-Behörden entzogen PHILIPS SERVICES daraufhin erst einmal die Betriebserlaubnis, die das Unternehmen allerdings wiedererlangen kann, wenn es bestimmte Auflagen erfüllt.

35 Verletzte bei Chlormethylketon-Austritt
Am 24. Mai 2006 ereignete sich im Dormagener BAYER-Werk beim Umfüllen einer von einem LKW gelieferten Chemikalie ein Unfall. Es traten fünf Liter des Pestizid-Vorproduktes Chlormethylketon aus. Der Kontakt mit der Substanz verursachte bei 35 Personen so schwere Gesundheitsstörungen, dass sie sich in ärztliche Behandlung geben mussten.

Zyanid tritt aus
Am 24. Juli 2006 entstand in einem BAYER-Gefahrguttransporter ein Leck, woraus giftiges Zyanid entwich. Der Fahrer stoppte den LKW und fuhr den Parkplatz eines Einkaufszentrums im US-amerikanischen Moundsville an. Die eintreffende Feuerwehr ließ sofort alle dort parkenden Wagen abschleppen; ein Sicherheitsteam pumpte die Chemikalie ab. Wäre eine größere Menge ausgetreten und hätte der Wind ungünstiger gestanden, hätten die Verantwortlichen umfangreiche Evakuierungsmaßnahmen einleiten müssen. So aber gab der Polizei-Chef Entwarnung: „Für niemanden bestand zu irgendeiner Zeit eine Gefahr.“

Mercaptan tritt aus
Sogar in Erdgas steckt Chemie. Der Duftstoff Mercaptan verhilft dem geruchslosen Erdgas zu dem charakteristischen Gasgeruch, damit man eventuelle Ausströmungen riechen kann. Im Wiesdorfer BAYER-Werk ereignete sich allerdings mit Mercaptan ein Störfall. Im Bereich der Erdgasübergabestation trat der Duftstoff aus und verursachte bei acht MitarbeiterInnen Übelkeit und Augenreizungen.

Kontrastmittel-Rückruf
Der von BAYER aufgekaufte Pharmahersteller SCHERING hat sein Röntgenkontrastmittel ULTRAVIST zurückgerufen, da in dem Medizinprodukt kleine Partikel zu Kristallen zusammengklumpt sind, was Arterien verstopfen und so Thrombosen auslösen könnte.

RECHT & UNBILLIG

CBG-Klage abgewiesen
Kurz vor der diesjährigen Hauptversammlung der BAYER AG am 28. April reichte die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) bei der Kölner Staatsanwaltschaft eine Klage gegen den Konzern wegen unerlaubter Preisabsprachen ein. Anfang Juni wiesen die RichterInnen sie in der ersten Instanz ab. Sie sahen es nicht als Veruntreuung an, Rückstellungen in Höhe von 275 Millionen Euro für die zu erwartenden Strafen gebildet zu haben - im Gegenteil. „Bei lebensnaher Betrachtung (ist) davon auszugehen, dass ein weltweit agierender Konzern wie die BAYER AG letztlich durch Kartellabsprachen größere Gewinne erzielt, als wenn sie auf solche verzichten würde“, heißt es in der Urteilsbegründung. Das Profitstreben des Leverkusener Multis führt sie sogar noch als mildernden Umstand an: „Es ist in Anbetracht des Umstandes, dass viele namhafte Unternehmen an den Absprachen beteiligt waren, davon auszugehen, dass diese Vereinbarungen lediglich (!) in der Absicht einer sicheren Gewinnmaximierung getroffen wurden.“ Die CBG hat gegen die Entscheidung Beschwerde eingelegt (siehe auch SWB 3/06).

73 Millionen Dollar Kartellstrafe
In einem Verfahren wegen Preisabsprachen beim Kunststoff-Vorprodukt Polyol, in dessen Verlauf BAYER schon einmal 33 Millionen Dollar zahlen musste, erging ein erneuter Strafbefehl. Ein Gericht verurteilte die am Kartell beteiligten Unternehmen, auch die Plastikproduzenten zu entschädigen, denen sie das Polyol überteuert verkauft hatten. Das kostete die Konzerne noch einmal 73

[Aids] Welt Hämophilietag

CBG Redaktion

Coordination gegen BAYER-Gefahren
18. April 2006

Offener Brief an den Weltverband der Hämophilen (World Federation of Hemophilia)

„Kooperation mit BAYER sofort beenden“

Sehr geehrte Damen und Herren,

mehrere Tausend Bluter sind weltweit durch Bayer-Produkte fahrlässig mit HIV infiziert worden. Die Aids-Gefahr für Bluter war frühzeitig bekannt, aus Kostengründen wurden aber damals die bestehenden Sicherungsverfahren nicht eingesetzt. Die Firma Cutter, Tochter-Unternehmen von Bayer, war zu dieser Zeit Weltmarktführer für Blutprodukte.

Sicherlich ist Ihnen auch bekannt, dass Bayer kontaminertes Blut nach Asien exportierte, nachdem der Verkauf in Europa und den USA verboten wurde. Tausende von Bluter mussten hierfür mit ihrem Leben bezahlen.

Die Coordination gegen BAYER-Gefahren, die den Konzern seit 25 Jahren überwacht, fordert eine Entschuldigung von Bayer und eine gerechte Entschädigung für die Betroffenen. Außerdem muss gegen die Verantwortlichen bei Bayer strafrechtlich vorgegangen werden.

Obwohl die Kontamination hätte vermieden werden können, weigern sich die beteiligten Konzerne bis heute, den Betroffenen eine angemessene finanzielle Entschädigung zu zahlen. In den USA zum Beispiel erklärten sich die Unternehmen lediglich dazu bereit, den Infizierten eine Pauschale von 100.000 US$ zu bezahlen. Da diese Summe aber nicht einmal die Behandlungskosten deckt, zogen zahlreiche Betroffene vor Gericht.

Vor diesem Hintergrund ist es für uns unverständlich, dass die „World Federation of Hemophilia“ von Bayer Geld zur Finanzierung des Welt-Hämophilietags annimmt. Das Unternehmen möchte hiermit von seiner Rolle bei der wissentlichen Infizierung Tausender Bluter ablenken. Die Verbände, die die Bluter in aller Welt vertreten, dürfen sich für diese Zwecke nicht missbrauchen lassen. Wir fordern Sie auf, die Kooperation mit Bayer einzustellen.

Coordination gegen BAYER-Gefahren e.V.

[Ticker 02/2006] STICHWORT BAYER 02/2006 – Ticker

CBG Redaktion

AKTION & KRITIK

CBG verklagt BAYER
Die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) hat den Leverkusener Chemiemulti wegen seiner zahlreichen illegalen Preisabsprachen verklagt. Da die inzwischen aufgeflogenen Kartelle unmöglich ohne das Wissen der verantwortlichen Konzern-Manager entstanden sein können und sich die Rückstellungen für zu erwartende Strafzahlungen mittlerweile auf 275 Millionen Euro belaufen, sieht die CBG den Tatbestand der Veruntreuung als erfüllt an. „Die Verantwortlichen müssen persönlich in Haftung genommen werden“, forderte CBG-Geschäftsführer Philipp Mimkes in einer Presseerklärung zur Strafanzeige.

Klimaschwindel: Loske schreibt BAYER
Die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) hatte BAYER beim Klimaschwindel ertappt und die vom Konzern stets mit stolzgeschwellter Brust vorgetragene Zahl von 60 Prozent weniger Kohlendioxid auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Wie die CBG nachwies, hatte der Multi die Reduzierung mitnichten durch Investionen in den Umweltschutz erreicht, sondern durch Betriebsschließungen, Verkäufe von Unternehmensteilen und ein Outsourcing der Energie-Produktion. Dies gab auch dem grünen Bundestagsmitglied Reinhard Loske zu denken, der das Unternehmen zuvor für seine Klimapolitik mit grünen Weihen ausgestattet hatte. Er forderte den Vorstand auf, zu den Tricksereien Stellung zu nehmen und kündigte an, sein Lob öffentlich zu widerrufen, sollte BAYER die Vorwürfe nicht entkräften können.

Anfrage wg. Kinderarbeit
Noch immer besteht die Belegschaft bei den Zulieferern von BAYERs indischer Saatgut-Tochter PROAGRO zu 20 Prozent aus Kindern. Darum hat die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) diesen Skandal in den Deutschen Bundestag eingebracht. Über die LINKSPARTEI stellte sie eine parlamentarische Anfrage zu dem Thema. Die Antwort spricht Bände. „Die Bundesregierung teilt die Auffassung, dass Kinderarbeit eine Menschenrechtsverletzung darstellt“, schreibt Rot-Schwarz, um dann ihre Ohnmacht hinsichtlich des Treibens von BAYER zu bekunden: „Gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen ist freiwillig und daher nicht einklagbar“.

Monitor macht BAYER Beine
Der Bericht des TV-Magazins Monitor über Kinderarbeit bei den Zulieferern von BAYERs indischer Saatguttochter PROAGRO hat dem Konzern Beine gemacht. „BAYER war geschockt über die Monitor-Reportage“, meldete der Anti-Kinderarbeitsaktivist Dr. Davuluri Venkateswarlu der COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN aus dem fernen Indien. PROAGRO-ManagerInnen haben ihn unmittelbar nach der Sendung kontaktiert, um mit ihm einen Aktionsplan für die nächste Pflanzsaison auszuarbeiten. Was aus dem Vorhaben wird, bleibt allerdings abzuwarten.

Vorläufiges Aus für Terminator-Technologie
Auf der UN-Konferenz im brasilianischen Curitiba haben BAYER & Co. eine empfindliche Niederlage erlitten. Es ist ihnen nicht gelungen, die DelegiertInnen zu einer Aufhebung des Moratoriums für Terminator-Saatgut zu bewegen. In dieser Technologie, Saaten mittels Gentechnik steril zu machen und so die LandwirtInnen daran zu hindern, sie in der nächsten Pflanzsaison wiederauszusähen, sahen die Agromultis ein wirksames Instrument zu einer Erweiterung der Kontrolle über die Nahrungsmittelkette (SWB 1/06). Aber das auch von der COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN unterstützte, breit angelegte Aktionsbündnis TERMINATOR-TECHNOLOGIE ÄCHTEN - FREIE SAAT STATT TOTE ERNTE machte ihnen einen Strich durch die Rechnung. „Ohne den massiven politischen Druck für eine Beibehaltung des Moratoriums wäre den Saatgutmultis die Aufhebung gelungen“, meint Roland Röder von der AKTION 3.WELT SAAR. Jetzt versucht die Kampagne, das Terminator-Tabu ins bundesdeutsche Gentechnik-Gesetz einfließen zu lassen.

CBG auf Anti-Gentech-Konferenz
Im April 2006 trafen sich Gentech-GegnerInnen auf Kreta zu einer Konferenz, auf der auch die Arbeit der COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) in einem Workshop vorgestellt wurde. Die Resonanz war positiv: „Es war eine gelungene Veranstaltung, viele Menschen wurden über Anti-Gentech-Aktivitäten informiert - und glaubt es mir! - vielen von ihnen war unbekannt, wie tief BAYER da drin steckt“, schrieb einer der Organisatoren der CBG.

GREENPEACE gegen BAYER-Studie
BAYER, BASF und andere Genmultis finanzieren über ihren Verband „CropLife“ ein Institut, dessen Untersuchungen den Geldgebern stets die erwünschten Ergebnisse liefern. So publizierten die WissenschaftlerInnen in Italien eine Untersuchung, welche die Gefahren von Kreuzungen gentechnisch veränderter Pflanzen mit konventionell oder ökologisch angebauten Sorten herunterspielt. Die Initiativen GREENPEACE und LEGAMBIENTE reagierten sofort und korregierten die Aussagen der AuftragsforscherInnen.

Italien: LandwirtInnen gegen Genreis
Der Leverkusener Chemie-Multi hatte bei der EU vor einiger Zeit einen Antrag auf Import-Genehmigung für eine gentechnisch gegen das Anti-Unkrautmittel LIBERTY LINK (Wirkstoff: Glufosinat) resistent gemachte Reis-Sorte gestellt (siehe GENE & KLONE). Der italienische LandwirtInnenverband „Confederazione italiana agricoltori“ hat sich streng dagegen ausgesprochen, diese Erlaubnis zu erteilen.

Protest gegen EU-Forschungspolitik
Die Europäische Kommission greift zur Beglückung von BAYER & Co. mal wieder tief in die Tasche. Die EU will Forschungen im Agrarbereich mit einem Schwerpunkt auf der Gentechnik von 2007 bis 2013 mit 2,5 Milliarden Euro fördern (siehe SWB 4/04), während sie Untersuchungen zum Umwelt- oder VerbraucherInnenschutz kein Geld zur Verfügung stellt. Aus Protest gegen diese Subventionspolitik haben das GENETHISCHE NETZWERK, GREENPEACE und andere Initiativen einen Offenen Brief an Europa- und Bundestagsabgeordnete geschrieben.

BIS-Proteste in Brunsbüttel
Im Herbst 2005 kam es am BAYER-Standort Brunsbüttel zu Protesten von 150 MitarbeiterInnen von BAYER INDUSTRY SERVICES (BIS), weil die Konzernzentrale sich Zeit dabei lässt, die Sparte in die Teilgesellschaft BAYER MATERIAL SCIENCE zu integrieren. Die BIS, die innerhalb des Konzernverbundes die Chemie„parks“ betreibt, steht seit geraumer Zeit wegen angeblich zu schlechter Geschäftszahlen unter Druck (siehe SWB 1/06), und die Beschäftigten sehen sich durch eine Zusammenlegung mit der Kunststoff-Abteilung besser vor einer drohenden Arbeitsplatzvernichtung geschützt. „Wir lassen keinen Keil zwischen BMS und BIS treiben“ und „Schluss mit der Hinhaltetaktik“ schrieben die Belegschaftsangehörigen deshalb auf ihre Demonstrationsschilder. Die IG BERGBAU, CHEMIE, ENERGIE bekommt sogar Rückendeckung vom Werksleiter Roland Stegmüller und will die Fusion notfalls vor Gericht erstreiten.

Proteste in Antwerpen
Im Antwerpener Werk von BAYERs Chemie-Abspaltung LANXESS will die Geschäftsleitung die Beschäftigten zu Mehrarbeit zwingen. In einem Interview schwärmte das Vorstandsmitglied Koemm von chinesischen Verhältnissen mit jährlichen Lohnkosten von 10 - 15.000 Euro für eine 48-Stunden-Woche und klagte insbesonders über die angeblich zu großzügigen Urlaubsregelungen in der belgischen Niederlassung. Die beiden Gewerkschaften ABVV und ACV reagierten sofort. Sie traten mit einem Flugblatt an die Öffentlichkeit und kündigten Widerstand an, falls LANXESS zur Tat schreiten sollte: „Wir werden zum richtigen Zeitpunkt hart reagieren“.

Bisphenol: Land wiegelte ab
Im letzten Jahr machte die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN der Öffentlichkeit die Ergebnisse einer neuen Studie zu den hirnschädigenden Wirkungen der von BAYER in großen Mengen hergestellten Chemikalie BISPHENOL A zugängig. Auf der Basis dieser neuen Informationen fragten BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN bei der Landesregierung Nordrhein-Westfalen an, ob sie Handlungsbedarf sehe. Aber Rüttgers Club wiegelte ab. Die MinisterInnen verwiesen in ihrer Antwort auf eine ältere Studie des „Bundesinstitutes für Risikobewertung“, die der NRW-Regierung zufolge befand, „dass für Säuglinge und Kleinkinder aus der üblichen Verwendung von Polycarbonatflaschen kein gesundheitliches Risiko durch Bisphenol A resultiert“ Zudem stehe es den VerbraucherInnen ja frei, auf diese Flaschen zu verzichten und zu Glas zu greifen. Ansonsten wartet die CDU/FDP-Koalition die Resultate der zur Zeit auf europäischer Ebene vorgenommenen neuen Risiko-Bewertung ab. Das BISPHENOL A kann also in BAYERs Homeland einstweilen unbehelligt weiter seine gefährlichen Kreise ziehen.

CBG schreibt Bluterorganisationen
In den achtziger Jahren hatte BAYER es aus Profit-Gründen unterlassen, seine Blutplasma-Produkte einer keimtötenden Hitze-Behandlung zu unterziehen, um das Risiko einer „AIDS“-Infektion zu senken. Als die US-Gesundheitsbehörde FDA die Einführung des Verfahrens schließlich zur Pflicht machte und den Abverkauf der unbehandelten Chargen verbot, lieferte der Konzern die Altlasten einfach nach Asien. Insgesamt starben durch die Geschäftspraktiken von BAYER & Co. Tausende Bluter an AIDS. Seither versucht der Leverkusener Chemiemulti das Vertrauen der Bluter über eine großzügige Unterstützung der Patienten und ihrer Verbände zurückzugewinnen. So hat das Unternehmen erst jüngst 2,7 Millionen Dollar für Forschungen zur Bluterkrankheit gespendet und mit der US-Organisation „National Hemophilia Foundation“ ein Autorennen zu Gunsten von Blutern veranstaltet. Die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) hat den Weltbluterverband „World Federation of Hemophilia“ in einem Offenen Brief deshalb aufgefordert, diese durchsichtige Strategie zu durchkreuzen und die Kooperationen mit dem Leverkusener Multi zu beenden.

GREENPEACE kritisiert Lebensmittelaufsicht
Im Herbst 2005 führte GREENPEACE eine Untersuchung zur Pestizid-Belastung von Obst und Gemüse durch und förderte hohe Giftwerte zu Tage (siehe SWB 1/06). Die Spitzenposition nahm dabei eine Substanz aus dem Hause BAYER ein: FOLICUR fand sich in 8,2 Prozent aller Proben. Das Ergebnis der Studie deutete auf ein eklatantes Versagen der den einzelnen Bundesländern unterstehenden Lebenmittelkontrollbehörden hin. Diesen hat GREENPEACE jetzt genauer auf den Zahn gefühlt und 16 von ihnen wegen zu seltener Überprüfungen und unzureichend ausgestatteter Labore die Note „mangelhaft“ erteilt.

Ärger im Pillenparadies
Nirgendwo auf der Welt verdienen BAYER & Co. mit ihren Pillen so viel Geld wie in den USA. Für die Rheuma-Arznei CELEBREX etwa müssen die US-AmerikanerInnen mit 222 Dollar fast doppelt so viel berappen wie ihre NachbarInnen in Kanada, wo die Pillen nur 135 Dollar kosten. Darum hat der Bürgermeister der Stadt Springfield, die für ihre kommunalen Angestellten eine eigene Krankenversicherung unterhält, die Mitglieder nun aufgefordert, ihre Medikamente per Internet in Kanada zu bestellen. So sparte die Gemeinde drei Millionen Dollar im Jahr und brachte Big Pharma auf die Palme. Die US-Gesundheitsbehörde gab den Pillenriesen dagegen Rückhalt und warnte vor Sicherheitsrisiken. „Das Einzige, was nicht mehr sicher ist, sind die Gewinne der Pharma-Industrie“, entgegnete daraufhin Isaac BenEzera als Sprecher einer SeniorInnen-Initiative und verwies auf die Zahl von jährlich 18.000 Menschen, die sterben müssen, weil sie sich dringend benötigte Medikamente nicht leisten können.

PAN schreibt Gabriel
Das PESTIZID-AKTIONS-NETZWERK (PAN) hat den Umweltminister Sigmar Gabriel und den Landwirtschaftsminister Horst Seehofer in einem Offenen Brief aufgefordert, mit der Umsetzung eines Beschlusses der AgrarministerInnen-Konferenz vom 4. März 2005 zu beginnen, der eine Reduzierung des Einsatzes der Pestizide von BAYER & Co. auf den Äckern um 15 Prozent bis 2015 vorsieht.

VDPP fordert Arznei-Bedarfsprüfung
Der VEREIN DEMOKRATISCHER PHARMAZEUTINNEN UND PHARMAZEUTEN (VDPP) hat gefordert, bei Zulassungsverfahren für Medikamente auch nach dem Kriterium zu entscheiden, ob die neue Arznei wirklich gebraucht werde. Eine solche Bedarfsprüfung als vierte Hürde wäre in den Augen des VDPP-Vorständlers Dr. Thomas Schulz ein wirksames Mittel gegen die Pillen- und Kostenflut im Gesundheitswesen.

Sicherheitsinitiative der ABVV
Am US-amerikanischen BAYER-Standort Baytown ereignete sich am 18.6.2005 ein tödlicher Unfall (Ticker 1/06). Die Arbeitssicherheitsbehörde Osha untersuchte den Fall und stellte massive Verfehlungen BAYERs fest. Sie wies „ernsthafte Verstöße“ gegen die Sicherheitsbestimmungen nach, weshalb eine „hohe Wahrscheinlichkeit eines tödlichen Unfalls oder ernsthafter körperlicher Schäden“ bestanden hätte. Die Berichterstattung der COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN über diesen Fall nahm die im Antwerpener BAYER-Werk aktive sozialistische Gewerkschaft ABVV zum Anlass, an die Firmenleitung eine Anfrage zur Sicherheitslage in ihrem Werk zu stellen, das mit der Baytowner Produktionsstätte nahezu baugleich ist. Die Antwort aus der Zentrale bezeichneten die ArbeiternehmervertreterInnen als „sehr unklar und nicht zufriedenstellend“.

Greenwashing-Aktivitäten in Vietnam
Auch in Vietnam stellt sich der Leverkusener Chemie-Multi mittlerweile unter Verweis auf seine Kooperationen mit dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen als grüner Musterschüler dar. Die staatliche Nachrichtenagentur des Landes hat sich in diese Greenwashing-Aktivitäten einspannen lassen. Deshalb hat die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN die Redaktion in einem Brief über das Umweltsündenregister des Konzerns aufgeklärt.

KAPITAL & ARBEIT

Betriebsratswahlen: Erfolge für Linke
Bei den letzten Betriebsratswahlen beim Leverkusener Multi errangen fortschrittliche Gruppen innerhalb der IG BERBBAU, CHEMIE, ENERGIE (IG BCE) zum Teil große Erfolge. Die BELEGSCHAFTSLISTE des Wuppertaler BAYER-Werkes erreichte ihr bisher bestes Ergebnis und verfehlte mit 49,8 Prozent der Stimmen die Betriebsratsmehrheit nur knapp. Bei BAYER INDUSTRY SERVICES erreichten die BASISBETRIEBSRÄTE sieben Sitze und die KOLLEGEN UND KOLLEGINNEN FÜR EINE DURCHSCHAUBARE BETRIEBSRATSARBEIT einen. Die IG BCE kam dort auf 17 Sitze, VERDI auf vier. Im Leverkusener BAYER-Werk errangen die BASISBETRIEBSRÄTE vier Mandate und die DURCHSCHAUBAREN drei, während die IG BCE 28 und VERDI zwei gewann. Der größten Coup gelang alternativen Gewerkschaftsgruppen bei SCHERING. Die Angst vor Arbeitsplatzverlusten im Zuge der Fusion mit BAYER hat einer linken Gruppierung die Mehrheit im Betriebsrat verschafft.

17 % weniger Lohn für PersonalerInnen
Wenn die Konzerne drastische Einsparungen vornehmen, die traurige Botschaft aber nicht persönlich überbringen wollen, heuern sie zumeist externe Beratungsgesellschaften als Briefträger an. So auch BAYER. Der Konzern ließ die Unternehmensberatung HACKETT die Aufwändungen in Verwaltung und Personalwesen prüfen, und siehe da: HACKETT eruierte ein Einsparpotenzial von 200 Millionen Euro durch eine Konzentration der Aufgaben auf einen Standort. „Shared Services Center“ (SSC) heißt das neue Modewort. Vorher von den einzelnen Landesgesellschaften bearbeitete Bereiche wie Lohnabrechnung, Pensionierungsfragen und ähnliches will der Chemie-Multi nun bündeln. Um die Standortfrage für eine solche Ausgründung zu klären, inszenierte er dann schnell noch einen Unterbietungswettbewerb zwischen Barcelona und Leverkusen. Der Stammsitz trug den „Sieg“ davon. 17 Prozent weniger Lohn, die 40-Stunden-Woche und der Wegfall von 100 Stellen - dieses Angebot war nicht zu schlagen. „Unbestreitbar werden mit diesen Regelungen Arbeitsbedingungen für die betroffenen Arbeitsplätze mittel- und langfristig nicht verbessert. Auf der anderen Seite wären diese Arbeitsplätze in Deutschland nicht zu halten gewesen. Das Niveau der Arbeitsbedingungen in dem SSC wird nicht mehr das Niveau der Arbeitsbedingungen bei BAYER sein, aber es ist das Niveau vergleichbarer Arbeitsbedingungen in Deutschland/Leverkusen“, kommentierte der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Thomas de Win das Verhandlungsergebnis. Auch in Asien und Nordamerika plant der Konzern jetzt solche Rationalisierungsmaßnahmen in den Personalabteilungen.

Vorstandsgehälter: + 9 Prozent
Die Bezüge von BAYERs Vorstandsriege erhöhten sich 2005 gegenüber dem vorigen Geschäftsjahr um neun Prozent. Würden die Gewerkschaften eine solche Forderung nach Lohnsteigerung stellen, bräche nicht nur in der Konzernzentrale des Pharmariesen ein Sturm der Entrüstung los.

Von BAYER zur IG-BCE-Spitze
Der designierte Nachfolger von Hubertus Schmoldt an der Spitze der IG BERGBAU, CHEMIE, ENERGIE (IG BCE) ist ein BAYER-Mann. Bevor Michael Vassiliadis 1986 in den Apparat der Gewerkschaft wechselte, war er im Dormagener BAYER-Werk als Chemielaborant tätig. Auch unter seiner Ägide dürfte die IG BCE nicht von ihrem Kurs abweichen, den Beschäftigten die von BAYER & Co. auf die Agenda gesetzten Unzumutbarkeiten zumutbar zu machen. So hat Vassiliadis an der Verlängerung der Lebensarbeit an sich nichts auszusetzen. In bester Co-Management-Manier beschäftigt ihn lediglich die Frage, wie die GewerkschaftlerInnnen diesen Rückfall in die Steinzeit der Arbeitsbedingungen vor Ort am besten organisieren können.

Billiglohnland Bundesrepublik
Bei den Lohnstückkosten, also dem Quotienten aus Lohnkosten und Umsatz, nimmt die Bundesrepublik unter den sieben großen Industrieländern den vorletzen Platz ein. Nur in Japan war die Arbeit noch billiger. Dies ergab eine Studie der Volkswirtschaftsabteilung der DEUTSCHEN BANK.

Schmoldt für Kombilöhne
Der Vorsitzende der IG BERGBAU, CHEMIE, ENERGIE (IG BCE), Hubertus Schmoldt, der auch dem BAYER-Aufsichtsrat angehört, hat sich für die Einführung von Kombilöhnen ausgesprochen. Wie die Unternehmer hält der Gewerkschaftler die Höhe der Gehälter für eine Ursache der Arbeitslosigkeit. Deshalb möchte er Sonderangebote für BAYER & Co. einführen und entwarf ein Kombilohn-Modell. Nach seinen Vorstellungen soll die „Bundesagentur für Arbeit“ künftig für 20 Prozent des Entgeltes von gering Qualifizierten aufkommen und so für die Industrie einen neuen Niedriglohnsektor schaffen.

Das Chemie-Geschäft boomt
Bei der ersten Pressekonferenz in seiner Funktion als Präsident des „Verbandes der Chemischen Industrie“ konnte BAYER-Chef Werner Wenning mit guten Zahlen aufwarten. Die Produktion von BAYER & Co. erhöhte sich um sechs Prozent. Der Umsatz stieg um sieben Prozent, wobei sich das Umsatzwachstum gegenüber den Vorjahren sogar verdoppelte. Trotzdem vernichteten die Chemie-Unternehmen ein Prozent ihrer Arbeitsplätze. Nur noch 440.600 Beschäftigte zählt die Branche. Mit immer weniger Personalkosten erwirtschaften die Firmen also immer exorbitantere Gewinne. Für Wenning dürften sie aber gerne noch etwas exorbitanter sein. Er kritisierte die im Vergleich zu den USA und Großbritannien am Standort Deutschland um ein Drittel höheren Arbeitskosten und die um fünf Prozent niedrigere Umsatzrendite.

Weitere Arbeitsplatzvernichtung bei LANXESS
BAYERs Chemie-Abspaltung LANXESS läutet die dritte Sparrunde ein. Durch die Vernichtung von 250 Arbeitsplätzen - vor allem im Bereich der Herstellung von ABS-Kunststoffen - soll diese ab 2009 50 Millionen Euro erbringen. Dafür will Vorstandschef Axel Heitmann unter anderem eine Niederlassung in Brasilien schließen und Rationalisierungsmaßnahmen am US-Standort Addyston einleiten, wo das LANXESS-Werk zuletzt immer wieder durch Schadstoff-Austritte negative Schlagzeilen machte. Auch den Produktionen in Indien und Thailand drohen Einschnitte. Zur Begründung der Stellenstreichungen verwies Heitmann auf die zu große Anzahl von Geschäftsfeldern, die nicht seinen Rendite-Erwartungen entsprechen. „Immer noch rund 25 Prozent unseres Umsatzes sind nicht profitabel, weitere 30 Prozent sind nicht zufriedenstellend“, so der Verstandsvorsitzende. Es dürfte also noch das Arbeitsplatzabbau-Programm Nr. 4 folgen.

LANXESS-Ausverkauf geht weiter
BAYERs Chemie-Abspaltung LANXESS die Investmentbanken CREDIT SUISSE und LEHMAN BROTHERS beauftragt, Abnehmer für die Sparten „ABS-Kunststoffe“ und „Textilchemikalien“ zu finden. Sollte dies gelingen, würde der Konzern um ein Siebtel seiner Größe schrumpfen.

Dormagen: Werkschutz privatisiert
Der nach Meinung der Konzernleitung zu kostenintensiv arbeitende Chemie„park“-Betreiber BAYER INDUSTRY SERVICES (BIS) beginnt mit der Umsetzung seines Sparprogramms. In Dormagen hat er den Werkschutz an einem Tor bereits einer Fremdfirma übertragen (siehe auch SWB 1/06).

Weniger Verbesserungsvorschläge
Reichten die BAYER-Beschäftigten im Jahr 2004 noch 17.000 Verbesserungsvorschläge ein, so schrumpfte deren Zahl anno 2005 auf 9.600 - eine Nebenwirkung der innerhalb des Konzernverbundes vernichteten Arbeitsplätze. Nur BAYERs Undankbarkeit bleibt konstant. Der Konzern spart durch die Innovationen pro Jahr neun Millionen Euro ein, schüttet an Prämien jedoch nur einmalig 2,4 Millionen aus.

Mehr Sonderzahlungen
Der Leverkusener Chemie-Multi steigerte seinen Gewinn im Geschäftsjahr 2005 um 134 Prozent auf 1,6 Milliarden Euro. Da war dann auch ein höheres Almosen für die Beschäftigten drin: Der Konzern hob die jährlichen Sonderzahlungen um ein Drittel auf 59 Millionen Euro an. Das Unternehmen behielt sich allerdings vor, von dem Betrag 2,3 Prozent einzubehalten. Angeblich soll dieser Obulus dem Erhalt von 1.000 Arbeitsplätzen an den bundesdeutschen Standorten dienen.

ERSTE & DRITTE WELT

Zinnschlacke aus dem Kongo
Der Kongo ist eines der rohstoffreichsten Länder Afrikas. Die BAYER-Tochter HC STARCK hat in der Vergangenheit nicht einmal davor zurückgeschreckt, mit den Bürgerkriegsparteien Handel zu treiben, um in den Besitz von Coltan zu kommen (Ticker berichtete mehrfach). Aber das Interesse HC STARCKs beschränkte sich keinesfalls nur auf dieses seltene Metall. Nach Informationen von german-foreign-policy.com verhandelten FirmenvertreterInnen im Sommer 2003 auch über Zinnschlacke-Lieferungen mit zwielichtigen Geschäftspartnern. Darum begrüßt die BAYER-Gesellschaft selbstverständlich den Einsatz der Bundeswehr im Kongo als Maßnahme zur Herstellung der „Versorgungssicherheit“ mit Coltan & Co. (siehe auch SWB 2/06).

Bill Gates hilft BAYER
Die Pharmamultis haben die ärmeren Staaten nicht in ihrer Kundendatei. Deshalb müssen öffentliche oder private Institutionen einspringen, um Medikamenten-Entwicklungen für Krankheiten zu fördern, die besonders häufig in Entwicklungsländern auftreten. Eine solche Organisation ist die „Global Alliance for TB-Drug-Development“. Bill Gates, die Rockefeller Foundation, die US-amerikanische Gesundheitsbehörde FDA und diverse andere Vereinigungen finanzieren im Rahmen des Verbundes die Suche nach neuen Tuberkulose-Behandlungsmethoden. So fließt auch Geld für die Erprobung einer Kombinationstherapie von Tbc-Arzneien mit BAYERs Antibiotikum AVALOX; speziell für diesen Forschungsansatz hat Bill Gates im Frühjahr 2006 noch einmal 100 Millionen Dollar locker gemacht. Das Präparat soll den Heilungsprozess beschleunigen, die Bildung Antibiotika-resistenter Bakterienstämme eindämmen und so die Überlebenschancen der PatientInnen erhöhen. In der Fachwelt ist das BAYER-Mittel allerdings umstritten. Der „Arzneimittelverordnungsreport ‚97“ zählt Antibiotika mit Wirkstoffen aus der Gruppe der Fluorchinole wie AVALOX aufgrund der vielen Nebenwirkungen zu den „nicht primär empfehlenswerten Substanzen“.

IG FARBEN & HEUTE

Britische SARIN-Experimente
1936 entwickelte der IG-FARBEN-Chemiker Gerhard Schrader das Giftgas SARIN, was dann auch im Namen zum Ausdruck kommt: S für Schrader und A für den Giftgas-Abteilungsleiter der von BAYER mitgegründeten IG FARBEN, Otto Ambros. Mit eben diesem Gas führte die britische Armee 1953 Experimente durch. In einer Militärklinik applizierten WissenschaftlerInnen SARIN auf die Haut von fünf Soldaten. Einer von ihnen, Ronald Maddison, starb eine Stunde später. Mehr als fünfzig Jahre nach seinem Tod entschuldigte sich die Regierung bei den Hinterbliebenen Maddisons und zahlte ihnen eine Entschädigung in Höhe von 146.000 Euro.

POLITIK & EINFLUSS

BAYER kooperiert mit dem BKA
Die Sicherheitsabteilungen der Konzerne im Ausland verfügen über mehr Personal als der Außendienst des Bundeskriminalamts. Deshalb sind die Multis nicht selten besser über die ETA in Spanien, das Organisierte Verbrechen in Russland oder islamistische Gefahren im Bilde als das BKA, bei dem viele der jetzigen Sicherheitsbeauftragen von BAYER & Co. ihre Karrieren begannen. Von diesem Wissensvorsprung will die Behörde jetzt profitieren und die Unternehmen im Gegenzug großzügiger mit Informationen versorgen. Zu diesem Behufe trafen sich im April 2006 ca. 70 WirtschaftsvertreterInnen mit den BKAlerInnen. „Es ist eine Tagung, wie es sie in dieser Form und Größenordnung noch nicht gegeben hat“, kommentierte die Hamburger Wochenzeitung Die Zeit den Schulterschluss zwischen den Executives und der Exekutive.

Wenning berät Merkel
BAYER-Chef Werner Wenning hat künftig einen ganz kurzen Dienstweg zu Bundeskanzlerin Angela Merkel. Er gehört mit anderen Top-ManagerInnen dem vom ehemaligen Siemens-Chef Heinrich von Pierer geleiteten „Rat für Innovation und Wachstum“ an. Das Gremium will der Kanzlerin in nächster Zeit „to dos“ in Sachen „grüne Gentechnik“, „Unternehmenssteuerreform“ und „Forschungspolitik“ unterbreiten.

BAYER & Co. kritisieren Umweltpolitik
Der „Bundesverband der deutschen Industrie“ hat in Tateinheit mit der „Deutschen Industrie- und Handelskammer“ (DIHK) eine Kehrtwende in der Umweltpolitik gefordert. Die Lobbyvereine von BAYER & Co. kritisierten unter anderem die Vorschriften zur Luftreinhaltung, zum Deponierungsverbot von organischen Abfällen und zum Handel mit C02-Verschmutzungsrechten. Zudem nehmen die Verbände Anstoß an dem von der Bundesrepublik beschlossenen Kohlendioxid-Reduktionsziel von 40 Prozent bis zum Jahr 2020. „Diese Festlegung ist aus unserer Sicht nicht akzeptabel“, so der DIHK-„Umweltexperte“ Hermann Hüwels.

Großzügige C02-Verschmutzungsrechte
Nach dem Gesetz der EU zum Emissionshandel dürfen BAYER & Co. nur bis zu einem bestimmten Oberwert CO2 ausstoßen, für darüber hinaus gehende Kontingente müssen sie Verschmutzungsrechte hinzukaufen. Dadurch hofften die PolitikerInnen Anreize für Investitionen in umweltschonender Technologie geschaffen zu haben, was die Wirtschaftslobby aber qua Durchsetzung großzügiger Bemessungsgrenzen zu verhindern wusste. In der ersten Runde teilte die Bundesregierung den Konzernen Verschmutzungsrechte zum Nulltarif zu. In der zweiten Zuteilung bekam die Stromwirtschaft nur 85 Prozent der benötigten Kohlendioxid-Zertifikate, die Industrie hingegen 98,5 Prozent. BAYER & Co. müssen also gerade mal Verschmutzungsrechte in der Größenordnung von 1,5 Prozent erwerben oder ihren CO2-Ausstoß entsprechend senken. Als Grund für die schonende Behandlung der Unternehmen gab die Bundesregierung an, deren Wettbewerbsfähigkeit nicht unnötig gefährden zu wollen. Das Erreichen der Klimaschutzziele rückt damit in weite Ferne.

Stromsubvention für BAYER & Co.
Wenn in der Bundesrepublik Branchen wie z. B. die Chemie-Industrie besonders viel Energie und Strom verbrauchen, so belohnt sie der Gesetzgeber. Er ersparte BAYER & Co. den vollen Ökosteuer-Satz und plant jetzt weitere Entlastungen. Die große Koalition will unter anderem die Chemie-, Metall- und Baustoff-Industrie von der Energie- und Stromsteuer befreien. Das Steuergeschenk kostet 20 Millionen im Jahr, und auch die Finanzierung geht zu Lasten der Umwelt. Finanzminister Peer Steinbrück besorgt das Geld nämlich durch eine Kürzung der Biokraftstoff-Förderung.

Zuviel Staat in China
Chinas Wirtschaft boomt. Eine Studie der DEUTSCHEN BANK prognostiziert für die Chemie-Industrie alle zwölf Monate Umsatzsteigerungen von zehn Prozent bis zur Marke „400 Milliarden Dollar“ im Jahr 2015. Aber BAYER und die anderen im Land vertretenen Global Player plagen auch Sorgen. So betätigen sich die in Staatsbesitz befindlichen Chemie-Unternehmen als Aufseher über ihre ausländische Konkurrenz. Zudem ist die Zulassung von neuen Produkten mit hohem bürokratischen Aufwand verbunden. Darum haben BAYER & Co. jetzt über die Europäische Handelskammer die Errichtung einer unabhängigen Regulierungsbehörde und einen Rückzug des chinesischen Staates aus dem Wirtschaftsleben gefordert.

BAYER reist mit Merkel nach China
Wenn ein(e) bundesdeutsche Kanzler(in) eine Reise tut, darf Begleitung von BAYER & Co. nicht fehlen. Die Deutschland AG bestimmte diesmal sogar die Planung des Trips und erreichte eine Vorverlegung des eigentlich erst für den Herbst geplanten Besuches. Den Bossen schien angesichts der Aktiviäten anderer Länder Eile geboten, konnte doch in der Vergangenheit die ausländische Konkurrenz „bei Auftragsvergaben viel häufiger (...) mit einem Regierungsvertreter aus der Heimat punkten“, wie die Bosse beklagten. Auch die Agenda Angela Merkels diktierten die Industrievertreter. So setzten sie der Bundeskanzlerin die immer wieder von chinesischen Unternehmen begangenen Patentverletzungen auf die Tagesordnung. Gegen diese ist der Leverkusener Multi Ende November 2005 sogar gerichtlich vorgegangen. Er verklagte 17 in China ansässige Unternehmen, die BAYERs patentgeschützten Pestizid-Wirkstoff Imidacloprid in Europa vertreiben wollten.

BAYER will Sawicki nicht

Schwarz-Rot plant, zur Begrenzung der steigenden Medikamentenkosten eine „Zweitmeinungspflicht“ einzuführen, nach der ÄrztInnen, die eine neue und daher teurere Arznei verschreiben wollen, dieses nicht ohne den Segen eines zweiten Mediziners bzw. Medizinerin tun können. Zudem soll nach dem Willen der Bundesregierung das Kölner „Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen“ (IQWIG) bei ihren Expertisen zu einzelnen Medikamenten künftig das Preis/Leistungsverhältnis stärker in die Bewertung einfließen lassen. Nach längeren Verhandlungen stimmte der von BAYER gegründete „Verband der Forschenden Arzneimittelhersteller“ dem Vorhaben zu. Im Gegenzug verlangte er aber die Ablösung des IQWIG-Chefs Dr. Peter Sawicki. Aus der Sicht BAYERs wundert das kaum. Sawicki hat sich nämlich in der Vergangenheit immer wieder kritisch über Wirkungen und Nebenwirkungen von BAYER-Arzneien wie GLUCOBAY, ADALAT und TRASYLOL geäußert.

Forschen ohne Haftung
Da haben die LobbyistInnen von BAYER & Co. mal wieder ganze Arbeit geleistet. Bundesforschungsministerin Annette Schavan kündigte an, die GenwerkInnen künftig unbeschwerter forschen zu lassen und ihnen eine Haftung für eventuelle Labor-GAUs zu ersparen. Ein entsprechendes Gesetz ist bereits in Vorbereitung.

EU: Gentech-Gesetz vertagt
Die sonst so regelungswütige EU lässt sich in Sachen „einheitliche Richtlinien für die grüne Gentechnik“ Zeit. Noch immer dürfen die Mitgliedsländer nach eigenem Gusto Lizenzen für Freisetzungsversuche an BAYER & Co. vergeben und Abstandsbestimmungen festlegen, weshalb vor allem Spanien zur Gentech-Spielwiese für die Agromultis mutiert. Als „unfähig“ bezeichnete die grüne EU-Parlamentarierin Hiltrud Breyer die EU-Kommission deshalb. Diese zeigte sich aber von der Kritik unbeeindruckt und sah auch im April 2006 auf einer Gentechnik-Konferenz in Wien keinen erhöhten Handlungsbedarf für eine einheitliche gesetzliche Lösung.

Verheugen gegen Gentechnik-Blockade
BAYER, BASF sowie andere europäische Gengiganten riefen, und EU-Kommissar Günter Verheugen kam und lieferte den Konzernen die gewünschte Rückendeckung in Sachen „grüne Gentechnik“. Auf einem Kongress des Lobbyclubs „EuropaBio“ im September 2005 bezeichnete er die Förderung von Gentech-Entwicklungen als wichtigstes Ziel seiner Amtszeit. „Neue Lösungen für eine nachhaltige Landwirtschaft, höhere Ernteerträge, bessere Futter- und Lebensmittelqualität und erneuerbare Ressourcen“ - dies alles und noch viel mehr hält die Risikotechnologie seiner Meinung nach bereit. Nur noch ein Problem gibt es, die vielen EuropäerInnen, die sich dieser Meinung partout nicht anschließen mögen und Druck auf ihre ParlamentarierInnen ausüben. Genau da will Verheugen jetzt ansetzen. „Wir werden Gespräche mit den Mitgliedsstaaten führen müssen“, kündigte er zur Freude von BAYER & Co. an.

EPA-Bediensteter in Diensten von BAYER & Co.
Ein hochrangiger Angestellter der US-Umweltbehörde EPA hat die Seiten gewechselt und bei einer Rechtsanwaltskanzlei angeheuert, die vorrangig Chemiemultis vertritt. In Sachen „Pestizidversuche an Menschen“ legte James Aidala sich für seine neuen Herren schon einmal mächtig ins Zeug und focht bei einem Meeting mit der Bush-Administration engagiert dafür, BAYER & Co. auch noch zu erlauben, ihre Ackergifte an Kindern zu testen (s. u.).

Pestizidtests an Kindern?
Anfang des Jahres hat die US-Umweltbehörde EPA dem Druck von BAYER & Co. nachgegeben und Menschenversuche mit Pestiziden erlaubt. Die Konzerne spekulieren nämlich darauf, dass die Gifte im Inneren des homo sapiens längst nicht solchen Schaden anrichten, wie vom „Tiermodell“ aus hochgerechnet, und erwarten von den Erprobungen am Menschen eine Lockerung der Grenzwerte. Aber die Lösung geht ihnen noch nicht weit genug. Jean Reimers von BAYER CROPSCIENCE, andere Industrievertreter sowie der Lobbyist James Aidala (s. o.) forderten die Bush-Administration bei einem Meeting im Weißen Haus auf, auch Pestizidtests mit Kindern und schwangeren Frauen zu erlauben.

Emanzipation in Leverkusen?
Diese Klarstellung war anscheinend nötig: „Werner Wenning ist nicht der zweite Bürgermeister von Leverkusen“, betonte Ernst Küchler (SPD) als erster Bürgermeister der Stadt - „und man ahnt, dass es unter den Vorgängern schon mal anders war“, kommentierte die Zeit. Aber der zivilcouragierte OB zerrte an der Leine und wartete gar nicht erst auf das Plazet von BAYER zum geplanten Abriss des ehemaligen Konzern-Kaufhauses sowie des Rathauses. Er fasste sich ein Herz, klopfte selbst beim Oberbayer an und wurde doch tatsächlich mit einem gnädigen „Mach mal“ belohnt. Der erste Schritt in die Selbstständigkeit?

Pinkwart bei BAYER
Anfang Juni 2006 besuchte der NRW-Innovationsminister Andreas Pinkwart das Leverkusener BAYER-Werk, um eine vermeintliche Innovation in Augenschein zu nehmen: den mit Plaste & Elaste made by BAYER verfertigten neuen WM-Ball. Dieser ist jetzt nämlich dank der mittels BAYER-Kunststoffen zu Wege gebrachten Erhöhung der Schichtdicke des Obermaterials noch runder! Nur 1 Prozent fehlt noch zur physikalisch korrekten Kugel. Der Minister kriegte sich kaum wieder ein. „Dieser Ball und die darin steckende Materialforschung ist ein gutes Beispiel für die Innovationskraft des Landes“, lobte er.

MCS darf es nicht geben
Der an multipler Chemikalienunverträglichkeit (MCS) leidende Stefan Reiring kämpft seit langem für seine Rechte und hat es tatsächlich geschafft, dass die Rentenversicherung MCS bei ihm als Krankheit anerkennt. Im Zuge dieser Arbeit hat er minutiös dokumentiert, wie BAYER & Co. versuchen, diese Erkrankung als eine psychisch bedingte abzutun, um ungefährdet weiterhin gesundheitsschädliche Chemikalien produzieren zu können. Als ein Instrument hierfür gilt ihnen die „Deutsche Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin“, der neben BAYER, BASF, SHELL, WACKER-CHEMIE, zahlreiche andere Konzerne sowie Berufsgenossenschaften und UniversitätsvertreterInnen angehören. Die Gesellschaft produziert dann auch Entlastungsgutachten auf Bestellung, wobei die der Einrichtung verbundenen WissenschaftlerInnen nicht mal vor Fälschungen zurückschrecken, um die Existenz der multiplen Chemikalienunverträglichkeit zu leugnen.

Bushs‘ Gesundheitsreform
Die Wahlkampf-Spenden des Leverkusener Chemie-Multis für George W. Bush in Höhe von 120.000 Dollar zahlen sich aus (siehe auch Ticker 2/03). Der US-Präsident brachte eine für die Pharmariesen äußerst lukrative Gesundheitsreform auf den Weg. Er führte eine Krankenversicherung mit Kopfpauschale ein, welche die MitgliederInnen monatlich 25 Dollar kostet, dazu kommen noch diverse Zuzahlungen. Zu den prominentesten Kritikern des so genannten Prescription Drug Plans zählt der demokratische Senator Edward Kennedy. Er zitierte Berechnungen, nach denen 61 Prozent des Krankenversicherungsgeldes als Profite bei BAYER & Co. landen.

PROPAGANDA & MEDIEN

Werbung für ASPIRIN als Herzmittel
Die herzinfarkt-vorbeugende Wirkung von ASPIRIN ist in der Fachwelt sehr umstritten (siehe auch DRUGS & PILLS). Trotzdem wirbt BAYER in großen Anzeigen für ASPIRIN als Mittel zur Stärkung des Herzens.

Neue VFA-Kampagne
Der von BAYER gegründete „Verband der Forschenden Arzneimittelhersteller“ (VFA) hat eine neue Kampagne gestartet. Unter dem Motto „Forschung ist die beste Medizin“ wirbt der Lobby-Verein für die ach so innovativen Pharmariesen. Leider ist es mit ihrem Erfindungsreichtum nicht allzu weit her. So verbucht die US-Gesundheitsbehörde FDA nur knapp ein Viertel der 995 seit 1990 in den Vereinigten Staaten neu zugelassenen Medikamente unter der Rubrik „medizinischer Fortschritt“. Bei drei Viertel von ihnen handelt es sich dagegen um Schein-Innovationen, welche bloß die Funktion haben, ökonomische Fortschritte für BAYER & Co. einzuleiten. Zudem haben in sehr vielen Fällen staatliche Forschungseinrichtungen die Grundlage für bislang unbekannte Arznei-Therapien gelegt, und die Kreativität von BAYER & Co. bestand lediglich darin, dieses Wissen einzukaufen.

TIERE & VERSUCHE

Wieder mehr Tierversuche
Seit 1997 steigt die Zahl der Versuchstiere wieder kontinuierlich. Verendeten in jenem Jahr „nur“ 1,5 Millionen Kreaturen in den Laboren von BAYER & Co., so starben 2004 bereits 2,2 Millionen einen grausamen Tod. Tatsächlich dürften es noch eine halbe Million mehr sein, denn neuerdings finden die vor allem in der Grundlagenforschung vorgenommenen Tötungen zu wissenschaftlichen Zwecken keine Aufnahme in die Statistiken mehr.

DRUGS & PILLS

Pillen-Paradies USA
In den USA betragen die Gesundheitskosten 14 Prozent des Bruttosozialproduktes. Einen großen Anteil daran haben die exorbitant hohen Pillenpreise, welche die Vereinigten Staaten zu einem Profit-Paradies von Big Pharma machen. Die Pro-Kopf-Ausgaben für Medikamente belaufen sich auf jährlich 728 Dollar - zum Vergleich: In der Bundesrepublik sind es „nur“ 393 Dollar. Als Folge davon stehen staatliche Einrichtungen wie „Medicaid“, die für sozial Schwache die Arznei-Kosten übernehmen, vor dem Finanzkollaps. Auf 14 Milliarden beläuft sich allein in Florida ihr jährlicher Etat. Die bisherigen Steigerungsraten zugrunde gelegt, müsste der Bundesstaat 2015 bereits 60 Prozent seines gesamten Haushaltes für „Medicaid“ aufwänden.

Patentschutz ist Profitschutz
Über die Apotheken-Theken gehen in der Bundesrepublik zu 53 Prozent Nachahmerpräparate, zu 27 Prozent patentgeschützte Arzneien und zu 20 Prozent Originalmedikamente, deren Patent abgelaufen ist. Aber der Umsatz-Anteil der patentgeschützten Pillen beträgt 61 Prozent. Darum versucht BAYER mittels Scheininnovationen wie etwa CIPROBAY zum Inhalieren die Lizenz zum Gelddrucken möglichst lange zu behalten.

Pillen im Praxistest
Unbedarfte ZeitgenossInnen halten es für den Zweck von Arzneimitteltests, den Risiken und Nebenwirkungen der Präparate auf die Spur zu kommen. Weit gefehlt. Die von BAYER & Co. durchgeführten Untersuchungen sollen vor allem die Wirksamkeit der getesteten Substanz belegen und werden auch so gestaltet. Bei dem so genannten „Studien-Design“ arbeiten die PharmakologInnen mit viel Fingerspitzengefühl daran, gerade so viele Testpersonen zu haben, um den pharmazeutischen Effekt belegen zu können. Sie wissen nämlich genau, dass eine Ausweitung der Testzone auch die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Nebenwirkungen erhöht und so die Zulassung gefährdet. So stellen sich bei 20 bis 25 Prozent aller neu auf den Markt gekommenen Medikamente unerwünschte Arzneieffekte ein, welche die Pharma-ForscherInnen während der klinischen Erprobungen „übersehen“ hatten. Großbritannien hat darauf jetzt reagiert und BAYER & Co. verpflichtet, auf den Packungen der Neuheiten als Warnhinweis ein schwarzes Dreieck anzubringen. Auch erstatten ihnen die Krankenkassen in der „Bewährungszeit“ ebenso wenig den vollen Preis für die Arznei wie sie es in den meisten anderen Ländern tun - die Bundesrepublik bildet da eine unlöbliche Ausnahme.

Pharma-DrückerInnen im Krankenhaus
BAYER & Co. nutzen massiv Krankenhäuser als Startrampen zur Einführung neuer Arzneien. Die Pharma-Riesen gewähren den Kliniken großzügige Rabatte für die Pillen und spekulieren dann darauf, dass die HausärztInnen der PatientInnen die Medikation zu normalen Marktkonditionen fortführen, was diese allzuoft auch tun.

Pharma-DrückerInnen in Praxen
An 170 Tagen im Jahr erhält eine bundesdeutsche MedizinerInnen-Praxis durchschnittlich Besuch von einem der 15.500 Pillen-ReferentInnen in Diensten von BAYER & Co.

ASPIRIN: Kein Herzinfarkt-Schutz
Die vorbeugende Einnahme von ASPIRIN schützt Frauen nicht vor Herzinfarkten. Dies ergab eine Untersuchung mit 40.000 weiblichen Probandinnen, welche ein WissenschaftlerInnen-Team um Paul Ridger von der Harvard Medical School vorgenommen hat. Bei Schlaganfällen stellten die ForscherInnen indes einen geringen prophylaktischen Effekt fest. Die Nebenwirkungen überwogen allerdings die von BAYER eifrig beworbenen Wirkungen: Bei den Testpersonen kam es teilweise zu schweren Blutungen.

Streit um ASPIRIN-Resistenz
In den USA gelang es BAYER mit einem großem Werbe-Aufwand, ASPIRIN als herzinfarkt-vorbeugendes Medikament zu etablieren, obwohl diese Wirkung in der Fachwelt umstritten ist (s. o.). Jetzt aber droht die Kampagne ein Opfer ihres Erfolges zu werden. In den medizinischen Zeitschriften mehren sich die Artikel über eine ASPIRIN-Resistenz. Allerdings haben viele AutorInnen Verbindungen zu Pharma-Konzernen, die ASPIRIN-Tests oder Alternativ-Produkte herstellen. WissenschaftlerInnen mit - nicht immer offen gelegten - Verbindungen zu BAYER wiederum schreiben fleißig Entwarnungsaufsätze, so dass sich die Medienmanipulationen gegenseitig neutralisieren und unbeteiligte BeobachterInnen gar nicht mehr wissen, was nun eigentlich Sache ist.

Asthma durch CIPROBAY & Co.
Mit Antibiotika wie BAYERs CIPROBAY behandelte Kleinkinder tragen ein höheres Risiko, im späteren Leben an Asthma zu erkranken. Dies ergab eine Studie eines WissenschaftlerInnen-Teams unter Leitung von Fawziah Marra, die an der Universität von British Columbia in Vancouver durchgeführt wurde. Marra kritisierte deshalb die gängige Verschreibungspraxis der MedizinerInnen, die sogar Antibiotika-Rezepte ausstellen, wenn CIPROBAY & Co. - wie im Fall von Virus-Infektionen - gar nichts ausrichten können.

Höheres Infarkt-Risiko durch ADALAT
Nach einer bereits 1995 von Dr. Bruce Psaty im Journal of the American Medical Association (JAMA) veröffentlichten Studie senken BAYERs ADALAT und andere zur Bluthochdruck-Behandlung eingesetzte Kalzium-Antagonisten das Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko der PatientInnen nicht in dem Maße wie die - weit billigeren - Entwässerungstabletten (Diuretika). Der Hersteller PFIZER reagierte sofort und machte Psatys Universitätsleitung Druck. Auch der Leverkusener Pharmariese entfaltete Aktivitäten. Er ließ einen eingekauften Experten „Arztbriefe“ schreiben, in denen er versuchte, Entwarnung in Sachen „ADALAT“ zu geben. Aber das ging nach hinten los. „PFIZER hat mehr zur Bekanntheit unserer unerwünschten Studie beigetragen, als ich allein es je vermocht hätte. Und BAYER vielleicht auch“, sagte der Mediziner. Die US-Gesundheitsbehörde FDA änderte im Jahr 2003 aufgrund der Erkenntnisse von Psaty ihre Behandlungsrichtlinien für Bluthochdruck und empfahl Diuretika statt Kalzium-Antagonisten. BAYER & Co. interventierten umgehend und hatten nach langer Arbeit 2006 schließlich Erfolg. Die FDA berief 12 ExpertInnen zur Ausarbeitung neuer Therapieregeln, von denen acht Verbindungen zur Pharma-Industrie hatten, unter ihnen William R. Hiatt, der im Auftrag BAYERs die segensreiche Wirkung von ADALAT bei infarktgefährdeten DiabetikerInnen entdeckte. Und so bekam die Behörde, was sie bestellte. „Eine Vielzahl von Arzneien unterschiedlicher Medikamentenklassen, deren einzige Gemeinsamkeit es ist, den Bluthochdruck zu senken, können das Herzinfarktrisiko reduzieren“, stellte das abhängige Gremium fest und rehabilierte ADALAT & Co. damit wieder.

Vitamine senken Cholesterinspiegel nicht
Nach einer an der Universität Köln von Dr. Heiner Berthold durchgeführten Studie ist BAYERs Vitamin-Präparat ONE-A-DAY-CHOLESTEROL PLUS ebenso wenig wie vergleichbare Mittel geeignet, den Cholesterinspiegel zu senken. Die Cholesterin-Werte der pillenschluckenden Testpersonen unterschieden sich von den aus der Plazebogruppe nicht. Damit dokumentierten die WissenschaftlerInnen die Wirkungslosigkeit des ONE-A-DAY-CHOLESTEROL PLUS-Inhaltstoffes Policosanol, eines alkoholischen Zuckerrohr-Exstraktes.

GENE & KLONE

Gentech stillt Hunger nicht
BAYER-ManagerInnen preisen gentechnisch veränderte Pflanzen gerne als Mittel zur Lösung des Hungerproblems an. Dieses Argument findet jedoch immer weniger FürsprecherInnen. So erklärte der Generalsekretär der Welternährungsorganisation FAO, Jacques Diouf, 2005 auf einer Konferenz in Kopenhagen: „Bei dem Ziel, die Halbierung der Zahl der Hunger leidenden Menschen bis 2015 zu erreichen, hat der Einsatz gentechnisch veränderter Organismen keine Priorität“. Dazu wären nach Meinung des Wissenschaftlers Harald Witt vielmehr Maßnahmen wie die Züchtung dürreresistenter Pflanzen, eine Verbesserung der Bewässerung und Investitionen in die Infrastruktur nötig.

Kritik an EU-Lebensmittelbehörde
Die innerhalb der EU für die Genehmigung von Gentech-Pflanzen zuständige Lebensmittelbehörde EFSA sieht sich wachsender Kritik ausgesetzt. Die Institution entscheidet nämlich stets nach der Aktenlage der Konzerne. Ohne eigene Untersuchungen zu Risiken und Nebenwirkungen der Laborfrüchte durchzuführen, bilden alleine die Unterlagen von BAYER & Co. die Grundlage für ihre Urteile, die infolgedessen auch allzu oft positiv ausfallen. Umweltkommissar Stavros Dimas räumte auf einer Konferenz in Wien dann auch Handlungsbedarf ein. „Viele Mitgliedsstaaten fordern, mögliche Langzeiteffekte auf die Umwelt stärker zu berücksichtigen“, so Dimas. Er sicherte deshalb zu, die Arbeitsweise der EFSA zu überprüfen. Aber eine Reform dürfte sich gegenüber der sehr industrie-freundlichen EU-Kommission nur sehr schwer durchsetzen lassen.

Genreis-Sicherheitsstudie fehlt
Der Leverkusener Chemie-Multi hatte bei der EU vor einiger Zeit einen Antrag auf Import-Genehmigung für eine gentechnisch gegen das Anti-Unkrautmittel LIBERTY LINK (Wirkstoff: Glufosinat) resistent gemachte Reis-Sorte gestellt. Die zuständigen Stellen verlangten von BAYER jedoch zusätzliche Sicherheitsstudien. Da der Konzern diese nicht rechtzeitig beibringen konnte, verzögert sich die Entscheidung weiter.

Genreis in Südamerika
In Europa wagte es BAYER gar nicht erst, eine Anbaugenehmigung für genmanipulierten Reis zu beantragen, schon das Verfahren zur Erlaubnis des Genreis-Importes stellt den Konzern vor einige Probleme (s. o.). Deshalb hält das Unternehmen nach Ländern, die das alles nicht so eng sehen (können), Ausschau und versucht jetzt in Südafrika und Brasilien grünes Licht zum Anpflanzen des Labor-Reis' zu bekommen.

Tabakpflanzen gehen in Betrieb
Noch in diesem Jahr will BAYER den Startschuss zur Produktion von Proteinen mit Hilfe von Tabakpflanzen geben. Eine entsprechende Pilotanlage geht 2007 in Betrieb. Als „extrem preisgünstig“ rühmt der Konzern diese Herstellungsart und demonstriert damit einmal mehr, um was es sich bei der Gentechnologie vorrangig handelt: um ein Verfahren zur Kostensenkung.

SCHERINGs Gentech-Erbe
Mit dem Kauf von SCHERING gelangen neben KOGENATE und NEXAVAR mit BETAFERON und LEUKINE weitere Gentech-Medikamente in die Produktpalette von BAYER. Den Wachstumsfaktor LEUKINE mit dem Wirkstoff Sargramostim setzen MedizinerInnen in der Chemotherapie von älteren Leukämie-PatientInnen ein, um die Gefahr von Infektionen zu reduzieren. Bei dem Multiple-Sklerose-Präparat BETAFERON handelt es sich um alten Wein in neuen Schläuchen. Der Wirkstoff Interferon ist nämlich altbekannt, lediglich die Produktionsweise bedient sich gentechnischer Verfahren.

PESTIZIDE & HAUSHALTSGIFTE

Totgeburten durch Pestizide
In den Gebieten um die mexikanischen Städte Villa Guerrero und Tenancingo, wo es sehr viele kleine BlumenzüchterInnen gibt, kommt es auffallend häufig zu Tot- und Missgeburten. Nach Meinung von WissenschaftlerInnen spielt dabei der Einsatz von hochgiften Pestizidwirkstoffen wie Monocrotophos und Methamidophos, die auch in BAYER-Ackergiften enthalten sind, eine große Rolle. Die zuständigen Behörden haben diese Agrochemikalien schon vor längerer Zeit verboten, aber da die Mittel weniger kosten als neue, bieten Händler sie den ZüchterInnen immer noch an. Aus dem gleichen Grund treibt Monocrotophos auch in Indien noch sein Unwesen (siehe auch SWB 2/06).

Biozidrückstände in Kartoffeln
Auch nach der Ernte bleiben viele Ackerfrüchte nicht vor Pestiziden verschont. Um beispielsweise das Auskeimen von Kartoffeln zu verhindern, behandeln die LandwirtInnen sie mit Chemikalien wie Chlorpropham oder Thiabendazol, wie sie auch BAYER anbietet. Diese Substanzen lassen sich dann auch in den Knollen nachweisen. So hat das Lebensmittelinstitut Oldenburg in 39 Prozent aller untersuchten Proben Rückstände von Chlorpropham gefunden, die aber glücklicherweise alle unter der gesetzlich festgelegten Höchstgrenze lagen.

Chlorpyrifos schädigt den Organismus
Chlorpyrifos, Wirkstoff der BAYER-Insektenmittel BLATTANEX, PROFICID und RIDDER, greift schon in geringsten Dosen das Nervensystem an. Nach einem von J. E. Aldridge und anderen ForscherInnen in der Zeitschrift Environmental Health Perspectives veröffentlichten Aufsatz steigert es den Ausstoß des Botenstoffes Serotonin, was zu Depressionen und Verhaltensstörungen führen kann. Einer in dem Fachorgan Epidemiology publizierten Untersuchung zufolge senkt Chlorpyrifos zudem den Testosteron-Spiegel im Körper und wirkt sich so schädigend auf die Fruchtbarkeit aus. Trotz zahlreicher ähnlicher Befunde über neurotoxologische Risiken und Nebenwirkungen von Chlorpyrifos hat die EU HobbygärtnerInnen und LandwirtInnen die Anwendung des Organophosphates weiterhin erlaubt. Die Zulassung als Haushaltsinsektizid unterzieht Brüssel gerade einer Überprüfung.

Obst und Gemüse voller Pestizide
Die EU fahndete in 60.000 im Jahr 2004 genommenen Lebensmittelproben nach Pestiziden und wurde fast jedes zweite Mal fündig. 47 Prozent des Obstes und Gemüses wiesen Spuren von Agrochemikalien auf - so viel wie nie seit den 1996 begonnenen Tests. Zu allem Unglück tummelten sich in mehr als einem Fünftel der Proben gleich mehrere Ackergifte von BAYER & Co.. „Die Lage ist inzwischen ernst“, kommentierte der GREENPEACE-Chemieexperte Manfred Krautter die Untersuchungsergebnisse, „doch während Chemieindustrie und Landwirte immer mehr Gifte auf Äckern und Obstplantagen spritzen, greifen weder EU-Kommission noch die Verbraucher- und Landwirtschaftsminister der Länder gegen die steigende Giftbelastung ein“.

Sichere Lebensmittel durch BAYER?
„Lebensmittel waren noch nie so sicher wie heute. Damit dies auch so bleibt, hat BAYER CROPSCIENCE (BCS) ein “Food Chain Team„ eingerichtet, das in Zukunft Obst- und Gemüsebauern, Lebensmittelproduzenten, Importeure und Händler weltweit in allen Belangen der Produktionen unterstützen will“, vermeldet das Propagandaorgan BAYER report. Es verhält sich wohl eher so: Die ständigen Meldungen über Pestizid-Rückstände in Lebensmitteln drohen sich mittlerweile geschäftsschädigend auszuwirken, so dass der Konzern sich zumindest zu symbolischen Aktionen zur Herauslösung der Pestizidkette aus der Nahrungskette veranlasst sah.

Bienensterben geht weiter
Die Meldungen über das Sterben von Bienenvölkern, die Agrochemikalien zum Opfer fallen, reißen nicht ab. Im Frühjahr wandten sich ein spanischer und ein serbischer Imker mit der Bitte um Informationen zum BAYER-Pestizid GAUCHO, das in Frankreich wegen seiner bienenschädlichen Wirkung für einige Anwendungen bereits verboten ist, an die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (siehe auch RECHT & UNBILLIG).

WASSER, BODEN & LUFT

Weitere Chrom-Untersuchungen
Das Grundwasser in der Umgebung des im südafrikanischen Durban gelegenen BAYER-Werks ist stark durch Krebs erregende Chrom-Verbindungen belastet (siehe auch SWB 4/04). Auf Druck der Initiative SOUTH DURBAN ENVIRONMENTAL ALLIANCE haben die ManagerInnen der jetzt zu LANXESS gehörenden Niederlassung mit der Sanierung begonnen und einen Austausch der Wasserrohre veranlasst. Aber kooperationswillig zeigt sich die Chefetage nur bedingt. So hat sich LANXESS nicht an die Zusage gehalten, gemeinsam mit den UmweltschützerInnen entnommene Wasserproben auch im Labor zu analysieren.

GIFTIG & ÄTZEND & EXPLOSIV

PCBs beeinflussen weiblichen Zyklus
Polychlorierte Biphenyle (PCB) verändern den Menstruationszyklus. Das haben WissenschaftlerInnen des „National Institute of Health“ herausgefunden. Sie untersuchten 2.300 Frauen und stellten einen Zusammenhang zwischen einer erhöhten PCB-Menge im Blut und einem verlängerten Zyklus fest. Bis zu ihrem Verbot 1985 gehörte der Leverkusener Multi zu den Hauptanbietern der hauptsächlich als Weichmacher, Kühlmittel oder Isoliermaterial verwendeten Substanz, die sich nur äußerst langsam abbaut und deshalb immer noch ihre gesundheitsschädliche Wirkung entfaltet.

Bisphenol bis zum bitteren Ende
Die EU zeigt sich von neueren Untersuchungen zur Gefährlichkeit von Bisphenol A (siehe Ticker 1/06) unbeeindruckt. Nach Ansicht der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit hat Biphenol A, das unter anderem in Innenbeschichtungen von Konservendosen Verwendung findet, weder eine Krebs erregende noch eine Erbgut schädigende Wirkung, wenn die Aufnahmemenge 0,15 Milligramm pro Kilo Körpergewicht nicht übersteigt. BAYER braucht sich um den Absatz der Chemikalie also vorerst keine Sorgen zu machen.

Giftige Gerbstoffe in Schuhen
Nach einer Stichproben-Untersuchung der WDR-Sendung markt befinden sich in vielen Schuhen giftige Chemikalien. Jedes dritte der 20 getesteten Sandalen-Paare wies eine Chrom-(VI)-Konzentration auf, die über dem zulässigen Grenzwert lag. Das Metall kann Allergien und in höheren Konzentrationen auch Krebs auslösen. Den Anfang der Produktionskette von Chrom (VI) fand das TV-Team in einer Gerberei: ein dicker Sack mit BAYERs CHROMOSOL. Dabei handelt es sich um einen Stoff zum Gerben des Leders. Immer wenn nach dem Gerbprozess Chromverbindungen im Leder verbleiben, können sie mit Sauerstoff reagieren, woraus dann die gefährliche Chrom (VI)-Verbindung entsteht.

PLASTE & ELASTE

BAYER investiert 700 Millionen
BAYER MATERIAL SCIENCE will bis 2008 die Summe von 700 Millionen Euro investieren. Einen Großteil der Summe steckt der Teilkonzern in Errichtung bzw. Ausbau von Fertigungsstätten in China. Ein weitere Teil geht ins US-amerikanische Baytown, wo das Unternehmen die gefährliche Chlorchemie vorantreiben will. Der Rest bleibt für den Umbau der MATERIAL SCIENCE-Zentrale in Leverkusen übrig.

NANO & CO.

BAYER entwickelt Nanoröhrchen
Die Nanotechnik arbeitet mit mikroskopisch kleinen Werkstoffen. BAYER hat nach diesem Verfahren jetzt winzige Kohlenstoff-Röhrchen entwickelt, die andere Materialien leitfähiger machen oder elektromagnetisch abschirmen. Aber aus medizinischer Sicht gilt das „small is beautiful“ nicht. UmweltschützerInnen warnen vor der Nanotechnologie, weil bei der Fertigung der feinen Substanzen ebenso feine Stäube entstehen, die alle Filteranlagen passierend in die Luft gelangen - und von dort auch in den menschlichen Organismus, wo sie Atemwegserkrankungen auslösen können. Auch zur Produktsicherheit von Waren mit Nanoteilchen bestehen noch viele Fragen.

BAYER macht bei „Nanocare“ mit
Wer wäre geeigneter, die Gefährlichkeit der Nanotechnologie (s. o.) zu untersuchen, als die Konzerne, die mit dieser viel Geld verdienen wollen, dachte sich die Bundesregierung und unterstützt einen Forschungsverbund von BAYER und anderen Konzernen, Universitäten und Forschungseinrichtungen mit fünf Millionen Euro. 2,6 Millionen gibt die Industrie dazu, damit sie an Ergebnissen auch tatsächlich das bekommt, was sie haben will.

STANDORTE & PRODUKTION

Pipeline für BAYER & Co.
Seit 1998 plant das Land Nordrhein-Westfalen gemeinsam mit BAYER & Co. ein Pipeline-System zum Transport des Kunststoff-Vorproduktes Propylen, das die Hafenstädte Rotterdam und Antwerpen mit den Chemie-Standorten der Region verbindet. Als ein Zeichen dafür, „dass wir die chemische Grundversorgung erstmals als eine öffentliche Infrastruktur-Aufgabe sehen“, wollte der ehemalige Landesvater Wolfgang Clement das Röhrenwerk verstanden wissen. Im Januar 2006 bewilligte die EU das Vorhaben und sicherte auch finanzielle Unterstützung zu. Zu den Kosten von 200 Millionen Euro steuert Brüssel nicht weniger als 22 Millionen bei, das Land NRW überweist 18,7 Millionen, und für den Rest kommt ein von BAYER & Co. gegründetes Konsortium auf. Wirtschaftsministerin Christa Thoben begründete die angesichts der Kassenlage unerwartete Spendabilität der Landesregierung arbeitsmarktpolitisch: „Das Projekt sichert 10.000 Arbeitsplätze in NRW“, so die CDU-Politikerin.

Aus für Feuerwehr in Wolfenbüttel
Schon seit geraumer Zeit versucht BAYER, die Werksfeuerwehren überall, wo es geht, aufzulösen. Nachdem der Konzern die BrandlöscherInnen in Wuppertal abwickelte (Ticker 1/06), mussten jetzt die Wolfenbütteler KollegInnen dran glauben. Da der Agromulti an diesem Standort die Pestizidwirkstoff-Produktion aufgab, entfiel auch die gesetzliche Pflicht, eine eigene Feuerwehrtruppe zu unterhalten, was das Unternehmen sich nicht zweimal sagen ließ. So sparte es einmal mehr auf Kosten der Sicherheit.

IMPERIUM & WELTMARKT

BAYER verkauft Infektiva-Sparte
Der Leverkusener Multi zählt Medikamente zur Behandlung von Infektionskrankheiten nicht länger zu seinem „Kerngeschäft“ und verkaufte die Sparte an die SANTO HOLDING AG.

BAYER verkauft Impfstoff-Werk
Der Leverkusener Multi hat ein Werk in Köln, das Impfstoffe gegen die Maul- und Klauenseuche herstellte, an AKZO-NOBEL verkauft. Wieviele Arbeitsplätze der Deal kosten wird, teilten die Unternehmen nicht mit.

BAYER big in Japan
Der Leverkusener Multi will in den nächsten zwei Jahren 130 Millionen Euro in Japan investieren, wobei Aufwändungen für die Instandhaltung der Produktionsanlagen und für Informationstechnik den Schwerpunkt bilden.

Chinas Gesundheitsmarkt wächst
Die chinesische Regierung plant, in die medizinische Versorgung zu investieren, das Krankenversicherungssystem auszubauen und privat betriebene Apotheken und Krankenhäuser zuzulassen. Unter den Pharmamultis hat dies eine Goldgräberstimmung ausgelöst. Mit einem Umsatz von 250 Millionen Dollar siebtgrößter Pillenproduzent im Land, erwartet BAYER nun kräftige Ertragssteigerungen. Binnen weniger Jahre will es der Leverkusener Multi in dem Land zudem in die Top 3 der Pillenriesen schaffen.

POLITIK & ÖKONOMIE

BAYER die Nr. 57
In der Rangliste der weltweit größten Industrie-Unternehmen nimmt BAYER Platz 57 ein. In der Bundesrepublik ist der Konzern die Nummer 10.

PRODUKTION & SICHERHEIT

Mehr Krebs in Addyston
In Addyston, dem US-amerikanischen Standort von BAYERs Chemie-Abspaltung LANXESS im Bundesstaat Ohio, gehören Störfalle zum Normalfall. Seit der Leverkusener Multi das Werk 1996 von MONSANTO übernahm, ereigneten sich dort 66 Unfälle. Im Herbst 2004 traten zweimal in kurzen Abständen die Krebs erregenden Chemikalien Acrylonitril und Butadien aus. Nach diesen GAUs hat die US-Umweltbehörde EPA eine Untersuchung über die Häufigkeit von Krebs in Addyston angeordnet. Das Ergebnis war erschreckend. Die Erkrankungsrate lag 76 Prozent über dem Landesdurchschnitt.

EU lehnt Phosgen-Beschwerde ab
Die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN hatte im Jahr 2004 gemeinsam mit dem BUND bei der EU eine Beschwerde zur Erweiterung der Phosgen-Produktion im Uerdinger BAYER-Werk eingereicht. Die Gefährlichkeit des Gases im Allgemeinen und das Fehlen einer Umweltverträglichkeitsprüfung im Besonderen hatten die beiden Initiativen zu diesem Schritt veranlasst. Zwei Jahre später (!) kam nun die Antwort. Weder an der von BAYER über die Phosgen-Produktion verhängten Nachrichtensperre noch an dem ausbleibenden Sicherheitscheck nahm die Europäische Union Anstoß.

RECHT & UNBILLIG

Privatklage wg. Kunststoff-Kartell
Kartelle sind Vereinbarungen von Großkonzernen zu Lasten dritter: der VerbraucherInnen. Sie müssen nämlich die erhöhten Preise, auf die sich die Multis geeinigt haben, zahlen. Aus diesem Grund hat im Mai 2006 die Kanadierin Anne Johnson BAYER, BASF und andere Firmen verklagt. Sie will nicht hinnehmen, wegen der von BAYER & Co. vorgenommenen Preisabsprachen im Kunststoffgeschäft ungebührlich viel für Autositze, Möbel, Hockeyschläger oder Isoliermaterial aus Schaumstoff auf den Tisch gelegt zu haben und verlangt von den Unternehmen eine Entschädigung in Höhe von 15 Millionen Dollar.

CIPROBAY-Freispruch aufgehoben
Im Jahr 1997 hatte BAYER einen Patentstreit mit dem Pharma-Unternehmen BARR beigelegt. Gegen die Zahlung von 400 Millionen Dollar willigte BARR ein, keine CIPROBAY-Nachahmerversion auf den Markt zu bringen, ehe der Patentschutz für das Antibiotikum ausläuft. Betroffene PatientInnen, die sich durch diese Einigung um ein preiswertes CIPROBAY-Generikum gebracht sahen, reichten wegen Verstoßes gegen das Kartellgesetz daraufhin eine Sammelklage ein. Im April 2005 wies ein Bundesgericht diese zurück. Knapp ein Jahr später jedoch hob eine höhere Instanz dieses Urteil auf, weshalb der Rechtsstreit „PatientInnen gegen BAYER“ in die nächste Runde gehen kann.

Süllhöfer gibt nicht auf
Seit nunmehr 35 Jahren prozessiert der Düsseldorfer Heinz Süllhöfer gegen BAYER, weil der Leverkusener Chemie-Multi sich seine Erfindung einer Kunststoffplatten-Maschine widerrechtlich angeeignet hat (Ticker berichtete mehrfach). Mittlerweile haben die juristischen Auseinandersetzungen seine finanziellen Mittel erschöpft. Deshalb beantragte er Prozesskosten-Beihilfe, um weiter für sein Recht streiten zu können. Das Gericht lehnte dieses jedoch ab, weil es bisher nicht zu einer strafrechtlichen Verurteilung von BAYER gekommen ist. Um diese herbeizuführen, reichte Süllhöfer unter Berufung auf einen ähnlich gelagerten Fall wiederum Klage ein, der die RichterInnen wiederum nicht stattgaben. Gegen das Urteil legte der ehemalige Hotelier Beschwerde ein. Eine Antwort steht noch aus.

Frankreich: GAUCHO bleibt verboten
Im Jahr 2004 untersagte der französische Staat die Ausbringung des BAYER-Pestizides GAUCHO auf Maisfeldern, da das Ackergift den Tod tausender Bienenvölker verursacht hatte. Der Leverkusener Multi legte gegen die Entscheidung Widerspruch ein, konnte sich aber nicht durchsetzen. Ende April 2006 bestätigten die zuständigen Stellen das Verbot.

Klage gegen AGFA GEVAERT
Ende 2004 hat die ehemalige BAYER-Tochter AGFA GEVAERT ihre Fotosparte an den Unternehmer Hartmut Emans veräußert. Ein halbes Jahr später war diese pleite. Emans gibt AFGA GEVAERT die Schuld an der Insolvenz und hat den belgischen Konzern vor einem Schiedsgericht auf eine Entschädigung in dreistelliger Millionen-Höhe verklagt. Emans wirft der AGFA-Muttergesellschaft vor, ihm durch den Entzug der Rechte an der Marke „AGFA“ eine erfolgreiche Geschäftspolitik unmöglich gemacht zu haben und ihn bei den Verhandlungen über die Ertragsaussichten von AGFA-PHOTO getäuscht zu haben. Bezifferte das AGFA GEVAERT-Management in dem Verkaufsprospekt die von 2005 bis 2007 zu erwartenden Gewinne auf 446 Millionen, so kam eine interne Vorstandsvorlage auf ein Minus von 477 Millionen. Zudem hat die Geschäftsleitung Einnahmen nicht an AGFA-PHOTO weitergeleitet.

AGFA-Beschäftigte erfolgreich
Auch nach Meinung des Solinger Arbeitsgerichtes ging es bei dem Verkauf von AGFA-PHOTO (s. o.) nicht mit rechten Dingen zu, weshalb noch Ansprüche ehemaliger Beschäftigter gegen die Muttergesellschaft AGFA GEVAERT bestehen. Mit ihrem Urteil gab sie einer Klage einstiger AGFA-PHOTO-WerkInnen statt, die noch ausstehende Zahlungen aus Vorruhestands- oder Altersteilzeit-Vereinbarungen eingeklagt hatten. Nach Meinung ihres Rechtsanwaltes könnte dieses Beispiel Schule machen und die AGFA GEVAERT Millionen kosten.

FORSCHUNG & LEHRE

Pittsburgh: BAYER stiftet Professu

[John Le Carré] John Le Carré-Verfilmung

CBG Redaktion

Pressemitteilung vom 9. Januar 2006

Zum Filmstart von „Der Ewige Gärtner“ am 12. Januar:

Verbrechen der Pharma-Industrie im Kino

Am kommenden Donnerstag startet in den Kinos die Leinwand-Adaption von John le Carrés Roman „Der Ewige Gärtner“. Buch und Film beschreiben kriminelle Praktiken eines fiktiven Pharma-Unternehmens, das bei Medikamenten-Tests buchstäblich über Leichen geht und dabei die Protektion höchster Regierungsstellen genießt.

Hauptdarsteller Ralph Fiennes beschreibt den Film als „einen politischen Thriller über von Großunternehmen begangene Verbrechen, Gesetzesüberschreitungen und Manipulationen“. Film-Partnerin Rachel Weisz ergänzt: „Ich glaube, dass man die Pharma-Industrie höchstens noch mit der Öl-Industrie vergleichen kann. Es ist ein gewaltiges Geschäft. Sie verdienen Unmengen von Geld, und doch können sich die Menschen in der „Dritten Welt“ nicht die Medikamente leisten, die ihnen das Leben retten könnten“.

Le Carré ließ sich bei den Recherchen von der in Bielefeld ansässigen Buko Pharmakampagne, die sich kritisch mit den Schattenseiten des Arzneimittelmarktes auseinander setzt, beraten. Im Film taucht eine Initiative auf, die der Pharmakampagne nachempfunden ist. Das Film-Team wurde zudem von der Coordination gegen BAYER-Gefahren, die sich seit 25 Jahren mit den Kehrseiten der Geschäftspolitik des BAYER-Konzerns beschäftigt, unterstützt. Der Verein stellte Hintergrundinfos und Requisiten zu Verfügung.

Philipp Mimkes von der Coordination: „Die Pharma-Industrie hat keine altruistischen Ziele, für Profite nimmt sie auch Todesfälle in Kauf. Die Unternehmen bieten eine Vielzahl überflüssiger oder sogar gefährlicher Präparate an. Gleichzeitig leiden Millionen Menschen an Tropenkrankheiten, für die keine Medikamente bereit stehen, da die Betroffenen keinen lukrativen Markt darstellen. Wir begrüßen es sehr, wenn sich das Kino dieser Thematik annimmt.“

Der BAYER-Konzern hat eine Vielzahl hochgefährlicher Pharmaprodukte zu verantworten. Zu Beginn des letzten Jahrhunderts brachte das Unternehmen „Heroin“ als Hustenmittel auf den Markt. In den 80er Jahren infizierten BAYER-Medikamente Tausende von Bluter mit HIV - der Konzern hatte ungetestete Blutprodukte verkauft, obwohl das hohe Ansteckungsrisiko bereits bekannt war. Das Präparat „Edrul“ zur Steigerung der Harnausscheidung musste wegen schwerster Nebenwirkungen vom Markt genommen werden. Und dem Cholesterin-Senker „Lipobay“ fielen mindestens 100 Patienten zum Opfer – BAYER hatte das Präparat trotz Bedenken aus der eigenen Forschungsabteilung in immer höheren Konzentrationen auf den Markt gedrückt.

Zum Film:
Die Polit-Aktivistin Tessa folgt ihrem in den diplomatischen Diensten Großbritanniens stehenden Ehemann nach Kenia, wo sie mit den dubiosen Geschäftspraktiken des Pharma-Riesen „Three Bees“ konfrontiert wird. Auf dem belebten Markt der Hauptstadt Nairobi tritt das Unternehmen als Samariter auf und bietet kostenlos Aids-Tests an - wenn die Menschen sich zur Erprobung des Tbc-Medikamentes „Dypraxa“ bereit erklären. „Kein Pharma-Konzern macht etwas umsonst“, klärt der kenianische Arzt Dr. Bluhm Tessa auf und sagt ihr, womit nicht wenige ProbandInnen zahlen: mit ihrem Leben. „Dypraxa“ hat sich in Labor-Untersuchungen als gesundheitsgefährdend erwiesen, aber der Pharma-Multi hat in das profitträchtige Medikament bereits zu viel investiert, um die Entwicklung abbrechen zu wollen.

Gutgläubig informiert Tessa das Außenministerium per Brief über die Vorgänge in Kenia. Aber nichts passiert. Erst als sie sich Einblick in das nicht an sie, sondern an einen Kollegen ihres Mannes gerichtete Antwortschreiben verschafft, muss die Frau erfahren, nach welchen Kriterien London solche Eingaben behandelt: „Was Handelsinteressen schadet, wird zerrissen“. Tessa setzt ihre Nachforschungen auf eigene Faust fort, unterstützt nur von Dr. Bluhm und gefüttert von sachdienlichen Hinweisen der Pharma-Initiative „Hippo“ aus Deutschland. Sie dringt immer tiefer in den Pharma-Sumpf ein - und kommt schließlich darin um.

Regisseur Fernando Meirelles, der für seinen letzten Film „City of God“ für den Oscar nominiert wurde: „Ich komme aus Brasilien. Dort haben wir in den letzten Jahren Generika, also Nachahmerpräparate, hergestellt. Wenn man versucht, billige Versionen patentierter Medikamente herzustellen, dann lernt man sehr schnell, über welch unfassbare Macht die Lobby der Pharma-Industrie verfügt“.

John le Carrés Buchvorlage „Der Ewige Gärtner“ ist beim Internet-Versand http://www.j5A.net erhältlich (hardcover: 22,95 EUR + 2,50 EUR Versand).

Infos zu Pharmaprodukten von Bayer: Bittere Pillen für Süße Bilanzen, Erkältungsmittel von Bayer erhöhen das Schlaganfall-Risiko, Zum Lipobay-Skandal

[Ticker] STICHWORT BAYER 01/2006 – Ticker

CBG Redaktion

AKTION & KRITIK

LAUF: BAYER soll spenden
Der BAYER-Konzern hat seinen Stammsitz Leverkusen in den letzten Jahr arg gebeutelt. Die dank kreativer Buchführung entweder gar nicht mehr oder nur noch äußerst spärlich fließenden Gewerbesteuer-Zahlungen haben die Kommune kräftig in die roten Zahlen getrieben. Dabei ließen sich schon mit nur einem Prozent des Unternehmensumsatzes die Schulden der Stadt begleichen, hat Fritz Kunkel von der linken Kommunalpartei LAUF ausgerechnet. Deshalb forderte Kunkel den Agroriesen auf, diesen kleinen Obulus zu leisten, schließlich habe sich Leverkusen an der Absicherung seiner Dhünnauer Giftmüll-Deponie beteiligt und müsse überdies für die vielen vom Pharmariesen „freigesetzten“ Beschäftigten aufkommen.

Mexiko: Pestizidfabrik schließt
Die Drecksarbeit lässt der Leverkusener Agromulti gerne von anderen erledigen, um sich der Öffentlichkeit gegenüber besser als Umweltengel verkaufen zu können. In Mexiko beispielsweise bezog der Konzern die Grundstoffe für seine Pestizidproduktion von einer Chemiefabrik, die ohne behördliche Genehmigung agierte. Entsprechend fatal wirkte sich das unternehmische Treiben auf die Gesundheit der Bevölkerung von Juchitepec de Mariano Rivapalacio aus. Fälle von Krebserkrankungen, Missbildungen der Genitalien, Magenerkrankungen, Brechreiz, Kopfschmerzen, Angstattacken nahmen im Umkreis der Fertigungsstätte exorbitant zu. Das führte zu lokalen Protesten, die - unterstützt von GREENPEACE und dem PESTICIDE ACTION NETWORK (PAN) - schließlich erfolgreich waren. Die staatlichen Stellen schlossen die Niederlassung.

Frankreich: neues Gentech-Gesetz
Die französische Regierung will der „grünen Gentechnik“ von BAYER & Co. in diesem Jahr durch ein neues Gesetz grünes Licht geben. GREENPEACE protestiert dagegen und hat die große Agrarmesse „Salon de l‚agriculture“ als Forum für den Kampagnen-Auftakt genutzt.

BAYER im französischen Parlament
Im Vorfeld der Beratungen zum neuen Gentechnik-Gesetz (s. o.) hat die französische Nationalversammlung unter dem Titel „Landwirtschaft und nachhaltige Entwicklung“ zu einem Meeting geladen. Dieses verlief allerdings etwas einseitig. Teilnehmen durften nämlich nur VertreterInnen von BAYER und anderen Agromultis, Umweltschutzgruppen mussten draußen bleiben. Aus Protest schrieben die Verbände einen Offenen Brief an die PolitikerInnen. „Die Parlamentarier organisieren gemeinsam mit den Gen-Multis eine Veranstaltung zu nachhaltiger Landwirtschaft, aber wie lange sollen wir noch auf eine solche Diskussion mit den Bürgern Frankreichs als Gesprächspartner warten?“, machte Christian Berdot von FRIENDS OF THE EARTH seinem Ärger Luft.

BAYER im holländischen Parlament
Immer noch schuften bei den Zulieferern von BAYERs indischer Saatgut-Tochter PROAGRO ca. 500 Kinder; bei den für MONSANTO und SYNGENTA arbeitenden dürften es mindestens ebenso viele sein. Dieses Skandalon hat die niederländischen SozialdemokratInnen dazu bewogen, die Machthabenden im Parlament dazu aufzufordern, Druck auf die Agromultis und die PolitikerInnen ihrer Herkunftsländer auszuüben. Die holländische Regierung erklärte sich jedoch für „nicht zuständig“. Eine ähnliche Antwort ist bei der EU-Kommission zu erwarten, die auch eine Anfrage in Sachen „Kinderarbeit“ erhielt.

GAUCHO: ImkerInnen beim Minister
In Frankreich hat das inzwischen massiven Anwendungsbeschränkungen unterliegende BAYER-Pestizid GAUCHO zu einem großen Bienensterben geführt (Ticker berichtete mehrfach). Die BienenzüchterInnen hatten BAYER daraufhin verklagt. Neben einer saftigen Strafe für den Agromulti erhoffen sie sich Entschädigungen und ein definitives Verbot des Ackergiftes. Weil die Mühlen der Justiz aber allzu langsam mahlen, hat eine Delegation im Januar 2006 mit Patrice Camberou einen engen Mitarbeiter des französischen Justizministers aufgesucht. Dieser versprach, sich für eine Beschleunigung des Verfahrens einzusetzen. Aber bis Ende Februar tat sich noch nichts, weshalb die ImkerInnen sich erneut mit einer Presseerklärung an die Öffentlichkeit wandten.

PAN schreibt Gabriel
Das PESTIZID-AKTIONS-NETZWERK (PAN) hat den Umweltminister Sigmar Gabriel und den Landwirtschaftsminister Horst Seehofer in einem Offenen Brief aufgefordert, mit der Umsetzung eines Beschlusses der AgrarministerInnen-Konferenz vom 4. März 2005 zu beginnen, der eine Reduzierung des Einsatzes der Pestizide von BAYER & Co. auf den Äckern um 15 Prozent bis 2015 vorsieht.

BAYER für Anti-Preis nominiert
Als Kontrastprogramm zum alljährlichen Davoser Klassentreffen von ManagerInnen und PolitikerInnen, an dem auch BAYER-Chef Werner Wenning teilnahm, vergeben die beiden Initiativen PRO NATURA und BERNER ERKLÄRUNG in dem idyllischen schweizer Bergort stets den „Public Eye Award“ als Antipreis. Wie schon im letzten Jahr, gehörte BAYER auch diesmal wieder zu den Kandidaten für die wenig schmeichelhafte Auszeichnung. GREENPEACE/Australien hatte den Leverkusener Agromulti nominiert, weil sein Gen-Raps auf die Felder der konventionell oder ökologisch anbauenden LandwirtInnen übergreift und ihren Ernten starke Absatzprobleme beschert. Allerdings musste der Konzern den Global Player CHEVRON an sich vorbeiziehen lassen, der für seine Kontamination des ecuadorischen Regenwaldes mit Öl den „Public Eye Award“ einstrich.

KAPITAL & ARBEIT

BAYER will 600 Millionen sparen
Auf der Bilanzpressekonferenz am 6. März 2006 verkündete BAYER-Chef Werner Wenning ein Rekordergebnis. Der Konzern erhöhte seinen Umsatz auf in der Unternehmensgeschichte einmalige 27,4 Milliarden Euro. Trotzdem gab der Vorstandsvorsitzende im gleichen Atemzug ein neues, 600 Millionen Euro schweres Kostensenkungsprogramm bekannt. Vor allem im Verwaltungsbereich will der Agromulti Arbeitsplätze vernichten.

Standortvereinbarung: BIS sorgt vor
Im Jahr 2007 läuft die „Standortsicherungsvereinbarung“ aus, die betriebsbedingte Kündigungen ausschloss. Eine Verlängerung mit einer ähnlichen Garantie dürfte ausgeschlossen sein. BAYER INDUSTRY SERVICES (BIS) rüstet sich nach Informationen des Betriebsrates Klaus Hebert-Okon, welcher innerhalb VERDIS der alternativen Gewerkschaftsgruppe BELEGSCHAFTSTEAM angehört, jedenfalls schon für Arbeitsplatzvernichtung im großen Stil. Das Management bildet bereits Rückstellungen für die beim Tabula-rasa-machen anfallenden Sozialpläne.

Das Chemie-Geschäft boomt
Bei der ersten Pressekonferenz in seiner Funktion als Präsident des „Verbandes der Chemischen Industrie“ konnte BAYER-Chef Werner Wenning mit guten Zahlen aufwarten. Die Produktion von BAYER & Co. erhöhte sich um sechs Prozent. Der Umsatz stieg um sieben Prozent, wobei sich das Umsatzwachstum gegenüber den Vorjahren sogar verdoppelte. Trotzdem vernichteten die Chemie-Unternehmen ein Prozent ihrer Arbeitsplätze. Nur noch 440.600 Beschäftigte zählt die Branche. Mit immer weniger Personalkosten erwirtschaften die Firmen also immer exorbitantere Gewinne. Für Wenning dürften sie gerne noch etwas exorbitanter sein. Er kritisierte die im Vergleich zu den USA und Großbritannien am Standort Deutschland um ein Drittel höheren Arbeitskosten und die um fünf Prozent niedrigere Umsatzrendite.

Konkurrenz unter BAYER-Standorten
Das BAYER-Management spielt die einzelnen Standorte des Konzerns systematisch untereinander aus. So hat es intern die Produktion eines Medikamentes neu ausgeschrieben. Bitterfeld und zwei weitere Niederlassungen kamen in die engere Auswahl. Wer am wenigsten Lohnkosten bietet, dürfte den Zuschlag bekommen.

Arbeitsplatzvernichtung bei LANXESS

  • 1


Bei der Arbeitsplatzvernichtung liegt BAYERs Chemieabspaltung LANXESS über Plan. Wollte das Unternehmen am Standort Dormagen bis Ende 2005 eigentlich „nur“ 200 Stellen streichen, fielen bereits 303 Jobs weg. Tatorte sind hauptsächlich der Bereich „Feinchemie“ und die Produktion des Styrenics-Kunststoffes, die LANXESS fast komplett nach Spanien verlagert.

Arbeitsplatzvernichtung bei LANXESS

  • 2


BAYERS Chemie-Abspaltung LANXESS hat das Geschäftsfeld „Dorlastan-Fasern“ an das japanische Unternehmen ASAHI KASEI FIBERS verkauft. Der Konzern übernimmt mit 160 Beschäftigten lediglich einen Teil der Beschäftigten. 70 weitere arbeiten für zwei Jahre auf Leihbasis für den neuen Inhaber. 41 Belegschaftsmitglieder landen in einer Transfer-Gesellschaft; ihre Chancen auf Vermittlung anderer Jobs dürfte aber ziemlich gering sein.

De Win neuer Gesamtbetriebsratschef
Der 47-jährige Thomas de Win hat den in Ruhestand gehenden Erhard Gipperich als Vorsitzender des BAYER-Gesamtbetriebsrat abgelöst.

Leverkusen zweitproduktivste Stadt
BAYER vernichtet immer mehr Jobs, verteilt die Arbeit auf immer weniger Schultern und erhöht so die Rendite. Ausbund dieser perversen ökonomischen Logik: Leverkusen nimmt in der Rangfolge der produktivsten Kommunen der Bundesrepublik den zweiten Rang ein, was vornehmlich auf das Konto des ortsansässigen Multis geht. 82.008 Euro trug im Jahr 2003 jeder in der Stadt lebende Beschäftigte durchschnittlich zum bundesdeutschen Bruttosozialprodukt bei. Diese Produktivität übertrafen nur noch die MünchnerInnen mit 115.159 Euro.

ERSTE & DRITTE WELT

Noch immer Kinderarbeit
Immer noch beschäftigen die Zulieferer von BAYERs indischer Tochtergesellschaft PROAGRO Kinder. Nach der neuesten Studie von Dr. Davuluri Venkateswarlu haben in der zurückliegenden Saatgut-Pflanzsaison 500 Minderjährige auf den Feldern gearbeitet.

Kinderarbeit: BAYER beim BMZ
Nachdem das TV-Magazin Monitor über die Kinderarbeit bei den Zulieferern von BAYERs indischer Tochtergesellschaft PROAGRO berichtet hatte, lud das „Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit“ den Leverkusener Multi zu einem Gespräch vor, dem auch ein Vertreter der INTERNATIONAL LABOUR ORGANISATION (ILO) beiwohnte. Genauere Informationen über das Treffen gelangten allerdings nicht nach draußen.

WHO warnt vor Malaria-Arznei
BAYER hat sich schon vor Jahrzehnten aus der Tropenmedizin zurückgezogen, weil die „dritte Welt“ keinen lukrativen Pharmamarkt darstellt. Erst großzügige Spenden der Bill-Gates-Stiftung und die Aussicht auf einen Image-Mehrwert brachten die BAYER-ForscherInnen wieder in die Labore zurück. Der Konzern arbeitet an einem Malaria-Medikament, das auf einer Weiterentwicklung des chinesischen Pflanzenstoffes Artemisinin beruht. Jetzt hat die Weltgesundheitsorganisation WHO vor solchen Arzneien gewarnt. Sie rief dazu auf, den Verkauf von Artemisinin-haltigen Einzelmedikamenten zu stoppen. Da der Wirkstoff den Erreger nicht abtötet, sondern nur schwächt, befürchten die GesundheitsexpertInnen nämlich Resistenz-Bildungen.

BAYER betreibt Biopiraterie
Der Leverkusener Multi betrachtet die Natur in „Drittweltländern“ als Rohstoffreservoir für die Pharmaproduktion. Nach einer Untersuchung des US-amerikanischen „Edwards Institute“ gewann der Konzern den Wirkstoff seines Diabetes-Mittels GLUCOBAY aus einem Bakterium, das dem kenianischen Ruiru-See entstammt, und verschweigt dessen afrikanische Herkunft in der Patentschrift (siehe auch SWB 1/06).

IG FARBEN & HEUTE

BAYER im Holocaust-Museum
Der US-amerikanische Jude David Rosenberg gehört am BAYER-Standort Pittsburgh der Gruppe THE COMMITEE FOR APPROPRIATE ACKNOWLEDGEMENT an, die den Konzern immer wieder zwingt, sich mit seiner NS-Vergangenheit auseinanderzusetzen. So sprach der Historiker 1999 auf der BAYER-Hauptversammlung und forderte den Multi zu einer angemessenen Entschädigung seiner ehemaligen ZwangsarbeiterInnen auf. Jetzt hat die Initiative ihr umfangreiches BAYER-Archiv dem Holocaust-Museum in Washington zur Verfügung gestellt.

KONZERN & VERGANGENHEIT

BAYER-Lobbyismus unter Adenauer
Schon unter Bundeskanzler Konrad Adenauer konnte BAYER auf dem kleinen Dienstweg politisch intervenieren, wie Cerstin Gammelin und Götz Hamann in ihrem Buch „Die Strippenzieher“ enthüllen. Der damalige BAYER-Chef Ulrich Haberland gehörte nämlich dem von Adenauer ins Leben gerufenen „Kleinen Kreis“ an, einer Runde einflussreicher Industriebosse. Und der Kanzler nahm sich durchaus zu Herzen, was die Manager ihm einflüsterten. Der Ex-Chef der DEUTSCHEN BANK, der wegen seiner Machenschaften in der NS-Zeit berühmt-berüchtigte Hermann Josef Abs, erklärte jedenfalls, für ihn würden „in späteren Äußerungen, in Reden und im Parlament Ansichten und Urteile deutlich, die das Ergebnis ... solcher Aussprachen waren“.

POLITIK & EINFLUSS

Garthoff neuer DIB-Vorsitzender
Das ehemalige BAYER CROPSCIENE-Vorstandsmitglied Bernward Garthoff sitzt seit Februar 2006 innerhalb des „Verbandes der Chemischen Industrie“der „Deutschen Industrievereinigung Biotechnologie“ vor. Qualifiziert für diesen Lobbyisten-Job hat Garthoff unter anderem seine Position als Vize-Vorsitzender von „EuropaBio“.

Winnacker gratuliert Merkel
Der im BAYER-Aufsichtsrat sitzende Ernst-Ludwig Winnacker gratulierte in seiner Funktion als Präsident der „Deutschen Forschungsgemeinschaft“ (DFG) Angela Merkel zum Wahlsieg. „In seinem Glückwunschschreiben nennt DFG-Präsident Ernst-Ludwig Winnacker die neue Bundeskanzlerin eine Freundin der Wissenschaft, die sich für die Belange von Forschung und Entwicklung einsetze“, heißt es in der Presseerklärung des Verbandes.

Winnacker will mehr Stammzellen
Der Präsident der „Deutschen Forschungsgemeinschaft“ (DFG), Ernst-Ludwig Winnacker, der auch im BAYER-Aufsichtsrat sitzt, hat Bundesforschungsministerin Annette Schavan aufgefordert, das Stammzellgesetz zu liberalisieren. Bisher verbietet es die Verwendung „überzähliger Embryonen“ aus der künstlichen Befruchtung und erlaubt lediglich die Einfuhr älterer Stammzellen. Nach Meinung von Winnacker kann die Bundesrepublik aufgrund solcher Reglementierungen „nicht in der Weltliga mitspielen“. Er will auch an Stammzellen heran, die ForscherInnen nach dem Stichtag „1.1.2002“ gewonnen haben und mahnt mildere Strafen für GentechnikerInnen an, die sich über ausländische KooperationspartnerInnen Zugang zu den begehrten Zellen verschafft haben.

Zuviel Staat in China
Chinas Wirtschaft boomt. Eine Studie der DEUTSCHEN BANK prognostiziert bis 2015 für die Chemie-Industrie eine 10-prozentige Umsatz-Steigerung auf 400 Milliarden Dollar. Aber BAYER und die anderen im Land vertretenen Global Player plagen auch Sorgen. So betätigen sich die in Staatsbesitz befindlichen Chemie-Unternehmen als Aufseher über ihre ausländische Konkurrenz. Zudem ist die Zulassung von neuen Produkten mit hohem bürokratischen Aufwand verbunden. Darum haben BAYER & Co. jetzt über die Europäische Handelskammer die Errichtung einer unabhängigen Regulierungsbehörde und einen Rückzug des chinesischen Staates aus dem Wirtschaftsleben gefordert.

Neues Gentechnik-Gesetz
Kaum im Amt, macht sich die rot-schwarze Koalition auch schon daran, das alte Gentechnik-Gesetz auf die Bedürfnisse von BAYER & Co. zuzuschneiden. Merkel & Co. kappen alle über die EU-Richtlinie zur Freisetzung von Genpflanzen hinausgehenden Vorschriften. Die von Rot-Grün eingeführten relativ strengen Haftungsregelungen schaffen die GroßkoalitionärInnen ab. Für Schadensfälle wollen sie einen Fonds einrichten. Aussaaten zu Forschungszwecken können BAYER & Co. künftig schnell und ohne großen bürokratischen Aufwand beantragen. Zudem hält es die Bundesregierung nicht mehr für nötig, die Öffentlichkeit unbeschränkt über Gen-GAUs in Kenntnis zu setzen. Wenn es um „wettbewerbsrelevante Informationen von Unternehmen“ geht oder Patentrechte betroffen sind, kann der Mantel des Schweigens über „Risiken und Nebenwirkungen“ geworfen werden.

BAYER spart Ökosteuer
Die strom-intensivsten Branchen wie z. B. die Chemieindustrie müssen relativ gesehen am wenigsten Ökosteuer zahlen. Nach erfolgreichen Interventionen von BAYER & Co. räumte die rot-grüne Koalition ihnen großzügige Ausnahmeregelungen ein. Nach einem Bericht zur Bilanz der Ökologischen Steuerreform belaufen sich diese Subventionen jährlich auf 5,6 Milliarden Euro.

Umweltminister bei HC STARCK
Die Einweihung einer Pilotanlage der BAYER-Tochter HC STARCK zur Produktion von angeblich „ökologisch korrekten“ keramischen Stromleitern für Brennstoffzellen fand im Beisein des bayerischen Umweltministers Dr. Werner Schnappauf statt.

Neue Arzneigesetz
Die Gesundheitsreformen kommen und gehen, aber die Profite für die Pillen-Produzenten bleiben bestehen. Im vergangenen Jahr stiegen die Arzneimittel-Kosten der Krankenkassen um 16 Prozent auf 22,4 Milliarden Euro. Auch das von schwarz-rot verabschiedete Arznei-Sparpaket ändert an dem guten Geschäftsklima für BAYER & Co. nicht allzu viel. Die Pharmariesen schalteten sich schon früh in den Beratungsprozess ein und handelten ihren noch vom Koalitionsvertrag vorgesehenen Kostensenkungsbeitrag von 2 auf 1,3 Milliarden Euro herunter. De Regelung, MedizinerInnen, die zu teure Medikamente verschreiben, das Honorar zu kürzen und PatientInnen die Zuzahlung zu ersparen, wenn sie von ihrem Arzt die Verordnung einer preiswerten Arznei verlangen, dürften die Konzerne ebenso sehr verschmerzen können wie die Senkung der Festbeträge für neue oder nur scheinbar neue Medikamente. Dass diese die Unternehmen zu Preissenkungen veranlasst, bezweifeln die Krankenkassen nämlich.

PROPAGANDA & MEDIEN

Konzern-Kampagne zur WM
BAYER & Co. wollen die Fußball-WM nutzen, um mit der Kampagne „Land der Ideen“ für den Wirtschaftsstandort Deutschland zu werben. Da der Leverkusener Multi die PR-Maßnahme mit einer Million Euro unterstützt, darf er auch Ideen haben. In dem Skulpturenpark mit wichtigen bundesdeutschen Erfindungen, der im Juni in Berlin eröffnet wird, bereitet deshalb auch eine überdimensionale ASPIRIN-Tablette Kopfschmerzen. Zudem kann sich das Bitterfelder Werk künftig mit dem Titel „Ort der Ideen“ schmücken, was den sachsen-anhaltinischen Wirtschaftsminister Horst Rehberger (FDP) als ersten Gratulanten auf den Plan rief.

LEVITRA-Werbung mit Jerry Hall
Unermüdlich versucht BAYER mit immer neuen Methoden, das hinter den Umsatzerwartungen zurückbleibende Potenzmittel LEVITRA an den Mann zu bringen. Jetzt hat der Konzern sich zu diesem Zweck Jerry Hall als Werbeträgerin geangelt, deren Ruhm sich einzig der Tatsache verdankt, einmal mit Mick Jagger verheiratet gewesen zu sein.

BAYER umwirbt AfroamerikanerInnen
In den USA hat BAYER die AfroamerikanerInnen als neue Zielgruppe auserkoren. Der Leverkusener Multi gehört zu den prominenten Werbepartnern eines neuen, speziell auf AfroamerikanerInnen zugeschnittenen Talkradio-Senders und präsentiert dort gleich zwei Programme.

BAYER spendet Wissenschaftsinitiative
In den USA hat BAYER der „Kansas City Science Initiative“ (KCSI) eine finanzielle Unterstützung zukommen lassen. Die KCSI bildet LehrerInnen fort, und ihre Programme erlauben SchülerInnen und StudentInnen ein praxis-nahes, ergo konzern-nahes Lernen. Das Geld ist also gut angelegt.

Bush ehrt BAYER
Da haben sich zwei gefunden: Der US-amerikanische Präsident George W. Bush zeichnete BAYER als erstes ausländisches Unternehmen mit dem „Ron-Brown-Award for Corporate Leadership“ aus. Bush Junior erachtete es als preiswürdig, schon SchülerInnen die Naturwissenschaften, so wie BAYER sie versteht, zu vermitteln und sich so unkritischen Nachwuchs heranzuzüchten.

Ausbildungsaktivitäten ausgezeichnet
Um mehr als ein Drittel ist die Zahl der Ausbildungsplätze bei BAYER in den letzten fünfzehn Jahren zurückgegangen. Die Lehrstellen-Quote des Konzerns liegt unter den 7,1 Prozent, welche die Betriebe im Gebiet Rhein-Wupper durchschnittlich erreichen. Trotzdem überreichte Arbeitsminister Franz Müntefering dem Multi im Namen der „Initiative für Beschäftigung“ einen Preis. Er prämierte das Unternehmen für sein Starthilfe-Programm, das Jugendliche fördert, die den Einstellungstest nicht bestanden haben. Lobende Erwähnung fand auch der regionale Ausbildungsverbund. Da hätte Müntefering sich allerdings auch selbst auszeichnen können, denn der Staat ist über die Länder an der Finanzierung des Projektes beteiligt.

Der Hausarzt wirbt für LEVITRA
In der Bundesrepublik gibt es nur wenige unabhängige, nicht auf Anzeigen aus der Pharma-Branche angewiesene Medizin-Zeitschriften. Die übrigen tun alles, um BAYER & Co. ein angemessenes Werbeumfeld zu bieten. So macht Der Hausarzt unverhohlen Reklame für BAYERs Potenzmittel LEVITRA. „Trotz der Möglichkeit einer effektiven Therapie mit den modernen PDE-5-Hemmern wie Vardenafil (LEVITRA) lassen sich nur wenige Männer (<20 Prozent) behandeln“, heißt es in einem Artikel etwa. Das Blatt weiß auch warum: Die ÄrztInnen machen nicht den ersten Schritt und reden mit ihren PatientInnen über das Thema. „Dabei sind die meisten Männer dankbar für die Ansprache des Problemes“, meint Der Hausarzt zu wissen und weist zu allem Überfluss auch noch auf das LEVITRA-Portal im Internet hin. Die nächste LEVITRA-Anzeige ist der Postille also schon sicher.

BAYERs Herzgesundheitsprojekt
Der Leverkusener Multi versucht seit geraumer Zeit, sich nicht bloß als Pillendealer, sondern als Konzern mit einem umfassenderen Gesundheitsbegriff darzustellen. Deshalb startete er öffentlichkeitswirksam zusammen mit dem Herzzentrum der Kölner Universität und der deutschen Sporthochschule das Projekt „Herzgesundheit“, das mit 23 ProbandInnen den Einfluss von sportlicher Betätigung auf die Reduzierung von Risikofaktoren für Herz/Kreislauf-Erkrankungen untersuchte.

Uno und kein Ende
Der Leverkusener Multi lässt kaum einen Monat verstreichen, ohne sich prestigeträchtig als Partner der Uno ins Spiel zu bringen. Jetzt brüstet sich der Konzern damit, Erstunterzeichner der „Responsible Care Global Carta“ zu sein, die der Chemie-Weltverband ICCA bei der UN-Konferenz für Chemikalien-Management in Dubai vorstellen durfte. „Ökonomische, ökologische und soziale Ziele haben bei all unseren Aktivitäten weltweit den gleichen hohen Stellenwert“, verkündete BAYER-Vorstand Udo Oels vollmundig, ungeachtet der Arbeitsplatzvernichtung trotz steigender Profite, Biopiraterien, Pharma-GAUs, Pestizid-Pest und CO2-Schönrechnereien.

BmBF hilft BAYER waschen
Das „Bundesministerium für Bildung und Forschung“ unterstützt die Greenwashing-Aktivitäten der bundesdeutschen Konzerne und hat deshalb den Aufbau einer Internet-Seite zu „nachhaltigem Investment“ finanziert, zu deren „Partnern“ auch BAYER gehört.

BAYER wieder Umweltfilm-Sponsor
Beim letzten Umweltfilm-Festival der „Pittburgh Filmmakers“ gehörte BAYER zu den Sponsoren. Nachdem die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN die VeranstalterInnen auf die diversen Umweltsünden des Konzerns aufmerksam gemacht hatte, von denen er durch das finanzielle Engagement abzulenken trachtet, versprachen die FilmemacherInnen, im nächsten Jahr ihre Kooperation mit dem Leverkusener Chemiemulti zu überdenken. Das haben sie nun getan und kamen mehrheitlich zu der Meinung, auf BAYERs Geld nicht verzichten wollen.

BAYER am Bahnhof Zoo
Das passt: Der Pillen-Dealer BAYER will künftig in Berlin am Bahnhof Zoo für seine Produkte werben. Der Konzern plant, auf dem Dach eines Hochhauses ein BAYER-Kreuz mit einem Durchmesser von elf Metern zu installieren.

DRUGS & PILLS

Tod durch CIATYL?
In einem bayerischen Altersheim verstarb im November 2005 ein 78-jähriger Mann an einer Embolie als Folge einer Thrombose, kurz nachdem sein Arzt das bisherige Medikament zur Behandlung seiner psychischen Krankheit abgesetzt und durch das BAYER-Neuroleptikum CIATYL ersetzt hatte. Da das Auslösen von Thrombosen zu den Nebenwirkungen von CIATYL zählt, führten die Angehörigen des Mannes seinen Tod auf das Mittel zurück und verklagten BAYER. Das Präparat mit dem Wirkstoff Zuclopenthixoldec ist seit längerem umstritten. Nach einer Studie, welche die Archives of Internal Medicine dokumentierten (2004; 164: 1293-1297) erhöht die Verordnung von Antipsychotika wie HALDOL, EUNERPAN oder eben CIATYL das Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden, stark. Zudem berichten PatientInnen über Ohnmachtsanfälle und Atemkrämpfe nach Einnahme der Arznei.

ASPIRIN-Studie gefälscht
BAYER preist ASPIRIN gern als Tausendsassa an. In mindestens einer Beziehung muss der Pharmariese damit aber in Zukunft vorsichtiger sein. Eine regelmäßige Einnahme des Schmerzmittels reduziert nicht die Wahrscheinlichkeit, an Mundhöhlenkrebs zu erkranken. Der norwegische Mediziner Jon Sudbo hatte das behauptet und entsprechende Untersuchungsergebnisse in renommierten Fachblättern wie The Lancet veröffentlicht. Er berief sich dabei auf statistisches Material von 123.234 Menschen aus den Jahren 1974 bis 1995, das er der Datenbank „Conor“ entnommen haben wollte. Leider existierte diese Datenbank aber erst seit 1994, wie ein Kollege Sudbos herausfand. Der Krebsforscher gab daraufhin zu, seine Studie gefälscht zu haben.

Studie warnt vor LEVITRA & Co.
„Liebe macht blind“ - wenn die Herren der Schöpfung dabei auf Potenzpräparate wie BAYERs LEVITRA zurückgreifen, stimmt das sogar im buchstäblichen Sinn. In den USA verlor ein Mann durch das BAYER-Präparat sein Augenlicht (Ticker 3/04), worauf die US-Gesundheitsbehörde FDA den Konzern dazu zwang, auf den Beipackzetteln vor dieser Gefahr zu warnen. Dabei handelte es sich nicht um einen Einzelfall, wie jetzt eine Studie der Universität von Alabama bestätigte. Die WissenschaftlerInnen untersuchten ältere Potenzmittel-Konsumenten, die bereits einen Herzinfarkt erlitten hatten, und machten bei ihnen ein um den Faktor 10 erhöhtes Risiko für Sehstörungen aus.

FDA warnt vor NIMOTOP
Nachdem die intravenöse Verabreichung von BAYERs Calciumantagonisten NIMOTOP mit dem Wirkstoff Nimodipin in den USA zu mehreren Todesfällen geführt hat, verbot die US-Gesundheitsbehörde FDA das Spritzen des Medikamentes. PatientInnen dürfen das Präparat jetzt nur noch in Tablettenform zu sich nehmen. Der Pharmariese hat die Arznei in der Vergangenheit äußerst aggressiv als Wundermittel zur Behandlung von Bluthochdruck, Alzheimer und Schlaganfällen vermarktet. Die Fachwelt fiel darauf jedoch nicht herein. „Bei Schlaganfall-Patienten sind die Behandlungsergebnisse (...) uneinheitlich“, schrieb der „Arznei-Verordnungsreport ‘97“ und beurteilte auch die Verwendung bei Alzheimer kritisch. „Für Calcium-Antagonisten (wie z. B. Nimodipin) konnten die vielversprechenden präklinischen Befunde in Therapiestudien bei der Alzheimerdemenz nicht reproduziert werden“, heißt es in dem Buch.

FDA rügt KOGENATE-Werbung
Der Leverkusener Multi wollte Blutern in einer Werbeaktion seinen Gerinnungshemmer KOGENATE kostenlos zur Verfügung stellen und hat entsprechende Briefe an PatientInnen und MedizinerInnen verfasst. Jetzt hat die US-Gesundheitsbehörde FDA die Kampagne unterbunden. „Durch das Zurückhalten von Informationen über Risiken und den richtigen Umgang mit der Arznei haben Sie eine möglicherweise unsichere Anwendung von KOGENATE FS befördert“, rügte die Institution den Pharma-Riesen. Zu den von BAYER verschwiegenen Nebenwirkungen des Präparates gehören unter anderem Schwindelanfälle und Ausschläge.

TRASYLOL lebensgefährlich
Nach einer im New England Journal of Medicine veröffentlichten Studie gehen von dem BAYER-Präparat TRASYLOL Nebenwirkungen wie Nierenversagen, Schlaganfall und Herzinfarkt aus. Peter Sawicki vom „Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen“ schätzt die Zahl der Todesopfer allein in der Bundesrepublik auf 300 pro Jahr. In den USA bereiten AnwältInnen schon die ersten Sammelklagen vor (siehe SWB 1/06).

TRASYLOL bei Wirbelsäulen-Versteifung
Dem Leverkusener Multi mangelt es an neuen profitträchtigen Medikamenten, weshalb er ständig nach neuen Anwendungsmöglichkeiten für die alten sucht. Für das jüngst wegen Nebenwirkungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall in die Schlagzeilen geratende TRASYLOL (s. o.), das MedizinerInnen bisher nur bei Herz- und Hüft-OPs einsetzen, will er jetzt einen neuen Markt erschließen. Der Konzern testet den Einsatz von TRASYLOL bei Eingriffen zur Behandlung der „elektiven Spondylodese“, einer Versteifung der Wirbelsäule.

NEXAVAR bei Lungenkrebs?
BAYER will das gemeinsam mit ONYX entwickelte Gentech-Medikament NEXAVAR, das in den USA zur Behandlung von Nierenkrebs im fortgeschrittenen Stadium bereits zugelassen ist, auch bei Lungenkrebs zum Einsatz bringen und hat für diese Indikation mit der dritten und letzten Phase der klinischen Tests begonnen.

Sechs neue Krebsmedikamente
Passenderweise auf einer InvestorInnen-Konferenz in London gab BAYER bekannt, sechs Medikamente zur Behandlung von Krebs in frühen Phasen der Entwicklung zu haben. Dabei handelt es sich jedoch lediglich um die zwei Wirkstoffe mit den Bezeichnungen BAY 57 9352 und BAY 73 4506, die der Konzern in wechselnden Kombinationen mit anderen Arzneien erprobt. So vage die medizinischen Ausführungen des BAYER-Managers Joseph J. Catino blieben, so präzise taxierte er das ökonomische Potenzial der Krebsmittel. Der Pharmakologe sagte ein Wachstum des weltweiten Marktes für onkologische Arzneien von 24,6 Milliarden Euro auf 55 Milliarden bis zum Jahr 2009 voraus.

BAYER kauft Alfimeprase-Lizenz
Der Leverkusener Multi beteiligt sich an den Entwicklungskosten für den Wirkstoff Alfimeprase und erhält dafür vom Hersteller NUVELO Vermarktungsrechte. BAYER übernimmt 40 Prozent der Aufwändungen für die zur Auflösung von Blutgerinnseln bestimmte Arznei, die sich gerade in der dritten und letzten Phase der klinischen Tests befindet und in den Genuss eines beschleunigten Verfahrens kam. Der Konzern zahlt dem Pharmaunternehmen NUVELO einen Festbetrag von 50 Millionen Dollar sowie erfolgsabhängige Prämien von bis zu 385 Millionen Dollar (siehe auch GENE & KLONE).

BAYER kauft PRITOR
BAYER hat von GLAXOSMITHKLINE (GSK) die Rechte an dem Bluthochdruckmittel PRITOR mit dem Wirkstoff Telmisartan erworben. Der Pharmariese darf die Arznei, mit der GSK jährlich einen Umsatz von 65 Millionen Euro machte, nun europaweit vermarkten. Der Pharmariese hat zwar mit ADALAT bereits ein entsprechendes Medikament im Angebot, aber mit dessen Ruf ist es nicht zum besten bestellt: Es steht in Verdacht, das Herzinfarktrisiko zu erhöhen. Im Jahr 1971 nahm der Konzern seine Blutdruck-Präparate LERON und TADIP nach einem kritischen Bericht des arznei-telegramms über gravierende Nebenwirkungen sogar freiwillig vom Markt.

BAYER investiert in Diagnostika
Der Leverkusener Multi baut seine Diagnostika-Sparte immer weiter aus. Im Januar 2006 erwarb er vom US-Unternehmen ABBOTT einen Prostatakrebs- und einen Wirkstofftest. Zudem hat er im Februar von der US-Gesundheitsbehörde FDA die Zulassung für einen Herzinfarkt-Test erhalten.

GENE & KLONE

Freisetzungsversuch mit T 25
Brandenburg entwickelt sich immer mehr zum Versuchslabor der „grünen Gentechnik“. Auf 25 Feldern blühen dort schon die Laborfrüchte der Agroriesen. In Dahnsdorf hat die „Biologische Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft“ jetzt einen Freisetzungsversuch mit BAYERs gegen die Herbizide BASTA und LIBERTY resistentem Genmais T25 begonnen. Die Aussaat der Genmais-Sorten von MONSANTO, PIONEER und BAYER hat das AKTIONSBÜNDNIS FÜR EINE GENTECHNIKFREIE LANDWIRTSCHAFT IN BERLIN UND BRANDENBURG auf den Plan gerufen. „Der Anbau von Genmais ist mit vermeidbaren Risiken für Umwelt und Gesundheit verbunden. Der gentechnikfreien Landwirtschaft und dem Tourismus in Brandenburg wird unnötiger Schaden zugefügt“, erklärte Thomas Janoschka für die Initiative und kündigte Wiederstand an.

EU vertagt Genraps-Entscheidung
Im letzten Jahr hatte die EU einen BAYER-Antrag auf Anbau von genmanipulierten Raps abgelehnt, eine Entscheidung über eine Einfuhr-Erlaubnis aber offen gelassen. Im Dezember kamen die EU-UmweltexpertInnen in der Frage zu keinem einheitlichen Votum. Nun müssen die MinisterInnen der Mitgliedsländer über den Fall befinden.

BAYER will mehr Genreis
Der Leverkusener Agroriese hat bei der EU einen zweiten Antrag auf Importgenehmigung für eine gentechnisch gegen das Anti-Unkrautmittel LIBERTY LINK (Wirkstoff: Glufosinat) resistent gemachte Reis-Sorte gestellt. Er hat nach Ansicht des GREENPEACE-Gentechnikexperten Geert Ritsema große Chancen auf eine Genehmigung.

Stressresistente Pflanzen?
Die „grüne Revolution“ mit ihrem massiven Pestizid-Einsätzen, der intensiven Bodennutzung und der Züchtung von Hochertragssorten hat die Nutzpflanzen äußerst schadensanfällig gemacht. Jetzt will BAYER den Teufel mit dem Belzebub austreiben. Die GentechnikerInnen des Konzerns arbeiten in ihren Laboren an Ackerfrüchten mit „verbesserter Stresstoleranz“.

BAYER weiter mit MORPHOSYS
BAYER will die Zusammenarbeit mit dem Martinsrieder Biotech-Unternehmen MORPHOSYS ausbauen. Nach dem neuen Kooperationsvertrag, der eine fünfjährige Laufzeit hat, soll MORPHOSYS für den Konzern 25 Proteine auf ihre pharmakologische Verwendbarkeit hin prüfen.

BAYER kauft ICON GENETICS
Der Leverkusener Multi hat das Münchner Biotech-Unternehmen ICON GENETICS erworben. ICON arbeitete an der gentechnischen Veränderung von Pflanzen und kooperierte bereits mit BAYER. Auch im Bereich der Terminator-Technologie, die Ackerfrüchte steril werden lässt, was LandwirtInnen die Wiederaussaat unmöglich macht, hält die bayerische Firma Patente (siehe auch SWB 1/06). Der Gengigant verspricht sich von der Akquisition Fortschritte bei der Umwandlung von Tabakpflanzen in kleine Arzneistoff-Fabriken. Eine entsprechende Pilotanlage dafür will der Konzern bereits im Jahr 2007 in Betrieb nehmen.

BAYER kauft Alfimeprase-Lizenz
Der Leverkusener Multi beteiligt sich an den Entwicklungskosten für den Wirkstoff Alfimeprase und erhält dafür vom Hersteller NUVELO Vermarktungsrechte. Bei Alfimeprase handelt es sich um ein gentechnisch hergestelltes Enzym, das angeblich Blutgerinnsel auflösen soll, indem es für den Abbau des Eiweißstoffes Fibrin sorgt. Die Zulassung hat NUVELO bislang für Anwendungen bei der arteriellen Verschlusskrankheit (PAVK) und bei Kathederverschluss beantragt. BAYER hofft aber auf weitere Einsatzgebiete wie Schlaganfall, Herzinfarkt und Thrombosen (siehe auch DRUGS & PILLS).

Generbsen machen Mäuse krank
Die australischen Behörden brachen einen Freisetzungsversuch mit gentechnisch veränderten Erbsen aus Sicherheitsgründen ab, weil WissenschaftlerInnen bei Feldmäusen eine Lungenkrankheit diagnostiziert hatten. Nach Ansicht des Vizechefs der australischen Forschungseinrichtung CSIRO, Thomas Higgins, löste ein genmanipulierter Eiweißstoff der Erbsenpflanze die Gesundheitsstörung aus. „Die Reaktion der Mäuse auf das Protein könnte etwas widerspiegeln, was auch bei Menschen geschehen würde“, warnt der Forscher.

Defekte ROUND-UP-Baumwolle
In den USA haben FarmerInnen MONSANTO, DELTA & PINE und BAYER verklagt, weil sie ihnen ROUND-UP-READY-Baumwolle lieferten, die ihre gentechnisch eingebaute Resistenz gegen das Herbizid ROUND-UP-READY eingebüßt hatte (siehe auch RECHT & UNBILLIG). Besonders unter extremen klimatischen Bedingungen wie etwa großer Hitze hat die DNA genmanipulierter Ackerfrüchte schon des öfteren verrückt gespielt.

PESTIZIDE & HAUSHALTSGIFTE

Menschenversuche erlaubt
Wie erwartet hat die US-Umweltbehörde EPA grünes Licht für Menschenversuche mit Pestiziden gegeben, von denen BAYER sich eine Lockerung der Grenzwerte verspricht. Die Institution rechnet nun mit bis zu 30 Testreihen pro Jahr.

Chlorpyrifos senkt die Fruchtbarkeit
Chlorpyrifos, Wirkstoff der Insektenmittel BLATTANEX, PROFICID und RIDDER, stört den Hormonhaushalt des Mannes und beeinträchtigt seine Fruchtbarkeit. Das ergab eine Studie, die der Wissenschaftler John Meeker von der Michigan-Universität leitete. Er untersuchte bei 268 Männern den Zusammenhang zwischen der Testosteron-Menge und Spuren des Chlorpyrifos-Abbauproduktes TCPY. Dabei zeigte sich, dass bei Probanden mit den meisten TCPY-Rückständen im Körper der Testosteron-Spiegel am niedrigsten war.

Veränderungen bei BAYER CROPSCIENCE
Die Pestizidsparte des Leverkusener Multis hat im Geschäftsjahr 2005 die vom Vorstand als Ziel ausgegebene astronomische Umsatzrendite von 25 Prozent nicht erreichen können. Vor allem in Brasilien liefen die Geschäfte wegen einer Dürreperiode schlechter als erwartet. Um gegen solche Unbill künftig besser gewappnet zu sein, strukturiert das Management die Sparte nun um. Es teilt die Geschäftseinheit „Amerika“ in „Nordamerika“ und „Lateinamerika“ auf. So hofft der Agroriese, die „Kundenbedürfnisse vor Ort“ besser zu erkennen. Zudem hat BAYER CROPSCIENCE als neue Steuerebene über den Regionalgesellschaften eine „Business & Global Marketing-Plattform“ geschaffen, welche die globalen Management-Aufgaben wahrnehmen soll. Darüber hinaus hat die Agro-Abteilung ihren Vorstand verkleinert.

BAYER größter Pestizid-Hersteller
Der Leverkusener Multi ist mittlerweile der größte Pestizidproduzent der Welt. Nach den von der Fachzeitschrift AGROW veröffentlichten neuesten Zahlen verdrängte der Konzern im Jahr 2004 mit einem Umsatz von 6,1 Milliarden Dollar SYNGENTA von Platz 1. Beim Agrochemie-Verkauf haben sich oligarchische Strukturen herausgebildet. Die acht größten Unternehmen kamen auf einen Marktanteil von 80 Prozent. Dabei machte nicht nur BAYER bessere Geschäfte. Das weltweite Ackergift-Handelsvolumen stieg um 12,6 Prozent.

FLUOPICOLID in China
BAYERs Pestizide erobern China. Die Behörden des Landes haben dem Antipilzmittel FLUOPICOLID die Zulassung erteilt. Auch Großbritannien darf das Fungizid bald heimsuchen.

Pakistan verbietet BAYER-Pestizide
Die pakistanische Regierung hat beschlossen, die beiden zur Gruppe der Organophosphate zählenden und auch von BAYER vertriebenen Pestizid-Wirkstoffe Methamidophos und Methamidophos zu verbieten.

WASSER, BODEN & LUFT

Luftverschmutzer Nr. 4
Die in der „Great Lake“-Region zwischen Kanada und den USA ansässigen Unternehmen verschmutzen die Luft in einem erheblichen Maße. Nach einer Studie der Initiativen ENVIRONMENTAL DEFENCE und CANADIAN ENVIRONMENTAL LAW ASSOCIATION steigen aus den Schornsteinen der Fabriken insgesamt über 100 Millionen Kilogramm gefährlicher Stoffe hoch. Ganz vorne mit dabei: Die kanadische BAYER-Niederlassung in Sarnia. Mit Emissionen im Umfang von über 2 Millionen Kilogramm belegt sie in der Dreckschleuder-Hitparade den vierten Platz.

Neue Altlasten in England
Im britischen Cambridge hat BAYER eine Pestizid-Anlage abgerissen. Für das Firmengelände sucht der Konzern einen Käufer, der auf dem Areal Wohnungen baut. Die Verseuchung des Bodens mit Giftstoffen stellt dabei für den Multi keinen Hinderungsgrund dar. Die Dhünnaue-Geschichte könnte sich also in England wiederholen. Auch über der ehemaligen Giftmüll-Deponie in Leverkusen waren nach der Stillegung Häuser entstanden - und mussten wegen der Chemie-Belastung schließlich abgerissen werden.

EU-Umweltrichtlinien nicht umgesetzt
Die EU hat die Mitgliedsländer wegen der mangelhaften Umsetzung der Brüsseler Umweltrichtlinien gerügt. Die Kommission führt zurzeit 509 Verfahren wegen Vertragsverletzungen gegen die EU-Staaten. Die Bundesrepublik hat 20 Richtlinien gar nicht oder nur mangelhaft umgesetzt.

Neue EU-Wasserrichtlinie
Die Europäische Union plant eine neue Richtlinie zum Schutz der Gewässer, die unter anderem eine Reduzierung der Pestizid-Einleitungen vorsieht. Auf ihrer Liste der Top-Wasserverschmutzer finden sich Substanzen wie Chlorpyrifos, Wirkstoff der Insektenmittel BLATTANEX, PROFICID und RIDDER, das unter anderem unter den Produktnamen MALIX, PHASER und THIODAN vermarktete Endosulfan und das seit langem als Brunnenvergifter berühmt-berüchtigte DIURON wieder. Auch andere inkriminierte chemische Substanzen wie Hexachlorbenzene gelangen aus vollen BAYER-Rohren frisch in die Flüsse.

GIFTIG, ÄTZEND & EXPLOSIV

Bisphenol schädigt Gehirn
Nach einer Studie des Wissenschaftlers Dr. Scott Belcher von der Universität Cincinnati schädigt die Chemikalie Bisphenol A das Gehirn. Die Substanz wirkt hormon-ähnlich und stört deshalb den Hormon-Haushalt des Körpers. So hemmt es das im Wachstumsprozess des Gehirns eine wichtige Rolle spielende Östrogen. Bisphenol A findet sich hauptsächlich in Plastikverpackungen. Die Produktionsmenge beträgt in den USA über eine Millionen Tonnen im Jahr, in Europa 700.000 Tonnen. BAYER gehört neben DOW CHEMICALS und GE PLASTICS zu den größten Herstellern. In „eine vollkommen neue Dimension“ des Bispenol-Gefährdungspotenzials ist Belcher für Jürgen Kundke, Sprecher des Berliner „Bundesinstituts für Risikobewertung“, vorgestoßen. Seine Einrichtung und die in Parma angesiedelte „Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit“ haben jetzt eine Neubewertung von Bisphenol A auf ihre Agenda gesetzt. Allerdings haben BAYER & Co. derzeit nicht allzu viel zu befürchten. „Bis es zu einer rechtswirksamen Entscheidung kommt, können Jahre vergehen“, prophezeit Kundke. Solange dürfte das Bisphenol in Konservendosen, Mineralwasser- und Babyflaschen noch eine Menge Schaden anrichten.

Neurologische Störungen durch Chemie
Pestizide und andere Chemikalien wirken auf das Nervensystem des Organismus ein und rufen Krankheiten hervor. Nach Schätzungen eines US-amerikanischen ForscherInnen-Teams gehen zehn Prozent aller neurologischen Störungen ganz oder teilweise auf Chemie-Einwirkungen zurück.

PRODUKTION & SICHERHEIT

Sicherheitsbestimmungen reichen nicht
Im Wuppertaler BAYER-Werk ereignete sich am 8.6.1999 ein Großunfall. Im Kesselwerk 216 explodierten 600 kg 2-Chlor-5-nitrotoluol, 1.200 kg Dimethylsulfoxid und 500 kg Ätzkali. Die austretenden Chemikalien und der Brandruß verletzten über 100 Menschen. Der Chemie-Professor Jürgen Rochlitz, Mitglied der Störfallkommission und Beirat der COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG), kritisierte schon damals die mangelhaften Sicherheitsbestimmungen. In einem Antrag an den „Technischen Ausschuss für Anlagesicherheit“ machte er jetzt konkrete Verbesserungsvorschläge. Er regte an, in der „Technische Regel Anlagensicherheit 410“ detaillierte Vorschriften zur Verhinderung gefährlicher Reaktionen im Zusammenhang mit bestimmten Chlorverbindungen sowie in Verbindung mit dem Freiwerden von Wärme zu machen. Ersteres lehnte die Kommission ab, über das zweite Begehr hat sie noch nicht endgültig entschieden.

Probleme mit der Feuerwehr
In Wuppertal hat BAYER die Werksfeuerwehr abgeschafft. Ab Juli 2005 machen die städtischen BrandlöscherInnen den Job. Diese sind jedoch alles andere als begeistert. Eine Personalaufstockung ist mit der neuen Aufgabe nämlich nicht verbunden. Welche Probleme die Kooperation bereitet, hat jetzt ein Offener Brief an die Westdeutsche Zeitung aufgezeigt. Bei einem Großbrand in der Nähe der BAYER-Werke rückten die auf dem Firmengelände stationierten Feuerwehrler der „Wache 3“ aus. Jetzt verlangen die Sicherheitsbestimmungen in solch einem Fall aber, den vakanten Posten auf dem BAYER-Areal sofort wieder mit BrandexpertInnen zu besetzen, und zwar mit solchen, die speziell für Chemie-Unfälle geschult sind. Dafür musste die Leitstelle dann um vier Uhr morgens extra Bedienstete aus dem Bett klingeln, was nicht zum ersten Mal geschah. Und der Konzern erschwert die Arbeit der Einsatzkräfte zusätzlich, weil er Angehörigen der Freiwilligen Feuerwehr aus Angst vor Werksspionage keinen Zutritt zum Standort gewähren will.

STANDORTE & PRODUKTION

Stilling leitet Wuppertaler Chemiepark
Seit Anfang 2006 leitet Herbert Stillings den Wuppertaler Chemiepark. Vorher war Stillings bei BAYER HEALTH CARE für die Pharmaproduktion verantwortlich.

HC STARCK: Neue Elektrolyt-Anlage
Die BAYER-Tochter HC STARCK hofft auf einen Markt für Öl-Alternativen und hat im fränkischen Selb in einer Pilotanlage die Produktion von keramischen Stromleitern (Elektrolyte) begonnen, die in Brennstoffzellen zum Einsatz kommen sollen.

Kommunen gegen BAYER-Pipeline
BAYER will eine 67 Kilometer lange Pipeline bauen, um darin Kohlenmonoxid vom Standort Dormagen zum Standort Uerdingen zu leiten. Sie soll den Rhein mehrmals unterqueren und unterirdisch entlang der Autobahn A3 verlaufen. Da die geplante Strecke teilweise durch Privatgrundstücke geht, hat die Landesregierung sich in einer „Lex BAYER“ schon die Möglichkeit zu Enteignungen verschafft. Aber nicht nur deshalb stößt das Projekt auf massive Kritik von AnwohnerInnen und Kommunen. Erkraths Technischer Dezernent Klaus-Dieter Holst betrachtet die Pipeline als Sicherheitsrisiko. „Es gibt keine dauerhafte Sicherung, wenn aus der Leitung Gas sickert“, warnt er vor den Folgen eines Austrittes von Kohlenmonoxid, das in hohen Konzentrationen tödlich wirkt.
Für Einwände wie diesen hat die Bezirksregierung einen Erörterungstermin festgesetzt. Sollte das Land NRW trotzdem grünes Licht für die Kohlenmonoxid-Leitung geben, dürften Klagen zu erwarten sein. Der Leverkusener Multi reagiert derweil auf die Anfechtungen, indem er erpresserisch die Standort-Karte spielt. Ohne optimale Gas-Versorgung hat das Uerdinger Werk keine Zukunft, verlautet aus der Konzern-Zentrale.

IMPERIUM & WELTMARKT

Plischke neu im Vorstand
Der bisherige Pharmachef von BAYER, Wolfgang Plischke, rückt in den Vorstand auf und ersetzt dort den in Ruhestand gehenden Udo Oels. Plischkes bisherigen Posten übernimmt Gunnar Riemann.

BAYER kauft ICON GENETICS
Der Leverkusener Multi hat das Münchner Biotech-Unternehmen ICON GENETICS erworben (siehe auch GENE & KLONE).

Neues Systemhaus in Thailand
BAYERs Kunststoffsparte „Material Science“ überzieht Asien mit so genannten Systemhäusern, die in enger Absprache mit den Kunden bestimmte Plaste-Produkte herstellen. Nach der Inbetriebnahme eines solchen Centers in Delhi plant der Konzern, ein weiteres in der Nähe von Bangkok zu eröffnen.

UNFÄLLE & KATASTROPHEN

Tod durch Phenol-Austritt
Am US-amerikanischen BAYER-Standort Baytown ereignete sich am 18.6.2005 ein tödlicher Unfall (Ticker 3/05). Der seit 15 Jahren beim Konzern tätige Salvador Barba Sr wollte einen Abpumpschlauch von einem Phenolcontainer lösen. Dabei blieb ein Ventil geschlossen, woraufhin der Druck einen Dichtungsring platzen ließ und das Kunststoff-Vorprodukt austrat. Obwohl der Arbeiter sich sofort unter eine Desinfektionsdusche begab, starb er noch auf dem Weg ins Krankenhaus. Die Arbeitssicherheitsbehörde Osha untersuchte den Fall und stellte massive Verfehlungen BAYERs fest. Sie wies „ernsthafte Verstöße“ gegen die Sicherheitsbestimmungen nach, aufgrunddessen eine „hohe Wahrscheinlichkeit eines tödlichen Unfalls oder ernsthafter körperlicher Schäden“ bestanden hätte. Konkret warfen die SicherheitsexpertInnen dem Leverkusener Multi vor, bei der zum ersten Mal in Betrieb genommenen Pumpe den Arbeitsablauf nicht genau schriftlich festgelegt zu haben. Aus diesem Grund konnte das Team die Arbeit nicht wie nötig koordinieren, weshalb das rechtzeitige Öffnen des Ventils versäumt wurde. Die Behörde verurteilte den Konzern wegen der Versäumnisse zur Zahlung einer Strafe von 5.000 Dollar.

Chlorgas trat aus
Im Dormagener BAYER-Werk ereignete sich am 17.2.2006 ein Unfall. Die Abluftleitung einer Chloranlage fing Feuer, und das Gas trat aus. 18 MitarbeiterInnen kamen mit der Giftwolke in Kontakt, klagten über Augenreizungen und Übelkeit und begaben sich in ärztliche Behandlung. Auch rund um den Chemiepark maß die Feuerwehr noch erhöhte Chlorwerte, halb Dormagen roch nach Schwimmbad. Aber für BAYER-Sprecherin Kerstin Nacken war alles halb so wild. „Es wurde ein Grenzwert überschritten, bei dem nach Auskunft unserer Arbeitsmediziner Menschen noch acht Stunden lang ohne gesundheitliche Schäden arbeiten können“, sagte sie der Presse. In Zukunft dürfte es bei solchen Situationen nach Ansicht der für die Sicherheit auf dem Gelände zuständigen WerkschutzmitarbeiterInnen noch brenzliger werden. Der Chemiepark-Betreiber BAYER INDUSTRY SERVICES will nämlich Personalkosten im Sicherheitsbereich sparen und überlegt sogar, den Werkschutz auszugliedern.

RECHT & UNBILLIG

SCHERING zahlt BAYER 50 Mio.
BAYER fühlte sich beim Kauf der Landwirtschaftssparte von den Vorbesitzern AVENTIS und SCHERING übers Ohr gehauen. Wegen ungeklärter Produkthaftungsfragen und verschwiegener Sozialabgaben-Belastungen forderte der Leverkusener Multi von SCHERING in einem Schiedsverfahren einen Preis-Nachlass. Anfang Februar schließlich kam eine Einigung zustande: Der Berliner Konzern überweist dem Agroriesen 50 Millionen Euro zurück.

Kartellstrafe: 60 Millionen Euro
Die EU-Kommission hat BAYER wg. Preisabsprachen im Kunststoff-Geschäft zu einer Strafzahlung in Höhe von 60 Millionen Euro verurteilt. „Eine besonders schwerwiegende Zuwiderhandlung“ gegen bestehendes Wettbewerbsrecht sahen die EU-PolitikerInnen in dem von BAYER mit den Unternehmen FLEXSYS, CROMPTON und GENERAL QUIMICA gebildeten Kartell. „Mit dieser jüngsten Entscheidung sende ich eine sehr starke Mitteilung an die Vorstände der Unternehmen, dass Kartell-Absprachen nicht toleriert werden“, kommentierte die Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes die Entscheidung. Sie will das harte Urteil als Warnung verstanden wissen. Auch die AktionärInnen sollten ihrer Meinung nach „genau hinschauen, wie Unternehmen geführt werden“.

Wieder Kartell-Ermittlungen
Die Justizbehörden der USA ermitteln wieder einmal gegen BAYER wegen illegaler Preisabsprachen im Kunststoffbereich. Ein Gericht in Kansas geht dem Verdacht einer Kartell-Bildung bei den Kunststoffen TDI und MDI nach und prüft entsprechende Geschäftsunterlagen des Leverkusener Multis (Ticker berichtete mehrfach).

LIPOBAY: USA verlangen Schadensersatz
BAYERs Cholesterinsenker LIPOBAY hat über 100 Menschen das Leben gekostet. Da der Leverkusener Pillenriese auch staatliche Stellen der USA mit dem Medikament beliefert hat, verlangen diese für den Pharma-GAU nun Schadensersatz von dem Konzern und reichten bei einem Gericht in New Jersey Klage gegen den Konzern ein.

BAYER & MONSANTO verklagt
BAYER und eine handvoll anderer Global Player haben sich den Agro-Weltmarkt untereinander aufgeteilt. Sie konkurrieren nicht miteinander, sondern leisten sich sogar gegenseitig Freundschaftsdienste. So vertreibt der Leverkusener Multi in den USA MONSANTOs ROUND-UP-READY-Baumwolle. Deshalb heißt es für den Agroriesen jetzt aber auch „Mitgehangen - Mitgefangen“. Ende Februar 2006 verklagten 90 LandwirtInnen MONSANTO, BAYER und DELTA & PINE, weil die von ihnen gelieferte Baumwolle ihre gentechnisch eingebaute Resistenz gegen das Herbizid ROUND-UP-READY eingerbüßt hatte, was viele Pflanzen an einer ROUND-UP-Überdosis eingehen ließ (siehe auch GENE & KLONE).

USA: Umweltaktivistin verhaftet
Im August 2002 hatte die Umweltschützerin Diane Wilson (siehe SWB 1/04) auf einem Kühlturm des Werksgeländes von DOW CHEMICAL ein Transparent mit der Aufschrift „DOW - Verantwortlich für Bhopal“ entrollt. Sie protestierte damit gegen die Weigerung des Chemiemultis, mit der Übernahme des für die Bhopal-Katastrophe verantwortlichen Konzerns UNION CARBIDE auch die Haftungsverpflichtungen mitzuübernehmen und sich einem indischen Gericht zu stellen. Ins Visier der Justiz geriet durch diese Aktion aber nicht etwa der immer noch juristisch unbehelligte Ex-CARBIDE-Boss Warren Anderson, sondern Wilson selber. Ein Gericht verurteilte die Aktivistin zu einer fünfmonatigen Haftstrafe. Sie entzog sich dem Vollzug, indem sie Texas verließ. Als ihr politisches Engagement die Frau dieses Jahr wieder in den Bundesstaat führte, weil sie während einer Rede von US-Vize Dick Cheney in Houston mit dem Transparent „Konzern-Gier tötet - von Bhophal bis Bagdad“ ein Zeichen gegen die Macht der Multis setzen wollte, verhaftete die Polizei Diane Wilson und nahm sie in Gewahrsam. Die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) hat einen Brief an den Gouverneur von Texas, Rick Perry, geschrieben, um gegen die Verhaftung der Umweltschützerin zu protestieren. Nach 120 Tagen Gefängnis kam Diane Wilson schließlich frei und bedankte sich umgehend bei der CBG für die Unterstützung.

Sammelklage zugelassen
Ein kanadisches Gericht im Bundesstaat Manitoba hat die Sammelklage von LandwirtInnen, die BAYER wg. der Verunreinigung ihrer Ackerfrüchte mit Genpflanzen belangen wollen, zugelassen und sich damit über einen Einspruch des Leverkusener Multis hinweggesetzt.

BKK-Verfahren eingestellt
Die BAYER-Betriebskrankenkasse BKK praktizierte bis zum Jahr 2000 eine Zwei-Klassen-Medizin (Ticker 1/04). Top-AngestelltInnen des Konzerns bot sie eine Reihe von Sonderleistungen an - von Kuraufenthalten in 5-Sterne-Hotels bis zur Übernahme von HeilpraktikerInnen-Kosten. Nicht einmal Taschentücher mussten die „verdienten Kräfte“ selber zahlen. Aber der Schwindel flog auf. Die Staatsanwaltschaft leitete gegen die BKK-Vorstände Ermittlungen aufgrund des Verdachtes von Untreue ein. Ende November 2005 kamen diese zu einem Ende. Wegen „geringer Schuld“ wollte es das Gericht nicht zu einem Verfahren kommen lassen. 15.000 Euro Strafe für einen Krankenkassen-Manager waren das höchste der Gefühle.

SHELL vs. BAYER
SHELL hat im vergangenen Jahr Klage gegen ein von BAYER beim Europäischen Patentamt eingereichtes Patent zur Produktion des hochgradig gesundheitsschädlichen Bisphenol A eingereicht und Recht bekommen. Auch nach Meinung der RichterInnen wies die Idee frappante Ähnlichkeiten mit einer SHELL-Entwicklung auf, weshalb sie dem Leverkusener Multi das geistige Eigentum an der Kreation „wegen mangelnder erfinderischer Tätigkeit“ wieder aberkannten.

FORSCHUNG & LEHRE

Kooperation mit Bundeswehr-Universität
BAYER INDUSTRY SERVICES hat mit der Hamburger „Helmut-Schmidt-Universität“ der Bundeswehr eine Zusammenarbeit vereinbart. Die BAYER-Gesellschaft will künftig gemeinsam mit der „Projektgruppe Fernausbildung“ Computer-gestützte Lernprogramme auf ihre Praxistauglichkeit hin untersuchen.

Otto-Bayer-Preis verliehen
Durch Ehrungen stärkt der Leverkusener Agromulti seine Verbindungen zu ForscherInnen und wissenschaftlichen Instituten, deren Arbeit kommerzielle Verwertbarkeit verspricht. „Die Otto-Bayer-Stiftung zeichnet exzellente Leistungen von Naturwissenschaftlern aus, die in besonderer Weise die Verbindung zwischen Grundlagenforschung und industrieller Anwendung verkörpern“, erläutert BAYER-Chef Werner Wenning das Konzern-Interesse. Die diesjährige Auszeichnung, die mit 50.000 Euro dotiert ist, erhielt Professor Dr. Alois Fürstner vom in Mülheim an der Ruhr ansässigen Max-Planck-Institut für Kohlenforschung. Die Jury prämierte „seine herausragenden Leistungen auf dem Gebiet der Naturstoff-Synthese“, wie BAYERs Propagandapostille direkt vermeldet.

Texas zahlt, BAYER forscht
Der US-Bundesstaat Texas unterstützt ein von BAYER und anderen Konzernen vorangetriebenes Forschungsprogramm zur „Weiterentwicklung“ der Baumwolle mit einem Betrag von zwei Millionen Dollar und fördert unter anderem die Einrichtung einer Professur.

SPORT & MEDAILLEN

Calmunds Finanzdeals
Nach einem Bericht des Spiegels hatte sich BAYER Leverkusen im Juni 2004 wegen undurchsichtiger Bargelddeals von seinem Manager Reiner Calmund getrennt. 580.000 Euro hatte das untersetzte Original dem Spielerberater Volker Graul überwiesen, ohne dass dieser für den Verwendungszweck „Fußballer-Kaufoptionen“ Belege vorzeigen konnte. Im Prinzip hat der Konzern eigentlich gar keine Probleme mit nicht ganz koscheren Praktiken. Sein Vorstrafenregister allein in Sachen „illegale Preisabsprachen“ spricht da Bände, und auch die Aussage des Fußball-Geschäftsführers Wolfgang Holzhäusers „Unser Geschäft wird auch dort abgewickelt, wo nicht die Gesetze kaufmännischer Sorgfalt gelten“ lässt an Klarheit nichts zu wünschen übrig. Aber bei einer Sache versteht BAYER keinen Spaß: Wenn irgendwo Kosten entstehen, welche die mit allen Wassern gewaschene Finanzabteilung nicht mit 1.000 ganz legalen Steuertricks kleinrechnen kann. Und in genau diese Bredouille brachte Calmund das Unternehmen. Die Zahlen-Jongleure mussten die 580.000 Euro wegen des fehlenden Belegs über den Verwendungszweck als „nicht abzugsfähige Betriebsausgabe“ buchen. BAYER habe sich „daraufhin von Herrn Calmund getrennt“, erklärte der Konzern-Anwalt Walther Graf der jetzt in dieser Sache ermittelnden Bielefelder Kriminalpolizei.

Sporthalle: Stadt soll zahlen
Die von den BAYER-Vereinen genutzte Wilhelm-Dopatka-Sporthalle ist stark renovierungsbedürftig. Was nicht zuletzt an BAYER selber liegt. Der Leverkusener Multi gehörte nämlich zu den weltgrößten Produzenten des Giftstoffes PCB, der wohl nicht zuletzt deshalb beim Bau der Sportstätte reichlich Anwendung fand. Nach Auskunft des BAYER-Sportbeauftragten Meinolf Sprink würde alleine die PCB-Sanierung 2,5 Millionen Euro kosten. Deshalb hätte der Konzern gerne eine neue Halle. Zahlen möchte er dafür allerdings nichts. Sprink hat sich schon bei Bund und Land nach Fördermitteln erkundigt und positive Signale erhalten. Allerdings müsste die Stadt einen Eigenanteil leisten, und da hätte der Sportbeauftragte auch schon eine Idee. Er schlägt den Verkauf eines städtischen Grundstücks vor. Das brachte die Leverkusener Grünen auf die Palme. „Die BAYER AG entzieht sich in Leverkusen jeglicher Verantwortung. Sie baut Arbeitsplätze in allen Sparten ab und zahlt seit Jahren keinen Cent Gewerbesteuer (...) Und dann kommt BAYER und schlägt den Verkauf eines städtischen Grundstücks zur Finanzierung einer neuen Sporthalle vor, mit uns nicht! Wenn der größte Sportverein Leverkusens eine neue Halle will, soll er sie doch selber bauen“, schreibt die Partei in einer Presseerklärung.

KURZ VOR SCHLUSS

Standardisierte Verantwortung
Wozu so ein „Bundesverband der deutschen Arbeitgeber“ doch so alles gut sein kann! Der Lobbyclub von BAYER & Co. hat seinen oft in der Kritik stehenden Mitgliedern jetzt die Arbeit abgenommen, auf jede Anfechtung einzeln reagieren zu müssen und den Unternehmen in einem Leitfaden Standard-Antworten zur Verfügung gestellt. Eine sich gut für BAYER eignende lautet beispielsweise: „Unser Unternehmen nimmt seine gesellschaftliche Verantwortung sehr ernst. Wir fühlen uns den Prinzipien des UN Global Compacts verbunden und richten unsere Geschäftstätigkeit nach den OECD-Leitsätzen für multinationale Unternehmen sowie der dreigliedrigen Erklärung der ILO aus. Dafür haben wir uns einen Verhaltenscodex gegeben, den wir ihnen anbei übersenden“.

Kartellabsprachen

CBG Redaktion

Presseerklärung vom 4. November 2005

Brasilien: Kartell zur Verhinderung von Generika-Importen

Bayer, Aventis und Behring zu Strafzahlung verurteilt

Zwanzig Pharma-Unternehmen, darunter die deutschen Firmen BAYER, BEHRING und BOEHRINGER sowie die Konzerne ABBOTT, ROCHE und SCHERING PLOUGH, sind in Brasilien wegen der Bildung eines Kartells zu Strafzahlungen verurteilt worden. Die Konzerne hatten im Juli 1999 Absprachen getroffen, um den Import von Generika nach Brasilien zu behindern. Nach einer sechsjährigen Untersuchung und einem sechsmonatigem Prozess verfügte nun die brasilianische Kartellbehörde CADE Strafen in Höhe von ein bzw. zwei Prozent des jeweiligen Jahresumsatzes der Firmen. Die Zahlungen sind bis zum 15. November zu entrichten.

„Die Unternehmen haben ihre Zulieferer unter Druck gesetzt und sich hierbei abgesprochen“, so Fernando Rigato, Sprecher der CADE. Hierdurch sollten Generika-Importe unterbunden werden. „Jede Verzögerung bedeutete saftige Gewinne für die Firmen“, so Rigato weiter.

Generika spielen auf dem brasilianischen Markt eine geringere Rolle als in anderen Ländern, im vergangenen Jahr machten sie weniger als 10% des Umsatzes im Pharmabereich aus. Besonders wichtig sind Generika jedoch bei der Behandlung von AIDS-Kranken. Die brasilianische Regierung stellt die Medikamente zur Behandlung der rund 150.000 Infizierten kostenlos zu Verfügung. Die Hälfte der Präparate besteht aus einheimischen - vor allem von staatlichen Pharmafirmen hergestellten - Generika.

Hubert Ostendorf von der Coordination gegen BAYER-Gefahren: „Gesundheit gehört allen. Patentfreie Medikamente müssen allgemein zu Verfügung stehen, die Patentlaufzeiten drastisch verkürzt werden“. Ostendorf weist darauf hin, dass sich wegen des ungehinderten Konzentrationsprozesses immer weniger Pharmaproduzenten auf dem Markt befinden - dies erleichtert Kartellabsprachen, zumal die zuständigen Behörden mehr und mehr zu Dienstleistern der Pharmaunternehmen degradiert werden.

Der BAYER-Konzern hat sich in seiner Geschichte an zahlreichen Kartellen beteiligt. Erst im Oktober wurden Preisabsprachen von Pharma-Unternehmen in Portugal aufgedeckt, in die auch BAYER verwickelt war. Im vergangenen Jahr zahlte das Unternehmen in einer Reihe von Fällen Strafen von insgesamt 100 Millionen Dollar.

Weitere Informationen:
eine Liste von Kartellvergehen des BAYER-Konzerns senden wir gerne zu
Die Verfügung der brasilianischen Behörden (portugisisch): http:www.agenciaaids.com.br/noticias-resultado.asp?Codigo=3803
Le Monde: Le Brésil condamne vingt laboratoires pharmaceutiques: http:
www.cbgnetwork.de/1211.html

[Kartellstrafen] STICHWORT BAYER 04/2005

CBG Redaktion

Preisabsprachen, Druck auf Zulieferer, manipulierte Angebote:

Erneute Kartell-Strafen gegen BAYER

Gleich zweimal innerhalb weniger Tage wurde der BAYER-Konzern illegaler Kartellabsprachen überführt. Immer wieder muss das Unternehmen Strafen in Millionenhöhe zahlen. VerbraucherInnen und öffentliche Kassen werden um Milliardenbeträge betrogen. Die weitaus meisten Kartelle dürften niemals aufgedeckt werden.

Von Philipp Mimkes

Die portugiesische Kartellbehörde verhängte Mitte Oktober gegen fünf Pharmaunternehmen Strafen in Millionenhöhe. Unter den Firmen befinden sich die Leverkusener BAYER AG, die eine Strafe von 5,2 Mio Euro erhielt, sowie die US-Konzerne ABBOTT und JOHNSON & JOHNSON. Nur wenige Tage später wurden zwanzig Pharma-Unternehmen, darunter erneut BAYER und ABBOTT sowie die Pharmamultis ROCHE, BOEHRINGER und SCHERING PLOUGH, in Brasilien wegen der Bildung eines Kartells zu Strafzahlungen verurteilt.

In Portugal hatten die Konzerne jahrelang bei der Belieferung von Krankenhäusern ihre Preise abgesprochen. Hierdurch sollte der Wettbewerb zwischen den Anbietern „verhindert, beschränkt oder verfälscht“ werden, so die portugiesischen Ermittler. Die Untersuchungen waren aufgenommen worden, nachdem das städtische Krankenhaus von Coimbra, der drittgrößten Stadt Portugals, eine Beschwerde eingereicht hatte: die fünf beteiligten Konzerne hatten in einem Bieter-Verfahren für ein Medikament ein und den selben Preis verlangt.

„Ein Unrechtsbewußtsein ist bei BAYER nicht vorhanden. Der Konzern wird immer wieder bei illegalen Preisabsprachen erwischt – die Rechnung zahlen die VerbraucherInnen und die öffentliche Hand. Es steht zu befürchten, dass die Mehrzahl dieser kriminellen Handlungen unentdeckt bleibt“, so Hubert Ostendorf von der Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG). Die CBG, die den Konzern seit 25 Jahren überwacht, hat eine Vielzahl ähnlicher Betrugsfälle dokumentiert und mehrfach in der BAYER-Hauptversammlung zum Thema gesprochen. Der Verein fordert juristische Konsequenzen für die verantwortlichen Vorstandsmitglieder des Konzerns.

In Brasilien hatten die Konzerne bereits im Juli 1999 Absprachen getroffen, um den Import preiswerter Generika nach Brasilien zu behindern. Nach einer sechsjährigen Untersuchung und einem sechsmonatigem Prozess verfügte nun die brasilianische Kartellbehörde CADE Strafen in Höhe von ein bzw. zwei Prozent des jeweiligen Jahresumsatzes der Firmen. „Die Unternehmen haben ihre Zulieferer unter Druck gesetzt und sich hierbei abgesprochen“, erläutert Fernando Rigato von der CADE. Hierdurch sollten Generika-Importe unterbunden werden. „Jede Verzögerung bedeutete saftige Gewinne für die Firmen“, so Rigato weiter.

In Brasilien spielen Generika eine große Rolle bei der Behandlung von AIDS-Kranken. Die brasilianische Regierung stellt die Medikamente zur Behandlung der rund 150.000 Infizierten kostenlos zu Verfügung. Die Hälfte der Präparate besteht aus einheimischen - vor allem von staatlichen Pharmafirmen hergestellten - Generika.

Hubert Ostendorf von der CBG ergänzt: „Gesundheit gehört allen. Patentfreie Medikamente müssen allgemein zu Verfügung stehen, die Patentlaufzeiten sollten drastisch verkürzt werden“. Ostendorf weist darauf hin, dass sich wegen des ungehinderten Konzentrationsprozesses immer weniger Pharmaproduzenten auf dem Markt befinden. Dies erleichtert Kartellabsprachen, zumal die zuständigen Behörden mehr und mehr zu Dienstleistern der Pharmaunternehmen degradiert werden.

In der Vergangenheit gab es bereits eine große Zahl von Betrugsverfahren gegen BAYER: Im Sommer 2004 zahlte BAYER 66 Millionen Dollar Strafe, nachdem sich die Firma schuldig bekannt hatte, mit Konkurrenten die Preise für Kautschuk-Chemikalien abgesprochen zu haben. Im Herbst des vergangenen Jahres flog ein Kartell für Kunststoff-Vorprodukte auf, die Strafe für BAYER: 33 Mio Dollar. In den 90er Jahren hatte die damalige Tochterfirma HAARMANN & REIMER mit fünf Wettbewerbern ein Kartell für Zitronensäure gebildet. Dabei hatten die Firmen Verkaufsquoten ausgehandelt und die Endpreise vorab exakt festgelegt. Gegen HAARMANN & REIMER wurden Strafen von 100 Mio Dollar verhängt - die bis dahin zweithöchste Kartellstrafe in der US-Geschichte.

Ebenfalls in den USA hatte BAYER über Jahre hinweg bei Lieferungen an die staatlichen Gesundheitsprogramme „Medicare“ und „Medicaid“ falsche Preise gemeldet. Dem Staat waren jährliche Schäden von rund einer Milliarde Dollar entstanden. Den US-Behörden fielen geheime Firmen-Dokumente zu, in denen die Manipulationen als bewährte „Marketing-Instrumente“ beschrieben wurden. BAYER zahlte letztlich jedoch nur 14 Millionen Dollar Entschädigung - Konsequenzen für die zuständigen Manager gab es nicht.

[Le Carré] STICHWORT BAYER 04/2005

CBG Redaktion

Carrés „Ewiger Gärtner“ verfilmt

BAYER & Co. als Kino-Bösewichter

Leichen pflastern ihren Weg: Die Leinwand-Adaption von John le Carrés „Der Ewige Gärtner“ deckt die skrupellosen Machenschaften der Pharma-Industrie auf. Als „einen politischen Thriller über von Großunternehmen begangene Verbrechen, Gesetzesüberschreitungen und Manipulation“ beschreibt Hauptdarsteller Ralph Fiennes den Film.

Von Jan Pehrke

Das große „Bhopal mahnt“-Poster aus der Düsseldorfer Geschäftsstelle der COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) hat es jetzt zu Leinwand-Ehren gebracht. Es hängt in dem Berliner Büro der pharma-kritischen Initiative, welche die beiden Hauptfiguren der John-le-Carré-Verfilmung „Der Ewige Gärtner“ mit Informationen über die Pillen-Riesen versorgt. Die Organisation ist hauptsächlich der BUKO-PHARMAKAMPAGNE nachempfunden, aber das Filmteam hat sich auch auf den Webseiten der Coordination kundig gemacht und sie sogar gebeten, Material für die Ausstattung der Produktion zur Verfügung zu stellen. Das bot sich unter anderem deshalb an, weil bei dem im Film sein Unwesen treibenden Konzern „Three Bees“ einige Ähnlichkeiten zum Leverkusener Multi alles andere als zufällig sind. Allzuviele Unternehmen, die gleichzeitig Pillen und Pestizide im Angebot haben, gibt es nämlich nicht ...

Die Berliner Gruppe liefert Tessa und Justin Quayle Hintergrundwissen über das Treiben von BAYER & Co. in den so genannten Entwicklungsländern. Die Polit-Aktivistin Tessa ist ihrem in den diplomatischen Diensten Großbritanniens stehenden Ehemann nach Kenia gefolgt, wo sie mit den dubiosen Geschäftspraktiken des Pharma-Riesen „Three Bees“ konfrontiert wird. Auf dem belebten Markt der Hauptstadt Nairobi tritt das Unternehmen als Samariter auf und bietet kostenlos „Aids“-Tests an - wenn die Menschen sich zur Erprobung des Tbc-Medikamentes „Dypraxa“ bereit erklären. „Kein Pharma-Konzern macht etwas umsonst“, klärt der kenianische Arzt Dr. Bluhm Tessa auf und sagt ihr, womit nicht wenige ProbandInnen zahlen: mit ihrem Leben. Durch ein einfaches Kreuz auf einem „Three Bees“-Formular haben sie unwissentlich ihre Einwilligung gegeben, eine sehr gefährliche Arznei zu testen. „Dypraxa“ hat sich in Labor-Untersuchungen als gesundheitsgefährdend erwiesen, aber der Pharma-Multi hat in das profitträchtige Medikament bereits zu viel investiert, um die Entwicklung abbrechen zu wollen. So nutzt er für die zur Zulassung nötigen Tests die Standort-Vorteile aus, die ihm die korrupten Eliten Kenias mit freundlicher Unterstützung der britischen Diplomatie bieten.

Gutgläubig informiert Tessa das Außenministerium per Brief über die Vorgänge in Kenia. Aber nichts passiert. Erst als sie sich Einblick in das nicht an sie, sondern an einen Kollegen ihres Mannes gerichtete Antwortschreiben verschafft, muss die Frau erfahren, nach welchen Kriterien London solche Eingaben behandelt: „Was Handelsinteressen schadet, wird zerrissen“.

Also setzt Tessa ihre Nachforschungen auf eigene Faust fort, unterstützt nur von Dr. Bluhm und gefüttert von sachdienlichen Hinweisen der Berliner Pharma-KritikerInnen. Sie dringt immer tiefer in den Pharma-Sumpf ein - und kommt schließlich darin um. Wer schon bei der Entwicklung eines Medikamentes über Leichen geht, der scheut auch nicht davor zurück, seine GegnerInnen durch ein „Corporate Killing“ aus dem Weg zu räumen.

Die gedungenen Mörder tarnen das Verbrechen als Eifersuchtsdrama. Justin Quayle jedoch zweifelt an dieser Todesursache, rekonstruiert die letzten Lebenswege seiner Frau und deckt mit dem Mord auch ein bis in höchste Regierungskreise reichendes Pharma-Komplott auf.
Was unbedarften ZuschauerInnen vielleicht wie eine „Räuberpistole“ erscheinen mag, beruht auf Tatsachen. John le Carré hat unter anderem bei der BUKO-PHARMA-KAMPAGNE in Bielefeld lange für sein Buch recherchiert. Darüber hinaus hat das Filmteam bei der Vorbereitung noch zusätzliche Quellen benutzt wie die Channel 4-Dokumentation „Für Medikamente sterben“, die Medikamentenversuche in der „Dritten Welt“ mit tödlichen Nebenwirkungen zum Thema hat.

Der Schriftsteller hat nicht allzu lange gezögert, welchem Industriezweig er die Rolle des „Public Enemy No. 1“ zugedenken sollte.„Ich hätte mir auch den Skandal des mit Zusätzen angereicherten Tabaks vornehmen können ... Ich hätte mir auch die Ölkonzerne vornehmen können ... Aber sowie ich die multinationale pharmazeutische Welt betreten hatte, packte sie mich an der Gurgel und ließ mich nicht wieder los“, sagt John le Carré. Auch für die Hauptdarstellerin Rachel Weisz sind höchstens noch SHELL und Konsorten imstande, es mit der kriminellen Energie von BAYER & Co. aufzunehmen. „Ich glaube, dass man die Pharma-Industrie höchstens noch mit der Öl-Industrie vergleichen kann. Es ist ein gewaltiges Geschäft. Sie verdienen Unmengen von Geld, und doch können sich die Menschen in der „Dritten Welt“ nicht die Medikamente leisten, die ihnen das Leben retten könnten“, so die Schauspielerin.

Und der Regisseur Fernando Meirelles, der für seinen letzten Film „City of God“ für den Oscar nommiert war, hat sogar Erfahrungen mit der Geschäftspolitik von Big Pharma aus eigener Anschauung in das Projekt eingebracht: „Ich komme aus Brasilien. Dort haben wir in den letzten Jahren Generika, also Nachahmerpräparate, hergestellt. Wenn man versucht, billige Versionen patentierter Medikamente herzustellen, dann lernt man sehr schnell, über welch unfassbare Macht die Lobby der Pharma-Industrie verfügt“.

Der Drehbuch-Autor Jeffrey Caine glaubt deshalb auch nicht, dass „Der Ewige Gärtner die Handlungsweisen von BAYER & Co. ändern wird. Er hofft jedoch, mit dem Film zur Aufklärung über das Geschäftsgebaren der Pillenriesen beitragen zu können. Und der Erfolg des Werkes in den USA scheint ihn darin zu bestätigen.

Der Film startet bundesweit am 12. Januar. John le Carrés Buchvorlage „Der Ewige Gärtner“ ist beim Internet-Versand www.j5A.net erhältlich.

[National Geographic] STICHWORT BAYER 03/2005

CBG Redaktion

Kooperation von BAYER und National Geographic

Trinkwasserschutz: Den Bock zum Gärtner gemacht

250.000 Euro zur Erforschung des Trinkwasserschutzes stellen der BAYER-Konzern und National Geographic zu Verfügung. Mit dem Griff in die Portokasse gelingt es dem Unternehmen einmal mehr, sich als „Partner für den Umweltschutz“ zu präsentieren. Risikoreiche BAYER-Produkte werden im Rahmen des Projekts selbstredend nicht untersucht – und National Geographic gibt sich auch auf Nachfrage als willfähriger Konzernbüttel.

von Philipp Mimkes

„Greenwashing“ heißt die Strategie großer Firmen, sich durch Musterprojekte und Spenden in´s rechte Licht zu rücken. Gerade Bereiche, in denen das betreffende Unternehmen in der Kritik steht, sollen hierdurch positiv besetzt werden: McDonald´s fördert Programme gegen Fettleibigkeit von Kindern, Shell baut ein Solarkraftwerk, Chiquita finanziert Projekte zur Artenvielfalt, und BP macht sich - vorgeblich - für den Klimaschutz stark.
Zu den Meistern des Greenwashings gehört der Leverkusener BAYER-Konzern. Bereits in den 70er Jahren lautete das Motto des Unternehmens „Bayer forscht für den Umweltschutz“, das Logo der Firma war ein grünes Blatt. Das funktionierte so lange, bis der Konzern 1983 vor dem Rotterdamer Wassertribunal wegen fortwährender Wasserverschmutzung verurteilt wurde. Die niederländische Regierung drohte, den Slogan „Bayer forscht für den Umweltschutz“ wegen Irreführung zu verbieten, weswegen BAYER das Logo vorsichtshalber ganz ausmusterte.
Auch bei der Schaffung von Musterprojekten ist BAYER führend: So führt der massenhafte Einsatz des Tierantibiotikums BAYTRIL zur Vermehrung resistenter Keime – kein Problem: BAYER zieht zwar nicht das Präparat vom Markt, startet aber das „Aktionsprogramm Libra gegen die Verbreitung von Antibiotikaresistenzen“ und finanziert jedes Jahr einige Konferenzen zum Thema. BAYER steht in der Kritik, weil der Konzern aus Kostengründen die Tropenforschung einstellt – das Unternehmen spendet Medikamente an die WHO. Altpestizide des Konzerns bedrohen Millionen Menschen in Ländern des Südens – BAYER beteiligt sich öffentlichkeitswirksam an der Sanierung eines (!) Pestizidlagers in Pakistan. BAYER-Präparate infizierten Tausende Bluter mit HIV – der Konzern wird wichtigster Finanzier von Hämophilie-Tagungen. BAYER-Pestizide vergiften Tausende von Landarbeitern – das Unternehmen verkauft zwar weiter hochtoxische Uralt-Gifte, startet aber Schulungsprogramme in ausgewählten brasilianischen Plantagen.
Beinahe täglich präsentiert BAYER weitere solcher sogenannten „best practice“-Projekte. Sie haben gemein, dass sie wenig bis nichts kosten, an den strukturellen Problemen nichts ändern - und laut in die Welt posaunt werden.
Besonders wertvoll sind dabei „glaubhafte Partner“. So kommt es, dass BAYER das Jugendumweltprogramm der UN-Umweltbehörde UNEP fördert, zahlreiche Kooperationen mit Universitäten eingegangen ist, dem Global Compact der Vereinten Nationen beigetreten ist, unlängst den katholischen Weltjugendtag in Köln unterstützte und sogar Umweltverbände fördert. Die Projekte kosten maximal einige zehn- bis hunderttausend Euro, „peanuts“ für einen Konzern mit 30 Milliarden Euro Umsatz. Zumal BAYER seine Steuerlast in den vergangenen Jahren durch „kreative Buchhaltung“ um Milliardenbeträge gedrückt hat - ein Vielfaches aller jemals getätigten Spenden.

„Wasser für die Welt“
Aktuellstes Beispiel der endlosen Liste substanzloser goodwill-Aktionen ist der Global Exploration Fund, mit dem „Arbeiten von international tätigen deutschsprachigen Wissenschaftlern gefördert werden sollen, die sich mit der Erschließung neuer Wasservorkommen, mit der Verteilung von Wasser und dem schonenden Umgang mit diesem Rohstoff beschäftigen.“ Ausgestattet ist der Fonds mit 250.000 Euro, Partner des Konzerns ist die Zeitschrift National Geographic Deutschland (NGD).
NGD stellte den Fonds ausführlich in seiner Juli-Ausgabe vor, hinzu kamen Anzeigen in großen Tageszeitungen und dem SPIEGEL, eine gemeinsame Pressemitteilung sowie die Verbreitung der 24-seitigen Broschüre „Wasser für die Welt“. Vier Seiten der Broschüre sind der Konzernpropagande vorbehalten – eine einseitige Anzeige der BAYER-Pestizidabteilung, ein Interview mit Vorstandsmitglied Udo Oels sowie zwei Seiten mit Berichten über Musterprojekte des Konzerns in aller Welt. Nicht anders sieht es auf der homepage von National Geographic aus: „Gesundheit, Landwirtschaft, Materialforschung – drei Forschungsfelder, in denen sich die Bayer AG als ‚Erfinder-Unternehmen‘ profiliert. Soziales Engagement und Einsatz für die Umwelt inklusive“, heißt es dort ehrerbietig.
Eine vergleichbar wirksame Werbekampagne wäre für den Konzern in jedem Fall wesentlich teurer geworden. National Geographic wurde dabei nicht zufällig als Partner ausgewählt; das Magazin ist ein bevorzugtes Medium für „Umwelt-PR“ und bei der Auswahl seiner Partner nicht wählerisch. Berühmt wurde eine Anzeigenserie von SHELL in National Geographic, in der das Unternehmen mit dem Schutz eines Korallenriffs warb. Während die Kampagne mehrere Millionen kostete, belief sich die jährliche Unterstützung des Projekts auf ganze 5.000$. Vielleicht ist es auch kein Zufall, dass Multifunktionär Ernst-Ludwig Winnacker Beirat von NGD ist und zugleich im Aufsichtsrat von BAYER sitzt.

Lobeshymnen auf Brunnenvergifter
In keiner der von NGD vorgelegten Publikationen hingegen wird die Rolle des BAYER-Konzerns als Umwelt- und Wasserverschmutzer dargestellt. Dabei gehört die Firma zu den zehn größten Direkteinleitern Deutschlands - das Unternehmen leitete im vergangenen Jahr rund 760 Tonnen Phosphor, 2.800 to Stickstoff, 1,5 Mio to anorganischer Salze, 73 to Chlororganika und 28 to Schwermetalle in Gewässer ein. Auch der enorme Wasserverbrauch des Konzerns - täglich rund 2,1 Millionen Kubikmeter, das Werk Leverkusen allein erzeugt doppelt so viel Abwasser wie die benachbarte Millionenstadt Köln - bleibt unberücksichtigt.
So überrascht dann auch nicht, dass National Geographic keines der zahlreichen wassergefährdenden Produkte des Unternehmens nennt. Dabei ist BAYER der größte Pestizidhersteller der Welt; langlebige Agrogifte sammeln sich in Grund- und Oberflächengewässern und müssen von den Wasserwerken kostspielig herausgefiltert werden. Jahrelang gehörte BAYER zu den größten PCB-Produzenten – noch Jahrzehnte nach ihrem Verbot finden sich die giftigen Chemikalien in Meeresbuchten und Seen. Und hätte NGD ein klein wenig in die Vergangenheit geblickt, so hätte das Magazin über die Proteste gegen die „Dünnsäureverklappung“ berichten können. Die Blockade des Verlade-Terminals in Leverkusen, an der sich vor 25 Jahren die Coordination gegen BAYER-Gefahren und Greenpeace beteiligten, war einer der Startschüsse der deutschen Umweltbewegung.

Umweltverbände protestieren
Auf Initiative der Coordination gegen BAYER-Gefahren wandten sich Ende Juni deutsche Umweltverbände, darunter der BUND, die Aktionskonferenz Nordsee, der BBU, der Verein zum Schutz des Rheins und das Pestizid Aktions-Netzwerk an National Geographic. Wörtlich heißt es in dem Schreiben: „Wir sind der Meinung, dass das sinnvolle Anliegen, Forschung zum Schutz des Trinkwassers zu befördern, durch die Zusammenarbeit mit einem der größten Wasserverschmutzer Deutschlands diskreditiert wird. Fabriken und Produkte des BAYER-Konzerns belasten Grund- und Oberflächenwässer in aller Welt. Sie sollten dem Unternehmen nicht gestatten, dies durch einen Griff in die Portokasse zu kaschieren.“ Die Verbände fordern NGD auf, die Zusammenarbeit mit der Bayer AG einzustellen, da diese Kooperation dem Umwelt- und Trinkwasserschutz schade.
Dem Aufruf schlossen sich auch der Chemiker Prof. Jürgen Rochlitz, Mitglied der deutschen Störfallkommission, und Henry Mathews vom Dachverband Kritischer Aktionärinnen und Aktionäre an. Peter Willers, Sprecher der Aktionskonferenz Nordsee, appelliert an den Bremer Meeresgeologen Professor Gerold Wefer, der im Auftrag von NGD und BAYER die zu fördernden Projekte auswählt, „Forschung nicht mit schmutzigem Geld aus der Portokasse von BAYER zu finanzieren und sich nicht zu nützlichen Idioten der Chemieindustrie machen zu lassen.“

Sprachrohr des Unternehmens
Eine Reihe von Journalisten begann zu recherchieren, auch einige Abonnenten von NGD richteten kritische Fragen an das Magazin. In der August- und September-Ausgabe greift National Geographic die Kritik jedoch mit keiner Zeile auf. Der Brief der Umweltverbände wird nicht einmal erwähnt – allein ein einziger Leserbrief, in dem einige kritische Fragen gestellt werden, wird abgedruckt.
Die Antwort der Redaktion auf den Offenen Brief kam zwar prompt - machte aber alles noch schlimmer: Chefredakteur Klaus Liedtke verbreitet Unternehmenspropaganda, die sich zum Teil wortgleich auf der BAYER-homepage findet. So „bekenne sich BAYER zu Fehlern der Vergangenheit und sei auf gutem Wege, ein ökologisch verantwortungsbewusst handelndes Unternehmen zu werden“. Die Coordination gegen BAYER-Gefahren hingegen hat in ihrer 25-jährigen Geschichte noch kein einziges Eingeständnis eines Fehlverhaltens vernommen.
Auch verbreitet Liedtke die Zahl von „16 Milliarden Euro, die BAYER für den Bau und Betrieb von Umweltschutzanlagen“ ausgegeben habe – nirgendwo schlüsselt das Unternehmen jedoch auf, wie es zu solchen Zahlen kommt und ob darin nicht auch normale Reinigungs- und Wartungsarbeiten erfasst sind.
Ganz abenteuerlich wird es, wenn Liedtke behauptet, „BAYER konnte dank moderner Recycling-Verfahren den Wasserverbrauch sowie den Ausstoß von Abwasser um bis zu 90% verringern“. Selbst die konzerneigenen Veröffentlichungen geben an, dass der Abwasserverbrauch des Konzerns in den vergangenen zehn Jahren konstant zwischen 2,1 und 2,6 Millionen Kubikmeter pro Tag (!) lag (besonders problematisch dabei: ein Drittel des Wassers stammt aus Bohrungen und Quellen, für die Entnahme von sauberem Grundwasser zahlt BAYER wegen „alter Wasserrechte“ meist noch nicht einmal Gebühren). Woher NGD die Verringerung von 90% nimmt, bleibt ein Rätsel. Und gänzlich naiv argumentiert Liedtke, wenn er auf die Partnerschaft von BAYER mit der UN-Umweltbehörde UNEP verweist, die es „wohl kaum gegeben hätte, wenn sich das Unternehmen nicht gewandelt hätte“.
Hier verweist der eine Konzernbüttel auf den anderen. Die Vereinten Nationen legen – leider – bei der Auswahl ihrer Partner keine noch so niedrige Messlatte an und kooperieren mit Atomkraft-Betreibern, Öl-Konzernen und Chemiekonzernen. Ganz so wie National Geographic Deutschland. Es verwundert denn auch nicht, wenn Chefredakteur Liedtke am Ende seines Schreibens zu dem Schluss kommt, dass „mehr für als gegen eine Kooperation mit BAYER spricht“.

Keine Ergebnisse ohne Druck
Kritische Anfragen von Journalisten oder engagierten Privatpersonen kontert BAYER seit einigen Jahren routinemäßig mit Verweisen auf die Kooperation mit den Vereinten Nationen oder anderen „glaubwürdigen“ Partnern. Hieran zeigt sich noch einmal, dass das vorgebliche Umwelt-Engagement nichts weiter ist als ein Bestandteil des Konzern-Marketings und nur dort betrieben wird, wo Kritik begegnet werden muss. Die Öffentlichkeit und insbesondere die Umweltbewegung ist aufgerufen, diese Aktivitäten als Ablenkungsmanöver zu enttarnen und auf wirkungsvollen Umweltschutz zu beharren. Dieser ist aber weder zum Nulltarif noch durch „freiwillige Selbstverpflichtungserklärungen“ zu haben, wie das aktuelle Abrücken der Industrieverbände vom Klimaschutz einmal mehr zeigt.

[Ticker 03/2005] STICHWORT BAYER 03/2005 – Ticker

CBG Redaktion

AKTION & KRITIK

Berkeley: Ausgliederung gestoppt
Die BAYER-Niederlassung im kalifornischen Berkeley plante, ihre Pförtnerdienste auszugliedern und 54 Angestellte zu entlassen, um sie durch billigere VertragsarbeiterInnen zu ersetzen. Aber die Gewerkschaft INTERNATIONAL LONGSHOREMAN‚S WAREHOUSE UNION kündigte Proteste an und hatte Erfolg. „BAYER wurde klar, dass wir bis zum Streik gehen würden, deshalb sind die Pläne jetzt vom Tisch“, sagte Donald Mahon. Lohneinbußen müssen die PförterInnen künftig nicht hinnehmen, auf die Details der Verhandlungen zwischen Gewerkschaft und Betriebsführung wollte Mahon jedoch nicht eingehen.

FarmerInnen fordern Rechtshilfe
In einer australischen Raps-Lieferung nach Japan fanden sich Spuren der von BAYER CROPSCIENCE hergestellten, genveränderten Raps-Sorte „Topas 19/2“ (siehe auch SWB 3/05), weshalb die Behörden die Ladung beschlagnahmten. Den LandwirtInnen entstand ein beträchtlicher finanzieller Verlust. Das NETWORK OF CONCERNED FARMERS (NCF) appelliert deshalb an die Regierung ihres Landes, gesetzgeberisch tätig zu werden. „Die Politik muss strikte Haftungsregeln einführen, damit der Verursacher für den Schaden aufkommt, nicht die Betroffenen“, so Julie Newman vom NCF.

BUKO für unabhängige Forschung
Die BUKO-PHARMAKAMPAGNE hat in einer Stellungnahme zum geplanten Forschungsrahmen-Programm der EU eine Stärkung industrie-unabhängiger medizinischer Untersuchungen gefordert. „Da sich kommerziell finanzierte Forschung naturgemäß auf Medikamente ausrichtet, müssen verstärkt auch nicht-medikamentöse Ansätze in der Forschung berücksichtigt werden“, heißt es in dem Positionspapier.

BUKO für strengere Arzneiprüfungen
Am 23. Juni 2005 veranstaltete das Bundesgesundheitsministerium einen Workshop zur Pharmapolitik, an dem PolitikerInnen, ÄrztInnen, PharmakritikerInnen und Industrie-EmissärInnen teilnahmen. Ein Vertreter der BUKO PHARMAKAMPAGNE forderte in der Runde mit Verweis auf die von LIPOBAY und VIOXX ausgelösten Arzneimittelskandale strengere Zulassungsprüfungen. Er stieß damit auf Unverständnis bei den TeilnehmerInnen. Die große Pillenkoalition gab zwar zu, dass die Risiken von neuen Mitteln größtenteils nicht bekannt seien, sprach sich aber trotzdem für die Beibehaltung des alten Brauchs aus, die gesamte Bevölkerung zu Versuchskaninchen zu machen.

BUKO schreibt der WHO
Die BUKO-PHARMAKAMPAGNE und andere Initiativen haben in einem Offenen Brief an die Weltgesundheitsorganisation WHO einen Richtungswechsel bei der Entwicklung und Vermarktung von Arzneimitteln gefordert. Die Gruppen sprachen sich gegen die preistreibenden Patentschutz-Regelungen aus, weil sie die Präparate für arme Länder unerschwinglich machen und überdies weitere Forschungen erschweren. Demgegenüber traten die Gruppen für eine Pharmakologie ein, welche Gesundheit als ein öffentliches Gut betrachtet und Medikamente im Interesse der Allgemeinheit produziert.

Anti-Umweltpreis an BAYER
Das Grundwasser in der Umgebung des im südafrikanischen Durban gelegenen BAYER-Werks ist stark durch Krebs erregende Chrom-Verbindungen belastet (siehe auch SWB 4/04). Darum haben Umweltverbände des Landes dem Leverkusener Multi wegen fehlender Verlässlichkeit und Verantwortung den „Accountability and Liability Sucks-Preis“ zugesprochen.

Petition gegen Ohioer Werksleitung
Im US-amerikanischen Addyston, dem dieses Jahr von LANXESS übernommenen BAYER-Standort, ereignen sich permanent Störfälle. Erst im Herbst 2004 trat zweimal in kurzen Abständen das Krebs erregende Gas Acrilonitril aus. Die Initiative OHIO CITIZEN ACTION hat deshalb in einer Petition die Ablösung der Werksleitung gefordert. 425 der 790 AddystonerInnen unterzeichneten sie.

Hoppe gegen Arznei-Agentur
Die Bundesregierung plant, das „Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte“ durch die „Deutsche Arzneimittel-Agentur“ zu ersetzen und gibt damit Forderungen von BAYER & Co. nach. Die Agentur soll sich durch die Gebühren der Hersteller für die Arznei-Zulassungsverfahren finanzieren und nach Akkord arbeiten: Je mehr Pillen sie in kurzer Zeit auf Verträglichkeit und Heilwirkung hin überprüft, desto mehr Geld nimmt sie ein (siehe auch POLITIK & EINFLUSS). Die Wahrscheinlichkeit von Pharma-Skandalen, wie sie z. B. BAYERs Cholesterin-Senker LIPOBAY auslöste, steigt damit stark an. Entsprechend alarmiert reagierte Bundesärztekammer-Präsident Jörg Hoppe. „Bei einer solchen Agentur, die sich im Wettbewerb mit europäischen Zulassungsbehörden behaupten soll, besteht zwangsläufig die Gefahr, dass Anträge nicht ausreichend geprüft werden und Wirkstoffe vorschnell zugelassen werden“, meint Hoppe. Zudem kritisierte er die unverhohlen marktwirtschaftliche Ausrichtung der Agentur scharf. „In dem Referentenentwurf des Bundesgesundheitsministeriums ist ohne Umschweife vom Wirtschaftsstandort, von hoher Wertschöpfung, Exportquoten und Wettbewerbsfähigkeit die Rede. Die Zulassung von Arzneimitteln wird als Kerngeschäft bezeichnet. Die Begriffe Patient und Arzt kommen bemerkenswerterweise in der Begründung kein einziges Mal vor“, so der Ärzte-Sprecher.

ISDB kritisiert Arznei-Sicherheitsstandards
Die europäische Sektion der Medizinzeitschriften-Organisation INTERNATIONAL SOCIETY OF DRUG BULLETINS (ISDB) hat sich kritisch zum Stand der Arzneimittelsicherheit geäußert und ausführliche Verbesserungsvorschläge gemacht. Sie fordert eine lückenlose Dokumentation der in klinischen Tests beobachteten Nebenwirkungen und eine Verbesserung des Meldewesens, so dass - wie im Falle LIPOBAY geschehen - nicht zunächst die Börse über Pharma-GAUs informiert wird und dann erst die Öffentlichkeit. Zudem tritt die ISDB dafür ein, MedizinerInnen mit Industrie-Kontakten künftig die Mitarbeit in Kontrollgremien zu verwehren. Darüber hinaus verlangt die Organisation von BAYER & Co., die Sicherheitsüberwachung bei ihren pharmakologischen Prüfungen zu verbessern und die VerbraucherInnen rechtzeitig und umfassend über unerwünschte Arznei-Effekte zu informieren.

CDU-Anfrage wg. Phosgen
Mit der Erweiterung der Kunststoff-Fertigung im Uerdinger BAYER-Werk ist auch die vermehrte Produktion des hoch giftigen Gases Phosgen verbunden (SWB 1/03). Das ist nicht einmal der Uerdinger CDU so ganz geheuer. Die Fraktion der Bezirksvertretung Süd erbat sich von der Stadtverwaltung in einer Anfrage sicherheitsrelevante Informationen. Sie wollte wissen, ob die Verantwortlichen die Stadt an dem Genehmigungsverfahren beteiligt haben und ob es eine Umweltverträglichkeitsprüfung gab. Zudem erkundigten die PolitikerInnen sich danach, wie die Stadt das Risiko-Potenzial der aus Produktionsgründen ständig im Werk gelagerten Menge von 34 Tonnen Phosgen einschätzt und ob sie auf eine weit ungefährlichere „just in time“-Herstellung oder gar eine phosgen-freie Kunststofffertigung drängt. Darüber hinaus verlangten die CDUlerInnen nach Informationen über Katastrophenpläne für den Ernstfall. Fragen ähnlicher Art hatte die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) bereits einmal dem Staatlichen Umweltamts in Krefeld gestellt, aber trotz monatelanger Wartezeit nur unzureichende Antworten bekommen.

CBG ißt gegen BAYER
Am 11. September fand die bundesweite Aktion „tafeln! für Bio - gegen Gentechnik“ statt. An 118 Orten kamen AktivistInnen zu einer Mahlzeit aus ökologischen Lebensmitteln zusammen und protestierten genüßlich gegen das Genfood von BAYER & Co. Allein in Berlin folgten 6.000 Menschen dem Aufruf des BUNDES FÜR ÖKOLOGISCHE LEBENSMITTELWIRTSCHAFT und anderer Verbände. Für die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) kochte und aß am Kölner Heumarkt Geschäftsführer Philipp Mimkes mit und fand zwischen den einzelnen Gängen noch genug Zeit, um Interessierte über den Gen-Giganten BAYER zu informieren.

Immer mehr Regionen ohne Gentech
Die Zahl der ländlichen Gebiete in der Bundesrepublik, die auf Gentechnik verzichten wollen, steigt immer mehr. Mittlerweile haben sich VertreterInnen von 66 Regionen zu einer Landwirtschaft ohne Gentechnik bekannt.

Meacher warnt vor Pestiziden
Nach Meinung des ehemaligen englischen Umweltministers Michael Meacher schützt die britische Regierung die Bevölkerung nur unzureichend vor den gesundheitlichen Gefahren, die von Pestiziden ausgehen. Mit dem Hinweis auf zahlreiche Studien, die einen Zusammenhang zwischen Agrochemikalien und Krankheiten wie Asthma, Krebs und Parkinson (siehe auch PESTIZIDE & HAUSHALTSGIFTE) sehen, kritisierte er die laxe Zulassungspraxis des „Pesticide Safety Directorate“, die der finanziellen Abhängigkeit von BAYER & Co. geschuldet ist.

AKTION & REAKTION

Anerkennung aus Italien
Die italienische Zeitung Il Golem L‘indensabile, zu deren Herausgebern unter anderem der Schriftsteller Umberto Eco gehört, hat im Rahmen eines Artikels über das in Italien weitgehend unbekannte Phänomen der Kritischen AktionärInnen insbesondere die regelmäßigen Aktionen und Gegenreden der COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) auf den BAYER-Hauptversammlungen als beispielhaft gewürdigt.

Romy Quijano ausgezeichnet
Dr. Romy Quijano hat für die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) auf philippinischen Bananenplantagen Recherchen zu der gesundheitsgefährdenden Wirkung von BAYER-Pestiziden gemacht. Nicht einmal von Klagen der Bananen-Barone hat er sich dabei abschrecken lassen. Für dieses Engagement hat der Mediziner in den USA nun einen Umweltpreis erhalten.

KAPITAL & ARBEIT

Wirbel um LANXESS-Betriebsrat
In BAYERs Chemie-Abspaltung LANXESS ist innerhalb der IG BERGBAU, CHEMIE, ENERGIE (IG BCE) eine Kontroverse um den Posten des Gesamtbetriebsratschefs entbrannt. Im Vorfeld der Trennung hatte der Betriebsrat des „Mutterhauses“ Ralf Deitz für diese Position auserkoren. Die LANXESSer fügten sich dieser Entscheidung allerdings nicht und wollten Werner Czaplik an der Spitze ihres Betriebsrates sehen. Darüber waren die BAYER-GewerkschaftlerInnen so erbost, dass sie ihrem Mann trotz gewonnener Wahl das Mandat entzogen. „Ein Machtkampf dieser Dimension ist bislang ohne Beispiel in der IG BCE“, kommentierte die Financial Times Deutschland. Offensichtlich spiegelt sich darin die Unzufriedenheit der permanent von Arbeitsplatzvernichtung bedrohten LANXESS-Beschäftigten mit der Gewerkschaft wider, welche der Herauslösung der Chemie-Sparte weitgehend tatenlos zugesehen hatte.

Arbeitsplatzvernichtung bei LANXESS
Wieder einmal Arbeitsplatzvernichtungen bei LANXESS: Ende Juni 2005 hat sich BAYERs Chemie-Abspaltung ihr Werk im französischen La Wantzenau für Rationalisierungsmaßnahmen auserkoren. Der Vorstand will dort Einsparungen in einem Volumen von 11 Millionen Euro realisieren und 86 Jobs dafür opfern.

Rationalisierungen bei LANXESS
BAYERs Chemie-Abspaltung LANXESS hat am spanischen Standort Tarragona ein Kostensenkungsprogramm gestartet, das unter anderem Flexibilisierungsmaßnahmen und eine Erhöhung der Jahresarbeitszeit vorsieht. Um den Beschäftigten die Verschlechterungen schmackhaft zu machen, kommt auch die obere Etage nicht ganz ungeschoren davon: Die MitarbeiterInnen in Führungspositionen müssen auf ein bis drei Prozent ihres Jahresbonus verzichten.

LANXESS sucht Kunstfaser-Käufer
BAYERs Chemie-Abspaltung LANXESS plant, sich von seinem Kunstfaser-Geschäft zu trennen und damit viele Arbeitsplätze zu vernichten. LANXESS-Boss Axel Heitmann verhandelt bereits mit einem Interessenten, der die Sparte ganz oder teilweise - im Rahmen eines Joint Ventures - übernehmen will.

AGFA: Spaltprozess geht weiter
Trennt sich ein Unternehmen von einem Geschäftsbereich, setzt das oft einen Teilungsprozess bis zum bitteren Ende in Gang. Die von BAYER 1999 an die Börse gebrachte AGFA ist dafür ein Beispiel. Ende 2004 verkaufte die Gesellschaft ihre Leverkusener Fotosparte an Finanzinvestoren weiter, im Juni 2005 stellte diese einen Insolvenzantrag. Im September gab die Geschäftsleitung der AGFA AG nun eine weitere Aufspaltung bekannt. Die Bereiche „Medizintechnik“, „Grafische Systeme“ und „betriebliche Altersversorgung“ firmieren nun als eigenständige Gesellschaften. Nach Beendigung dieses Prozesses geht die Muttergesellschaft AGFA AG in Liquidation, ihre Aktien werden an der Frankfurter Börse nur noch bis zum 18. November 2005 gehandelt. Die strategische Leitung übernimmt dann der belgische Unternehmensteil AGFA GEVAERT NV. Eine ähnliche Entwicklung könnte dem von BAYER in die Selbständigkeit entlassenen LANXESS-Konzern bevorstehen.

Nur noch 500 Jobs bei AGFA-FOTO
Die ehemals zu BAYER gehörende Fotosparte von AGFA stellte Ende Mai einen Insolvenzantrag. Seither verhandelt der Insolvenzverwalter Andreas Ringstmeier mit Investoren. Ging er zunächst davon aus, 850 der ursprünglich 1.787 Arbeitsplätze erhalten zu können, hat er im September die Erwartungen zurückgeschraubt: Es bleiben lediglich 500 Jobs übrig. Wenn der interessierte Finanzinvestor den Zuschlag erhalten sollte, sind die Tage des Standortes Leverkusen gezählt. Dieser Anleger hat es nämlich vornehmlich auf AGFAs Laborgeräte abgesehen, und die produzieren die Werke in München und Peiting.

Verringerung des Sortiments
BAYER CROPSCIENCE plant, sich auf neue und deshalb renditeträchtigere Ackergifte zu konzentrieren und will ältere Agrochemikalien ausmustern. Bis 2008 soll das Sortiment um 20 Wirkstoffe auf 93 schrumpfen - und die Zahl der Arbeitsplätze dürfte da gleich mitschrumpfen.

Erweiterter Drogentest
Im Jahr 2002 hat der VEREIN ZUR FÖRDERUNG DES ÖFFENTLICHEN BEWEGTEN UND UNBEWEGTEN DATENVERKEHRS e.V. (FoeBuD) BAYER den BigBrotherAward verliehen, weil der Konzern bei BewerberInnen Drogen-Tests durchführt (SWB 4/02). Das hat den Leverkusener Chemie-Multi allerdings nicht davon abgehalten, die Nachweis-Technologie zu vervollkommnen. Seine Diagnostika-Apparaturen ADVIA 1650 und 2400 können nun auch Opiate, Barbiturate, Kokain sowie sechs weitere Drogenarten aufspüren.

Wieder nur 1.000 Lehrlinge
Um mehr als ein Drittel ist die Zahl der Ausbildungsplätze bei BAYER in den letzten fünfzehn Jahren zurückgegangen. Gab es 1990 in den Werken noch 1.600 Lehrstellen, so strich der Konzern diese bis zum Herbst 2005 auf rund 1.000 zusammen. Rund ein Viertel der Lehrlinge stehen dabei gar nicht mehr in den Diensten des Agromultis. Er bildet sie vielmehr im Auftrag von BAYERs Chemie-Abspaltung LANXESS aus, die selbst keinerlei Ausbildungsanstrengungen unternimmt.

Mehr Arbeitsplätze in China
BAYER investiert kräftig in China und schafft dort auch neue Arbeitsplätze. So plant der Konzern, die Zahl seiner MitarbeiterInnen in dem Land auf 5.600 zu verdoppeln.

Roncalli-Direktor bei BAYER
Um seinen Jung-ManagerInnen etwas zu bieten, kaufte BAYER zur Abschluss-Veranstaltung der Führungskräfte-Qualifizierung den Direktor des Zirkus Roncalli, Bernhard Paul, für das Unterhaltungsprogramm ein.

Widerstand gegen Verhaltensvorschriften
Die Niederlassung von BAYER CROPSCIENCE im französischen Lyon will ihre MitarbeiterInnen auf „gesetzmäßiges und verantwortliches Handeln“ verpflichten.. Die Richtlinie hält die Beschäftigten zu „Rechtstreue und ethischem Verhalten“ und zu einem verantwortlichen Umgang mit Chemikalien an. Zudem fordern die BAYER-Gebote von den Belegschaftsangehörigen, den Vorstand über alle eventuelle Verstöße zu informieren, bei Zuwiderhandlungen drohen Geldstrafen und andere Sanktionen. Darüber hinaus verlangt die Lex BAYER von den Angestellten, für die „Wahrung des guten Rufes des Unternehmens“ einzutreten, auch und gerade bei „politischen Aktivitäten“. Mit dem „Compliance Commitee“ hat der Multi sogar eine betriebsinterne Gerichtsbarkeit eingeführt. Die Geschäftsleitung führte die Benimmregeln ein, obwohl der Gesamtbetriebsrat das Vorhaben abgelehnt hatte. Die Gewerkschaft CGT gibt aber nicht auf und organisiert weiterhin Widerstand gegen die undemokratische „Hausordnung“.

Lustig ist das Betriebsratsleben?
Bei VW haben die Arbeitnehmer-VertreterInnen durch „Social Sponsoring“ der Geschäftsleitung auf großem Fuße gelebt. Den BAYER-Betriebsräten geht es aber auch nicht schlecht. So kann zum Beispiel der Dormagener Betriebsratsvorsitzende Karl-Josef Ellrich seinen Mercedes CLS 350 im Wert von 80.000 Euro - with a little help von BAYER - mittels günstiger Leasingbedingungen finanzieren. Seine Arbeit beeinflussen nette Gesten dieser Art nach eigenem Bekunden nicht. „Ich achte streng darauf, meine absolute Unabhängigkeit zu wahren“, behauptet Ellrich. Äußerungen in der Öffentlichkeit lassen an seiner Unabhängigkeit allerdings zweifeln. So betrachtete er in einem Interview mit der Neuß-Grevenbroicher Zeitung die Willfährigkeit der Gewerkschaft als Standortvorteil im internen Wettbewerb der einzelnen Niederlassungen um BAYER-Investitionen. Wenn in Fragen der flexiblen Arbeitszeit und der Bereitschaft zur Weiterbildung „alle Werke etwa gleich liegen, wird auch nach der Umgänglichkeit und Flexibilität des Betriebsrates gefragt. Da ist der Betriebsrat gefordert, sich einzubringen, so der sich selbst als “Change Manager„ bezeichnende Ellrich untertänigst. Deshalb vermutete dann auch ein Leser der Zeitung treffsicher, “dass die Konzernherren wahrscheinlich grinsend hinter der Gardine stehen, wenn Ellrich in seinem BAYER-geförderten Mercedes-Benz 350 CLS anrollt, um dort ‚absolut unabhängig‚ über Betriebsschließungen, die Streichung von betrieblichen Sonderzahlungen, die Ausgliederung von Betriebsteilen in billigere Tarifverträge oder gar in billigere Gegenden dieser Welt zu verhandeln„.

ERSTE & DRITTE WELT

Entwicklungshilfe à la BAYER
Die Bundesrepublik will nach Informationen von “www.german-foreign-policy.com„ die Entwicklungshilfe privatisieren und BAYER & Co. stärker in die konzeptionellen Planungen einbinden. Um “Chancen und Nutzen von Entwicklungspolitik für die deutsche Wirtschaft zu bestimmen„, hat die “Bundesagentur für Außenwirtschaft„ deshalb Ende August 2005 in Köln eine dreitägige “Weltkonferenz„ abgehalten, an der VertreterInnen von 100 Unternehmen teilnahmen. Entwicklungshilfe definierte der Wirtschaftsstaatssekretär Bernd Pfaffenbach bei dem Meeting “als wirtschaftliche Einstiegshilfe in sensible Regionen„. Die Politik hatte im Vorfeld bereits Forderungen der “Arbeitsgemeinschaft Entwicklungspolitik„ des “Bundesverbandes der Deutschen Industrie„ erfüllt und Staaten mit aussichtsreichen Märkten wie China, Brasilien, Mexiko und Südafrika zu “Ankerländern„ der Entwicklungszusammenarbeit erklärt.

POLITIK & EINFLUSS

Kahlschlag bei REACH
Die REACH genannte Chemikalien-Richtlinie der EU, die Tausende niemals getestete Substanzen erstmals auf ihre gesundheitsschädliche Wirkung hin untersuchen will, gerät unter dem Druck von BAYER & Co. immer industriefreundlicher. Im September 2005 einigten sich Ministerrat und EU-Parlament auf eine erneute Abschwächung. Für Stoffe, deren Produktionsmenge unter zehn Tonnen liegt, brauchen BAYER & Co. fortan nur noch detaillierte Datensätze vorlegen, wenn die Gefährlichkeit der Substanzen bereits bekannt ist. Die unbekannten Chemie-Wesen bleiben also weiterhin unbekannt. Folgerichtig sprach der “Verband der Chemischen Industrie„ nach der frohen Kunde aus Brüssel von einem “ermutigendem Zeichen für die Branche„.

Schröder bei BAYER
Anfang Juni 2005 besuchte Bundeskanzler Gerhard Schröder das Bitterfelder BAYER-Werk und den um die Niederlassung herum entstandenen Chemie“park„.

Wenning bei der CDU
Auf Einladung des Pforzheimer Wirtschaftsrates der CDU hielt der Vorstandsvorsitzende des Leverkusener Agro-Multis, Werner Wenning, einen Vortrag zur Lage der Nation unter besonderer Berücksichtigung der BAYER-Interessen. In routiniert düsterer Manier schilderte er den Zustand des Patienten “Deutschland„, um Zustimmung für eine Roßkur à la BAYER zu erheischen: Weg mit den Windrädern, weg mit den angeblich zu hohen Unternehmenssteuern und weg mit den Gentechnik-Restriktionen. Bei der CDU war er mit diesen Forderungen an der richtigen Adresse.

Wenning VCI-Vorsitzender
BAYER-Chef Werner Wenning hat im September 2005 für zwei Jahre den Vorsitz des “Verbandes der Chemischen Industrie„ (VCI) übernommen.

Wahlerklärung des Konventes
Dem “Konvent für Deutschland„ gehören neben dem BAYER-Aufsichtsratschef Manfred Schneider unter anderem Klaus von Dohnanyi, Roland Berger, Hans-Olaf Henkel, Roman Herzog und Oswald Metzger an. Das Gremium “berät„ PolitikerInnen und versucht sie besonders fürs kapitale Rucks in Sachen Bildung, Finanzen und Föderalismus zu erwärmen. Auch im Vorfeld der Bundestagswahlen meldete sich der Konvent zu Wort. Als dringlichste Aufgabe der neuen Regierung mahnte Herzog einen Kassensturz an, “der diese Bezeichnung wirklich verdient.„ Wortkarger gerieren sich die Konventler, wenn ReporterInnen Fragen nach der Finanzierung ihrer Arbeit stellen. “Da gibt sich der Konvent eher schmallippig, pocht aber auf seine Unabhängigkeit. Der Vermutung, dass die Geldgeber langfristig nichts gegen sichtbare Erfolge ihrer Investition in den Konvent haben würden, wird aber nicht sehr laut widersprochen„, kommentierte der dpa-Journalist Martin Bialecki süffisant.

Neues von der Schneider AG
BAYERs Aufsichtsratsvorsitzender Manfred Schneider hat dieses Amt auch bei LINDE inne und sitzt außerdem in den Kontroll-Gremien von ALLIANZ, DAIMLER CHRYSLER, METRO, RWE und TUI. Aufsichtsratsausschüsse mitgezählt, kommt Schneider auf 19 Mandate und führt damit die Präsenzliste der Industriekapitäne an. Der ehemalige BAYER-Chef und 17 weitere Top-Manager haben die Deutschland AG quasi unter sich aufgeteilt: Sie bekleiden insgesamt 158 Positionen in DAX- bzw. MDAX-Unternehmen.

Hasta la vista, BAYER
Zum Anlass der Eröffnung einer neuen KOGENATE-Produktionsanlage im US-amerikanischen Berkeley (siehe auch IMPERIUM & WELTMACHT) schickte der kalifornische Gouverneur Arnold Schwarzenegger dem Leverkusener Multi ein Grußwort. Darin bezeichnete er BAYER als “hoch geschätztes„ Unternehmen, welches beste klinische Forschung mit medizinischer Innovation zum Wohle des Patienten vereine. Und als ehemaliger Bodybuilder mit reichlich pharmakologischer Erfahrung muss Arni ja wissen, wovon er spricht.

SPDler besuchen BAYER
Die SPD-Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen aus Wenden besuchte das Leverkusener BAYER-Werk. Neben einer Besichtigung stand ein Treffen mit dem Gesamtbetriebsratsvorsitzenden Erhard Gipperich auf dem Programm.

Für schnellere Arznei-Zulassungen
Während der 90er Jahre ist die Dauer der Zulassungsverfahren für Medikamente auf Druck von BAYER & Co. von drei auf anderthalb Jahren gesunken. Nicht einmal der LIPOBAY-Skandal mit seinen über 100 Toten hat der Bundesregierung intensivere Überprüfungen notwendig erscheinen lassen. BAYER tritt auf Bundes- und EU-Ebene sogar unverhohlen für eine weitere Deregulierung ein. Diesem Zweck diente auch eine Podiumsdiskussion der Fachgruppe Gesundheit im Leverkusener Veranstaltungszentrum “Baykomm„, an der im April 2005 WissenschaftlerInnen, Arznei-KontrolleurInnen und VertreterInnen von Krankenkassen und der Kassenärztlichen Vereinigung teilnahmen (siehe auch AKTION & KRITIK).

Extrem-Lobbying in den USA
Die USA stellen für BAYER und die anderen bundesdeutschen Konzerne den zweitgrößten Absatzmarkt der Welt dar. Deshalb gehören sie auch zur zweitgrößten ausländischen Lobbygruppe in den Vereinigten Staaten. 72 Millionen Dollar investierten sie in die politische Meinungsbildung auf Feldern wie Handels- und Steuergesetze, Gesundheit und Arbeitsrecht. BAYER ließ sich in diesem Jahr vor allem die “Überzeugungsarbeit„ zur Abwendung des Verbotes für das umstrittene Tierantibiotikum BAYTRIL (siehe auch RECHT & UNBILLIG) so einiges kosten.

BAYER in Berliner Landesvertretung
Im Juni 2005 hatte der Leverkusener Multi in der Berliner Landesvertretung Sachsen-Anhalts ein Heimspiel. Der Konzern richtete dort ein Symposion zur Zukunft des bundesdeutschen Gesundheitssystems aus. 100 AkteurInnen des Gesundheitswesens nahmen daran teil. Darunter befanden sich unter anderem der sachsen-anhaltinische Gesundheitsminister Gerry Kley und der BAYER seit längerem freundschaftlich verbundene Leiter des Münsteraner Arteriosklerose-Institutes, Professor Dr. Gerd Assmann. BAYERs Pharmachef Wolfgang Plischke nutzte die Veranstaltung, um mit Abwanderung zu drohen, falls es in der Bundesrepublik nicht bald zu einem Dreiklang zwischen Wirtschafts-, Forschungs- und Sozialpolitik komme.

PROPAGANDA & MEDIEN

Kooperation mit National Geographic
Hoch giftige Einleitungen, Dünnsäure-Verklappung in der Nordsee, Rückstände von BAYER-Pestiziden in fast allen größeren Flüssen - der Leverkusener Multi lässt kaum ein Wässerchen ungetrübt. Deshalb erscheint es besonders wichtig, sich ein Saubermann-Image zu verpassen. Zu diesem Zweck
fördert der Konzern via “Global Exploration Fund„ wissenschaftliche Arbeiten zur Schonung der Ressource “Wasser„ mit einer Summe von 250.000 Euro und lässt die frohe Kunde über das als Medienpartner der Aktion fungierende Magazin National Geographic in einer Auflage von 250.000 Exemplaren bei einer ökologisch sensiblen Klientel verbreiten. Die Zeitschrift findet nichts dabei, dem Multi bei dessen “Greenwashing„-Aktivitäten zu assistieren und den Brunnenvergifter BAYER als Wasserretter darzustellen, weshalb die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) gemeinsam mit anderen Initiativen einen Protestbrief an den Chefredakteur geschrieben hat (siehe auch SWB 3/05).

Greenwashing in Polen
BAYER verbindet nach alter Gewohnheit Marktoffensiven mit Imageoffensiven. Seit einiger Zeit setzt die Landwirtschaftssparte BAYER CROPSCIENCE stark auf Polen (siehe auch PESTIZIDE & HAUSHALTSGIFTE). Nun sind aber die Pestizide des Agromultis Gift für Mensch, Tier und Umwelt. Deshalb stellt sich der Konzern in dem Land medial als Umweltengel dar. Zusammen mit der größten polnischen Zeitung TV Polen hat er einen Foto-Wettbewerb zum Thema “Umwelt„ ausgelobt und die prämierten Arbeiten auf einer Ausstellung in Warschau präsentiert.

Propaganda-Preis für Heiner Springer
Den Beschäftigten des Leverkusener Chemie-Multis und der Öffentlichkeit eine Zerschlagung des Unternehmens mit der Vernichtung von 20.000 Arbeitsplätzen innerhalb des Konzernverbundes als Wohltat zu verkaufen, stellt eine schwere Aufgabe dar. BAYERs Kommunikationschef Heiner Springer hat sie nach Meinung der “Deutschen Public Relation Gesellschaft„ (DPRG) meisterlich gelöst. Sie zeichnete die flankierenden Maßnahmen von Springer & Co. zur Trennung vom Chemiegeschäft mit dem ersten Preis aus. Als äußerst gelungen betrachtete die DPRG auch die Darstellung der Greenwashing-Aktivitäten im Rahmen von BAYERs Kooperation mit den Vereinten Nationen und die mediale Aufbereitung des Börsenganges der Chemie-Abspaltung LANXESS.

Neue LEVITRA-Werbung
BAYER hat sich von dem Potenzmittel LEVITRA einen Umsatz von einer Milliarde per anno versprochen, im letzten Jahr lag er jedoch nur bei 200 Millionen. Jetzt soll eine neue Werbekampagne helfen, den Marktanteil von 11 auf 20 Prozent zu erhöhen.

Kooperation mit VITA
Die Medizinzeitschrift VITA macht unverhohlen Reklame für LEVITRA, BAYERs Lifestyle-Präparat gegen “Erektile Dysfunktion„ (ED). Ein Artikel über die Einstellung von Männern über 40 zur Sexualität nennt als Quellenangabe freimütig eine “Presseveranstaltung der BAYER HEALTH CARE AG„. Er präsentiert eine “Studie„, nach der sich 46 Prozent der Zielgruppe ein erfüllteres Sexualleben wünscht und weiß auch gleich ein Mittel. “Sie brauchen nur den nächsten Schritt zu tun - einen Arzt aufsuchen - und da es heute mit LEVITRA eine effektive, schnell wirkende ED-Therapie gibt, kann das frühzeitige Ansprechen des Themas eine Menge Stress ersparen„, zitiert das Blatt den Professor Siegfried Meryn, Leiter einer ominösen “International Society for Men‘s Health and Gender„.

Millionen für Hämophilie-Forschung
Seit Mitte der 80er Jahre starben Tausende Bluter an AIDS-verseuchten Blutplasma-Produkten von BAYER, weil der Konzern sich aus Profit-Gründen weigerte, die Präparate einer Hitze-Behandlung zu unterziehen. In der Folge brachten Hämophilie-PatientInnen Präparaten des Leverkusener Multis ein großes Misstrauen entgegen. Der Konzern versucht es durch unterschiedliche PR-Maßnahmen wieder abzubauen. So hat er ein Forschungsprogramm initiiert, das wissenschaftliche Arbeiten zur Bluterkrankheit fördert. Drei Millionen Dollar ließ der Pharmariese sich das in diesem Jahr kosten.

BAYER startet “Bayrad 2005„
Gemeinsam mit der “Deutschen Herzstiftung„ und einigen Krankenkassen hat BAYER die Aktion “Bayrad 2005„ ins Leben gerufen. Sie will auf den gesundheitsfördernden Effekt von sportlicher Betätigung auf dem Fahrrad hinweisen und zum In-die-Pedale-treten animieren. Die geschäftsfördernde Nebenwirkung: Das Unternehmen kann die verschiedenen Akteure des Gesundheitswesens enger an sich binden. Für jeden zurückgelegten Kilometer auf den über 60 im Bundesgebiet aufgestellten Standgeräten überweist der Pharma-Riese der Herzstiftung nämlich 33 Cent, womit er den Verein für seine industrie-freundliche Haltung belohnt. So pries dessen Vorsitzender Professor Hans-Jürgen Becker erst im letzten Jahr ASPIRIN als herzinfarkt-vorbeugend an, obwohl das unter Fachleuten höchst umstritten ist.

Bild kämpft für BAYER
Die Hallensesche Ausgabe der Bild-Zeitung widmete den Schreibtischen der einflussreichsten Manager aus Sachsen-Anhalt eine Serie und stattete dabei auch dem Bitterfelder BAYER-Boss Georg Frank einen Besuch ab. Der nutzte die Gelegenheit, auf seinem Arbeitsplatz gleich drei ASPIRIN-Schachteln vor die Linse des Fotografen zu schieben und Propaganda für die von vielen ExpertInnen bestrittene herzinfarkt-vorbeugende Wirkung des Medikamentes zu machen. “Eine ist gegen Kopfschmerzen, die andere gegen Erkältungen. Die ASPIRIN-PROTECT nehme ich täglich als Vorsorge gegen Herzinfarkt. Daran starb mein Vater„, public-relatete Frank etwas missverständlich.

“Jugend forscht„ bei BAYER
Im Frühjahr 2005 lud BAYER zum Finale des “Jugend forscht„-Wettbewerbs nach Leverkusen. “Es war schon immer ein erklärtes Ziel von BAYER, den Forschungsdrang von Kindern und Jugendlichen zu fördern„, erklärte ein Konzern-Mitarbeiter. Den Forschungsdrang seiner eigenen Beschäftigten schränkt das Unternehmen jedoch drastisch ein. So vernichtete es am Wuppertaler Pharmaforschungszentrum 440 der 3.000 Arbeitsplätze. Zudem fuhr der Multi die Investitionen zurück und engte den wissenschaftlichen Ehrgeiz der PharmakologInnen auf vier Krankheitsfelder ein.

PR-Arbeit in China
Seine Geschäftsabsichten im boomenden China flankiert BAYER auch mit PR-Maßnahmen. So gehört der Konzern zu den finanziellen Unterstützern der Organisation “MercyCorps„, die armen LandwirtInnen und FischerInnen Kredite gibt.

BAYER wäscht grüner
Die Zahl der Störfälle bei BAYER steigt beharrlich, Konzernchef Wenning wettert permanent gegen umweltfreundliche Technologien wie die Windkraft, und der Konzern findet nichts dabei, hierzulande wegen ihrer Gefahr für Mensch, Tier und Umwelt längst verbotene Ackergifte in Ländern der Dritten Welt weiter zu vertreiben. Trotzdem erdreistet sich das Unternehmen, sich im Rahmen einer Kooperation mit den Vereinten Nationen als Hüter der Schöpfung aufzuspielen und UmweltbotschaftlerInnen auszubilden. 44 der Unglücklichen besuchten im August 2004 Leverkusen und erhielten aus unberufenem Munde Nachhilfe zum Thema “Nachhaltige Entwicklung„. Sogar zum Landesumweltamt führte sie der zum Gärtner gemachte Bock BAYER - “mit dem Ziel, den jungen Menschen ein umfassendes Verständnis für die Rollen und das Zusammenspiel von Industrie, Behörden und privaten Haushalten im Bereich Umweltschutz zu vermitteln„, wie es in der Zeitschrift Sicherheitsbeauftragter heißt. Dass zu diesem “Zusammenspiel„ auch gehörte, den damaligen Kölner Regierungspräsidenten Franz-Josef Antwerpes zu verklagen, weil dieser den Multi zu einer Direktübermittlung von Emissionsdaten an die staatlichen Aufsichtsämter zwingen wollte, vermittelte der Agroriese seinen BotschaftlerInnen vermutlich aber nicht.

Oberlehrer BAYER
Der Leverkusener Multi hat es geschafft, sich den unter knappen finanziellen Mitteln leidenden Schulen im Umfeld der Werke als eine Art naturwissenschaftliche Hilfsschule anzudienen. Ein kurzer Blick auf das Angebot genügt, um festzustellen, welche wirtschaftspädagogische Absicht hinter dem BAYER-Lehrplan steckt. “Spielzeug aus Kunststoff von BAYER„, “Unser Hund hat Flöhe - Was tun?„, und “Wie funktioniert eine Kläranlage„ bietet der Konzern als Projekte an, und ältere Semester können an Diskussionsforen zu den Themen “Gentechnik„, “Tierversuche„ und “Aktiengesellschaft„ teilnehmen.

Fuhlrott-Museum ohne BAYER
BAYER hat sein Publikumslabor aus dem naturkundlich ausgerichteten Fuhlrott-Museum in Wuppertal abgezogen und in sein Aprather Pharmaforschungszentrum verlegt. Nun richtet das Land dort einen außerschulischen Lernort ein - und änderte gleich den Lehrplan. Die Gentechnik, der BAYER durch seine “Museumspädagogik„ zu mehr Akzeptanz verhelfen wollte, ist künftig kein Hauptfach mehr.

Chinesisches Fußball-Projekt
BAYER begleitet sein Engagement im neu-kapitalistischen Eldorado “China„ mit zahlreichen PR-Maßnahmen. So startete der Konzern ein Fußball-Projekt für Jugendliche. Nach Auskunft des Multis ist die pädagogische Absicht dabei, “unsere Ziele wie Fairness und Teamplay zu vermitteln„. Wenn es nicht um die Ziele, sondern die real existierende Unternehmenspraxis ginge, hätte BAYER den jungen Chinesen das Rugby-Spiel näher bringen müssen.

BAYER fördert Vogelstation
BAYERs Pestizide bringen vielen Vögeln den Tod. Die US-amerikanischen VogelschützerInnen der AMERICAN BIRD CONSERVANCY treten deshalb beispielsweise schon seit langem für ein Verbot des Mittels FENTHION (europäischer Handelsname: LEBAYCID) ein. Um so wichtiger ist es für den Konzern, sich in der Öffentlichkeit als Vogelfreund darzustellen. Zu diesem Behufe fördert der Multi in Neuseeland jetzt eine Aufzuchtstation für Vögel.

Umweltprogramm in Neuseeland
BAYERs Greenwashing-Aktivitäten nehmen ein immer größeres Ausmaß an. Jetzt hat der Konzern in Neuseeland gemeinsam mit der “Royal Society„ für 120.000 Dollar auch noch das Jugendumweltprogramm “BAYERBOOST„ gestartet.

Global Reporting mit BAYER
Die Zusammenarbeit mit den Vereinten Nationen steht immer noch im Mittelpunkt von BAYERs Greenwashing-Bemühungen - keiner wäscht grüner als Kofi Annan. Darum ist der Leverkusener Multi jetzt auch noch Mitglied der “Global Reporting Initiative„ geworden. Sie kooperiert in Sachen “Nachhaltige Entwicklung„ mit dem UN-Umweltprogramm und dem “Global Compact„, einer weiteren zwecks Image-Aufpolierung mit den Vereinten Nationen verbandelten Organisation von BAYER & Co..

Partnerschaft mit medizinischer Vereinigung
Gewohnheitsmäßig lässt BAYER PatientInnen-Verbänden und medizinischen Vereinigungen große Spenden zukommen. Im Gegenzug erhält der Konzern dann Unterstützung bei der Vermarktung seiner Pillen. So hat die “American Heart Association„ ASPIRIN als Mittel zur Herzinfarkt-Prophylaxe empfohlen, obwohl die US-amerikanische Gesundheitsbehörde dem Leverkusener Multi eine Zulassung für diese Indikation verweigerte. Gleiches erwartet sich das Unternehmen nun von der “World Heart Federation„, mit der es eine dreijährige Zusammenarbeit vereinbart hat. Bereits auf dem “World Heart Day„ waren die Federation und BAYER gemeinsam im Einsatz.

Adolf Muschg in Leverkusen
BAYER hat sich als Festredner zur Eröffnung der neuen Spielzeit des Kulturprogrammes im September den Präsidenten der Berliner “Akademie der Künste„, den Schweizer Schriftsteller Adolf Muschg, geangelt.

  • TIERE & ARZNEIEN

BAYTRIL verboten
BAYERs Antibiotikum BAYTRIL kommt in der Massentierhaltung massenhaft zum Einsatz. Als Folge davon bilden immer mehr Krankheitskeime Resistenzen gegen den Wirkstoff Fluorchinolon aus. Zu den Fluorchinolon-resistenten Krankheitserregern gehören u.a. Salmonellen- und Campylobacter-Stämme. In den Nahrungskreislauf gelangt, können sie beim Menschen schwere Magen-Darminfektionen auslösen, gegen die Human-Antibiotika auf Fluorchinolon-Basis wie BAYERs CIPROBAY dann machtlos sind. Deshalb treten die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) und andere Initiativen seit Jahren für ein BAYTRIL-Verbot ein. Im Sommer 2005 konnte die Kampagne einen Erfolg verbuchen. Die US-Gesundheitsbehörde FDA untersagte mit sofortiger Wirkung den Gebrauch von BAYTRIL in der Geflügelzucht.

ADVOCATE: präventive Wirkung?
Nichts lässt die Kassen der Hersteller so sehr klingeln wie regelmäßig eingenommene Präparate. Das gilt für menschliche und tierische PatientInnen gleichermaßen. Deshalb behauptet der Leverkusener Multi auch, ADVOCATE, sein neues Antiparasiten-Mittel für Hunde, würde bei permanenter Anwendung prophylaktisch wirken. Dabei dürften seine zwei Inhaltsstoffe Moxidectin und Imidacloprid allerdings nicht nur Parasiten schaden. ImkerInnen auf der ganzen Welt machen Imidacloprid als Wirksubstanz des Pestizides GAUCHO nämlich für ein Bienensterben in großem Ausmaß verantwortlich.

BAYER profitiert von Fischfarmen
Die Zahl der in Fischfarmen gezogenen Shrimps nimmt immer weiter zu. Im Jahr 2003 betrug die Jahresproduktion schon 1,8 Millionen Tonnen. Ohne Chemie geht deshalb in der industrialisierten Fischwirtschaft nichts. So verfügt BAYER HEALTH CARE über ein Sortiment von 30 Produkten für die Aqua-Kulturen, das unter anderem aus Desinfektionsmitteln, Antibiotika und speziellen Bakterien besteht. Allein in Vietnam stieg der Umsatz der Mittel von 2000 bis 2003 um das Fünfzehnfache.

DRUGS & PILLS

Arznei-Ausgaben: plus 19 %
Nach Berechnungen der Krankenkassen werden ihre Ausgaben für Arzneien in diesem Jahr um 19 Prozent gegenüber denen von 2004 steigen. “Nicht nachvollziehbare Mengenausweitungen bei neuen und teuren Arzneimitteln ohne therapeutischen Fortschritt„ nannte der Betriebskrankenkassen-Vorsitzende Wolfgang Schmeinck als einen Grund für die Kosten-Explosion. Aber nicht nur die Überredungskünste der Pharma-DrückerInnen von BAYER & Co. in den Praxen der Republik haben zu den Mehrausgaben geführt. Die Pillen-Produzenten profitierten auch davon, den Krankenkassen nicht mehr 16, sondern nur noch sechs Prozent Rabatt auf ihre Medikamente einräumen zu müssen.

GLUCOBAY hilft dem Herz nicht
Nach Aussage des Leverkusener Multis beugt das Diabetes-Präparat GLUCOBAY mit dem Wirkstoff Acarbose auch Herzinfarkten vor. Anzeigen-finanzierte Spezialzeitschriften wie Der Internist helfen dem Konzern bei der Verbreitung der Mär. So führte ein Artikel in der Augustausgabe 2005 gleich zwei neue Studie zum Beweis der BAYER-These an. Ein im industrie-unabhängigen Fachmagazin arznei-telegramm erschienener Forschungsbericht kam jedoch zu ganz anderen Ergebnissen. “Entgegen den Werbeaussagen der Firma BAYER ist auch bei Patienten mit gestörter Glukose-Toleranz (d. i. DiabetikerInnen, Anm. SWB) (...) kein Einfluss von Acarbose auf kardiovaskuläre Erkrankungen nachgewiesen„, heißt es in der Zeitschrift.

Magenblutungen durch ASPIRIN
Mit Vehemenz versucht BAYER seit geraumer Zeit, ASPIRIN als herzinfarkt-vorbeugendes Mittel zu bewerben. Jetzt hat eine neue Studie aus Australien mit 20.000 Männern und Frauen über 70 Jahren zwar einen Einfluss des Wirkstoffes Acetylsalicylsäure auf das Herz-Kreislauf-System festgestellt, aber zugleich auch gravierende Nebenwirkungen. Bei 321 Frauen und 398 Männern hat ASPIRIN das Herzinfarkt-Risiko und bei 35 Frauen und 19 Männern die Schlaganfall-Gefahr gesenkt. Dafür bekamen aber 572 weibliche Versuchspersonen und 499 männliche schwere Magen/Darm-Blutungen. Zudem diagnostizieren die ForscherInnen bei 60 ProbandInnen Blutungen in der Hirnregion.

6.500 Todesfälle durch ASPIRIN & Co.
Magenbluten stellt die gefährlichste Nebenwirkung von Schmerzmitteln wie ASPIRIN dar. Nach einer Untersuchung des Mediziners Michael Wolfe von der “Boston University School of Medicine„ sterben in den USA durch die von ASPIRIN & Co. verursachten Blutungen jährlich 6.500 Menschen.

Nierenschäden durch ASPIRIN & Co.
Schmerzmittel wie ASPIRIN schaden bei regelmäßiger Einnahme den Nieren. Nach Einschätzung des Nieren-Experten Professor Wolfgang Pommer müssen sich in der Bundesrepublik jährlich 400 PatientInnen einer Dialyse-Behandlung unterziehen, weil ASPIRIN & Co. ihnen ihre lebenswichtigen Organe zerstört haben.

Blind durch LEVITRA
Bei den staatlichen Stellen häufen sich Informationen über Sehstörungen nach der Einnahme von BAYERs LEVITRA und anderen Potenzmitteln. In den USA ist ein Mann durch die Lifestyle-Pille aus Leverkusen sogar blind geworden. Die US-amerikanische Gesundheitsbehörde FDA hat auf die Entwicklung reagiert und die Pharma-Multis verpflichtet, auf ihren Beipackzetteln vor der Gefahr des Sehverlustes zu warnen. Auch die kanadische Gesundheitspolitik hat Maßnahmen eingeleitet und VertreterInnen des Pharmariesen einbestellt. Die BAYER-Verantwortlichen zeigen sich allerdings nicht gerade schuldbewusst. “Ein kausaler Zusammenhang zwischen der Einnahme von PDE-Hemmern wie LEVITRA und einer Sehnerv-Erkrankung konnte bisher nicht hergestellt werden„, so ein Unternehmenssprecher.

Kein Geld mehr für LEVITRA
Die für die Versorgung sozial Schwacher mit Medikamenten aufkommenden US-Gesundheitsprogramme “Medicaid„ und “Medicare„ übernehmen künftig nicht mehr die Kosten für LEVITRA und andere Potenzmittel. Damit drohen dem nicht nur in den Vereingten Staaten mit 193 Millionen Dollar jährlich ohnehin hinter den Umsatzerwartungen zurückbleibenden Mittel weitere Einbußen.

TRASYLOL bei Hüft-OPs?
Dem Leverkusener Multi mangelt es an neuen lukrativen Medikamenten, weshalb er nach neuen Verwendungsmöglichkeiten für die alten sucht. Das BAYER-Medikament TRASYLOL mit dem Wirkstoff Aprotinin soll aus diesem Grund künftig nicht nur bei Operationen am offenen Herzen zum Anwendung finden, sondern auch beim beim Einsetzen von künstlichen Hüftgelenken. Im Moment befindet sich das Präparat gerade in der Phase III der klinischen Tests für dieses Indikationsgebiet.

Neues KOGENATE
BAYER hat kaum neue Medikamente in der Entwicklung. Deshalb versucht der Konzern, die Pharma-Erträge durch geringfügige Veränderungen der bereits vermarkteten Arzneien zu steigern. Zu diesem Zweck hat er mit Erprobung einer länger wirksamen Spielart des Bluter-Präparates KOGENATE begonnen.

AVELOX bei Haut-Infektionen
Die US-amerikanische Gesundheitsbehörde FDA hat die Zulassung für das BAYER-Antibiotikum AVELOX erweitert. MedizinerInnen dürfen es fortan auch bei Weichteil- und Hautinfektionen verschreiben, die Bakterien ausgelöst haben.

3. Testphase für Thrombosemittel
BAYERs momentan in der Entwicklung befindliches Thrombosemittel geht im Herbst 2005 in die dritte und letzte Phase der klinischen Erprobung.

CIPROBAY BAYERs Nr.1
Mit einem Umsatz von 837 Millionen Euro ist das Antibiotikum CIPROBAY BAYERs umsatzstärkstes Medikament. Es folgen ADALAT (670 Millionen), ASPIRIN (615 Millionen), AVELOX (318 Millionen), GLUCOBAY (278 Millionen), LEVITRA (193 Millionen) und TRASYLOL (171 Millionen).

Erweitere Zulassung für Herz-Test
Die US-amerikanische Gesundheitsbehörde FDA hat die Zulassung für einen Herzschwäche-Test von BAYER erweitert. Diese gilt nunmehr nicht bloß für die Bestimmung einer Herzinsuffizienz, sondern auch für Prognosen über den Gesamtzustand des Organs und über die Überlebenschancen der PatientInnen. Das gentechnische Diagnose-Verfahren misst die Konzentration eines stress-anzeigenden Eiweiß-Spaltproduktes, des natriurethischen Peptides vom Typ B, und will darüber Aussagen über die Verfassung des Herzens treffen.

FDA lässt vier Hepatitis-Tests zu
Die US-amerikanische Gesundheitsbehörde FDA genehmigte im Jahr 2005 vier Hepatitis-Tests von BAYER: einen auf Hepatitis A, einen auf Hepatitis-A-Antikörper, einen auf Hepatitis-B-Antikörper und einen auf Hepatitis C. BAYER ist einer der weltgrößten Hersteller von Diagnostika-Geräten, die wegen ihrer Fehler-Anfälligkeit häufig in der Kritik stehen.

Pharma-Zukäufe möglich
BAYER plant, die Sparte mit rezeptfreien Medikamenten durch Akquisitionen auszubauen. So gehört der Konzern zu Kauf-Interessenten des entsprechenden Sortiments von BOOTS HEALTHCARE INTERNATIONAL.

Kooperation mit KEYNEUROTEK
Das Magdeburger Unternehmen KEYNEUROTEK hat ein Medikament für PatientInnen mit einem Schädel/Hirn-Trauma in der Entwicklung, das BAYER für profitträchtig erachtet, weshalb der Konzern mit der Firma einen Kooperationsvertrag geschlossen hat.

GENE & KLONE

Superunkraut durch Genraps
Englische ForscherInnen haben auf einem Versuchsfeld mit Genraps das Wachsen eines Superunkrauts beobachtet. Pollen des gentechnisch gegen ein Antiunkrautmittel resistent gemachten Raps' haben sich in eine Senfgras-Art eingekreuzt und die Herbizid-Resistenz “weitervererbt„, so dass gegen die Pflanze nunmehr kein Kraut mehr gewachsen ist. “Die Untersuchung hat uns die Möglichkeit des Entstehens von transgenen Superunkräutern vor Augen geführt - mit gravierenden Folgen für Landwirtschaft und Umwelt„, kommentierte Emily Diamand von FRIENDS OF THE EARTH die beunruhigende wissenschaftliche Entdeckung.

EU gegen BAYERs Genraps
Der Leverkusener Agromulti hat den EU-Genehmigungsantrag für gentechnisch verändertes Rapsöl-Saatgut zurückgezogen und ist damit einer absehbaren negativen Entscheidung der Kommission zuvorgekommen. Laut Auskunft der Sprecherin von Umweltkommissar Stavros Dimas gab es nämlich “Bedenken bei den EU-Regierungen, einige haben die Sicherheitsklausel beim Zulassungsverfahren für die Gen-Rapsölsaat gezogen„. Das mochte der Konzern in einer Stellungsnahme zu dem Rückzug natürlich nicht zugeben. “Wir sehen auf absehbare Zukunft aufgrund der politischen Lage keinen Anreiz für den Anbau und die Vermarktung von Genraps in der EU„, hieß es aus der Zentrale. Auf eine EU-Einfuhrgenehmigung für anderswo angebauten Genraps hofft der Gengigant allerdings weiterhin.

EU gegen BAYERs Genmais
Vor geraumer Zeit hatte die EU-Kommission beantragt, die herrschenden Verbote von genetisch verändertem Mais und Maissaatgut aufzuheben. Die UmweltministerInnen der Europäischen Union lehnten das jedoch ab. So müssen der T25-Mais und das Saatgut von BAYER sowie Sorten von MONSANTO und SYNGENTA vorerst in den Labors bleiben.

Gentech-Moratorium der EU
Der EU-Umweltkommissar Stavros Dimas hat ein Moratorium für die Zulassung von Genpflanzen verkündet, weil es bisher weder für das Nebeneinander von Gentech-Früchten und konventionell oder ökologisch angebauten Sorten noch für das Problem der Saatgut-Verunreinigungen befriedigende Lösungen gibt.

Mehr Gentech-Saatgut verkauft
Im Geschäftsjahr 2004 hat BAYER den Umsatz mit gentechnisch verändertem Saatgut um 14,8 Prozent auf 311 Millionen Euro gesteigert. Für das Ertragsplus sorgten vor allem Gen-Saaten für Canola-Raps und Baumwolle.

Lebensmittel gen-kontaminiert
Die Zeitschrift Ökotest hat 56 Lebensmittelprodukte untersucht und in einem Drittel von ihnen Gentech-Spuren gefunden, die sich zumeist in dem Bereich von 0,1 Prozent bewegten. Der Grenzwert, ab dem die Rückstände der Laborfrüchte von BAYER & Co. der Kennzeichnungspflicht unterliegen, beträgt 0,9 Prozent.

BAYER stiftet Professur
BAYER CROPSCIENCE finanziert der “Texas Tech University„ eine sich der “Molekulargenetik von Baumwolle„ widmende Stiftungsprofessur (siehe auch FORSCHUNG & LEHRE).

Biotech-Forschungen in Aprath
BAYERs Pharma-Zentrum in Aprath setzt verstärkt auf Forschungskooperationen. Allein im Bereich “Genmedizin„ gibt es zur Zeit vier solcher Projekte.

Individualisierte Gendiagnostik
Die individualisierte Medizin gilt als zukunftsträchtig. Die Pharmaunternehmen versprechen sich von der so genannten Pharmakogenetik ganz auf den/die EinzelneN abgestimmte Diagnose-, Therapie- und Präventionskonzepte - und damit auch weniger Nebenwirkungen. ExpertInnen wie Regine Kollek vom Hamburger “Institut für Technikfolgenabschätzung„ bleiben da skeptisch, weil nicht eine bestimmte Veranlagung, sondern Fehlverschreibungen und Arznei-Wechselwirkungen die unerwünschten Effekte verursachen. Von der Umsetzung der neuen Pharmakologie trennen BAYER & Co. ohnehin noch Welten, ganz real sind allerdings schon die Gefahren durch die “Zukunftstechnologie„. Immer mehr Biobanken sammeln alle verfügbaren Gesundheitsdaten der Bevölkerung und kartographieren ihr Erbgut. Bei den PatientInnen mit Erbkrankheiten steigt deshalb die Angst vor einer Ausgrenzung. Bei einer Umfrage unter Mitgliedern der “Deutschen Huntington-Hilfe„ gaben 80 Prozent der unter dieser erblichen Gesundheitsstörung leidenen an, bereits Erfahrungen mit Diskriminierungen gemacht zu haben. BAYER stört sich daran nicht. Das Unternehmen wittert einen neuen Markt und hat von den Firmen DXS und BTG Lizenzen für Gentech-Tests erworben, die es angeblich ermöglichen, die Wahrscheinlichkeit eines Krankheitsausbruches vorherzusagen und eine speziell auf den/die PatientIn zugeschnittene Behandlungsart zu entwickeln.

Diagnostika-Lizenz gekauft
BAYER hat von dem Unternehmen ERAGEN BIOSCIENCES eine Lizenz für ein auf Gentechnik beruhendes Diagnoseverfahren zum Nachweis der zystischen Fibrose erworben.

Zulassungsantrag für Sorafenib
Der Leverkusener Multi hat für das gemeinsam von ihm und ONYX gentechnisch entwickelte Krebsmedikament Sorafenib eine Zulassung zur Behandlung von Nierenkrebs im fortgeschrittenen Stadium beantragt. Darüber hinaus strebt der Konzern Genehmigungen für die Therapiefelder Haut- und Leberkrebs an.

BAYER will Gentech-Kraftstoffe
Der Leverkusener Multi versucht der grünen Gentechnik einen neuen Markt zu erschließen. In Zeiten steigender Ölpreise entwirft BAYER CROPSCIENCE-Chef Friedrich Berschauer die Vision der Produktion von Biokraftstoff durch gentechnisch veränderte Pflanzen. Vorzeigbares hat der Konzern da zwar noch nicht aufzuweisen, aber darum ging es Berschauer bei seinem Auftritt vor der “Wirtschaftspublizistischen Vereinigung„ auch gar nicht. Da die grüne Gentechnik den Nachweis ihrer Nützlichkeit bis heute schuldig geblieben ist und deshalb an Akzeptanzproblemen leidet, wollte Berschauer den JournalistInnen die Risikotechnologie nur einmal zumindest virtuell als Problemlöser schmackhaft machen.

WASSER, BODEN & LUFT

Produktionsstopp wg. Rita
Mit den aus den Schornsteinen der BAYER-Werke jährlich aufsteigenden 6,1 Millionen Tonnen Kohlendioxid trägt der Konzern maßgeblich zur Klimaerwärmung und damit auch zum vermehrten Auftreten von Wirbelstürmen bei. In den USA hat der Multi die Auswirkungen seines verantwortungslosen Handelns zum ersten Mal am eigenen Leib zu spüren bekommen. Er musste wegen des herannahenden Hurrikans “Rita„ die Produktion des Werkes im texanischen Baytown stoppen. Zur einer Änderung seiner Klimapolitik dürfte diese Erfahrung den Multi aber wohl kaum bewegen.

Giftfracht aus Holland
Als würde der konzerneigene Giftmüll nicht schon reichen, steigt BAYER zunehmend ins Entsorgungsgeschäft ein. So kann sich die Deponie in Bürrig über 10.000 Tonnen Altlasten des niederländischen Unternehmens ATM freuen. Die Rückstände aus der Farb- und Lackproduktion sowie der Bodenaufbereitung kommen binnen der nächsten zwei Jahre zur Klärschlammverbrennung nach Leverkusen.

Pro Tonne 48 kg Sondermüll
Bei der Herstellung von BAYER-Produkten fallen pro Tonne 48 kg Schadstoff-belastete Abfälle an; 1992 waren es sogar noch 123 kg. An flüssigen Giftfrachten hat allein das Dormagener Klärwerk täglich 60.000 Kubikmeter zu bewältigen.

BAYTRIL ist überall
Die in der Massentierhaltung massenhaft verwandten Antibiotika wie BAYERs BAYTRIL (siehe auch TIERE & ARZNEIEN) machen Krankheitserreger immun gegen die Mittel. Durch den Verzehr von industriell produziertem Fleisch in den menschlichen Organismus gelangt, können diese dort Krankheiten auslösen, gegen die kein Kraut mehr gewachsen ist. Nach einer Studie der Universität Paderborn stellen die Antibiotika aber auch eine Gefahr für die Umwelt dar. Über die als Dünger verwandte Gülle aus Schweinemastbetrieben verseuchen sie Gewässer, Böden und Pflanzen, die oft als Tierfutter dienen und BAYTRIL & Co. so wieder in die Nahrungskette einspeisen.

BAYER-Zulieferer in der Kritik
Ein mexikanisches Unternehmen, das BAYER mit Agrochemikalien beliefert, verschmutzt die Umwelt mit seinen Produktionsrückständen in so hohem Maße, dass die mexikanischen Sektionen von GREENPEACE und dem PESTIZID-AKTIONS-NETZWERK die Schließung des Werkes fordern.

Verseuchter Klärschlamm
Bei der Abwasseraufbereitung der Klärwerke fällt Schlamm an, den die Landwirtschaft teilweise weiterverwertet. Da sich in diesen Klärrückständen eine Vielzahl der von BAYER & Co. stammenden Schadstoffe wie Chemikalien und Schwermetalle tummeln, kam eine vom Land Nordrhein-Westfalen durchgeführte Untersuchung zu dem Schluss, diese Art von “Recycling„ “im Hinblick auf die Schutzgüter Boden und Grundwasser sowie die Nahrungsmittelproduktion teilweise als kritisch anzusehen„.

PESTIZIDE & HAUSHALTSGIFTE

Pestizid-Vergiftungen in Indien
In Indien leiden zahlreiche Menschen unter Vergiftungen durch Pestizide, wie eine Studie der Universität Wageningen dokumentiert. Das Versprühen der Ackergifte auf den Feldern löst bei 39 Prozent der Kleinbauern und -bäuerinnen leichte Vergiftungserscheinungen wie Kopfschmerzen, Atembeschwerden und brennende Augen aus. 38 Prozent der LandwirtInnen zeigen mittelschwere Symptome wie Muskelkrämpfe oder Erbrechen. Bei 16 Prozent der untersuchten Personen stellten die WissenschaftlerInnen schwere Vergiftungserscheinungen wie Bewusstlosigkeit oder Anfälle fest. Die inkriminierten Wirkstoffe wie Endosulfan, Aldicarb, Monocrotophos und Imidacloprid finden sich vielen BAYER-Produkten, aber auch Generika-Hersteller vermarkten sie. Das in der Bundesrepublik längst verbotene Monocrotophos lässt der Leverkusener Multi in Fabriken der Region Vapi herstellen, wo es keinerlei Umwelt- und Sicherheitsauflagen gibt und sich entsprechend oft Chemie-Unfälle ereignen (siehe auch SWB 1/04).

Immer mehr Pestizide
Im Jahr 2004 stieg der Verbrauch von Pestiziden auf bundesdeutschen Äckern gegenüber 2003 um 4,6 Prozent. Auch weltweit brachten die LandwirtInnen mehr Agrochemikalien aus, was für BAYER und die anderen Agromultis eine Umsatzsteigerung gegenüber dem Vorjahr von 13 Prozent auf 32,2 Milliarden Dollar bedeutete.

Immer mehr Pestizid-Altlasten
In Lateinamerika gibt es weit mehr ungesichert gelagerte Altpestizide als bisher angenommen. Ging die Ernährungs- und Landwirtschaftorganisation der UN, die FAO, immer von ungefähr 10.000 Tonnen aus, so schätzt sie die Zahl jetzt auf 30.000 bis 50.000 Tonnen. Die FAO-ExpertInnen fanden Agrochemikalien in unmittelbarer Nähe von Wohngebieten oder von Gewässern. In Kolumbien machten sie sogar auf einem Gelände, auf dem eine Armensiedlung entstehen sollte, 5.000 Tonnen verscharrter Agrochemikalien dingfest. Zu den Altpestiziden gehörten auch Wirkstoffe von BAYER wie z. B. das von der WHO als extrem gefährlich eingestufte Parathion-Methyl, der Inhaltsstoff von ME 605 Spritzpulver. Überall auf der Welt verseuchen solche BAYER-Altlasten Mensch, Tier und Umwelt, zuletzt sorgten GREENPEACE-Funde im Nepal für einen handfesten Skandal. Die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) fordert den Konzern deshalb auf, sich an den Kosten für eine fachgerechte Entsorgung zu beteiligen.

Immer mehr Pestizid-Rückstände
Nach einer Untersuchung des “Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit„ nimmt die Belastung von Lebensmitteln mit Pestiziden zu. 57 Prozent aller geprüften Proben wiesen Rückstände auf - eine Steigerung von 5,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dabei fanden sich im importierten Obst und Gemüse mit einer Quote von 61,4 Prozent mehr Ackergiftspuren als in bundesdeutschen Produkten (46,5 Prozent). In acht Prozent der Fälle überschritten die Rückstände der Agrochemikalien von BAYER & Co. die zulässigen Grenzwerte.

Chlorpyrifos in Erdbeeren
Das “Chemische und Veterinäruntersuchungsamt Stuttgart„ untersuchte Erdbeeren und wies in 96 Prozent aller Früchte aus deutschen Landen Pestizidrückstände nach. Durchschnittlich fanden sich Spuren von vier Agrochemikalien in den Proben. Importierte Ware war zu 93 Prozent belastet, einige Erdbeeren aus Italien und Spanien lagen sogar über dem zulässigen Grenzwert. In ihnen war am häufigsten der Wirkstoff Chlorpyrifos am Werk, der in mehreren BAYER-Produkten enthalten ist, unter anderem in dem Madenstreumittel RIDDER, dem Anti-Insektenmittel BLATTANEX und in dem Haushaltsschaben-Köder PROFICID.

Aus für Aldicarb?
Die US-amerikanische Umweltbehörde EPA erwägt, BAYER die Zulassung für den uralten Pestizidwirkstoff Aldicarb zu entziehen. Der Konzern hat gleich alle Hebel in Bewegung gesetzt, um das zu verhindern und sogar Baumwoll-FarmerInnen für seine Ziele einspannen können.

Grünes Licht für Menschenversuche
Seit Jahren drängt BAYER die US-amerikanische Umweltbehörde EPA, die Ergebnisse von Pestizid-Tests an Menschen bei den Zulassungsverfahren für Agrochemikalien zu berücksichtigen. Die Untersuchungen schätzen das Gefahrenpotenzial der Mittel nämlich deutlich niedriger ein als bisherige wissenschaftliche Arbeiten und müssten deshalb nach dem Kalkül des Leverkusener Multis zu einer Lockerung der Grenzwerte führen. Die EPA beugte sich schließlich dem Druck der Pestizid-Produzenten, obwohl eine jüngst veröffentlichte Studie bei den Menschenversuchen gravierende Verstöße gegen medizinethische Standards festgestellt hat. Anfang nächsten Jahres will die Behörde die genauen Regularien für solche Versuchsreihen bekannt geben.

Kooperation bei Reis-Pestizid
BAYER und das japanische Unternehmen SUMITOMO wollen gemeinsam ein Pestizid gegen die Reis-Bräune entwickeln, das im Jahr 2010 auf den Markt kommen soll.

Parkinson durch Pestizide
Pestizide wirken auf das Nervensystem ein. Deshalb stoßen mmer mehr Untersuchungen auf einen Zusammenhang zwischen dem Ausbruch der Parkinson-Krankheit (Schüttellähmung) und einem Kontakt mit Agrochemikalien (siehe auch Ticker 3/03). Eine neue Studie mit 767 Parkinson-PatientInnen und ca. 2.000 gesunden ProbandInnen hat bei Personen, die mit Ackergiften umgingen wie z. B. LandwirtInnen, ein um 43 Prozent erhöhtes Krankheitsrisiko festgestellt.

Gute Geschäfte in Osteuropa
Seit der EU-Erweitung betreiben die osteuropäischen Länder eine intensive Landwirtschaft. Da dies mit einem intensiven Pestizid-Verbrauch verbunden ist, laufen die Geschäfte für BAYER gut. “Wir haben im vergangenen Jahr ein sehr gute Entwicklung in Polen, Rumänien, Tschechien und auch Ungarn verzeichnen können„, freut sich der BAYER CROPSCIENCE-Chef Friedrich Berschauer. Der Umsatz in den zehn neuen EU-Mitgliedsstaaten stieg zwischen 2001 und 2004 von 50 auf 160 Millionen Euro; in Polen kommt BAYER mittlerweile schon auf einen Marktanteil von 25 Prozent.

Hohe Erwartungen in China
Der Pestizid-Verkauf in China lässt für BAYER noch zu wünschen übrig. Die dortigen LandwirtInnen setzen meistens billige Nachahmer-Produkte ein, die Patent-Bestimmungen werden oft verletzt und mit den Zulassungsverfahren haben es die Agro-Multis auch nicht so ganz einfach. “Wir sehen aber durchaus Bestrebungen seitens der chinesischen Regierung, vergleichbare Zulassungsstandards wie in den USA oder der EU auch in China zu etablieren„, freut sich BAYER CROPSCIENCE-Chef Friedrich Berschauer. Auf anderen Gebieten sieht der Konzern die Industrialisierung der Landwirtschaft ebenfalls auf einem guten Wege - und damit auch die Profit-Aussichten steigen. So hat der Gouverneur der Provinz Fujian laut BAYER Report 1/2005 ein millionen-schweres Landwirtschaftsprogramm aufgelegt, das die kleinbäuerlichen Strukturen zerschlagen und die Erträge der Äcker erhöhen will.

CHEMIE & BELASTUNG

Chemie in der Muttermilch
Eine vom BUND FÜR UMWELT UND NATURSCHUTZ DEUTSCHLAND (BUND) in Auftrag gegebene Studie hat in der Muttermilch 300 verschiedene Schadstoffe nachgewiesen. Mit Weichmachern, Flammschutzmitteln, Duftstoffen und anderen Substanzen war fast die gesamte Produktpalette von BAYER & Co. vertreten. Die ForscherInnen spürten in der Milch sogar längst verbotene Chemikalien auf. Die Initiative wertet die Ergebnisse der Untersuchung als erneuten Beleg dafür, wie wichtig ein strenges, dem Druck von BAYER & Co. standhaltendes EU-Chemikaliengesetz zum vorbeugenden Gesundheitsschutz ist.

PLASTE & ELASTE

Ölpreis-Kosten
Bei der Kunststoff-Produktion ist Öl ein wichtiger Rohstoff. Eine Verteuerung um 10 Dollar pro Barrel verursacht für BAYER Mehrkosten in Höhe von 1,4 Milliarden Euro. Da der Konzern sich seit der LANXESS-Abspaltung auf die Herstellung veredelter Spezial-Kunststoffe konzentriert, kann er das nach den Worten des Vorstandsvorsitzenden Werner Wenning jedoch “durch Preiserhöhungen kompensieren„.

Mehr MAKROLON
Das Absatz des Kunststoffes MAKROLON boomt. Deshalb will BAYER die Produktion ausweiten. Bis zum Jahresende sollen die Werke bis zu eine Million Tonnen herstellen können.

Kooperation mit PTS
BAYER und die PTS PLASTIC TECHNOLOGY SERVICE GmbH haben eine Zusammenarbeit bei der Entwicklung von thermoplastischen Kunststoffen vereinbart.

STANDORTE & PRODUKTION

75 Jahre Leverkusen
Der BAYER-Standort Leverkusen begeht in diesem Jahr mit großem Aufwand sein 75-jähriges Jubiläum. Auf die wenig feierliche Geschichte von BAYER-Town machte die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) in einer Presseerklärung aufmerksam. So hat der Chemie-Multi sich Leverkusen einst nur auserkoren, weil er dort ungehindert Schadstoffe ausstoßen konnte, was am alten Stammsitz Wuppertal massive Proteste verhindert hatten. Zudem ergaben sich für den Stadtteil Wiesdorf durch die rasche Expansion der Niederlassung zahlreiche Probleme. Die nötigen Investitionen in die Infrastruktur und kommunale Einrichtungen wie Schulen sorgten für eine immense Schuldenlast der Gemeinde. Und heutzutage treibt die “kreative Buchführung„ des Konzerns Löcher in den Haushalt, weil durch sie die Gewerbesteuergelder gar nicht mehr oder nur noch spärlich fließen.

Neuer Chef in Dormagen
Dr. Walter Leidinger folgt Walter Schulz als Leiter des Dormagener Chemie“parks„ nach.

Neuer Chef in Bitterfeld
Am 1. Oktober 2005 hat Hans-Joachim Raubach Dr. Georg Frank als Geschäftsführer der Bitterfelder BAYER-Niederlassung abgelöst.

Ausbau von Bitterfeld
BAYER plant, sein Werk in Bitterfeld auszubauen, weil sich die Arzneiproduktion nach die Übernahme der ROCHE-Sparte für rezeptfreie Medikamente ausweitet und der Konzern von den Billiglöhnen im Osten profitieren will.

Schneller Bauen in China
Um schneller Anteil am Wirtschaftsboom in China zu haben, beschleunigt BAYER den Bau einer Makrolon-Anlage in Shanghai. Statt 2009 soll er nun schon 2007 abgeschlossen sein.

Weniger Geld für Kunstverein
BAYER hat die Zuschüsse für den Dormagener “Kunstverein Galerie-Werkstatt„ um die Hälfte gekürzt. Die Initiative hat nun beträchtliche Schwierigkeiten, den Betrieb im Kloster Knechtsteden, wo MalerInnen, GrafikerInnen, FotografInnen und BildhauerInnen arbeiten, aufrecht zu erhalten. Sie sah sich zu drastischen Einsparmaßnahmen und zu einer Erhöhung der jährlichen Mitgliedsbeiträge von 118 auf 153 Euro gezwungen. Schon in der Vergangenheit hat der Leverkusener Agro-Multi seine Kulturförderung erheblich reduziert. So schloss er Werksgalerie und -bibliothek und strich die Unterstützung für Kleinkunst-Veranstaltungen.

Feuerwehr: Wer zahlt?
In Wuppertal hat BAYER die Werksfeuerwehr abgeschafft (Ticker 2/05), stattdessen rückt die kommunale Feuerwehr ein. Von den 32 Werksfeuerwehr-Männern bleiben nur 12 übrig, die künftig gemeinsam mit ihren städtischen Kollegen Dienst schieben. Der - nicht zuletzt wegen der nur spärlich fließenden Gewerbesteuer von BAYER - defizitären Wuppertaler Stadtkasse spült der Deal einiges Geld in die Kasse. Aber er könnte sie auch einiges kosten. So streiten die LokalpolitikerInnen sich momentan mit dem Konzern darüber, wer den neuen, speziell für Chemieunfälle ausgerüsteten Feuerwehrwagen kaufen muss, wenn es der alte mal nicht mehr tut.

IMPERIUM & WELTMARKT

  • #

Griesheimer Werk verkauft
BAYER hat sein Werk im Griesheimer Industrie“park", das Pestizidwirkstoffe herstellte, an CLARIANT verkauft. Der neue Besitzer übernimmt 16 Beschäftigte, die übrigen 20 Mitarbeiter bleiben beim

[IG Farben] STICHWORT BAYER 02/2005

CBG Redaktion

Die IG FARBEN unterstützten die NSDAP massiv

Die Hitler-Macher

Eine große Geschichtsrevision greift um sich. Als via Sozialpolitik willig gemachte Helfer Hitlers begreift Götz Aly die ganze Bevölkerung, Guido Knopp und andere Fernseh-Historiker schreiben die ganze Macht des Nationalsozialismus den Verführungskünsten des Diktators zu und neuere Unternehmensgeschichten schreiben den Anteil der Industrie an der Machtergreifung klein. Stichwort BAYER hingegen demonstriert nochmal am Beispiel der von BAYER mitgegründeten IG FARBEN den Wahrheitsgehalt des Horkheimer-Satzes: „Wer vom Kapitalismus nicht reden will, soll vom Faschismus schweigen“.

Von Dr. Janis Schmelzer (Historiker)

Der Kurzschluss mit der Poltik hatte bei der IG FARBEN eine lange Tradition. Im Mai 1934 berief sich der Konzern in seinem Firmenkalender auf den Zusammenschluss der deutschen Chemiewerke zur IG am 18. August 1916: „Auch hier waren es im stärksten Maße volkswirtschaftliche, vor allem kriegswirtschaftliche Erwägungen, die zum Zusammenschluss führten. Die Front brauchte die deutsche Chemie nicht minder wie Stahl und Eisen“ (1). Neun Jahre nach dem endgültigen Zusammenschluss zur IG FARBEN AG vom 2. Dezember 1925 kann die Formulierung „auch hier“ nicht nur allein auf den Gründungsakt im 1. Weltkrieg bezogen ausgelegt werden. Immerhin galt während des Zweiten Weltkrieges das interne Motto des Kriegsverbrecherkonzerns: „Was an Rüstung des Soldaten nicht Eisen ist, ist Chemie - auch der Uniformrock.“ (2)
Nach Auffassung der IG FARBEN hat Deutschland den Krieg nur deshalb verloren, weil das wilhelminische Kaiserreich „die Bedeutung wehrwirtschaftlicher Arbeiten vor dem Kriege“ unterschätzt habe und korrigierende Maßnahmen erst während des 1. Weltkrieges „im Drange der Ereignisse improvisiert werden mussten“ (3). Das durfte sich nicht wiederholen. Die seit der Gründung der IG FARBEN 1925 mit den verbliebenen Generälen bestehende Zusammenarbeit war bis 1934 so weit gediehen, dass für den Tag X alles parat stand. Es fehlte nur noch eine politische Kraft, die gemeinsam mit den Militärs für die Realisierung der Kriegsziele des Konzerns garantieren konnte. Die Großkonzerne suchten nach dem „starken Mann“, der in der Weimarer Republik unter den konservativen Parteien auszuwählen war. Der Vorsitzende der BAYER AG, Carl Duisberg hatte 1931 eine Vision: „Fortwährend ruft das deutsche Volk nach einem Führer, der es aus seiner unerträglichen Lage befreit. Kommt nun ein Mann, der bewiesen hat, dass er keine Hemmungen hat, und der gesonnen ist, den Geist der Frontgeneration in friedlicher Befreiungsarbeit einzusetzen und zu verwirklichen, so muss diesem Mann unbedingt Folge geleistet werden.“ (4) Im September 1933, nach der Machtübergabe an Hitler bekannte sich Duisberg zu seiner Rede von 1931: „Meine auf der ersten großen Tagung des Reichsverbandes unter meinem Vorsitz dargelegte Meinung hat sich heute noch nicht geändert: Das Wichtigste für die Industrie ist ein starker Staat, eine machtvolle und energische Regierung.“(5) Offiziell konnte Duisberg die neue deutsche Regierung „unter dem Führer Adolf Hitler“ mit einem dreifachen „Sieg Heil“ bereits am 15. Juli 1933 aus Anlass der Einweihung des Schwimmbades in Leverkusen hochleben lassen.
Die ersten Beziehungen zwischen der NSDAP und den IG FARBEN liegen viel weiter zurück. Seit spätestens 1930 hatte Duisberg im Namen der IG FARBEN und als Vorsitzender des Reichsverbandes der Deutschen Industrie finanziell zu den Wahl-Erfolgen der NSDAP beigetragen. Der Polizeipräsident von Berlin informierte am 5. Januar 1932 den Minister des Innern, dass „in früheren Zeiten, auch noch vor der letzten Reichstagswahl“ die NSDAP Gelder erhalten habe. Genannt wurden seinerzeit Graf Helldorf, Geheimrat Duisberg und Dr. Keil (6). Später nahm die „Bosch-Fraktion“ maßgeblichere Kontakte zur NSDAP auf. Die direkten Kontakte zur NSDAP liefen über die „Zweite Reihe“ der IG-Führungselite, Gattineau, Ilgner, Bütefisch und Dr.Schieber.
1930 gründete Max Ilgner die Zentralfinanzverwaltung der IG FARBEN (Zefi) in Berlin, die den offiziellen Kontakt zu den Behörden und Parteien aufzunehmen hatte. Zur gleichen Zeit stieß der Duisbergs Privatsekretär Heinrich Gattineau, ein Studienfreund von Rudolf Heß, zum Büro Ilgner und unterstützte diesen bei der Pflege der Verbindungen zur NSDAP, die er seit 1923 hatte. Für den zur gleichen Zeit bestehenden Kalle-Kreis, dem „Kränzchen“ der IG FARBEN, schuf Gattineau den Kontakt zum wirtschaftspolitischen Pressedienst der NSDAP. Hitlers Wirtschaftsexperte für Kontakte zu Wirtschaftskreisen, der NS-Journalist Walter Funk, erhielt auf Anfrage seitdem monatliche finanzielle Unterstützung durch das neu geschaffene Büro Gattineau (7). Vor dem Sturz Brünings setzte sich das „Kränzchen“ mit Funk in Verbindung, um auszuloten, ob die NSDAP die Geldwährung in Ordnung bringen könne, wenn sie am Regierungssteuer säße. In der ersten Hälfte des Jahres 1932 fanden zwei Zusammenkünfte mit Funk statt, eine davon in der IG-FARBEN-Zentrale Unter den Linden. Einmal arrangierte Funk für Geheimrat Hermann Schmitz, Ilgners Onkel, eine Begegnung mit Hitler. Zur gleichen Zeit sind aus dem zentralen Fonds der IG Gelder an die NSDAP gegangen. Gattineau erklärte gegenüber Ilgner, er wisse, dass der Kalle-Kreis Spenden von 20.000 bis 30,000 Reichsmark an die NSDAP übergeben habe. Im Winter 1933/34 zeigte sich die IG-FARBEN-Zentrale mit ihrer Spende für die SA in Höhe von 200.000 RM großzügiger. Die Spitze erreichte die IG FARBEN mit ihrer „Wahlspende“ vom 20. Februar. Sie belief sich auf 400.000 RM - der größte Einzelbeitrag eines deutschen Konzerns für die vereinigte Rechte von NSDAP, DNVP und DVP. Göring hatte über 20 Repräsentanten aus der Wirtschaft und Hochfinanz in seine Wohnung eingeladen, darunter befanden sich allein vier Herren der IG FARBEN, u.a. Carl Bosch und Georg von Schnitzler.
Die weiteren, inhaltlich anders gelagerten Kontakte zur NSDAP im Jahre 1931 konzentrierten sich auf die Medienkampagne zur Herstellung synthetischen Benzins. Um den Angriffen der Nazi-Presse, vor allem im Völkischen Beobachter, entgegenwirken zu können, veranstaltete die IG FARBEN seit Oktober 1931 offene Führungen in Leuna (7b). Einladungen gingen an alle Parteien des Reichstages außer an die KPD sowie an JournalistInnen. Der Leiter der Wirtschaftspolitischen Abteilung der Reichsleitung der NSDAP, Otto Wagener erklärte nach einem IG-Imbiß, dass das Benzin-Projekt völlig mit den Zielen des Nationalsozialismus übereinstimme. Nachdem es erneut zu NS-Presseangriffen kam, entschloß sich Carl Bosch, direkt an Hitler heranzutreten. Gattineau, der über einen direkten Draht zur NSDAP-Führung verfügte, hatte über Haushofer ein Treffen der IG FARBEN mit Hitler für das Frühjahr 1932 arrangiert. Tatsächlich fand es aber erst im Juni 1932 statt. Gattineau, Bütefisch, Heß und Hitler trafen sich in München. Hitler versprach, die Angriffe auf das Hydrierungsprojekt in der NS-Presse zu stoppen und die Importzölle auf Erdöl aufrechtzuerhalten, wenn er an der Regierung sei. Die Herstellung synthetischen Benzins für die Motorisierung Deutschlands und den Bau von Autobahnen begrüße er (8). Bosch, der Organisator des Hitler-Treffens, betrachtete das Ergebnis des Treffens als Erfolg. Doch ihm ging es um mehr. Als Kernpunkt bezeichnete er die Haltung der deutschen Wehrmacht zum Benzin-Projekt. Der stellvertretende Vorsitzende der IG-eigenen Länderbank, Geheimrat Lederer, kannte den Leiter des Heereswaffenamtes, Exzellenz Bockelberg, der wie der Finanzminister besonders auf die Vorbereitung zu einem neuen Krieges hinwies. Darauf kam es zur Besichtigung der Leuna-Werke unter Leitung Ilgners, an der Bütefisch, Schmitz und Bockelberg teilnahmen. In den abschließenden Verhandlungen zwischen dem Heereswaffenamt und der IG in der ersten Hälfte des Jahres 1932 - bereits vor dem Treffen vom 25.Juni mit Hitler - ging es um die Garantie für die Weiterführung der kriegswirtschaftlichen Konzeption des Chemiekonzerns. Die IG FARBEN hatte bereits 300-400 Millionen RM an Forschungs-und Entwicklungskosten für Leuna investiert. Die IG FARBEN konnte nunmehr auf die beiden Säulen, die Wehrmacht und die NSDAP setzen. Zum im August 1931 gegründeten „Mitteleuropäischen Wirtschaftstag“ (MWT) gehörte neben dem „Stahlhof“ in Düsseldorf auch der spätere Vizepräsident Max Ilgner. Dieser Kern der großkapitalistischen Macht erwies sich als industrielle Schaltstelle zur Förderung des Hitler-Regimes. Als Gegenleistung erhofften sie sich unter anderem die Erfüllung des Duisberg-Traumes von einem „geschlossenen Wirtschaftsblock von Bordeaux bis Sofia“ (9), um die südosteuropäischen Rohstoffquellen erschließen zu können.
Die konkreten Summen, welche die IG FARBEN-Zentrale zur Unterstützung der NSDAP aufbrachte, konnten im Nürnberger IG-Prozeß nicht festgestellt werden, ebensowenig die von einzelnen Sparten der IG FARBEN zur Verfügung gestellten Gelder.
Bislang unbekannt ist die Tatsache, dass die IG FARBEN bereits Anfang 1932 Kontakte zu Mussolini, seiner faschistischen Partei und den italienischen faschistischen Gewerkschaften hatte und dass IG-FARBEN-Dokumente zum „Kampf um die Rückeroberung der Kolonien“ seit April 1932 vorliegen. Die Deutsche Kolonialgesellschaft erhielt von dem IG FARBEN-Spendenbüro im Auftrag von Duisberg seit 1925 beachtliche Geldbeträge (10).

Zusammenfassend lässt sich sagen:

- Die Führungseliten, die späteren Wehrwirtschaftsführer der IG FARBEN, haben lange vor Hitlers Machtübernahme eine Diktatur gewünscht, die ohne Rücksicht auf die Volksmassen „handeln“ konnte.

- Sie strebten die Beherrschung der europäischen Industrie, und wenn möglich außerhalb Europas an.

- Noch bevor die Macht an Hitler übertragen wurde, hatte die IG FARBEN Abmachungen für eine Regierungsunterstützung zur Ausdehnung ihrer Anlagen für synthetisches Benzin abgeschlossen.

- Die IG FARBEN arbeitete aufs Engste mit den militärischen Führern zusammen und nahm an der Planung für den Aufbau einer gigantischen deutschen Armee und Luftwaffe teil.

- Als Vorkämpfer für die unbegrenzte Wiederaufrüstung Deutschlands stellte sich die IG FARBEN mit ihrem gesamten Gewicht hinter Göring.

- Carl Krauch war führender Mann der gesamten chemischen Industrie Deutschlands und arbeitete bei der Umsetzung des Vierjahres-Plans der IG FARBEN eng mit Göring zusammen.

- Die Leiter der IG FARBEN wussten infolge ihrer strategischen Position auf dem Gebiet von Gummi, Benzin und Giftgas, dass die Wiederaufrüstung bei weitem jeden vorstellbaren Verteidigungszweck überstieg.

- Die Beratungen der IG FARBEN mit den militärischen und politischen Führern überstiegen bei weitem das Gebiet der technischen Angelegenheiten, waren äußerst aggressiv und in jeder Beziehung auf den Krieg gerichtet.

In diesem Zusammenhang hielt die US-Anklage folgendes Dokument fest, das in die Geschichte als „Krauch-Memorandum“ einging:
„Es ist unerlässlich für Deutschland, sein eigenes Kriegspotential, ebenso wie das seiner Verbündeten, so zu stärken, dass dieser Zusammenschluss praktisch den Kräften der übrigen Welt gleichkommt. Dies kann jedoch nur durch neue, starke und gemeinsame Anstrengungen aller Bundesgenossen erreicht werden, indem das Wirtschaftsgebiet zunächst friedlich auf den Balkan und auf Spanien ausgedehnt wird, entsprechend den verbesserten Rohstoffverhältnissen unserer Bundesgenossen. Wenn diesen Überlegungen nicht mit größter Eile Taten folgen, werden alle Blutopfer des nächsten Krieges umsonst sein und es wird uns das bittere Ende nicht erspart bleiben, das wir uns selbst durch unsern Mangel an Voraussicht und Ziellosigkeit beschert haben. (11)“
Dieser Krauch-Bericht an Göring vom April 1938 gilt als offizielles Dokument der Anklage des US-Militär-Tribunals zum Anklagepunkt I, Verschwörung zur Planung und Durchführung von Angriffskriegen.
In diesem Zusammenhang sei daran erinnert, dass Duisbergs Annexions-Pläne aus dem 1. Weltkrieg nach 1933 wieder aktuell wurden. Während der Brest-Litowsker Friedensverhandlungen hatte die IG 3 Millionen Reichsmark für die Errichtung von Siedlungsgesellschaften im Baltikum zur Verfügung gestellt. Duisbergs Idee „Die Annexion unmittelbar an das Reich grenzender Gebiete schon unter dem Gesichtspunkt der Nahrungsmittelversorgung in einem zukünftigen Krieg“ sicherzustellen, wurde nach dem Diktatfrieden von Brest-Litowks nicht aufgegeben. Im Juli 1918 beteiligte sich Duisberg an der Gründung des „Osteuropa-Syndikats“ mit dem Ziel, eine dauernde Beherrschung Deutschlands über Rußland, die Ukraine und den Kaukasus zu erlangen. Die IG-FARBEN-Konzeption vom Großraum im Osten war eine Vorwegnahme der Hitlerschen Russland-Politik (12).

Anmerkungen

(1) Betriebsarchiv VEB Filmfabrik Wolfen
(2) Zit.nach Willi A.Boelcke, Die deutsche Wirtschaft 1930-1945. Interna des Reichswirtschaftsministeriums, Düsseldorf 1983,S.238, in: Günther Luxbacher, Roh-und Werkstoffe für die Autarkie, Textilforschung in der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft, Berlin 2004, S.5.
(3) Vermittlungsstelle Wehrmacht, 11.02.1936, Betriebsarchiv Elektrochemisches Kombinat Bitterfeld S. 1087.
(4) Carl Duisberg, Abhandlungen, Vorträge und Reden aus den Jahren 1932-1933, Berlin 1933, S. 135.
(5) Carl Duisberg, Meine Lebenserinnerungen, Leipzig 1933, S.138.
(6) Martin Seckendorf, Fundst¸cke, Berliner Gesellschaft für Faschismus-und Weltkriegsforschung, 29.05.04, www.berliner-gesellschaft.org.
(7) Eidesstattliche Erklärung Dr.Heinrich Gattineau, Document NO. NI-4833 Office of Chief of Councel for War Crimes, in: Der Auschwitz-Prozeß, Hrsg. Fritz Bauer Institut Frankfurt/Main und Staatliches Museum Auschwitz-Birkenau
(7b) Anfang 1932 hatte der VB zum Benzin-Projekt wohlwollend berichtet, doch erneuerte seine Anwürfe. Es wurden Zweifel geäu_ert, ob das Projekt und die Unterstützung durch die Regierung gerechtfertigt sei. Es handle sich doch um eine Firma, die unter dem Einfluß ausbeuterischer „internationaler Finanzherren“ stehe. Vor 1933 waren diese Auffassungen in der NSDAP verbreitet, später duldete die Parteiführung sie nicht mehr.
(8) Henry Ashby Turner, Jr., Die Großunternehmer und der Aufstieg Hitlers, Siedler, Berlin 1985, S.302 ff.
(9) Carl Duisberg, Abhandlungen...a.a.O., S.173
(10) vgl. Janis Schmelzer, Aus der Geschichte der Filmfabrik Wolfen, Heft 10, IG-Farben stoßen nach Afrika, Bitterfeld-Wolfen, 1965; Heft 13. Die Herren Generale, Wolfen 1966; Heft 16. Die braune Box, Wolfen 1967
(11) Nuremberg Trials. War Crimes and International Law, Ergänzte Sonderausgabe, Übersetzung aus dem Englischen von Ruth Kempner, Zürich 1951, S. 92
(12)Thomas Portz, Großindustrie, Kriegszielbewegung und OHL, Siegfrieden und Kanzlersturz. Carl Duisberg und die deutsche Au_enpolitik, Lauf a.d.Pegnitz, 2000, S.280f

Die IG FARBEN, die Geldhäuser & die NSDAP

Eine Bank für Hitler

Ein Schlüsselrolle im Verhältnis der IG FARBEN und anderer Konzerne zur NSDAP kam der Kölner Bankiersfamilie von Schnitzler mit ihren vielfältigen Verbindungen zu. Der zu ihrem Clan gehörende Kurt Freiherr von Schröder war es, der Hitler in den Düsseldorfer Industrie-Club lud und ihn dort die Allianz von Faschismus und Kapitalismus besiegeln ließ.

Von Axel Köhler-Schnura

In welchem Umfang hat BAYER die Nazis und Hitler finanziert? Inwieweit haben die IG FARBEN - der Zusammenschluß von BAYER, HOECHST und BASF zum damals größten Wirtschaftsimperium der Welt - die Nazidiktatur finanziell und politisch in den Sattel gehoben? Welchen Anteil hatte BAYER-Chef Carl Duisberg daran? - Die Antworten auf diese Fragen sind noch heute nicht völlig klar. Die betroffenen Konzerne halten die Dokumente in ihren Archiven unter Verschluss, klare Auskünfte werden verweigert, entsprechende Feststellungen werden als „Beleidigung“, „Diffamierung“, „haltlos“ etc. zurückgewiesen.

Doch es gibt einen Zeugen der Anklage: Karl-Eduard von Schnitzler. Er ist Spross einer Bankiersfamilie aus Köln und mit drei Hauptakteuren verwandt, die seinerzeit das Scharnier zwischen dem zur Macht strebenden Hitler und der fest im Sattel der Macht sitzenden IG FARBEN bzw. BAYER/Leverkusen bildeten. Es handelt sich um:
- Richard von Schnitzler, Onkel von Karl Eduard von Schnitzler, I.H. Stein-Bank/Köln, Aufsichtsratsmitglied der IG FARBEN;
- Georg von Schnitzler, Vetter von Karl Eduard von Schnitzler, Mitglied des Vorstands der IG FARBEN;
- Kurt Freiherr von Schröder, ein weiterer Vetter von Karl Eduard von Schnitzler, Direktor der I.H.STEIN-BANK/Köln, Schwiegersohn von Richard von Schnitzler.

Im Zentrum des verhängnisvollen Geschehens steht die Familienbank I.H. STEIN. Über diese Bank schreibt Kurt Gossweiler in seinem Buch „Sturz ins Dritte Reich“: „Das Bankhaus I.H. STEIN war bereits 1921 ... mit den beiden tragenden Säulen des deutschen Imperialismus, der Ruhrschwerindustrie und der chemischen Industrie aufs Engste verbunden.“ Direktor der Bank war der oben erwähnte Kurt Freiherr von Schröder, der Schwiegersohn des ebenfalls erwähnten Richard von Schnitzler. Die Bank war nicht nur eine der Hausbanken von BAYER und der IG FARBEN, sondern saß bei dieser auch im Aufsichtsrat. Vertreten durch Heinrich von Stein und Richard von Schnitzler, Schröders Schwiegervater.

Direktor Kurt Freiherr von Schröder, Direktor der Hausbank von BAYER und der IG FARBEN, war auch der „Erfinder“ der Idee, für jede Tonne geförderter Ruhrkohle fünf Reichspfennige an die faschistische Harzburger Front zu zahlen. Damit wurde noch lange vor den üblichen direkten Industriespenden an die NSDAP Hitler direkt finanziert, denn der stärkste Partner der Harzburger Front war Hitlers NSDAP.
Es war aber auch eben dieser Direktor Schröder, der höchstpersönlich das alles entscheidende Treffen zwischen Hitler und der deutschen Industrie organisierte. Er machte es möglich, dass Hitler seine faschistischen Großmachtpläne einem handverlesenen Kreis von Generaldirektoren deutscher Banken und Konzerne im Düsseldorfer Industrieclub vortragen durfte. Bekanntlich kam es nach dieser Rede vor den Industriellen zu stehenden Ovationen. Die offizielle Einladung von Adolf Hitler in den Industrieclub sprach übrigens Jost Henkel vom Düsseldorfer HENKEL-Konzern aus. Auch hier sind die Bande zur IG FARBEN unübersehbar.

Und schließlich war es eben jener Schröder, in dessen Haus in Köln am 4. Januar 1933 das Treffen zwischen Hitler und dem Reichskanzler Papen stattfand, dessen Ergebnis die Machtübergabe an Hitler war. Schröder selbst sagte unter Eid vor dem Nürnberger Kriegsverbrecher-Tribunal aus: „Bevor ich den Schritt (zu diesem Treffen, d. Verf.) unternahm, besprach ich mich mit einer Anzahl von Herren der Wirtschaft und informierte mich allgemein, wie sich die Wirtschaft zu einer Zusammenarbeit der beiden stellte. Die allgemeinen Bestrebungen der Männer der Wirtschaft gingen dahin, einen starken Führer in Deutschland an die Macht kommen zu sehen, der eine Regierung bilden würde, die lange Zeit an der Macht bleiben würde.“

Nun, „den starken Führer“ verlangte BAYER-Boss Carl Duisberg mit genau diesen Worten bereits in den 20er Jahren. Und so schließt sich der Kreis: Die Drahtzieher im Hintergrund, die Hitler bereits sehr frühzeitig finanzierten und die dem Faschisten den Durchbruch zur Macht verschafften, waren Carl Duisberg und seine IG FARBEN. So erklärt sich auch das unüberschaubare Meer faschistischer Traditionsfahnen und Nazi-Uniformen zu Carl Duisbergs Tod.

Nachbemerkung: Karl Eduard von Schnitzler hat sich von den „Hitler-Machern“ (K.E. v. Schnitzler) in seiner Familie getrennt und wurde Kommunist. Er trat mit seinen Informationen an die Öffentlichkeit, nachdem das ZDF im Jahr 1995 in einer skandalösen „historisch-fundierten“ Fernseh-Serie Hitler als Alleintäter präsentierte.

[Ticker 02/2005] STICHWORT BAYER 02/2005 – Ticker

CBG Redaktion

AKTION & KRITIK

GREENPEACE-Aktion in Antwerpen
BAYER produziert in Antwerpen den Weichmacher Bispenol A, der durch seine hormon-ähnliche Wirkung den menschlichen Organismus schädigen kann. Wäre das EU-Chemikaliengesetz REACH schon in Kraft, das den Chemie-Konzernen die Pflicht auferlegen will, Tausende niemals auf ihre gesundheitsschädliche Wirkung hin untersuchte Stoffe zu überprüfen, hätte der Multi die Substanz womöglich schon längst aus dem Verkehr ziehen müssen. Darum hat GREENPEACE mit einer spektakulären Aktion bei BAYER/Antwerpen auf die Notwendigkeit aufmerksam gemacht, REACH ohne die Änderungswünsche der Industrie zu verabschieden. Die AktivistInnen erklommen die Türme einiger Anlagen und brachten darauf weithin sichtbare Transparente mit den Aufschriften „BAYER ohne Gift“ und „Produziert sicherere Substanzen“ an. „Unternehmen wie BAYER und BASF sollten sich klar für ein Ersetzen problematischer Stoffe aussprechen“, forderte der GREENPEACE-Chemieexperte Fawaz Al Bitar und verwies auf Konzerne wie SONY, IKEA und H&M, die gefährliche Chemikalien in ihren Produkten schon substituiert haben.

Aus für Gentech-Hühnerfutter
GREENPEACE hat in Australien Hühner-Züchter aufgefordert, auf gentechnisch produzierte Soja- und Rapssorten made by BAYER und MONSANTO zu verzichten und hatte Erfolg: Die größten Züchter-Gesellschaften erklärten, künftig kein Gen-Futter mehr zu verwenden.

Proteste gegen Genraps
Im japanischen Tokio haben GREENPEACE, LandwirtInnen-Organisationen, UmweltschützerInnen und VerbraucherInnen-Initiativen vor der kanadischen Botschaft gegen die Genraps-Ausfuhren des Landes protestiert. Sie schichteten einen Flaschenberg mit Rapsöl auf, um der Botschaft plastisch die Folgen eines möglichen Boykotts vor Augen zu führen. „Stoppen Sie die Kontamination Japans mit Gentech-Pflanzen“ forderte die Koalition die DiplomatInnen auf. 80 Prozent des in Japan eingeführten Rapses stammen aus Kanada, bei 80 Prozent davon handelt es sich um von BAYER oder von MONSANTO gentechnisch veränderte Sorten. Schon bei der Anlandung in den Häfen verbreiten sich die Raps-Samen in der Umwelt. Ein japanisches Forschungsinstitut hat noch 30 Kilometer von den Verladestationen entfernt Spuren des Genrapses nachgewiesen.

Proteste bei BAYER CROPSCIENCE
Vom 11. bis zum 15. April 2005 fand in Lyon die Gentech-Konferenz „BioVision“ statt, zu deren Hauptsponsoren BAYER CROPSCIENCE zählte. Zudem gehörten Konzern-VertreterInnen zu den TeilnehmerInnen der Gesprächsrunden. Das nahmen französische Gentech-GegnerInnen zum Anlass, der Lyoner CROPSCIENCE-Niederlassung einen Besuch abzustatten. Sie luden - organischen - Müll vor dem Eingangstor ab, um gegen die Risikotechnologie im Allgemeinen und Freisetzungsversuche mit Genpflanzen im Besonderen zu protestieren.

PAN gegen LINDAN
Seit BAYER die US-Firma GUSTAFSON erwarb, befindet sich das nicht nur durch den Holzgifte-Skandal mit seinen unzähligen Opfern berühmt-berüchtige Pestizid LINDAN wieder im Sortiment des Konzerns. Die USA gehören zu den wenigen Staaten, die seinen Gebrauch noch nicht komplett untersagt haben, obwohl sich Rückstände des Ultragifts in 62 Prozent aller menschlichen Körper nachweisen lassen. Die US-amerikanische Sektion des PESTIZID-AKTIONS-NETZWERKS (PAN) hat deshalb einen „call in day“ inititiiert, um BAYER zu einem Verkaufsstopp zu bewegen. 200 Menschen beteiligten sich an der Aktion und sprachen beim Konzern telefonisch in Sachen „LINDAN“ vor. Zudem startete PAN eine Brief-Kampagne. Auch die COORDINATION wandte sich an BAYER und sprach das Thema zudem in der Hauptversammlung des Konzerns an.

Neue „Corporate Crime“-Website
Die Asien-Sektion des PESTIZID-AKTIONS-NETZWERKS (PAN) baut eine homepage zu Konzernverbrechen der Agro-Multis BAYER, MONSANTO und SYNGENTA auf. Die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) hat der „Corporate Crime“-Site auf Anfrage viele Informationen zur Verfügung gestellt.

Frauen-Demo gegen Chemiegefahren
Die chemie-kritische Initiative WOMEN IN EUROPE FOR A COMMON FUTURE hat in Berlin unter dem Motto „Frauen werden giftig“ eine Demonstration mit 100 TeilnehmerInnen durchgeführt. Auf der Protestveranstaltung ließ sich auch Bundesumweltminister Jürgen Trittin sehen, um „seine Unterstützung zu zeigen“.

BAYER-Tag auf der LAGA
Am 1. Mai, dem Tag der Arbeit, hatte „Premiumsponsor BAYER“ zum Sonntagsausflug auf die Landesgartenschau (LAGA) geladen. Und dies zu Premiumbedingungen: MitarbeiterInnen, deren Angehörige und Freunde durften zum Firmenrabatt das fast schattenlose Leverkusener Deponiegelände bei 30 Grad Celsius besichtigen. Der große Andrang machte die Sache noch schweißtreibender, auch für die Aktiven der COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG). Diese informierten die BAYER-Gemeinde über die ungeschminkte Geschichte der ehemaligen Giftmüllhalde; über all das, was die von BAYER gestaltete Ausstellung auf der LAGA verschweigt oder beschönigt wie die Krankheits- und Todesfälle und die Restrisiken der Altlast. So endete also der Sonntagsausflug für so manche/n BesucherIn nachdenklich.

Imkerbund schreibt BAYER
Im Rahmen der Landesgartenschau präsentiert BAYER auch die Aktvitäten von HobbyimkerInnen. Der Konzern verweist dabei zwar auf Bedrohungen für die Bienenbestände, über den Bienentod durch das hauseigene Pestizid GAUCHO verliert er jedoch kein Wort. Der bundesdeutsche Erwerbsimkerbund kritisierte dieses Vorgehen und erwirkte eine Änderung der Darstellung.

CBG für Friedenspreis vorgeschlagen
Die Stiftung „AnStifter“ hat die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) gemeinsam mit 22 weiteren Gruppen für den „Stuttgarter Friedenspreis“ nominiert. Der Vorschlag kam von baden-württembergischen ImkerInnen, die das Engagement der CBG gegen das bienengefährliche BAYER-Pestizid GAUCHO als preiswürdig erachteten.

Spanische ImkerInnen protestieren
In Madrid haben 3.000 spanische ImkerInnen gegen das Sterben ihrer Bienenvölker durch das BAYER-Pestizid GAUCHO mit dem Wirkstoff Imidacloprid protestiert und ein Verbot gefordert.

Alternativer ImkerInnenbund gegründet
Im April 2005 hat sich in Königswinter der ALLGEMEINE DEUTSCHE IMKERBUND konstituiert. Hauptgrund für die Neugründung stellte die Verärgerung der BienenzüchterInnen über die lasche Reaktion des Berufsimkerbundes auf das Bienensterben durch das BAYER-Pestizid GAUCHO dar. Nicht zuletzt weil der Verband Spenden vom Leverkusener Multi erhält, sucht er in Sachen „GAUCHO“ nämlich immer einvernehmliche Lösungen mit dem Agro-Multi.

Beschäftigte demonstrieren
Den MitarbeiterInnen von BAYERs abgespaltener, nun unter dem Namen LANXESS firmierender Chemie-Sparte am Standort Uerdingen drohen Entgelt-Einbußen von bis zu 800 Euro, weil das Unternehmen übertarifliche Leistungen und sonstige beim Leverkusener Multi übliche Zulagen nicht länger gewährt. Im Durchschnitt kürzt die Geschäftsleitung die Bezüge um 179 Euro. Deshalb ging die Belegschaft am 19.1.05 auf die Straße; 2.500 Beschäftigte nahmen an der Demonstration teil. Jetzt hat die Firmenleitung zumindest einen Abbau der Übertarife in Stufen zugesagt, LANXESS will die Zahlungen mit künftigen Entgelt-Erhöhungen verrechnen.

LANXESS bekommt Besuch
In Addyston, dem US-amerikanischen Standort von BAYERs Chemie-Abspaltung LANXESS im Bundesstaat Ohio, gehören Störfalle zum Normalfall. Seit der Leverkusener Multi das Werk 1996 von MONSANTO übernahm, ereigneten sich dort 66 Unfälle. Erst im Herbst 2004 trat zweimal in kurzen Abständen das Krebs erregende Gas Acrylnitril aus. Im März reiste ein Vertreter der Initiative OHIO CITIZEN ACTION in die Bundesrepublik, um dem LANXESS-Vorstand einen Protestbrief zu überreichen.

Protest gegen „AIDS“-Anzeige
Mit großflächigen Zeitungsannoncen, auf denen ein Schwulenpaar abgebildet ist, wirbt der BAYER-Konzern derzeit für Diagnostika zur Bestimmung des HI-Virus und setzt sich damit als ein Unternehmen in Szene, das sich bei der Behandlung von „AIDS“ besonders engagiert. Diese Selbsteinschätzung verweist das WISSENSCHAFTLICH-HUMANITÄRE KOMMITEE (whk) ins Reich der Illusionen. „Für das whk sind diese Äußerungen blanker Hohn. Es ist allgemein bekannt, dass sich BAYER aus der Erforschung wirksamer Medikamente gegen HIV und AIDS weitgehend zurückgezogen hat. Wenn der Konzern nun schwulen Männern, die in den westlichen Industrieländern nach wie vor am meisten von AIDS betroffen sind, ausgerechnet die Methode der Resistenzbestimmung nun als wichtigen Schritt gezielter und individueller ‚Hilfe‚ verkaufen will, ist das mehr als zynisch. Vor dem Hintergrund des von BAYER-Medikamenten verursachten weltweiten AIDS-Skandals bekommt die Anzeige sogar den Charakter einer regelrechten Desinformationskampagne“, kritisierte die Initiative und rief zu Protesten auf.

Resolution gegen die Order 81
Die im Irak neu eingeführte Order 81 (SWB 1/05) sichert BAYER und anderen Agro-Multis den industriellen Zugriff auf die Landwirtschaft des Landes. Darum wandten sich Träger des Alternativen Nobelpreises und andere TeilnehmerInnen der Konferenz „Die Alternative - Ausblicke auf eine andere Globalisierung“ gegen das Gesetz. „Die ‚Order 81‘ wurde vom US-Beauftragten für den Wiederaufbau des Irak, Paul Bremer, erlassen. Sie hat zum Ziel, dass die irakischen Bäuerinnen und Bauern zukünftig daran gehindert werden, ihre uralten Saaten und Kulturpflanzen anzubauen. Die Bäuerinnen und Bauern werden dazu gezwungen, nur noch industriell entwickeltes, gentechnisch manipuliertes und von Unternehmen patentiertes Saatgut zu verwenden. Wir fordern von der Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika wie von der Regierung des Irak, die ‚Order 81' zurückzunehmen“, heißt es in der unter anderem von Vandana Shiva, Hans Peter Duerr und Johan Galtung unterschriebenen Erklärung.

Chemie-Kritik im TV
Das spanische Fernsehen zeigte einen Bericht über die Risiken der Chemie-Produktion bei BAYER & Co., zu dem auch die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) Informationen geliefert hatte. Der Journalist bedankte sich bei der CBG und gab zugleich einen Eindruck davon, wie schwierig es ist, in den Medien Kritik an den Konzernen zu üben. „Es war keine leichte Sache, diesen Film zu machen. Der Druck war so groß, dass wir am Ende vieles weglassen mussten, um den Rest zu schützen. Eines, was wir weglassen mussten, waren konkrete Bemerkungen zu konkreten Produkten. Deswegen musste die BAYGON-Sequenz (BAYER-Pestizid, Anm. Ticker) weg. Aber immerhin ist DIAZINON (dito) geblieben“, schrieb er.

KAPITAL & ARBEIT

Mehr Arbeit, weniger Lohn
BAYERs für Bau und Unterhalt von Anlagen zuständige Gesellschaft BAYER TECHNOLOGY SERVICES kündigte die Vernichtung von 255 Arbeitsplätzen an. Mit diesem Erpressungspotenzial ging das Unternehmen in die Verhandlungen mit dem Betriebsrat und erreichte gegen die Zusicherung, „nur“ 155 Stellen zu streichen, die Zustimmung zu einer 40-Stunden-Woche ohne Lohnausgleich. Eine Öffnungsklausel im Tarifvertrag machte eine solche Lösung möglich. Der für eine alternative Gewerkschaftsgruppe im Betriebsrat sitzende Klaus Hebert-Okon kritisierte das Ergebnis der Einigung von Vorstand und IG BERGBAU, CHEMIE, ENERGIE (IG BCE). Er befürchtet durch solche einseitigen Maßnahmen wahlweise eine den Zusammenhalt der BAYER-WerkerInnen schwächende neue Unübersichtlichkeit bei den Arbeitsbedingungen oder aber den Startschuss zu einer alle betreffenden größeren Lohnkürzungsoffensive.

Schlechtes Betriebsklima
Selbst führende ManagerInnen bewerten das Betriebsklima bei BAYER negativ. Bei einer Umfrage unter Leitenden Angestellten von 20 Chemie-Konzernen belegte der Leverkusener Agro-Multi mit einer Durchschnittsnote von 3,59 nur den 18. Platz.

126 Entlassungen in Lyon
BAYER CROPSCIENCE hat am französischen Standort Lyon 126 Beschäftigte entlassen.

BAYER schließt TDI-Anlage
BAYER hat im US-amerikanischen New Martinsville eine Anlage zur Produktion des Kunststoffs Tolylendiisocyanat (TDI) geschlossen und damit 30 Arbeitsplätze vernichtet. Im Zuge der Abwicklung drosselt der Multi auch die Herstellung von TDI-Beiprodukten am Standort. Von ehemals acht TDI-Fertigungsstätten bleiben jetzt nur noch die in Baytown, Dormagen und Brunsbüttel übrig. Ob sie alle überleben, wenn der Multi im Jahr 2009 sein neues Werk im chinesischen Shanghai in Betrieb nimmt, dürfte fraglich sein.

Arbeitsplatzvernichtung bei LANXESS
BAYER entschied sich Ende 2003, die Chemie- und Teile der Kunststoff-Sparte abzuspalten und unter dem Firmen-Namen LANXESS am 31. Januar 2005 an die Börse zu bringen. Seither reißen die Meldungen über Rationalisierungsmaßnahmen, Lohn-Kürzungen, und Arbeitsplatzvernichtung nicht ab. Im Juni beschloss die Geschäftsführung die Streichung von 960 Stellen in der Bundesrepublik. 500 Stellen fallen in der Leverkusener Feinchemie-Produktion weg. LANXESS plant überdies eine Veräußerung dieses Geschäftszweigs, der vor allem unter mangelnder Nachfrage von BAYERs verkleinerter Pharma-Sparte leidet - das wäre dann die Abspaltung der Abspaltung. 300 Jobs streicht der Konzern im Bereich Styrol-Harze und ABS-Kunststoffe am Standort Dormagen und 150 Jobs beim Beschäftigten-Pool. Darüber hinaus führt die Chemie-Firma die 35-Stunden-Woche ohne Lohnausgleich ein. Zunächst stand sogar die Schließung von einem der beiden Feinchemie-Standorte im Raum - aber das war nur Teil „der sehr geschickten Taktik von Vorstandschef Axel Heitmann“, wie die Süddeutsche Zeitung schrieb. „Den Wettbewerb zwischen Dormagen und Tarragona heizte er immer wieder mit der Ankündigung an, nur einer von beiden könne überleben. In einer solchen Gemengelage sind Mitarbeiter bereit, Zugeständnisse zu machen, wenn es der Sicherung von Arbeitsplätzen dient“, so die Zeitung weiter. Die Börse honorierte die Poker-Qualitäten Heitmanns. Kurz nach Bekanntwerden der Rationalisierungsmaßnahmen stieg der Kurs der LANXESS-Aktie um bis zu fünf Prozent. Er dürfte in Zukunft noch mehr steigen, denn Heitmann kündigte weitere Arbeitsplatzvernichtungen an.

LANXESS ohne Papier-Chemie?
Die BAYER-Abspaltung LANXESS kündigte an, einen Partner für das Geschäft mit Papier-Chemikalien zu suchen. Auch einen Verkauf der Sparte hält der Vorstandschef Axel Heitmann für möglich. Den 350 MitarbeiterInnen an den Standorten Leverkusen und Bushy Park stehen also ungewisse Zeiten bevor. Bei anderen den Profit-Erwartungen nicht entsprechenden Betriebsteilen will das Unternehmen Heitmann zufolge ähnlich vorgehen.

Bei LANXESS geht die Angst um
Wie es um das Betriebsklima bei der permanent neue Arbeitsplatzvernichtungen bekannt gebenden BAYER-Abspaltung LANXESS bestellt ist, hat der Stern dokumentiert. Das Magazin zitiert einen Beschäftigten: „Es heißt, bei LANXESS sind die Betriebsteile, die keine oder geringe Rendite machen. Ja bin ich denn auch ein scheiß-unrentabler Mitarbeiter?“. Von Zukunftsangst gequält, schildert er den JournalistInnen seinen Gemütszustand: „Ich habe manchmal das Gefühl, ich fahre im Blindflug auf eine Straßenkreuzung zu und weiß nicht, ob es da weitergeht“.

LANXESS ohne Standort-Vereinbarung?
Finanz-AnalystInnen werten die von der BAYER-Abspaltung LANXESS übernommene „Standort-Sicherungsvereinbarung“, die bis 2007 betriebsbedingte Kündigungen ausschließt, als Bremse für den Börsenkurs. Deshalb stellt Unternehmenschef Axel Heitmann sie jetzt zur Disposition und will Unterredungen mit dem Betriebsrat führen. Die unerwartet schlechte Geschäftslage lasse ihm keine andere Wahl, bekundete Heitmann. Sollten die Gewerkschaften sich nicht gesprächsbereit zeigen, müsse LANXESS noch mehr Standorte als geplant schließen, drohte er. Eine einseitige Kündigung des Standort-Vertrages schloss der Vorstandsvorsitzende allerdings aus.

Sanierung auf Kosten von LANXESS
Wie von der COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) vorausgesagt, vergeht kaum ein Monat ohne Hiobsbotschaft von LANXESS. Nach Standortschließungen und massiver Arbeitsplatz-Vernichtung stellt die BAYER-Abspaltung nun auch noch die „Standort-Sicherungsvereinbarung“ in Frage (s. o.). Es zeichnet sich immer deutlicher ab, dass der Pharma-Riese sich auf Kosten von LANXESS saniert hat. „Die Abspaltung des Chemie-Konzerns LANXESS von BAYER ist eine rundherum gelungene Veranstaltung - für BAYER“, schreibt die Faz. Der Pharma-Riese habe dem neu gegründeten Unternehmen Milliarden-Schulden aufgebürdet, profitable Chemie-Geschäfte wie WOLFF WALSRODE vorenthalten und es damit in eine schwierige ökonomische Lage gebracht, kommentierte die Zeitung.

Illegale Beschäftigung bei BAYER
Der Leverkusener Multi hat im Antwerpener Werk illegal ChinesInnen beschäftigt und sie auch noch zu chinesischen Konditionen (ca. 1 Euro Stundenlohn) bezahlt. Der Konzern beabsichtigte, sie für die Arbeit in der voraussichtlich 2009 fertiggestellten Kunststoff-Anlage in Shanghai zu schulen. Die hautnahe Konfrontation mit der chinesischen BAYER-Zukunft hat zudem bei den belgischen Beschäftigten Ängste vor Arbeitsplatzvernichtungen in Antwerpen entstehen lassen.

Hunderte in MitarbeiterInnen-Pools
Der „Standortsicherungsvertrag“ schließt bis 2007 betriebsbedingte Kündigungen aus. Deshalb parkt BAYER immer mehr MitarbeiterInnen in den so genannten Beschäftigten-Pools, wo sie dann auf Einsätze als SpringerInnen warten. Hunderte Belegschaftsangehörige, vor allem wegrationalisierte LaborantInnen und ChemikantInnen, befinden sich derzeit in dem „Zwischenlager“. Nach Ansicht der BASIS BETRIEBSRÄTE, einer oppositionellen Gewerkschaftsgruppe im Leverkusener BAYER-Werk, soll die perspektivlose Pool-Zeit die MitarbeiterInnen so mürbe machen, dass sie der Auflösung ihrer Verträge gegen Zahlung einer Abfindung zustimmen.

BAYER reduziert Übertarif
Das schlechte Beispiel der BAYER-Abspaltung LANXESS macht Schule (siehe AKTION & KRITIK). Wie das nunmehr selbstständige Chemie-Unternehmen reduziert nun auch der Leverkusener Multi die übertariflichen Zahlungen, indem er sie mit künftigen Entgelt-Erhöhungen verrechnen will.

BAYER-Betriebsrat gegen Grüne
Die IG BERGBAU, CHEMIE, ENERGIE (IG BCE) hat schon vor langer Zeit ihren „sozialen Frieden“ mit dem Kapital gemacht. Angesichts von mehr als fünf Millionen Arbeitslosen zwingt sie das zu abenteuerlichen Volten. Da BAYER & Co. als unantastbar gelten, haben sie die Umweltpolitik der Grünen als Grund der Misere ausgemacht. „Die Grünen tun mit ihren ständigen Bedenken alles, um die deutsche Wirtschaft kaputt zu machen“, hetzte BAYERs Gesamtbetriebsratschef Erhard Gipperich und trat offen für eine Große Koalition in Nordrhein-Westfalen ein. Er brachte die „Initiative Pro Industriepolitik“ mit auf den Weg, der Betriebsräte von BAYER, TELEKOM, THYSSEN, FORD angehören. 1,2 bis 1,5 Millionen Beschäftigte repräsentiert sie nach Gipperichs Worten. Erste Tat der KollegInnen der Bosse: Sie schrieben einen Offenen Brief an den damaligen NRW-Ministerpräsident Peer Steinbrück, in dem sie eine Neujustierung des Verhältnisses zwischen Ökonomie und Ökologie forderten. Aber selbst Mitglieder der Initiative distanzierten sich von Gipperichs markigen Worten. Und andere Gewerkschaftler reagierten empört über den Wahlkampf des BAYER-Betriebsratlers: „Ein ziemlich dreistes Stück“.

Schneider für weniger Gewerkschaftsmacht
BAYERs Aufsichtsratsvorsitzender Manfred Schneider tritt dafür ein, die paritätische Mitbestimmung abzuschaffen und fordert eine Reduzierung der Gewerkschaftsmandate. „Mitbestimmung ist kein Exportschlager. Es muss sich etwas ändern“, so Schneider.

Das Baden-Badener Netzwerk
Die seit 1954 stattfindenden „Baden-Badener Unternehmensgespräche“ sind eine wichtige Kaderschmiede der bundesdeutschen Wirtschaft. Alljährlich schickt die Deutschland AG ihren Manager-Nachwuchs auf die drei Wochen dauernden Lehrgänge. Viele der TeilnehmerInnen wie etwa Jürgen Schrempp oder Klaus Kleinfeld haben später Spitzenpositionen übernommen. BAYER-Chef Werner Wenning ist selbstverständlich auch ein Baden-Badener, er war 1991 beim 87. Unternehmergespräch mit von der Partie. Sein Amtsvorgänger Manfred Schneider holte sich beim 77. den „letzten Karriereschliff“, wie die Welt schreibt.

Verschärfte Eingangskontrollen
Die Pressefreiheit endet bei BAYER spätestens vor dem Werkstor. Die heiligen Hallen der Produktion bleiben JournalistInnen in der Regel verschlossen - der Konzern wird schon wissen, warum. Im letzten Jahr bemühten sich ReporterInnen aber doch einmal, in Leverkusen einen Blick hinter die Kulissen zu erhaschen, was das Unternehmen als den Versuch wertete, „in Industrie- und Chemieanlagen einzudringen“. Der Multi zog sofort Konsequenzen und machte sich an die „Optimierung der Zugangsregelung“. Ein Betreten des Geländes ist jetzt nur noch mit einem Ausweis möglich, dessen Gültigkeit ein Lesegerät prüft. Zudem schloss BAYER einige Eingangstore.

Krankenkassen-Beiträge für BAYER gesenkt
Der 1. Juli 2005 hat das Ende der paritätischen Krankenversicherung besiegelt. Seither zahlen BAYER & Co. prozentual weniger als die Beschäftigten. Während ihr Beitragssatz um 0,45 Prozent sinkt, steigt er für die Belegschaftsangehörigen um ebendiesen Anteil. Nach der Rechnung des Regierungsberaters Bert Rürup entlastet das die Unternehmen über die nächsten zwei Jahren um bis zu zehn Milliarden Euro.

Beschäftigte denken, BAYER kassiert
Die Verbesserungsvorschläge von Belegschaftsangehörigen rechnen sich für BAYER weit mehr als für die Kreativen selber. Die Umsetzung von 15.000 MitarbeiterInnen-Ideen brachte dem Leverkusener Multi im Jahr 2004 einen Rationalisierungsgewinn von über 9,6 Millionen Euro ein, der sich 2005ff fortschreiben dürfte. Den ErfinderInnen zahlte er für den Zugriff auf ihr geistiges Eigentum aber insgesamt nur 3,5 Millionen Euro an Prämien.

BAYER zahlt Bonus
Vor der 1997 geschlossenen „Standortsicherungsvereinbarung“ zahlte BAYER der Belegschaft noch einen jährlichen Bonus von 85 Prozent eines durchschnittlichen Monatseinkommens. Mittlerweils beträgt er lediglich 35 Prozent des Monatsentgelts. Das ergab für die 23.000 bundesdeutschen Tarif-Beschäftigten im Jahr 2005 eine Prämie in Höhe von 39 Millionen Euro.

ERSTE & DRITTE WELT

„Entwicklungshelfer“ BAYER
In Guatemala tritt der Leverkusener Agro-Multi als Entwicklungshelfer auf. Gemeinsam mit der bundesdeutschen „Gesellschaft für technische Zusammenarbeit“ (GTZ) lehrt er LandwirtInnen in der Region Las Verapaces „Nachhaltige Entwicklung“ à la BAYER: Die Bauern und Bäuerinnen sollen auf Brandrodungen verzichten und ihre Erträge lieber mit Saatgut und Pestiziden made in Leverkusen steigern.

Malaria-Initiative in der Kritik
Im Jahr 1998 startete die Weltgesundheitsorganisation WHO die Malaria-Initiative „Roll back Malaria“. In dessen Rahmen unterstützten die Weltbank und die Bill-Gates-Stiftung BAYER bei der Entwicklung und Vermarktung eines neuen Malaria-Mittels, dessen Wirkstoff Artemisone ForscherInnen der „Hongkong University of Science and Technology“ entdeckten. Im April 2005 zog das medizinische Fachjournal The Lancet eine ernüchternde Zwischenbilanz des WHO-Programmes. Nach Meinung der WissenschaftlerInnen ist „Roll back Malaria“ weit hinter den selbstgesteckten Zielen zurückgeblieben, 60 Prozent der Erkrankten sofort eine medizinische Versorgung zu ermöglichen und so die Zahl der Malaria-Toten bis zum Jahr 2010 um die Hälfte zu senken. Jean-Marie Kindermans von ÄRZTE OHNE GRENZEN unterstützte den Vorstoß von The Lancet und kritisierte BAYER & Co. dafür, nicht genügend Artemisone-haltige Präparate zur Verfügung zu stellen. Für das Vorzeige-Projekt des Leverkusener Multis sieht es also schlecht aus.

IG FARBEN & HEUTE

Prinz Bernhard bei IG FARBEN
Der im Dezember 2004 verstorbene Prinz Bernard, der 1911 in Jena zur Welt kam, arbeitete in Amsterdam als Jurist bei dem von BAYER mitgegründetem Mörderkonzern IG FARBEN. Der Prinz war auch Mitglied der NSDAP und der SS.

IG-Gründung prosperiert
Die 1935 auf Initiative der IG FARBEN ins Leben gerufene „Gesellschaft für Konsumforschung“ (GfK) mit Sitz in Nürnberg weitet ihren Einfluss immer weiter aus. Mittlerweile gehören 120 Firmen zu ihrem Imperium, das sich über mehr als 60 Länder erstreckt. Damit gehört die GfK zu den weltgrößten Marktforschungsunternehmen. Die Idee zur Gründung der Gesellschaft hatte seinerzeit der im IG-Vorstand für BAYER zuständige Rudolf Wilhelm Mann. Der Arzneimittelverbrauch der „Volksgemeinschaft“ zählte deshalb zu den ersten Untersuchungsgegenständen der KonsumforscherInnen. Später widmeten sie sich vorzugsweise den Märkten derjenigen Länder, denen die Eroberungsgelüste der Nazis galten. So verfasste der spätere Bundeskanzler Ludwig Erhard eine „Südosteuropa-Untersuchung“ für die GfK, die auch heute noch gut in den ost- und südosteuropäischen Staaten vertreten ist.

POLITIK & EINFLUSS

Der Genosse der BAYER-Bosse
Die Bundesregierung unternimmt verstärkte Anstrengungen, um die Marktposition der bundesdeutschen Industrie in Südamerika vor allem gegen die wachsende chinesische Konkurrenz zu verteidigen. So führte die „Lateinamerika-Initiative der deutschen Wirtschaft“ im Mai 2005 gemeinsam mit VertreterInnen der Bundesregierung im kolumbianischen Cartagena die 9. Lateinamerika-Konferenz der deutschen Wirtschaft durch. Im Juli richtet der BDI mit Unterstützung aus dem Wirtschaftsministerium in Brasilien die deutsch-brasilianischen Wirtschaftstage aus, an der auch die „Agrobusiness-Initiative“ von BAYER & Co. teilnimmt. Es folgen weitere Aktivitäten, als deren Höhepunkt die für Ende des Jahres geplante Südamerika-Reise des Bundeskanzlers geplant ist - Flugbegleitung aus dem Hause BAYER dürfte obligatorisch sein.

Standort-Werbung durch WM
Im Herbst 2004 trafen sich Manager von BAYER und anderen Konzernen mit Bundeskanzler Schröder, um zu bereden, wie man die Fußballweltmeisterschaft als Werbung für die Unternehmen nutzen könnte. So entstand die Idee zum „1. FC Deutschland 06“. Der Sportbeauftragte des Leverkusener Multis, Meinolf Sprink, hat dabei gar keine Gewissensbisse. „Es ist richtig, Deutschland im Zuge der WM als Industriestandort zu präsentieren“, so Sprink. Noch dazu, wenn es so billig ist: der „1. FC Deutschland 06“-Vereinsbeitrag beträgt für BAYER und die anderen Sponsoren der Kampagne „Deutschland - Land der Ideen“ nur 100.000 Euro.

Wenning kritisiert Gentechnik-Politik
BAYER-Chef Werner Wenning hat die Haltung der Bundesregierung in Sachen „grüne Gentechnik“ scharf angegriffen. „Wir fürchten, dass die Pflanzen-Biotechnologie in Deutschland wegen der Haftungsregelungen nicht stattfindet“, sagte er. In einem anderen Interview sprach der Große Vorsitzende von einer „Forschungsblockade“ und „einem fundamentalen Konservatismus, der dem Standort Deutschland schadet“.

Garthoff kritisiert Gentechnik-Politik
BAYER CROPSCIENCE-Vorstandsmitglied Bernward Garthoff hat das Gentechnik-Gesetz kritisiert, über das der Vermittlungsausschuss verhandelt. Wegen der strengen Haftungsregelungen macht es seiner Meinung nach den Anbau von Gentech-Pflanzen in der Bundesrepublik unmöglich. „Wir verpassen die Chance, das Potenzial für eine Schlüsseltechnologie weiterzuentwickeln“, warnt er und stimmt den Standort-Blues an.

Gentech-Gesetz verändert
Die Kritik von BAYER & Co. am Gentechnik-Gesetz zeigt Wirkung. Die rot-grüne Bundesregierung hat bereits Veränderungen an dem Paragrafenwerk vorgenommen und damit den CDU-Ministerpräsidenten im Bundesrat die Zustimmung leichter gemacht. Für die Risiken und Nebenwirkungen steuerfinanzierter Freisetzungsversuche haftet jetzt nicht mehr die Industrie, sondern der/die SteuerzahlerIn. Zudem stehen die Informationen über die genaue Lage der Gentech-Äcker niemand mehr offen, der nicht erfolgreich ein „berechtigtes Interesse“ nachweisen kann. „Die Bundesregierung reduziert damit die Transparenz und mindert den Verbraucherschutz“, kritisiert der Präsident des NATURSCHUTZBUNDES DEUTSCHLAND (NABU), Olaf Tschimpke.

Gen-LobbyistInnen bei Künast & Co.
Nach Recherchen des Verbandes FRIENDS OF THE EARTH haben hohe BeamtInnen vom „Bundesamt für Verbraucherschutz“ und von der „Biologischen Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft“, welche die Bundesrepublik auch bei der EU-Behörde für Lebensmittelsicherheit vertreten, intensive Beziehungen zur Biotech-Industrie. Einige waren sich nicht einmal dafür zu schade, in den „Pro-Gentech“-Werbevideos von BAYER & Co. aufzutreten. Über ihre Entscheidungen bei der Zulassung von Freisetzungsversuchen und Gen-Pflanzen dürfte deshalb kaum Unklarheit bestehen.

Zuwachs im Verbindungsbüro
Im Oktober 2003 eröffnete der Leverkusener Multi seine Berliner Repräsentanz am Pariser Platz in unmittelbarer Nähe zum Regierungsviertel. Sinn und Zwecks des „Verbindungsbüros“ definiert BAYER-Chef Werner Wenning so: „Wir bei BAYER verstehen uns als Bestandteil der Gesellschaft und sehen es daher als unsere Pflicht, uns in die gesetzgeberischen Entscheidungsprozesse einzubringen“. Diese „Pflichterfüllung“ macht soviel Arbeit, dass der Agro-Riese das Personal aufstocken musste. Britta von Scharpen verstärkt jetzt das Team und lässt Böses ahnen. Die Dame soll sich nämlich vor allem um Fragen der Forschungs- und Sozialpolitik kümmern.

Synergieeffekt „Winnacker“
Ernst-Ludwig Winnacker ist so etwas wie das Drehkreuz der bundesdeutschen Gentechnik-Politik. Der Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft gehört dem BAYER-Aufsichtsrat an, hat eigene Biotech-Firmen gegründet, berät Bundeskanzler Schröder in Sachen „Klone & Co.“ und schaltet und waltet im Genomforschungsnetzwerk. Für Unternehmen, bei denen er einen Aufsichtsratsposten inne hat, machte er im „Bundesministerium für Bildung und Forschung“ (BMBF) Millionen locker, wie das Buch „Die Gesundheitsmafia“ enthüllte. Für BAYERs Projekt „Entwicklung von biologischen Markern“ floss ein BMBF-Betrag in Höhe von 1,97 Millionen Euro.

BAYER kooperiert mit Umweltamt
BAYER hat gemeinsam mit dem nordrhein-westfälischen Landesumweltamt einen „Tag der Umwelt“ veranstaltet, der im Uerdinger Werk und auf dem Laborschiff „Max Prüss“ stattfand. Zur Feier des Tages waren auch 44 TeilnehmerInnen von BAYERs image-trächtig gemeinsam mit der UN initiiertem UmweltbotschaftlerInnen-Programm anwesend. Ihnen gaukelte der Konzern erfolgreich vor, der Rhein wäre ein reiner Fluss. „Sie haben es geschafft, dass der Rhein wieder sauberes Wasser führt. Wir möchten in Deutschland lernen, um unsere eigenen Probleme lösen zu können“, zeigte sich die in Singapur lebende Dorothy Cloaro begeistert. Der 1999 erschienene letzte Gewässergütebericht des Landes Nordrhein-Westfalen kam da zu ganz anderen Ergebnissen. Besonders in der Nähe der BAYER-Werke ließ die Wasser-Qualität zu wünschen übrig. So hatten die BAYER-Werke Dormagen und Wuppertal an den im Rhein nachgewiesenen Pestizid-Rückständen einen Anteil von 5-10 Prozent. Allein das Produkt DIURON fand sich in 73 Prozent aller Wasserproben. Ebenfalls ganz vorne mit dabei: Wirkstoffe der Ackergifte RAPIR, HEDOMAT, ECONAL und GOLTIX.

SPD-Bundestagsabgeordnete bei BAYER
Die SPD-Bundestagsabgeordnete Andrea Wicklein besuchte BAYERs Biotech-Forschungszentrum im nahe Potsdam gelegenen Hermannswerder. Sie ließ sich durch die schöne neue Genwelt führen, die Folien, Papier, Klebstoff, Mayonnaise, Puddingpulver, Reis und Kartoffelstärke im Reagenzglas produziert und zeigte sich beeindruckt. „Faszinierend“, so ihr fachfrauliches Urteil. Die wackere Sozialdemokratin würde sogar kraftvoll in ein Gentech-Brötchen beißen: „Ich würde das essen, garantiert!“

Reul referiert bei BAYER
Im November 2004 besuchte der Industrieausschuss der Düsseldorfer „Industrie- und Handelskammer“ die BAYER-Niederlassung in Monheim. Auf der Tagesordnung stand eine Diskussion über die Zukunft der Gentechnologie in Nordrhein-Westfalen und ein Vortrag des für die CDU im Europaparlament sitzenden Herbert Reul. Der Politiker gehört dem Straßburger Forschungsausschuss an und sprach über die „Aktuelle Forschungsförderung in Europa“.

„Oberaufseher“ Schneider
Als „Oberaufseher“ der bundesdeutschen Wirtschaft bezeichnet die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung BAYERs Aufsichtsratsvorsitzenden Manfred Schneider. „Niemand weiß mehr über das Innenleben deutscher Konzerne“, so die Zeitung. Schneider ist Aufsichtsratsvorsitzender bei BAYER und LINDE und hat einen Sitz in den Kontroll-Gremien von ALLIANZ, DAIMLER CHRYSLER, METRO, RWE und TUI. Damit bleibt er knapp unter der vom Aktiengesetz noch als tolerierbar erachteten Ämterhäufung. Über Unternehmen mit einem Börsenwert von 129 Milliarden Euro, einem Umsatz von 375 Milliarden und 1.1 Millionen Angestellten wacht Mister Aufsichtsrat und arbeitet dabei mit allen Großkopferten der Deutschland AG von Josef Ackermann bis zu Jürgen Schrempp zusammen.

Erleichterte Pillen-Zulassungen in der EU
Nach dem geplanten EU-Arzneimittelrecht soll die Zulassung einer Arznei in einem Mitgliedsstaat reichen, um sie auch in den anderen Ländern der Union auf den Markt bringen zu können. Dank der starken Lobbyarbeit von BAYER & Co. fallen dann zusätzliche nationale Untersuchungen z. B. über die Wechselwirkungen eines Medikamentes mit anderen Pillen und Studien mit AllergikerInnen oder Angehörigen anderer Risikogruppen über die Verträglichkeit eines Präparates weg. Aber die neue Regelung schränkt durch die erleichterten Genehmigungsverfahren nicht nur die Arzneimittelsicherheit ein - die Krankenkassen befürchten zudem eine Schwemme neuer, teurer und nur bedingt nützlicher Pharmazeutika.

Freundschaftsdienste von Florenz
In dem Europa-Parlamentarier Karl-Heinz Florenz (CDU) hat der Leverkusener Agro-Multi einen ganz treuen politischen Außendienstmitarbeiter. Nicht nur in Sachen „Chemikaliengesetz“ erweist sich der BAYER-Dauergast als treuer Sachwalter von Konzern-Interessen, auch in der Pharma-Politik erwirbt er sich Verdienste. Der Vorsitzende des EU-Parlamentsausschusses für Umwelt und Gesundheit hat an neuen Leitlinien mitgearbeitet, die den EU-Ländern Nachprüfungen anderswo bereits zugelassener Medikamente erschwert, was den Produkten von BAYER & Co. einen besseren Marktzugang sichert (s. o.).

Abgeordnete schreiben BAYTRIL-Brief
BAYER lässt nichts unversucht, das drohende Verbot des vor allem auf Hühnerfarmen verwendeten Antibiotikums BAYTRIL zu verhindern (siehe auch RECHT & UNBILLIG). Der Konzern engagierte den Lobbyisten Wayne Valis, um mit BeamtInnen aus dem Weißen Haus und mit FDA-Offiziellen über eine Aufhebung des geplanten BAYTRIL-Bannes zu verhandeln. Zusätzlich heuerte die Industrie-Vereinigung „Animal Health Institute“ für jährlich 75.000 Dollar den Ex-Senator Robert W. Kasten Jr. an, der seine alte Kontakte in den Dienst der BAYER-Sache stellen sollte. Als das alles nichts nutzte, tat sich der Multi im Kongress um und brachte den Republikaner Charles W. Pickering Jr. hinter sich. Unterstützt vom Lobbyisten Christopher Myrick setzte er mit 26 Kongress-Mitgliedern einen Brief an den FDA-Zuständigen Lester M. Crawford auf, in dem die PolitikerInnen die Veterinär-Antibiotika „als absolut notwendig zum Schutz der Gesundheit der Tiere“ bezeichneten, obwohl immer mehr BAYTRIL-resistente Bakterien in den Nahrungskreislauf gelangen und im menschlichen Organismus schwer behandelbare Infektionen auslösen. Die Gesundheitsbehörde reagierte schroff und teilte Pickering mit, sein Versuch, Crawford umzustimmen, stelle einen Bruch der US-Gesetze dar. „Als eine unfaire und unangebrachte Einmischung des Kongresses in ein juristisches Verfahren“ bezeichnete der Ex-FDAler Stanley Brand das Schreiben der Abgeordneten. Sein früherer Kollege Donald Kennedy sagte der Washington Post: „Ich habe während eines solchen quasi-juristischen Entscheidungsprozesses niemals solche Briefe erhalten und sollte sie auch nicht erhalten haben. Es ist schlicht ungehörig“.

PROPAGANDA & MEDIEN

Grünflächen zu Werbeflächen
Der Leverkusener Multi nutzte die über seiner ehemaligen Giftmüll-Deponie Dhünnaue errichtete Landesgartenschau ausgiebig als Werbeplattform. So veranstaltete der Konzern einen „Tag der Männergesundheit“, um für sein hinter den Umsatzerwartungen zurückbleibendes Potenzmittel LEVITRA Reklame zu machen. Zudem ließ er seine Werksfeuerwehr für ein sensationslüsternes Publikum den Ernstfall proben und gab HobbygärtnerInnen Pflegetipps inklusive Pestizidberatung. Parallel dazu stellte BAYER CROPSCIENCE im Rahmen der „Gärten des Lebens“ den so genannten Pflanzenschutzgarten vor. Angesichts von jährlich drei Millionen Pestizid-Vergiftungen wäre „Garten des Todes“ sicher ein angemessenere Bezeichnung. BAYER HEALTH CARE richtete dazu den „Gesundheitsgarten“ her - nur vor der Einrichtung eines „Gentech-Gartens“ schreckte BAYER wg. Akzeptanzproblemen zurück. Dafür bewarb der Konzern eine Veranstaltung der rheinischen WanderimkerInnen, die unter dem Motto „Gesunde Bienen für gesunden Honig“ stand, obwohl das BAYER-Pestizid GAUCHO wegen seiner bienentötenden Wirkung BienenzüchterInnen auf der ganzen Welt gegen den Agro-Riesen aufbringt.

Habemus BAYER
BAYER sponsort den Katholizismus und stellt dem im August in Köln stattfindenden Weltjugendtag Sachleistungen im Gesamtwert von ca. 400.000 Euro zur Verfügung. Der Multi erwartet einen Pilgerstrom von ca. 80.000 Menschen in Richtung BayArena. An diesem denkbar profanen Ort wollen die Gläubigen unter anderem Messfeiern abhalten. Bei dem zu erwartenden TV-Rummel und der damit einhergehenden medialen Präsenz des BAYER-Logos hat der Konzern seinen Kollektenbeitrag sicherlich gut angelegt.

Chinesische Ballon-Meisterschaft mit BAYER
Der Leverkusener Chemie-Multi nutzt alle Mittel und Wege, um den Namen BAYER im Boom-Land China bekannt zu machen. So nahm der Luftsport-Club BAYER an den „Internationalen Chinesischen Ballon-Meisterschaften“ teil und fuhr das übergroß auf dem Luft-Fahrzeug prankende BAYER-Kreuz 1.000 Kilometer durch das Reich der Mitte spazieren.

BAYER schult ApothekerInnen
Die Gesundheits„reform“ gestattet MedizinerInnen nur noch in Ausnahmefällen, rezeptfreie Arzneien zu verordnen. Aber BAYER hatte vorgesorgt und seine Werbeanstrengungen auf andere Zielgruppen verlagert. „Wir haben bereits vor fast 10 Jahren die strategische Entscheidung getroffen, uns in der Kommunikation auf den Endverbraucher und den Apotheker zu konzentrieren“, sagt Wolf-Ullrich Scherhag, der beim Konzern die Abteilung „Gesundheitspolitik“ leitet. Das Unternehmen nahm die jüngsten Entwicklungen aber zum Anlass, sich noch stärker auf die PharmazeutInnen zu konzentrieren. So kümmert sich der Pharma-Riese mit der „BayUni“ verstärkt um die konzern-konforme Fortbildung der ApothekerInnen. In Zusammenarbeit mit der „European Business School“ unterrichtet er sie in den Fächern „Kunden-Kommunikation“, „Handelsmarketing“ und natürlich besonders „Produkt-Präsentation“.

BAYER umwirbt Frauen als Kundinnen
Der Leverkusener Multi hat gemeinsam mit dem Kuratorium „Frau und gesunde Lebensführung“ eine Werbe-Offensive gestartet, um Frauen verstärkt als Kundinnen für rezeptfreie Medikamente zu gewinnen. In 2.000 Apotheken hat er Broschüren zum Thema „Frauengesundheit“ platziert. Zudem will der Konzern mit einer Umfrage die wachsende Bedeutung der Selbstmedikation statistisch belegen. „Frauentypische Bereiche, in denen die eigenverantwortliche Behandlung mittels Selbstmedikation möglich ist, sind beispielsweise Regelschmerzen, Vaginalpilz-Infektionen, Verdauungsbeschwerden und Migräne-Kopfschmerzen“, gibt die Pharma-Rundschau BAYER-Informationen wieder und vergisst nur, die dazugehörigen Produkte wie ASPIRIN, AKTREN, CANESTAN und RENNIES zu erwähnen.

BAYER betreibt Museumspädagogik
Sehr museal kommt das in Wuppertal ansässige Naturkunde-Museum Fuhlrott nicht daher. Es gibt sich „mit freundlicher Unterstützung von BAYER“ sehr gegenwartsbezogen und praxisorientiert. Der Konzern hat in dem Bau nämlich Labors eingerichtet, wo Molekular-BiologInnen des Unternehmens SchülerInnen unter anderem in DNA-Analysen unterweisen. Über die Motive dieses Engagements lässt der Leverkusener Agro-Multi kaum Zweifel aufkommen. „Wir tun das auch, um mit dem Interesse an Naturwissenschaften auch Arbeitskräfte für die Zukunft zu gewinnen“, sagt der BAYER HEALTH CARE-Leiter Bernd von der Linden.

Schulen erhalten 11.000 Euro
Schulen im Umfeld des Bitterfelder BAYER-Werkes haben vom Leverkusener Agro-Multi und anderen im Verband der Chemischen Industrie (VCI) organisierten Unternehmen insgesamt 11.000 Euro für die Anschaffung von Chemie-Lehrmitteln erhalten. Aber der Scheck kam nicht allein. „Zusätzlich legte der Chemie-Konzern eine Experimentieranleitung zur Herstellung von ASPIRIN mit bei“, schrieb die Mitteldeutsche Zeitung und gab so gründlicher Aufschluss über BAYERs Motive.

TIERE & ARZNEIEN

Immer noch BAYTRIL-Resistenzen
Im Jahr 2000 forderte die US-Gesundheitsbehörde FDA die Unternehmen BAYER und ABBOTT auf, ihre in der Massentierhaltung verwendeten Antibiotika vom Markt zurückzuziehen, weil immer mehr Bakterien gegen die Mittel Resistenzen ausbilden und - in die Nahrungskette gelangt - schwer behandelbare Krankheiten verursachen. So löst die Campylobacter-Bakterie nach Angaben eines medizinischen Instituts jährlich 2,4 Millionen Infektionen aus. Während ABBOTT sich der Entscheidung der FDA fügte, akzeptierte BAYER sie nicht. Trotzdem verzichten einige große Hühnerfarmen seitdem auf BAYTRIL. Aber die Wirkung der Tierarznei hält noch an. Selbst ein Jahr nach Absetzen des Mittels fanden ForscherInnen noch BAYTRIL-resistente Krankheitskeime in dem untersuchten Fleisch. In 33 Prozent der Proben des Hühnerzüchters TYSON wiesen sie Campylobacter-Bakterien nach, 96 Prozent davon waren gegen BAYTRIL immun. Hühner eines anderen Anbieters waren zu 19 Prozent von dem Erreger befallen, 43 Prozent davon resistent gegen das BAYER-Antibiotikum.

DRUGS & PILLS

Blind durch LEVITRA
BAYERs Potenzpille LEVITRA hat zahlreiche Nebenwirkungen. Als solche zählt eine von BAYER selbst in Auftrag gegebene Studie Kopfschmerzen, Gesichtsrötungen, Nasenschleimhaut-Entzündungen, Grippe-Symptome und Verdauungsbeschwerden auf (Ticker 1/03). Jetzt hat die US-Gesundheitsbehörde FDA auch eine Meldung über einen Fall von Blindheit nach Einnahme des Präparates gegen „erektile Dysfunktion“ bekommen. VIAGRA hat sogar schon 38 Menschen die Sehkraft geraubt.

FDA: Keine Infarkte durch ALEVE
Nach einer im Herbst 2004 vom US-amerikanischen „National Institute of Aging“ (NIA) veröffentlichten Studie steigerte BAYERs Schmerzmittel ALEVE mit dem Wirkstoff Naproxen für die ProbandInnen das Risiko, einen Herzinfarkt zu bekommen, um 50 Prozent. Die Verantwortlichen stoppten den Test sofort und informierten die US-amerikanische Gesundheitsbehörde FDA (siehe SWB 1/05). Diese überprüfte die ALEVE-Wirkung anhand von Daten, die BAYER bereitstellte, und stufte das Medikament im Gegensatz zum NIA als sicher ein.

Nr. 3 bei rezeptfreien Pillen
Im letzten Jahr übernahm BAYER die ROCHE-Sparte mit rezeptfreien Medikamenten und gehört seither weltweit zu den drei größten Anbietern in diesem Segment. Besonders auf dem Vitamin-Sektor hat der Pharma-Riese zugelegt. Neu zum Sortiment gehören die Multivitamine BEROCCA, SANATOGEN, SUPRADYN und die Spezial-Vitamine CAL-D-VITA, ELEVIT und REDOXON. Der Leverkusener Chemie-Multi vermarktet diese Mittel gern in armen Ländern als Stärkungsmittel, was regelmäßig Proteste von Initiativen wie der BUKO PHARMAKAMPAGNE hervorruft. „Multivitamin-Präparate oder Tonika zur Prophylaxe von Mangelerscheinungen anzupreisen, ist vor dem Hintergrund chronischer Mangelernährung zynisch und spricht nicht für das Verantwortungsbewusstsein der betroffenen Firmen“, kritisiert die Gruppe.

Bald noch mehr rezeptfreie Pillen?
Mit dem Erwerb der ROCHE-Sparte ist BAYER zum weltweit drittgrößten Anbieter von rezeptfreien Medikamenten aufgestiegen. Von Vitamintabletten über Magenpillen bis zu Haarwuchsmitteln wie PRIORIN und Kosmetika reicht nun das Sortiment. Da der Markt in diesem Segment wächst, allein im ersten Quartal 2005 um sechs Prozent im Vergleich zum Vorjahr, plant der Konzern weitere Zukäufe. Vor allem nach Husten- und Erkältungsarzneien hält er Ausschau.

Konzentration auf dem Pillen-Markt
Seit der Gesundheits„reform“ erstatten die Krankenkassen vom Arzt verordnete rezeptfreie Medikamente nicht mehr. In der Folge brach der Markt ein. BAYER und andere große Hersteller waren allerdings die Krisengewinnler. Sie konnten sich dank großer Etats rechtzeitig auf den Wandel einstellen und ihre Werbemaßnahmen auf Apotheken und VerbraucherInnen umstellen (siehe auch PROPAGANDA & MEDIEN). Während kleinere Hersteller Einbußen von 20 Prozent hinnehmen mussten und in ihrer Existenz bedroht sind, reduzierte sich der Umsatz von BAYER & Co. im Geschäftsjahr 2004 nur um fünf Prozent - und dank der Erkältungswelle zum Jahreswechsel macht Big Pharma inzwischen schon wieder ein kräftiges Plus.

Neues Blasen-Medikament
BAYER bringt mit EMSELEX (Wirkstoff: Darifenacin) ein neues Medikament für PatientInnen mit überaktiver Blase heraus. Die Lizenz zur Vermarktung des Präparats hat der Pharma-Riese von NOVARTIS erworben.

BAYER die Nr.18
In der Liste der weltweit größten Pharma-Unternehmen nimmt BAYER den Rang 18 ein.

BAYER gesundet an Grippewelle
Der Umsatz von BAYERs Gesundheitssparte stieg im ersten Quartal 2005 um rund fünf Prozent auf 2,1 Milliarden Euro. Die Grippewelle erhöhte den Absatz von Erkältungspräparaten dermaßen, dass der Konzern sogar die starken Verluste durch den Ablauf des exklusive und entsprechend lukrative Vermarktung garantierenden Patents für das Antibiotikum CIPROBAY ausgleichen konnte.

CIPROBAY zum Inhalieren
Im Jahr 2003 lief der eine Monopol-Stellung garantierende Patentschutz für BAYERs Antibiotikum CIPROBAY aus. Die drohenden Einnahme-Verluste fing der Chemie-Multi zum Teil durch eine Umstellung der Darreichungsform oder eine geringfügige, neue Anwendungsgebiete erschließende Veränderung der Rezeptur ab. Die US-Gesundheitsbehörde FDA spielte das Recycling-Spiel jeweils mit und verlängerte das Patent bereits dreimal. Anfang 2005 kündigte der Leverkusener Multi nun wieder eine Schein-Innovation an. Er will gemeinsam mit dem US-Unternehmen NEKTAR eine CIPROBAY-Variante zum Inhalieren für Mukoviszidose-PatientInnen mit chronischer Lungenentzündung entwickeln.

GENE & KLONE

Gefährlicher Genraps
Jüngst veröffentlichte die britische Regierung die letzten Ergebnisse einer Studie über Risiken und Nebenwirkungen von Gen-Pflanzen. Die ForscherInnen legten Felder mit Herbizid-resistentem Gentech-Winterraps von BAYER und solche mit konventionellen Sorten an, zogen sie unter Pestizid-Einsatz auf und studierten die Umweltauswirkungen. Der Vergleich ging zu ungunsten des Rapses made in Leverkusen aus. Die Ackergifte auf den Genfeldern vernichteten Pflanzen, die Vögeln und Insekten als Nahrung dienen, und schränkten so die Biodiversität ein. Darüber hinaus kam es zu einem vermehrten Unkraut-Wuchs, der wiederum mehr Pestizide nötig machte. Der Agro-Multi zog die Konsequenzen. Er wollte auf einen Anbau des Winterrapses innerhalb der Europäischen Gemeinschaft verzichten und ihn lediglich noch in die EU-Region importieren. Brüssel jedoch akzeptierte eine entsprechende Änderung des Zulassungsantrages nicht. Eine endgültige Entscheidung fällt im Jahr 2006.

Gen-Pflanzen: Umsatzanteil 5 %
Im Geschäftsjahr 2004 betrug der Jahresumsatz von BAYER CROPSCIENCE 5,9 Milliarden Euro. Das Geschäft mit der Gentechnik hatte daran einen Anteil von fünf Prozent. Ca. 300 Millionen Euro spülte es in die Kassen.

Gentech-Boom in Brasilien
Brasiliens Präsident Lula da Silva hat im Jahr 2003 grünes Licht für die „Grüne Gentechnik“ gegeben. BAYER nahm die Einladung dankend an und pflanzt in dem südamerikanischen Land nun genmanipulierte Baumwoll-, Raps- und Reissorten an.

BIOGENIUS in Monheim
BAYERs „Start-Up-Initiative“ hat sich zum Ziel gesetzt, junge Biotech-Unternehmen zu unterstützen, um später von ihren Entwicklungen zu profitieren. Zu solchen Förderkandidaten zählt BIOGENIUS, das sich jetzt im Monheimer Chemie„park“ angesiedelt hat. Die Firma testet Haushaltsinsektizide gemäß der Biozid-Richtlinie der EU, übernimmt aber auch die Entwicklung von Mücken-Sprays und anderen Haushaltsgiften bis zur Marktreife, was beim Leverkusener Pestizid-Multi Outsourcing-Fantasien nähren könnte.

Kooperation mit ICON
BAYER CROPSCIENCE hat eine Zusammenarbeit mit ICON GENETICS vereinbart. Das Biotech-Unternehmen mit Firmensitzen in Halle und München will für den Agro-Multi pflanzliche Proteine finden, die in der Medikamenten-Produktion einsetzbar sind.

3. Testphase für Hautkrebs-Mittel
Der gemeinsam von BAYER und ONYX gentechnisch entwickelte Wirkstoff Sorafenib hat als Präparat zur Behandlung von Hautkrebs die Phase III der Erprobung erreicht. Gemeinsam mit den Chemotherapeutika Carboplatin und Paclitaxel soll BAY 43-9006 das Wachstum von Melanomen hemmen. Parallel dazu testen WissenschaftlerInnen die Substanz als Mittel gegen Nieren- und Leberkrebs.

BAYER sucht das Infarkt-Gen
BAYER, der „Herz-Kreislauf-Verbund Nordrhein-Westfalen“ und WissenschaftlerInnen der Universität Münster wollen die DNA von Herzinfarkt-PatientInnen mit der von gesunden Menschen vergleichen und so Aufschluss über eine etwaige genetische Veranlagung für Kreislauferkrankungen gewinnen. Ein absurdes Vorhaben, da die medizinische Fachwelt übereinstimmend eine ungesunde Lebensweise als Hauptrisikofaktor für Herzinfarkt und Schlaganfall ausgemacht hat. Davon hat auch der Institutsdirektor Professor Gerd Assmann gehört. Diesen Zusammenhang hält er aber für genügend erforscht, ihn interessiert die Suche nach dem Herzinfarkt-Gen. „Was uns in den nächsten Jahre umtreiben wird, ist der Versuch, die genetische Disposition besser zu verstehen“, so der Arzt

SAATGUT & LANDWIRTSCHAFT

Neuer Raps von BAYER
BAYER CROPSCIENCE hat eine Zusammenarbeit mit dem US-Unternehmen CARGILL vereinbart. Die Konzerne wollen gemeinsam eine neue Rapssorte herstellen und vermarkten. BAYER stellt das Hybrid-Saatgut für eine Rapsart mit weniger gesättigten Fettsäuren her, CARGILL macht daraus Öl und verkauft es der Lebensmittel-Industrie. Darüber hinaus einigten sich die Geschäftspartner darauf, künftig gemeinsam Forschungsanstrengungen in Sachen Rapsöl zu unternehmen.

WASSER, BODEN & LUFT

Weitere Chrom-Untersuchungen
Das Grundwasser in der Umgebung des im südafrikanischen Durban gelegenen BAYER-Werks ist stark durch Krebs erregende Chrom-Verbindungen belastet (siehe auch SWB 4/04). Später fanden WissenschaftlerInnen das durch den Julia-Roberts-Film „Erin Brockovich“ berühmt-berüchtigte Chrom 6 auch in unmittelbarer Nähe von Wohnhäusern. Die Initiative SOUTH DURBAN ENVIRONMENTAL ALLIANCE forderte daraufhin flächendeckende Untersuchungen der DurbanerInnen, die im Umkreis der mittlerweile zu LANXESS gehörenden Niederlassung leben. Die Stadtverwaltung gab sie auch in Auftrag und will die Kosten dem Chemie-Unternehmen in Rechnung stellen.
In der unmittelbaren Nachbarschaft des Werkes geht die Angst um. „Wir leben auf Abruf. So sehe ich es. Wir wissen eben nicht, ob wir betroffen sind“, sagte Anil Ramlukan der südafrikanischen Sonntagszeitung The Times. Und Babs Govender erzählte dem Reporter: „Wir sind besorgt. Wir wissen nicht, ob das Chrom in unser Trinkwasser gelangt ist“. Der Konzern hingegen beschwichtigt. Wenn Personen nicht unmittelbar mit dem verseuchten Wasser in Verbindung gekommen sind, besteht keine Gesundheitsgefahr, so ein Sprecher. Zudem versucht die Firmenleitung sich der Verantwortung zu entziehen, indem sie auf angebliche Chrom-Belastungen weit vor der Zeit von BAYER/LANXESS verweist.

Marode Abwasser-Kanäle
Die Abwasser-Kanäle auf dem Gelände des BAYER-Chemie„parks“ Leverkusen entsprachen nicht mehr den heutigen Anforderungen. Der Konzern musste 7,5 Millionen Euro in die Sanierung investieren.

Weniger Quecksilber in der EU?
Die EU plant, der Industrie Auflagen zur Reduzierung ihrer Quecksilber-Emissionen zu machen. BAYER leitet jährlich 33 Kilogramm des Schwermetalls, das massive Schädigungen des Nervensystems hervorrufen kann, in die Gewässer ein.

Noch mehr Giftmüll in Dormagen
BAYER betreibt die Abfall-Entsorgung mittlerweile als Geschäft und nimmt auch Fremdaufträge für die Deponien in Krefeld und Rheinfeld bei Dormagen an. So hat der Leverkusener Multi im Auftrag des „Altlastensanierungs- und Altlastenaufbereitungsverbands Nordrhein-Westfalen“ (AVV) im Februar 2005 ca. 30.000 Tonnen belasteter Böden und Schlacken nach Rheinberg gebracht und die AnwohnerInnen wohlweislich schon vorher vor Geruchsbelästigungen beim Einlagern gewarnt.

BAYER wirbelt Staub auf
Durch die neue EU-Richtlinie gerieten die durch Feinstäube ausgelösten Gesundheitsschädigungen in das Bewusstsein einer breiteren Öffentlichkeit. In der Diskussion über die Ursachen für die Besorgnis erregenden Werte spielten BAYER & Co. jedoch kaum eine Rolle, die Emissionen wurden hauptsächlich dem Autoverkehr angelastet. Dabei bliesen die BAYER-Werke allein im Jahr 2000 ca. 1.900 Tonnen Feinstäube in die Luft.

PESTIZIDE & HAUSHALTSGIFTE

Nr. 2 bei Pestiziden
BAYER war im Geschäftsjahr 2004 mit einem Umsatz von 7,30 Milliarden Dollar der weltweit zweigrößte Pestizidanbieter. Der Branchenführer SYNGENTA nahm 7,46 Milliarden ein.

GAUCHO vergiftet afrikanische Bienen
Eine Insekten-Plage führte in verschiedenen afrikanischen Ländern zu einem Großeinsatz von BAYERs berühmt-berüchtigtem Ackergift GAUCHO. In der Folge setzte ein massives Bienensterben ein. Besonders marokkanische ImkerInnen erlitten herbe Verluste. GAUCHO „hat Millionen Bienen getötet und die überlebenden so geschädigt, dass sie keinen Honig mehr produzieren“, klagt ein Bienenzüchter. UmweltschützerInnen befürchten auch eine Schädigung des Grundwassers durch das schwer abbaubare Insektizid, das in Frankreich wegen seiner „Nebenwirkungen“ nur noch für ganz bestimmte Anwendungen zugelassen ist.

Bienensterben in Zypern
In Zypern leiden BienenzüchterInnen unter einer Dezimierung ihrer Bestände durch das BAYER-Pestizid GAUCHO. Der EUROPÄISCHE IMKERBUND hat zur Beratung der ImkerInnen eine Delegation auf die Insel entsandt.

Noch mehr GAUCHO
Im Jahr 2006 läuft der Patentschutz für den bienentötenden GAUCHO-Wirkstoff Imidacloprid aus. Um drohende Umsatzrückgänge bei dem weltweit meistverkauftesten Insektizid auszugleichen, hat BAYER CROPSCIENCE mit dem israelischen Konzern MAKHTESHIM und dem dänischen Unternehmen CHEMINOVA, die beide GAUCHO-Nachahmerprodukte herstellen wollen, Verträge über Lieferungen der Wirksubstanz abgeschlossen. CROPSCIENCE-Chef Friedrich Berschauer rechnet aber trotz Endes der lukrativen Exklusivvermarktung von Imidacloprid weiter mit guten GAUCHO-Geschäften. „Patentfreie Kopien haben im Pflanzenschutz nicht so viel Bedeutung wie bei Arzneimitteln“, so Berschauer

Neues Anti-Pilzmittel
Der Fungizid-Markt boomt. Deshalb bringt BAYER in diesem Jahr das neue Anti-Pilzmittel PROSARO mit dem Wirkstoff Prothioconazole heraus.

BAYER berät LandwirtInnen
BAYER CROPSCIENCE will künftig mit der Einbecker HOFKONTOR AG bei der Beratung von LandwirtInnen in Sachen „Pestizid-Einsatz“ kooperieren. „Wir bieten dem Landwirt nicht nur Pflanzenschutzmittel an, sondern eine individuelle Beratung für diese Produkte, die individuell auf die Struktur seines Betriebes zugeschnitten sind“, erläutert BAYER CROPSCIENCE-Marketingleiter Ulrich Triebel. Besonders durch die verstärkte Tendenz zu Agrar-Großbetrieben und den damit verbundenen Rationalisierungsoffensiven sieht er die Chancen für „Gift nach Maß“ steigen. Da BAYERs Partner zahlreiche landwirtschaftliche Betriebe berät, dürfte der Deal dem Konzern auch eine lukrative Monopolstellung im Segment „Pestizide“ bei den HOFKONTOR-KundInnen bescheren.

Holzgifte und kein Ende
BAYERs Tochter-Firma DESOWAG hat bis Mitte der 80er Jahre „Holzschutzmittel“ wie XYLADECOR produziert, die Gesundheitsschädigungen bei 200.000 Menschen verursachten. Erst als Giftopfer den Leverkusener Multi und andere Hersteller im so genannten Holzgifte-Prozess - dem größten Umwelt-Strafverfahren in der Geschichte der Bundesrepublik - verklagten, trennte das Unternehmen sich von der DESOWAG. Aber immer noch erhält die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) Briefe von Holzgifte-Geschädigten oder deren Anwälten mit Bitten um Unterstützung.

PLASTE & ELASTE

Nr. 48 bei Autozulieferern
In der Rangliste der 100 weltgrößten Autoindustrie-Zulieferer nimmt BAYER MATERIAL SCIENCE die Position 48 ein. 25 Prozent ihres Umsatzes bestreitet die Teilgesellschaft des Konzerns mit VW & Co. Sie beliefert die Autobauer hauptsächlich mit Kunststoff-Produkten und Lacken.

Bisphenol A in Baby-Trinkflaschen
Viele Baby-Trinkflaschen bestehen aus dem auch von BAYER hergestellten Kunststoff Polycarbonat, der wiederum den Weichmacher Bisphenol A enthält. Bisphenol A gleicht in Aufbau und Wirkungsweise menschlichen Hormonen, was zu Fehlreaktionen des menschlichen Organismus führen kann. Die Nachricht, dass WissenschaftlerInnen im Inhalt von Baby-Trinkflaschen Spuren des Weichmachers nachgewiesen haben, alarmierte deshalb die Öffentlichkeit. Einige Hersteller stiegen daraufhin sofort auf ein anderes Material zur Produktion der Flaschen um.

Krebs durch Bisphenol A
Nach neuen Untersuchungen kann das in BAYER-Kunststoffen wie MAKROLON enthaltene Bisphenol A Prostatakrebs verursachen.

NANO & Co.

Kontaktlinsen von BAYER
Die Firma PLASMA-CHEM hat Kontaktlinsen entwickelt, die sechs Monate lang im Auge bleiben können. Die mikroskopisch kleine Werkstoffe verarbeitende Nanotechnik hat ihre Silicium-Oberflächen für Sauerstoff durchlässig gemacht, was Verschmutzungen verhindern soll. Für die Herstellung und Vermarktung der Linsen hat PLASMA-CHEM gemeinsam mit BAYER das Unternehmen LENSWISTA gegründet. UmweltschützerInnen warnen vor der Nanotechnologie, weil bei der Fertigung der winzigen Substanzen ebenso winzige Stäube entstehen, die alle Filter-Anlagen passierend in die Luft vordringen und über die Atemwege auch leicht in den menschlichen Organismus gelangen und Gesundheitsschäden verursachen können.

PRODUKTION & SICHERHEIT

Lösemittel schädigen die Ohren
Im Jahr 2000 hatten ForscherInnen der Universität Toronto entdeckt, dass werdende Mütter, die während der ersten drei Monate ihrer Schwangerschaft an ihrem Arbeitsplatz mit organischen Lösemitteln wie Aceton, Phenol oder Trichlorethylen in Kontakt gekommen waren, überdurchschnittlich oft taube Kinder gebären (Ticker 1/00). Neuere arbeitsmedizinische Untersuchungen bestätigen jetzt die Gefährlichkeit von Lösemitteln für die Ohren. Toluol und Styrol, die bei BAYER in der Pestizid- und Kunststoff-Produktion Verwendungen finden, sowie Trichlorethylen und Ethylbenzol stehen den Studien zufolge im Zusammenhang mit Hörschädigungen. Ein besonderes Risiko tragen Beschäftigte, die am Arbeitsplatz nicht nur den Chemikalien, sondern zusätzlich noch Lärm ausgesetzt sind, was beim Leverkusener Multi oft der Fall sein dürfte. So weist der Konzern im „Sustainable Development“-Bericht für das Jahr 2000 die Zahl von 130 „anerkannten“ Berufskrankheiten aus und nennt als Auslöser neben Asbest vor allem Lärmexpositionen. Die Berliner Arbeitsmedizinerin Gisela Fox forderte nach Veröffentlichung der Forschungsarbeit: „Dem potenziellen Risiko chemisch induzierten Hörverlustes muss generell mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden“ und tritt unter anderem für Forschungsprojekte zur Bestimmung angemessener Grenzwerte ein.

STANDORTE & PRODUKTION

BAYER zahlt Gewerbesteuer
Wider Erwarten zahlt BAYER nun doch Gewerbesteuer an die Stadt Leverkusen. Aber nicht die im Geschäftsjahr 2004 rasant gestiegenen Umsätze und Gewinne veranlassten die Multi dazu, sondern eine Betriebsprüfung durch das Finanzamt. Die BeamtInnen entdeckten in den Büchern nämlich so manchen nicht ganz legalen Steuertrick und zwangen den Konzern damit zur Nachzahlung eines zweistelligen Millionen-Betrages.

LINDE liefert Industriegase
BAYER-Aufsichtsratschef Manfred Schneider sitzt auch dem LINDE-Kontrollgremium vor. Das scheint den Geschäftsbeziehungen gut getan zu haben. Der Agro-Riese gab LINDE nämlich den Zuschlag, den Konzern langfristig mit den Industriegasen Wasserstoff und Kohlenmonoxid zu beliefern, die der Leverkusener Multi zur Fertigung von Lack, Klebstoffrohstoffen und Vorprodukten des Kunststoffs Polyurethan benötigt. LINDE baut zur Produktion der Gase auf dem Gelände des Dormagener Chemie„parks“ für 60 Millionen Euro eine Anlage, die im Herbst 2005 ihren Betrieb aufnehmen soll.

LANXESS hält BIS-Anteile
Auch nach dem Rückkauf der Wandelanleihe (siehe IMPERIUM & WELTMARKT) gibt es noch Beziehungen zwischen dem Leverkusener Multi und seiner Chemie-Abspaltung LANXESS. So hält das neugründete Unternehmen an den bundesdeuschen Standorten Anteile an BAYERs Chemie„park“-Betreibergesellschaft BAYER INDUSTRY SERVICES (BIS), in Dormagen etwa belaufen sie sich auf 40 Prozent.

Produktionsverlagerung nach China
BAYERs Chemie-Abspaltung LANXESS demontiert in Houston eine Anlage zur Herstellung der Chemikalie Hydrazinhydrat und in Leverkusen eine zur Hydrazinhydrat-Weiterverarbeitung, um sie in China wiederaufzubauen. Wieviele Arbeitsplätze der Konzern so an den alten Standorten vernichtet, gab er nicht bekannt.

IMPERIUM & WELTMARKT

LANXESS: BAYER lässt los
Im Juni 2005 hat BAYERs Chemie-Abspaltung LANXESS die vom Konzern zur Verfügung gestellte Wandelanleihe in Höhe von 200 Millionen Euro zurückerworben. Das Bankhaus MORGAN STANLEY verkaufte sie in Form von Aktien an institutionelle Anleger weiter und stockte damit das Grundkapital des neuen Unternehmens beträchtlich auf, das sich durch diese Transaktion finanziell von BAYER abgekoppelt hat.

Kooperation mit HOFKONTOR
BAYER CROPSCIENCE will künftig mit der Einbecker HOFKONTOR AG bei der Beratung von LandwirtInnen in Sachen „Pestizid-Einsatz“ kooperieren (siehe auch PESTIZIDE & HAUSHALTSGIFTE).

BAYER kauft ZEPTOSENS
BAYER TECHNOLOGY SERVICES hat von NOVARTIS das Schweizer Unternehmen ZEPTOSENS erworben, das Analyse-Verfahren für die Biotechnologie entwickelt.

BAYER baut für WACKER
Der österreichische Chemie-Konzern WACKER gab BAYER TECHNOLOGY SERVICES (BTS) den 10 Millionen Euro schweren Auftrag, in Shanghai eine Trocknungsanlage für Pulver aus Polymer-Kunststoff zu bauen.

BAYER liefert Chloranlage

  • 1


BAYER TECHNOLOGY SERVICES (BTS) baut für ein chinesisches Unternehmen eine Chlortrocknungsanlage in der Volksrepublik. „Chlor ist für die chemische Industrie so wichtig wie Strom für Rechner“, sagt BTS-Sprecher Arnold Rajathurai. Für UmweltschützerInnen hingegen ist die hoch giftige, nur schwer abbaubare Substanz eine der gefährlichsten Chemikalien überhaupt.

BAYER liefert Chloranlage

  • 2


BAYER TECHNOLOGY SERVICES (BTS) baut für das Unternehmen BORSODCHEM in Ungarn eine Chlortrocknungsanlage.

BAYER baut in Kasachstan mit
BAYER TECHNOLOGY SERVICES (BTS) beteiligt sich in Kastachstan am Bau einer Bioethanol-Anlage.

Rapsöl-Kooperation mit CARGILL
BAYER CROPSCIENCE hat eine Zusammenarbeit mit dem US-Unternehmen CARGILL vereinbart. Die Konzerne wollen gemeinsam eine neue Rapssorte herstellen und vermarkten (siehe auch GENE & KLONE).

CIPROBAY-Kooperation mit NEKTAR
BAYER will Ciprofloxacin, den Wirkstoff des Antibiotikums CIPROBAY, künftig auch zum Inhalieren anbieten und beauftragte das US-Unternehmen NEKTAR mit der Herstellung des Trockenpulvers und des Inhalationssystems.

Zusammenarbeit mit TEIJIN
BAYER verstärkt die Zusammenarbeit mit dem japanischen Unternehmen TEIIJIN Ltd, mit dem der Konzern im Jahr 2004 bereits das Joint Venture TEIJIN-BAYER POLYTEC Ltd. gegründet hat. Die beiden Unternehmen vereinbarten, sich gegenseitig mit Polycarbonaten zu beliefern. TEIJIN erhält MAKROLON und der Leverkusener Multi im Gegenzug dafür PANLITE.

BAYER wächst in China
Der Leverkusener Multi erwartet Profitsteigerungen in China. Besonders durch die prosperierende Auto-, Bau- und Elektronikindustrie rechnet BAYERs China-Chef Jürgen Dahmer mit Zuwächsen. Auch im Gesundheits- und Agrarsektor erhöhen sich Dahmer zufolge die Marktchancen für Konzern-Produkte. Bislang erwirtschaftete der Global Player mit seinen 17 Niederlassungen in China, Taiwan und Hongkong einen Umsatz von 1,1 Milliarden Euro. Davon entfi

[AIDS-Skandal] Stichwort BAYER 04/2004

CBG Redaktion

AIDS-Skandal: Neue Dokumente

„Das ist doch Mord!“

Im letzten Jahr verklagten asiatische Bluter-Patienten BAYER. Wie bislang unbekannte Firmen-Unterlagen belegen, hat der Leverkusener Chemie-Multi Bluter mit seinem Gerinnungspräparat KOATE bewusst dem „AIDS“-Risiko ausgesetzt. Der im September ausgestrahlte WDR-Film „Tödlicher Ausverkauf - wie ‚AIDS‘ nach Asien kam“ dokumentiert nun detailliert, mit welcher Kaltblütigkeit der Konzern für seinen Profit über Leichen ging.

Von Jan Pehrke

„Warum ich? Was habe ich verbrochen, dass sie mich mit ‚AIDS‘ ansteckten? Ärzte sollen den Menschen helfen, aber die Ärzte in Hongkong hatten keine Chance. Sie mussten die Mittel anwenden, die sie bekamen. Schuld ist allein CUTTER, die Pharma-Firma in San Francisco“, klagt der 25-jährige Bluter Menn die US-amerikanische BAYER-Tochter in Egmont R. Kochs Film an. Sein Gesicht hält er dabei vor der Kamera verborgen. Erst nach langem Zögern hatte er sich zu den Aufnahmen bereit erklärt - in asiatischen Ländern sind „AIDS“-Kranke besonders stark von sozialer Ausgrenzung bedroht. Aber Menn stellte sich den Fragen des Filmemachers, weil er zu den Blutern gehört, die einen Prozess gegen BAYER führen. „Die Pharma-Firma muss vor Gericht gestellt werden! Sie hat das Medikament verkauft, obwohl sie wusste, dass es mit ‚AIDS‘ verseucht ist. Nur wegen des Profits! Das ist doch Mord!“, so der Hongkonger.
Die BAYER-Gesellschaft CUTTER hatte in den achtziger Jahren nicht hitze-behandelte und daher mit einem hohen „AIDS“-Risiko behaftete Margen des Blutplasma-Produkts KOATE nach Asien geliefert. In den USA hatte CUTTER das Mittel da schon längst durch das sichere KOATE HT ersetzt; den Verkauf des alten Präparats verbot die Gesundheitsbehörde. Auch die Hongkonger Vertriebsfirma des Unternehmens verlangte nach dem KOATE HT, erhielt jedoch eine abschlägige Antwort aus den USA. „Wir müssen die Lager-Bestände aufbrauchen“ lautete die in den Akten-Vermerken niedergelegte Verkaufsstrategie. Einfach entsorgen wollte BAYER das Hochrisiko-Produkt auf keinen Fall, der Konzern hatte sich in langfristigen Verträgen mit den Behörden zu einem bestimmten Festpreis verpflichtet und dachte nicht daran, das in der Herstellung teurere KOATE HT zu diesen Konditionen abzugeben. Nicht einmal als das Hongkonger Gesundheitsministerium den Vertriebschef zum Rapport einbestellte, der Druck von Patienten-Seite immer mehr zunahm, und JournalistInnen das Thema zu einem Skandal zu machen drohten, änderten die CUTTER-ManagerInnen ihre Haltung. Die einzige Reaktion aus San Francisco: „Wir haben den Universitätsärzten ...350 Flaschen des neuen, hitze-behandelten KOATES besorgt ... für jene Patienten, die am lautesten jammern.“ In Japan verfiel das Pharma-Unternehmen sogar darauf, die Zulassung von KOATE HT hinauszuzögern, um noch möglich viel von der „heißen Ware“ absetzen zu können.
Nur zwei Manager erklärten sich bereit, Koch Rede und Antwort zu stehen. Anfangs noch um Ausflüchte und Rechtfertigungen bemüht, kapitulierten sie schließlich vor der erdrückenden Macht der Fakten. Am Schluss des Interviews bekannte John H. Hink: „Ich denke, ich habe Fehler gemacht. Ich denke, ich hätte Dinge besser machen können. Und ich denke, unter diesen Umständen, wenn man die Folgen sieht, bin ich froh, jetzt darüber reden zu können“.
Diese Redebereitschaft zeigten die bundesdeutschen BAYER-Manager nicht. Sie lehnten es ab, vor laufender Kamera Stellung zu nehmen. Per Fax bekundete der Chemie-Multi „größtes Mitgefühl“ mit den Opfern, schloss aber „jegliches Fehlverhalten bei der Herstellung und Vermarktung dieser Produkte“ kategorisch aus.
Dabei laufen für den Opfer-Anwalt Charles A. Kozak alle Fäden des „AIDS“-Skandals in der Leverkusener Konzern-Zentrale zusammen. „Wir haben in den Dokumenten sehen können, dass BAYER gleich zu Anfang der ‚AIDS‘-Katastrophe jemanden herüberschickte, um die Strategie festzulegen. Und die entschieden dann, dass, obwohl wahrscheinlich innerhalb von ein, zwei Jahren 5.000 Bluter an “AIDS„ erkranken würden, CUTTER die Produkte weiter vermarkten solle“, führt Kozak aus.
Auf der Haben-Seite dieser brutalen Geschäftspraxis verbuchte der Multi vier Millionen Dollar KOATE-Verkaufserlöse in Asien.

[Ticker] Stichwort BAYER 04/2004 – Ticker

CBG Redaktion

AKTION & KRITIK

Proteste bei BAYER CROPSCIENCE
Im Monheimer Werk will BAYER CROPSCIENCE 140 Arbeitsplätze vernichten (siehe auch KAPITAL & ARBEIT). Betroffen sind unter anderem Chemie- und Biologie-LaborantInnen, Diplom-ChemikerInnen und promovierte BiologInnen. Gegen die Stellen-Streichungen protestierten am 20.10.04 ca. 300 Beschäftigte mit Plakaten wie “Kosteneinsparungen um jeden Preis - wo bleibt der Mensch”.

Streik bei BAYER CROPSCIENCE
In Frankreich hat die bei BAYER CROPSCIENCE geplante Arbeitsplatz-Vernichtung (siehe KAPITAL & ARBEIT) zu einem Streik geführt. Mehrere Tage lang legten Beschäftigte ihre Arbeit nieder.

Proteste auf LANXESS-HV
Am 17. November 2004 berief BAYER eine außerordentliche Hauptversammlung ein, um sich von den AktionärInnen die Abspaltung des angeblich zu unprofitablen Chemie-Geschäfts absegnen zu lassen. Es operiert fortan unter dem Namen LANXESS unabhängig. Die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) kritisiert die Trennung, weil sie zu Arbeitsplatzvernichtung in großem Ausmaß führt und brachte das an dem Tag in Reden-Beiträgen, auf Flugblättern und Transparenten zum Ausdruck (siehe SWB 4/04).

Kinderarbeit: kaum Verbesserungen
Immer noch arbeiten in Indien 1.650 Kinder für Zulieferer von BAYERs Tochter-Firma PROAGRO, die meisten davon in Schuldknechtschaft. Insgesamt beuten die Agro-Multis über 12.000 Minderjährige für ihre Profite aus. Drei Kinder bezahlten das mit ihrem Leben: Sie starben an Pestizid-Vergiftungen. Das ist das Ergebnis der neuen Untersuchung der Kinderrechtsorganisation MV FOUNDATION für die Pflanz-Saison 2003/2004. Im letzten Jahr produzierten noch 2.000 Kinder Baumwoll-Saatgut für PROAGROs VertragslandwirtInnen (Ticker berichtete mehrfach). Die abnehmende Zahl geht jedoch nicht etwa auf den Willen der BAYER-Gesellschaft zur Verbesserung der Lage zurück, sie ist lediglich der großen Trockenheit in dem indischen Staat Andhra Pradesh geschuldet. Der MV FOUNDATION zufolge weigern sich die Agro-Unternehmen nach wie vor, die Forderungen der Organisation und ihrer Kooperationspartner wie der COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) zu erfüllen. Statt etwa die Zulieferer endlich angemessen zu bezahlen, so dass sie Erwachsene einstellen können, üben sich BAYER & Co. weiterhin in Hinhalte-Taktiken, kritisiert die Initiative.

OECD-Beschwerde wg. Kinderarbeit
Wegen der Kinderarbeit bei Zulieferern von BAYERs indischer Tochter-Gesellschaft PROAGRO hat die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) gemeinsam mit dem GLOBAL MARCH AGAINST CHILD LABOUR und GERMAN WATCH eine Beschwerde bei der “Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung” (OECD) eingereicht. Dies hat ein großes Medien-Echo hervorgerufen, was den Leverkusener Chemie-Multi dazu veranlasste, mit einer die Tatsachen entstellenden Presse-Erklärung an die Öffentlichkeit zu treten (siehe PROPAGANDA & MEDIEN).

Kinderarbeit: BAYER blockte
Entgegen Zusagen zur Kooperation weigerte sich BAYERs indische Tochter-Firma PROAGRO lange, der indischen Kinderrechtsorganisation MV FOUNDATION eine Liste mit ihren Kinder beschäftigenden Zuliefern auszuhändigen. Erst nachdem mehrere Zeitungen groß über tödliche Pestizid-Vergiftungen von KinderarbeiterInnen berichteten, änderte PROAGRO die Strategie. Das Unternehmen lud den MV-Wissenschaftler Davuluri Venkatesvarlu ein und überreichte ihm die gewünschte Aufstellung. Zudem sicherte die BAYER-Tochter Dr. Venkatesvarlu zu, sich mit dem Problem der niedrigen Zahlungen an ihre Zulieferer beschäftigen zu wollen. Die geringen Erlöse aus den Verkäufen von Saatgut an die Agro-Multis stellen für die Zulieferer den Hauptgrund dafür dar, auf ihren Feldern Minderjährige zu beschäftigen.

Indien: Verzicht auf Gentechnik
Indische Gentech-GegnerInnen von GREENPEACE und anderen Organisationen protestierten immer wieder gegen die Experimente des Leverkusener Chemie-Multis mit gentechnisch verändertem Saatgut. So haben sich am 30.9.04 AktivistInnen elf Stunden lang am Eingangstor von BAYERs Zentrale in Bombay festgekettet; die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) begleitete die Aktion durch ihre Öffentlichkeitsarbeit. Dieses Engagement hatte Erfolg: Mitte November 2004 gab das Unternehmen bekannt, alle Gentechnik-Projekte in Indien zu stoppen (siehe SWB 4/04).

Proteste gegen die ABIC
Vom 12. bis zum 15. September 2004 luden BAYER & Co. zur weltweit größten Biotech-Messe nach Köln. Mit der ABIC (Agricultural Biotechnology International Conference) wollten Industrie und Politik ihr Ansinnen unterstreichen, Nordrhein-Westfalen zu einem der bedeutensten Gentech-Standorte in ganz Europa zu machen. Auf Initiative der COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) und Organisationen wie ATTAC KÖLN, BIOSKOP und MISEREOR formierte sich dagegen massiver Protest. So fanden unter anderem eine international besetzte Gegen-Konferenz und Aktionen vor dem Eingang zur ABIC-Messe statt.

PANNA fordert Lindan-Stopp
Nach dem Kauf der US-Firma GUSTAFSON (Ticker 2/04) kehrt das ultra-giftige Pestizid Lindan, das mit dem Wirkstoff Hexachlorcyclohexan zur Gruppe der chlorierten Kohlenwasserstoffe gehört, in das BAYER-Sortiment zurück. Traurige Berühmtheit erlangte die Substanz in den 70er Jahren als Holzgift XYLADECOR, das 200.000 Menschen vergiftete - mit verheerenden gesundheitlichen Folgen bis hin zu Sterbefällen (Ticker berichtete mehrfach). Der Leverkusener Chemie-Multi trennte sich im Zuge des Holzgifte-Prozesses, des bis dahin größten Umwelt-Strafverfahrens hierzulande, von dem Skandal-Stoff, den die bundesrepublikanischen Behörden kurz darauf verboten. In den USA dürfen die Konzerne Lindan hingegen noch vermarkten. Deshalb haben die US-amerikanische Sektion des PESTIZID-AKTIONS-NETZWERKs und zwei weitere Umwelt-Initiativen einen Offenen Brief an BAYER geschrieben, in dem sie einen Produktionsstopp verlangten. 80 weitere Organisationen schlossen sich dieser Forderung an.

GAUCHO gegen Unkraut?
In Kanada strebt BAYER die Zulassung des berühmt-berüchtigen GAUCHO-Wirkstoffs Imidacloprid (siehe PESTIZIDE & HAUSHALTSGIFTE) als Mittel gegen Unkraut-Wuchs an, wogegen Umweltgruppen massiv Einspruch erheben. Die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) unterstützt ihre Proteste und stellte umfangreiches Hintergrund-Material zur Verfügung.

Proteste gegen BAYER-Geschäftspartner
In Indien arbeitet BAYER mit der Pestizid-Firma TAGROS zusammen. Weil diese wegen ihrer niedrigen Umwelt- und Sicherheitsstandards berühmt-berüchtigt ist, hat es Widerstand gegen eine im Bundesstaat Tamil Nadu geplante Werkserweiterung gegeben. Auf Bitten der AktivistInnen vor Ort hat die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) ihre Proteste unterstützt und zum BAYER-Stammssitz getragen.

“Berliner Erklärung” zur Gentechnik
Im Anschluss an eine Tagung zur Gentechnik in der Landwirtschaft, organisiert von dem AGRARBÜNDNIS und der ZUNKUNFTSSTIFTUNG LANDWIRTSCHAFT, veröffentlichten die TeilnehmerInnen die “Berliner Erklärung”. Die mehr als 70 Gruppen aus Bereichen wie “Landwirtschaft”, “Umwelt” und “Verbraucherschutz” fordern darin die Politik auf, in dem geplanten Gentechnik-Gesetz die freie Ausübung von Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Bienen- und Fischzucht ohne Gentechnik ebenso zu gewährleisten wie einen Schutz von Naturschutzgebieten vor Auskreuzungen mit gentechnisch veränderten Organismen made by BAYER & Co.. Zudem verlangten sie, den VerbraucherInnen eine Wahlfreiheit beim Lebensmittel-Kauf zu garantieren.

CBG klagt Neonazis an
Nicht nur wegen der IG-FARBEN-Vergangenheit von BAYER begreift die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) ihre Arbeit auch als antifaschistisch. Deshalb beteiligte sie sich am 9. November 2004 an der Gegendemonstration zum Leverkusener Neonazi-Aufmarsch. Mit Bedacht hatten die RechtsextremistInnen sich den Gedenktag der Reichsprogromnacht als Datum ausgesucht. Mit dem Skandieren von Sätzen wie “Die schönsten Nächte sind aus Kristall” verhöhnten sie die Opfer des Nazi-Terrors. Die CBG sah damit die Tatbestände der Billigung von Straftaten und der Störung des öffentlichen Friedens erfüllt und stellte Strafanzeige gegen die AnmelderInnen der Neonazi-Demonstration. Erste Stellungnahmen der Polizei lassen allerdings nicht auf einen Erfolg hoffen. “Die Sprüche müssen im Zusammenhang betrachtet werden”, erläuterte ein Kölner Ermittler der taz NRW und führte aus, der “Äußerungscharakter” sei von mehreren Faktoren, etwa dem Umfeld, in dem sie geäußert wurden, abhängig. Zu was für Differenzierungsleistungen die Behörden in Sachen “Faschismus” doch fähig sind!

CBG-Jahrestagung 2004
Am 27. November fand die Jahrestagung der COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) zum Thema “Ökonomie frisst Ökologie - Goldene Bilanzen für BAYER & Co.” statt. Jan Pehrke (CBG) machte eine Bestandsaufnahme der aktuellen Umweltpolitik und legte in einem historischen Rückblick die entscheidenen Zäsuren dar, die schließlich zu einer Versöhnung von Ökonomie und Ökologie führten. Jörg Bergstedt von der Projektwerkstatt Reiskirchen analysierte detailliert, wie sich neoliberales Denken in die Ökologie-Bewegung selbst einschlich. Der ehemalige Chemie-Professor Jürgen Rochlitz berichtete von seinen frustrierenden Erfahrungen als grünes Bundestagsmitglied und präsentierte eine rot-grüne Mängelliste, die von A wie Atom-Ausstieg bis V wie Verkehr reichte. CBG-Geschäftsführer Philipp Mimkes widmete sich dem “Greenwashing” und skizzierte die Strategie BAYERs, sich mittels Wort-Kosmetik, aus der Porto-Kasse finanzierten Vorzeige-Projekten und Kooperationen mit angesehenen Institutionen wie den Vereinten Nationen das Image eines Umwelt-Engels zu verpassen. Uwe Friedrich (CBG) gab passend dazu einen Aufriss über die gesammelten Umwelt-Sünden des Leverkusener Chemie-Multis. Ausgehend vom aktuellsten Fall “Chrom in südafrikanischem Grundwasser” (siehe WASSER, BODEN & LUFT) beschäftigte er sich unter anderem mit der Chrom-Produktion, der Chlor-Chemie, der Dünnsäure-Verklappung, dem Widerstand gegen die Chemikalien-Verordnung, den nicht dem neuesten Stand entsprechenden Anlagen und der Gentechnik. Nach den Vorträgen entwickelten sich anregende Diskussionen über den Stand der Dinge in Sachen “Ökologie” und die Chancen, ihn mittels politischem Druck von unten zu verändern. So traten die TeilnehmerInnen am Abend ein wenig klüger und auch ein wenig neu motiviert die Heimreise an.

CBG macht Theater
Die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) ging eine Kooperation mit dem Düsseldorfer “Forum Freies Theater” (FFT) ein und gab aus dem reichen Fundus der an bühnenreifen Skandalen nicht armen BAYER-Geschichte Anregungen für ein Theaterstück. Die Autoren Donald Becker und Gudrun Herrbold, letztere als gebürtige Leverkusenerin bestens mit der Materie vertraut, entschieden sich für das Thema “Heroin”. Aus dem Stoff, den BAYER als Hustensaft entwickelte, entwickelten sie ein anregendes Theaterstück um die Risiken und Nebenwirkungen der Pharma-Produktion, rücksichtlose Konzern-Herren, Erfinderstolz und die unfreiwillige und todbringende Karriere der BAYER-Erfindung in der Pop-Kultur. Zur Uraufführung am 15.10.04 brachte es das FFT am “Tatort” Leverkusen selbst. Auf der Bus-Fahrt zum Spielort hatten die CBGler Axel Köhler-Schnura und Philipp Mimkes Gelegenheit, das Theater-Publikum mit näheren Informationen zum BAYER-Konzern auf das Stück einzustimmen.

Offener Brief an Winnacker
Die ZUKUNFTSSTIFTUNG LANDWIRTSCHAFT, der BUND FÜR UMWELT UND NATURSCHUTZ DEUTSCHLAND, FOODWATCH, das GEN-ETHISCHES NETZWERK und andere Organisationen haben einen Offenen Brief an den BAYER-Aufsichtsrat, Gentechfirmen-Gründer und Vorsitzenden der “Deutschen Forschungsgemeinschaft”, Ernst-Ludwig Winnacker, geschrieben. Winnacker hatte als Sprecher einer “Allianz der Wissenschaftsorganisationen” das geplante Gentechnik-Gesetz im Allgemeinen und die den einzelnen LandwirtInnen auferlegte Haftung im Schadensfall im Besonderen scharf kritisiert. Nach Meinung der UnterzeichnerInnen hat der Wissenschaftler damit private wirtschaftliche Interessen, Lobby-Verpflichtungen und seinen öffentlichen Auftrag als Repräsentant der bundesdeutschen ForscherInnen in unzulässiger Weise vermengt.

Offener Brief an die EU
Der Leverkusener Chemie-Multi will Gen-Reis in Asien und den USA anbauen und von dort aus in die Europäische Union einführen (SWB 2/04). Eine entsprechende Import-Genehmigung hat er im März 2004 bei der EU beantragt. Im September 2004 fand eine Beratung der Mitgliedsländer zu diesem Thema statt. Das nahmen FRIENDS OF THE EARTH EUROPE, die indische GENE CAMPAIGN und die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) zum Anlass, sich in einem Offenen Brief vehement gegen die Zulassung des gegen das Herbizid LIBERTYLINK immunen Reis’ auszusprechen.

Offener Brief an EU-Kommission
Die Europäische Union gerät immer mehr “unter Einfluss” von BAYER & Co. (siehe auch POLITIK & EINFLUSS). Aus Protest dagegen haben die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) und 49 andere Organisationen einen Offenen Brief an den neuen Kommissionspräsidenten José Barroso geschrieben. Darin fordern die Initiativen Beschränkungen für die unzähligen Lobby-Gruppen wie eine Registrierung und eine Berichtspflicht über ihre vielfältigen Aktivitäten. Darüber hinaus kritisieren die UnterzeichnerInnen die zunehmend industrie-freundliche Ausrichtung der EU-Politik selber. “Immer öfter setzen sich Partikular-Interessen einzelner Industrie-Zweige gegenüber dem Allgemeinwohl durch - dies ist mit demokratischen Prinzipien nicht zu vereinbaren. So wurde auf Druck der deutschen Chemie-Industrie die ursprünglich ambitionierte Reform der EU-Chemikalien-Gesetzgebung vollkommen verwässert”, konstatiert CBG-Geschäftsführer Philipp Mimkes in dem Schreiben. Die Pressure Groups der Multis sahen sich zu Reaktionen herausgefordert. Ihr Verband startete eine Initiative zur Registrierung - natürlich auf freiwilliger Basis. Als eine völlig unzureichende, rein kosmetische Maßnahme bezeichnete dies Offener-Brief-Mitinitiator Eric Wesselius von der konzern-kritischen CEO in einer Stellungnahme.

Empörung über Chef-Gehalt
Ein Leserbrief-Schreiber empörte sich angesichts der ausgewiesenen BAYER-Verluste von ca. 1,4 Milliarden Euro für das Geschäftsjahr 2003 über das im gleichen Zeitraum stattlich um 300.000 Euro angestiegene Salär von Konzern-Chef Werner Wenning. “Es ist doch so, dass Bauern, Handwerker, Händler von dem leben - müssen - , was sie erwirtschaftet haben (...) Und daran sollte sich auch ein Vorstandsvorsitzender, der sicher gerne von ‘meiner Firma’ spricht, orientieren, meint der Rheinpfalz-Leser.

Stoiber: Manager-Gehälter senken!
Sogar dem bayrischen CSU-Ministerpräsidenten Edmund Stoiber erscheinen die Manager-Gehälter zu hoch, weshalb er für eine Absenkung eintrat. “Ich halte das im Sinne einer sozialen Symmetrie für unumgänglich”, so Stoiber. Der Präsident des “Bundesverbandes der Deutschen Industrie”, Michael “Rocky” Rugowski, findet aber nichts Anstößiges an dem 1,6 Millionen-Gehalt von BAYER-Chef Werner Wenning und den Bezügen seiner Kollegen, er hätte es sogar gern noch ein wenig asymmetrischer. Im internationalen Vergleich lägen nicht die Manager-Gehälter, sondern die Arbeitnehmer-Löhne im oberen Bereich, gibt die Münchner tz seine Worte wieder.

Studie rügt falsche BAYER-Angaben
Das Kölner “Institut für evidenz-basierte Medizin” untersuchte 143 Broschüren, mit denen die Pharma-DrückerInnen von BAYER & Co. ÄrztInnen über die Konzern-Produkte informieren. Das Ergebnis war schockierend. Die Unterlagen strotzten vor falschen oder irreführenden Angaben. Es fehlten Hinweise auf Nebenwirkungen, während sie therapeutische Erfolge übertrieben darstellten. Der Leverkusener Chemie-Multi etwa stellte die schnelle und lange Wirksamkeit des Potenz-Mittels LEVITRA heraus, verschwieg aber, dass diese Aussage sich bloß auf Tests mit betäubten Hasen bezog. Nur in sechs Prozent der Broschüren fanden die Kölner ForscherInnen keine Mängel. Der Institutssprecher Thomas Kaiser trat deshalb für eine Kontrolle dieser Pharma-Publikationen ein. “Wenn man sich überlegt, dass sich die Ärzte auf diese Produkt-Informationen verlassen, muss sichergestellt sein, dass sie auch korrekt sind”, so Kaiser. Würde es diesen Check schon geben, hätten die Pharma-GAUs “LIPOBAY” und “VIOXX” bestimmt nicht so ein Ausmaß angenommen.

KAPITAL & ARBEIT

Ergebnis-Steigerung von 27,6 Prozent
“Die Kostensenkungsprogramme, die Straffung der Organisationen, die Bereinigung der Bilanzen, auch ein massiver Arbeitsplatz-Abbau zeigen Wirkung: Insbesondere viele große Konzerne haben ihre Gewinne massiv gesteigert”, schreibt die Süddeutsche Zeitung. Auch die BAYER-Bosse haben erfolgreich nach der Devise “Wenn es dem Unternehmen gut gehen soll, muss es den Beschäftigten schlecht gehen” gehandelt. Der Leverkusener Chemie-Multi hat bis September 2004 bereits ein operatives Ergebnis 1,87 Milliarden Euro eingefahren, was gegenüber dem Vorjahr eine Steigerung von 27,6 Prozent bedeutet.

Schneider: Mehr Geld, weniger Mitbestimmung
Niemand in der bundesdeutschen Wirtschaft hat so viele Aufsichtsratsposten ergattert wie der ehemalige BAYER-Chef Manfred Schneider. Neben seinen Jobs als Aufsichtsratsvorsitzender bei BAYER und LINDE hat er noch Sitze in den Kontroll-Gremien von ALLIANZ, DAIMLER CHRYSLER, METRO, RWE und TUI inne. Die Springer-Presse kürte ihn deshalb zum “mächtigsten Mann Deutschlands”. Diese Macht will er jetzt dazu nutzen, um die Mitbestimmung zu demontieren. In der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung trat er dafür ein, die Größe der Aufsichtsräte zu reduzieren und die Mandate der GewerkschaftsvertreterInnen auf unter 50 Prozent zu senken. Heutzutage würden angeblich nämlich “leicht Koalitionen gebildet, um Ziele zu erreichen, die nicht unbedingt mit den Interessen des Unternehmens im Sinne der Aktionäre übereinstimmen müssen”, meint Schneider. Dazu hat er noch die Chupze, für sich und seinesgleichen mehr Geld zu fordern. Als “nicht angemessen” bezeichnete er das derzeitige Honorar von 50 - 60.000 Euro pro Mandat.

LANXESS will rationalisieren
“Kosten senken und die Profitabilität steigern” - das ist nach Aussage des LANXESS-Chefs Axel Heitmann die Geschäftsgrundlage des Unternehmens, welchem BAYER alle angeblich zu unprofitablen Chemie-Bereiche zugeschlagen hat. Heitmann kündigte direkt nach der die Abspaltung besiegelnden außerordentlichen Hauptversammlung ein Rationalisierungsprogramm im Umfang von 25 Millionen Euro an. Im nächsten Jahr kommen dann “sämtliche Geschäftsprozesse auf den Prüfstand”. 40 Prozent der Geschäftseinheiten liegen bei der Umsatz-Rendite nämlich unter fünf Prozent und erfüllen damit nicht die Profit-Ziele der Bosse. Besonders schlecht steht es nach Heitmann um die Feinchemie und den Kunststoff Styrenics. Hier schloss der LANXESS-Chef für die Zukunft Verkäufe nicht aus. Zu den avisierten Betriebsschließungen in Goch und Marl dürften auch noch einige dazu kommen. Arbeitsplatz-Vernichtung im großen Stil verhindert einstweilen noch die bis 2007 geltende “Standort-Sicherungsvereinbarung”. Personalkosten-Senkungen beabsichtigt LANXESS deshalb auf anderem Wege zu erreichen. Handlungsspielraum könne sich etwa bei den Arbeitszeiten ergeben, gibt die Faz Heitmanns Worte wieder. “Da werden die Beschäftigten mitmachen, schließlich geht es um ihre Arbeitsplätze”, äußerte sich Axel Heitmann zuversichtlich über das Gelingen des Erpressungsmanövers.

CROPSCIENCE will rationalisieren
BAYER CROPSCIENCE kriegt den Hals nicht voll. BAYERs Landwirtschaftssparte will die Umsatz-Rendite von 19 Prozent bis zum Jahr 2006 auf 25 Prozent steigern und hat deshalb ein Kostensenkungsprogramm im Umfang von 200 Millionen Euro im Jahr beschlossen. Das bedeutet Arbeitsplatz-Vernichtung im großen Stil. Allein in Monheim und Frankfurt streicht der Konzern insgesamt 200 Stellen. Die Belegschaften starteten Protest-Aktionen (siehe AKTION & KRITIK).

Pharma: Über 500 Jobs weniger
BAYER hat seine Pläne zur Arbeitsplatz-Vernichtung in der Pharma-Forschung konkretisiert. Der Konzern will in Wuppertal 440 der 3.000 Jobs streichen und im US-amerikanischen New Haven 110 Stellen abbauen. Nachdem die Weltmarkt-Aspirationen im Bereich “Pharma” gescheitert sind, positioniert sich der Leverkusener Chemie-Multi als “mittelgroßes europäisches Unternehmen” neu. Im Zuge dieses Strategie-Wechsels hat der Konzern zahlreiche Forschungsgebiete aufgegeben wie z. B. “Asthma” (siehe IMPERIUM & WELTMARKT), “Urologie” und “Infektionskrankheiten”, das Pharma-Forschungszentrum im japanischen Kyoto geschlossen und die Kapazitäten im kalifornischen Berkeley reduziert.

BAYER bildet zu wenig aus
Erlangte die Ausbildungsplatz-Abgabe Gesetzes-Kraft - was nicht zu erwarten ist -, so müsste BAYER zahlen. Das Unternehmen erreicht nämlich nicht die Ausbildungsquote von sieben Prozent der Belegschaft. Kosten von 1,5 bis 2 Millionen Euro kämen auf den Konzern zu.

Schlimme BAYER-Jahre
Das manager-magazin 3/04 gibt einen Einblick in das schlechte Betriebsklima bei BAYER. “Die letzten Jahre waren schlimm”, gesteht ein langjähriger Mitarbeiter dem Reporter und klagt über Abteilungen, die heute A und morgen B hießen und andere kurzlebige Veränderungen, die ihn nur noch seine Pension herbeisehnen ließen.

Gute Zeiten, schlechte Zeiten
Während BAYER für das Geschäftsjahr einen Verlust von 1,36 Milliarden Euro auswies, stieg das Gehalt von BAYER-Chef Werner Wenning im gleichen Zeitraum um 300.000 Euro auf 1,6 Millionen, obwohl die Bezüge angeblich erfolgsbezogen sind. Sie beziehen sich allerdings nicht auf die Richtgröße “Gewinne/Verluste”, sondern auf den “Brutto-Cashflow”. Und der vermehrte sich wundersam, während das Unternehmen rote Zahlen schrieb. Diese schrieb der Konzern nämlich nur für die Steuerbehörden mittels Wertberichtigungen und hohen Abschreibungen.

Schiwy droht
Die so genannte Globalisierung dient BAYER als willkommene Ausrede, um weiterhin fröhlich Arbeitsplätze zu vernichten. “Wir müssen uns anpassen. Tun wir das nicht, sind wir nicht mehr da”, sagte der Brunsbütteler Werksleiter Willy Schiwy und konkretisierte: “Wir werden weiter rationalisieren müssen, sonst sind wir nicht mehr konkurrenzfähig”.

Schmoldt schützt Kapital-Einkünfte
In der SPD gab es bei der Diskussion um die Bürgerversicherung den Vorschlag, bei der Beitragsberechnung auch Kapital-Einkünfte einzubeziehen. Dagegen wandte sich der IG BERGBAU, CHEMIE UND ENERGIE-Vorsitzende Hubertus Schmoldt, der bei BAYER im Aufsichtsrat sitzt, vehement. “Wer Leistungsträger überfordert, provoziert eine Akzeptanz-Krise der Sozialversicherung überhaupt”, meint Schmoldt. Vielleicht sollte er den neoliberalen Gewerkschaftsbund gründen.

Wieder nur 1.000 Lehrlinge
Um mehr als ein Drittel ist die Zahl der Ausbildungsplätze bei BAYER in den letzten vierzehn Jahren zurückgegangen. Gab es 1990 in den Werken noch 1.600 Lehrstellen, so strich der Konzern diese bis zum Herbst 2004 auf rund 1.000 zusammen. Zudem übernimmt der Chemie-Multi in der Regel nur die Hälfte der Ausgebildeten.

POLITIK & EINFLUSS

Gentechnik-Gesetz beschlossen
Am 26.11. 2004 hat der Bundestag das Gentechnik-Gesetz verabschiedet (siehe auch Ticker 1/04). Damit gibt Rot-Grün grünes Licht für die “grüne Gentechnik”. Ausdrücklich verschreibt sich das Paragraphen-Werk der Förderung gentechnologischer Forschung. Getreu Gerhard Schröders Devise, man müsse das Augenmerk hauptsächlich auf die Chancen neuer Technologien richten, nicht aber auf die möglichen Risiken, zeigt sich die Regierungskoalition blind für die Gefährdungen durch Gentech-Pflanzen. Die Gefahr der Auskreuzungen von gentechnisch manipulierten Nutz-Pflanzen mit konventionell angebauten Sorten will die Gesetzes-Novelle einfach mit Abstandsregelungen verhindern. Kommt es dann doch zu einer Gen-Übertragung, sollen nicht etwa BAYER & Co. haften, sondern die LandwirtInnen. Im Vorfeld hatte der Leverkusener Chemie-Multi sich deshalb positiv über das Vorhaben geäußert, die europäische Freisetzungsrichtlinie in bundesdeutsches Recht umzusetzen und nur ein wenig an Details der Abstandsregelung herumgemäkelt. Im Zuge des Gesetzgebungsverfahrens verschärften die Gen-Giganten allerdings die Kritik und sprachen von einem Gentechnik-Verhinderungsgesetz, um Veränderungen bei der Haftungsregelung zu erreichen. Am Tag der Entscheidung schließlich bezeichnete ein Sprecher von BAYER CROPSCIENCE das Votum des Bundestages für das Gesetz als “nicht hilfreich”.

Lobby-Club Wirtschaftsministerium
Der jüngste Wirtschaftsbericht des Wirtschaftsministeriums lässt keinen Zweifel an der Amtsauffassung von Wolfgang Clement. Der Superminister versteht sich als erster Lobbyist im Staate. Wirtschaftspolitik, so heißt es in der Publikation, “muss industrie-politische Belange fördern und sie bewusst gegen Forderungen aus anderen Politik-Bereichen wie der Umwelt- oder Verbraucher-Politik oder gegen wettbewerbsverzerrenden Maßnahmen anderer Staaten vertreten”. Als solche kontroversen Politik-Felder bezeichnet der Bericht die Abgas-Normen für Autos, die Chemikalien-Gesetzgebung der EU, die Förderung der Gentechnik und die Beschleunigung der Arzneimittel-Zulassungen. Die drei letzten Punkte hat zweifellos BAYER mit auf die Agenda des Ministeriums gesetzt.

EU: Industrie-Studie übertreibt
Unermüdlich arbeiteten BAYER & Co. an einer weiteren Aufweichung des Chemikalien-Gesetzes der EU, das die VerbraucherInnen besser vor giftigen Substanzen schützen will. Die Konzerne gaben eine Studie in Auftrag, die auch brav das bestellte Horror-Szenario ablieferte und eine Gefährdung von Millionen Arbeitsplätzen durch das neue Regelwerk vorhersagte. Trotzdem erfüllte die Untersuchung nicht den beabsichtigten Zweck. Das EU-Parlament wies ihre Prognosen als übertrieben und unsachlich zurück.

Florenz Umweltausschuss-Vorsitzender
Der nordrhein-westfälische EU-Umweltpolitiker Karl-Heinz Florenz (CDU) ist BAYER-Dauergast und dem Konzern bei der Obstruktionspolitik gegen die europäische Chemikalien-Verordnung treu zu Diensten. Diese Arbeit kann er jetzt in herausgehobener Position fortsetzen. Florenz sitzt dem mit der Umsetzung des Regelwerks betrauten Ausschuss der Europäischen Union vor und hat auch schon die Marsch-Route vorgegeben. Er will “Industrie-Interessen stärker berücksichtigen”. Der Christdemokrat hat erstmal eine Verzögerungstaktik eingeschlagen, so dass die Regelung dem Straßburger Parlament erst im Herbst 2005 zur Abstimmung vorliegen wird.

Chemie-Gesetz: unendliche “Nachbesserungen”
Der Protest von BAYER & Co. gegen das Chemikalien-Gesetz der EU hat zu einer Neuausrichtung der gesamten Brüsseler Politik geführt (SWB 4/04). Super-Kommissar Günter Verheugen kann nicht nur sämtliche Gesetzes-Vorhaben auf ihre Wirtschaftsverträglichkeit hin prüfen, ihm obliegt auch die Umsetzung der Chemikalien-Verordnung. Wie er diese in die Wege leiten will, daran ließ er bei seiner Anhörung durch das Straßburger Parlament keinen Zweifel. “Das Gesetz muss so handhabbar sein, dass die Unternehmen nicht darunter zusammenbrechen”, sagte er ganz im Bann des von den Chemie-Multis entworfenen Katastrophen-Szenarios. Auch der neue Umwelt-Kommissar Stavros Dimas hat gegen weitere “Nachbesserungen” im Sinne der Industrie nichts einzuwenden.

IHK-Büro in Brüssel
Auf Initiative des Werksleiters der Brunsbütteler BAYER-Niederlassung, Willy Schiwy, haben 13 norddeutsche Industrie- und Handelskammern ein gemeinsames Büro in Brüssel eröffnet. Neben der weiteren Verwässerung der Chemikalien-Verordnung steht für die LobbyistInnen hauptsächlich auf der Agenda, die geplante Ausweisung von Naturschutz-Gebieten im Norden zu verhindern (siehe auch WASSER, BODEN & LUFT).

Bundesverdienstkreuz für Stindt
BAYERs Arbeitsrechtler Heinrich Meinhard Stindt hat das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen bekommen. Der Leiter der Konzern-Abteilung “Strategie und Politik” im Bereich “International Human Ressources” bekam die Ehrung “für sein Engagement um die Entwicklung von Recht und Praxis in der Beschäftigung und der Arbeitsförderung”. Dieses “Engagement” sah unter anderem so aus, dass Stindt vorschlug, neu abgeschlossene Arbeitsverträge sollten einen Passus enthalten, der den Unternehmen erlaubt, in Krisenzeiten bis zu 20 % des Grundlohns einzubehalten und die Arbeitszeit entsprechend zu kürzen. Auch sträubte er sich mit Händen und Füßen gegen einen neuen Passus im Arbeitsrecht, wonach die Beschäftigten bei geplanten Fusionen oder Ausgliederungen umfassend über die rechtlichen, wirtschaftlichen und sozialen Konsequenzen aufzuklären sind.

Kubicki bei BAYER
Der schleswig-holsteinische Landtagsfraktionschef der FDP, Wolfgang Kubicki, besuchte mit der Brunsbütteler Ortsvereinsvorsitzenden Bettina Jebens und der Landtagsabgeordneten Veronika Kolb das BAYER-Werk an der Elbe und betätigte sich bei einem Gespräch mit Wirtschaftsrepräsentanten als zuverlässiger Lautsprecher der Konzern-Interessen. Er wetterte gegen die EU-Chemikalien-Verordnung, die geplante Ausweisung von mehr Naturschutzgebieten und die hohen Energie-Kosten, die angeblich durch die Windkraft-Subvention entstanden seien.

Bush gegen Re-Importe
Die hohen Arzneimittel-Preise in den USA stoßen zunehmend auf Kritik in der Öffentlichkeit (siehe auch unter DRUGS & PILLS). Da die Kosten für Medikamente um zwei Drittel über denen in Kanada liegen, treten viele PolitikerInnen dafür ein, den Re-Import der Mittel aus dem Nachbarland zu erleichtern. Aber George W. Bush wusste, was er dem Leverkusener Chemie-Multi, der ihn im Wahlkampf mit 120.000 Dollar unterstützt hat, und anderen Herstellern schuldig ist. Er lehnte die Forderung ab. Zudem hat seine Reform des Gesundheitsprogrammes “Medicare”, das künftig gegen eine Kopf-Prämie von 35 Dollar im Monat dreiviertel der Kosten für verschreibungspflichtige Pillen übernimmt, aus Kanada oder anderen Staaten stammende Pharmazeutika ausdrücklich von der Regelung ausgenommen.

PROPAGANDA & MEDIEN

Kinderarbeit: BAYER desinformiert
Die neue Studie der indischen Kinderrechtsorganisation MV FOUNDATION stellt keine wesentliche Verbesserung der Situation von Kindern fest, die für Zuliefer der BAYER-Tochter PROAGRO in der Saatgut-Produktion arbeiten (siehe AKTION & KRITIK). In seiner öffentlichen Reaktion auf die OECD-Beschwerde der CBG und anderer Organisationen besitzt der Leverkusener Chemie-Multi nun die Unverfrorenheit, das Ergebnis der Studie in einer Presse-Erklärung umzuinterpretieren und sich selber so “erste Erfolge” im Engagement gegen die Kinderarbeit zuzuschreiben. Dabei schreckte der Konzern nicht einmal davor zurück, den Autoren der Untersuchung, Dr. Davaluri, als Kronzeugen für die angeblich positiven Veränderungen anzuführen.

Neue Chemie-Kampagne des VCI
Der “Verband der Chemischen Industrie” (VCI) hat eine neue Kampagne zur Image-Verbesserung von Plaste & Elaste gestartet. Sie stellt einmal mehr Chemie als unverfänglichen Begleiter des Alltags dar. “Sie macht Glas kratzfest, Sonnenbaden unbeschwert, Bildschirme flacher, PCs schneller” - und Lebensmittel giftiger, die Flüsse verseuchter, die Luft schmutziger, die Ozonlöcher größer und die Menschen kränker, was in der Aufzählung der BAYER-Propaganda-Postille direkt allerdings fehlt. Das abgebildete Werbe-Foto zeigt dagegen ganz groß das Wort “Verknallt”, wobei “AL” als Bezeichnung für Aluminium markiert ist. Dazu schmiegt sich eine Reinigungskraft verzückt an die offenbar aus Aluminium gefertigte Kachelwand eines Hallenbades an.

BAYER predigt
Der Leverkusener Chemie-Multi erweiterte im November 2004 das Spektrum seiner Werbe-Auftritte. Der Dormagener Chemie“park”-Leiter Walter Schulz bestieg die Kanzel der evangelischen Christus-Kirche und verkündete BAYERs Wort. In seiner Litanei berichtete er von gar Unglaublichem wie dem “gesellschaftlichen Engagement von BAYER”, der wundersamen Armenhilfe für brasilianische Kinder aus der Porto-Kasse eines Welt-Konzerns und verkündete, “dass nicht nur ökonomische, sondern auch und in gleichem Maße ökologische Kompetenz unabdingbar ist für das erfolgreiche Handeln”. Wer’s glaubt, wird selig.

Neue BAYER-Werbung
BAYER hat eine neue Werbe-Kampagne gestartet. Sie steht unter dem Motto “Science For A Better Life” und belässt es natürlich bei Versprechungen. Das Anzeigen-Motiv “Krebs aufhalten - Leben verlängern” etwa suggeriert, der Leverkusener Chemie-Multi hätte ein wirkungsvolles Mittel gegen Krebs entwickelt, was lediglich das Kleingedruckte relativiert. Die Annonce “Leben erforschen - Träume verwirklichen” zeigt ein niedliches Mädchen asiatischer Abstammung mit einer niedlichen Kinder-Zeichnung - man ist ja schließlich international ausgerichtet - und stellt eine Menge guter Fragen wie z. B.: “Wie kann immer mehr Menschen besser ernähren, ohne dabei die Natur zurückzudrängen?”, bleibt dann allerdings die Antwort schuldig. Zu einem Zeitpunkt, da der Konzern sein soziales Engagement real immer weiter zurückfährt (siehe STANDORTE & PRODUKTION), kommt darüber hinaus die “Corporate Social Responsibility” als Werbe-Motiv zumindest virtuell zu neuen Ehren.

Beteiligung an SCALE
BAYER beteiligt sich am SCALE-Projekt der EU, das die Auswirkung von Substanzen auf die Gesundheit von Kindern analysieren will. “Allerdings dürfe der Focus nicht einseitig auf möglichen Auswirkungen von Chemikalien liegen, warnen BAYER und der ‘Verband der Chemischen Industrie’ (VCI)”, heißt es in der Konzern-Postille direkt. Keinesfalls dürfe das bloße Vorhandensein eines Stoffes im Körper dazu führen, ihn als Krankheitsursache dingfest zu machen und ihn womöglich gar zu verbieten. BAYER lenkt hingegen von der lästigen Chemie ab. “Auch andere, für Kinder relevante Faktoren müssen berücksichtigt werden”, meint der Pharma-Riese. Als solche erachtet er Übergewicht, Bewegungsmangel, Reizüberflutung, passives Rauchen und Alkohol-Konsum. Geschickt eingefädelt: In dieser Krankheitsreiz-Überflutung soll die Chemie als eine Gesundheitsgefährdung von vielen untertauchen.

Ökotest lobt LEVITRA
Die Zeitschrift Ökotest hat im August 2004 43 Mittel zur Behandlung von Erektionsstörungen geprüft dabei dem BAYER-Produkt LEVITRA eine sinnvolle pharmakologische Zusammensetzung und gute Wirksamkeit bescheinigt. Ein peinliches Urteil: Die Publikation übernahm nicht nur kritiklos die Industrie-Angaben, wonach in der Bundesrepublik angeblich vier bis sechs Millionen Männer an “erektiler Dysfunktion” leiden, sie verschwieg auch die zahlreichen Nebenwirkungen. Als solche zählt eine von BAYER selbst in Auftrag gegebene Studie Kopfschmerzen, Gesichtsrötungen, Nasenschleimhaut-Entzündungen, Grippe-Symptome und Verdauungsbeschwerden auf (Ticker 1/03).

Werbe-Plattform Landesgartenschau
Der Leverkusener Chemie-Multi nutzt die über den 126.000 Tonnen Schadstoff seiner ehemaligen Giftmüll-Deponie Dhünnaue errichtete Landesgartenschau 2005 (siehe auch unter WASSER, BODEN & LUFT) in massiv als Werbe-Plattform. So sollen etwa ein “Unkraut-Lehrpfad” und Bilder von “Pflanzen-Krankheiten” den Segen der BAYER-Pestizide preisen.

BAYER kauft Wissenschaftler
BAYERs Diabetes-Mittel GLUCOBAY steht seit langem in der Kritik. Nach Meinung des Pharmakologen Gerd Glaeske handelt es sich dabei um ein Präparat, das “gerade mal so wirksam ist wie Müsli”. Da wunderte es die Fachwelt schon, dass ein Artikel in dem Fachmagazin Lancet zu einer positiven Bewertung kam. BAYER musste dabei allerdings kräftig nachhelfen. Der Konzern selbst hatte die Studie in Auftrag gegeben, bezahlt und die Bedingungen festgelegt. Das verschwiegen die AutorInnen, womit sie eindeutig gegen den Verhaltenscodex der Zeitschrift verstießen. Einer der Beteiligten, der Dresdener Professor Markolf Hanefeld, blieb dem Leverkusener Chemie-Multi auch darüber hinaus noch verbunden. Im Zuge der Verhandlungen über die Positiv-Liste für therapeutisch sinnvolle Medikamente setzte er sich in der Ärzte-Zeitung vehement dafür ein, GLUCOBAY in das Verzeichnis aufzunehmen. Unterstützung erhielt er in dem Blatt von dem Präsidenten der “Deutschen Diabetes-Union, dem Münchner Diabetologen Eberhard Standl. Aus freien Stücken, beteuerte Standl, er stehe nicht in Diensten BAYERs. Leider ist er aber auf der ReferentInnen-Liste des Konzerns mit einem Honorar von 1.000 Euro aufgeführt.

BAYER spart an der Kultur
Nicht nur bei der Unterstützung des Breitensports, auch beim image-fördernden Kultur-Sponsoring reduziert der Leverkusener Chemie-Multi sein Engagement. So schrumpfte sein Kultur-Etat in den letzten vier Jahren um 10 Prozent.

Sportler laufen für BAYER
Der Leverkusener Chemie-Multi finanzierte den “TransEuropaLauf”, der 49 Teilnehmer durch 5.017 Kilometer Europa führte. “BAYER stieg ein, wohlwissend, dass dieses Engagement zum positiven Image der Marke Polymers beitragen würde”, heißt es dazu im Werbe-Fachblatt PR Report. Diese Vermarktungsaufgabe übernahm für den Konzern die Agentur ATKON. Sie produzierte unter anderem einen Magazin-Beitrag, den klamme Privatsender dankend abnahmen, und vermittelte Interviews mit Läufern. “Der Aufwand hat sich gelohnt: Weltweit gab es 110 Millionen Zuschauer”, resümiert der PR Report.

TIERE & ARZNEIEN

BAYER verkauft Impfstoffe
Der Leverkusener Chemie-Multi hat die EU-weiten Vermarktungsrechte für IBR-Marker-Impfstoffe sowie für noch in der Entwicklung befindliche Vakzine an PFIZER verkauft.

DRUGS & PILLS

Höhere Pillen-Preise
BAYER & Co. holen sich die durch die “Gesundheitsreform” erfolgten finanziellen Einbußen über höhere Arzneimittel-Preise zurück. So verlangten die Pharma-Multis für ihre Erzeugnisse um die Jahreswende 2003/2004 durchschnittlich 18 Prozent mehr als 12 Monate zuvor. Nach Angaben des arznei-telegramms tat sich dabei neben TROPON und CELL PHARM vor allem BAYER hervor. Damit behauptet sich die Bundesrepublik in der Rangliste der Länder mit den kostenträchtigsten Arzneien sicher auf Platz fünf.

Weitere Zulassungen für LEVITRA
BAYER hat für das Potenz-Mittel LEVITRA (Nebenwirkungen: siehe unter PROPAGANDA & MEDIEN) Zulassungen auch in Kanada, China und Japan erhalten. Es ist jetzt in 76 Ländern erhältlich.

Medikamenten-Abhängigkeit steigt
Die Zahl der Medikamenten-Abhängigen nimmt ständig zu. Mittlerweile sind in der Bundesrepublik 1,5 Millionen Menschen betroffen. Als Arzneien mit hohem Sucht-Potential gelten neben Schmerzmitteln wie BAYERs ASPIRIN vor allem Beruhigungsmittel und Antidepressiva.

Orphan Drug “BAY 43-9006”
Pharma-Konzerne betrachten es nicht als ihre ureigene Aufgabe, Arzneien zur Behandlung von möglichst vielen Krankheiten zu erfinden. Sie wollen lediglich Medikamente zur Therapie der verbreitesten Gesundheitsstörungen entwickeln, weil nur das genügend Profit verspricht. Haben sie denn zufällig doch einmal zufällig ein aussichtsreiches Pharmazeutikum für ein seltenes Leiden in den Labor-Töpfen, so lassen sie sich die Weiterentwicklung subventionieren. Diese Aufgabe erfüllt die Verleihung des Orphan-Drug-Status (orphan = engl. Waise). Ein solches Prädikat bekam BAYER jetzt für den Wirkstoff “Bay 43-9006” (siehe Ticker 3/04) als Nierenkrebs-Therapeutikum zugebilligt. Es räumt dem Leverkusener Chemie-Multi eine verlängerte Patent-Laufzeit und geringere Zulassungsgebühren ein.

Zulassungsantrag für “BAY 43-9006”
BAYER will für das in der letzten Phase der Erprobung steckende Nierenkrebs-Medikament “BAY 43-9006” bei der US-Gesundheitsbehörde FDA einen Zulassungsantrag stellen, obwohl sich einige InvestorInnen von den Test-Daten der Phase zwei enttäuscht zeigten. Die Substanz gehört wie PFIZERs SU11248 zu den so genannten Signal-Transduktionsinhibitoren. Sie sollen die Signal-Wirkung von Wachstumsfaktoren stören, so dass Tumore sich nicht länger vergrößern können. Aber im direkten Vergleich mit dem PFIZER-Präparat sieht es nicht so gut für “BAY 43-9006” aus. “Der Wirkstoff konkurriert direkt mit SU11248 und scheint in der Wirkung etwas schwächer zu sein”, urteilt das Magazin GoingPublic.

Aus für TAXANE
Wieder einmal konnte ein von BAYER schon als Wundermittel gegen Krebs gepriesenes Medikament die hochgesteckten Erwartungen nicht erfüllen. Anfang September stoppte der Leverkusener Chemie-Multi die Erprobung von TAXANE. Wegen nicht ausreichender Wirksamkeit schaffte die Arznei den Sprung in die dritte Test-Phase nicht. Im Frühjahr hatte der Konzern Gerüchte um Probleme noch dementiert. “TAXANE ist sehr lange in Phase zwei, das heißt aber nicht, dass es in Schwierigkeiten ist”, hatte der damalige Gesundheitschef Rolf Clasen die Presse beruhigt. Sogar den jährlichen TAXANE-Umsatz hatte das Unternehmen schon taxiert: 400 Millionen Dollar.

Neue ONKOLOGIE-Sparte
BAYER baut für die Vermarktung von Krebsmedikamenten eine neue Sparte auf. Bis auf die für SCHERING-PLOUGH vertriebenen Arzneien beschränkt sich die Produkt-Palette bisher allerdings auf VIADUR alias LEUPROLID, eine umsatzschwache Arznei gegen Prostata-Krebs. Das Pharmazeutikum TAXANE (s. o.) konnte das Angebot wider Erwarten nicht erweitern. Bei Arzneimittel-Tests erwies es sich als mangelhaft. Jetzt ruhen die Hoffnungen allein auf der sich ebenfalls in der Erprobung befindlichen Substanz “BAY 43-9006” zur Behandlung von Nierenkrebs.

Zweifelhafte ADALAT-Studie
Nach einer neuen Studie führt BAYERs Herz/Kreislauf-Medikament ADALAT bei Hochrisiko-PatientInnen zu einem um 30 Prozent geringeren Infarkt-Risiko. Ob der Konzern die Untersuchung selber in Auftrag gegeben hat, oder ob sie allein der Objektivität verpflichtete WissenschaftlerInnen durchgeführt haben, teilte der Pharma-Riese nicht mit. An den Ergebnissen bestehen in jedem Fall große Zweifel. So mussten US-PharmakologInnen Ende der 90er Jahre eine Test-Reihe sogar abgebrechen, weil die ADALAT-ProbandInnen fünf mal häufiger einen Herzinfarkt erlitten hatten als die TeilnehmerInnen aus der Vergleichsgruppe (Ticker 1/99). “Wenn ich jetzt böswillig wäre, was ich nicht bin, könnte ich ausrechnen, dass über 200.000 Menschen im Laufe der letzten 20 Jahre, dass wir die umgebracht haben mit Kalzium-Antagonisten (...)!”, kommentierte der heutige Leiter des Institutes für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen, Dr. Peter Sawicki, damals den Vorfall.

HIV-Test für Blut-Plasma genehmigt
Der Leverkusener Chemie-Multi kann jetzt seine Blut-Produkte selber auf HI-Viren untersuchen. Die US Gesundheitsbehörde FDA erteilte die Zulassung für einen entsprechenden Test auf Gentech-Basis. Sie machte damit den Bock zum Gärtner. Seit Mitte der 80er Jahre starben nämlich Tausende Bluter an AIDS-verseuchten Blutplasma-Produkten von BAYER, weil der Konzern sich wie andere Hersteller aus Profit-Gründen weigerte, die Präparate einer Hitze-Behandlung zu unterziehen.

Ärger im Pharma-Paradies
Nirgendwo können BAYER & Co. so viel Geld für ihre Medikamente verlangen wie in den USA. So kostet BAYERs Potenz-Mittel LEVITRA in den Vereinigten Staaten doppelt so viel wie in der Bundesrepublik. Diese Hochpreis-Politik ist jedoch zunehmender Kritik von Verbraucherschutz-Organisationen ausgesetzt. Selbst Industrie-Vertreter wie der ehemalige MERCK-Boss Roy Vagelos sehen das Ende der Fahnenstange erreicht. “Staatliche Preis-Kontrollen sind fast unvermeidlich”, sagte er der New York Times. 46 Bundesstaaten haben bereits mit Planungen für Kostendämpfungsprogramme begonnen. John Kerry wollte sie im Falle eines Wahlsieges ausgebauen, weshalb BAYER & Co. wie schon im Jahr 2000 den Wahlkampf von George W. Bush großzügig unterstützt haben.

BAYER profitiert von gefährlicher Diät
ErnährungswissenschaftlerInnen warnen eingehend vor der “Atkins-Diät”. Sie schreibt den weitgehenden Verzicht auf Kohlenhydrat-haltige Nahrungsmittel wie Brot, Reis, Kartoffeln und Nudeln vor, was unter anderem zu Mangel-Erscheinungen, Verdauungsproblemen, Muskelkrämpfen und Schwäche-Anfällen führt. Den Leverkusener Chemie-Multi jedoch ficht das nicht an. Der Konzern bietet begleitend zur “Atkins-Diät” Nahrungsergänzungsmittel wie den Vitamin-Cocktail ONE-A-DAY CARBSMART an, um die Folgen der unausgewogenen Ernährung auszugleichen, und setzt damit jährlich zwei Millionen Dollar um. Die von BAYER ebenfalls zum Bei-Konsum bei allen Diäten empfohlene Pille ONE-A-DAY WEIGHTSMART brachte es sogar auf 32 Millionen Dollar per anno (siehe auch SWB 4/04).

GENE & KLONE

Kein Gen-Soja in Belgien
Belgien ist kein gutes Pflaster für BAYER. Nachdem die Behörden vor einiger Zeit die Zulassung von Gen-Raps wegen der Auskreuzungsgefahr und der negativen Auswirkungen auf die Artenvielfalt abgelehnt hatten (Ticker 1/04), zog der Leverkusener Chemie-Multi jetzt einen Antrag auf Genehmigung von gentechnisch manipuliertem Soja freiwillig zurück.

Gentech-Rückzug in England

  • 1


Ende 2003 hatte BAYER in England das Zulassungsbegehr für Gen-Mais zurückgezogen, weil der Konzern die Auflagen der Regierung nicht akzeptieren wollte. Nachdem die britische Umweltministerin Margaret Beckett in einer Regierungserklärung klarstellte, dass die Gen-Multis und niemand sonst die Haftungsrisiken für die “Zukunftstechnologie” zu tragen hätten und ein behördliches OK für Gen-Raps und -Zuckerrübe von vornherein ausschloss (Ticker 2/04), stoppte der Konzern die Genehmigungsanträge für fünf Raps-Linien und eine Futtermais-Sorte.

Gentech-Rückzug in England

  • 2


Mitte November 2004 zog BAYER in Großbritannien die Zulassungsanträge für zwei Sorten Gentech-Raps zurück.

Gen-Raps in Australien
BAYER hat in der australischen Provinz Victory Freisetzungsversuche mit Gen-Raps begonnen. LandwirtInnen schlugen wegen möglicher Auskreuzungen mit ihren Acker-Früchten Alarm, woraufhin die Provinz-Regierung den Leverkusener Chemie-Multi aufforderte, die Lage des Felds bekanntzugeben. Zunächst wollten die PolitikerInnen die Stelle sogar selbst outen, beugten sich dann aber dem Willen ihrer Bundesregierung. Der Konzern verriet den Tatort selbstverständlich nicht, woraufhin das NETWORK OF CONCERNED FARMERS die Sache selbst in die Hand nahm und mit Flugzeugen nach gen-manipuliertem Raps made by BAYER suchte.

LIBERTYLINK in Bulgarien
Die gentechnik-kritische Stimmung in den westeuropäischen Ländern zwingt BAYER, in andere Staaten wie z. B. Bulgarien auszuweichen. Dort bietet der Konzern LIBERTYLINK-Saatgut mit eingebauter Resistenz gegen Anti-Unkrautmittel und eine Kombination von LIBERTYLINK mit MAISGARD, ein Produkt eines anderen Herstellers, an, nicht ohne darauf hinzuweisen, dass diese nicht zuverlässig gegen Unkräuter wirkt.

Neue Grenzwert-Regelungen in der EU
Die EU plant eine neue Grenzwert-Regelung für die Verunreinigung von Saatgut mit Gen-Spuren. Nach dem Entwurf von Umweltkommissarin Margot Wallström soll das Limit für Raps und Mais bei 0,3 Prozent und bei Zuckerrübe, Futterrübe, Kartoffeln und Baumwolle bei 0,5 Prozent liegen. Bislang galt hingegen die Nachweis-Grenze von 0,1 Prozent als Richtmaß. Organisationen wie SAVE OUR SEEDS fordern deshalb auch, diese Bestimmung beizubehalten.

Kein Gen-Glück mit LION
Seit langem fahndet das Heidelberger Bioinformatik-Unternehmen LION BIOSCIENCE für den Leverkusener Chemie-Multi nach krankheitsrelevanten Genen, um diese als Wirkorte für neue Medikamente zu nutzen. Die Bio-TechnikerInnen haben zwar schon mehr als 250 so genannter Targets gefunden, aber mit denen konnte der Leverkusener Gen-Gigant, der sieben Prozent der Geschäftsanteile von LION hält, nicht viel anfangen. Deshalb hat der Konzern jetzt das Auftragsvolumen deutlich reduziert.

“EuropaBio” erforscht die “Bio-Ökonomie”
BAYER, BASF und andere im Brüsseler Lobby-Club “EuropaBio” organisierte Konzerne haben im Juni 2004 ein 45 Milliarden Euro schweres Programm zur Erforschung der “Bio-Ökonomie” vorgestellt. Die Multis wollen mit Hilfe der Gentechnik das Problem immer knapper werdender Ressourcen lösen und “biologische Rohstoffe” zur Grundlage der Industrie-Produktion im 21. Jahrhundert machen. Obwohl die Unternehmen es bisher noch nicht einmal geschafft haben, das Übergreifen von Gentech-Samen auf Felder mit konventionellem Anbau zu verhindern, ließ die EU schon mal 500.000 Euro für die Konzeption eines Aktionsplans zur “Bio-Ökonomie” springen (siehe SWB 4/04).

WASSER, BODEN & LUFT

Streit um Naturschutzgebiet
Die EU-Kommission will in Norddeutschland Elbe und Umgebung gemäß der “Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie” zum Naturschutzgebiet erklären. In diesem Fall müsste das Brunsbütteler BAYER-Werk, wollte es die Produktion und damit auch die Gift-Einleitungen erhöhen, sich vorher einer Prüfung unterziehen. “Dann müssten wir bald Fische und Krebse zählen, wenn wir das Werk erweitern wollen”, giftete Werksleiter Willy Schiwy. Deshalb setzt der Chemie-Multi alle Hebel in Verbindung, um die “unvertretbare Belastung” zu verhindern, dabei wieder einmal das fadenscheinige Argument “Arbeitsplätze” im Munde führend. So forderte der Konzern das schleswig-holsteiner Umweltministerium auf, sich für die “Nichtnotwendigkeit der Ausweisung eines FFH-Gebietes vor Brunsbüttel” einzusetzen. Dem kam die Politik prompt nach und meldete die Unterelbe-Region nicht als “Flora-Fauna-Habitat” nach Brüssel. “Falls Brüssel trotzdem eine Ausweisung will, müssen wir uns massiv dagegen wehren”, meint der Brunsbütteler Betriebsratsvorsitzende Erich Timmermann. Auch das auf BAYERs Initiative hin in Brüssel eingerichtete Büro der norddeutschen Industrie- und Handelskammern (siehe auch POLITIK & EINFLUSS) wird eine entsprechende Lobby-Politik betreiben.

BAYER zeigt “Absicherung Dhünnaue”
126.000 Tonnen Schadstoffe lagern auf dem Dhünnaue-Gelände. Der Pharma-Riese hat nämlich die Altlasten seiner ehemaligen Deponie einfach mumifiziert anstatt sie abzutragen. Eine fast vier Kilometer lange dicke Sperrwand umgibt das Gift-Grab nun seitlich. Nach oben hin dichten mehrere Schichten aus Ton, Erde und Kunststoff ab. Aber nach unten ist alles offen. So ist die Deponie buchstäblich ein Fass ohne Boden. Der Konzern entschloss sich deshalb in Tateinheit mit der Stadt Leverkusen, im wörtlichen Sinn Gras über die Sache wachsen zu lassen und die Landesgartenschau 2005 auf dem Gelände auszurichten. Eine Million Euro stellt der Chemie-Multi dafür zur Verfügung. Im Preis inbegriffen: Genug Raum, um seine Sicht der Dinge darzustellen. So zeigt BAYER auf 190 Quadratmeter eine unkritische Ausstellung zum Thema “Absicherung Dhünnaue”.

Kanada: mangelhafte BAYER-Anlagen
Am kanadischen BAYER-Standort Sarnia hat die Umweltbehörde der Provinz Ontario die Chemie-Werke rund um den St. Clair-River überprüft, weil der Fluss zu einem Endlager für Chemikalien zu werden drohte. (siehe auch SWB 4/04) Bei vier Fertigungsstätten des Leverkusener Chemie-Multis stellte sie Verstöße fest. Der Konzern hatte Gift-Müll falsch deklariert, eine Abwasser-Anlage ohne Genehmigung der zuständigen Stellen umgebaut und betrieb eine gefährliche Produktion ohne Zulassung.

Südafrika: Chrom im Grundwasser
Das Grundwasser in der Umgebung des im südafrikanischen Durban gelegenen BAYER-Werks ist stark durch Krebs erregende Chrom-Verbindungen belastet (siehe auch SWB 4/04). Die Behörden warnten die Bevölkerung eindringlich davor, Wasser aus den angrenzenden Brunnen zum Trinken oder Kochen zu verwenden. Der Leverkusener Chemie-Multi bestreitet, dass es sich um aktuelle Einträge handelt, die Chrom-Belastung geht angeblich auf “historische Verunreinigungen” zurück. Die Chrom-Produktion des Konzerns in Südafrika machte in der Vergangenheit immer wieder Schlagzeilen. So kam es in den 70er Jahren wegen mangelhafter Sicherheits-Vorkehrungen zu einer großen Zahl von Vergiftungsfällen. Ein Drittel der Belegschaft erlitt bleibende Gesundheitsschäden, mindestens acht Arbeiter starben an Lungenkrebs, zwei weitere an Tuberkulose.

CHEMIE & GIFTE

EU: Chemie belastet Innenräume
Eine Studie des Joint Research Centers der EU wies eine starke Belastung von Innenräumen wie Wohnungen, Büros und Schulgebäude mit Chemikalien nach. Als besonders alarmierend hob sie die Zahlen für Lösemittel hervor. BAYER verwendet diese bei der Produktion von Kunst- und Farbstoffen, Pestiziden, Fasern und Pharmazeutika.

PESTIZIDE & HAUSHALTSGIFTE

Künast untersucht GAUCHO-Gefahren
Durch BAYERs Saatgut-Behandlungsmittel GAUCHO und das zeitweilig ebenfalls zur Produkt-Palette des Konzerns gehörige REGENT kam es in Frankreich bei 182 Menschen zu Vergiftungserscheinungen. Fast hundert Milliarden Bienen starben. Deshalb ist die chemische Keule im Nachbarland schon seit geraumer Zeit verboten. Der Bundesregierung reichten diese Fakten allerdings nicht als Beleg für die Gefährlichkeit des Ackergiftes. Sie initiierte erst einmal ein Monitoring-Projekt zur Untersuchung des Schadenspotenzials von GAUCHO. Dabei wirken auch BAYER selbst sowie das industrie-freundliche Bienen-Institut mit, Umweltschutzgruppen fehlen hingegen. Zu einer Verbotsempfehlung dürfte es bei so einer Konstellation wohl kaum kommen.

Pestizide machen krank
Kanadische ForscherInnen untersuchten die wissenschaftliche Literatur zu Pestiziden ab 1992 und kamen in Bezug auf die gesundheitsgefährdenden Wirkungen zu alarmierenden Ergebnissen. Die Studien machten die Agro-Chemikalien als Auslöser zahlreicher Krankheiten aus. Die Produkte von BAYER & Co. können demnach unter anderem verschiedene Krebsarten, Leukämie, Störungen des Nervensystems sowie psychische Erkrankungen auslösen. Personen, die beruflich mit Ackergiften umgehen wie LandwirtInnen, gefährden nicht nur sich, sondern auch ihre Nachkommen. Die WissenschaftlerInnen beobachteten in den betreffenden Familien ein vermehrtes Auftreten von embryonalen Wachstumsstörungen, Totgeburten und Geburtsschäden.

DIURON verursacht Asthma
Das Spritzen von BAYERs Pestizid DIURON im Nachbarsgarten hat bei einem 10-Jährigen Jungen Asthma ausgelöst. Der behandelnde Arzt wies im Blut des Kindes Glyphosat Trimesium, ein DIURON-Abbauprodukt nach.

Künast verharmlost GAUCHO
Wegen seiner bienengefährdenden Wirkung hat der französische Landwirtschaftsminister Hervé Gaymard die Anwendung des BAYER-Saatgutbeizmittels GAUCHO auf Sonnenblumen- und Maisfeldern vor einiger Zeit untersagt. Obwohl auch in der Bundesrepublik im letzten Jahr ein Drittel aller Bienenvölker einging, sieht das Landwirtschaftsministerium keinen Handlungsbedarf. “Bei richtiger Anwendung des Insektizids GAUCHO gab es keine Schäden an den Bienen”, heißt es aus dem Hause Künast wider besseren Wissens.

Pestizid-Weltmarkt: BAYER Nr. 2
BAYER ist die Nr. 2 des weltweiten Pestizid-Marktes und verringerte mit einem Umsatz von 5,4 Milliarden Dollar den Abstand zu SYNGENTA (5,5 Milliarden) weiter. Den dritten Platz nimmt mit fast zwei Milliarden weniger BASF ein.

Weltweit mehr Pestizide
BAYER & Co. haben 2003 mehr Pestizide verkauft als im Geschäftsjahr 2002. Der Agrochemie-Umsatz stieg nach Angaben des “Industrieverbandes Agrar” um sechs Prozent auf 26,7 Milliarden Dollar. Als weltweit zweitgrößter Anbieter auf diesem Markt fließt ein gehöriger Anteil dieses Geldes in BAYER-Kassen.

Immer mehr Pestizid-Rückstände
Nach einem Bericht der EU finden sich in immer mehr Lebensmitteln der Gemeinschaft Pestizid-Rückstände. Nur noch 56 Prozent des untersuchten Obstes, Getreides und Gemüses weist keine nachweisbaren Spuren auf; 1999 waren es noch 64 Prozent. Die Grenzwert-Überschreitungen stiegen von 1996 drei Prozent auf 5,5 Prozent anno 2002. Die Bundesrepublik lag dabei mit 8,7 Prozent über dem Durchschnitt, bei den Mehrfach-Belastungen nahm sie mit dem Wert von 31,1 Prozent sogar den Spitzenplatz ein. BAYER-Produkte hatten daran einen gehörigen Anteil. Der TAMARON-Wirkstoff Methamidophos überschritt in Bohnen die noch als gesundheitlich unbedenklich geltende Menge - die akute Referenz-Dosis (ARfD) - um 477 Prozent, der MESUROL-Wirkstoff Methiocarb um 441 Prozent. Der Wirkstoff Oxidemeton-methyl, enthalten in METASYSTOX R, lag in Spinat um 404 Prozent über dem ARfD-Wert. Parathion, das unter anderem in den BAYER-Produkten E 605 FORTE, ME 605 und ECOMBI enthalten ist, übertraf in Pfirsichen die ARfD-Grenze um 161 Prozent. Beim von der EU eingeführten Schnellmeldesystem zu gesundheitsgefährdenden Gift-Spuren in Lebens- und Futtermitteln gingen neun von 43 Warn-Hinweisen und 18 von 129 Informationshinweisen zu BAYERs Methamidophos ein.

EU harmonisiert Grenzwerte
Die Europäische Union strebt bis Mitte 2005 eine Vereinheitlichung der noch erlaubten Rückstandsmengen für die Pestizide von BAYER & Co. in Lebensmitteln an. Einen verbesserten Gesundheitsschutz für bundesdeutsche VerbraucherInnen bedeutet dies jedoch nicht unbedingt, sie müssen sich bei den 160.000 zur Disposition stehenden Werten sowohl auf Anhebungen als auch auf Absenkungen einstellen.

Wachstumsmarkt Polen
Nach der EU-Osterweiterung hofft BAYER CROPSCIENCE vor allem in Polen auf glänzende Geschäfte. Europa-Chef Kurt Küsgen erwartet einen Strukturwandel in der Landwirtschaft weg von den personal-intensiven Kleinbauernhöfen hin zu mehr agro-industriellen Großbetrieben. Diese sieht er als “Technologie-Driver” und also auch als Umsatz-Driver für den Konzern an.

Neue Pestizide
BAYER hat Zulassungsanträge für zwei neue Antipilz-Mittel gestellt, PROLINE (Wirkstoff: Prothioconazole) und Input (Wirkstoffe: Prothioconazole und Spiroxamine). Schon auf den Markt gebracht hat der Leverkusener Chemie-Multi das Insektizid RUNNER. Das im Obst- und Wein-Anbau einsetzbare Mittel soll nach Konzern-Angaben angeblich nicht bienen-gefährlich sein und Nützlinge schonen.

Neue Haushaltsinsektizide
BAYER bietet zwei neue Pestizide an. Die LIZETAN-KOMBISTÄBCHEN sollen gegen saugende Schadinsekten wirken, der berühmt-berüchtigte GAUCHO-Inhaltsstoff Imidacloprid tötet so nebenbei allerdings auch Bienen. CUPRAVIT KUPFERKALK mit dem Wirkstoff Kupferoxychlorid ist zum Schutz von Erdbeeren, Gemüse und Zierpflanzen vor Pilz-Krankheiten vorgesehen.

STANDORTE & PRODUKTION

Auch 2004 keine Gewerbesteuer
“Wann zahlt BAYER wieder Gewerbesteuer?”, fragte ein Journalist der Rheinischen Post BAYER-Chef Werner Wenning auf der letzten Bilanz-Pressekonferenz. Antwort: “Wenn wir wieder Gewinne machen. 2004 nicht!” Tatsächlich wies der Leverkusener Chemie-Multi für das Geschäftsjahr 2003 einen Verlust von fast 1,35 Milliarden Euro aus, während der Umsatz sich mit 28,5 Milliarden Euro gegenüber dem Vorjahr kaum verändert hatte. BAYER hat also wieder einmal ganz legale Steuertricks angewendet und in den Bilanzen mit Wertberichtigungen und Abschreibungen herumoperiert, um Abgaben zu sparen.

Sirenen: BAYER zahlt nur wenig
Anfang der 90er Jahre rechnete der Staat nicht mehr mit “Verteidigungsfällen” und baute flächendeckend Sirenen ab, auch in Krefeld. Nach Besorgnis erregenden Störfällen im Uerdinger BAYER-Werk erachteten die Kommunal-PolitikerInnen ein Warn-System aber dennoch für notwendig und errichteten im Industrie-Gebiet 20 neue Sirenen. An den Kosten beteiligten sich der Chemie-Multi und die anderen Konzerne allerdings nur unzureichend. Bloß ein Drittel der Summe schossen sie zu.

Verkleinerung des Chemie-“Parks”?
Bei BAYER gibt es Überlegungen, den Wiesdorfer Chemie-“Park” zu verkleinern und Verwaltungsgebäude “außen vor” zu lassen, um die Vermarktungschancen für freie Flächen zu erhöhen. Liegen die Büros außerhalb des Geländes, müssen die Sicherheitsauflagen nämlich nicht mehr dem Chemie-Standard entsprechen. Für sie gelten dann viele Umwelt-Vorschriften und Bestimmungen zu Werkschutz, Feuerwehr und PförtnerInnen nicht mehr, was die Nebenkosten reduziert.

Spedition baut Silos
Das Speditionsunternehmen SCHMIDT baut auf dem Dormagener Chemie-“Park” 40 Silos zur Zwischenlagerung der BAYER-Kunststoffe NOVODUR 9 und LUSTRAN. Die 24 Meter hohen Türme können jeweils 340 Kubikmeter Plaste aufnehmen.

Großanlagen-Bau in China
BAYER will in China bis 2008 für über 1,8 Milliarden Dollar vier Großanlagen zur Produktion von Stoffen wie Diphenylmethandiisocyanat (MDI) und Tolylendiisocyanat (TDI) bauen, welche die Weltgesundheitsorganisation als Krebs erregend und Erbgut schädigend einstuft. Der letzte Störfall in der TDI-Produktion ereignete sich 1997 in Dormagen, als eine Explosion mehr als 12 Tonnen des Vorproduktes TDA freisetzte.

BAYER schließt Galerie
Die Kultur-Förderung gehört nicht zu den Kern-Geschäften des Leverkusener Chemie-Multis. Deshalb gab BAYER INDUSTRY SERVICES (BIS), in deren Händen das Management der Chemie-“Parks” liegt, die Schließung der Werksgalerie bekannt. Der Konzern spart dadurch 100.000 Euro. Auch die 70.000 Euro kostende Unterstützung der Kleinkunst gibt die BIS auf. Die KULTURVEREINIGUNG LEVERKUSEN protestierte scharf gegen die Streich-Orgien. Sie erinnerte in diesem Zusammenhang an den kontinuierlichen Sozial-Abbau BAYERs und nannte als Beispiele dafür die Schließung der Werkskindergärten, des Duisberg-Bades und des BAYER-Kaufhauses. Auch die “Arbeitsgemeinschaft Leverkusener Künstler” äußerte Kritik. Es sei einfach albern, zu glauben, die Holding werde an den eingesparten 170.000 Euro gesunden. Vielmehr spreche aus dieser Manager-Entscheidung eine “extreme Ignoranz den Künstlern und dieser kulturellen Initiative gegenüber”, gab der Kölner Stadtanzeiger die Worte des AG-Sprechers Klaus Wolf wieder.

IMPERIUM & WELTMARKT

Kooperation mit SIEMENS
BAYER TECHNOLOGY SERVICES und SIEMENS haben eine Zusammenarbeit bei Bau und Wartung von Anlagen vereinbart. BAYER liefert das Ingenieur-Wissen und die SIEMENS-Abteilung das digitale Knowhow. Gemeinsam will man künftig Aufträge zur Automatisierung der gesamten Produktion im Auto- oder Chemie-Bereich akquirieren und so Arbeitsplätze wegrationalisieren.

USA: Abwicklung des Pharma-Vertriebs
Nach dem LIPOBAY-Skandal konnte BAYER nicht länger ein Big Player im Pharma-Bereich sein. Der Leverkusener Chemie-Multi strebte fortan eine Positionierung als “mittelgroßes europäisches Pharma-Unternehmen” an. Im Zuge dieses Rückbaues hat der Konzern in den USA nun den Pillen-Vertrieb aufgegeben. CIPROBAY, ADALAT & Co. wird künftig SCHERING-PLOUGH vermarkten. BAYER hingegen kümmert sich um den Absatz von SCHERING-PLOUGHs Krebsmedikamenten und um das japanische Geschäft mit dem Cholesterinsenker ZETIA. Darüber hinaus verkauft das Unternehmen nur das nicht direkt an MedizinerInnen oder Apotheken abgegebene Blut-Produkt KOGENATE und das Blutungen bei Bypass-Operationen stillende TRASYLOL weiterhin selber. Damit vernichtet der Gen-Gigant betriebsintern 1.800 Arbeitsplätze. Das war auch Sinn der Übung. “Denn bei genau definierten Verkaufspreisen und einer Gewinn-Beteiligung kann man sich eine 1.800-köpfige Vertriebsmannschaft weitgehend sparen, zumal so auch die Umsätze planbarer werden. Nur 800 Mann weniger könnten schon 66 Millionen Euro mehr bringen”, rechnet die Financial Times Deutschland vor. Zum Schicksal der Beschäftigten heißt es lediglich vage, die meisten von ihnen übernehme SCHERING-PLOUGH

Pharma-Forschungsabteilung verkauft
BAYERs Pharma-Sparte schrumpft und schrumpft. Ende August hat der Leverkusener Chemie-Multi seine Abteilung “Atemwegserkrankungen” an das Unternehmen AEROVANCE verkauft, dessen Mehrheitsanteile dem Finanz-Investoren APAX PARTNERS gehören. Gegen die Veräußerung der Rechte an 11 Mitteln, die sich in der klinischen Erprobung befinden, erhielt der Konzern eine 19,9-prozentige Beteiligung an AEROVANCE.

BAYER im LION-Aufsichtsrat?
Das Heidelberger Bioinformatik-Unternehmen LION BIOSCIENCE, an dem BAYER sieben Prozent der Geschäftsanteile hält, hat den Rücktritt von Vorstand und Aufsichtsrat angekündigt. Zur Begründung gab die an der US-Börse notierte Firma an, sie sei finanziell nicht in der Lage gewesen, die nach US-amerikanischem Recht persönlich haftenden Manager durch eine Versicherungspolice abzusichern. Jetzt muss das Heidelberger Amtgericht den neuen Aufsichtsrat berufen. Da hierfür normalerweise die Groß-Aktionäre erste Ansprechpartner sind, könnte demnächst ein BAYER-Mann im LION-Aufsichtsgremium sitzen.

Kooperation mit AMERSHAM
BAYER und das britische Unternehmen AMERSHAM vereinbarten eine Zusammenarbeit auf dem Diagnostika-Gebiet. Die beiden Konzerne wollen gemeinsam “AIDS”-Tests und Geräte zur Gen-Analyse des HI-Virus sowie anderer Krankheitserreger entwickeln und vermarkten. Darüber hinaus liefert AMERSHAM künftig Chemikalien an den Leverkusener Chemie-Mult