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Veröffentliche Beiträge von “CBG Redaktion”

[RP] CO-Pipeline stoppen!

CBG Redaktion

WZ, 19. Februar 2014

Gegner der CO-Pipeline sind optimistisch

Gegner der Leitung sind nach Erörterungstermin optimistisch

Als der Düsseldorfer Rechtsanwalt Jochen Heide am Dienstagnachmittag im Zug von Münster zurück in die Landeshauptstadt saß, war die Qualität seines Tages nicht mehr zu steigern. „Das Gericht sieht nicht, dass der Planfeststellungsbeschluss für die CO-Pipeline zu halten ist“, sagte Heide im Anschluss an einen nichtöffentlichen Erörterungstermin beim Oberverwaltungsgericht Münster.

Pipeline-Gegner wollen das Rohrleitungsgesetz kippen
Dabei geht es um nicht weniger als die Frage, ob der Bayer-Konzern die Pipeline-Rohre, die er zwischen Uerdingen und Dormagen verlegt hat, jemals mit hochgiftigem Kohlenstoffmonoxid wird füllen dürfen. Nach Heides Einschätzung stehen die Chancen dafür aus Sicht von Bayer äußerst schlecht.
Dem Vorhaben des Chemie-Multi zugrunde liegt das im März 2006 vom Landtag verabschiedete Rohrleitungsgesetz. Auf ihm basieren die Enteignungen von Grund und Boden von Privatleuten, um die Trasse verlegen zu können. Einer der Betroffenen ist der Mandant von Rechtsanwalt Heide.
Wie geht es nun weiter? „Im Sommer wird das Gericht versuchen, aus eigener Kraft den Planfeststellungsbeschluss auszuhebeln.“ Das letzte Wort in Sachen CO-Pipeline dürfte auf jeden Fall das Bundesverwaltungsgericht in Karlsruhe haben.
Zuvor wird jedoch im Landtag über die Pipeline gesprochen: Die CDU hat für die Plenarsitzung am Donnerstag den Antrag gestellt, den Industriestandstandort NRW durch beschleunigte Genehmigungsverfahren von Pipeline-Projekten zu stärken. Von Arnulf Ramcke

15. Februar 2014, Rheinische Post

Gegner der CO-Pipeline verschärfen Ton

Die Gegner der von Bayer geplanten Kohlenmonoxid-Leitung haben den Ton verschärft. „Wir fordern die Behörden auf, Bayer die Befähigung für solche gefährlichen Projekte außerhalb ihrer Werkgrenzen endlich zu entziehen“, meinte gestern Dieter Donner. Der Koordinator der Initiative gegen die geplante CO-Pipeline übte mit seinen Mitstreitern bei einem Treffen im Monheimer Rathaus unter anderem Kritik am Zustand der bestehenden CO-Leitung zwischen den Bayer-Werken Dormagen und Leverkusen. Vor einer am kommenden Dienstag am Oberverwaltungsgericht (OVG) Münster anstehenden Anhörung zu der von der Stadt Monheim unterstützten Klage des Landwirts Heinz-Josef Muhr gingen die Anti-Pipeline-Initiativen vor Journalisten gemeinsam in die Offensive.

Bayer-Pressesprecher Jochen Kluener bezeichnete auf RP-Anfrage die genannte Forderung an die Behörden als haltlos. „Entscheidend ist der sichere Umgang mit CO. Bayer hat seit Jahrzehnten Erfahrung damit, ebenso wie mit Pipelines.“ Diese Erfahrungen sind Kluener zufolge in die Planung eingeflossen. Das unter anderem vom TÜV begutachte Konzept gewährleiste ein Höchstmaß an Sicherheit über gesetzliche Vorschriften hinaus.

Gerichtsverfahren
Vor dem OVG geht es am Dienstag nach Muhrs Worten um die Frage, ob der Bau der 67 Kilometer langen CO-Pipeline zwischen den Bayer-Standorten Dormagen und Krefeld dem Allgemeinwohl dient. „Nur dann wäre eine Enteignung meines Bodens möglich. Die Leitung führt 600 Meter lang durch meine Felder und entwertet acht Hektar Anbaufläche.“ Neben dem Enteignungsrecht geht es in der OHG-Anhörung auch um die Frage, ob die weitgehend rechtsrheinisch verlaufende Trassenführung seinerzeit ergebnisoffen geprüft worden war. Schließlich wäre zwischen den beiden linksrheinisch liegenden Bayer-Standorten Dormagen und Krefeld ohne Rheinunterquerungen eine kürzere Trasse möglich gewesen.

Gefährlichkeit
Der Hildener Pipeline-Gegner und Mediziner Dr. Gottfried Arnold hatte nach eigenen Angaben die Gefährlichkeit von Kohlenmonoxid einst in seiner Doktorarbeit thematisiert. „Wenn ein Erwachsener 30 Milliliter ausströmendes CO einatmet, also etwa ein Schnapsglas voll, wird er bewusstlos und kann sich aus einer Gefahrenzone nicht mehr fortbewegen. Ein Kind würde bei dieser Menge sogar sterben.“ Arnold zufolge könnten bei der vorhandenen Leitung von Dormagen nach Leverkusen etwa 60 000 Liter CO ausströmen, bevor die Gefahr vom Überwachungssystem entdeckt werde. Diese Zahlenangabe sei unseriös, entgegnet Bayer-Sprecher Kluener. „Die Rohrleitung wird seit 2002 sicher betrieben, ständig überwacht und regelmäßig kontrolliert. Im normalen Leitungsbetrieb ist ein Austreten von Kohlenmonoxid auszuschließen.“

Bomben
Der Duisburger Pipline-Gegner Erich Hennen kritisierte, dass vor der bereits erfolgten Verlegung der Leitungsrohre auf 67 Kilometer Länge die Trasse nicht sorgfältig genug auf mögliche Fliegerbomben aus dem Zweiten Weltkrieg hin untersucht worden sei. „Zusätzlich zur Luftbildauswertung müsste die komplette Strecke mit Detektoren untersucht werden; was teuer, aber immer noch möglich ist.“ Im letzten Jahr seien allein in NRW 239 solcher beim Aufprall nicht explodierten Bomben entschärft worden. Bei 161 789 Tonnen allein über dem Ruhrgebiet abgeworfenen Bomben seien Blindgänger wahrscheinlich.

Dringlichkeit
Bayer hatte 2007 mit der Eilbedürftigkeit für das Projekt und dem drohenden Verlust von Arbeitsplätzen argumentiert. Da sieben Jahre ins Land gegangen sind, bezweifeln die Pipeline-Gegner die Dringlichkeit. Bayer-Sprecher Kluener widerspricht: Nur durch die neue Leitung könne der Standort Krefeld-Uerdingen in die CO-Verbundstruktur eingebunden werden. „Mittel- und langfristig drohen Uerdingen im engen Wettbewerb durch Produktionsausfälle Nachteile, falls die CO-Pipeline nicht in Betrieb gehen könnte.“

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Dhünnaue

CBG Redaktion

Presse Info vom 17. Februar 2014

Neue Rheinbrücke in Leverkusen:

Bohrungsarbeiten in Giftmüll-Deponie

Am Mittwoch beginnen in der Leverkusener Dhünnaue Sondierungsarbeiten für den Bau einer neuen Autobahnbrücke. Hierfür werden 17 Bohrungen bis in eine Tiefe von 40 Metern durchgeführt. Bis zum Sommer sind etwa 300 Bohrungen notwendig.

Besondere Schwierigkeiten macht der gefährliche Untergrund: die Dhünnaue diente dem benachbarten BAYER-Werk jahrzehntelang als Giftmülldeponie. Bei jedem Bohrloch fallen daher rund zwei Tonnen Sondermüll an, die zunächst im Labor untersucht und je nach Giftigkeit deponiert oder verbrannt werden müssen. Die Arbeiten werden mit Ganzkörperschutz durchgeführt.

Die Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) erinnert daran, dass die einstmals „größte bewohnte Giftmüll-Deponie Europas“ bis heute eine Gefahr für die Umwelt darstellt. Auf dem Gelände liegen mehrere hunderttausend Tonnen Giftmüll, darunter Schwermetalle und hochgefährliche Chlorverbindungen. Wegen der ungeordneten Deponierung ist die genaue Zusammensetzung unbekannt. Im Landtag NRW wurde einst von einer größeren Giftlast als in Bitterfeld gesprochen.

Das verseuchte Erdreich wurde weder abgetragen noch vollständig umschlossen. Lediglich zum Rhein hin wurde die Altlast mit Spundwänden gesichert. Stündlich müssen daher 750 Kubikmeter verseuchtes Wasser abgepumpt und gereinigt werden - über Jahrhunderte hinweg. Da die Schichten unter der Deponie zum Teil wasserdurchlässig sind, ist ein Eindringen von giftigem Grundwasser in den Rhein zu befürchten, besonders bei Hochwasser.

Nach dem Krieg wurde die Deponie notdürftig abgedeckt und mit 220 Wohneinheiten, einem Kindergarten, einem Altersheim und einer Schule bebaut. Medizinische Gutachten zeigten bei hunderten von Anwohner/innen Veränderungen des Blutbilds. Allein in einer Hauptschule am Rand des Geländes traten 15 Krebserkrankungen und fünf Todesfälle auf - viel mehr, als statistisch zu erwarten wäre. Die Gesamtzahl der Opfer ist bis heute unbekannt, da weder BAYER noch die Stadt Leverkusen eine systematische Erfassung der Erkrankungen vornahmen. Der tödliche Skandal führte lediglich zur Ablösung des einstigen Werksdirektors Dietrich Rosahl. Nach der notdürftigen Sanierung, die zum Teil vom Steuerzahler getragen wurde, fand auf dem Gelände die Landesgartenschau 2005 statt.

Die Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) fordert eine vollständige Sicherung des Geländes auf Kosten des Konzerns, Übernahme aller Folgekosten durch BAYER sowie einen Gedenkstein für die Opfer. „Die entstehenden Mehrkosten beim Bau der Autobahn müssen von BAYER getragen werden. Umwelt und Anlieger haben jahrzehntelang unter der Gift-Belastung gelitten. Der Öffentlichkeit dürfen nicht noch weitere Folgekosten entstehen“, so Philipp Mimkes vom Vorstand der CBG.

Bereits 1987 hatte das Landesamt für Abfall und Wasser festgestellt, dass „die untersuchten Boden-Eluate eine teilweise extreme Belastung des Bodens mit Schadstoffen aufzeigen. Die Schadstoffe sind bereits so weit in den Untergrund eingedrungen, dass auch das Grundwasser davon betroffen ist. Dieser Umstand ist äußerst bedenklich, vor allem im Hinblick auf eine mögliche Gefahr für das Trinkwasser (...). Eine Kontamination z. B. spielender Kinder oder weidendem Vieh ist nicht auszuschließen“.

Nachtrag 5. Mai: das Verkehrsministerium NRW erklärt auf Anfrage, dass der „Straßenbaulastträger“, also die öffentliche Hand, die erhöhten Kosten tragen muss.

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GenMais

CBG Redaktion

12. Februar 2014

CBG kritisiert Zulassung von GenMais

Resistenz gegen gefährliches BAYER-Pestizid Glufosinat

Die Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) verurteilt die Enthaltung der Bundesregierung bei der gestrigen Abstimmung der EU-Umweltminister zum GenMais 1507. Die Sorte der Firma DuPont Pioneer enthält das Bt-Bakterium, das ein für Schmetterlinge und Motten giftiges Eiweiß produziert. Der Anbau wird fast zwangsläufig zur Übertragung der Genmanipulation auf konventionelle Sorten führen.

Weniger bekannt ist, dass Mais 1507 zusätzlich gegen das Totalherbizid Glufosinat resistent ist. Glufosinat wird von der Firma BAYER unter den Markennamen BASTA und LIBERTY verkauft. Die Zulassung von Mais 1507 könnte zu einem steigenden Verbrauch von Glufosinat führen, obwohl der Wirkstoff wegen seiner Risiken in der EU verboten werden soll.

Glufosinat kann Missbildungen bei Föten verursachen, die Entwicklung des menschlichen Gehirns beeinträchtigen und Verhaltensstörungen hervorrufen. Dennoch wurde die Glufosinat-Resistenz von Mais 1507 keiner Sicherheitsüberprüfung unterzogen - angeblich weil die genetische Veränderung nur als „Marker-Gen“ diene und keine pflanzenbauliche Relevanz habe. Tatsächlich wird die Glufosinat-Toleranz von Mais 1507 in den USA jedoch seit Jahren offensiv vermarktet. Eine ähnliche Entwicklung droht nun in Europa.

Jan Pehrke vom Vorstand der CBG: „Es ist vollkommen unverständlich, warum die EU-MinisterInnen eine Genpflanze mit einer eingebauten Resistenz gegen ein Pestizid zulassen wollen, das wegen seiner Gefährlichkeit bereits in drei Jahren vom Markt verschwinden soll.“

Glufosinat gehört zu den rund 20 Pestiziden, die von der EU wegen ihrer hohen Gefahren für Landwirte und Verbraucher/innen aus dem Verkehr gezogen werden sollen. Die Zulassung soll im Jahr 2017 auslaufen. Schon jetzt hat die EU Glufosinat als reproduktionstoxisch eingestuft und mit strikten Anwendungsbeschränkungen belegt. In Deutschland hat BAYER das Produkt LIBERTY bereits 2011 freiwillig vom Markt genommen.

In Nord- und Südamerika hingegen steigen die Verkaufszahlen von Glufosinat an. BAYER bietet das Herbizid in Kombination mit gentechnisch verändertem Saatgut an, darunter Raps, Zuckerrüben, Mais, Soja und Baumwolle. In der EU hat BAYER eine Importzulassung für glufosinat-resistenten Reis (Liberty Link Reis 62) beantragt. Eine ebenfalls von BAYER entwickelte Reis-Sorte, Liberty Link Reis 601, hatte im Jahr 2006 zur bislang größten Gentech-Kontamination weltweit geführt.

Zwar lehnten 19 der 28 Mitgliedstaaten den Anbau von Mais 1507 ab. Dies reichte jedoch nicht aus, um den Anbau durch eine qualifizierte Mehrheit zu blockieren. Die endgültige Entscheidung liegt nun bei der EU-Kommission. Diese hat bereits angekündigt, sie werde die Sorte zulassen, wenn es kein eindeutiges Veto der Minister geben sollte. Importiert und in Lebens- und Futtermitteln verarbeitet werden darf Mais 1507 bereits jetzt.

Wegen der zunehmenden Resistenzen gegen einzelne Wirkstoffe haben Konzerne wie BAYER, MONSANTO und DuPont ihre Patente untereinander ausgetauscht. Daher bietet BAYER Saatgut an, das gegen das von MONSANTO entwickelte Herbizid Glyphosat resistent ist. Umgekehrt setzen MONSANTO und DuPont die Glufosinat-Technik von BAYER ein.

weitere Informationen:
=> BAYER erhöht Glufosinat-Produktion in Deutschland
=> EU-Verbot: Glufosinat jetzt vom Markt nehmen!

[CO Leitung] CO-Pipeline stoppen!

CBG Redaktion

Presse Information vom 7. Februar 2014
Coordination gegen BAYER-Gefahren

CO-Leitung von Dormagen nach Leverkusen

TÜV-Bericht: „gravierende Materialverluste“

Nicht nur die zwischen den BAYER-Werken Dormagen und Krefeld verlegte Kohlenmonoxid-Pipeline wirft Sicherheitsfragen auf. Auch die in den 60er Jahren gebaute und seit 2001 für den Transport von CO genutzte Leitung zwischen Dormagen und Leverkusen weist gravierende Mängel auf. Nach Einsichtnahme in die Genehmigungsbescheide und Untersuchungsberichte fordert die Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) die Behörden auf, eine vorsorgliche Schließung der Pipeline zu prüfen. Die Unterlagen offenbaren nach Ansicht der CBG schwerwiegende Mängel, insbesondere bei der Unterquerung des Rheins („Düker“).

„Die TÜV-Berichte zeigen, dass die Rhein-Unterquerung der Pipeline vollkommen marode ist. Nun ist auch klar, weswegen in der vergangenen Woche Hals über Kopf der Bau eines neuen Dükers angekündigt wurde: Currenta und ChemPark wollten ganz offensichtlich der Veröffentlichung der Missstände durch die Bürgerinitiativen zuvorkommen“, so Philipp Mimkes von der CBG. Mimkes hatte eine Einsichtnahme nach Umweltinformationsgesetz beantragt und die Unterlagen am Dienstag bei der Bezirksregierung Köln eingesehen.

Die Akte enthält u.a. einen Bericht des TÜV Rheinland vom 22. Februar 2013. Dieser stellt im Rhein-Düker „gravierende externe Materialverluste“ fest, weswegen er „nicht dem Stand der Technik“ entspreche. Die Korrosionsgeschwindigkeit wurde mit bis zu 0,5 mm pro Jahr abgeschätzt, wegen galvanischer Kontakte sei zudem kein kathodischer Korrosionsschutz gegeben. Nach Ansicht des TÜVs sollte der Düker daher „durch eine geeignete neue Konstruktion ersetzt“ werden. In einem ergänzenden Bericht vom Juli 2013 stellt der TÜV fest, dass die Korrosion an einer unzugänglichen Stelle im Rhein so weit fortgeschritten sei, dass nur noch eine „Restlebensdauer von 2 Jahren, bis die rechnerisch geforderte Mindestrohrwandstärke von 3,6 mm erreicht wird“ gegeben sei.

Philipp Mimkes weiter: „Die Leitung von Dormagen nach Leverkusen ist fast 50 Jahre alt. Die Gutachten belegen, dass unsere Sicherheitsbedenken gerechtfertigt sind. Wir verwahren uns daher gegen den Vorwurf der Industriefeindlichkeit! Selbst der Gutachter von BAYER spricht für den Fall einer Beschädigung der Leitung von einem Gefahrenbereich von bis zu 350 Metern beidseits der Trasse“. Klaus Jaeger von Bayer MaterialScience und Chempark-Leiter Ernst Grigat hatten in der vergangenen Woche eine angebliche „Stimmungsmache von Industriegegnern aus dem Lager der Coordination gegen Bayer-Gefahren“ beklagt.

Nicht nur die Rhein-Unterquerung der Leitung ist problematisch. Aus den Unterlagen ergeben sich zahlreiche weitere Fragen:

=> es liegen keine Prüfberichte zwischen 2002 und 2011 vor. Hat es in diesem Zeitraum keine Druckprüfungen oder Wanddicken-Messungen gegeben?

=> In den Unterlagen der vergangenen beiden Jahre ist der Betreiber der Pipelines geschwärzt. Eine Geheimhaltung des Betreibers ist unverständlich. Warum soll dieser der Öffentlichkeit nicht mitgeteilt werden? Hat es einen Besitzer-Wechsel gegeben?

=> Die Genehmigung der Pipeline enthält keinerlei Abschätzung der Gefährdung der Bevölkerung. Einzig der Gutachter von BAYER widmet sich der Frage eines Austritts von ca. 3.500 cbm Kohlenmonoxid (Inhalt der Leitung plus 15min Nachströmen) – auf gerade mal 9 Zeilen. Eine spezifische, auf die örtlichen Begebenheiten angepasste Betrachtung erfolgt nicht. Existieren keine detaillierten Ausbreitungs-Rechnungen? Immerhin leben die Bewohner von Wiesdorf, Merkenich, Rheinkassel, Langel, Hitdorf und Worringen im Gefahrenbereich.

=> Unter dem Rhein liegen die Leitungen in zwei gehefteten Metallschalen. Das Schutzrohr ist nicht dicht, sondern mit Sand und Rheinwasser geflutet.

=> Die mittlere Verlegungstiefe der Leitung beträgt nur 1 Meter. Ein Warnband (Geogrid) wurde nicht verlegt.

=> Bereits 1973 wurde festgestellt, dass die Rohre im Rhein-Düker Kontakt zur Ummantelung haben, weswegen der Korrosionsschutz nicht funktionierte. Dies wird in den Folgejahren immer wieder bestätigt, u. a. in den Prüfberichten der Ruhrgas vom Februar 2000 und erneut in den TÜV-Berichten 2011-2013.

=> 2001 führte BAYER eine Druck- und Dichtheitsprüfung durch (mit Wasser, max. 52 bar). Die Prüfdauer betrug 3 Stunden, die Druckdifferenz betrug immerhin 0,21 bar (0,4%). Auf Kohlenmonoxid übertragen, könnte dies Verluste von mehreren hundert Liter pro Stunde bedeuten. Lecks in dieser Größenordnung können von dem bestehenden Überwachungssystem nicht gefunden werden. Das von BAYER verwendete Verfahren kann nur schlagartig auftretende Lecks, z.B. bei Beschädigung durch einen Bagger, feststellen.

=> Nicht nachvollziehbar ist die Aussage des BAYER-Gutachters, wonach das Gas im Fall eines Lecks - wegen seiner geringeren Dichte – sofort aufsteigen würde. Der Sachverhalt ist wesentlich komplexer: die Leitung verläuft im Boden oder im Rheinwasser, das Gas wäre daher kälter und somit schwerer als die umgebende Luft. Weiterhin kühlt sich CO beim Ausdehnen von 12 Bar auf 1 Bar stark ab. Das Gas würde daher einige Zeit in Bodennähe verbleiben und die Menschen gefährden. Schon 100 ml Kohlenmonoxid können tödlich wirken.

Die Pipeline war in den 60er Jahren zunächst zum Transport von Stickstoff genehmigt und später auf Kohlendioxid umgestellt worden. Im Jahr 2000 hatte BAYER die Umstellung auf das wesentlich giftigere Kohlenmonoxid beantragt. Hierfür wurde jedoch kein Genehmigungsverfahren mit Beteiligung der Öffentlichkeit durchlaufen. „Uns ist in ganz Deutschland kein vergleichbarer Fall einer Umwidmung einer Rohrleitung auf einen deutlich gefährlicheren Inhaltsstoff bekannt“, so Philipp Mimkes.

Die Coordination gegen BAYER-Gefahren fordert, generell auf den Pipeline-Transport von Kohlenmonoxid zu verzichten. Mimkes abschließend: „Giftige Gase wie Chlor, Kohlenmonoxid oder Phosgen müssen – wenn überhaupt - dezentral produziert und in gut gesicherten Werken verarbeitet werden. Ein Transport solcher Gefahrstoffe verbietet sich. Es ist unverantwortlich, die Bevölkerung diesem unnötigen Risiko auszusetzen“.

weitere Informationen auf unserer Kampagnenseite

Konzernkritik

CBG Redaktion

Presse Information vom 5. Februar 2014
Coordination gegen BAYER-Gefahren e.V.

Chemie-Konzern BAYER geht auf Kritiker zu:

erstes Gesprächsangebot nach 35 Jahren

Herbert Heitmann, neuer Leiter der Kommunikationsabteilung von BAYER, hat die Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) zu einem Treffen eingeladen, um „zu erfahren, was ihre Ziele sind“ und „wie wir gegebenenfalls zusammenarbeiten können“. Es handelt sich um das erste Gesprächsangebot des Konzerns seit 1979. Einen Termin gibt es noch nicht. Bisher war es gängige Praxis von BAYER, KritikerInnen einzuschüchtern und mundtot zu machen. Auch AktivistInnen der CBG wurden mit Prozessen überzogen, bespitzelt und diffamiert.

Axel Köhler-Schnura, Gründungsmitglied der CBG: „Natürlich stehen wir für Gespräche zu Verfügung, so wie stets in den vergangenen 35 Jahren. Da der Konzern jedoch 150 Jahre lang das soziale Zusammenleben, die Gesundheit der Menschen und die Umwelt geschädigt hat, kommen Vieraugen- oder Kamingespräche für uns nicht in Frage. Die Gespräche müssen für die Öffentlichkeit transparent und nachvollziehbar sein.“

Jan Pehrke vom CBG-Vorstand ergänzt: „Auch kann es nicht nur um einen unverbindlichen Gedankenaustausch gehen, der dem Konzern bloß dazu dient, publikumswirksam seine ´Dialogbereitschaft` zu signalisieren.“ Pehrke zufolge macht der Austausch einzig dann Sinn, wenn er zur Lösung aktueller Probleme führt, zum Beispiel in Hinblick auf gefährliche Pharmaprodukte wie die Antibabypille Yasmin. „Seit wir uns im Jahr 1978 anlässlich der großen Unfälle in den BAYER-Werken Wuppertal und Dormagen als Bürgerinitiative gründeten, mussten wir durchgängig feststellen, dass Probleme nicht ausgeräumt, sondern mit Propagandamilliarden und Heerscharen von Anwälten schöngeredet wurden“, so Axel Köhler-Schnura.

Die Coordination gegen BAYER-Gefahren ging als weltweit agierendes, jedoch weitgehend ehrenamtlich arbeitendes Netzwerk aus der „Wuppertaler Bürgerinitiative gegen BAYER-Umweltgefährdung“ hervor. Die CBG beschäftigt sich mit allen Feldern der Geschäftstätigkeit von BAYER - von den Arbeitsbedingungen in den Werken bis zur Zerstörung der Umwelt, von ASPIRIN bis zu Chemiewaffen, von Gewerkschaftsfeindlichkeit bis zur Steuerung politischer Prozesse.

Der Verein kooperiert mit Umweltschützern, Gewerkschaftern und Betroffenen in über 40 Ländern. Jüngste Kampagnen beschäftigten sich mit dem Bienensterben durch BAYER-Pestizide, der 150-jährigen Geschichte des Konzerns, Gen-Patenten, dem Einfluss der Industrie auf die universitäre Forschung, dem Kampf von BAYER gegen die Gewerkschaften, dem Einsatz von Antibiotika in der Tiermast sowie den Risiken neuer Gerinnungshemmer und Antibaby-Pillen.

Seit Anfang der 80er Jahre bringt die Coordination Jahr für Jahr Gegenanträge zur BAYER-Hauptversammlung ein, konnte sogar einmal durch Stimmrechtsübertragungen in Millionenhöhe die Tagesordnung verändern und verlangt in Redebeiträgen Rechenschaft von den Verantwortlichen für die Kehrseiten der Profit-Milliarden. Die CBG ermöglicht Geschädigten und Opfern aus aller Welt, die Verantwortlichen in Vorstand und Aufsichtsrat direkt zur Rede zu stellen.

Bisher war der Umgang des Unternehmens mit KritikerInnen unerbittlich. Noch vor wenigen Wochen drohte BAYER dem Umweltverband BUND rechtliche Schritte wegen eines kritischen Berichts über Pestizide an. Auch leitete der Konzern mehrfach juristische Schritte gegen die CBG ein. So zwang er den Verein 1988, wegen angeblicher Verwechslungsgefahr den ursprünglichen Namen „BAYER-Coordination“ aufzugeben. Angesichts sechsstelliger Streitwerte musste sich die CBG ebenso fügen wie anno 2001, als das Unternehmen gerichtlich gegen die domain www.BayerWatch.org vorging.

Die langwierigste, und wegen der damit verbundenen Kosten existenz-bedrohende, Auseinandersetzung begann 1987. Wegen eines Zitats aus einem Flugblatt („In seiner grenzenlosen Sucht nach Gewinnen und Profiten verletzt BAYER demokratische Prinzipien, Menschenrechte und politische Fairness. Missliebige Kritiker werden unter Druck gesetzt, rechte und willfährige Politiker werden unterstützt und finanziert“) forderte BAYER unter Strafandrohung „von Ordnungshaft bis zu sechs Monaten bzw. einer Geldstrafe von bis zu DM 500.000“ eine Unterlassungserklärung.

Die CBG ließ es auf einen Prozess durch alle Instanzen ankommen und verlor zunächst, obwohl sie stichhaltige Beweise für Bespitzelungen und Bestechungen vorlegen konnte. Nun blieb nur noch ein Weg - der vor das Bundesverfassungsgericht -, den die Coordination ungeachtet der bis dahin aufgelaufenen Verfahrenskosten von 150.000 DM einschlug. Der Mut zum Risiko zahlte sich aus: 1992 hob der Erste Senat unter Roman Herzog die vorangegangenen Urteile auf und gab der CBG Recht (siehe hierzu ein Artikel im SPIEGEL).

Wie der Konzern mit unliebsamer Kritik umgeht, zeigt auch ein firmeninternes Strategiepapier, das 2009 im Rahmen einer Untersuchung des US-Kongresses beschlagnahmt wurde. Darin wird skizziert, wie BAYER nach einem tödlichen Störfall unliebsame Kritiker und Journalisten „marginalisieren und als irrelevant erscheinen lassen“ wollte. Ziel von BAYER war es, ihre „Kritik als unanständig erscheinen“ zu lassen. Der US-Kongress kam zu dem Ergebnis: „In den Monaten nach der Explosion setzte BAYER Öffentlichkeitsarbeit und juristische Mittel ein, um Enthüllungen über das Vorgehen der Firma zu verhindern. BAYER versuchte zudem, Informationen über die Explosion zu verheimlichen.“

bereits 1988 veröffentlichte die CBG Grundsätze für einen Dialog mit BAYER

siehe auch: die tageszeitung „Glasnost beim Chemieriesen

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Bienensterben

CBG Redaktion
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Treibhausgase

CBG Redaktion

Presse Information vom 23. Januar 2013

Reform EEG: „Subvention von Klimakillern stoppen!“

CO2-Ausstoß von BAYER stagniert auf hohem Niveau

Die Chemie-Konzerne BASF und BAYER kritisierten gestern die von der Regierung geplante Abschaffung der Steuervergünstigungen für selbst produzierten Strom. Dieser war bislang von der Ökostrom-Umlage ausgenommen. Die Pläne sehen vor, dass die Industrie für neue Anlagen künftig 90 Prozent der Umlage zahlen muss.

Hierzu erklärt Jan Pehrke von der Coordination gegen BAYER-Gefahren: „Die Abschaffung dieses Steuer-Privilegs ist absolut richtig. Dem Klima ist es egal, ob die emittierten Treibhausgase aus eigener Produktion oder von Zulieferern stammen. Im nächsten Schritt muss die weitgehende Befreiung großer Energieverbraucher von der Ökosteuer beseitigt werden. Klimakiller dürfen nicht weiter subventioniert werden!“.

Die Bilanz der letzten Jahre zeigt, dass die bislang geltende Befreiung von der EEG-Umlage eine Verringerung des Treibhausgas-Ausstoßes behindert. So liegen die CO2-Emissionen von BAYER seit Jahren auf einem konstant hohem Niveau (2010: 8,5 Mio Tonnen; 2011: 8,2 Mio to; 2012: 8,4 Mio to). Ein Drittel seines Energiebedarfs für die Strom- und Dampferzeugung deckt der Konzern dabei mit Kohle ab. Die erneuerbaren Energien hingegen kommen nur auf einen Anteil von 0,7 Prozent.

BAYER betreibt an mehreren Standorten Kohlekraftwerke. Die hierfür benötigte Kohle wird u.a. aus Russland, China, Kolumbien und den USA importiert, wo es durch den Abbau zu verheerenden Umweltschäden kommt. Auch bezieht der Konzern große Mengen Strom aus Braunkohle-Kraftwerken.

Die BAYER-Tochterfirma CURRENTA ist Mitglied im Lobbyverband Verein der Kohlen Importeure, der sich für den Bau neuer Kohlekraftwerke stark macht. Im Widerspruch hierzu steht die Teilnahme von BAYER an einer Reihe von Klima-Bündnissen („Caring for Climate“, „Global Roundtable on Climate Change“, „Combat Climate Change“, etc). Gemein ist diesen Initiativen, dass sie auf freiwillige Maßnahmen setzen, um verbindliche Regelungen zur Verringerung von Treibhausgas-Emissionen zu verhindern.

In den USA leisten BASF und BAYER gar Spenden an Abgeordnete, die sich gegen Gesetze zum Klimaschutz stellen. Selbst „Klima-Skeptiker“ wie das Heartland Institute werden von BAYER unterstützt. Die Coordination gegen BAYER-Gefahren hatte von BAYER in einem Gegenantrag zur letztjährigen Hauptversammlung ein Programm zur Reduktion der CO2-Emissionen um 80% bis zum Jahr 2050 gefordert.

weitere Informationen: http://www.cbgnetwork.org/5115.html und
http://www.cbgnetwork.org/1485.html

Nachtrag vom 18. März:

Augenscheinlich haben sich die Lobbyisten von BAYER durchgesetzt. In der Rheinischen Post heißt es heute: „Viele müssen mehr zahlen. Doch die Aluminium-Branche und die Eigenstrom-Anlagen der Chemie bleiben abgabenfrei“ und weiter: „Aufatmen können auch viele Chemie-Unternehmen wie Bayer und Evonik, die eigene Kraftwerke haben. Bisher mussten sie auf den hier erzeugten Strom keine Ökostrom-Umlage zahlen. Das wollte die EU ändern, was eine jährliche Mehrbelastung für die Wirtschaft hunderte Millionen Extrakosten bedeutet hätte. Die Bundesregierung setzte sich nun aber in Brüssel mit ihren Forderungen weitgehend durch: Bestehende Anlagen zur Produktion von Eigenstrom sollen von der Ökostrom-Abgabe weitgehend verschont bleiben.“

Patente

CBG Redaktion

Ärzte ohne Grenzen
Presse Information vom 23. Januar 2014

Ärzte ohne Grenzen kritisiert Bayer-Chef Dekkers

Der Vorstandsvorsitzende des deutschen Pharmakonzerns Bayer, Marijn Dekkers, wurde am Mittwoch in der englischsprachigen „Bloomberg Businessweek“ in Bezug auf das Krebsmittel Nexavar zitiert. Die Stellungnahme, die er auf einer Diskussionsveranstaltung im Dezember äußerte, lautet: „Wir haben dieses Medikament nicht für den indischen Markt entwickelt, um ehrlich zu sein. Wir haben es für Patienten im Westen entwickelt, die es sich leisten können.“ („We did not develop this product for the Indian market - let´s be honest. We developed this product for western patients who can afford it.“)

Dazu sagt Philipp Frisch, Koordinator der Medikamentenkampagne von Ärzte ohne Grenzen in Deutschland: „Die Aussage von Marijn Dekkers bietet einen aufschlussreichen und erschreckenden Blick in das Innenleben der Pharmaindustrie und steht beispielhaft für deren Geschäftsinteressen. Nicht die medizinische Notwendigkeit ist entscheidend, sondern der Gewinn. Dekkers räumt mit dieser Äußerung ein, dass es dem deutschen Pharmariesen Bayer nicht darum geht, dass viele Menschen von einem Medikament profitieren. Vielmehr wird die Forschungs- und Verkaufspolitik wissentlich und absichtlich so gestaltet, dass die höchsten Preise erzielt werden können - unabhängig davon, wie vielen Menschen dadurch der Zugang zu Medikamenten verwehrt bleibt.

In einem überlebenswichtigen Bereich wie der Gesundheitsforschung brauchen wir endlich eine andere Prioritätensetzung. Zahlreiche Krankheiten werden vernachlässigt, weil sie keine Gewinne versprechen. Wo Medikamente existieren, sind diese oft unerschwinglich für den Großteil der Weltbevölkerung. Deshalb müssen im Patentrecht Ausnahmen gelten, die den Zugang ärmerer Patienten zu Medikamenten sicherstellen. Und die öffentliche Hand muss mehr in die Erforschung dieser Krankheiten investieren.“

Marijn Dekkers bezieht sich in seiner Äußerung auf das Medikament Nexavar. Das indische Patentamt hatte dem Generikahersteller Natco im März 2012 eine Zwangslizenz zur Produktion des in Nexavar enthaltenen Wirkstoffes Sorafenib Tosylate für die nächsten acht Jahre zugesprochen, weil Bayer es versäumt hatte, sein Medikament in ausreichender Menge und zu einem erschwinglichen Preis in Indien anzubieten. Der Preis für das Medikament sank dadurch in Indien um 97 Prozent. Natco zahlt dafür eine Lizenzgebühr in Höhe von sechs Prozent der Verkaufserlöse. Damit wurde in Indien zum ersten Mal eine Zwangslizenz für ein patentiertes Medikament erlassen. Dekkers bezeichnete die Entscheidung des Patentamts als „Diebstahl“ („essentially theft“).

Video der Veranstaltung (Timecode 18:55): https://www.ft-live.com/ft-events/ft-global-pharmaceuticals-biotechnology-conference-2013/sessions/buffering-the-pharma-brand-restoring-reputation-rebuilding-trust-panel

alle Infos zur Patentkampagne

[PCB] Polychlorierte Biphenyle

CBG Redaktion

Presse Info vom 21. Januar 2014
Coordination gegen BAYER-Gefahren

PCB-Kontamination von öffentlichen Gebäuden

„Bundesregierung verweigert Antworten“

Die Bundesregierung hat in dieser Woche die Antwort auf eine Kleine Anfrage der Linkspartei zu Gesundheitsschäden durch Polychlorierte Biphenyle (PCB) veröffentlicht. Zentrale Fragen zur PCB-Kontamination öffentlicher Gebäude blieben dabei unbeantwortet. Auch die Verantwortung der Hersteller – in erster Linie der Firmen MONSANTO und BAYER – wurde in der vom Bundesumweltministerium verfassten Stellungnahme ausgeklammert.

Die Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) verurteilt die Kumpanei der Regierung mit den Verursachern des PCB-Desasters. Philipp Mimkes vom Vorstand der CBG: „Die Bundesregierung behauptet allen Ernstes, dass aus den letzten zehn Jahren keine Gesundheitsschäden durch PCB bekannt wären. Hier würde ein Blick in die Zeitung genügen: allein in Dortmund wurden Hunderte Arbeiter der Firma Envio mit PCB vergiftet.“ Dass die Regierung zudem keinerlei Angaben zur Belastung öffentlicher Gebäude sowie zu den daraus resultierenden Gesundheitsrisiken macht, bezeichnet Mimkes als „Armutszeugnis“.

Dagmar von Lojewski-Paschke vom Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) ergänzt: „Die Ruinierung der Gesundheit von Kindern und Jugendlichen sowie die „Nichtzuständigkeit“ und das Versagen der zuständigen Behörden und Aufsichtsämter bis hinauf in die obersten Bundesämter ist ein Verbrechen gegen die nächste und weitere Generationen. Dies geschieht allein im Interesse des wirtschaftlichen Wachstums und der ausufernden Profitgier der Industrie.“

Weltweit wurden von 1930 bis 1990 rund 1,3 Millionen Tonnen PCB produziert. Die Chemikalien kamen u.a. in Elektrogeräten, Fugendichtungen, Lacken und Bodenbelägen zum Einsatz. Die Entsorgung dauert Jahrzehnte und kostet Milliarden. Die Hersteller MONSANTO und BAYER wälzen die Kosten auf die Allgemeinheit ab.

Der nordrhein-westfälische Landesverband des Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), die Coordination gegen BAYER-Gefahren, die Naturfreunde und der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) forderten in einer Stellungnahme, die Produzenten an den horrenden Entsorgungskosten zu beteiligen.

ausführliche Informationen auf unserer Kampagnenseite

Die Bewertung der Antworten im Detail:

Zu Frage 1: Wie schätzt die Bundesregierung das Problem der PCB-Belastung in öffentlichen Gebäuden und die daraus resultierende gesundheitliche Beeinträchtigung der sich dort aufhaltenden Menschen ein?

Antwort der Bundesregierung: „Die Beantwortung setzt eine systematische Untersuchung der PCB-Belastung in den in Rede stehenden Gebäuden voraus. Solche Untersuchungen wurden von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) bislang nicht durchgeführt. Dies würde vielmehr konkrete Hinweise auf PCB-Belastungen voraussetzen, die der BImA nicht vorliegen. Verdachtsuntersuchungen ohne greifbare Hinweise auf PCB-Belastungen führt die BImA nicht durch. Für Kindergärten, Schulen, Universitäten und Landesbehörden ist die Bundesregierung nicht zuständig.“

Kommentar: Auch wenn keine systematische Untersuchung aller öffentlichen Gebäude vorliegt, muss die Regierung eine Position zu gesundheitlichen Schäden durch PCB haben.
Zudem ist die Innenraumlufthygiene-Kommission des Umweltbundesamtes maßgeblich an der Grenzwertsetzung beteiligt. Die Antwort der Bundesregierung, wonach der Bund für Kindergärten, Schulen, Universitäten und Landesbehörden nicht zuständig ist, ist daher auch formal falsch.

Zu Frage 3: Welche Untersuchungen hat die Bundesregierung zur PCB-Belastung bundeseigener Liegenschaften veranlasst, und welche Ergebnisse haben diese Untersuchungen ergeben?

Die Bundesregierung schreibt, dass die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) bisher keine systematischen Untersuchungen auf PCB durchgeführt hat.
Anders als behauptet, wurde jedoch z.B. bei der Grundsanierung des Bundesverfassungsgerichts in Karlsruhe ein Schadstoffkataster erstellt (auch für PCB), da aufgrund des Baujahrs (1969) und der Bauart eine PCB-Belastung mehr als wahrscheinlich war.
Würde die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) tatsächlich keine Verdachtsuntersuchungen durchführen oder durchführen lassen, so würde sie bei Arbeiten an PCB-haltiger Gebäudesubstanz die Technischen Regeln für Gefahrstoffe TRGS 524 „Schutzmaßnahmen bei Tätigkeiten in Kontaminierten Bereichen“ missachten.

Fragen 5 und 6
Auch diese Antwort ist nicht akzeptabel. Es gibt laufend PCB-Sanierungen. Es ist nicht glaubwürdig, dass davon in den letzten zehn Jahren KEIN bundeseigenes Gebäude betroffen war.

Zu Frage 8: Plant die Bundesregierung eine Untersuchungspflicht für öffentliche Gebäude einzuführen, durch die die PCB-Belastung der Bausubstanz überprüft wird?

Antwort der Bundesregierung: „Im Rahmen ihrer Vorbildfunktion für umweltschonendes und ressourceneffizientes Bauen hat die Bundesregierung allerdings im Juli 2013 mit der verbindlichen Einführung des Leitfadens Nachhaltiges Bauen auch Komplettmodernisierungen von Bundesgebäuden in die Bewertungsmethodik des Bewertungssystems Nachhaltiges Bauen (BNB) einbezogen. Das BNB fordert hier u. a. eine systematische Erfassung von Schadstoffen. Anhand gutachterlicher Stellungnahmen zu möglichen Gebäudeschadstoffen ist ein Schadstoffkataster zu erstellen. Bei Verdacht auf PCB-Belastungen ist dies zu dokumentieren und es sind ggf. Messungen zu veranlassen.“

Kommentar: Wenn der „Leitfaden Nachhaltiges Bauen“ für Komplettsanierungen eine systematische Schad¬stofferfassung verlangt, so sollte die Bundesregierung das nicht als „Vorbildfunktion“ verkaufen, denn die Technische Regel für Gefahrstoffe TRGS 524 verlangt bei Sanierungsmaßnah¬men eine Gefahrstofferkundung (siehe auch Kommentar zur Beantwortung von Frage 3).

Zu Frage 11: Welche Konsequenzen zieht die Bundesregierung aus der Empfehlung der WHO, die tägliche Aufnahme von dioxinähnlichen Substanzen wie koplanaren PCB auf 1 bis 4 Pikogramm pro Tag und kg Körpergewicht zu begrenzen?

Antwort der Bundesregierung: „Die Ad-hoc-Arbeitsgruppe Innenraumrichtwerte (Ad-hoc AG IRK) der Innenraumlufthygiene-Kommission des Umweltbundesamtes und die Arbeitsgemeinschaft der Obersten Landesgesundheitsbehörden haben 2007 einen Richtwert für dioxinähnliche PCB in Höhe von 5 pg WHO-TEQ/m3 in der Innenraumluft abgeleitet und eine gesundheitliche Bewertung dioxinähnlicher PCB in der Innenraumluft veröffentlicht.“

Kommentar: Was die Bundesregierung nicht erwähnt ist, dass die Ableitung dieses Richtwertes nicht auf einem TDI von 1-4 pg TEQ pro Tag und kg Körpergewicht beruht, sondern auf einem von der JECFA (Joint FAO/WHO Expert Committee on Food Additives) für empfindliche Personen abgeleiteten LOAEL (Lowest Observed Adverse Effect Level) von 6 pg TEQ pro Tag und kg Körpergewicht. Das bedeutet, bei Ausschöpfung des Richtwertes von 5 pg TEQ/m3 ist bei empfindlichen Personen bereits mit Gesundheitsschäden zu rechnen. Der Richtwert kann schon während kleinerer Handwerksarbeiten weit überschritten werden. Auch aus diesem Grund wäre eine Untersuchungspflicht geboten.

Zu Frage 13: Welche Konsequenzen zieht die Bundesregierung aus der Entscheidung der WHO, PCB in die Liste krebserzeugender Stoffe der Kategorie 1 einzustufen?

Die Antwort geht an der Frage vollständig vorbei. Es geht nicht um die seltenen Ausnahmetatbestände, sondern um das Krebsrisiko. Dies könnte z.B. durch verschärfte Grenzwerte oder (s.o.) durch systematische Untersuchungen gesenkt werden. Für krebserzeugende Stoffe gilt zudem ein Minimierungsgebot.
Die Bundesregierung schreibt: „Die Bundesregierung setzt sich auch weiter auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene dafür ein, dass für noch vorhandene Anwendungsgebiete Ausnahmetatbestände möglichst ausgesetzt werden und für einen fachgerechten Umgang mit PCB in Abfällen, Altlasten und Bausubstanzen gesorgt wird“.

Kommentar: Die Bundesregierung behauptet hier, sie setze sich auf nationaler Ebene für einen fachgerechten Umgang mit PCB in Bausubstanzen ein. Dies steht in Widerspruch zur Antwort auf die Fragen 1-4, wo sie erklärt, im bundeseigenen Gebäudebestand würden keine Untersuchungen auf PCB durchgeführt und für andere Gebäude sei sie nicht zuständig.

Zu Frage 14: Werden in Deutschland Erhebungen zu Vergiftungen und Todesfällen, die mit PCB in Zusammenhang stehen, dokumentiert? Wenn ja, über wie viele PCB-Vergiftungen und Todesfälle in den letzten zehn Jahren hat die Bundesregierung Kenntnis?

Antwort der Bundesregierung: „Ja. In den letzten zehn Jahren sind keine PCB-Vergiftungsfälle und Todesfälle gemeldet worden. Seit 1. August 1990 besteht eine Meldepflicht für Vergiftungen für behandelnde Ärzte im Rahmen des Chemikaliengesetzes (§16e ChemG). Die Meldungen werden im Bundesinstitut für Risikobewertung gesammelt und ausgewertet.“

Kommentar: Das ist eine skandalöse Aussage. Es gibt eine große Zahl von Vergiftungen und Erkrankungen, auch wenn diese nicht über Meldungen im Rahmen des Chemikaliengesetzes erfasst werden. So begann im Jahr 2012 der Prozess gegen die PCB-Entsorgungsfirma Envio, die seit 2004 durch unvorschriftsmäßigen Umgang mit PCB-haltigen Transformatoren und Kondensatoren das Betriebsgelände und die Umgebung mit PCB verseucht hatte. Hunderte Arbeiter wurden vergiftet. Die Geschäftsleitung wurde wegen Körperverletzung in 51 Fällen angeklagt. 2012 wurde die Erkrankung eines Arbeiters als Berufskrankheit anerkannt. Im Rahmen eines wissenschaftlichen Untersuchungsprogramms das über Jahre laufen wird, sollen an 310 Arbeitern Untersuchungen zur gesundheitlichen Wirkung von PCB durchgeführt werden. Selbst Professoren der Arbeitsmedizin mit Fachwissen zu PCB sind heute nicht in der Lage, eine PCB-Vergiftung zu diagnostizieren. Nicht einmal bei den geschädigten Envio-Arbeitern, die durch Fachärzte aus verschiedenen Fachgebieten untersucht wurden, erfolgte offensichtlich eine Meldung an das Bundesinstitut für Risikobewertung.

Zu Frage 15: Wird sich die Bundesregierung dafür einsetzen, dass bei der Sanierung von PCB-kontaminierten Gebäuden das im Umweltrecht verankerte Verursacherprinzip angewandt wird und somit auch die Hersteller von PCB mit zur Finanzierung herangezogen werden können?

Antwort der Bundesregierung: „Wenn zum Zeitpunkt der Herstellung PCB-haltiger Produkte gegen geltendes Recht verstoßen wurde, ist das Verursacherprinzip anzuwenden. Der Eigentümer hat dafür Sorge zu tragen, dass eine Gefährdung von Mensch und Umwelt ausgeschlossen ist. Als Zustandsverantwortlicher hat der jeweilige Eigentümer PCB-haltige Baustellenabfälle wie etwa PCB-haltige Dichtungsmassen vor dem Abbruch zu trennen und einer separaten Entsorgung zuzuführen.“

Kommentar: Das Muster dieser Antwort ist seit Jahrzehnten bekannt. Es geht nicht allein darum, ob zum Zeitpunkt des Verkaufs gegen geltendes Recht verstoßen wurde. Die Hersteller haben ihre Erkenntnisse über die Risiken jahrzehntelang verschwiegen, zudem wurde großer politischer Druck ausgeübt. Auch deswegen wurden die gesetzlichen Verbote erst mit jahrzehntelanger Verspätung verhängt.
Zum zweiten Satz: Wie will die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) dafür Sorge tragen, dass eine Gefährdung von Mensch und Umwelt durch PCB-haltige Baumaterialien ausgeschlossen ist, wenn sie Untersuchungen in ihren eigenen Gebäuden nach eigenen Angaben (Antwort auf Frage 1-4) nicht durchführt?

Xarelto

CBG Redaktion

21. Januar 2014

Gerinnungshemmer Xarelto, Pradaxa und Eliquis

arznei-telegramm: Neue Präparate bei Vorhofflimmern nur zweite Wahl

Das industrie-unabhängige arzneitelegramm empfiehlt in einer heute veröffentlichten Bewertung neuerer Gerinnungshemmer für die Behandlung von Vorhofflimmern ältere Präparate wie Marcumar oder Warfarin. Nur wenn diese nachweislich nicht wirken, sollte auf ein neueres Medikament wie Apixaban (Eliquis) ausgewichen werden. Bislang gäbe es keine Studien, die einen generellen Vorteil der neuen Präparate gegenüber gut eingestellten Marcumar-Patienten belegten.

Von einer Verwendung des Präparats Xarelto (Wirkstoff: Rivaroxaban) rät die Zeitschrift ab. Xarelto reduziere weder Schlaganfälle plus systemische Embolien noch die Rate relevanter Blutungen. Dass das Medikament unter den neuen Mitteln die höchsten Verschreibungszahlen aufweise, sei nur durch forciertes Marketing durch den BAYER-Konzern erklärbar.

Weiter schreibt das arznei-telegramm: „Behauptungen, die die neuen oralen Antikoagulanzien zum neuen Standard bei nichtvalvulärem Vorhofflimmern erheben wollen, sind abwegig und stellen gezielte Kampagnen zur Verunsicherung der Ärzte dar. Sie sind auch weit entfernt von der gängigen und bewährten Praxis: Nach den neuesten Zahlen werden in Deutschland Cumarine (Marcumar, Warfarin) etwa zehnfach häufiger verordnet als Dabigatran und Rivaroxaban zusammen.“ Die Zeitschrift reagiert damit auf Nachfragen niedergelassener Ärzte, die von Patienten gedrängt werden, neuere orale Antikoagulanzien zu verschreiben.

Nachteil aller neuen oralen Gerinnungshemmer sind die fehlenden Langzeiterfahrungen und dass anders als für Cumarine im Fall lebensbedrohlicher Blutungen weiterhin kein spezifisches Gegenmittel verfügbar ist.

weitere Informationen auf unserer Kampagnenseite

[Stichwort BAYER] STICHWORT BAYER

CBG Redaktion

Stichwort BAYER: 30 Jahre Konzernkritik

alle Jahrgänge online: http://www.Stichwort-BAYER.de

Stichwort BAYER enthüllt seit 30 Jahren, was hinter Konzernmauern geschieht. Stichwort BAYER schreibt über Störfälle, Pestizidvergiftungen, risikoreiche Pharmaprodukte, Lobbyismus und andere Schattenseiten eines großen Multis.
Stichwort BAYER ist ein starkes Stück Demokratie. Faktenreich, spannend, investigativ.

Aber: Seit 30 Jahren muss die einzige Zeitschrift, die einem der großen Konzerne kontinuierlich die Stirn bietet, um ihre Existenz kämpfen. Denn eines ist klar: Solch ein Projekt schwimmt nicht im Geld. Zum Geburtstag bitten wir daher um Ihre Unterstützung.

Zum Geburtstag von Stichwort BAYER erhielten wir zahlreiche Glückwünsche, für die wir uns ganz herzlich bedanken. Hier einige Beispiele aus unserem Postkorb:

Markus Grill, DER SPIEGEL
Ich bin ein eifriger Leser der CBG-Informationen und finde es großartig, dass es Gruppen wie Sie gibt, die hartnäckig, profund und kritisch einem globalen Konzern auf die Finger schauen. Sie erkennen Gefahren von BAYER-Produkten oft früher als andere und sind deshalb auch für Medien wie den SPIEGEL anregend. Machen Sie weiter so!

Nina Hagen, Rockstar
Häppy Birthday, Stichwort BAYER! You Rock My World!
Herzliche Glückwünsche zum 30igsten Geburtstag von Eurer begeisterten Leserin Nina Hagen! Ich wünsche Euch und uns allen von ganzem Herzen, dass wir immer mehr Leser & Leserinnen werden!

Rettet den Regenwald e.V.
Herzlichen Glückwunsch zum Jubiläum Eures Magazins Stichwort BAYER, das auch für die Regenwälder wichtig ist. Denn toxische Geschäfte auf Kosten von Mensch und Natur betreibt BAYER auch in den Tropenländern. Zum Beispiel werden die riesigen Kaffee-, Orangen- und Sojamonokulturen mit BAYERs hochgiftigen Herbiziden und Pestiziden eingenebelt. Seit Jahren mischt BAYER auch bei der Gentechnik kräftig mit und hat in Brasilien und Argentinien zahlreiche Hersteller von GenSoja aufgekauft. Mit Eurer Arbeit tragt ihr dazu bei, dass BAYERs verheerende Firmenpolitik rund um den Globus in die Öffentlichkeit getragen wird.

Stichwort BAYER erscheint vierteljährlich, die Auflage liegt bei 6.200. Schwierig ist jedoch die Finanzierung des Hefts: kommerzielle Anzeigen, mit denen sich die meisten Zeitschriften finanzieren, erhält Stichwort BAYER nicht. Allein über die jährliche Abo-Gebühr von 30 Euro lassen sich die Kosten für Recherche, Druck und Layout nicht stemmen.

Deshalb wünschen wir uns zu unserem Geburtstag Unterstützung. Ganz viel Unterstützung.

Stichwort BAYER kann nur mit Hilfe bezahlter Abonnements fortbestehen. Ein Abo können sie hier einrichten. Oder Sie werden Mitglied im STICHWORT BAYER Förderkreis

Stichwort BAYER im internet: http://www.Stichwort-BAYER.de

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Xarelto

CBG Redaktion

Presse Info vom 17. Januar 2014

Keine US-Zulassung für Xarelto zur Behandlung von ACS

neue Zahlen: BfarM meldet 133 Todesfälle und 1.400 Verdachtsfälle

Ein Beratergremium der US-Gesundheitsbehörde Food and Drug Administration (FDA) hat sich gegen eine Zulassung des Gerinnungshemmers Xarelto zur Behandlung des Akuten Koronarsyndroms (ACS) ausgesprochen. Das Votum fiel mit 10:0 Stimmen eindeutig aus. Die FDA folgt den Empfehlungen in aller Regel.

Derweil explodiert in Deutschland die Zahl der Verschreibungen und der gemeldeten Nebenwirkungen von Xarelto. Laut Daten des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), die die Coordination gegen BAYER-Gefahren auf Anfrage erhielt, registrierte die Behörde im vergangenen Jahr 133 Meldungen über „tödliche Verläufe“ (gegenüber 58 im vergangenen Jahr) und 1400 über schwere Nebenwirkungen. Ein alarmierender Befund, auch wenn „ein Kausalzusammenhang im Einzelfall nicht sicher belegt ist“, wie das BfArM betont. Die Zahlen dürften noch deutlich steigen, wenn alle Verdachtsfälle für 2013 eingegangen sind.

„Die Behörden müssen dringend die Nebenwirkungsrate von neuen Gerinnungshemmern wie Xarelto oder Pradaxa mit den Risiken älterer Präparate vergleichen. Es ist zu befürchten, dass durch gigantisches Marketing Medikamente mit erhöhtem Risiko-Profil in den Markt gedrückt werden. Nach heutigem Kenntnisstand lässt sich eine flächendeckende Umstellung der Patientinnen und Patienten auf Xarelto nicht rechtfertigen“, so Philipp Mimkes vom Vorstand der Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG). Auch die Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft empfiehlt, den Einsatz von Xarelto und Pradaxa auf Personen zu beschränken, für die die bislang verwendeten Präparate wie Marcumar nicht in Frage kommen.

Die Europäische Aufsichtsbehörde (EMA) hatte Xarelto im vergangenen Mai zur Behandlung von ACS zugelassen. Die FDA hingegen hatte schon 2012 schwerwiegende Mängel in den von BAYER vorgelegten Studien festgestellt und bereits zweimal eine Zulassung verweigert. Unter anderem kritisierte die FDA die von der Firma BAYER finanzierte Studie namens ATLAS ACS wegen Unvollständigkeit, mangelnder Qualität der Primärdaten und einer fehlenden Bestätigung durch andere Studiendaten.

Die ATLAS ACS war die einzige Studie, die eine (und auch nur sehr geringfügige) Verbesserung der Überlebensrate von ACS-Patienten festgestellt hatte. Einzel-Studien werden jedoch für eine Zulassung in der Regel nur dann verwendet, wenn die vorliegenden Daten von hoher Güte sind. Dies war im vorliegenden Fall in keiner Weise gegeben: BAYER musste gegenüber der FDA einräumen, dass bei über 10% der Patienten der Beobachtungszeitraum so knapp war, dass am Studienende nicht einmal bekannt war, ob der Patient noch lebt. Zudem ergab eine stichprobenartige Überprüfung der Primärdaten, dass mehrere Todesfälle unter Xarelto nicht erfasst wurden. Hinzu kommt, dass das Ergebnis durch Ausschluss unerwünschter Daten - offenbar bewusst - verzerrt wurde.

Schon bei den Genehmigungsprozessen zu den Indikationen „Thrombose-Prophylaxe nach dem Einsetzen künstlicher Hüft- oder Kniegelenke“ und „Schlaganfall- und Embolie-Prophylaxe bei PatientInnen mit Vorhofflimmern“ hatte es in den Vereinigten Staaten Probleme gegeben. Die Aufsichtsbehörden warfen dem Konzern unter anderem vor, die ProbandInnen, die in der Vergleichsgruppe das Präparat Warfarin einnahmen (verwandt mit Marcumar), nicht richtig mit dem Medikament eingestellt zu haben.

weitere Informationen zu Xarelto

Ciprobay

CBG Redaktion

16. Januar 2014

Die Coordination gegen BAYER-Gefahren erhält regelmäßig Erfahrungsberichte von Patienten, die nach Einnahme des Antibiotikums Ciprobay schwere physische und psychische Schäden erleiden. Im vergangenen Jahr veröffentlichten wir die Krankengeschichte eines jungen Amerikaners, die große Anteilnahme auslöste. Hier die Leidensgeschichte einer Betroffenen, die mit der Einnahme des Antibiotikums zusammenhängen könnte.

Erfahrungsbericht: Nebenwirkungen nach Einnahme von Ciprobay

Meine Verzweiflung und mein Leidensdruck waren so groß, dass es nur noch mein Wunsch war, nicht mehr leben zu wollen und das alles nur weil ich vor einer Gallen-OP die Medikamente Ciprobay und Metronidazol ohne Beipackzettel von der Klinik in der Sprechstunde erhalten habe. Seither ist nichts mehr, wie es mal war (das war am 14. März 2013).

Ich hatte Leistenschmerzen, Unterleibsschmerzen und Schmerzen unter der rechten Rippe, allgemein fühlte ich mich sehr unwohl und eher kränklich. Um 22 Uhr ging ich dann ins Bett und es dauerte nicht lange, da fing mein ganzer Körper an zu zittern. Ich dachte, das wäre ein epileptischer Anfall. Wir fuhren sofort in die Klinik, wo ich auch das Medikament bekommen habe. Nach zwei Stunden bekamen wir die Blutergebnisse, Leukozyten waren noch ein bisschen erhöht, ansonsten war das Blut in Ordnung. Der Doktor tastete den Bauch ab und meinte, er findet nichts. Er meinte ich könnte da bleiben, dann könnten wir den nächsten Tag eine Not-OP machen und die Galle gleich entfernen. Die Schmerzen waren bis dahin besser und ich entschied mich heim zu gehen. Keiner kam drauf, dass es von den Medikamenten sein könnte, auch ich nicht.

März: an manchen Tag merkte ich, dass ein Spaziergang von ca. 15 Minuten mich total schwächte. Auch der Bauch wurde immer empfindlicher gegenüber Druck. Ich hatte an einigen Tagen Durchfall und Erbrechen. Ich merkte auch immer vermehrt, dass ich Probleme hatte beim Hose anziehen. Oberkörper nach unten und Bein heben war fast nicht möglich. Ich schob es mehr oder weniger auf das Alter.

Ich hatte einige Tage Lendenwirbelschmerzen und ich fühlte mich um 30 Jahre gealtert, ich hatte ein Schwächegefühl und starke Müdigkeit. Im Allgemeinen merkte ich, dass irgendwas mit meinem Körper nicht stimmte, ich fühlte mich nicht wohl. Musste manchmal alle halbe Stunde auf die Toilette, hatte manchmal Durchfall und dieses ständige Rumoren im Bauch war sehr unangenehm.

7.4.2013 war die Gallen-OP und ich wurde am 10.4. entlassen. Ich merkte, dass ich mich allgemein sehr schlecht davon erholte. Die Narbe am Bauch zog, als zieht mir jemand die Haut ab. Die Seite wo die Galle entfernt wurde, hatte ich das Gefühl sie wird manchmal taub. Meine Hausärztin meinte das sei normal.

Die Tage nach der OP wachte ich oft nachts auf und war im Brustbereich ganz nass geschwitzt. Ich hatte das Gefühl, dass mein Körper elektrisierte und oft kamen dann noch die Darmgeräusche dazu. Auch wachte ich manchmal auf und ich merkte, wie sich mein Körper verkrampfte. Ca. 6 Wochen später wurde nochmals Blut genommen, wegen der OP, alles war wohl in Ordnung. Erzählte dem Arzt so meine Symptome, das wäre alles normal, es wäre ja auch kein kleiner Eingriff gewesen.

Ende Mai hatte ich heftige Lendenwirbelschmerzen und dann einige Tage starken Leistenschmerzen und Hüftschmerzen. Ab dieser Zeit begannen dann auch die Schlafprobleme. Keine Nacht die ich mehr als 2-4 Stunden geschlafen habe. Wenn Schmerzen auftraten, stand ich auf und lief in der Wohnung herum. Legt mich wieder hin und stand wieder auf. Das ging dann Stunden.

Ich ging dann zum Orthopäden, es wurde eine Facettengelenksarthrose festgestellt. Die Leisten- und Hüftschmerzen wurden sofort mit der Arthrose in Verbindung gebracht. Bekam eine Spritze mit Kortison, Akupunktur und KG. Denn als ich die KG begann, fingen auch meine Schmerzen in den Knien und Armen an. Der Krankengymnast stellte mich hin, als wäre das bei mir alles psychisch bedingt. Alle Therapie half nicht. Eine andere KG die mich vertretungsweise auch in der Zeit behandelte, meinte mein Steißbein wäre angeschwollen.

Juni 2013
Mitte Juni kamen dann heftige Knieschmerzen und am linken Arm von dem Ellenbogen zum kleinen Finger heftige Schmerzen. Im Wechsel tat mal die Hüfte weh, dann eher die Leiste, dann mal der Arm (von Ellenbogen zum kleinen Finger), dann tat das Steißbein weh. Ich bemerkte bei meiner Gymnastik, dass ich manchmal die Übungen wo man auf der Seite lag, Schmerzen an den Hüftknochen, genau da wo ich lag, hatte. Ich merkte, dass meine Handgelenke beim Aufstützen wehtaten. Aber auch das war mal besser mal schlechter.

Eine Nacht hatte ich so extreme Knieschmerzen mit Muskelzucken in den Oberschenkeln. Das hielt ganze 2 Wochen an. Mein Körper ist ständig in Krampfstellung. Ich fuhr in die Notaufnahme der Neurologie. Ich ging ja derzeit von einer Borreliose aus. Somit meinte der Arzt, ja das könnte eine Lymeborreliose sein. (Nachtrag 22.10. Seither sind meine Oberschenkel beim Reinkneifen wie taub).

Auch wachte ich oft nachts auf und hatte den Gedanken, mir mit einem großen Messer die Hand abzuhacken. Diesen Gedanken hatte ich dreimal. Ich legte sogar schon das Messer auf den Küchentisch. Bis dahin war mir aber noch nicht klar, warum ich so ein Denken hatte. Denn mein Leben war ja in Ordnung, ich habe eine super Job, einen guten sozialen Kontakt, eine schöne eigene Wohnung, einen Freund. Ich hatte einen Weg im Leben gefunden der mich sehr weise machte und mich bereicherte, den spirituellen Weg. Aber damals war mir noch nicht bewusst, dass das Nebenwirkungen von Ciprobay sein könnten. Dazu später mehr.

Viele Dinge der Unbeweglichkeit wurden meinem Unfall, anfangs des Jahres oder der Gallen-OP zu gesprochen. Ich merkte auf einmal, dass ich bei der Gymnastik auf dem Boden, meine Knie nicht gerade bekam und der Oberkörper nach hinten abgeneigt war. Ich merkte auf einmal, dass ich meine Schuhe nicht mehr wie gewohnt zumachen konnte, ich kam nicht mehr richtig hinunter. Ich merkte wie ich meinen Kopf nicht mehr richtig nach unten beugen konnte. Wie wenn eine Blockade im oberen Bereich wäre.

Hinzu kamen dann ähnliche Symptome wie Hitzewallungen. Mir lief ein Schauer über den Rücken hoch zum Haaransatz und mein Gesicht bekam Wärme, tagsüber aber ohne Schweißbildung. Nachts hatte ich manchmal immer noch Schweißausbrüche. Manchmal hatte ich das Gefühl, jemand steht hinter mir und pustet mir in den Rücken. Ich habe bis heute 10.08. sieben Kilo abgenommen. Auch kann ich seit längerem nicht mehr auf meinem Po sitzen, wie wenn ich auf dem Knochen sitze. Meine Arme sind dünner geworden. Schwäche an den Armen und Beinen. Muskelschwund?

Nebenwirkungen zum damaligen Zeitpunkt:
Mundtrockenheit, Nasentrockenheit.
Ständiger Toilettenbesuch.
Unruhe, Nervosität, Panik, Suizidgedanken
Sehstörungen
Konzentrationsschwierigkeiten
Vergesslichkeit
Gleichgewichtsstörungen
Verwirrt und Orientierungslos
Die Knie sind geschwollen, extrem links, mit Knotenbildung über der Kniescheibe
Verstärktes Herzklopfen, vor allem in der Nacht
Allgemeines Unwohlsein
Herzrhythmusstörungen und Puls immer über Hundert.
Koordinierungsstörungen
Öfters Verkrampfen des Körpers
Untertemperatur, ständiges innere Frieren
Erhöhter Puls

Juli 2013.
2.7. Ging ich nochmals zu meiner Ärztin. Sie meinte, Sie sind in den Wechseljahren und verschrieb mir ein Naturmittel.
9.7. Ging ich zum Neurologen um meine Muskeln und Nerven nachschauen zu lassen. Er stand vor mir und wackelte einmal mit der rechten und dann mit der linken Hand und fragte mich und welche Hand bewegt sich jetzt und welcher Finger bewegt sich jetzt. (Idiot) Er meinte, ich hätte einen Burn Out und müsste Psychopharmaka nehmen.
15.7. Zweitmeinung beim Orthopäden, wegen meinen Knien und Oberschenkelschmerzen. Die Schmerzen kämen wohl von den Muskeln im Po. Aha!
Schmerzen werden immer schlimmer. Muskeln und Sehnen tun inzwischen weh. Was vorher nur nachts war, ist jetzt auch tagsüber. Mal einen Tag weniger, dann wieder mehr.
22.7. Augenarzt wegen den Sehstörungen. Das sei in meinem Alter normal.
22.7. Frauenarzt, Blutentnahme ob die Gelenks- und Gliederschmerzen von beginnenden Wechseljahren kommen. Blutergebnisse kamen, er sagt alles in Ordnung, keine Wechseljahre, dafür sind sie noch viel zu jung.
26.7. Endokrinologen Hormone checken lassen, weil manche Ärzte meinten es könnte auch eine Hormonstörung sein. Ergebnis: alles in Ordnung.
30.7. Radiologe: Schilddrüse in Ordnung. Blutergebnisse in Ordnung.

August 2013
4.8. auf den 5.8. tat mir der ganze Bauch weh, es brannte wie Feuer. Man konnte ihn nicht berühren und das alles in der Nacht. Am nächsten morgen sagte ich zu meinem Freund, ich packe jetzt die Kliniktasche und geh erstmal zu einer Vertretung, da meine Ärztin in Urlaub war und dann in die Klinik, ich kann nicht mehr. Sie tastete meinen Bauch ab, er tat höllisch weh und sie hörte ihn ab und sagte nur also in die Klinik brauche ich sie nicht tun und ich versichere Ihnen, da ist alles in Ordnung und nichts ernsteres und machte mir einen Termin zur Darmspiegelung.
Sie meinte, dass es auch sein könnte, dass es wegen der Fernbeziehung ist, dass es mal da und da weh tut. Ich saß da und dachte ich hör nicht recht und war verzweifelt.
Die Schmerzen waren nicht am Darm oder am Magen, so was kenne ich ja, sie waren direkt an der Innenbauchdecke. (Nachtrag: Vielleicht hängt es damit zusammen, das ich nach der Einnahme von Cipro eine OP hatte)

Schwindel und starke Gleichgewichtsstörungen. Einmal bin ich fast die Treppen runter gefallen oder vom Fahrrad. Inzwischen gehen die Schmerzen sogar an das Schienbein oder Wade. Bauchschmerzen, Rippenschmerzen, Leisten, Hüften, Unterbauchschmerzen, Oberbauchschmerzen, Pomuskelschmerzen, allgemein Muskel- und Gelenksschmerzen, Knieschmerzen, Atemvolumen ist oft bei Laufen von Treppen oder Laufen von größeren Strecken vermindert, Brennschmerzen der Haut, Ziehen in die Brust hinein, ausgeprägtes Frieren, häufiges Wasserlassen, nachts bestimmt 7-10 mal, Kribbeln, Taubheit oder brennende Schmerzen in den Beinen, Zittern und Rötungen am Brustbein, Gesicht, Hals rechts und links und in der Mitte.

Blähungen, Magenschmerzen, Appetitlosigkeit, Konzentrationsstörung. Komme nur noch über die Seitenlage aus der Badewanne, Gefühl wie wenn mir jemand hinten am Rückgrat ein Messer rein sticht. (Zweimal aufgestanden und nicht auf dem Fuß aufgekommen sondern auf den Zehenspitzen (fast hin gefallen).

Sehr ausgetrocknete Haut im Allgemeinen und juckende gerötete Stellen.

13.8.
Heute Nacht bekam ich erst ein Schauer über den Körper und dann verkrampfte sich mein ganzer Körper. Mein Rücken (Lendenwirbel, Steißbein bis über die Pobacke) Schmerzen. Als ich aufstand merkte ich deutlich eine Muskelschwäche, konnte mich kaum auf den Beinen halten. Seit heute merke ich, dass das komische Körpergefühl was ich seit Wochen oft habe, über den Nacken bis hoch zum Haaransatz geht. Mein Rücken schmerzt, meine Knie schmerzen, mein Unterleib schmerzt meine Haut brennt, wie wenn sie mir jemand abzieht.

14.8.
Nach zwei Stunden Schlaf bin ich wieder aufgewacht, der Schauer lief wieder durch meinen Körper und mein Körper verkrampfte sich.
Den ganzen Tag war ich total fertig, weiss im Gesicht und hatte wie immer Schmerzen. An den Knien, an den Rippen, an den Hüften, am Bauch und und und. Allgemein fühlte ich mich orientierungslos und verwirrt und hatte keine Konzentration. Durch den Anfall nachts konnte ich kaum auf meinen Beinen stehen. Ich hatte das Gefühl, ich bin nicht standhaft, einfach wackelig.
Nachts hatte ich das Gefühl wie wenn irgendwas an meinem Halswirbel in den Kopf steigt. Innerlich merkte ich wie irgendwas hoch wanderte. Ich war verzweifelt und ich habe es niemanden gesagt, weil ich dachte, die halten mich für blöde. So was hat doch kein Mensch.

16.8. -18.8.
Meine Schlaflosigkeit ist schon seit Ende Mai. Manchmal schlafe ich nur 2 Stunden und dann dreh ich mich von einer zur anderen Seite, weil ich Schmerzen habe, im Unterbauchbereich und Wirbelsäule.
Meine Mund trocknet immer mehr aus, morgens habe ich einen stark weissen Belag auf der Zunge und am Rand sind Einkerbungen zu sehen. Auch habe ich einen komischen Geschmack im Mund, den ich so nicht kenne, Metallgeschmack.
Auch merke ich seit Tagen, dass meine Augen immer mehr unangenehm brennen und auch oft gerötete sind. Auch die Sehstörungen werden mal stärker und dann wieder besser. Die Tage habe ich leichten Kopfdruck. Ich merke immer mehr, wie ich Wortfindungsstörungen habe und vergesslicher werde. Manchmal weiß ich nicht mehr, was ich einen Tag zuvor gemacht habe.
.Manchmal sind meine Füße ganz heiß und manchmal ganz kalt. Ich verspüre oft ein Taubheitsgefühl in den Beinen. Inzwischen merke ich auch meine Zähne, manchmal schmerzt der Kiefer. Es ist auch schon passiert, dass ich mein Bein nicht ins Auto bekam und es rein heben musste.

Ich habe das Gefühl vernebelt im Kopf zu sein. Ich kann nicht mehr klar denken. Mir ist aufgefallen, dass mir die letzten Zeiten viele Dinge aus der Hand fallen, oder ich mich oft anstoße. Auch wird mir vermehrt schwindelig.
Wenn ich zur Arbeit gehe, muss ich dreimal in die Tasche schauen ob ich alles habe, muss mir alles aufschreiben. Selbst wenn ich nur Telefon, Schlüssel und Geldbeutel benötige, vergesse ich eins bestimmt. Ich habe das Gefühl an Demenz erkrankt zu sein. Wenn ich irgendwo hinfahre, wo ich schon war, kann es sein, dass ich auf der Fahrt hin, auf einmal nicht mehr weiß, wo war denn das, wo ich hin muss. Das ist grausam. Besonders wenn man dort schon oft war.

18.8.
Meine Oberschenkel und Knie brannten wieder wie Feuer und taten höllisch weh und mein Körper verkrampfte sich ständig.
Um 17 Uhr entschied ich mich, in die Notfallambulanz zu fahren. Nach drei Stunden wurde ich wieder heim geschickt, mir wurde ganz lieb mitgeteilt, dass keine Betten frei wären und sie ja am Wochenende unterbesetzt wären. Ich soll bei der Ambulanz nächsten Tag Termin weg LP machen. Der Professor meinte auch, nach den Symptomen könnte es eine Lyme Borreliose sein. Der Arzt klopfte mir dreimal mit dem Hämmerchen auf das Knie, es zuckte viermal nach. Er meinte ob das Willkür wäre. (Unverschämt)

19.8.
Wieder nur zwei Stunden geschlafen. Schmerzen in den Hüften, alle Stunde aufgestanden, kalt abgeduscht, Wärmeflasche gemacht. Es gab Nächte, da habe ich mich bald fünfmal kalt abgeduscht. Und seid längerem bin ich sehr durstig. Trinke am Tag bestimmt 4 Liter (weil ich so einen ausgetrockneten Mund habe)

21.8.
Meine Zähne merke ich die Tage auch öfters, sie schmerzen und meine Nase ist immer noch sehr ausgetrocknet. Hatte wieder Nachtschweiß. Wieder sehr wenig geschlafen. Auch meine Oberschenkel schwellen wieder an und sind blau-rot marmoriert gefärbt. (Durchblutungsstörungen?)
MRT vom Kopf gemacht bekommen wegen Schwindel. Alles soweit in Ordnung, außer eine Ader wäre nicht ganz so offen, aber das wäre nicht schlimm.

23.8.
Beim HNO wegen meiner trockenen Nase und Mund gewesen. Abstrich in der Nase, keine Bakterien, Allergietest, keine Allergie.
Meine Augen fühlen sich an, wie wenn um den Augapfel ein Belag wäre, wenn ich in den Himmel schaue, sehe ich oft schwarze Mückenstriche.
Heute war ich wegen meinen beginnenden starken Augenschmerzen und ausgetrockneten Augen nochmals bei einem anderen Augenarzt. Ich erwähnte den Verdacht der Borreliose oder Autoimmunerkrankung Sjörden Syndrom. Ergebnis: Er kann nichts feststellen, es muss was Neurologisches sein.

2.9. Darm- und Magenspiegelung. Naja wie ich mir das schon dachte, es ist alles in Ordnung, außer die Leberwerte waren stark erhöht. Im Stuhlgang waren die Erreger Blastocystis hominis, die hätten aber 20-30 Prozent der Menschen. Leberwerte waren fast dreifach so hoch.

Ich merke schon seit Tagen, dass ich wieder öfters Angstattacken bekomme. Im Einkaufsladen musste ich deswegen ganz schnell raus. Angst in dunklen Räumen, Angst in Räumen ohne Fenster, Angst in kleinen Räumen, Angst wenn das Telefon klingelt, Angst unter Menschenmengen.

Wenn ich diese Angstattacken bekomme, merke ich die Schmerzen und das Unwohlsein verstärkt (Das hängt vielleicht mit der Adrenalin-Ausschüttung zusammen) Mein Kopf ist schon seit Tagen, wie vernebelt. Ich kenne mich nicht wieder. Manchmal habe ich das Gefühl, das bin nicht ich. Wenn ich in den Spiegel schaue sehe ich eine Person, die meinem Wesen nicht entspricht. Das innige Lachen, die Fröhlichkeit, die Zufriedenheit, das Ausgeglichene, die entspannte Person alles war weg. Das erinnert mich oft an manche Reportagen, wo Menschen Drogen genommen haben und einen sehr seltsame aggressive Mimik entwickelt haben. (Nachtrag 2014 : Als ich in der Psychiatrie war, lernte ich eine 23-jähriges Frau kennen, die an Bonsai/Drogen hängen blieb. Wenn sie Medikamente bekommen hat, war sie wie ein kleines Kind. Bevor sie die Medikamente bekam, hatte sie einen Gesichtausdruck, den ich im Nachhinein mit meinem Ausdruck, vergleichen kann. Wenn man davon ausgeht, das Cipro ein Gift/Droge ist, sehe ich da viele Gemeinsamkeiten)

5.9.2013
Heute war ich wieder bei meiner Hausärztin, das erste Mal, das ich bitterlich weinte. Sie nahm nochmal Blut um einiges zu testen. Sie sagte, sie kennt mich schon so lange und sie schaut jetzt was sie machen kann. Sie schaut noch mal nach Viren und Bakterien und nach Entzündungswerten, wegen Rheuma und Borrelien.
Sie verschrieb mir leichtes Beruhigungsmittel.
Am Montag habe ich dann Termin bei einem Borreliosespezialisten.
(Zu dem Zeitpunkt ging ich immer noch davon aus, Borreliose zu haben)

9.9.2013 Termin bei dem Borreliosespezialisten
Erst bekam ich einen Fragebogen von fünf Seiten, wo sämtliche Symptome drauf standen und ich war froh, dass mein Freund dabei war und mal jemand gesehen hat, was so alles zu einer Borreliose gehören kann. Manchmal habe ich ja schon das Gefühl, es glaubt mir keiner. Der Doktor sah sich meine mitgebrachten Untersuchungsergebnisse an und fragte mich, wie meine Beschwerden anfingen. Danach wurde Blut genommen. Nun kann ich wieder 4 Wochen warten, bis die Ergebnisse da sind. Zumindest der LTT dauert drei Wochen.

13.9.2013 Erneut Termin bei einem anderen Neurologen.
Sie hat die Nervenleitströme gemessen und meinte sie wären grenzwertig und ich soll dringend einen schnelleren Termin beim Rheumatologen machen, wegen Autoimmunerkrankung.

16.9. 2013 war ich dann wieder bei meiner Hausärztin in der Hoffnung, dass bei den Blutergebnissen was raus kam. Es wurden Yersienen schwach positiv gefunden. Borreliosetest negativ. Ja ja, klar der Test war negativ. Es gibt ja 16 verschiedenen Borellienarten und der Test misst ja leider nur einen und die Tests sind ja auch nicht zuverlässig. (Über Borreliose könnte ich ein eigenes Buch schreiben)
Ich fing das Rauchen wieder an, obwohl ich seit Mai aufgehört hatte. Ich dachte, wenn ich eh sterben muss, kann ich auch wieder rauchen. Die Zigarette ist mein einziger, bester Freund geworden.

18.9.
Ich ging in den Wald Pilze sammeln. Mir ging es nicht gut. Im Wald wurde ich immer nervöser und überlegte welchen giftigen Pilz kann ich mitnehmen und essen, damit dass alles ein Ende hat. Ich lief im Wald umher, bestimmt zwei Stunden und mein Herz schlug immer schneller. Ich überlegte ob ich im Wald sterben möchte, dort wo ich doch so gerne bin. Es machte mir Angst, über meinen eigenen Tod nach zu denken. Mir ging es immer schlechter, mein Puls raste immer schneller.
Ich ging heim und rief den Notarzt an.

Als er kam, hatte ich schon einen Puls von 170. Sie fuhren mich nach ins Krankenhaus bis ich wieder einigermaßen stabil war. Sie meinten, sie würden mich gerne in der Neurologie in Heidelberg vorstellen. Dort angekommen, wurde ich erstmal unschön begrüßt, mit sie waren ja schon mal da, haben sie die Therapievorschläge nicht befolgt. Ich dann Nein, da ich ja von der Klinik nach einer Woche angerufen wurde, dass eine Lumpalpunktion in meinem Fall ja Körperverletzung wäre. Er machte seine üblichen Tests und stand vor mir, welche Hand wackelt jetzt und welcher Finger jetzt und testete Reflexe. Zur Krönung fragte er noch ob ich was getrunken hätte. (In Gedanken. ne Herr Doktor Du Arsch, ich hab noch nichts gegessen, es ist schon 16 Uhr und in der anderen Klinik habe ich gebrochen und deshalb auch rote Augen und rotes Gesicht) Meine Aggressivität war inzwischen so groß, das ich dachte, wenn nochmal ein Arzt vor mir steht und mit den Händen wackelt, ich ihm eine rein haue und frage, mit welcher Hand habe ich Ihnen jetzt eine rein gehauen.

23.9. Nochmals beim Orthopäden wegen seit Tagen beginnenden Kreuz-Darmschmerzen. Sie verschrieb mir Antibiotika Doxycyclin Al 200
Borreliosespezialisten wegen den Ergebnissen angerufen. Auffällig, Lymphozyten stark erniedrigt, Vitamin B2/B6 erniedrigt, Pantothensäure, Eisen und Folsäure erniedrigt. Borreliose negativ. Ich habe nachts unsagbare starke Schmerzen am Kreuz Darmbereich und schlafe immer noch, nur stundenweise. Meine Wärmflasche ist mein nächtlicher Freund geworden.
Inzwischen habe ich bemerkt dass meine Innenmundbacken angeschwollen sind, wie ein zusätzliches Gewebe. Meine Zähne tun höllisch weh. In dem Lappen von Kinn zur Unterlippen und von der Oberlippe zur Nase, sind im Gewebe lauter kleine tastbare Knötchen. Auch im Bauchraum sind Knoten zu tasten.

1.10. Bei meiner Hausärztin gewesen, wegen meiner geschwollenen Backen. Ich bekam Antibiotika Cefaclor 500 für zehn Tage. Ich erzählte ihr, dass ich die letzte Zeit merke, des öfteren an den Oberinnenschenkeln blaue Flecken zu haben.
Blutabnahme: Neutroph Granuloz erhöht, Lymphozyten stark vermindert und IgG stark vermindert. Die Ärztin saß vor mir und sagte, ich sehe das an ihrem Blut was nicht stimmt, aber ich weiß nicht weiter.

3.10.
Nachts aufgewacht, und ich hatte wieder Schweißausbrüche im Gesicht und auf der Kopfhaut. Ich hatte das Gefühl, dass die linke Seite des Gesichtes taub ist.
Seit Wochen bemerke ich diesen extremen Nebel im Kopf, und ich habe das Gefühl, dass es immer schlimmer wird. Ich merke, wie sich mein Wesen in der ganzen Art verändert hat. Ich hab teilweise in geschlossenen Räumen Unwohlsein. Die Röte steigt mir immer öfters ins Gesicht. Auch am Hals seitlich und in der Mitte des Halses. Ich habe das Gefühl, dass mein Körper nicht mehr zu mir gehört. Es macht mir Angst. Mein Immunsystem scheint gegen irgendwas im Körper zu kämpfen. Und es macht mir Angst, dass es was Schlimmes ist und kein Arzt findet etwas heraus.

Ich komme mir schon so blöde vor, meinen Freunden davon zu erzählen. Denn keiner kann das was in meinem Körper vorgeht, verstehen und nachempfinden. Was ich auch verstehe. Wer hat schon so viel Mist auf einmal. Es sind ja Symptome die man manchmal ganz schwer beschreiben kann, einfach selten und zuviel auf einmal. Wo fängt man an und wo hört man auf. Mitunter sie ja Menschen sind, die Vertrauen zu Ärzten und der Pharmaindustrie haben. Ich war da immer schon skeptischer. Zu meiner Mutter habe ich mal gesagt,: „ Weißt du Mama, ich hätte lieber Krebs, es würde mir an einer Stelle weh tun und ich könnte in einem halben Jahr sterben, als mit dieser Ungewissheit, was zu haben und keiner weiß, was es ist“.
Meine Freundin sagte mal zu mir: „Jetzt denk doch einfach es sind die Wechseljahre“.

7.10.
Wieder beim Borreliosespeziallisten gewesen.
Alle Tests wegen Borreliose waren negativ. Ich fragte ihn ob es sein kann, dass irgendwas den Wert auch negativ verfälscht??? Er meinte ja, es kann auch sein, das der Test das nächste Mal positiv ist. Na super, wieder kein genaues Ergebnis, dabei wäre es ja so wichtig, so früh wie möglich mit Antibiotika anzufangen, falls ich die Borrelien habe. Er sagte ich soll nochmal Blut abnehmen lassen und machte einige Test, wegen Autoimmunerkrankung und Postinfektiöse Komplikation.
In der Zeit ging ich oft ins Bett und betete: Gott du kannst mich holen, ich bin bereit. Jeden morgen bin ich wieder aufgewacht. Segen oder Fluch?

9.10.
Heute stechen in den Leisten, jucken an den Fußsohlen, stechen wie mit Nadeln an manchen Körperstellen, Hals zum Ohr hoch ein Gefühl wie Entzündung, sogar an den Ohrlöchern merke ich eine Art Brennen.
Seit Tagen mache ich mir über den Tod Gedanken. Ich liebe das Leben, aber nicht unter diesen Umständen. Aber es ist gar nicht so einfach, sich über die Art wie man Sterben möchte, nachzudenken. Solche Gedanken hatte ich in meinem Leben noch nie. Klar hat man mal Situationen wo man verzweifelt ist.

2.10.
Gegen Nachmittag ging es mir richtig schlecht. Meine Augen sind ganz glasig ich zittere am ganzen Körper. Mir ist kalt. Meine Knie schmerzen. Mein Rücken zieht wie wenn jemand meine Lende auseinander zieht. Mein Hals ist wie immer rot. Rechts und links außen und genau in der Mitte des Halses auch. Meine Beine schlafen ein, meine Hände kraftlos. Mein Puls schlägt so arg, das man es am Hals sieht wie es pocht. Mein Bauch ist wie aufgeblasen. Ich habe Kopfschmerzen. Meine Schenkel brennen. Meine Oberschenkel sind geschwollen und rot-blau marmoriert. Meine Innenbacken seit Wochen geschwollen. Beim Husten schmerzt der Unterleib. Ich weiß nicht wie lange ich das noch durchhalte. Selbst meine Ohren brennen und am Hals runter zur Schulter brennt es auch. Jeden Tag kämpfe ich mit meinen Symptomen. Hab ständig blaue Flecken am Oberschenkel.

16.10. Beim Borreliosespeziallisten wegen Blutergebnissen angerufen.
Es wurden die Yasienien, Mycoplasmen, Chlamydien, Großes Blutbild, HLA-B27, Ana, Canca, Aka Und HLB 27 und großes Blutbild gemacht. Außer, dass ich wohl Mycoplasmen mit einem Titer aufweise, war alles in Ordnung. Na toll, wieder eines mehr im Körper.

Heute habe ich mich mal hingesetzt und so manche Dinge erledigt, falls mich Gott zu sich holt (Ich hatte das Gefühl, irgendwann sterbe ich. Ja, soweit ist es schon, wenn ich sage, mit meinem Körper stimmt was nicht, dann weiß das keiner wie nur ich. Ich denke ich muss einfach noch einiges regeln, bevor Gott mich zu sich holt. Und eins sollt ihr wissen, ich bin immer noch nicht psychisch krank. Es macht mich nur traurig, in so einer hilflosen Situation zu stecken, zu wissen, dass mein Körper gegen mich arbeitet. Und es macht mich traurig, dass es mir mein Leben nimmt. Und wenn es nicht aufhört dann werde ich gehen wollen.

Dann war ich mal wieder beim Recherchieren und stolperte über die Schädigung durch das Antibiotikum Ciprobay (Gift, Droge) von Bayer. Das ist eins von den Medikamenten, das ich im März wegen der anstehenden Gallen-OP bekommen habe. Und ich entdecke einige Gemeinsamkeiten. Vielleicht bin ich ein Schicksal der Pharmaindustrie. Hier die Geschichte von einem 30 jährigen Mann der dadurch sehr krank wurde: http://www.cbgnetwork.org/4888.html

In den USA wird in so genannten Black Boxen vor dem Medikament gewarnt. Vielleicht habe ich dadurch eine Toxische Vergiftung erlitten. Wer weiß das schon. Ich war noch weit weg vom Glauben, krank durch Medikamente zu sein.

20.10.13
Meine Zähne schmerzen und ich hab gesehen, dass das Zahnfleisch ganz schön zurück geht, ich war doch erst beim Zahnarzt, das hätte sie mir bestimmt gesagt. Inzwischen gehen mir auch vermehrt die Haare aus. Ich bekomme immer öfters im Fuß Krämpfe. Selbst meine Kopfhaut schmerzt. Meine Augen waren heute Morgen so angeschwollen, dass man die Wimpern oben gar nicht gesehen hat. Meine Haut an den Armen juckt. Meine Ohrspeicheldrüsen drücken.
An was werde ich wohl sterben müssen. An einem Herzinfarkt, Lungenentzündung, oder Vergiftung also Sepsis oder Hirnschlag oder Atemlähmung, weil meine Muskel sich auflösen. Und das wird dann auch so in meiner Sterbebescheinigung stehen und keiner wird genau erfahren, was der Grund wirklich war.

21.10.-24.10.
Ich fing schon vor Tagen an, Abschiedsbriefe zu schreiben und meinen Leuten nochmals alles hin zu legen, was ich über Ciprobay recherchiert habe. Ich hatte immer das Gefühl, ich muss allen Beweisen von woher meine Symptome kommen. Ich schrieb auf, wen sie bei Todesfall benachrichtigen sollen. Meine Kommode war voller Dinge die ich vorbereitet hatte. Sogar für mein Grab, zwei Engel, die ich von einer ganz lieben Freundin zum Geburtstag bekam.

Ich getraute mich zu keinem Arzt mehr zu gehen, weil ja eh alle sagen, es ist alles in Ordnung. Kurz dachte ich, komm geh morgen noch mal zu Deiner Hausärztin und sag ihr das mit den Zähnen und Haaren. Aber was will sie denn tun?
Ich telefonierte mit einer guten Freundin und erzählte ihr die Geschichte mit meinen Zähnen und sie meinte, sie hatte das vor Jahren auch einmal, mit dem Zahnfleischrückgang und ihr Zahnarzt meinte nur, ob sie Antibiotika genommen hätte, er meinte auch ihr wären die ganzen Zähnen ausgegangen. Wohl einer der mehr weiß wie andere.

Ich recherchierte immer mehr im Internet und stieß auf unzählige Berichte von Ciprogeschädigte. Ich lass sogar einen Bericht, wo stand, dass die Nebenwirkungen von Cipro die einer Lyme-Borreliose oder sogar MS ähnlich sind. Bingo, meine Vermutung hat sich bestätigt. Bis zu diesem Zeitpunkt ging ich jeden Tag ins Geschäft. Ich arbeitete als Familienpfleger und habe oft mit Kindern zu tun. Manchmal habe ich gebetet: „Lieber Gott, lass nichts passieren, wenn ich mit einem Kind alleine unterwegs bin“. In der Zeit war ich oft in der Kirche. Auch zu diesem Zeitpunkt hat sich mein Körper noch sehr oft verkrampft.

3. auf 4. 11.2013
Ich lag auf der Couch und wollte schlafen, mein Bauch fing wieder an zu rumoren und auf einmal spürte ich meinen Körper auf der Couch nicht mehr und mein Bauch hörte schlagartig auf zu rumoren. Ich bekam Panik und wusste, jetzt langt es und ich nehme mir das Leben.

Ich habe mir fünfmal mit einem Tapeziermesser in den Arm geschnitten mit einer Ernsthaftigkeit und einer Aggressivität, die ich von mir nicht kenne. Ich habe soweit geschnitten, dass man das Gewebe sehen konnte. Ich habe mich in die Badewanne gelegt ins heiße Wasser. Ich werde Euch verschonen von den Stunden meiner Selbsttötung. Sieben Stunden habe ich versucht, mir das Leben zu nehmen. Nach einer Horrornacht zwischen Leben und Tod hatte ich irgendwann keine Kraft und keinen Mut mehr und rief den Krankenwagen.
Es war die Hauptsehne bis 90% durch, eine Ader fast durch, eine weitere Sehne 40% durch. Wenn Sie mich als Mensch kennen würden, wäre ein so sensibler Mensch wie ich, der nicht einmal beim Blutabnehmen die Spritze sehen kann, oder keine Filme sehen kann, mit Blut, nie in der Lage sich so zu verletzten. Ich wusste, irgendwas hat mich verändert, aber ich wusste noch nicht so genau, was. Denn ich war mir bis dahin noch nicht bewusst, dass ein Medikament solches auslösen kann/könnte.

Aber ich wusste, das bin nicht ich. Und die Schnitte taten nicht mal weh, soweit ist mein Nervensystem wohl schon angegriffen. Auch nach der OP brauchte ich keine Schmerzmittel. Als ich den Ärzten sagte, dass das mit dem Antibiotika zusammen hängt, sagte sie nur, das ist schon lange aus dem Körper. Als ich vor der OP stand, dachte ich nur, lieber Gott, lass mich nach der OP nicht mehr aufwachen. Sie mussten mich an zwanzig verschiedenen Stellen stechen, um Blut zu nehmen, sie fanden keine Adern mehr. Sie stachen mir sogar in die Halsschlagader. Ich habe es nicht mitbekommen, sah aber am nächsten Tag sämtliche Einstiche.

Leider wachte ich wieder auf. Und dann ging der Kampf erst richtig los. Die Vorwürfe meiner Mitmenschen. Ich vergaß, morgens nach der OP stellten sie mir Antibiotika auf den Tisch, ich verweigerte. Der Arzt meinte dann nur, ihm egal. Dann merkte er wohl, was er sagte und korrigierte, das macht nichts, wenn sie das für einen Tag nicht nehmen. Nach der OP ging ich freiwillig in eine Psychiatrie, weil auch meine Freunde meinten, das sei das Beste. Dann fängst du von einfach neu an. Das zeigte mir, dass eigentlich keinem bewusst ist, was ich durch mache. Schmerzen gehen weg, wenn man in die Psychiatrie geht?? Mir war klar, dass auch sie dachten, es ist ein psychisches Problem. Mir war auch klar, dass die Psychiatrie mir nicht helfen kann. Da ich aber einen Gips für drei Wochen hatte und lernen musste mit den Schnittverletzungen klar zu kommen, dachte ich, wäre das für mich das Beste.

Sie wollten mich mit Psychopharmaka voll stopfen. Ich verweigerte. Selbst Tavor wollten sie mir geben, ein Mittel, wo man danach einen Entzug machen muss.
Ich saß vor den Ärzten und erzählte Ihnen von meiner Vermutung wegen dem Antibiotika. Ich fragte sie, was sie denken, was ein sensibler Mensch wie ich es bin, der mitten im Leben steht und glücklich ist, solche spontane Selbstmordgedanken hat, die auf so grausame Weise geschehen sind. Antwort, das Antibiotikum ist schon lange aus ihrem Körper. Nehmen sie Psychopharmaka dann werden ihre Schmerzen besser. Ich sagte dem Chefarzt, dass ich weiß was eine Depression ist, ich nehme lieber die Depression, als das was ich jetzt habe.
(Auch über Psychatrieerfahrung könnte ich ein eigenes Buch verfassen)

In der Psychiatrie sprach ich mit einer Mitpatientin über meine Symptome, dann sagte sie mir, ihre Freundin hat solche Symptome auch. Sie kann manchmal nicht auf dem Po sitzen, hat Muskelschwund, hat den trockenen Mund, hat Herzrasen und Luftnot, hat die Ausschläge wie ich sie habe, hat Sehstörungen und so weiter. Schon sehr seltsam, man wird in die Psychoschiene geschoben und man trifft Menschen die die gleichen Symptome haben. Ob sie auch Chinolone genommen hat?
Am letzten Tag, sagte ich noch zu der Ärztin: „ Ich würde mir wünschen, das Ärzte wieder lernen, einen Menschen ganzheitlich zu betrachten“.
Als ich mich nach 5 Wochen dort selbst entlassen habe und Zuhause weiter recherchierte, stieß ich auf einen Bericht in der Ärztekammer:

Ich habe aus dem Text einige Passagen gekürzt und die mir als wichtig erscheinende Sätze drinnen gelassen.

Mitteilungen: „Aus der UAW-Datenbank“ Suizidalität unter der Behandlung mit 5-Fluorchinolon-Antibiotika
Dtsch Arztebl 2004; 101(22): A-1618 / B-1346 / C-1298

Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft
„Aus der UAW-Datenbank“
Suizidalität unter der Behandlung mit 5-Fluorchinolon-Antibiotika

Medikamente können Depressionen und Suizidalität erzeugen. Zu derartigen Substanzen gehören zum Beispiel Interferone, Mefloquin, möglicherweise SSRI und sicher Fluorchinolone.

Im Vordergrund der Meldungen stehen neben Störungen des Verdauungstraktes (35,5 Prozent) und des Muskel- und Skelettsystems (17,9 Prozent) psychiatrische Störungen (30,6 Prozent). Unter den Letzteren wird der Suizidversuch mit 0,5 Prozent relativ zur Gesamtzahl der Berichte angegeben. Dies findet auch Ausdruck in verschiedenen Fachinformationen, zum Beispiel zu Ciprofloxacin-ratiopharm, in der „psychotische Reaktionen (bis hin zur Selbstgefährdung)“ genannt werden.

In der Fachinformation zu Ofloxacin (Tarivid®) ist unter der Rubrik „Nebenwirkungen“ aufgeführt, dass psychotische Reaktionen bis hin zu Selbstgefährdung auftreten können.

=> Ein Patient wurde in den letzten Jahren mehrfach mit Ciprofloxacin beziehungsweise Moxifloxacin behandelt. Er hatte die Medikation bislang problemlos vertragen. Während der erneuten Ciprofloxacin-Einnahme trat bei ihm eine depressive Verstimmung auf. Er erhielt dreimal täglich 250 mg Ciprofloxacin oral wegen einer schweren akuten Prostatitis für insgesamt acht Tage. Sechs Tage nach Absetzen der Medikation wachte der Patient nachts plötzlich auf mit dem fast imperativen Drang, sich umzubringen, und zwar durch Erhängen. Er wurde bereits stranguliert von der Ehefrau in letzter Sekunde gerettet. Ein eventuell vorangegangener Suizidversuch wurde verneint. Eine andere über 60-jährige Patientin berichtete nach Einnahme einer einzigen Tablette Ciprofloxacin (250 mg) über einen „heftigen Wunsch, sich umzubringen“, und sagte, „wenn sie etwas zur Selbstvergiftung dagehabt hätte, hätte sie es getan“. Die Patientin war selbst erschrocken über ihre „Lust auf Selbstmord“, wie sie es bezeichnete. Sie nahm Ciprofloxacin nicht weiter ein und fand erst drei Monate später den Mut, ihrem behandelnden Arzt über ihr Erlebnis zu berichten. Die Patientin hatte nie zuvor in ihrem Leben suizidale Gedanken gehabt; auch in der Familienanamnese gab es keine Suizide.
=> Eine 55-jährige Patientin, die mit Moxifloxacin behandelt wurde, klagte über aggressiv-depressive Stimmung mit Suizidideen und Albträumen. Eine weitere Patientin berichtete nach erstmaliger Einnahme von 400 mg Moxifloxacin über Suizidgedanken. Bei den hier dargestellten Fallbeschreibungen ist auffällig, dass Patienten betroffen sind, die nach Absetzen des Medikamentes überrascht und erstaunt waren über die Tatsache, dass sie Suizidgedanken hatten, ein Phänomen, welches ihnen bis zu diesem Zeitpunkt völlig unbekannt war.

Unter diesem Begriff wurden geäußerte Todeswünsche, Suizidideen, Suizidabsichten sowie suizidale Handlungen (Suizidversuche, Suizide) zusammengefasst. Wir halten es für möglich, dass es eine hohe Dunkelziffer an erfolgreichen Suiziden gibt. www.akdae.de

Ich hatte nie in meinem Leben Gedanken, mich umzubringen.
Meine Backen tun mir teilweise höllisch weh. Auch ein zweiter Besuch beim HNO-Arzt konnte nichts Bedenkliches feststellen. Bisschen erkältet meint er.
Er machte einen Abstrich, Bakterien und Pilze. Negativ
In der Psychiatrie wurden MRT vom Kopf gemacht und es wurde deutliche marginale Schleimhautschwellung links festgestellt, rechts Schwellung in der Keilbeinhöhle, links mit Sekretbildung und Sinusitis maxillaris links. Mit unter wurde beim EEG des Kopfes festgestellt, unregelmäßiges Alpha EEG (dazu wurde geschrieben, letztendlich wahrscheinlich Medikamenten-induziert (Aha, welche Medikamente???), Nachweis unspezifischer paroxysmaler Kriterien, passager leichte Vigilanzschwankung. Ach ne, so was aber auch.

Meine Leberwerte waren auf 222, meine Thrombozyten waren auf fast 800 und die Ärzte meinten alles nicht bedenklich.

Ich fand eine Plattform sanego.de. Da konnte man Medikamentennebenwirkungen bekannt geben. Was geschah ist unfassbar. Sie haben eigenständig meine Beiträge manipuliert und bei, Patient hat geschrieben: Nebenwirkungen behoben.

Und wenn ich Angst habe, verstärken sich die ganzen Symptome.. Manchmal bin ich dankbar, dass ich überhaupt noch laufen oder mich bewegen kann. Obwohl ich schon zweimal für einige Sekunden meine linke Hand nicht bewegen konnte. Auch habe ich inzwischen Nervenzuckungen am ganzen Körper. Mal am Oberarm, mal an der Pobacke, mal an den Waden usw. Wenn ich spazieren gehe, merke ich die Sehnen und Bänder.

So stehe ich mit meinem Problem alleine da und mir geht es täglich nicht gut, ich habe das Gefühl wie wenn mich körperlich irgendwas zerstört. Ich danke Bayer. Das schlimme ist, dass mein Umfeld mit meinem Leiden nicht umgehen kann. Sie denken, sag mal Du hast ja alles. Du liest im Internet zuviel und dann hast du die Symptome. Nein, ich hatte die Symptome und dann habe ich gelesen und gefunden. Du steigerst Dich zu arg rein und Jammern würde ich auch.

Mitunter fand ich dann einen Reportbericht von Geschädigten, von 256 Seiten, auf Englisch und nun wusste ich, Bingo ich hatte recht. Ich fand alle Symptome wieder. Aber es macht mir auch Angst, es stehen zwar viele hilfreiche Tipps drinnen, aber eine Garantie zur Heilung gibt es nicht. Aber man soll die Hoffnung nicht aufgeben. Mein Leben war ein glückliches Leben vor der Einnahme. Und es scheint alles außer Kontrolle zu geraten. Ich meide es, meinen Arm anzuschauen. Der ganze Unterarm ist zerschnitten. Manchmal pflege ich ihn mit Olivenöl und ich habe keinen Zugang zu meinem Arm, wie wenn es ein Teil wäre, der nicht zu mir gehört.

Ich bin für jeden Tag dankbar, wo ich laufen kann. Manchmal bin ich einfach nur in einem Tunnel meiner selbst, gefangen. Es fällt mir schwer, mich für das alltägliche zu begeistern. Und ich frage Gott oft, was willst du mir damit sagen, was ist meine Aufgabe, dass du mich hast nicht gehen lassen? Das erinnert mich an Jesus, er litt alleine für die Menschheit und musste dann sterben. Schade, meine ganzen spirituellen Weisheiten und Gefühle, sind mir derzeit verloren gegangen. Mitunter macht das Antibiotika das Gaba-System durcheinander. Oder es verändert die Hormone. Es kann Organe, Nerven, Muskeln, Bänder und Sehnen angreifen.

Auch eine wichtige Seite die ich gefunden habe.
http:www.fluorchinolone.org/mehr-Informationen/mehr-informationen.html
http:
www.schmidtlaw.com/antibiotic-nerve-damage-lawsuit/

Inzwischen ist Januar, fast ein Jahr vergangen. Was habe ich gelernt?
Die Tage habe ich mir viel Gedanken gemacht und festgestellt, das hilft alles nichts, weiter in meinem Tunnel zu verharren. Ich suchte nach Möglichkeiten, meinen Körper nicht mehr dem Stress des Gefangenseins auszuliefern und suchte nach Hilfen. Ich lebe ja, also muss es weiter gehen. Ich wurde fündig.

http:www.survivingcipro.com/
http:
ciprohilfe.wordpress.com/

Nun versuche ich mein Leben wieder zu finden. Mich aus dem teuflischen Tunnel zu befreien. Sofern die Schäden wieder gut zu machen sind. Meinen spirituellen Weg wieder einzuschlagen und ganz wichtig, zu dem zu stehen, was meine Meinung ist. Ich lernte, es könnte jeder Tag dein letzter sein, versuche ihn zu nutzen. Ich werde das Rauchen, meinem Körper zu liebe, wieder aufgeben. Mich mit Naturprodukten auseinander setzen und der Schulmedizin zum größten Teil aus dem Wege gehen und nur noch mit Vorsicht betrachten.

Ich bin auch sehr stolz auf mich. Denn ich war vor meiner spirituellen und geistigen Entwicklung ein Mensch, der sich von anderen Menschen sehr beeinflussen hat lassen. Das erste Mal im Leben, stand ich zu meinem Körper, meinen Symptomen und zu mir selbst. Obwohl ich zugeben muss, sehr verzweifelt gewesen zu sein und oft dachte, ich kippe mit meinen Gedanken. Viele denken, im Internet steht viel Mist, aber inzwischen glaube ich, dass im Internet mehr Wahrheit steht, als man denkt. Denn ganz ehrlich, wer macht sich die Mühe, wenn er gesund ist, so einen Bericht wie ich zu verfassen. Im Internet stehen oft Dinge, die in den Medien bewusst verheimlicht werden. Ärzte behaupten ja auch, Impfschäden gibt es nicht.

Mein Leitsatz für 2014: Man braucht Mutige um die Wahrheit auszusprechen!!!! (Ghandi)

Ich werde weiterhin zu Ärzten gehen, meine Vermutung sagen und definitiv äußern: Dass es seine Meinung ist, dass es nicht von dem Medikament kommt, meine ist eine andere. Wir haben die Möglichkeit zusammen zu arbeiten und die Schäden die das Medikament verursachen kann/verursacht hat, zu untersuchen (Nieren- und/oder Leberschäden, Hormone, Nerven). Wenn er damit nicht zu Recht kommt, suche ich mir einen anderen Arzt. Ich lasse mich nicht mehr in die Knie zwingen, für die Unwissenheit, mancher Ärzte. Ich KÄMPFE!!!!! Es gibt Tage, da geht es mir besser und Tage, da geht es mir nicht so gut. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Ich habe gelernt eigenverantwortlich meinen Körper gegenüber zu sein und ich werde das nächste Mal, wenn mir ein Arzt ein Medikament verschreiben will, mit mehreren Augen darüber schauen und mein Bauchgefühl einschalten. Und der Pharmaindustrie werde ich so gut es geht, den Rücken weisen.

Ich danke all den Menschen, die mir in der schweren Zeit vertrauten und mit Ihrem offenen Ohr, meine Geschichte nie angezweifelt haben. Es waren wenige Menschen, aber es gab sie. DANKE!!!!

Kontakt: bittere.pillen@gmx.de

[Interview] CO-Pipeline

CBG Redaktion

8. Januar 2014

CO-Leitung zwischen den BAYER-Werken Dormagen und Krefeld:

Interview mit Dipl. Ing. Bernhard Wening (Sachverständiger für Gasanlagen)

FRAGE: Sehr geehrter Herr Wening, noch immer ist das Genehmigungsverfahren für die CO-Pipeline zwischen den BAYER-Werken Dormagen und Krefeld nicht abgeschlossen. Was halten Sie prinzipiell von der Idee, Kohlenmonoxid per Rohrleitung zu transportieren?

ANTWORT: Prinzipiell stehe ich dieser Idee sehr kritisch gegenüber. Es ist technisch sicherlich möglich. Soll dies aber auf einem Sicherheitsniveau geschehen, welches den möglichen Risiken gerecht wird, wird der technische und administrative Aufwand sehr hoch werden. Maßgebliche Grundlage dieser Einschätzung sind die physikalischen und toxikologischen Eigenschaften von Kohlenmonoxid – im Unterschied zum Erdgastransport, wo wir seit vielen Jahrzehnten weltweite Erfahrungen haben, auch im Umgang und der Begegnung möglicher Risiken.

Wo sehen Sie die größten Gefahren?
Das primäre Risiko ist nun mal der unkontrollierte Gasaustritt. Dieser beruht bei Gasleitungen in der Regel auf Lecks aufgrund von Materialverhalten oder aufgrund äußerer Einwirkung - selten auch aufgrund menschlichen Fehlverhaltens. Dieses Risiko kann durch technische und organisatorische Maßnahmen zwar verringert, aber nie gänzlich eliminiert werden. Auf einer derart langen Trasse kann die hundertprozentige Integrität wohl angestrebt, aber nun mal nicht gewährleistet werden.
Beim Erdgas ist der größte risiko-mindernde Faktor die Ungiftigkeit und die wesentlich geringere Dichte. Beim Transport von CO erhöhen diese beiden Faktoren das Risiko beträchtlich. Es ist daher zwingend erforderlich, der geringen Wahrscheinlichkeit eines Gas-Austritts das hohe Maß möglicher Auswirkungen gegenüberzustellen. Zur Veranschaulichung: würde die gleiche Leitung nicht in einem dicht belebten Wohngebiet, sondern in einem unbewohnten Wüstengebiet verlegt, wäre die Risikoauswirkung anders zu beurteilen sein.

Werden die Gefahren nicht durch die TÜV-Gutachten zur Leckerkennung entkräftet?
In dem Gutachten zu den Leckerkennungssystemen wird nur die Funktionsweise der Technischen Anlage analysiert und bewertet, nicht aber die betriebliche Auswirkung eines Lecks – hier der Gasaustritt, insbesondere die Menge und die Zeitdauer in Abhängigkeit von der Größe des Lecks.
Was nützt es den direkten Anwohner der CO-Pipeline, wenn zwar die Leckentstehung zeitnah erkannt und vom System gemeldet wird, das Gas aber bis zum drucklosen Leerlaufen des Leitungsabschnittes in großen Mengen austritt. Bei 12 bar Überdruck könnten das bei zehn Kilometern Abstand zwischen den Absperreinrichtungen ca. 6000 m³ sein – und auch nur, wenn diese sehr schnell schließen.

Welche zusätzlichen Sicherheits-Maßnahmen für Pipelines gibt es, die von BAYER nicht eingesetzt werden?
Es gibt zum Beispiel Einzäunungen von Schutzstreifen von Erdgaspipelines. Näheres hierzu in Erfahrung zu bringen ist nicht aufwendig.

Warum hat die Firma BAYER diese Maßnahmen nicht ergriffen?
Das kann ich nicht sagen, möglich wären wirtschaftliche Gründe. Es kann aber auch sein, dass seitens BAYER die Unverletzbarkeit einer solchen Gasleitung überschätzt wird.

Teilen Sie den Standpunkt der Coordination gegen BAYER-Gefahren, dass Gefahrstoffe wie CO allenfalls im Labormaßstab transportiert und ansonsten am Ort ihres Verbrauchs produziert werden sollten?
Diesen Standpunkt der CBG teile ich, solange nicht nachhaltig erwiesen ist, dass eine hinreichende Sicherheit gegen ALLE denkbaren Gefahren gewährleistet wird.

Zwischen Leverkusen und Dormagen betreibt BAYER bereits seit 2002 eine CO-Leitung. Diese hatte 1967 eine Zulassung für den Transport von CO2 erhalten. Im Jahr 2001 erteilte die Bezirksregierung die Genehmigung für den Einsatz von Kohlenmonoxid. Ein Verfahren mit Öffentlichkeitsbeteiligung wurde nicht durchlaufen. Wie bewerten Sie diesen Vorgang?
Sollte tatsächlich eine Kohlendioxid-Leitung ohne weitere umfangreichste Analysen und Änderungsvorschläge für technische Ausrichtung und betriebliche Verfahren für Kohlenmonoxid zugelassen worden sein, hielte ich das für einen äußerst unsachgemäßen Vorgang. Mir ist auch kein weiterer Fall einer solchen Umwidmung bekannt.
Auch wenn der Vorgang formal rechtmäßig ablief, so ist damit nicht sichergestellt, dass eine hinreichende Sicherheit für den Betrieb der Leitung gewährleistet ist. Es ist zu vermuten, dass es für CO keine detaillierten technischen Regeln, die den Stand der Technik für den Transport außerhalb geschlossener Betriebe beschreiben, vorgelegen haben. Die damals gültige Gashochdruckleitungs-Verordnung befasst sich im Wesentlichen mit der technischen Sicherheit der Pipeline – nicht aber detailliert mit der Gefahrenabwehr und den Folgen eines möglichen Gasaustritts. Dies müsste m. E. sorgfältig geprüft – und bei der Genehmigungsbehörde detailliert nachgefragt - werden.

Unseres Wissens existierte in Deutschland zuvor nur eine CO-Leitung (im Bayrischen Chemiedreieck zwischen Trostberg und Hart). Diese wurde ab 1956 betrieben. Im Jahr 2002 trat dort Kohlenmonoxid aus, woraufhin die Leitung außer Betrieb genommen wurde. Sind Ihnen in Deutschland weitere CO-Pipelines bekannt?
Nein, mir sind keine weiteren CO-Pipelines bekannt. Ich bitte jedoch zu beachten, dass ich seit mehr als 30 Jahren in der Erdgasbranche tätig bin, mich aber im Industriebereich nicht auskenne.

Gibt es Bestrebungen in Deutschland, weitere Gefahrstoffe per Pipeline zu transportieren?
Das ist mir nicht bekannt.

Der von BAYER ursprünglich behauptete CO-Überschuss in Dormagen existiert schon lange nicht mehr. Wegen des Baus der TDI-Anlage ist gegenwärtig in Dormagen ein weiterer steam-reformer zur Erzeugung von Kohlenmonoxid in Planung. Wie bewerten Sie vor diesem Hintergrund die Fortsetzung des Pipeline-Projekts?
Ich versuche bewusst, dieses CO-Pipelineprojekt NICHT vor dem Hintergrund wirtschaftlicher oder prozessorientierter Argumente zu bewerten. Eine solche Abwägung würde möglicherweise zu Abstrichen an der Sicherheitsphilosophie für ein derartig sensibles Projekt bedeuten. Dies war und ist immer eine Grundregel für meine langjährige Tätigkeit als öffentlich anerkannter Sachverständiger im Bereich der Gashochdruckleitungsverordnung.

Im laufenden Genehmigungsverfahren hat die Bezirksregierung einen Sachverständigen beauftragt, der zuvor drei Gutachten für BAYER erstellt hatte und der in Pressemitteilungen des Konzerns die angebliche Sicherheit der CO-Leitung bestätigte. Wie bewerten Sie die Wahl des Gutachters?
Ich kann die Wahl des Gutachters ohne genaue Kenntnisse des gesamten Vorganges nicht seriös bewerten. Einem intensiven Austausch sowohl mit dem Gutachter als auch mit den verantwortlichen Vertretern der Bezirksregierung stelle ich mich mit Interesse zur Verfügung.

Am 25. September kam es im Brunsbütteler BAYER-Werk zu einer Freisetzung von Kohlenmonoxid. Nach Angaben der Polizei schwebten zwei Mitarbeiter in Lebensgefahr, ein Arbeiter musste reanimiert werden. Zu den Ursachen des Unfalls macht die Firma bislang keine Angaben. Ist der Vorfall auch für die Genehmigung der Pipeline von Interesse?
Ich bin kein ausgewiesener Fachmann im Umgang mit CO. Beschränken wir uns also darauf, was wir wissen: Dauerhaft 100%-dichte Gasleitungssysteme sind in der Praxis nicht bekannt. Gasaustritte sind selbstverständlich nach allen Regel der Technik zu vermindern, aber sie können eben nie ganz ausgeschlossen werden. Aus diesem Grunde existieren seit vielen Jahrzehnten in allen Branchen stoffabhängige Regeln für den Umgang mit Gasaustritten insbesondere zur Vermeidung oder zur Verminderung von Gefahren für Mensch und Umwelt. Auch Unglücke wie dieses oben beschriebene kommen immer wieder vor - in unseren von Arbeitssicherheitsregeln gut begleiteten Arbeitsprozessen sind sie gottseidank selten und eher mit menschlichem Versagen einhergehend.
Es sollte in jedem Falle untersucht werden, welche der Gefährdungen für die Mitarbeiter auf dem Betriebsgelände in gleicher Weise zu Gefährdung für die Bevölkerung führen könnte. Die Gefahr von Kohlenmonoxid wird m. E. unterschätzt.

Dipl.-Ing. Bernhard Wening, seit 1979 in der Erdgasversorgung tätig. Sachverständiger seit 1991 für Gasanlagen (Transport/ Verteilung). Bis Dez. 2012 Leiter Qualität und Regelsetzung in der RWE Deutschland AG, Essen

Die Fragen stellte Philipp Mimkes von der Coordination gegen BAYER-Gefahren. Hier finden Sie weitere Informationen zur Kampagne der CBG.

Alemtuzumab

CBG Redaktion

8. Januar 2014

Alemtuzumab: 29.000x teurer als Gold

Linkspartei stellt Kleine Anfrage an Bundesregierung

Ein Jahrzehnt lang wurde der Wirkstoff Alemtuzumab zur Behandlung von Leukämie eingesetzt. Um den Umsatz zu erhöhen, wurde die Indikation jedoch aufgegeben. Das Medikament erhielt unter dem neuen Namen Lemtrada eine Zulassung zur MS-Therapie und soll nun zu einem 40x höheren Preis verkauft werden.

Hierzu hat die Linkspartei eine Anfrage an die Bundesregierung gerichtet: http://www.bundestag.de/presse/hib/2014_01/2014_004/03.html

Siehe hierzu unseren Artikel „Profit vor Patientenwohl“: http://www.cbgnetwork.de/5222.html

[Jan Pehrke] Hauptversammlung 2014

CBG Redaktion

Sehr geehrte Damen und Herren!

Mein Name ist Jan Pehrke. Ich bin Journalist, gehöre dem Vorstand der COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN an und möchte heute zum Thema „Energiewende bei BAYER“ sprechen.

Vor etwas mehr als drei Jahren ereignete sich die Atom-Katastrophe von Fukushima. Es kam zu mehreren Kernschmelzen, und große Menge radioaktiven Materials traten – und treten noch immer – aus. Über 100.000 Anwohner mussten die Region verlassen, und die Schäden für Mensch, Tier und Umwelt sind heute noch gar nicht absehbar. Die Bundesregierung beschloss deshalb unmittelbar nach dem GAU, aus dieser Risiko-Technologie auszusteigen und die Energiewende voranzutreiben.

BAYER allerdings hintertreibt diese Energiewende nach Kräften. Der Vorstandsvorsitzende Dr. Dekkers klagte:

„Deutschland hat mit der Energiewende einen radikalen Wandel eingeleitet. Die Folgen sind erhebliche Wettbewerbsnachteile für die energie-intensiven Industrien.“

und der Aufsichtsratsvorsitzende Werner Wenning hielt fest:

„Die Energiewende ist der größte Einschnitt in die Wertschöpfung der deutschen Industrie, den es je gegeben hat“.

Er sprach sogar von einem „Alptraum“, und da muss man wohl einen Moment inne halten: Nicht Fukushima selber ist für BAYER ein Alptraum, sondern die Reaktion der Politik darauf.

BAYER hat sich bisher noch gegen jede umweltpolitische Maßnahme gewehrt – sei es die ökologische Steuerreform, das Erneuerbare-Energien-Gesetz oder die Einführung des Emissionshandels. Und die Energiewende bekämpft der Konzern vor allem wegen der angeblichen Auswirkungen auf die Strompreise. Aber dabei handelt es sich um pure Panikmache. Die Energiepreise bewegen sich in Deutschland auf dem Niveau von 2005. Die Außenhandelsagentur des Bundes, Germany Trade & Invest konstatiert deshalb trocken:

„Die Industriestrompreise liegen aufgrund von Abgaben-Befreiungen insbesondere im Bereich sehr großer Abnahme-Mengen unterhalb des EU-Durchschnitts“

Dementsprechend beklagen sich Unternehmen in den Nachbarländern Frankreich und Holland schon über die Wettbewerbsnachteile, die ihnen durch die niedrigen deutschen Strompreise für energie-intensive Industrien entstehen.

Und BAYER selbst weiß im Grunde auch, was es an dem Standort hat. So stellt BAYER MATERIAL SCIENCE aktuell seine Kunststoff-Produktion im italienischen Nera Montoro zur Disposition, weil die Stromrechnung im Vergleich zum Standort Frankfurt dort zu hoch ist. In Frankfurt kostet die Energie nämlich nur 12 Cent pro Produktionseinheit, während sie in Nera Montoro mit 16 Cent zu Buche schlägt.

Die weitgehende Befreiung von der Ökosteuer-Umlage ermöglicht solch traumhafte Konditionen. Während Normalhaushalte über 6 Cent pro Kilowatt-Stunde aufbringen müssen, zahlt BAYER nur einen Bruchteil davon. Im Geschäftsjahr 2012 erbrachte das eine Ersparnis von 172 Millionen Euro. Ganz zurecht stufte die EU das als unerlaubte Subvention ein und kündigte eine Abschaffung an. Da war für BAYER mal wieder Weltuntergang angesagt. Der Konzern setzte BAYER alle Lobby-Hebel in Bewegung und drohte mit Abwanderung. Und die Einflussnahme hatte Erfolg. Beim Firmenjubiläum im letzten Jahr versprach Bundeskanzlerin Angela Merkel, sich in Brüssel für die BAYER-Belange einzusetzen. Und in diesem Jahr vollendete Sigmar Gabriel ihr Werk, indem er Druck auf den EU-Wettbewerbskommissar Joaquín Almunia ausübte. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung schrieb, ist Wettbewerbskommissar Joaquín Almunia in „beinahe jeder Hinsicht auf die deutschen Wünsche eingegangen“.

Die Öko-Umlage auf selbst produzierten Strom, die die Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetz ursprünglich vorgesehen hatte, konnte BAYER dann ebenfalls abwenden.

So verweigert sich der Konzern der solidarischen Finanzierung der Energiewende. BAYER lehnt es offensichtlich ab, Produktionsprozesse umweltschonender zu gestalten. Die Ergebnisse dieser Blockade-Haltung sind im Geschäftsbericht nachzulesen. 2012 hat BAYER mehr klimaschädigendes Kohlendioxid ausgestoßen als 2011; auf sage und schreibe 8,36 Millionen Tonnen beläuft sich der Wert. Damit liegt BAYER im Trend. Weltweit sind die CO2-Emissionen 2013 um rund zwei Prozent gestiegen. Der jüngst erschienene Klimabericht der Vereinten Nationen hat deshalb Alarm geschlagen und zu unverzüglichem Handeln aufgefordert. Deshalb möchte ich hier fragen:

Will BAYER handeln und in den nächsten Jahren den CO2-Ausstoß spürbar senken oder werden die Werte auf dem jetzigen Niveau verharren?

Weil sich bei den absoluten Zahlen seit Jahren kaum etwas tut, hat BAYER immer darauf verwiesen, dass die spezifischen Treibhausgas-Emissionen gesunken seien – also die Emissionen pro Tonne Verkaufsprodukt. Aber 2013 ist auch dieser Wert angestiegen. Darum möchte ich wissen:

Wie ist das zu erklären?

Beim Energie-Mix tut sich ebenfalls nichts. Seit Jahren beläuft sich beim selbst erzeugten Strom der Anteil der besonders klima-schädigenden Kohle daran auf rund ein Drittel. Deshalb auch hier meine Frage:

Beabsichtigt BAYER diesen Anteil auch zukünftig beizubehalten oder ist eine Reduzierung geplant?

Bei dem Strom, den BAYER zukauft, fehlen genauere Angaben über die Erzeugungsart. Darum möchte ich wissen:

Wie hoch ist bei der zugekauften Energie der Kohle-Anteil?

Bei der Kohle kommt zu ihren schädlichen Klima-Effekten noch erschwerend hinzu, dass BAYER einen Großteil davon importiert. Und die Gewinnung dieser Kohle erfolgt unter verherrenden sozialen und ökologischen Bedingungen. In den USA sprengen die Förder-Unternehmen ganze Bergkuppen weg, um an den Bodenschatz zu kommen. Und in Südamerika vertreiben die Unternehmen die indigene Bevölkerung, um die Vorkommen erschließen zu können, manchmal sogar mit Hilfe von Paramilitärs. Beim Abbau selber sind dann die Arbeiter, vor allem durch den Staub, einem hohen Gesundheitsrisiko ausgesetzt. Besonders schlimm sind die Verhältnisse in Kolumbien. Letztes Jahr gab BAYER an, 40.000 Tonnen Kohle daher zu beziehen. Nun möchte ich fragen:

Wie viel Kohle hat BAYER im letzten Jahr aus Kolumbien bezogen?

Ursprünglich wollte BAYER sogar noch neue Kohlekraftwerke bauen. Nur durch massiven Protest war der Konzern in Krefeld dazu zu bewegen, von diesen Plänen Abstand zu nehmen. Er kündigte an, stattdessen dort ein Gaskraftwerk zu errichten. Nun hat BAYER diese Pläne jedoch vorerst wieder auf Eis gelegt.

Und wie sieht bei dieser Frage der aktuelle Stand aus?

Noch bei einem anderen Bestandteil des Energiemixes tut sich seit Jahren nichts, bei den Regenerativen Energien. Ihr Anteil beträgt nach wie vor 0,7 Prozent. Darum auch hier meine Frage:

Beabsichtigt BAYER diesen Anteil in den nächsten Jahren zu erhöhen?

All diese Zahlen hat BAYER in diesem Jahr zum ersten Mal direkt im Geschäftsbericht veröffentlicht und nicht mehr in einen Umweltbericht wie in eine Bad Bank ausgegliedert. Bei der Bilanzpresse-Konferenz zeigte sich Dr. Dekkers stolz über die Integration und führte weiter aus:

Wir bei Bayer haben schon sehr früh erkannt, dass wir auf Dauer nur erfolgreich sein können, wenn wir wirtschaftliches Wachstum mit ökologischer und gesellschaftlicher Verantwortung in Einklang halten.

Aber all das ist bei BAYER alles andere als im Einklang. BAYERs Energiepolitik steht zentralen ökologischen Erfordernissen diametral entgegen. Deshalb möchte ich die Aktionäre auffordern, Verstand und Aufsichtsrat für diesen Kurs die Zustimmung zu verweigern und stattdessen mit der COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN zu stimmen.

Vielen Dank für ihre Aufmerksamkeit!

[Tierversuche] Hauptversammlung 2014

CBG Redaktion

Zur Hauptversammlung von BAYER, 29. April 2014

Mein Name ist Silke Bitz, ich bin wissenschaftliche Mitarbeiterin der bundesweiten Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche. Unsere Ärztevereinigung setzt sich seit Jahrzehnten für eine tierversuchsfreie Medizin ein. Sie ist ein Zusammenschluss aus 1.500 Ärzten, Tierärzten, Naturwissenschaftlern und Psychologen. Unsere Kompetenz liegt daher in der wissenschaftlich fundierten Argumentation für eine moderne, humane Forschung und Wissenschaft, die nur ohne Tierversuche erreicht werden kann, da diese den medizinischen Fortschritt aufhalten.
Im Jahr 2012 mussten in den Laboren von BAYER 147.315 Mäuse, Ratten, Hunde, Katzen und andere Tiere ihr Leben für eine fragwürdige Forschung lassen. Damit werden in Deutschland rund fünf Prozent der bundesweit jährlich 3,1 Millionen Tiere in den Laboren von BAYER zu Tode geforscht. Hinzu kommen 23.282 Tiere, die für BAYER eigenen Angaben zufolge in externen Auftragslaboren sterben. Dabei hat BAYER wiederholt mit umstrittenen Tierversuchslaboren wie Professional Laboratory and Research Services (PLRS) und Huntingdon Life Sciences (HLS), die für tierquälerische Methoden bekannt sind, kooperiert.

Ich frage Sie: Wie viele Tiere mussten 2013 für Bayer leiden und sterben?
Mit welchen Auftragslaboren arbeitet BAYER aktuell zusammen?

Den Menschen wird suggeriert, die Pharmariesen würden ihre Produkte auf den Markt bringen, um uns Menschen von Krankheiten zu heilen. Tatsächlich jedoch ist das vorrangige Interesse das Einfahren großer Gewinne in möglichst kurzer Zeit. Dabei schrecken die Konzerne auch vor skrupellosen PR-Maßnahmen nicht zurück. So wird den Verbrauchern in Zeitschriften wie beispielsweise der Apotheken Umschau ein scheinbar gut recherchierter, mit Aussagen von Wissenschaftlern untermauerter Bericht über die angeblich positive Wirkung eines Phantasie-Medikaments präsentiert. Von ZDF Frontal 21 versteckt gefilmte Aufnahmen von Verhandlungsgesprächen zwischen Presse- und Pharmavertretern brachten diese schockierenden Machenschaften ins Licht der Öffentlichkeit. Sie zeigen auf, wie Pharmavertreter systematisch Ärzte, Politiker und die Medien kaufen und die Verzweiflung von Hilfe suchenden Patienten gnadenlos ausnutzen. Trotz Kenntnis über schwere Nebenwirkungen werden mit allen Mitteln Medikamente auf den Markt gebracht und so lange wie möglich dort gehalten.

Wie in der Branche üblich, verschweigt auch BAYER gern schädliche Nebenwirkungen seiner Pharmaprodukte. So kam es beim als Schwangerschaftstest eingesetzten Hormonpräparat Duogynon des Berliner Unternehmens Schering, das heute zu BAYER gehört, verstärkt zu Fehlgeburten und schweren Missbildungen von Kindern. Aus internen Dokumenten geht hervor, dass dem Unternehmen die fatalen Nebenwirkungen bereits seit 1967 bekannt waren. Das Bundesgesundheitsministerium sprach erst 1978 eine offizielle Warnung aus, das Medikament wurde bis 1980 verkauft.

Beim Gerinnungshemmer Xarelto von der Firma BAYER registrierte das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) im vergangenen Jahr rund 1400 Meldungen über schwere Nebenwirkungen wie Blutungen oder Leberschäden sowie 133 Todesfälle. BAYER hatte in den eingereichten Dokumenten mindestens zwei Todesfälle verschwiegen. Tierversuche haben auch in diesem Fall nicht zur Sicherheit des Präparats beigetragen.

Wie ein neues Medikament beim Menschen wirkt, lässt sich also auf der Grundlage von Tierversuchen nicht mit der nötigen Sicherheit feststellen. Dass man sich trotz dieser Unsicherheit auf Tierversuche verlässt, hat fatale Folgen. Allein in Deutschland sterben einer Studie der Medizinischen Hochschule Hannover zufolge jährlich 58.000 Menschen an den Folgen von Arzneimittelnebenwirkungen. Und immer wieder werden Medikamente, die aufgrund von Tierversuchen als sicher befunden wurden, wegen schwerer, oft sogar tödlicher Nebenwirkungen vom Markt genommen oder erreichen die Apotheken gar nicht erst.

Untersuchungen der amerikanischen Arzneimittelbehörde (FDA) ergaben, dass 92 Prozent der potenziellen Medikamente, die sich im Tierversuch als wirksam und sicher erwiesen haben, nicht durch die klinische Prüfung kommen – beim Menschen zeigt sich entweder gar keine oder aber eine unerwünschte Wirkung. Das „Tiermodell“ bietet damit also keine objektive Sicherheit, sondern kann lediglich als Glücksspiel betrachtet werden, das im schlimmsten Fall nicht nur für die Tiere tödlich endet, sondern auch für Menschen.

Wie alle Medikamente, wurde auch der LIPOBAY-Wirkstoff Cerivastatin vor seiner Marktzulassung ausführlich getestet. In einer Reihe von Tierversuchen wurde zunächst die Cholesterin-Spiegel senkende Wirkung untersucht. An Ratten, Mäusen und Hunden wurde die Verstoffwechslung und Ausscheidung der Substanz im Körper getestet. Die Mäuse erhielten dazu radioaktiv markiertes Cerivastatin und in bestimmten Zeitabständen wurden Urin-, Blut-, Galle- und Leberproben entnommen. Das Blut wurde aus dem Venengeflecht hinter dem Auge oder durch Ausbluten durch einen Schnitt in die Halsschlagader gewonnen. Für die Entnahme von Leberproben wurden die Tiere betäubt oder getötet. Um die Galle zu gewinnen, wurden Katheter in die Gallengänge einoperiert. Weitere Studien führte BAYER mit frisch gewonnener Galle von Hunden und Ratten durch.

Dann folgten umfangreiche Tierversuche zum Nachweis der Unbedenklichkeit : Hierfür bekamen Affen, Hunde, Minischweine, Ratten und Mäuse die Substanz in verschiedenen Dosierungen über eine direkt in den Magen führende Schlundsonde verabreicht. An Ratten und Kaninchen wurde der Einfluss auf die Fruchtbarkeit und auf die Embryo-Entwicklung während der Schwangerschaft und mögliche Folgeschäden nach der Geburt untersucht. Ratten und Mäuse erhielten das Medikament vor oder während der Schwangerschaft. Einige Zeit später wurden sie getötet, um eventuelle Schäden am Erbgut zu untersuchen. Zur Untersuchung krebserregender Eigenschaften erhielten Ratten und Mäuse die Substanz, um sie später zu Untersuchungszwecken zu töten.

In den Tierversuchen hatten sich zwar einige Nebenwirkungen gezeigt, doch waren diese anders als die, die sich später beim Menschen einstellten. Die Patienten litten an Rhabdomyolyse, einem tödlich verlaufenden Muskelzerfall. Bei einigen Tierarten waren nur leichte Muskelschäden und auch nur bei hohen Dosierungen aufgetreten, stattdessen waren bei ihnen Magenblutungen und Augenschäden zu verzeichnen. Die Auswirkungen des Medikaments auf den Menschen konnten im Tierversuch also nicht erkannt werden.

Lipobay kam 1997 auf den Markt. Bereits 1998 wurde in Deutschland der erste Todesfall gemeldet, kurze Zeit später folgten weitere. Erst 2001 wurde das Medikament vom Markt genommen.

Im Gegensatz zum Tierversuch liefert die Forschung mit menschlichen Zellsystemen, Biochips und Computersimulationen für den Menschen relevante Ergebnisse. Dem Profit des Konzerns BAYER würde ein Verbot von Tierversuchen keinen Abbruch tun, da tierversuchsfreie Methoden nicht nur zuverlässiger, sondern auch schneller und kostengünstiger sind als Tierversuche.

Ich frage Sie: Den Tod von wie vielen Tieren und Menschen will BAYER noch verschulden?

Welchen Anteil hat die tierversuchsfreie Forschung in den Laboren von BAYER?

Wann wird BAYER seinen politischen Einfluss dahingehend nutzen, eine moderne, tierversuchsfreie Forschung zu etablieren, um damit Menschen bestmöglich vor schädlichen Chemikalien und Medikamentenskandalen zu schützen und Tieren einen qualvollen Tod zu ersparen?
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

Das Pharma-Kartell – Wie wir als Patienten betrogen werden, ZDF Frontal 21, Sendung vom 09.12.2008
Vertuschte Nebenwirkungen? Opfer klagen, ZDF Frontal 21, Sendung vom 3.7.2012
Schnurrer J.U, Frölich J.C. (2003): Zur Häufigkeit und Vermeidbarkeit von tödlichen unerwünschten Arzneimittelwirkungen. Der Internist, 44: 889-895
U.S. Food and Drug Administration Report (2004): Innovation or Stagnation - Challenge and Opportunity on the Critical Path to New Medical Products, S.8
Drug Metabolism and Disposition 1998, 26, 640-652
American Journal of Cardiology 1998, 82 (4B), 11J-17J

Güldenstr. 44a, 38110 Braunschweig, Tel.: 0531-60944791,
info@aerzte-gegen-tierversuche.de

[Alemtuzumab] STICHWORT BAYER 01/2014

CBG Redaktion

BAYER sahnt ab

29.000 Mal teurer als Gold

Der Wirkstoff Alemtuzumab wechselt den Abnehmer. Er steht nicht mehr wie bisher Leukämie-Kranken zur Verfügung, sondern nur noch „Multiple Sklerose“-PatientInnen. Auf diese Weise können GENZYME und der an den Umsätzen beteiligte BAYER-Konzern nämlich 40-mal so viel Profit einstreichen.

Von Philipp Mimkes

Einen langen Weg hat der Wirkstoff Alemtuzumab bereits hinter sich, und doch betritt er immer wieder Neuland. Vor 34 Jahren entwickelten WissenschaftlerInnen der „University of Cambridge“ diesen ersten monoklonalen Antikörper der Medizin-Geschichte. Sie verwendeten dazu einen Antikörper von Ratten, reinigten das Protein von Fremdeiweiß-Anteilen und führten erste medizinische Tests durch. Die Forschungen erregten das Interesse der Pharma-Industrie, das jedoch nie sehr lange anhielt. Von BURROUGHS WELLCOME wanderten die Rechte 1997 zu MILLENNIUM und über ILEX ONCOLOGY und GENZYME gelangten sie schließlich 1999 zum SCHERING-Konzern.
Dem seit 2006 zu BAYER gehörenden Berliner Unternehmen gelingt es schlussendlich sogar, Alemzutumab zu einer Arznei weiterzuentwickeln. Allerdings erhält die Substanz 2001 bloß die Zulassung für das Untergebiet einer Krankheit – und das auch nur unter Vorbehalt. Die Behörden genehmigten den Stoff zur Behandlung der Blutkrebs-Art „chronisch-lymphatische Leukämie“ (CLL), unter der Voraussetzung, dass die PatientInnen bereits eine Chemotherapie absolviert und nicht auf das Medikament Fludarabin angesprochen hatten.
Später erhielt das unter den Namen CAMPATH und MABCAMPATH vermarktete Präparat zwar eine erweiterte Zulassung, aber für eine erweiterte Zielgruppe sorgte das nicht. Die derzeit gültigen ärztlichen Leitlinien führen Alemzutumab nur im Zusammenhang mit solchen CLL-PatientInnen auf, die keine anderen Krankheiten und einen speziellen Gen-Defekt haben oder auf die Standard-Medikation nicht ansprechen. Zudem weisen sie auf Vorsichtsmaßnahmen hin, die es bei einer Gabe zu beachten gilt: „Beim Einsatz von Alemtuzumab sind eine erweiterte antiinfektive Prophylaxe und ein engmaschiges infektiologisches Monitoring erforderlich.“
Als besonders geniales Gen-Medikament erwies sich CAMPATH somit nicht. Darum gab der Leverkusener Multi 2009 die Rechte an GENZYME zurück und handelte dafür im Gegenzug Lizenz-Zahlungen aus. Auch forscht er weiterhin mit an dem Pharmazeutikum. Im Geschäftsbericht heißt es dazu: „BAYER beteiligt sich weiterhin an der gemeinsamen Entwicklung und hat bei erfolgreichem Abschluss die Möglichkeit einer weltweiten Co-Promotion sowie Anspruch auf Lizenz-Gebühren und umsatz-abhängige Meilenstein-Zahlungen.“

Neue Indikation
Im September gab es so einen erfolgreichen Abschluss. Der inzwischen zu SANOFI gehörende GENZYME-Konzern erhielt für Alemtuzumab nach Tests, die BAYER mitfinanziert hat, in Europa eine Zulassung zur Behandlung von Multipler Sklerose (MS), einer Indikation, an der schon die Cambridger WissenschaftlerInnen geforscht hatten. Allerdings war dieser Abschluss mit einem anderen verbunden: Das Medikament wurde für sein ursprüngliches Anwendungsgebiet, die chronisch-lymphatische Leukämie, vom Markt genommen. Hintergrund des zunächst unverständlich wirkenden Schachzugs: Nur wenige hundert PatientInnen in Deutschland benötigen das Leukämie-Präparat. Trotz des hohen Preises – 1.897 Euro für 90 mg Infusionskonzentrat – waren die Einnahmen dadurch limitiert. Der Markt für MS-Medikamente hingegen ist weitaus interessanter: Allein in Deutschland gibt es rund 130.000 Betroffene, weltweit sind es 2,5 Millionen.
Zudem leben MS-PatientInnen länger als Krebskranke und müssen daher auch länger behandelt werden. Darüber hinaus konnten die Hersteller von MS-Präparaten extrem hohe Preise durchdrücken. Der einzige Haken: Zum Einsatz bei MS benötigen die MedizinerInnen eine viel geringere Dosis als zum Einsatz bei Krebs, jährlich nur 30 bis 60 mg. Zur Behandlung von Leukämie verabreichten die ÄrztInnen hingegen in einem Therapie-Zyklus 1.100 mg. Da jedoch ein Wirkstoff für unterschiedliche Anwendungen nicht unterschiedliche Preise haben darf, standen die Konzerne vor einem Problem, denn zu den früheren Konditionen versprach die MS-Therapie mit Alemtuzumab keine großen Umsätze. Orientierte sich der Preis aber an den üblichen Behandlungskosten von MS, würde er sich für Leukämie-PatientInnen extrem erhöhen, was zwangsläufig KritikerInnen auf den Plan riefe. Um dem Dilemma zu entgehen, gaben SANOFI und BAYER die wenig lukrative Indikation „Leukämie“ lieber ganz auf. Das Schicksal der auf das Präparat eingestellten CLL-PatientInnen interessierte die beiden Pharma-Riesen dabei nicht weiter.

Neuer Preis
Und im Oktober schließlich ließen GENZYME und BAYER die Katze aus dem Sack: Der Preis für das nun unter dem Namen LEMTRADA firmierende Alemtuzumab soll um den Faktor 40 steigen. Für eine Injektionsflasche mit 12 mg verlangen die beiden Unternehmen 10.653,50 Euro (888 Euro pro mg), dies entspricht etwa dem 29.000-fachen des Gold-Preises. Eine 4-wöchige MS-Behandlung mit Alemtuzumab kostet rund 3.300 Euro, etwa 40 Prozent mehr als die bisherigen, ohnehin teuren MS-Präparate auf dem Markt.
Torsten Hoppe-Tichy, Präsident des „Bundesverbands Deutscher Krankenhausapotheker“ kritisiert dann auch: „Der Stakeholder-Value wird hier in bisher nicht dagewesener Weise vor das Patienten-Wohl gesetzt.“ Bereits im vergangenen Jahr hatte die „Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft“ (AkdÄ) den Schritt der Firmen verurteilt: „Aus Sicht der AkdÄ übernimmt ein pharmazeutischer Unternehmer mit der Zulassung eines Arzneimittels auch die Verantwortung für eine dauerhaft sichere und unkomplizierte Versorgung der betroffenen Patienten. Mit der freiwilligen Marktrücknahme und dem geplanten ‚Indikations-Hopping’ entzieht sich der pharmazeutische Unternehmer seiner Verantwortung auf inakzeptable Weise. Um ein solches Vorgehen zukünftig zu verhindern, müssen die gesetzlichen Rahmenbedingungen entsprechend angepasst werden.“
Die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN griff diese Geschäftspolitik ebenfalls scharf an. „Wieder einmal wird deutlich, dass für BAYER, SANOFI & Co. allein der Profit zählt. Das PatientInnen-Wohl ist dabei nachrangig. Nebenbei zeigt sich, dass die Preisbildung von Medikamenten nichts mit den Entwicklungskosten zu tun hat: Ein und dasselbe Medikament kann vollkommen unterschiedliche Preise haben, je nachdem, was sich am Markt durchsetzen lässt“, hieß es in der CBG-Presseerklärung. Und zu allem Übel profitieren die Konzerne schlussendlich doch noch von der Alemtuzumab-Vergangenheit: Da es sich bei der Substanz um keinen neuen Stoff handelt, muss sich das Pharmazeutikum auch keiner Kosten/Nutzen-Bewertung stellen.

Neue Risiken
Dabei entspricht LEMTRADA nicht gerade dem Gold-Standard der „Multiple Sklerose“-Therapie. Schon bei der Erprobung kam es zu ernsthaften Zwischenfällen. So brach 2005 bei drei ProbandInnen die Autoimmun-Krankheit „Idiopathische thrombozytopenische Purpura“ (ITP) aus und nahm bei einem Test-Teilnehmer sogar einen tödlichen Verlauf. Die US-amerikanische Gesundheitsbehörde FDA unterbrach daraufhin die von SANOFI gemeinsam mit BAYER unternommenen Versuche und zwang den Leverkusener Multi, auf den CAMPATH-Packungen zur Leukämie-Behandlung einen entsprechenden Warnhinweis anzubringen.
Zudem erreichte das Mittel bei den Erprobungen immer nur das eine von zwei Klassenzielen. LEMTRADA schaffte es zwar, die MS-Schübe stärker als Interferon zu verringern, es gelang dem Mittel jedoch nicht, die Multiple Sklerose zu lindern. Darum formulierten die Pharma-Firmen den zweiten Studien-Endpunkt später kurzerhand um und testeten nur noch, ob der Antikörper das Fortschreiten der Krankheit aufhalten kann.
Darüber hinaus steht die Aussagekraft der Untersuchungen zur Langzeit-Wirkung in Frage, denn zwischen den einzelnen Beobachtungsphasen schieden 134 der 220 Alemtuzumab- und 42 der 110 Interferon-ProbandInnen aus. „Wenn sich der Gesundheitszustand von Patienten in den ersten beiden Jahren verschlechterte, wurden sie aus der Studie entfernt“, erklärt der Mediziner Alasdair Coles von der immer noch stark in die Alemtuzumab-Forschung involvierten „University of Cambridge“ das Vorgehen.
Die europäische Arzneimittel-Agentur EMA hatte trotzdem keine Bedenken, das Präparat zu genehmigen. Ihr US-amerikanisches Pendant tut sich da bedeutend schwerer. Die „Food and Drug Administration“ (FDA) wies den Zulassungsantrag im September 2012 zurück. Sie stieg durch das präsentierte Zahlenmaterial nicht durch und forderte SANOFI und BAYER deshalb auf, die Daten verständlicher aufzubereiten. Und im November 2013 meldete ein BeraterInnen-Gremium der Einrichtung ernsthafte Bedenken an. „Die Gabe von Alemtuzumab ist mit ernsthaften Risiken verbunden, welche den Nutzen übersteigen könnten“, hielt es fest. Unter anderem warnten die Wissenschaftlerinnen vor Autoimmun-Krankheiten wie ITP, Nierenschäden, Krebs, Infektionen, Schilddrüsen-Beschwerden und Infusionsnebenwirkungen wie Bluthochdruck, Kopf- oder Brustschmerzen. Sie rieten der FDA aus diesem Grund, die MedizinerInnen zu weit engmaschigeren Kontroll-Untersuchungen anzuhalten, als von BAYER und SANOFI für nötig befunden, sollte sie sich für eine Zulassung entscheiden.
Das industrie-unabhängige Fachmagazin arznei-telegramm zeigt sich ebenfalls nicht von dem Medikament überzeugt. Nicht nur die vielen unerwünschten Arznei-Effekte, sondern auch die fehlenden Studien zu den Langzeitwirkungen und -nebenwirkungen machen die Publikation skeptisch. „Wir sehen eine Indikation für das extrem teure Alemtuzumab derzeit nur im Einzelfall als letzte Reserve“, lautet ihr Resümee.

[Agromonopol] STICHWORT BAYER 01/2014

CBG Redaktion

Das Agrar-Oligopol von BAYER & Co.

We Feed the World

BAYER, MONSANTO und eine Handvoll weiterer Unternehmen haben den Agrar-Markt unter sich aufgeteilt und sich so den Zugriff auf eine Industrie gesichert, welche die Menschen mit dem wichtigsten Gut überhaupt versorgt: der Nahrung.

Von Jan Pehrke

1985 hatten die zehn größten Anbieter von Saatgut zusammen einen Marktanteil von ca. 12,5 Prozent. 2011 hingegen kamen MONSANTO, DUPONT, BAYER & Co. schon auf 75,3 Prozent. Eine ähnliche Entwicklung vollzog sich auch in anderen Bereichen des Agro-Business’. „Die neuesten Markt-Daten legen nahe, dass Kartell-Absprachen notorisch sind und oligopolistische Strukturen von einzelnen Sektoren auf das gesamte Ernährungssystem übergegriffen haben“, hält die kanadische ETC-Group fest. So beherrschen ihrer jüngsten Untersuchung „Putting the Cartel before the Horse“ zufolge SYNGENTA, BAYER und BASF über die Hälfte des Pestizid-Handels. Noch übersichtlicher geht es Gentechnik-Bereich zu. Obwohl zu diesem Segment keine aktuellen Zahlen vorliegen, besteht an der Dominanz von MONSANTO kein Zweifel. Erst mit einigem Abstand folgen dann BAYER, DUPONT, DOW AGRO SCIENCE, SYNGENTA und KWS.
Die Gentechnik war es dann auch, die den Konzentrationsprozess antrieb. Sie erforderte enorm viel Kapital, das nur große Unternehmen zur Verfügung hatten, und versprach dafür Extra-Gewinne. Den Schlüssel dazu lieferten die Patente. Diese eröffneten die Chance, das Wissen um das Säen, Ernten und Wiederaussäen der Ackerfrüchte, das die Menschheit über Jahrtausende hinweg miteinander geteilt hatte, gewinnträchtig zu privatisieren. Der Leverkusener Multi profitiert davon in besonderer Weise: Auf dem alten Kontinent verfügt kein Agro-Riese über so viele Patente wie er. 206 Copyright-Ansprüche verzeichnet das Europäische Patentamt (siehe SWB 4/13). Eines dieser Schutzrechte entpuppt sich dabei als besonders wertvoll, weil es eine ganze Technologie zur Gen-Manipulation umfasst. Die anderen Mitglieder des Oligopols verfügen ebenfalls über solche Major-Patente, ohne die die schöne, neue Genwelt nicht zu machen ist, weshalb der Club Exklusivität wahren und potenzielle Mitbewerber draußen halten kann.
Aber Verfügungsgewalt über Gene mit besonderen Eigenschaften und bestimmte biotechnische Kniffe allein reichen nicht aus für ein lukratives Geschäftsmodell. „Ein neues Gen ist nutzlos ohne einen hochwertigen Grundstock von Saatgut, in das es eingebaut werden kann, und eine Infrastruktur, die solches bereitstellt“, hielt ein Finanz-Analyst in der Frühphase des sich etablierenden Wirtschaftszweigs fest. Ohne Zugriff auf einen solchen Rohstoff haben die GenwerkerInnen in ihren Laboren nämlich nicht die Möglichkeit, Gott zu spielen und ganze Pflanzen zu konstruieren. Also legten sich die Agro-Riesen im großen Stil Saatgut-Unternehmen zu und verlängerten damit ihre Wertschöpfungskette entlang der Nahrungskette. Neben solchen vertikalen Konzentrationen kam es durch Aufkäufe direkter Konkurrenten aber auch zu horizontalen Konzentrationen. Eine äußerst folgenreiche initiierte BAYER im Jahr 2001. In diesem Jahr schluckte der Leverkusener Multi AVENTIS CROPSCIENCE, das kurz zuvor aus der Fusion von HOECHST und RHÔNE-POULENC entstanden war. Diese Aquisition gab dann den Startschuss zu einem forcierten Ausbau der Landwirtschaftssparte. Seither erwarb der Konzern unter anderem Saatgut-Firmen wie STONEVILLE, RELIANCE GENETICS und HORNBECK, Pestizid- und Saatgutbehandlungsmittel-Produzenten wie GUSTAFSON und investierte in Gentechnik-Lizenzen. Zudem ging der Global Player allein im Saatgut-Bereich über 90 Kooperationen mit Universitäten und anderen Forschungseinrichtungen ein.
Auf diese Weise bauten BAYER, MONSONTO & Co. ihre Markt-Positionen konsequent aus und drängten kleinere Gesellschaften aus dem Geschäft. Am spürbarsten wirkte sich diese „neue Übersichtlichkeit“ auf die Preise aus, vor allem auf diejenigen im Biotech-Bereich. Während diese für Hochtechnologie-Produkte vergleichbarer Branchen wie etwa der Computer-Industrie in der Regel bald nach der Markteinführung fallen, verlangen BAYER & Co. kontinuierlich mehr für ihre Waren. Die Kosten für gentechnisch manipuliertes Getreide stiegen von 1995 bis 2008 um 139 Prozent, für konventionelle Sorten um 49 Prozent. Für Gen-Soja mussten die Farmer 199 Prozent und für konventionelle Arten 96 Prozent mehr zahlen, ohne dies alles durch höhere Ernte-Erträge ausgleichen zu können.
Und nicht immer geht dabei alles mit rechten Dingen zu. Bereits mehrmals zogen US-amerikanische FarmerInnen gegen die Agro-Multis wegen des Verdachts illegaler Preisabsprachen vor Gericht. So prozessierten etwa im Jahr 1999 LandwirtInnen gegen BAYER, MONSANTO, SYNGENTA und andere Unternehmen. Aber der zuständige Richter ließ die Sammelklage nicht zu. Jeder Fall liege anders, argumentierte er und stoppte damit das Verfahren. MONSANTOs Geschäftspraxis geriet sogar schon in das Visier des US-amerikanischen Justizministeriums. 2010 begann es mit Untersuchungen über wettbewerbsbehindernde Operationen des Konzerns. Zwei Jahre später stellte es diese Überprüfungen jedoch ohne Angabe von Gründen wieder ein.
Als weitere Folge der oligopolistischen Strukturen sank die Innovationskraft der Firmen. Sie meldeten weniger Entwicklungen zum Patent an, führten weniger Feldversuche durch und brachten auch weniger neue Produkte heraus. So beherrschen etwa den Genpflanzen-Markt immer noch Schöpfungen der ersten Generation wie BAYERs gegen das Antiunkrautmittel Glufosinat resistente Labor-Kreationen der Marke LIBERTY LINK oder MONSANTOs Ackerfrüchte der ROUND-UP-READY-Serie. Darum stellen sich Ackerwinde und andere Gewächse zunehmend auf die gemeinsam mit den Gen-Konstrukten vertriebenen Pestizide ein, und die FarmerInnen schaffen es kaum noch, dem Wildwuchs auf ihren Feldern Herr zu werden. „Seit über 25 Jahren hat die weltweite Pflanzenschutz-Industrie kein wirtschaftlich bedeutendes Herbizid mit neuem Wirkmechanismus mehr für Flächenkulturen entwickelt und auf den Markt gebracht – unter anderem eine Folge der Konsolidierung der Industrie, die mit einer deutlichen Reduktion der Forschungsaufwendungen für neue Herbizide einherging“, räumt der BAYER-Forscher Dr. Hermann Stübler in bemerkenswerter Offenheit ein.
Auf diese „Folge der Konsolidierung“ reagieren die Konzerne mit noch mehr Konsolidierung: sie gewähren sich gegenseitig in großem Stil Zugriff auf ihre Produkt-Plattformen, um Pflanzen entwickeln zu können, die mehreren Agro-Chemikalien gleichzeitig trotzen. Das behebt zwar den Innovationsstau nicht, bietet den LandwirtInnen jedoch etwas mehr Variationsmöglichkeiten, zumindest bis wieder ein Gewöhnungseffekt eintritt. Im Rahmen eines solchen als „cross licencing“ bezeichneten Austauschgeschäftes erhielt BAYER von MONSANTO jüngst Lizenzen für neue Round-Up-Versionen, während das US-Unternehmen Nutzungsrechte für Insektizide und Herbizide bekam. Zuvor hatten die beiden Gen-Giganten schon eine Kooperation in Sachen „Genmais“ vereinbart, aus der MONSANTOs SMARTSTAX hervorging. Die Pflanze weist Resistenzen gegen BAYERs Glufosinat und weiteres Pestizid auf und verfügt darüber hinaus noch über sechs verschiedene Insektengift-Gene. Weitere Deals dieser Art hat der Leverkusener Multi mit DUPONT, SYNGENTA, DOW AGRO SCIENCES und der BASF abgeschlossen. Kern der Strategie sei es, die eigenen Produkte so weit wie möglich verfügbar zu machen, sagte Liam Condon, der Chef von BAYER CROPSCIENCE, laut Faz.
Daneben entdeckt der Agro-Riese sogar seine grüne Ader, um imstande zu sein, den Plagegeistern Herr zu werden – so arg steht es schon. „Wir erkennen, dass Chemikalien oft nur eine kurzfristige Lösung darstellen“, erklärt der Konzern. Darum empfiehlt er den FarmerInnen, zum einen, vor der Aussaat mal wieder wie früher zum Pflug zu greifen, statt nur den Giften zu trauen und zum anderen, das gute alte Prinzip der Fruchtfolge zu beherzigen und auf den Äckern nicht immer wieder dasselbe anzubauen. Zudem setzt BAYER vermehrt auf biologische Methoden. So kaufte die Aktien-Gesellschaft das US-Unternehmen AGRAQUEST und erforscht zusammen mit MENDEL BIOTECHNOLOGY neue Wege zum Schutz der Ackerfrüchte. Aber allzu viel traut der Leverkusener Multi sich selbst in dieser Richtung nicht zu. Darum erkundete ein von ihm im November 2012 veranstaltetes Symposion zum Thema „Herbizid-Resistenzen“ auch, „welche Möglichkeiten es für Kooperationen mit führenden pflanzenwissenschaftlichen Instituten gibt“.
Kurzfristig hofft der Konzern jedoch noch aus der brenzligen Lage Kapital zu schlagen und vermarktet sein Herbizid LIBERTY mit dem Wirkstoff Glufosinat gezielt als Alternative zu MONSANTOs Glyphosat, das seine marktbeherrschende Stellung mit zunehmenden Abnutzungserscheinungen bezahlt und mittlerweile vor fast der Hälfte aller Unkräuter kapituliert. „Die Nachfrage schießt geradezu durch die Decke“, jubiliert Liam Condon, der Chef von BAYER CROPSCIENCE. Wegen der florierenden Geschäfte mit LIBERTY und anderen Produkten kündigte die Landwirtschaftssparte an, das von 2013 bis 2016 vorgesehene Budget für den Ausbau der Kapazitäten um eine Milliarde Euro auf 2,4 Milliarden Euro zu erhöhen. Allein 380 Millionen Euro investiert die Abteilung dabei in eine neue Glufosinat-Produktionsanlage. Dass die EU die Zulassung für den Stoff wegen seiner gesundheitsschädlichen Effekte über 2017 hinaus nicht mehr verlängern will, ficht BAYER dabei nicht an. Darüber hinaus plant der Agrar-Mogul, seine Saatgut-Produktpalette zu erweitern. Da es in der nördlichen Hemisphäre kaum noch geeignete Firmen für Übernahmen gibt, sucht er derzeit in Lateinamerika nach entsprechenden Kandidaten.
So wächst und wächst und wächst der Leverkusener Multi, wie es auch MONSANTO, SYNGENTA & Co. tun. Und was sie allesamt dabei antreibt, formuliert Ruth Tippe von der Initiative KEIN PATENT AUF LEBEN so: „Ziel dieses Oligopols ist es, den Markt unter sich aufzuteilen und letztlich die Ernährungsgrundlagen der Menschen zu kontrollieren.“

[HIV / Bluter] STICHWORT BAYER 01/2014

CBG Redaktion

Blutige Geschichte

Dokumente zu HIV-Infektionen durch Cutter-Produkte

Zu Beginn der 1980er Jahre wurde AIDS erstmals beschrieben. Relativ schnell wurde klar, dass die Krankheit auch durch Blutprodukte übertragen wird. Die Bayer-Tochter Cutter versuchte zunächst, die Risiken zu verharmlosen. Trotz Kenntnis der verheerenden Folgen verkaufte sie vor allem in Entwicklungsländern den unsicheren Gerinnungsfaktor weiter. Jetzt – 30 Jahre später – sind eindeutige Belege endlich öffentlich zugänglich.

Insgesamt 58 Dokumente stellte das Drug Industry Document Archive (DIDA) der University of California ins Netz. Sie stammen aus 2008 erhobenen Sammelklagen von HIV-infizierten Bluterkranken gegen Cutter und andere Firmen in den USA. Die Kläger kamen aus Asien, Europa und den USA.
Menschen, die eine angeborene Störung der Blutgerinnung haben, sind oft lebenslang auf Arzneimittel aus Blutplasma (Faktor VIII oder IX) angewiesen.

Pharma-Kampagne warnte früh
Produkte aus menschlichem Blutplasma spielen in der Medizin eine wichtige Rolle. Kommerzielle Sammelsysteme und der internationale Handel mit Blut rückten jedoch erst angesichts des HIV-Risikos ins öffentliche Interesse. Dazu trug auch die Pharma-Kampagne bei. War doch der Blut-Handel eines der ersten Themen, mit dem sie sich intensiv auseinandersetzte. Dabei ging es auch um die unrühmliche Rolle von Cutter. Die Firma betrieb z. B. Plasma-Sammelstationen an der US-Grenze zu Mexiko und lockte so arme MexikanerInnen an. Viele Stationen in den USA befanden sich in Gebieten, wo Menschen unterhalb der Armutsgrenze lebten. Nicht nur die Ausnutzung von Notlagen kritisierte die Pharma-Kampagne, sie wies auch auf die gesundheitlichen Gefahren für die BlutplasmaspenderInnen und EmpfängerInnen von Blutprodukten hin. Gefordert wurde ein nicht-kommerzielles Sammelsystem, um die Risiken zu minimieren.1

Risiken waren bekannt
Das kommerzielle Sammeln von Blutplasma war nicht erst seit HIV/AIDS problematisch. Schon Jahre zuvor war deutlich geworden, dass Hepatitis B durch Blutprodukte übertragen werden kann und deshalb Spender, bei denen diese Erkrankung häufig ist, möglichst ausgeschlossen werden sollten.
Das kümmerte Cutter offensichtlich recht wenig. In den Gerichtsunterlagen findet sich ein Brief des Managers des Oakland Plasma Center, der seinem Vorgesetzten über eine Inspektion berichtete. Die Behörden beanstandeten, dass ehemalige Drogenabhängige spenden durften. Der Manager schrieb, das sei nach den Regeln von Cutter zulässig und außerdem bedeute ein Ausschluss, dass man viele SpenderInnen verlieren würde.2
Relativ früh war der Übertragungsweg von HIV erkannt. Es lag nahe, dass Maßnahmen, die eine Hepatitis B-Übertragung bei Gerinnungsfaktoren verhinderten, auch gegen HIV helfen würden.
Bereits im Januar 1982 schrieb J. Hjorth in einem internen Cutter-Memo: „Ein Hepatitis-sicherer Faktor IX der Behringwerke befindet sich in klinischen Studien in New York und Dr. Lou Aledort vom Mt. Sinai (Krankenhaus) stellt fest, dass es unethisch wäre, sobald dieses Produkt zugelassen ist, PatientInnen noch eine andere Therapie zu geben.“3 Allerdings stand bei Cutter nicht die Sorge um die Sicherheit der Kranken im Vordergrund. Denn es heißt weiter: „Ich gebe diese Information weiter, weil wir offensichtlich harten Wettbewerb zu befürchten hätten, wenn Hyland und Behringwerke uns mit Faktor VIII und Faktor IX zu weit voraus wären. Ich wäre sehr an ihrer Einschätzung interessiert, wann wir frühestens Produkte haben, die mit diesen beiden Produkten konkurrieren können.“
Cutter hatte die Entwicklung verschlafen. Ein Jahr später, im Januar 1983, drängte Cutter Mitarbeiter M. Mazen mit Blick auf AIDS, sich mit der Zulassung von sicheren Gerinnungsfaktoren zu beeilen. „Auch ohne harte Daten ist es sicher logisch, dass ein hitzebehandeltes Produkt, ohne die klinische Wirksamkeit zu opfern, potenziell sicherer ist als ein unbehandeltes.“4

Beschwichtigen statt handeln
Im Mai 1983 veröffentlichte Cutter in den USA eine neue Ausgabe seiner PatientInnenzeitschrift Echo für Bluterkranke. Einziges Thema: AIDS. „Wir von Cutter möchten Sie wissen lassen, dass ihr Wohlergehen unsere erste Sorge ist. Wir tun alles was möglich ist, (...) Vorsichtsmaßnahmen umzusetzen, mit dem Ziel, das Risiko für Personen mit Hämophilie zu minimieren.“ 5
Im Oktober 1983 wird bekannt, dass ein regelmäßiger Cutter-Blutspender an AIDS gestorben ist. Auch in der deutschen Bayer-Zentrale ist man beunruhigt. Der Cutter Öffentlichkeitsarbeiter versucht zu beruhigen.6 Man habe angekündigt, alle Produkte, die Blut von dem Spender enthielten, zurückzurufen. Seines Wissens seien keine Produkte nach Deutschland geliefert worden. Außerdem werde die PR-Agentur Hill-Knowlton eingeschaltet.

Wenns ums Geld geht ...
1983 kursierte bei Cutter ein ausführliches Memo, das die Risiken von AIDS und die Sicherheit von Cutter-Produkten thematisierte und offensichtlich der Außenverteidigung dienen sollte. Allerdings steht dort auch, dass bisher alle Bluterkranken, bei denen ein „AIDS-ähnliches Syndrom“ diagnostiziert wurde, Gerinnungsfaktoren erhalten hatten.7
Ende 1983 hatte Cutter endlich ein hitzebehandeltes Produkt am Markt. Doch die Einführung verlief nur schleppend und das alte Produkt wurde weiter verkauft. Während in den Industrieländern – wegen des öffentlichen Drucks die Umstellung langsam voranging, sah das im Fernen Osten ganz anders aus. Cutters Marketingplan für die Region spricht da Bände. Während der Verkauf in Neuseeland wegen AIDS zusammenbrach, wurde in Asien munter das alte Produkt weiterverkauft. Begründung: „AIDS ist in Asien noch kein großes Thema. Vielleicht weil der Region so viele andere Gesundheitsgefahren größere Sorgen bereiten. Das Hepatitis-Risiko amerikanischer Konzentrate ist keine so große Sorge in einer Region, wo Hepatitis B so prävalent ist.“ „Wenn wir Bedarf für das hitzebehandelte Produkt im Fernen Osten sehen, werden wir rasch handeln. Andernfalls werden wir versuchen weiterhin die Märkte mit billigem Standard Koate und Knyne zu dominieren.“8 Es ging nur ums Geld. Denn bereits 1984 hatte Cutter im Marketingplan festgestellt, ein Umtausch in sichere Produkte in Asien würde zwei Millionen US$ Verlust bedeuten, das mache man nicht.9

Komplizen der Industrie
Nicht nur die Hersteller von Blutprodukten handelten verantwortungslos. Auch die Aufsichtsbehörde FDA in den USA versagte. Das geht aus einem Cutter-Memo über ein Gespräch mit der FDA am 21. Dezember 1982 hervor. Damals war der Behörde die mangelnde Kontrolle Cutters, auf gesunde Spender zu achten, wohl doch zu viel geworden. Thema waren die Blutbanken an der mexikanischen Grenze und eine Sammelstelle mit einem hohen Anteil homosexueller Spender (die die höchste Rate von AIDS-Erkankungen aufwiesen). Dr. Donahue von der FDA verlangte von Cutter, wenigstens keine Spenden von Gefängnisinsassen mehr zu Gerinnungsfaktor zu verarbeiten. Dabei ging es ihm nach Ansicht von Cutter weniger darum, die Empfänger zu schützen als etwas gegen das in der Öffentlichkeit „gefühlte Risiko“ zu unternehmen.10 Donahue bat um einen Brief von Cutter als „Munition“ gegen weitere verpflichtende Kontrollmaßnahmen durch die FDA. Auch solle Cutter unbedingt zu einem öffentlichen Treffen der staatlichen Centers for Disease Control and Prevention (CDC) kommen, da dort „die Demographie bezahlter Spender diskutiert“ würde.
Ein Treffen der Blutgerinnungsfaktor-Industrie mit der FDA im Mai 1985 zeigt, dass die Komplizenschaft mit den Herstellern anhielt. Damals hatten schon alle Firmen Produkte auf dem Markt, die Virus-inaktiviert waren. Dennoch waren die alten Produkte noch zugelassen. Dr. Harry Meyer forderte die Hersteller auf, freiwillig auf die Vermarktung dieser Produkte zu verzichten. S.J. Ojala von Cutter fasste die Diskussion so zusammen: „(Meyer) erklärte, obwohl die FDA die Zulassungen für ungültig erklären könnte, wolle er keine Aufmerksamkeit auf die Tatsache lenken, dass die FDA diesen Zustand so lange geduldet hatte. Er wolle die Sache lautlos (Unterstreichung im Original) erledigen, ohne den Kongress, die medizinische Fachwelt und die Öffentlichkeit zu alarmieren.“11
Auch in Deutschland hatte die Aufsicht über die Industrie kläglich versagt. Ein Untersuchungsausschuss des Bundestages befasste sich ausführlich mit den Schwächen im System.12 Wie berechtigt die Forderungen der Pharma-Kampagne damals waren, zeigen die Erfahrungen aus Belgien und Norwegen. Dort wurden die Bluterkranken mit Gerinnungsfaktor versorgt, der aus freiwilligen Spenden aus dem eigenen Land stammte. Außerdem wurden nicht Tausende von Spenden zusammengekippt. So waren 1985/86 in Belgien 5,9% und in Norwegen 6,3% der Bluterkranken HIV-positiv, in Deutschland dagegen 47,4%.13
Autor: Jörg Schaaber, Buko Pharmakampagne

Die CBG und der Blutprodukte-Skandal

Die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) hat der Blutprodukte-Skandal ebenfalls von Anfang an beschäftigt – und er tut es bis heute. So setzt sie das Thema immer wieder auf die Agenda der BAYER-Hauptversammlungen. Schon in den 1990er Jahren kritisierte die Coordination die Skrupellosigkeit, mit welcher der Leverkusener Multi kontamierte Blutprodukte einsetzte, obwohl es längst Verfahren zur Inaktivierung des AIDS-Erregers gab, und bezeichnete das Vorgehen als das, was es auch ist: gefährliche Körperverletzung mit Todesfolge. Zudem prangerte die CBG die von dem Unternehmen geübte Praxis an, zur Beschaffung des Rohstoffes „Blut“ sogar mit Diktatoren wie Anastasio Somoza, dem „Vampir von Nicaragua“, zusammenzuarbeiten. Wegen dieses Verhaltens forderte die CBG angemessene Entschädigungen und strafrechtliche Konsequenzen ein, wie sie auch ManagerInnen anderer an dem Pharma-GAU beteiligter Firmen über sich ergehen lassen mussten. Darüber hinaus suchte die Coordination den Kontakt mit Betroffenen wie Todd Smith und kooperierte mit ihnen. 1998 nahm der inzwischen verstorbene Smith sogar den langen Weg aus den USA auf sich, um zur BAYER-Hauptversammlung zu reisen. Schon an den Rollstuhl gefesselt konfrontierte er dort die Vorstandsriege und die AktionärInnen mit seinem Schicksal und griff die Geschäftspolitik scharf an. „Tausende von Blutern in den USA wurden durch BAYER-Produkte infiziert, viele Tausend weitere auf der übrigen Welt. Viele sind an AIDS gestorben, und viele haben Frauen und Kinder mit dieser Krankheit unwissentlich infiziert. All dieses Leid wurde durch ein Produkt ausgelöst, das hätte sicher sein können!“, kritisierte der US-Amerikaner. Er nannte den HV-BesucherInnen auch gleich den Grund für die mangelnde Sorgfaltspflicht. „Die bestehende Technik wurde nicht eingesetzt, da sich bei dem Verfahren die Menge des Plasmas auf ein Viertel reduziert hätte. Dementsprechend wären auch die Profite der Firma BAYER geschrumpft. Finanzielle Gründe waren also wichtiger als die Sicherheit der Patienten! Diese Entscheidung hat Tausenden von Blutern das Leben gekostet!“, so der Bluter damals. Der damalige Vorstandsvorsitzende Manfred Schneider reagierte darauf mit routinierten Beileidsbekundigungen, lehnte jedoch jegliche Verantwortung ab und sprach stattdessen von einem „tragische(n) Schicksal“. Mit ähnlichen Textbausteinen zogen sich dann seine Nachfolger aus der Affäre. Noch auf der letzten Hauptversammlung im April diesen Jahres wies BAYER-Chef Marijn Dekkers die Aufforderung des Bluters Andreas Bemeleit ab, die Kranken angemessen zu unterstützen, setzte sich aber dennoch als „verlässlicher Partner“ der Geschädigten in Szene.

1 BUKO Pharma-Kampagne (1982) Das Blut der Armen – Medikamente für die Reichen?
2 Ichikawa D (1981) Letter to R. Barden 19 May. Cutter Laboratories. Oakland Plasma Center. http:dida.library.ucsf.edu/pdf/zeu13j10
3 Hjorth J (1982) Cutter memo to M. Sternberg 27 January http:
dida.library.ucsf.edu/pdf/hgu13j10
4 Mazen M (1983) Chimp testing of hepatitis-safe Koate. Cutter memo to M M Sternberg. 4 Jan.
5 Cutter (1983) Foreword. Echo Vol 4, No. 1, May http:dida.library.ucsf.edu/pdf/lgu13j10
6 Modersbach RJ (1983) Cutter Memo an W Schmidt 31 Oct. www.baumhedlundlaw.com/hemophilia/exhibits/Exhibit-26-FNC.pdf
7 Ashworth JN (1983) Letter to B. Dyos 1 June http:
dida.library.ucsf.edu/pdf/igu13j10
8 Cutter (o.J.) 1985 Far East Region. Preliminary marketing plan. http:dida.library.ucsf.edu/pdf/kfu13j10
9 Cutter (o.J.) 1984 budget Far East. http:
dida.library.ucsf.edu/pdf/hfu13j10
10 Ojala (1982) Cutter memo: More AIDS and FDA. 21 Dec http:dida.library.ucsf.edu/pdf/weu13j10
11 Ojala SJ (1985) Cutter memo: Non-Heat Treat License. 30 May http:
dida.library.ucsf.edu/pdf/ofu13j10
12 Deutscher Bundestag (1994) Zweite Beschlußempfehlung und Schlußbericht des 3. Untersuchungsausschusses nach Artikel 44 des Grundgesetzes. Drucksache 12/8591
13 Deutscher Bundestag (1994) aaO., S. 106